RETAIL 2021-Q2
RETAIL MAGAZIN | HANDELSVERBAND
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AKTUELL<br />
ÖSTERREICH AM<br />
VIRTUELLEN MARKTPLATZ<br />
Von A wie Amazon bis Z wie Zalando: Die Auswahl an Onlinemarktplätzen<br />
ist groß. Welche davon für heimische Händler wichtig sind und was<br />
eine erfolgreiche Präsenz ausmacht – ein Überblick.<br />
Text / Sabina König<br />
Das Konzept Markt bewährt sich seit<br />
Jahrtausenden: Märkte sind meist gut gelegen,<br />
übersichtlich und einladend arrangiert.<br />
Bei einer Einkaufstour können<br />
Kunden die Waren unterschied lichster<br />
Händler kaufen. Das virtuelle Pendant<br />
bietet die gleichen Vorzüge – und noch<br />
mehr: Onlinemarktplätze präsentieren<br />
die Produkte verschiedenster Anbieter,<br />
sind attraktiv gestaltet und einfach zu<br />
bedienen. Händler profitieren von der<br />
technologischen Infrastruktur und vom<br />
Marketing der Plattformen, das ihnen<br />
die internationale „Laufkundschaft“ direkt<br />
an den virtuellen Marktstand bringt.<br />
Außer dem können sie gegen eine Gebühr<br />
beziehungsweise Provision viele Aufgaben<br />
der Plattform übertragen – etwa<br />
die Abwicklung der Zahlungen, das Fulfillment,<br />
die Lagerung und den Kundenservice.<br />
Gerade für kleine Unternehmen<br />
ist die Präsenz auf Onlinemarktplätzen<br />
daher oft eine sinnvolle Alternative oder<br />
Ergänzung zum eigenen Webshop.<br />
AMAZON: PLATZHIRSCH<br />
IM E-COMMERCE<br />
Der E-Commerce-Markt ist konzentriert,<br />
wenige große Player geben den Ton an:<br />
Die zehn größten Webshops erwirtschaften<br />
in Österreich gemeinsam fast die Hälfte<br />
des Umsatzes. Rund ein Viertel davon<br />
entfällt auf den Marktführer, den US-Giganten<br />
Amazon. Eine regionale Antwort<br />
auf die Dominanz von Amazon gab die<br />
Österreichische Post 2017 mit shöpping.<br />
at, einem Onlinemarktplatz ausschließ-<br />
lich für heimische Kunden. Die Corona-<br />
Krise bescherte dem Portal einen kräftigen<br />
Wachstumsschub: Der Handelsumsatz<br />
hat sich im Vergleich zum Vorjahr<br />
verdreifacht. Welche Plattform für welchen<br />
Händler geeignet ist, hänge vom<br />
Produkt und von den unternehmerischen<br />
Zielen ab, erklärt der Berater und Händler<br />
Markus Miklautsch. Er ist überzeugt:<br />
„Wer erste Marktplatzerfahrungen in<br />
einem geschützten, regionalen Raum<br />
sammeln möchte, sollte bei shöpping.at<br />
ansetzen. Möchte man aber richtig Geld<br />
verdienen, führt kein Weg am Marktplatz<br />
Amazon vorbei. Hier lassen sich schnell<br />
und einfach Verkäufe erzielen.“<br />
ENTWICKLUNGEN MIT POTENZIAL<br />
Künftig könnten weitere Anbieter das<br />
Kräfteverhältnis im E-Commerce verändern.<br />
Potenzial ortet Miklautsch etwa bei<br />
der Niceshops Gruppe, die insgesamt 24<br />
Marktplätze mit Fokus auf Spezial themen<br />
wie Radfahren betreibt. Lag der Umsatz<br />
von shöpping.at im Vorjahr bei 55 Millionen<br />
Euro, konnte Niceshops 100 Millionen<br />
Euro erwirt schaften. Um als Händler<br />
gelistet zu werden, ist allerdings eine<br />
Bewerbung nötig. Außerdem gibt es auf<br />
dem riesigen Nachbarmarkt Deutschland<br />
laut Miklautsch noch weitere für österreichische<br />
Händler durchaus interessante<br />
Marktplätze. Neben etablierten Portalen<br />
wie Ebay entwickeln sich hier neue Projekte,<br />
die man im Auge behalten sollte:<br />
So setzt beispielsweise die Otto Group gerade<br />
dreistellige Millionenbeträge für die<br />
Entwicklung eines eigenen Marktplatzes<br />
ein. Mit hohen Investitionen erkämpfte<br />
sich auch Zalando die Marktführerschaft<br />
im Mode-Onlinehandel. Derzeit baut das<br />
Unternehmen sein Connected-Retail-<br />
Modell aus, das auch stationären Einzelhändler<br />
den Verkauf ihrer Waren auf<br />
Zalando ermöglicht.<br />
EINE BÜHNE FÜR<br />
KLEINE UNTERNEHMEN<br />
Die Pandemie hat das Thema Regionalität<br />
in den Fokus der Konsumenten<br />
gerückt. Auch für Amazon ein Anreiz,<br />
kleine österreichische Unternehmen in<br />
die Auslage zu stellen: Mit dem im April<br />
<strong>2021</strong> eröffneten Österreich-Shop baute<br />
Amazon sein Storefronts-Konzept für<br />
kleine und mittlere Unternehmen aus.<br />
„Damit kommen wir dem Wunsch unserer<br />
Händler nach mehr Sichtbarkeit<br />
nach und ermöglichen es zugleich den<br />
Kunden, regional einzukaufen“, erklärt<br />
Franziska Helmetsberger, PR-Managerin<br />
bei Amazon. Das Unternehmen setzt<br />
verschiedene Maßnahmen, um den Betrieben<br />
eine Bühne zu geben: „Wir stellen<br />
auch die Menschen und Geschichten<br />
hinter den Unternehmen vor, damit die<br />
Kunden wissen, wen sie mit ihrem Einkauf<br />
bei Amazon unterstützen – nicht nur<br />
direkt im Österreich-Shop, sondern auch<br />
bei unseren Social-Media-Aktivitäten<br />
und bei speziellen Events wie dem Prime<br />
Day“, sagt Helmetsberger. Händler, die<br />
sich gerne selbst in der Auslage sehen<br />
möchten, sind herzlich eingeladen, ihre<br />
Vorschläge einzubringen. Dass Amazon<br />
für viele österreichische Betriebe das<br />
Tor zu internationalen Märkten ist, hat<br />
sich im Krisenjahr einmal mehr gezeigt.<br />
Öster reichische KMU haben im Jahr<br />
2020 85 Prozent ihres Umsatzes durch<br />
Verkäufe ins Ausland erwirtschaftet –<br />
Tendenz steigend.<br />
30 / <strong>Q2</strong>/<strong>2021</strong>