Lykische Grabarchitektur Vom Holz zum Stein ?
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mit griechischen Fassadendetails erhoben. “Die Untersuchungen der Türformen<br />
ergab, daß über 90% der Gräber den typisch lykischen Schiebetürverschluß<br />
aufweisen. Von den noch ca. 190 sichtbaren Grabinnenräumen lassen sich 165<br />
Beispiele in fünf Gruppen unterteilen, während etwa 25 Grabkammern individuellere<br />
Lösungen zeigen. Ca. 100 Innenräume sind heute nicht mehr zugänglich oder geben<br />
keine Hinweise auf Klinen." 110 Die statistische Auswertung des Befundes allein um<br />
der Systematisierung des kompletten Gräberbestandes willen scheint auf der Suche<br />
nach hölzernen Ursprungsbauten zu abstrakt und wenig zielführend. Die Vielfalt der<br />
Details und die offensichtlich parallel auftretenden Bauformen 111 bedürfen eines<br />
offenen und dennoch übersichtlichen Systems.<br />
2.0.2.1 Die Entwicklung einer Typensammlung<br />
Auf eine erneute oder verfeinertere Typologie – auf den Bauexperimenten aufbauend<br />
– soll im Rahmen dieser Arbeit verzichtet werden. Vielmehr wird versucht, mit Hilfe<br />
der für die Konstruktion relevanten Details – darunter sind schwerpunktmäßig<br />
lykische, aber auch griechische Stilelemente zu verstehen – eine Typensammlung zu<br />
entwickeln, die Rückschlüsse auf mögliche Ursprungsbauten erleichtert. Daher ist –<br />
um ein Beispiel zu nennen – die Unterscheidung zwischen Felsgrab und<br />
freistehendem Grab vergleichsweise unbedeutend. Kriterium der Zuordnung ist<br />
vielmehr die Aussagekraft zur Konstruktion, also z.B. die Anzahl der Fassadenfelder,<br />
das Vorhandensein einer Vorhalle oder die Ausgestaltung des Daches. Die<br />
Merkmale für die Zuordnung von Gräbern zu Gräbertypen – also die Beschreibung<br />
und Zusammenfassung von den für die Konstruktion relevanten Details – bildet die<br />
Grundlage für einen im Rahmen der Rekonstruktion zu entwickelnden<br />
Bauelementekatalog. Eine genaue Gegenüberstellung der aus den Gräbern<br />
entwickelten Typensammlung und dem Bauelementekatalog findet sich in Kapitel 4.<br />
2.0.2.2 Systematisierte Bestandsaufnahme mit Hilfe einer Matrix<br />
Um die Auswahl der behandelten Gräber transparent zu machen und ihre<br />
Einordnung sowie die Lesbarkeit des Textes zu erleichtern, wird im folgenden eine<br />
Matrix 112 entwickelt. Hierbei werden ausgewählte Merkmale direkt oder in<br />
Kombination zu Typen zusammengefaßt, die den einzelnen Gräber zugeordnet<br />
werden. Mit dem zu erwartenden Katalog 113 aller bekannten Gräber in Limyra können<br />
schließlich verschiedene Typen quantifiziert und zugeordnet werden.<br />
110<br />
Z. Kuban in J. Borchhardt, Grabungen und Forschungen in Limyra aus den Jahren 1991 – 1996,<br />
ÖJh 66, 1997 Beiblatt 348-350, neuere Auswertungen demnächst in Kuban, Nekropolen in<br />
Druckvorbereitung<br />
111<br />
Siehe dazu die zahlreichen Aufsätze von J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz mit dem<br />
Zusammenspiel der Disziplinen Archäologie – Sprachwissenschaft – Bauforschung:<br />
Ein Totengericht in Lykien – <strong>zum</strong> Grabmal des Χntabura in Limyra, IstMitt 19/20, 1969 / 1970, 187 ff<br />
Abb. 1-12, Beilage 1, Taf. 34.41; Das Grabmal des Sohnes des Ta aus Hoiran in Zentrallykien, ÖJH<br />
55, 1984, 70 ff, Abb. 1-25; Die Grabstiftung des Χuwata in der Nekropole II von Limyra, ÖJh 56, 1985,<br />
49 ff, Abb 1-36; Die Felsgräber des Tebursseli und des Pizzi in der Nekropole II von Limyra; ÖJh 58,<br />
988, 74 ff, Abb. 1.46; Das Heroon von Phellos und TL 54 in der Weihung eines Statue des Χudalije,<br />
Sohnes des Murâza, IstMitt 39, 1989, 89 ff, Abb. 1-2, Taf.11<br />
112<br />
Zum Begriff „Matrix“ siehe Kapitel 1, Fußnote 77<br />
113<br />
Kuban, Nekropolen<br />
21