LE-4-2021
LOGISTIK express Ausgabe 4/2021 - INNOVATIONEN DER LOGISTIK
LOGISTIK express Ausgabe 4/2021 - INNOVATIONEN DER LOGISTIK
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LOGISTIK express<br />
Ausgabe 4/<strong>2021</strong><br />
„INNOVATIONEN DER LOGISTIK“<br />
CargoServ & LogServ Geschäftsführung Markus Schinko<br />
& Christian Janecek im Gespräch über individuelle<br />
Bedürfnisse und innovative Logistiklösungen.<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong>|S2<br />
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U2
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
INHALT 4/<strong>2021</strong><br />
03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />
04 Unsere Zukunft wird echt abgefahren<br />
08 Arbeitskräftemangel auf Rekordniveau: 20.000 offene Stellen<br />
10 Boom des Onlinehandels geht weiter<br />
12 Die Zukunft des Einkaufens ist automatisiert<br />
14 Tag des Handels <strong>2021</strong>: EU-Kreislaufwirtschaftspaket<br />
16 ECOMLOG21: „Automatisierung in nicht gekanntem Ausmaß“<br />
22 Die Königsdisziplin des E-Commerce: Intralogistiklösungen Lebensmittelhandel<br />
26 China: Veränderte Technologietrends durch Covid<br />
28 RetailCX schafft digitale Erlebnisse im stationären Handel<br />
30 Smarte Automatisierung optimiert E-Commerce Fulfillment<br />
32 eGrocery Start-up Matsmart investiert in eine klimafreundliche Lagerlogistik<br />
34 Neue Märkte = neue Herausforderungen<br />
36 Digitalisierung und Reduktion der Treibhausgase ergänzen sich<br />
38 Re:Think – mit dem 28. Österreichischen Logistik-Tag<br />
43 CargoServ & LogServ „20 Jahre Logistik vom Feinsten“<br />
50 BLOGTOUR im Post-Logistikzentrum in Kalsdorf bei Graz<br />
52 IKEA Österreich fährt bald nur noch elektrisch<br />
56 Logistikkonferenz „TWLogistik<strong>2021</strong>“ in Bremerhaven - und ausgebucht!<br />
60 Greater Bay Aera (GBA) Transformation Infrastruktur / Neue Technologien<br />
64 Warum lernen Menschen nicht aus der Vergangenheit?<br />
4/<strong>2021</strong><br />
Endspurt! Der Herbst ist<br />
vollgepickt mit Messen &<br />
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Redaktion: Angelika Gabor,<br />
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Fotos: Getty Images<br />
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Inhaber, Herausgeber:<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S4<br />
Unsere Zukunft wird echt<br />
abgefahren<br />
Als sechstgrößter Wirtschaftszweig Österreichs beschäftigt die Automotive-<br />
Branche rund 71.000 Personen. Die Halbleiterkrise und der forcierte Umstieg auf<br />
Elektromobilität führen zu heftigen Umbrüchen und verstärken die Abhängigkeit<br />
Europas. Doch das weitaus größere Problem: die vermeintliche Umweltfreundlichkeit<br />
ist reine Augenauswischerei. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
nem Strommix auf Basis der EU-Klimapläne<br />
berechnete das International Council on<br />
Clean Transportation (ICCT), dass ein mittelgroßes<br />
Elektrofahrzeug im Betrieb rund<br />
zwei Drittel weniger schädliche Treibhausgase<br />
freisetzt als ein Verbrennungsmotor.<br />
Geht es um die Klimakrise, ist zu 99%<br />
von CO2 Reduktion die Rede –<br />
oder moderner: Reduktion des<br />
COXNUMX-Fußabdrucks. Dieser<br />
umfasst den gesamten Kohlenstoff, der<br />
während des Herstellungsprozesses und Verbrauchs<br />
eines Produktes emittiert wird. Immerhin<br />
stammte im Jahr 2018 – leider ist kein<br />
aktuelleres Zahlenmaterial verfügbar – rund<br />
ein Viertel sämtlichen weltweit emittierten<br />
CO2s aus dem Transportsektor, stolze 6,09<br />
Milliarden Tonnen davon entsprangen dem<br />
Straßenverkehr (privat und gewerblich).<br />
Könnte man diese Menge komplett einsparen,<br />
wären wir dem Stoppen der Erderwärmung<br />
einen gewaltigen Schritt nähergekommen.<br />
Darum wird oft im selben Atemzug<br />
der Umstieg auf Elektromobilität (auch im<br />
Güterverkehr) als der Weisheit letzter Schluss<br />
gepriesen. Es stimmt: ausgehend von ei-<br />
Eine Bilanz des deutschen Automobilclubs<br />
ADAC ergab, dass ab Fahrleistungen von<br />
50.000 bis 100.000 Kilometern der CO2-<br />
Nachteil von Batterieautos ausgeglichen sein<br />
soll. Die Analyse der Umwelt-Dachorganisation<br />
Transport & Environment (T&E) im Jahr<br />
2020 ergab sogar, dass ein Elektroauto in Europa<br />
über seinen Lebenszyklus hinweg rund<br />
zwei Drittel weniger CO2 verursacht als ein<br />
vergleichbares Diesel- oder Benzinfahrzeug.<br />
Ähnliche Ergebnisse erzielte auch das Fraunhofer-Institut<br />
für Innovations- und Systemforschung<br />
im Jahr 2019, wobei hier Autos mit<br />
Akkus über 80 kWh und geringer Fahrleistung<br />
deutlich schlechter abschnitten. Allerdings<br />
greift jede Bilanz zu kurz, wenn nur die lokalen<br />
Emissionen beim Antrieb inkludiert werden,<br />
nicht allerdings jene Schadstoffe, die in der<br />
Produktion sowie beim Abwracken bzw. Recycling<br />
entstehen. Hinzu kommt, dass die<br />
tatsächliche Lebensdauer eines E-Auto-Akkus<br />
und die Anzahl der möglichen Ladezyklen<br />
sehr individuell sind. Welchen Wert nimmt<br />
man also zur Berechnung?<br />
Problem #1: Batterien<br />
Der andere Grund, warum Elektromobilität<br />
