gab September 2021
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36 KULTUR<br />
FOTO: DANIEL DORNHÖFER<br />
THEATER<br />
ECHT,<br />
MANN?!<br />
Das klassische Männerbild einer souveränen, starken Person,<br />
die im besten Fall Sicherheit bietet, aber als Nebeneffekt<br />
wie ein autoritärer Platzhirsch agiert, hat bereits seit<br />
den 1980ern irgendwie ausgedient. Dummerweise war<br />
der damalige Gegenentwurf – der „Softi“ – genauso verpönt. Das<br />
brachte viele Männer in die Bredouille, da sie nun gar nicht mehr<br />
wussten, wie sie als Mann denn nun sein sollten und gewollt waren.<br />
Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert: Der metrosexuelle<br />
Mann, ein Versuch der 90er, hielt sich nicht lange und wird inzwischen<br />
vom retrosexuellen Mann abgelöst. Der metrosexuelle Mann<br />
lässt typisch weibliche Eigenschaften zu, die sich allerdings oft nur<br />
auf das äußere Erscheinungsbild beschränken und damit eher einen<br />
Modegeschmack als eine Gesinnung bezeugen. Die Antwort darauf<br />
ist der retrosexuelle Mann – eine Rückkehr zum „echten Kerl“, der<br />
mit markantem Aussehen und dominantem Auftreten trotzdem<br />
ein gewisses Feingefühl an den Tag legen soll – was nach wie vor<br />
bleibt ist das seltsame Ringen von typisch männlichen und typisch<br />
weiblichen Eigenschaften, wobei Männer die weiblichen<br />
Eigenschaften offensichtlich mehr scheuen als der<br />
Teufel das Weihwasser.<br />
Die Frankfurter Theatermacherin Carola Moritz hat mit ihrem Projekt<br />
Compagnie en Route und den Schauspielern Christoph Gérard Stein<br />
und Ives Pancera unter dem Titel „Echt, Mann?!“ drei Theaterstücke<br />
zusammengestellt, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit<br />
dem Thema Männlichkeit auseinandersetzen; dabei stellt sich das<br />
Ensemble die Fragen „Wie wollen wir heute unsere Sexualität leben?“<br />
und „Ist das biologische Geschlecht noch wirklich wichtig?“. Die Premiere<br />
wurde coronabedingt seit dem Frühjahr <strong>2021</strong> aufgeschoben<br />
– nun kommen die Stücke endlich auf die Bühne! *bjö<br />
„Echt Mann?!“ – Theaterreihe von Compagnie en route im Kulturhaus<br />
Frankfurt, Pfingstweidstr. 2, Frankfurt, www.kulturhausfrankfurt.de,<br />
www.compagnie-en-route.de<br />
„Striptease“ von Sławomir Mrożek,<br />
Premiere am 3.9., 20 Uhr, weitere Termine am 4. und 29.9.<br />
„Der Kuss der Spinnenfrau“ von Manuel Puig, Premiere am 15.9.,<br />
20 Uhr, weiterer Termin am 16.9.<br />
„Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ von Bodo<br />
Kirchhoff, Premiere am 22.9., 20 Uhr, weiterer Termin am 26.9.<br />
THEATER<br />
Szene aus „Striptease“<br />
The Girl on the Train<br />
ILLUSTRATION: THE ENGLISH THEATRE<br />
Mit einem echten Thriller startet das<br />
English Theatre in seine neue Spielzeit:<br />
„The Girl on the Train“ basiert auf dem<br />
gleichnamigen Roman der britischen<br />
Autorin Paula Hawkins, der auch schon<br />
als Kinofilm für nervenaufreibende<br />
Spannung sorgte.<br />
Rachel Watson ist „The Girl on the Train“:<br />
Jeden Morgen nimmt sie den Vorstadtzug<br />
nach London City – obwohl sie<br />
schon vor langem ihren Job verloren hat.<br />
Die morgendliche Zugfahrt führt vorbei<br />
an ihrem ehemaligen Heim, wo ihr Ex-<br />
Mann Tom mit seiner neuen Frau und<br />
deren gemeinsamen Tochter lebt. Die<br />
Ehe zwischen Rachel und Tom ging vor<br />
langem in die Brüche, unter anderem,<br />
weil Rachel keine Kinder bekommen<br />
konnte. Rachel leidet seitdem unter<br />
Depressionen und Alkoholabhängigkeit.<br />
Täglich beobachtet sie vom Zug aus<br />
ein Pärchen aus Toms Nachbarschaft<br />
das – ihrer Meinung nach – ein perfektes<br />
Leben führt. Doch dann wird die Nachbarin<br />
ermordet aufgefunden. Zunächst<br />
kann Rachel bei der Polizei sachdienliche<br />
Hinweise zum Tag des Verbrechens<br />
geben – doch plötzlich rückt sie selbst<br />
in den Kreis der Verdächtigen. Als Rachel<br />
auf eigene Faust versucht, die Wahrheit<br />
herauszufinden, stößt sie auf ungeahnte<br />
zwischenmenschliche Abgründe …<br />
„Es war ein echter Glücksfall, dass das<br />
English Theatre die Rechte am Bühnenstück<br />
bekommen hat und nun die<br />
Deutschlandpremiere feiern darf“, freut<br />
sich Theater-Chef Daniel Nicolai über<br />
den fulminanten Auftakt der neuen<br />
Spielzeit. Regie führt Psyche Stott,<br />
die 2019 bereits den Ökothriller „The<br />
Children“ am English Theatre in Szene<br />
setzte. *bjö<br />
3.9., Deutschlandpremiere,<br />
The English Theatre, Gallusanlage 7,<br />
Frankfurt, zu sehen bis 6. November,<br />
www.english-theatre.de