Lykische Grabarchitektur Vom Holz zum Stein ?
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geführten Querträgern und den entsprechenden Stützen ermöglicht die Interpretation<br />
des Querträgers als Element zur Aufnahme von Zugkräften. Somit stellen die<br />
Kornspeicher eine in sich logische Bauweise dar, die keiner Erklärung durch lykische<br />
Grabmale bedarf.<br />
Konstruktive Details<br />
Neben einer ersten zeichnerischen Rekonstruktion eines lykischen „Idealgrabes“<br />
liefern Benndorf und Niemann Analyse und Deutungen zu verschiedenen<br />
Detailfragen 38 . „Die Verankerung durch ein die Hütte rings umfassendes Balkenwerk<br />
hellt in überraschender Weise den ursprünglichen Sinn dieser bei den Felsgräbern<br />
gutentheils in reine Zierform übergegangenen Construktionstheile auf. Die Enden der<br />
Querschwellen zeigen in ihrer durch Abarbeitung der Unterfläche bewirkten<br />
Verjüngung diesselbe Tendenz wie die hakenartig aufgebogenen Enden der<br />
Querhölzer..." 39 .<br />
Datierung<br />
Zur Datierung und zur Entwicklungsgeschichte der Felsgräber vermuten Benndorf<br />
und Niemann eine Reduktion und Vereinfachung der Bauformen im Laufe der Zeit.<br />
"Lässt man diejenigen Darstellungen der <strong>Holz</strong>construction, welche ihre<br />
Besonderheiten am genauesten und verständlichsten zeigen als die älteste gelten, ...<br />
(mußte) die ständige Wiederholung des verwickelten Schemas im Laufe der Zeit<br />
abkürzend und schliesslich auflösend wirken ..., wie Structurmotive überall in<br />
Ornament sich zu verflüchtigen pflegen..." . 40<br />
Unbestritten ist das Verdienst der ersten Bauaufnahme lykischer Gräber, von denen<br />
die Wissenschaft, insbesondere bei inzwischen zerstörten Grabanlagen 41 noch heute<br />
profitiert. Die in weiten Teilen hohe Qualität der Darstellung – beispielsweise die<br />
Zeichnungen <strong>zum</strong> Heroon von Trysa 42 - und die wegweisenden Deutungen haben<br />
die Forschungen zur lykischen Baukultur maßgeblich geprägt 43 . Die Ungenauigkeit in<br />
Detailfragen wie das Ausweichen auf Zierformen mangels klarer konstruktiver<br />
Erklärungsansätze – etwa die Deutung der Kassetten - oder der Vergleich der<br />
Grabbauten mit zeitgenössischer türkischer Architektur führten auch im weiteren zu<br />
Verunsicherung. Die die Konstruktion stärker reflektierende, analytischen Ansätze -<br />
etwa eine Untersuchung der einzelnen Bauglieder oder analytische Zeichnungen der<br />
<strong>Holz</strong>bauten in Grund- und Aufrissen – versuchen im folgenden die durch Benndorf<br />
und Niemann vorgelegten Deutungen zu bestätigen, zu verfeinern und in Teilen zu<br />
berichtigen.<br />
Auguste Choisy 1899<br />
Auguste Choisys 44 technischer Ansatz geht von zusammengesetzten <strong>Holz</strong>profilen<br />
aus. Er berücksichtigt dabei Standort und Wuchs der Bäume, deren Stämme an<br />
38<br />
Siehe Kapitel 4 „Vergleichende Darstellung der konstruktiven Merkmale in <strong>Stein</strong> und der<br />
Bauelemente in <strong>Holz</strong>“<br />
39<br />
Benndorf / Niemann, Reisen I, 100<br />
40<br />
Benndorf / Niemann, Reisen I, 103<br />
41<br />
z.B. Grabmal des Xudara in J. Borchhardt, G.Neumann, Die Grabstiftung der Xudara in der<br />
westlichen Chora von Limyra, ÖJh 66, Hauptblatt (1997) 63-74<br />
42<br />
O. Benndorf, G. Niemann, Das Heroon von Gjölbaschi Trysa, Sonderdruck aus dem Jahrbuch der<br />
Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (1889)<br />
43<br />
O. Benndorf, ÖJh 2, 1899, 24 ff<br />
44<br />
A. Choisy, Histoire de l´Architecture I (1899) 250<br />
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