aus meiner Sicht nicht der heilige Gral der<br />
CO2-Problematik ist: Lithium-Ionen-Batterien<br />
bestehen aus Rohstoffen wie Lithium (nomen<br />
est omen), Nickel, Kobalt, Aluminium, Kupfer,<br />
Zinn, Graphit und Mangan. In heute verwendeten<br />
E-Autobatterien kommen vornehmlich
Nickel-Kobalt-Aluminium (NCA) und Nickel-<br />
Mangan-Kobalt (NMC) Modelle zum Einsatz.<br />
Als Beispiel: die Kathode der in Mittelklassewaren<br />
üblichen NMC111-Batterie mit 30 kWh<br />
Leistung besteht aus 11 Kilogramm Mangan,<br />
4,5 Kilogramm Lithium und jeweils 12<br />
Kilogramm Kobalt und 12 Kilogramm Nickel.<br />
macht sich toll in der Landschaft, hat bestimmt<br />
Potential als Touristenattraktion. Im Unterschied<br />
dazu wird das Material in Nord-Chile<br />
im Salar der Atacama gefördert. Hierbei wird<br />
das stark mineralhaltige Grundwasser der Salzseen<br />
in riesige künstliche Becken gepumpt,<br />
wo es verdunstet und das Lithium zurückbleibt.<br />
Mit Ende 2020 gab es weltweit 7,2 Millionen<br />
Elektroautos, die natürlich alle zumindest<br />
eine Batterie besitzen. Sehen wir uns das namensgebende<br />
Lithium genauer an, so befinden<br />
sich die größten (bekannten) natürlichen<br />
Vorkommen in Chile (8 Mio. Tonnen) gefolgt<br />
von Australien, Argentinien und China. In Europa<br />
finden sich lediglich in Portugal kleine<br />
Abbaugebiete.<br />
In Australien, Nordamerika, China und Europa<br />
findet sich das Lithium in sogenannten<br />
Pegmatiten, also Lavagestein. Für die Gewinnung<br />
eines Kilos Lithium müssen etwa 100 Kilo<br />
Gestein abgebaut und verarbeitet werden.<br />
So soll beispielsweise in Portugal ein oberirdischer<br />
Tagebau errichtet werden. Die Tagebaulöcher<br />
haben einen Durchmesser von bis<br />
zu 800 Metern und sind bis zu 300 Meter tief,<br />
Pro Jahr werden aktuell mehr als 63 Milliarden<br />
Liter Salzwasser hochgepumpt. Das Problem:<br />
Süßwasser, das von der Bevölkerung, Flora<br />
und Fauna dringend zum Überleben gebraucht<br />
wird, sickert dadurch nach und geht<br />
verloren. Laut Bergbau-Kommission der chilenischen<br />
Regierung wurde der Atacama<br />
in den Jahren 2000 bis 2015 viermal so viel<br />
Wasser entzogen, wie auf natürliche Weise in<br />
Form von Regen- oder Schmelzwasser in das<br />
Gebiet gelangte. Morgan Stanley prognostiziert<br />
einen Lithiumcarbonat-Weltbedarf von<br />
einer Million Tonnen bis zum Jahr 2025, aktuell<br />
werden jährlich 350.000 Tonnen produziert.<br />
Eine Verdreifachung innerhalb von 4 Jahren<br />
wäre der Todesstoß für die Landwirtschaft<br />
und die Bevölkerung in den Abbaugebieten.<br />
Doch nicht nur der Wasserverbrauch<br />
ist ein schwieriges Thema, auch Kinderarbeit<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S6<br />
ist eng mit den Batterien verknüpft. So kommt<br />
beispielsweise Kobalt in großer Menge<br />
aus der Demokratischen Republik Kongo.<br />
Dass die Führungsriege dort nicht unbedingt<br />
das gleiche Demokratieverständnis hat wie<br />
hierzulande, dürfte inzwischen weithin bekannt<br />
sein. Auch sind die Sicherheitsstandards<br />
im Bergbau nicht überall gleich hoch,<br />
wenngleich es nicht jedes „kleine“ Unglück<br />
in die internationalen Schlagzeilen schafft.<br />
Doch keine Sorge, die Lösung naht: die<br />
Global Battery Alliance (GBA), die immerhin<br />
70 internationale Mitglieder zählt, plant bis<br />
Ende 2022 die Entwicklung und Einführung<br />
eines Qualitätssiegels für faire Batterien – den<br />
„Battery Pass“. Dieser soll die Einhaltung festgelegter<br />
Umwelt-, Sozial-, Governance- und<br />
Lebenszyklusanforderungen beweisen. Bestechung<br />
natürlich ausgeschlossen.<br />
Problem #2: Halbleiter<br />
Wer noch nicht von der Problematik der weltweit<br />
mangelnden Halbleiter/Chips gehört<br />
hat, lebt entweder unter einem Stein oder<br />
hat eine Wahrnehmungsstörung. Halbleiter<br />
sind Hauptbestandteil von Mikroprozessoren,<br />
die in Autos beispielsweise dem Steuern von<br />
Antrieb, Airbags oder Assistenzsystemen dienen.<br />
Gibt es keine Chips, steht also die Automobilproduktion<br />
und mit einer Entspannung<br />
ist Brancheninsidern zufolge erst in 2023 oder<br />
2024 zu rechnen. Aber warum eigentlich?<br />
Es gibt mehrere Gründe. Chips braucht man<br />
nicht nur für Autos, sondern auch für andere<br />
Elektrogeräte. Dank Corona-Pandemie<br />
kauften Menschen vermehrt Unterhaltungselektronik<br />
und machten so der Automobilbranche<br />
Konkurrenz, die teilweise zu voreilig<br />
Bestellungen stornierte. Hinzu kommt, dass<br />
die kleinen Teile (man glaubt es kaum) eine<br />
Art MHD besitzen und darum nicht auf Vorrat<br />
gehalten werden. Fehlt noch ein geopolitisch<br />
besonders brisanter Grund: einer der größten<br />
Chipproduzenten sitzt in Taiwan. Taiwan<br />
Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC)<br />
ist weltweit die Nummer drei hinter Samsung<br />
und Intel und gleichzeitig der größte Auftrags-<br />
Fertiger von Chips und Wafern (Grundplatten<br />
für elektronische Halbleiter, Anm.) weltweit.<br />
Das international noch immer nicht anerkannte<br />
Taiwan durfte auf Betreiben Chinas<br />
keine eigenen Lieferverträge für Covid-Impfstoffe<br />
abschließen und kämpft daher mit den<br />
