536 | gt!nfo Mai 2021
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Foto: Stadt Gütersloh
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Bereitschaftspflege: Familie
Löhr gibt seit zehn Jahren
Kindern aus schwierigen
Verhältnissen vorübergehend
ein liebevolles Zuhause.
Unser Bild zeigt Michael
und Michaela Löhr mit ihrer
Tochter Emily.
SERIE: „Pflegeeltern gesucht!“ – Teil 3
Ein liebevolles
Zuhause auf Zeit
Die Bereitschaftspflege
nicht abschrecken und blieb Bereitschaftspflegestelle.
Michael Löhrs kurze Begründung:
„Wir empfinden das als sinnhaft
und sehr erfüllend.“ Welche Eigenschaften
Bereitschaftspflegeeltern mitbringen sollten?
„Sehr viel Offenheit, Flexibilität, eine gewisse
Stresstoleranz und ein großes Herz.“
Big Family: Diese Wörter sind nicht von ungefähr
Bestandteil der E-Mail-Adresse der
Familie Löhr. Michael (46) und Michaela (54)
Löhr haben nicht nur fünf eigene, inzwischen
mehrheitlich erwachsene Kinder, sondern
seit zehn Jahren auch Pflegekinder – und
zwar auf Zeit. Als Bereitschaftspflegeeltern
bieten sie Mädchen und Jungen, die nicht
mehr in ihrer leiblichen Familie leben können,
ein liebevolles Übergangs-Zuhause, erst
kürzlich zum Beispiel den Geschwistern Pia
(1,5 Jahre) und Ben (3 Jahre – beide Namen
geändert). Damit sind die Löhrs wie auch
derzeit sieben weitere Bereitschaftsfamilien
eine unverzichtbare Säule im Netzwerk des
Pflegekinderdienstes der Stadt Gütersloh, für
den die Sicherung des Kindeswohls an erster
Stelle steht.
Oft geht es ganz schnell. Dann bleiben
zwischen der Inobhutnahme eines Kindes
durch das Jugendamt und der Ankunft in
der Bereitschaftspflegefamilie nur ein paar
Stunden. Für die Löhrs kein Problem. Im Haus
ist immer ein freies Kinderzimmer hergerichtet.
Den Familienzuwachs nehmen die
Vollzeit-Bereitschaftspflegemutter, ihr Mann
und die noch zuhause wohnenden Töchter
Johanna (16) und Emily (19) auf, ohne über
die leiblichen Eltern zu urteilen. Patricia Hanschmidt-Engelmann
vom Pflegekinderdienst
erklärt: „In der Herkunftsfamilie besteht in
der Regel eine Kombination aus mehreren
Problemlagen. Aus dieser Überforderung
können Gewalt und Verwahrlosung resultieren.“
Die Pflegekinder wissen vom ersten Tag
an, dass sie auf Zeit bei den Löhrs leben,
bis sie entweder in den elterlichen Haushalt
zurückkehren oder zum Beispiel in eine
Dauerpflegefamilie oder eine Wohngruppe
wechseln. Michaela und Michael Löhr haben
bereits mehr als 60 Mädchen und Jungen
für Tage, Wochen oder Monate ein vorübergehendes
Zuhause gegeben. Noch nie in
zehn Jahren haben sie sich „beurlauben“
lassen, noch nie ein Pflegeverhältnis früher
abgebrochen. Dabei war gleich das erste
eine Herausforderung, wie sich Michael Löhr
erinnert: „Ein vollpubertierender 16-Jähriger.
Das war das erste und zugleich letzte
Kind, bei dem wir tief durchgeatmet haben“,
erzählt er lachend. Das Ehepaar ließ sich
Können Sie sich vorstellen, auf Dauer
oder auf Zeit ein Pflegekind aufzunehmen?
Nähere Informationen zum Thema
gibt es unter www.guetersloh.de
(Suchbegriff Pflegekinderdienst). Dort
finden Sie auch die Kontaktdaten des
Pflegekinderdienstes der Stadt Gütersloh.
Die Mitarbeiterinnen laden zu einer
unverbindlichen Kontaktaufnahme per
Telefon oder E-Mail ein und stehen für
Gespräche unter der Telefonnummer
0 52 41/82 22 78 gern zur Verfügung.
Die eigenen Kinder haben die zusätzlichen
Spielkameraden immer gern integriert, wie
Emily Löhr bekräftigt: „Ich war neun, als wir
das erste Bereitschaftspflegekind bekamen.
Es war immer total cool, jemand Neuen zum
Spielen zu haben.“ Und sie betont: „Wir leiblichen
Kinder haben nie das Gefühl gehabt,
zu kurz zu kommen.“
Kontinuierlich steht das Ehepaar Löhr im
Kontakt mit dem Pflegekinderdienst der
Stadt Gütersloh, der Pflegeeltern schult,
fachlich begleitet und miteinander vernetzt
und dessen Mitarbeiterinnen rund um die Uhr
ansprechbar sind. Für ihre Arbeit erhalten
Pflegeeltern ein monatliches Pflegegeld.
Das ist mehr als gerechtfertigt, sagt Patricia
Hanschmidt-Engelmann: „Dank ihnen können
wir für Kinder in Notlagen schnell eine
liebevolle Betreuung sicherstellen.“ Nicht
selten erleben diese Kinder erst in ihrer Zeit
bei der Bereitschaftspflegefamilie, was ein
geregelter Tagesablauf ist und dass eine
konsequent-liebevolle Erziehung mit klaren
Grenzen ihnen Sicherheit und Stabilität gibt.
Im besten Fall lernen sie mit der Zeit darauf
zu vertrauen, dass ihre Grundbedürfnisse
nach Essen, Trinken, Hygiene sowie körperlicher
und emotionaler Zuwendung verlässlich
gestillt werden. Es sind diese kleinen, aber
für Kinder ungeheuer bedeutsamen Schritte,
die Bereitschaftspflegeeltern wie dem Ehepaar
Löhr immer wieder aufs Neue die Sinnhaftigkeit
ihres Einsatzes vor Augen führen.
Es ist ein Einsatz für Fremde und ein Einsatz
für die gesamte Gesellschaft. !
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