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CHIEMGAUERIN Herbstausgabe 2021

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Du posierst fast nackt auf dem Cover.<br />

Hat dich das Überwindung gekostet?<br />

Und was willst du mit diesem Bild<br />

ausdrücken?<br />

Das Muster auf meiner Haut symbolisiert<br />

ein Labyrinth, denn genauso haben sich<br />

die letzten Jahre für mich angefühlt. Das<br />

Leben hält manchmal Irrwege und Sackgassen<br />

für einen bereit, doch letztendlich<br />

konnte ich wieder zu mir, meinem Zentrum,<br />

zurückfinden. Ich hatte mir dieses Motiv<br />

schon lange vor der Vollendung des Buchs<br />

in den Kopf gesetzt, doch als der Tag für<br />

das Bodypainting-Shooting dann kam,<br />

war ich mehr als nur aufgeregt! Vor der<br />

Kamera legte sich jedoch dann die Nervosität,<br />

da man sich mit der Farbe auf der Haut<br />

dann doch nicht mehr so nackt fühlt.<br />

2014 bist du zu einer<br />

raketenhaften Karriere<br />

gestartet und der<br />

Erfolg wurde immer<br />

mehr: YouTube, Instagram,<br />

TV und<br />

dann noch eine eigene<br />

Zeitschrift, in der<br />

es nur um dich ging.<br />

Wie hat sich das<br />

angefühlt?<br />

Zum einen habe ich<br />

mich natürlich sehr<br />

gefreut, konnte es aber nie so richtig begreifen,<br />

denn ich war doch einfach „nur<br />

die Sophia“. Mit dem Erfolg kam aber<br />

zum anderen auch ziemlich schnell der<br />

Druck, und ich hatte früher stets das Gefühl,<br />

dem Ganzen nicht gewachsen zu<br />

sein. Heute, nach fast sieben Jahren,<br />

fühlt es sich wesentlich angenehmer an<br />

und ich kann mit stressigen Situationen<br />

und Druck deutlich besser umgehen als<br />

früher.<br />

Wie viel Raum bleibt neben der Marke<br />

„Sophia Thiel“ für dich als Mensch? Wie<br />

fühlt es sich an, „eine Marke“ zu sein?<br />

Es ist ein Fulltimejob. Vor meiner Auszeit<br />

haben mich, neben Social Media, mein<br />

tägliches Training und die Ernährung<br />

komplett eingenommen, und da war nur<br />

noch wenig Zeit für Freunde und Familie.<br />

Heute nehme ich mir bewusst Zeit für<br />

meine Familie, Freunde, meine Beziehung<br />

und für mich. Nur so geht es mir langfristig<br />

gut und kann ich auf Dauer „funktionieren“.<br />

Welches Bild hattest du von dir, wer<br />

wolltest du sein?<br />

Ich habe schon immer Frauen aus der<br />

Hardcore-Bodybuilding-Welt bewundert.<br />

Ich wollte zu Beginn auch eine Bodybuilderin<br />

sein und so viel Muskelmasse aufbauen<br />

wie nur möglich. Nach kurzer Zeit habe<br />

ich jedoch gemerkt, dass meine Vorbildfunktion<br />

in den sozialen Netzwerken<br />

eine andere ist. Ich wollte Frauen für den<br />

Kraftsport begeistern – viele fühlen sich<br />

von extrem trainierten Bodybuilderinnen<br />

abgeschreckt. Somit habe ich einen<br />

„unmuskulöseren“ Weg eingeschlagen,<br />

„Ich hielt an meiner Überzeugung fest:<br />

Sobald ich wieder<br />

in Topform bin, kommt<br />

automatisch der Erfolg.“<br />

wenn man das so sagen kann, habe aber<br />

fest an meinen Hardcore-Glaubenssätzen<br />

festgehalten.<br />

Immer wieder schreibst du in deinem<br />

Buch über einen deiner Glaubenssätze:<br />

„Bin ich in Topform und schlank, bekomme<br />

ich Anerkennung, Zuneigung und Liebe.<br />

Sobald ich aber außer Form bin, bricht<br />

gefühlsmäßig alles zusammen.“ Woher<br />

hast du diesen Glaubenssatz genommen<br />

und was hat er möglich bzw. unmöglich<br />

gemacht?<br />

Er wurde zu einem Glaubenssatz in meinem<br />

Kopf, da er sich immer und immer wieder<br />

bestätigt hatte. In Topform bekam ich<br />

große Aufträge, Likes, positive Kommentare<br />

und Bestätigung durch mein näheres<br />

Umfeld. Sobald ich wieder zugenommen<br />

hatte, schlug alles in das genaue Gegenteil<br />

um. Das Problem war, dass ich nie<br />

gewollt zugenommen hatte und mit<br />

niemandem so richtig darüber reden<br />

konnte, da ich mich unglaublich dafür<br />

schämte. Für mich fühlte es sich jedes<br />

Mal wie pures Versagen an.<br />

Sind Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein<br />

für dich das Gleiche? Worin<br />

unterscheiden sie sich?<br />

Nein, nicht ganz. Das Selbstwertgefühl<br />

beschreibt die Art und Weise, wie wir<br />

uns selbst beurteilen. Es besteht aus drei<br />

verschiedenen Säulen, wenn man es<br />

fachlich betrachten möchte: der Selbstliebe,<br />

dem Selbstvertrauen und dem<br />

Selbstbewusstsein. Wenn eine oder mehrere<br />

Säulen instabil sind, wird es schwierig<br />

mit dem Selbstwertgefühl – das war genau<br />

bei mir der Fall.<br />

Selbstbewusstsein<br />

hingegen ist, wie es<br />

das Wort schon sagt,<br />

das Bewusstsein seiner<br />

selbst.<br />

Du hast deinen Körper<br />

durch das Bodybuilding<br />

nahezu neu<br />

erfunden, hast extrem<br />

abgenommen und<br />

deine Muskeln komplett<br />

austrainiert.<br />

Wie viel Zeit und Energie hattest du, um<br />

dich als junge Frau um deine innere Entwicklung<br />

zu kümmern?<br />

Genau DAS ist bei mir leider ziemlich auf<br />

der Strecke geblieben, womit ich dann in<br />

meiner Social-Media-Auszeit sehr zu<br />

kämpfen hatte. Ich dachte, dass ich einfach<br />

nur Pläne abarbeiten und wie eine<br />

Maschine funktionieren müsste … falsch<br />

gedacht.<br />

In den letzten sieben Jahren wurden<br />

dein Leben und jede Änderung bei deinem<br />

Aussehen öffentlich beobachtet und oftmals<br />

kommentiert. Erlebst du Social<br />

Media als Segen oder als Fluch?<br />

Beides! Auf der einen Seite kann man Social<br />

Media gut für sich nutzen und sich Inspiration<br />

und Input holen, wobei man sich<br />

mit den verschiedensten Menschen weltweit<br />

vernetzen kann. Auf der anderen<br />

12 | <strong>CHIEMGAUERIN</strong> HERBSTAUSGABE <strong>2021</strong>

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