Lykische Grabarchitektur Vom Holz zum Stein ?
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Abbildung 39 Modell Grab CH / 8 als <strong>Holz</strong>konstruktion<br />
Plan 5 Bestand Grab CH I / 8 LM 1999<br />
Plan 6 Rekonstruktion Grab CH I / 8 LM 1999<br />
Aufbau des Grabes<br />
Baukörper<br />
Das Grab ist ein Felsgrab mit einer Fassade von 3,60 m in der Höhe und 5,50 m in<br />
der Breite (Außenkante <strong>Stein</strong>bearbeitung). Die dahinterliegende Grabkammer<br />
entwickelt sich orthogonal zur Fassade mit Innenmaßen von 2,27 in der Breite, 2,42<br />
bzw, 2,17 in der Länge und 2,04 m in der Höhe.<br />
Frontfassade<br />
Die Fassade hat drei Vertikalachsen und zwei Horizontalachsen, also sechs<br />
Fassadenfelder. Der Innenraum entwickelt sich, wie im Schnitt dargestellt, nur hinter<br />
der unteren Fassadenebene, die Zweigeschossigkeit der Fassade setzt sich also<br />
nicht im Innenraum fort. Die Hauptkonstruktion mit den geschwungenen<br />
Bogenbalken unten und oben, die kassettenartigen Rücksprünge der<br />
Sekundärkonstruktion sowie der Dachaufbau sind in lykischen Formen gehalten.<br />
Beide Fassadenfelder werden von der Primärkonstruktion gefaßt und durch einen<br />
Querträger (der Primärkonstruktion) voneinander getrennt.<br />
Innenraum<br />
Der Innenraum weist im Verhältnis zu den anderen Gräbern Limyras zwei<br />
Besonderheiten auf: Als einziges Grab in allen Nekropolen sind auch im Innenraum<br />
konstruktive Elemente in hoher Präzision dargestellt: Sowohl an der horizontalen als<br />
auch an den vertikalen Schnittlinien der Wandflächen sind leicht nach vorne<br />
springende, eben abgearbeitete, pilasterartige Vorsprünge zu beobachten. An den<br />
Ecken, an denen die drei Dimensionen zusammentreffen, sind die horizontal<br />
verlaufenden Wandsprünge deutlich höhenmäßig versetzt. Da die konstruktiven<br />
Elemente aber nicht mit denen der Fassade korrelieren und eine negative Ecke<br />
bilden, stößt die Darstellung bei der Rekonstruktion auf Schwierigkeiten. Die Tür, die<br />
im rechten unteren Feld angeordnet ist und von außen gesehen nach rechts öffnet,<br />
ist genauso wie die obere Begrenzung der beiden Klinen an der gegenüberliegenden<br />
Wandseite in das Netz konstruktiver Bauteile integriert. Das Höhenniveau der<br />
Türschwelle entspricht nicht der Fußbodenebene zwischen den beiden Klinen, man<br />
muß also um das Grab zu betreten, nach unten steigen.<br />
Trotz dieser Ungereimtheiten hat der Betrachter der Grabkammer den Eindruck<br />
eines gestalteten Innenraumes. Vor allem die fast zarte Darstellung der Armlehnen<br />
und der leichte Schwung des Kopfteiles zeugen von der hohen Kunstfertigkeit der<br />
Erbauer. Darüberhinaus ist an der Innenseite der nördlichen Kline eine filigrane<br />
<strong>Holz</strong>konstruktion dargestellt, deren Beinchen sich nach unten verjüngen. Auffällig ist<br />
die im Vergleich zu griechischen Vorbildern geringe Klinenhöhe von ca. 40 cm bei 60<br />
cm Breite der Lagerstatt. 174<br />
174 Die Verfasserin hat die unter den Armlehnen dargestellten senkrechten Bauglieder als Klinenfüße<br />
interpretiert. Beides wurde jedoch von J. Borchhardt, der es für möglich hält, daß hier ein Zoroastrier<br />
in einem Astodan bestattet wurde, im August 2000 bezweifelt. Siehe dazu auch die „Verzierung einer<br />
Todtenbank“ bei Benndorf / Niemann, Reisen II 30 Fig. 22<br />
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