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Christkatholisch_2021-17

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<strong>Christkatholisch</strong> <strong>17</strong>/<strong>2021</strong> Hintergrund<br />

7<br />

Pflege der Erinnerungskultur<br />

Was sollen wir mit unseren alten Gebäuden tun? Abreissen, erhalten<br />

oder sie aushöhlen und nur die Fassade stehen lassen? Häuser erzählen<br />

uns Geschichten von unserem Leben, von Menschen – oft über<br />

viele Generationen hinweg. Eine Erinnerungskultur, die je nach Gebäude,<br />

weiter gepflegt wird oder verloren geht. Manche Häuser stören<br />

uns heute, sind Verkehrshindernis, werden gefährlich, weil sie<br />

einzustürzen drohen oder sind viel teurer im Unterhalt – schon wieder<br />

15.000 Franken für die Reparatur des Glockenjoches und dann<br />

regnet es herein …. Oft erinnert nur noch die Kirche mit ihrem<br />

Turm an die gute alte Zeit. Jede Generation stellt sich die Frage neu:<br />

«Wozu brauchen wir die alten Häuser und was bauen wir Neues?»<br />

Verkehrsplanung, Wohnungsmarkt, Denkmalschutz, Energieverbrauch,<br />

Tourismus oder neue Wirtschaftszonen geben den Ton an.<br />

Eine Vision, die man gemeinsam erarbeitet und die ausdrückt, was<br />

die geistigen Fundamente sind, auf denen die Häuser stehen und welches<br />

Ziel man ansteuern will, kommt oft unter die Räder. Es bleibt<br />

die Frage zu beantworten: Für was stehen die Mauern, auch wenn<br />

vielleicht gar keine Mönche mehr in dem Kloster wohnen, die Post<br />

oder das Gasthaus schon geschlossen wurden? Wollen wir uns noch<br />

daran erinnern? Gebäude und ihre Geschichte können uns Wegweiser<br />

für die Visionen und Ziele unserer Zeit sein. Niklas Raggenbass<br />

«Nemesis»<br />

Film von Thomas Imbach<br />

Kinostart: 27.05.<strong>2021</strong><br />

tation über das Schauspielhaus schreibt. Er holte bereits<br />

für die Saison 1933/34 den Grossteil des später<br />

berühmten Emigrantenensembles nach Zürich. Es ist<br />

der Ort, an dem in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

die deutschsprachige Theaterwelt Widerstand gegen<br />

die Barbarei leistete. Joseph Goebbels suchte dies zu<br />

unterbinden, indem der das Schauspielhaus kaufen<br />

wollte, was ihm nicht gelang. Der «Pfauen» blieb ein<br />

Leuchtturm der geistigen Landesverteidigung. Die<br />

Schweizer Nazis wollten Ferdinand Rieser zunichte<br />

machten. Sie schimpften auf das «Judentheater am<br />

Heimplatz» und die Frontisten zündeten gar eine<br />

Bombe im Schauspielhaus, so Ursula Amrein in ihrem<br />

Standardwerk «Los von Berlin». Es ist die Bühne, auf<br />

der grosse Uraufführungen stattfanden und die in der<br />

Theaterwelt den Ton angab – Werke von Ödön von<br />

Horvath, Else Lasker-Schüler, die «Dreigroschenoper»<br />

oder «Mutter Courage» von Bertolt Brecht mit Therese<br />

Giehse in der Hauptrolle oder die Werke von Max<br />

Frisch und Friedrich Dürrenmatt wurden hier aufgeführt.<br />

Schaffhausen/Thurgau West<br />

Was soll mit dem «Pfauen» geschehen?<br />

Das Schauspielhaus Zürich ist ein Haus mit Geschichte,<br />

ein Gedenkort und eine Bühne auf der auch heute<br />

gesellschaftskritisches Theater zu erleben ist. Es ist<br />

mitverantwortlich für eine Erinnerungskultur, die als<br />

Seismograph alle Menschenfeindlichkeit und alles Lebensbedrohende<br />

anzeigt. Gehört das Gebäude zur Vision<br />

der Stadt Zürich?

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