Folgen der Pandemie. Um international Druck<br />
aufzubauen, kündigte das Unternehmen an,<br />
keine Aufträge mehr annehmen zu können…<br />
Zwar wurde inzwischen eine Lösung auch<br />
ohne Zustimmung Festland-Chinas für die<br />
Lieferung von Impfstoffen nach Taiwan gefunden,<br />
die Produktionsausfälle wirken aber<br />
noch nach. Die Konsequenz des Chipmangels:<br />
das globale Beratungsunternehmen<br />
AlixPartner prognostiziert einen Rückgang<br />
der internationalen Automobilproduktion um<br />
vier Millionen Fahrzeuge fürs Jahr <strong>2021</strong>. Aus<br />
Klimapolitischer Sicht eine gute Nachricht –<br />
aus wirtschaftlicher natürlich ein herber Verlust.<br />
Immerhin lag der Branchenumsatz bei<br />
den Halbleitern im Jahr 2019 bei rund 412<br />
Milliarden US-Dollar.<br />
Chips aus Europa?<br />
Niemand ist gerne abhängig, und die Pandemie<br />
hat deutlich gemacht, dass Produzenten<br />
in Österreich, Deutschland – eigentlich ganz<br />
Europa – ohne Lieferungen aus Asien und<br />
den USA „aufgeschmissen“ sind. Das möchte<br />
die Europäische Union natürlich nicht auf sich<br />
sitzen lassen und treibt die digitale Unabhängigkeit<br />
im Zuge ihres „2030 Digital Compass“<br />
voran. Das ambitionierte Ziel: bis 2030 ein Fünftel<br />
der weltweiten Halbleiter zu produzieren<br />
und zudem binnen der nächsten fünf Jahre<br />
einen eigenen Quantencomputer zu entwickeln.<br />
Quantentechnologie gilt u.a. als<br />
Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente<br />
und schnellerer Genomsequenzierung. So kündigte<br />
am 15. September <strong>2021</strong> EU-Kommissionspräsidentin<br />
Ursula von der Leyen den Aufbau<br />
eines eigenen europäischen Wirtschaftssystems<br />
für Mikrochips an, um den Mangel auszugleichen<br />
und die Unabhängigkeit zu stärken.<br />
In Zukunft fahren wir also Elektroautos mit<br />
Chipbauteilen aus Europa und zertifizierter<br />
Batterie aus kinderarbeitsfreien Rohstoffen.<br />
Zumindest bis zum nächsten Supermarkt,<br />
denn so wie der Ausbau der nötigen Ladeinfrastruktur<br />
voranschreitet, sollte man von<br />
einer Spritztour quer durch die EU eher absehen.<br />
Aber das ist wieder ein ganz anderes<br />
Kapitel…. (AG)
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S8<br />
Arbeitskräftemangel auf<br />
Rekordniveau: 20.000 offene Stellen<br />
Der heimische Handel sucht händeringend nach neuen Beschäftigten und Lehrlingen.<br />
Aktuell gibt es in der Branche rund 20 Prozent mehr Personalbedarf als vor<br />
der Corona-Pandemie. Die vierte Corona-Welle könnte nun breitflächige Personalausfälle<br />
in allen Handelssektoren auslösen. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />
Allein in Oberösterreich sind es 4.800, in der<br />
Bundeshauptstadt Wien immerhin 3.200.<br />
Und eine Entspannung der Lage ist noch<br />
nicht in Sicht.<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
PRESSESPRECHER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Die vierte Corona-Welle hat auch<br />
in Österreich Fahrt aufgenommen.<br />
Gleichzeitig stagniert die<br />
Durchimpfungsrate. Was vielen<br />
nicht bewusst ist: Die Pandemie hat zu einem<br />
massiven Personalmangel in ganz<br />
Österreich geführt. Die heimischen Händler<br />
klagen über viel zu wenige verfügbare<br />
Arbeitskräfte und einen massiven Rückgang<br />
an Bewerbungen. Bundesweit gibt<br />
es derzeit mehr als 15.000 offene Stellen im<br />
Einzelhandel und mehr als 5.000 im Großhandel.<br />
Der Handelsverband weist schon seit<br />
Monaten darauf hin, jetzt spitzt sich<br />
der Arbeitskräftemangel im Handel<br />
dramatisch zu. Zurzeit sind es bundesweit<br />
mehr als 20.000 offene Stellen, die<br />
nicht zeitnah besetzt werden können.<br />
Breitflächige Personalausfälle befürchtet<br />
Verschärft wird die Problematik durch die<br />
rasant angestiegenen Corona-Infektionszahlen.<br />
Dies könnte in den kommenden<br />
Wochen zu breitflächigen Personalausfällen<br />
in allen Branchen führen. Hintergrund<br />
sind die geltenden K1 Bestimmungen. Kontaktpersonen<br />
der Kategorie I werden per<br />
Bescheid für die Dauer von 14 Tagen behördlich<br />
abgesondert (Heimquarantäne)<br />
und müssen sich einem PCR-Test unterziehen.<br />
Eine vorzeitige Beendigung der<br />
Absonderung ist frühestens 10 Tage nach<br />
dem letzten infektiösen Kontakt bei Vorliegen<br />
einer negativen PCR-Untersuchung<br />
möglich. Da genesene bzw. geimpfte Personen<br />
als Kontaktperson der Kategorie II<br />
eingestuft werden können, und diese im Regelfall<br />
keine Quarantäne antreten müssen,<br />
ist eine rasche Erhöhung der Durchimpfungsquote<br />
entscheidend. Sonst drohen<br />
im Herbst und im Winter breitflächige<br />
Personalausfälle in den Geschäften.<br />
Faktor Arbeit entlasten<br />
Um das Problem zu lösen, sind neue Ansätze<br />
gefragt. Oberste Priorität sollte jetzt<br />
die viel beschworene aber leider auch oft<br />
verschobene Senkung der Lohnnebenkosten<br />
haben. Damit könnte auch der wichtige<br />
Binnenkonsum effektiv angekurbelt<br />
werden. Österreich ist bei den Lohnnebenkosten<br />
EU-weit Nachzügler. Nirgendwo in<br />
Europa zahlen Unternehmen so viel für ihre<br />
