RETAIL 2021-Q2
RETAIL MAGAZIN | HANDELSVERBAND
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AKTUELL<br />
DER KAMPF UM<br />
GLEICHBEHANDLUNG UND<br />
REGIONALE EXISTENZEN<br />
Während internationale Onlinekonzerne wie Amazon in Österreich<br />
Umsatzrekorde verzeichnen, werden in den kommenden zwei Jahren rund<br />
5.000 heimische Händler schließen müssen. Der österreichische Handelsverband<br />
setzt sich deshalb für eine gerechte Besteuerung aller Marktteilnehmer ein.<br />
Text / Gerald Kühberger<br />
2020 war das Rekordjahr für den Händler<br />
internationalen Onlinehandel. Die Umsätze<br />
in Österreich registrierter ausländischer<br />
Versandhandelsunternehmen<br />
sind laut Finanzministerium von<br />
3,4 Milliarden Euro auf 4,4 Milliarden<br />
Euro gestiegen. Das entspricht einem<br />
Wachstum von 30 Prozent. Auch heimische<br />
Händler, die online vertreiben,<br />
konnten mit 17 Prozent ein starkes Umsatzwachstum<br />
verzeichnen. Das Problem<br />
dabei ist die Ungerechtigkeit auf<br />
allen regulatorischen Ebenen: Während<br />
Händler mit Betriebsstätte in Österreich<br />
nicht nur Steuern, sondern auch Abfallgebühren<br />
korrekt begleichen, sieht die<br />
Situation bei den Onlinegiganten ohne<br />
heimische Betriebsstätte vielfach anders<br />
aus. „Österreichische Händler müssen<br />
zahlreiche Zwangsabgaben, Gebühren<br />
und hohe Lohnnebenkosten stemmen,<br />
die europaweit ihresgleichen suchen. Im<br />
Endeffekt führt dies dazu, dass unsere<br />
im Vergleich geringere Werbebudgets<br />
und auch weniger Gelder für<br />
Investitionen in ihr digitales Geschäftsmodell<br />
zur Verfügung haben. Das Ergebnis<br />
dieser Fehlentwicklungen sehen wir<br />
nun schwarz auf weiß“, sagt Rainer Will,<br />
Geschäftsführer des Handelsverbands.<br />
Ungleichgewicht. Da sie keine Betriebsstätten<br />
in Österreich betreiben, entfallen<br />
für Händler wie Amazon viele Steuern.<br />
JEDER VIERTE HÄNDLER<br />
IST ZAHLUNGSUNFÄHIG<br />
Akuter Handlungsbedarf besteht, da<br />
bereits jeder vierte Händler zahlungsunfähig<br />
ist und hunderttausende Arbeitsplätze<br />
gefährdet sind. Der Handelsverband<br />
hat österreichische Händler aller<br />
Größenklassen umfassend befragt. Die<br />
Ergebnisse sind besorgniserregend: Fast<br />
die Hälfte aller heimischen Betriebe leiden<br />
unter Existenzängsten, 42 Prozent<br />
können eingehende Rechnungen nicht<br />
mehr bezahlen. Eine neue Studie von<br />
RegioPlan bestätigt die Befragungsergebnisse<br />
des Handelsverbands: Demnach<br />
müssen in den nächsten zwei Jahren<br />
bis zu 5.000 Geschäfte schließen.<br />
Daher ist die Politik jetzt zu konsequentem<br />
Handeln aufgefordert.<br />
„Wir danken dem Finanzminister für<br />
die transparente Veröffentlichung der<br />
Umsatzsteuerdaten im ersten Schritt.<br />
Fotos / iStock, Pexels<br />
62 / <strong>Q2</strong>/<strong>2021</strong>