Lykische Grabarchitektur Vom Holz zum Stein ?
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möglichen konstruktiven Genese der Grabbauten nachgespürt. Sie geht in ihrem<br />
baukonstruktiven Teil – wenn auch hypothetisch – darüber hinaus.<br />
Die Beschreibung der Merkmale der Grabanlagen in einer baulich-konstruktiven<br />
Systematik für den Gesamtbau sowie für Details erlaubt zusammen mit dem Aufbau<br />
einer Typensammlung eine für alle Erscheinungen der Gräber offene Matrix 78 . Damit<br />
wird der Vielzahl der Grabbauten, der offensichtlich parallelen Entwicklung 79<br />
verschiedener Grabtypen und den möglicherweise damit verbundenen<br />
unterschiedlichen gestalterischen, funktionalen und symbolhaften Vorstellungen und<br />
Beweggründen der Erbauer in Limyra Rechnung getragen.<br />
Die bauliche Umsetzung ergänzt – technisch-konstruktiven Gesetzmäßigkeiten<br />
folgend – fehlende, durch Befund nicht gesicherte Erkenntnisse. Durch die<br />
Herstellung und Anwendung komplexer Verbindungen sowohl im Detail als auch am<br />
Gesamtgebäude wurden <strong>zum</strong> einen <strong>Holz</strong>häuser im lykischen Stil als<br />
Demonstrationsobjekte realisiert, <strong>zum</strong> anderen konnte eine Lösung bisher offener<br />
Detailfragen 80 wie die Rolle der Sekundärkonstruktion, die Bogenbalken oder das<br />
traditionell-lykische Dach, erreicht werden.<br />
Der Prozeß: Rückkopplung zwischen <strong>Stein</strong> und <strong>Holz</strong><br />
Das Hauptziel der Arbeit, nämlich die Kongruenz von Versuchsbauten und<br />
eventuellen Ursprungsgebäuden 81 aufzuzeigen, sollte nicht durch einmaligen Entwurf<br />
und Durchführung desselben nach dem Studium der Grabanlagen, sondern durch<br />
eine ständige Rückkoppelung zwischen Beobachtungen im Bestand und konkreter<br />
Bautätigkeit erreicht werden. Diese prozeßhafte Vorgehensweise erlaubte auch die<br />
Integration der die Konstruktion beeinflussenden Disziplinen Statik, Bauphysik,<br />
Baugeschichte und Städtebau. Obgleich eine zeitliche Zuordnung 82 und Datierung<br />
der Gräber nach ihrer Architektur und Konstruktion letztlich nicht erreicht werden<br />
konnte, lassen sich doch die aus Archäologie, Epigraphik und Ikonographie<br />
gefundenen Vorschläge zur Datierung z.T. erhärten 83 .<br />
78<br />
Der Begriff „Matrix“ aus dem lateinischen direkt übersetzt mit „Muttertier, Mätresse, Matrone“ etc.<br />
bezeichnet ein „System, das zusammenhängende Einzelfaktoren darstellt“, in Duden Band 5, Das<br />
Fremdwörterbuch (1974) 451. Im Zusammenhang mit der Ableitung der Konstruktionsthesen aus dem<br />
steinernen Befund wurde der Begriff deshalb eingeführt, um <strong>zum</strong> einen der konstruktiven Genese,<br />
<strong>zum</strong> anderen den gegenseitigen Abhängigkeiten der einzelnen Bauglieder Rechnung zu tragen.<br />
79<br />
Siehe Kapitel 5 „Analyse der <strong>Stein</strong>- und <strong>Holz</strong>bauten – Dimension und Proportion“<br />
80<br />
Siehe Kapitel 4 „Vergleichende Darstellung der konstruktiven Merkmale in <strong>Stein</strong> und der<br />
Bauelemente in <strong>Holz</strong>“<br />
81<br />
Siehe Kapitel 3 „Ableitung einer <strong>Holz</strong>bauweise“<br />
82<br />
<strong>Lykische</strong> Inschriften lassen durch unterschiedliche Tributzahlungen von Grabfrevlern – in Münzen<br />
oder Naturalien – zwei Geschichtsstufen vermuten, die möglicherweise den Lebensdaten des<br />
lykischen Königs Perikles und dessen Vater Trbbenimi entsprechen. Eine analoge baugeschlichtliche<br />
Unterscheidung – angeregt durch J. Borchhardt - in zwei zeitlich gestaffelte Gruppen von Grabbauten<br />
läßt sich jedoch nicht feststellen. Wie in Kapitel 6.2 „Datierung“ näher erläutert spricht vieles für die<br />
zeitgleiche Existenz unterschiedlicher Grabtypen.<br />
83<br />
Vorschläge zur Datierung folgen einerseits der These, den aufwendig gestalteten Gräbern in<br />
lykischen Formen folgen einfache Gräber, die in Limyra sehr zahlreich sind (Kuban). Andererseits wird<br />
vermutet, daß die Gräber in lykischen Formen älter sind als die griechischen, deren Einfluß sich erst<br />
später bemerkbar machte. (Benndorf / Niemann). Eine Datierung, die durch archäologische Befunde<br />
den Zeitpunkt der Erbauung auf ein Jahrzehnt genau definiert, kann durch architektonische Details<br />
nicht gestützt werden.<br />
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