Beschäftigten, ohne dass es den Angestellten<br />
selbst bleibt. Daher muss der Faktor<br />
Arbeit endlich entlastet werden, das ist
das beste Investment in die Zukunft unseres<br />
Landes. Die nächste Steuerreform muss sowohl<br />
bei den Lohnnebenkosten als auch bei<br />
der Lohnsteuer ansetzen. Jenen, die einen<br />
Arbeitsplatz innehaben, soll mehr netto vom<br />
brutto bleiben.<br />
haben. Gerade die KMU-Händler leiden<br />
noch immer massiv unter der Krise, viele<br />
können sich eine deutliche KV-Erhöhung<br />
schlicht nicht leisten. Stattdessen gilt es,<br />
die Inflation abzufangen. (GK)<br />
KV-Verhandlungen mit Augenmaß führen<br />
Vor diesem Hintergrund appelliert der Handelsverband<br />
an die Sozialpartner, die im<br />
Herbst anstehenden KV-Verhandlungen mit<br />
Augenmaß zu führen. Denn während jetzt<br />
das Inflationsgespenst als logische Folge<br />
der Pandemie und der aktuellen Beschaffungskrise<br />
herumgeistert, steigt auch die<br />
Erwartung, dass bei den anstehenden KV-<br />
Verhandlungen hohe Abschlüsse möglich<br />
seien. Es ist aber so, dass viele Betriebe ihre<br />
Krisenverluste noch lange nicht getilgt<br />
Offene Stellen im Handel<br />
• Wien: 3.200<br />
• Niederösterreich: 3.700<br />
• Burgenland: 400<br />
• Oberösterreich: 4.800<br />
• Steiermark: 2.400<br />
• Kärnten: 1.100<br />
• Salzburg: 1.700<br />
• Tirol: 1.800<br />
• Vorarlberg: 900<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S10<br />
Boom des Onlinehandels geht weiter<br />
Länderübergreifende Studie von ZHAW, MCI & Handelsverband: 51% der Webshops<br />
konnten viele Neukunden gewinnen. 40% verzeichnen höhere Bestellfrequenz.<br />
Wachstumstrend setzt sich vor. BEITRAG: JULIA GERBER<br />
mindestens 15 Milliarden Franken erreichen<br />
wird. Das ist ein Plus von beinahe 50 Prozent im<br />
Vergleich zu 2019.“ 92% der Onlinehändler erwarten<br />
darüber hinaus auch für die Zeit nach<br />
der Pandemie ein nachhaltiges Wachstum:<br />
23% ein starkes und 69% ein moderates. Die<br />
befragten Onlineshops verzeichneten 2020<br />
in sämtlichen Produktgruppen einen Anstieg<br />
der Bestellungen gegenüber 2019. Besonders<br />
stark zugelegt haben sie bei Garten- und Doit-yourself-Artikeln,<br />
Spielwaren, Möbeln und<br />
Sportgeräten sowie bei Lebensmitteln. Die<br />
sehr starke Nachfrage im Bereich Computer-,<br />
Multimedia- und Elektrogeräte im Frühling<br />
2020 ist inzwischen etwas abgeflacht.<br />
JULIA GERBER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Der starke Zuwachs des Onlinehandels<br />
seit Pandemiebeginn<br />
setzt sich bis heute fort: Neun<br />
von zehn Onlineshop-Betreibern<br />
in der Schweiz und Österreich haben in den<br />
letzten anderthalb Jahren neue Kundinnen<br />
und Kunden gewonnen, 51% sogar sehr<br />
viele. Zudem kaufen die Konsumentinnen<br />
und Konsumenten bei rund 40% der Anbieter<br />
häufiger ein, bei jedem zweiten davon<br />
zusätzlich auch größere Mengen. 88% der<br />
Onlinehändler verzeichneten 2020 ein Umsatzwachstum,<br />
bei mehr als einem Drittel<br />
war es mit über 30% sehr stark. Zu diesen<br />
Ergebnissen kommt die brandneue Onlinehändlerbefragung<br />
von 365 Onlineshops der<br />
ZHAW School of Management and Law in<br />
Kooperation mit dem Management Center<br />
Innsbruck (MCI) und dem österreichischen<br />
Handelsverband.<br />
Rekordumsatz für <strong>2021</strong> erwartet<br />
„Viele Onlineshops konnten in der jüngsten<br />
Vergangenheit gleich dreifach profitieren:<br />
vom Zustrom neuer Kundinnen und Kunden<br />
sowie von höheren Einkaufsmengen und<br />
-frequenzen“, sagt ZHAW-Forscher Darius<br />
Zumstein. „Insgesamt schätzen wir, dass der<br />
Umsatz im Schweizer Onlinehandel <strong>2021</strong><br />
„In Österreich ist der Onlinehandel heuer<br />
pandemiebedingt um 20 Prozent auf 9,6 Milliarden<br />
Euro nach oben geklettert. Dieser Trend<br />
wird sich fortsetzen, weil die Konsumentinnen<br />
und Konsumenten während der Lockdowns<br />
die Vorzüge des Online-Shoppings für sich<br />
entdeckt haben“, bilanziert Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des österreichischen Handelsverbandes.<br />
„Corona hat sich im eCommerce<br />
zu einem wahren Kundenbindungsprogramm<br />
entwickelt, durch das neun von zehn Onlineshops<br />
wachsen konnten. Bei Dreiviertel der<br />
Anbieter ist auch das Online-Marketingbudget<br />
seit der Pandemie angestiegen. Fast die<br />
Hälfte verzeichnete eine höhere Bestellfrequenz.<br />
Die 14.500 österreichischen Webshops<br />
müssen allerdings jeden zweiten Euro, der online<br />
ausgegeben wird, an ausländische Anbieter<br />
abgeben“, so Will.<br />
Neue Arbeitsplätze trotz Pandemie<br />
Als Reaktion auf das Wachstum hat die Mehrheit<br />
der Onlinehändler zusätzliches Personal<br />
eingestellt, beispielsweise im Lager und in<br />
der Bestellverarbeitung. Viele sogenannte<br />
Omnichannel-Anbieter, die sowohl stationäre<br />
Ladengeschäfte als auch Onlineshops betreiben,<br />
haben außerdem ihre eCommerce-<br />
Abteilungen ausgebaut oder organisatorisch<br />
aufgewertet. „Die Coronakrise hat dies-
ezüglich einen deutlichen Digitalisierungsschub<br />
bewirkt“, bestätigt Zumstein. Viele<br />
Onlinehändler haben weiter in den Ausbau<br />
