RETAIL 2021-Q2
RETAIL MAGAZIN | HANDELSVERBAND
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MEHR ALS NUR „SENIOREN“<br />
Unternehmungslustig. Die Generation 55+ ist aktiv und in Bewegung,<br />
reist und konsumiert gerne, achtet auf Marken und gute Qualität.<br />
»<br />
Anstatt Personen<br />
primär nach ihrem Alter<br />
zu clustern, sollten<br />
Werte, Vorlieben und<br />
Lebensstile als Merkmale<br />
der Differenzierung in den<br />
Vordergrund treten.<br />
«<br />
Nikolaus Köchelhuber<br />
Managing Director EY-Parthenon<br />
Wie die Generation 55+ shoppt, hat<br />
der Handelsverband gemeinsam mit<br />
dem Marktforschungsinstitut MindTake<br />
Research und der Preisvergleichsplattform<br />
idealo erfragt. Handelsverband-Geschäftsführer<br />
Rainer Will fasst<br />
das Ergebnis zusammen: „Die älteren<br />
Österreicher kaufen noch immer am<br />
liebsten im stationären Handel ein – bevorzugt<br />
im Supermarkt (23 Prozent), im<br />
Fachmarktzentrum (14 Prozent) und im<br />
Shoppingcenter (13 Prozent). Der Onlinehandel<br />
kommt in dieser Altersgruppe<br />
nur auf eine Zustimmungsrate von 13<br />
Prozent.“ Ein Grund dafür ist, dass beim<br />
Kundenservice mehr Wert auf den persönlichen<br />
Kontakt gelegt wird.<br />
Strategieberater Nikolaus Köchelhuber<br />
geht davon aus, dass sich angesichts der<br />
veränderten Definition von „Alter“ die<br />
Erwartungen an die „Best Ager“ im Alltag<br />
verändern: „Sei es durch aktive Unterstützung<br />
im Familienkreis, wohltätige<br />
Aktivitäten oder berufliche Tätigkeit<br />
im Pensionsalter – oder einfach durch<br />
aktive Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben, zum Beispiel im Verkehr, im Handel<br />
oder in sportlichen Einrichtungen.“<br />
Auch ist davon auszugehen, dass sich<br />
Konsummuster innerhalb der Generation<br />
55+ zunehmend diversifizieren,<br />
meint Köchelhuber: „Der Begriff ‚Senioren‘<br />
als Klassifizierung einer Zielgruppe<br />
greift zu kurz. Anstatt Personen primär<br />
nach ihrem Alter zu clustern, sollten<br />
Werte, Vorlieben und Lebensstile als<br />
Differenzierungsmerk male in den Vordergrund<br />
treten.“ Die „Best Ager“ wollen<br />
mit entsprechenden Angeboten adressiert<br />
werden. „Produkte und Dienstleistungen<br />
mit ‚Senioren‘-Stempel werden<br />
vermehrt auf Abneigung stoßen, da sich<br />
‚Best Ager‘ auch selbst nicht mehr primär<br />
über ihr Alter definieren, sondern<br />
über ihre persönlichen Interessen, Wertigkeiten<br />
und Überzeugungen.“<br />
In der aktuellen Covid-19-Pandemie<br />
ist und war in Bezug auf ältere Personen<br />
meist die Rede von einer „vulnerablen<br />
Gruppe“ – laut EY-Experten Köchelhuber<br />
ist „das Alter als Indikation für die körperliche<br />
Verwundbarkeit beziehungsweise<br />
Gesundheit gewiss wieder mehr<br />
ins Zentrum gerückt“. Auch durch altersabhängige<br />
Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
der Pandemie, etwa im Rahmen<br />
der Impfpläne, hat das Alter als Merkmal<br />
wieder an Bedeutung gewonnen.<br />
Trotzdem ist Strategieberater Köchelhuber<br />
überzeugt, dass das positive Bild der<br />
älteren Menschen bleiben wird: „In der<br />
Hoffnung auf ein absehbares Ende der<br />
Pandemie ist langfristig von keinen gravierenden<br />
Veränderungen auf das Image<br />
der ‚Best Ager‘ auszugehen.“<br />
/ <strong>Q2</strong>/<strong>2021</strong><br />
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