Der Konstrukteur 9/2021
Der Konstrukteur 9/2021
Der Konstrukteur 9/2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
KLEBEN<br />
IM TAKT DER PRODUKTION<br />
Viele Klebstoffe benötigen Wärme: Wasser- und wasserbasierte Leime<br />
und Kleber werden getrocknet, andere Klebstoffe werden aktiviert.<br />
Infrarot-Strahlung überträgt Wärme besonders effizient und kann so<br />
die Klebeprozesse erheblich beschleunigen.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Bei einem hochwertigen Fahrzeug wie dem Jaguar XJ<br />
müssen alle Elemente perfekt verarbeitet werden. Auch<br />
geklebte Teile sollen zuverlässig halten. Dazu muss ein<br />
wärmereaktiver Kleber auf den Heckspoilern vor dem Einpassen<br />
erhitzt werden, damit der Kleber flüssig wird.<br />
Als Wärmequelle für solche Prozesse kommen konventionell<br />
Heißluftöfen zum Einsatz. Heißluftöfen werden aufgeheizt und<br />
bleiben dann lange Zeit angeschaltet. So sitzen die Kunststoff-<br />
Spoiler sehr lange in der heißen Luft, was mit der Zeit zu Deformierungen<br />
führen kann. Infrarot-Strahler dagegen werden nur<br />
dann angeschaltet, wenn die Wärme benötigt wird, sie erwärmen<br />
sehr schnell und gezielt nur den eigentlichen Klebestreifen. Dadurch<br />
kann ein Verzug der Teile vermieden werden und der ganze<br />
Spoiler bleibt maßhaltig. Bei Jaguar werden die Kunststoffelemente<br />
direkt an der Produktionslinie erwärmt, das spart Zeit und<br />
verhindert einen Wärmeverlust beim Transport.<br />
Infrarot-Strahler übertragen sehr viel Energie in kurzer Zeit,<br />
daher benötigen Infrarot-Öfen nur relativ wenig Platz. <strong>Der</strong> Infrarot-Ofen<br />
am Montagepunkt für die Spoiler besteht aus einer<br />
Standeinheit mit einem Förderer. <strong>Der</strong> Infrarot-Ofen hat 37,8 kW<br />
Nennleistung und ist bestückt mit zwölf Infrarot-Strahlern, die<br />
Reaktionszeiten im Sekundenbereich besitzen; dadurch können<br />
Dr. Marie-Luise Bopp, Projektmanagerin Marketing,<br />
Heraeus Noblelight GmbH, Kleinostheim<br />
sie gut gesteuert werden. Ein optischer und ein akustischer Alarm<br />
sorgen dafür, dass die erforderliche Temperatur von 30 °C ± 5 °C<br />
für den wärmereaktiven Kleber am jeweils benötigten Heckspoiler<br />
genau eingehalten wird.<br />
PLATZ UND ZEIT GESPART<br />
Elektromotoren kommen in der Industrie vielfach zum Einsatz,<br />
für Roboter im Automobilbau ebenso wie in Lackieranlagen. Die<br />
Bosch Rexroth AG fertigt in Lohr am Main Elektromotoren, und<br />
ein wichtiger Arbeitsschritt ist das Aufkleben von Magneten auf<br />
Rotoren. Die nötige Vorwärmung der Rotoren erfolgte mit einem<br />
konventionellen Heißluftofen im Batchbetrieb, was etwa eine<br />
Stunde dauerte und besonders bei kalten Umgebungstemperaturen<br />
ein Bottleneck in der Fertigung war.<br />
Da Infrarot-Wärmetechnologie wesentlich schneller erwärmt<br />
als Heißluft, baute Bosch Rexroth nach erfolgreichen Tests<br />
schließlich drei Infrarot-Module mit Steuerung in eine Erwärmungseinheit<br />
ein. Spezielle Abschirmungen stellen sicher, dass<br />
die Mitarbeiter im Betrieb nicht geblendet werden und dass die<br />
erwärmte Luft abziehen kann.<br />
Die neue Anlage benötigt nur etwa einen Quadratmeter Stellfläche,<br />
halb so viel wie der alte Umluftofen. Die Einsparung an<br />
Zeit ist noch größer, denn je nach Rotorengröße benötigt die<br />
Infrarot-Einheit statt 60 Minuten jetzt nur noch zwei bis vier Minuten<br />
zur Erreichung der Zieltemperatur.<br />
36 DER KONSTRUKTEUR <strong>2021</strong>/09 www.derkonstrukteur.de