ihrer Lagerkapazitäten und in ihre IT-Systeme<br />
investiert. Inzwischen verkauft mehr als die<br />
Hälfte ihre Produkte auch auf virtuellen Marktplätzen<br />
wie Digitec Galaxus oder Amazon.<br />
Das sind deutlich mehr als noch 2019.<br />
Intensivierter Wettbewerb & Beschaffungskrise<br />
als Herausforderungen.<br />
Zu den aktuellen Herausforderungen der Onlinehändler<br />
gehören unter anderem Probleme<br />
bei der Beschaffung: Rund drei von<br />
vier Anbietern geben an, dass Lieferanten<br />
verzögert oder gar nicht liefern können.<br />
Daneben spüren 70% einen zunehmenden<br />
Wettbewerbs- und Preisdruck. Unter den<br />
Omnichannel-Anbietern erwartet mehr als<br />
die Hälfte, dass es in den kommenden Jahren<br />
weniger stationäre Ladengeschäfte geben<br />
wird. „Ein Teil der Betreiber wird wohl vermehrt<br />
auf neue Ladenformate setzen, beispielsweise<br />
Erlebnisgeschäfte oder Showrooms, in<br />
denen nur ausgewählte Produkte aus dem<br />
Onlinesortiment präsentiert und verkauft<br />
werden“, meint Zumstein.<br />
Die Standardzahlungsoptionen im Onlinehandel<br />
bleiben wie in den Vorjahren Kreditkarte<br />
und Rechnung. Nochmals zugenommen hat<br />
die Verbreitung mobiler Verfahren: So bieten<br />
beispielsweise 52% der Shops die Zahlung mit<br />
TWINT an. Technisch im Hintergrund abgewickelt<br />
werden die Überweisungen am häufigsten<br />
über PayPal, Post Finance, Worldline<br />
und Datatrans.<br />
Vierte Ausgabe der Onlinehändlerbefragung<br />
beim Handelsverband kostenfrei erhältlich<br />
Durchgeführt hat die Onlinehändlerbefragung<br />
<strong>2021</strong> das Institut für Marketing Management<br />
der ZHAW School of Management<br />
and Law in Zusammenarbeit mit dem MCI<br />
Innsbruck und dem Handelsverband Österreich<br />
vom 8. Juni bis 4. September <strong>2021</strong>. An<br />
der digitalen Umfrage nahmen 365 Onlineshops<br />
aus den Bereichen Business-to-Consumer<br />
(B2C) und Business-to-Business (B2B)<br />
sowie Hersteller-Onlineshops teil. Neben 284<br />
Schweizer Anbietern waren erstmals auch<br />
63 aus Österreich vertreten. Das ermöglicht<br />
Vergleiche zwischen den beiden Nachbarländern.<br />
Die Untersuchung ist dieses Jahr zum<br />
vierten Mal erschienen.<br />
Ergebnisbericht-<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S12<br />
Die Zukunft des Einkaufens<br />
ist automatisiert<br />
Seit Corona hat die Digitalisierung im Handel an Fahrt aufgenommen. Vollautomatisierte<br />
Supermärkte ohne Personalpräsenz sind längst kein Zukunftsszenario<br />
mehr. Vernetzte Sicherheitslösungen helfen dabei, das neue Einkaufen sowohl<br />
angenehm als auch sicher zu gestalten. Ein Erfolgsbeispiel: Das Süßwarengeschäft<br />
Crazy Candy in Schweden. BEITRAG: ISABEL LAMOTTE<br />
Austrian Retail Innovation Awards <strong>2021</strong><br />
Aufgepasst, zum 6. Mal werden heuer<br />
die Retail Innovation Awards vom<br />
Handelsverband vergeben!<br />
Der Award zeichnet Händler wie auch<br />
Dienstleister für den Einsatz herausragender,<br />
innovativer Lösungen aus und wird<br />
auch dieses Jahr wieder im Zuge des Tech<br />
Day am 18.11.<strong>2021</strong> verliehen.<br />
Unser Einreichungstool ist noch bis inklusive<br />
Freitag, den 08. Oktober <strong>2021</strong> für Sie<br />
geöffnet! https://bit.ly/3koMAOu<br />
ISABEL LAMOTTE<br />
COMMUNICATIONS &<br />
PROJECT MANAGER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Die pandemiebedingten Regeln<br />
und Einschränkungen haben die<br />
Art, wie wir einkaufen, radikal verändert.<br />
Verbraucher wünschen<br />
sich heute ein Einkaufserlebnis, das möglichst<br />
einfach, schnell und kontaktlos abläuft.<br />
Es ist daher nicht verwunderlich, dass<br />
der Trend hin zu vollautomatisierten Supermärkten<br />
kontinuierlich steigt. Mit IP-basierten<br />
Sicherheitssystemen, die neben Netzwerk-Videokameras<br />
weitere Technologien<br />
wie Audiolösungen, Zutrittskontrollen und<br />
Analyselösungen umfassen, können solche<br />
Geschäfte auch sicher betrieben werden.<br />
Crazy Candy: Umsatzsteigerung durch<br />
Automatisierung<br />
Ein Erfolgsbeispiel für ein solches, umfassendes<br />
Sicherheitssystem ist das Süßwarengeschäft<br />
Crazy Candy aus Uppsala,<br />
Schweden. Dank der Umstellung auf vollautomatisierte<br />
Stores konnte das Geschäft<br />
der Corona-Pandemie trotzen und geöffnet<br />
bleiben. Das Geschäft hat nicht nur seine<br />
Kosten erheblich reduziert, sondern auch<br />
Verkaufszahlen und Umsätze gesteigert.<br />
Die Eigentümer von Crazy Candy beschlossen<br />
nach dem Corona-Ausbruch, ihre Läden<br />
vollständig zu automatisieren und rund<br />
um die Uhr geöffnet zu halten. Dafür entschieden<br />
sie sich für ein System von Axis<br />
Communications, bestehend aus Netzwerk-Tür-Controllern,<br />
Netzwerk-Kameras<br />
und Netzwerk-Lautsprechern sowie für ein<br />
Cloud-basiertes Videomanagementsystem<br />
(VMS) von Milestone Systems. Um den Zutritt<br />
zum Laden zu erleichtern, wurde zudem<br />
eine Lösung von Entryfy integriert, bei der<br />
Kund:innen einen QR-Code mit einem Mobiltelefon<br />
scannen und sich über eine BankID,<br />
ein schwedisches elektronisches Legitimationssystem,<br />
identifizieren müssen.
