Lykische Grabarchitektur Vom Holz zum Stein ?
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entlang der gewünschten Rissstellen nestartige Vertiefungen in den <strong>Stein</strong> getrieben,<br />
die in Sura 131 teilweise erhalten sind. In diese wurden eiserne Keile getrieben und<br />
Eisenhebel an geeigneten Stellen angesetzt, die die menschliche Körperkraft um ein<br />
dreissig- bis vierzigfaches vervielfachen. Durch Schläge auf Keile und Hebel wurde<br />
der <strong>Stein</strong>block langsam aus dem gewachsenen Fels gelöst. Um das Gewicht des<br />
Blockes zu reduzieren wurde er an Ort und Stelle vorbearbeitet. Ein gutes Beispiel<br />
für die Sicherheit der <strong>Stein</strong>metzen in ihren Techniken stellt ein an der Unterseite<br />
vollständig bearbeiteter, jedoch noch nicht vom Felsen abgehobener Grabdeckel<br />
dar 132 .<br />
Doch wie kam der Block vom <strong>Stein</strong>bruch auf die Baustelle? Zum einen ist wohl<br />
anzunehmen, daß <strong>Stein</strong>bruch und Baustelle in lykischer Zeit in möglichst engem<br />
räumlichen Zusammenhang zu denken sind. Daher ist es auch sehr wahrscheinlich,<br />
daß die <strong>Stein</strong>brüche in der Nähe der Nekropolen aus lykischer Zeit und nicht später<br />
entstanden sind 133 . Ein weiterer Beleg für diese These ist die Tatsache, daß trotz<br />
unmittelbarer Nähe zwischen <strong>Stein</strong>bruch und Grab (in Nekropole P I sind das z.T.<br />
Abstände von nur 30 cm) niemals ein Grab durch <strong>Stein</strong>brucharbeit zerstört wurde.<br />
Nach Vorbereitung des Blockes <strong>zum</strong> Abtransport wurde ein relativ ebener<br />
Untergrund als Transportweg vorbereitet. In situ konnten keine Belege für diesen<br />
Weg gefunden werden. Vielleicht wurde er zerstört, um Grabräubern die Suche nach<br />
den Gräbern zu erschweren oder um das <strong>Stein</strong>material anderweitig zu benutzen. Ca.<br />
20 auf 20 cm breite und ebenso tiefe, rechteckige Einlassungen im gewachsenen<br />
Fels sind jedoch in zahlreicher Form entlang des antiken Aufwegs zur Nekropole und<br />
zwischen Nekropole und Festung noch sichtbar (Siehe Abbildung 22). Die<br />
Bearbeitung ist trotz Erosion zu erkennen, teilweise finden sich zwei gleichartige<br />
Vertiefungen in unmittelbarer Nachbarschaft auf einem <strong>Stein</strong>.<br />
Die Griechen benutzten derartige Vertiefungen, um beim Transport vom <strong>Stein</strong>bruch<br />
ins Tal auf oben beschriebenen Rampen die schweren <strong>Stein</strong>e zu lenken und zu<br />
bremsen. In die Vertiefungen wurden starke <strong>Holz</strong>keile gesteckt , an die beim<br />
Abtransport die Blöcke mit Seilen befestigt wurden. Die Seile waren mehrfach um die<br />
Blöcke gewunden und wurden beim Ablassen langsam aufgedreht. Diese Technik 134<br />
funktioniert sowohl mit ein- als auch mit beidseitig angebrachten Hebeln. Im Fall der<br />
Nekropole CH I liegt es nahe, daß der massive Block des Grabes I / 4 mit<br />
Abmessungen von 2,5 m Breite, 3,2 m Länge und 3,1 m Höhe (24 m_) und einem<br />
Gewicht von ca. 64 t aus dem direkt darüberliegenden <strong>Stein</strong>bruch nach unten<br />
gebracht wurde. Eine Vertiefung wie oben beschrieben in unmittelbarer Entfernung<br />
vom Grab unterstützen diese These. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen,<br />
daß die Eintiefungen im <strong>Stein</strong> auch zur Aufstellung von Hermen analog dem<br />
131<br />
bei einer Exkursion der Verfasserin mit A. Distler im November 1998 beobachtet<br />
132<br />
Siehe Kapitel 2.2.1.8 Grab CH V / 120 und Kapitel 4.5 „Horizontale Sekundärkonstruktion“<br />
133<br />
F. Blakolmer, Zum Grab des Ploutiades in der Nekropole von Limyra, ÖJh Sonderschriften Band<br />
32, FS für D. Knibbe, (1999) 261-268; F. Blakolmer, Zum „Grab des Ploutiades“ in der Nekropole V<br />
von Limyra in Bericht der Grabungskampagne in Limyra 1997, XIX Kazi Sonuclari Toplantisi II (1998)<br />
4-6<br />
134<br />
W. Müller-Wiener, Griechisches Bauwesen in der Antike (1988) 43, M. Korres, <strong>Vom</strong> Penteli <strong>zum</strong><br />
Parthenon (1992)<br />
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