Und so funktioniert’s: Nach Einlass in die<br />
Filiale spielen Netzwerk-Lautsprecher eine<br />
Begrüßungsnachricht ab, das Licht geht<br />
an und es ertönt Hintergrundmusik für eine<br />
angenehme Atmosphäre. Audioanweisungen<br />
erklären, wie man den Laden nutzt.<br />
An einem digitalen Kassenterminal wiegen<br />
und scannen die Kund:innen ihre Waren,<br />
bevor sie bezahlen. Netzwerk-Videokameras<br />
überwachen den Eingangs-, Verkaufsund<br />
Kassenbereich. Wenn der Laden leer<br />
ist, stoppt die Musik und die Beleuchtung<br />
schaltet sich nach einer kurzen Verzögerung<br />
ab, um Energie zu sparen.<br />
Ausblick Zukunft: personalisierter<br />
Kundenservice<br />
Mit der richtigen Netzwerk-Technologie wie<br />
der von Axis Communications wird es in<br />
Zukunft möglich sein, Einkaufserlebnisse für<br />
Kund:innen noch weiter zu personalisieren. IP-<br />
Kamerasysteme können beispielsweise den<br />
Bewegungen der Kund:innen im Laden folgen,<br />
über Lautsprecher Sprachnachrichten<br />
ausspielen und Kund:innen so zu den richtigen<br />
Gängen leiten. Auf diese Weise tritt guter<br />
Kundenservice in ein neues, automatisiertes<br />
Zeitalter ein.<br />
(IL)<br />
Mit einem AutoStore-System von Element Logic<br />
konnte der Online-Händler eXXpozed nicht nur seine<br />
Lagerkapazität vervielfachen, sondern auch seine<br />
Lagerprozesse hinsichtlich Zuverlässigkeit und Effizienz<br />
erheblich optimieren.<br />
Die Zusammenarbeit mit Element Logic<br />
hat in jeder Hinsicht dazu beigetragen, die<br />
Kundenzufriedenheit zu steigern und unsere<br />
Marktposition weiter auszubauen.<br />
Es war für uns die bisher beste Entscheidung in<br />
Bezug auf effizientes und ressourcenoptimiertes<br />
Lagermanagement und garantiert uns<br />
Zukunftssicherheit und nachhaltige<br />
Wachstumschancen.<br />
Andreas Oliver Bindhammer,<br />
Gründer und Geschätsführer<br />
von eXXpozed<br />
OPTIMIZING WAREHOUSE PERFORMANCE<br />
www.elementlogic.de
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S14<br />
Tag des Handels <strong>2021</strong>:<br />
EU-Kreislaufwirtschaftspaket<br />
Vorgeschmack Podiumsdiskussion „Circular Packaging im Handel“ mit Spitzenbesetzung<br />
im Podium. BEITRAG: Julia Gerber<br />
JULIA GERBER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Bis 2025 muss von vielen<br />
Ländern noch<br />
einiges getan werden,<br />
um die Ziele<br />
des EU-Kreislaufwirtschaftspakets<br />
zu erreichen. Ein Kernelement<br />
der neuen Richtlinie<br />
sind Recyclingquoten für<br />
Verpackungsabfälle. Bis 2025<br />
müssen alle EU-Mitgliedstaaten mindestens<br />
65 Prozent ihrer Verpackungsabfälle recyceln.Österreich<br />
erfüllt bereits heute sämtliche<br />
EU-Vorgaben bis 2025. Lediglich beim<br />
Recycling von Kunststoff haben wir noch<br />
Luft nach oben. Um auch dieses Ziel zu erreichen,<br />
ist der einzige Weg, auf innovative<br />
Verpackungen, Verpackungsreduktion und<br />
– wo möglich – 100 Prozent Recyclingfähigkeit<br />
bei Kunststoffverpackungen zu setzen.<br />
Fest steht, das Recycling von Kunststoffverpackungen<br />
in Österreich muss<br />
in den nächsten vier Jahren verdoppelt<br />
werden, um die EU-Ziele 2025 zu erfüllen.<br />
Über die Circular Economy und ihren<br />
Mehrwert für Handelsunternehmen<br />
Die Circular Economy beschäftigt sich mit<br />
neuen Anforderungen an Produktion, Produktgestaltung<br />
und Verpackungen. Optimales<br />
Verpackungsdesign bezieht auch<br />
die Recyclingfähigkeit der Verpackungen<br />
mit ein und da kommen wir zum Circular<br />
Packaging Design, welches die Grundlage<br />
für die Erreichung der vorgegebenen Recyclingquoten<br />
bildet. Ziel ist es, Design for<br />
Recycling mit Design from Recycling zu verbinden.
Circular Design bietet Händler:innen<br />
folgende Vorteile:<br />
• Ressourcen können eingespart werden<br />
• Prozess- und Kosten werden optimiert<br />
• Ökologischer Fußabdruck verbessert sich<br />
• Positionierung als nachhaltiges<br />
Unternehmen<br />
• Stärkung der Akzeptanz von<br />
Verpackungen bei Konsument:innen<br />
Ressourceneffiziente Verpackungen nutzen<br />
hochwertige Sekundärrohstoffe aus dem<br />
Recycling in größtmöglichem Ausmaß. Nur<br />
so kann der Verpackungskreislauf geschlossen<br />
werden. Ganz im Sinn des EU-Kreislaufwirtschaftspakets,<br />
das gezielt auf<br />
verstärktes Recycling und die ressourcenschonende<br />
Gestaltung von Verpackungen<br />
setzt.<br />
Auf der Website der ECR Austria gibt es einen<br />
kostenlosen Leitfaden zum Packaging<br />
Design for Recycling zum Download! Hier<br />
erfährst du alles über die Gestaltung einer<br />
Produktverpackung, um eine optimale Zirkularität<br />
zu erreichen. Auch der FH Campus<br />
Wien hat eine Circular Packaging Design<br />
Guideline entwickelt, die kostenlos downgeloadet<br />
werden kann. Du möchtest mehr<br />
über „Circular Packaging im Handel“ erfahren?<br />
Am 23. September findet im Rahmen<br />
des „Tag des Handels“ eine großangelegte<br />
Podiumsdiskussion zum Thema statt.<br />
Dabei werden sich Leonore Gewessler, Bundeministerin<br />
für Klimaschutz, Umwelt, Energie,<br />
Mobilität, Innovation und Technologie,<br />
Horst Leitner (Hofer), Alessandro Wolf (Lidl)<br />
und Harald Mauke (ARA) mit der Kreislaufwirtschaft<br />
und dem Verpackungsmanagement<br />
auseinandersetzen. Es wird über die<br />
Rolle des Handels im Verpackungsdschungel<br />
gesprochen sowie gemeinsam mit den<br />
Teilnehmer:innen Zukunftsperspektiven der<br />
Verpackungswirtschaft diskutiert werden.<br />
Diesen spannenden Programmpunkt solltest<br />
du dir auf keinen Fall entgehen lassen.<br />
Tickets für den Tag des Handels – eines der<br />
spannendsten Events des Jahres – kannst<br />
du dir noch online bis zum 16. September<br />
<strong>2021</strong> sichern. (JG)<br />
Mehr Energie für Ihre Lageranlage – mit unseren Lösungen.<br />
Ihre Kunden erwarten von Ihnen immer mehr Service im<br />
Bereich Lieferung. Unsere hochautomatisierten Systeme<br />
unterstützen Sie als Hersteller, Lieferant oder 3PL-<br />
Dienstleister. Das automatische AutoStore ® -<br />
Lagersystem bietet Ihnen maximale Platzersparnis<br />
bei der Behälterlagerung, größte Flexibilität und<br />
Erweiterbarkeit sowie effiziente und genaue Kommissionierung.<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S16<br />
KEYNOTE 6.ECOMLOG21: RAINER WILL GESCHÄFTSFÜHRER, HANDELSVERBAND ÖSTERREICHS<br />
ECOMLOG21: „Automatisierung in<br />
nicht gekanntem Ausmaß“<br />
Der 6. eCommerce Logistik-Day widmete sich wieder der Zukunft des Online-Handels<br />
und bot neben spannenden Diskussionen konkrete Lösungsansätze für die<br />
Bereiche Intralogistik und den Paketversand. Als Hybrid-Event war er nur für einen<br />
exklusiven Teilnehmerkreis in den Räumen des Österreichischen Handelsverbandes<br />
live erlebbar. Sämtliche Vorträge und Podiumsdiskussionen wurden jedoch<br />
aufgezeichnet und sind in voller Länge abrufbar. REDAKTION: MARCUS WALTER<br />
MARCUS WALTER<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Nur in den Pausen spürte man den<br />
Unterschied: Als Hybridveranstaltung<br />
zählte der 6. eCommerce<br />
Logistik-Day (eComLog21) am 9.<br />
September naturgemäß nur wenige Teilnehmer.<br />
Corona forderte von dem traditionellen<br />
Event in diesem Jahr bereits zum zweiten<br />
Mal seinen Tribut, was der Qualität der<br />
gebotenen Inhalte aber nicht schadete.<br />
Lediglich das Networking zwischen den<br />
spannenden Vorträgen litt aufgrund der<br />
geringeren Zahl potenzieller Gesprächspartner.<br />
Auf der Bühne zeigte sich hingegen<br />
das gewohnte Bild: Wie immer führte<br />
Moderator Bernd Kratz mit großem Sachverstand<br />
durch den Nachmittag und<br />
sorgte vor allem während der zwei Podiumsdiskussionen<br />
mit fundierten Fragen für<br />
angeregte Gespräche. Der geschäftsführende<br />
Gesellschafter der Management-Beratung<br />
EMA ist zugleich Mitgesellschafter<br />
des Instituts des Interaktiven Handels IDIH,<br />
einem der eComLog-Kooperationspartner.<br />
New Digital Deal für die Zukunft des Handels<br />
Der 6. eCommerce Logistik-Day beleuchtete<br />
die beiden Themenbereiche Online- und<br />
Offline-Handel sowie die Intralogistik. In seiner<br />
Keynote forderte Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des Handelsverbands Österreich,<br />
einen „New Digital Deal“ als Zukunftskonzept<br />
für den Handel nach der Coronakrise.<br />
Zu den Megatrends gehören die Sektoren<br />
Sicherheit und Gesundheit. Überzeugende
Lösungen in der Bekämpfung von Cyber-<br />
Kriminalität, mehr Datenschutz, das Verhindern<br />
von Blackouts, der Schutz digitaler<br />
Identitäten sowie die Blockchain-Technologie<br />
werden den Handel stark beschäftigen.<br />
Gleiches gilt für die Neo-Ökologie mit<br />
ihren Themen Regionalität, Nachhaltigkeit,<br />
Kreislaufwirtschaft, Green Commerce, Zero<br />
Waste oder Minimalismus. Als dritten Megatrend<br />
nannte Will die Konnektivität. Hierunter<br />
versteht er unter anderem die weiter<br />
zunehmende Bedeutung des Omnichannel-Vertriebs<br />
sowie das konsequente Fokussieren<br />
auf den Kunden und die „Customer<br />
Journey“.<br />
An die Regierung appellierte Will, dass die<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in<br />
einigen Punkten angepasst werden müssten.<br />
Zu den Forderungen seines Verbands<br />
gehören deshalb eine Senkung der Lohnnebenkosten<br />
und die Durchsetzung der globalen<br />
Mindeststeuer und mehr Steuergerechtigkeit.<br />
Als Beispiel für die derzeitigen<br />
Missstände nannte er Amazon. Der Konzern<br />
habe in den letzten 10 Jahren Steuergutschriften<br />
für seine Geschäfte außerhalb<br />
der USA in Höhe von 13,4 Mrd. EUR kassiert.<br />
Nachhaltigkeit bleibt Dauerthema<br />
Im Anschluss startete die erste Podiumsdiskussion:<br />
Sie ging der Frage nach, wie sich<br />
der Handel vor dem Hintergrund der Pandemie<br />
in Zukunft entwickeln wird. Einigkeit<br />
herrschte darüber, dass der Wunsch nach<br />
Nachhaltigkeit auch nach der Pandemie<br />
eine tragende Rolle bei den Verbrauchern<br />
spielen wird. „Viele haben geglaubt, das<br />
BERND KRATZ<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
EMA GMBH
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S18<br />
Thema Nachhaltigkeit würde im Zuge der<br />
Coronakrise zugunsten der Wirtschaftlichkeit<br />
wieder verschwinden“, betonte Roman<br />
Stiftner, Präsident der Bundesvereinigung<br />
Logistik Österreich. Diese Einschätzung sei<br />
jedoch fatal und jedes Unternehmen sei<br />
gut beraten, sich ernsthaft mit der Nachhaltigkeit<br />
seiner Produkte und Lieferketten<br />
auseinanderzusetzen. „Das Thema<br />
Nachhaltigkeit wird bleiben,“ so Stiftner.<br />
Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der<br />
Krise sei die mangelnde Resilienz der bestehenden<br />
Lieferketten, die zum großen<br />
Teil von Lieferungen aus China abhängen.<br />
Das habe man am Beispiel der Antibiotika<br />
gesehen, die überwiegend in China produziert<br />
werden und zwischenzeitlich nicht<br />
mehr lieferbar waren. In Zukunft müssten<br />
die Lieferketten wieder unabhängiger von<br />
China werden.<br />
Bezüglich Nachhaltigkeit und Resilienz ist<br />
man bei der Modekette C&A schon einen<br />
großen Schritt weiter: Norbert Scheele,<br />
der bei C&A die Geschäfte in Österreich<br />
sowie Ost- und Südeuropa verantwortet,<br />
berichtete von einer neuen Produktionsanlage<br />
seines Unternehmens für Jeanshosen<br />
in Deutschland. „Wir haben uns vor drei<br />
Monaten entschlossen, eine Jeans-Fabrik<br />
in Mönchengladbach zu bauen“, bestätigte<br />
Scheele. Durch die regionale Herstellung<br />
verbessere sich zugleich die Zuverlässigkeit<br />
und die Ökobilanz, da weite Transportstrecken<br />
vermieden werden können.<br />
CLAES AXEL LINDGREN (IKEA)<br />
NORBERT W. SCHEE<strong>LE</strong> (C&A)<br />
ROMAN STIFTNER (BVL)<br />
Verstärkter Einkauf in Europa<br />
Auch beim weltweit agierenden Möbelhaus<br />
IKEA denke man über eine geänderte<br />
Einkaufsstrategie nach. „Wir sehen Tendenzen,<br />
dass wir verstärkt in Europa einkaufen<br />
werden“, erklärte Claes Axel Lindgren,<br />
Country Customer Fulfillment Manager bei<br />
der IKEA Möbelvertrieb OHG in Vösendorf.
Von einem ähnlichen Vorgehen berichtete<br />
Andrea Heumann, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Thalia Buch & Medien GmbH mit<br />
Sitz in Linz. Im Buchbereich sei die Lieferkette<br />
zwar nicht bedroht gewesen, aber in anderen<br />
Sortimentsbereichen wolle man künftig<br />
„vermehrt auf Partner in Europa setzen, um<br />
die Lieferwege zu verkürzen“, so Heumann.<br />
Ziel sei ein guter Lieferanten-Mix, um in Krisensituationen<br />
flexibler aufgestellt zu sein.<br />
Simon Hotinceanu, Experte für die Logistik-<br />
Steuerung bei der UNITO Versand &<br />
Dienstleistungen GmbH aus Salzburg<br />
sieht hingegen „eine weitere Zunahme<br />
der globalen Verflechtungen“. Dies gelte<br />
zumindest für kritische Bereich wie die<br />
Produktion von Mikrochips.<br />
SIMON HOTINCEANU (UNITO), ANDREA HEUMANN (THALIA), BERND KRATZ<br />
Nicht auf einzelne<br />
Partner verlassen<br />
Um die Konsequenzen<br />
aus der Corona-Krise<br />
ging es anschließend<br />
auch im Vortrag<br />
von Günter Birnstingl,<br />
Managing Director Austria<br />
der Berliner Seven Senders GmbH.<br />
Der frühere DHL-Manager betonte, dass<br />
die europäischen Paketdienstleister durch<br />
die rapide Zunahme des Sendungsaufkommens<br />
zunehmend unter Druck geraten.<br />
„Dieser Trend ist auch schon ohne Covid<br />
dagewesen,“ stellte Birnstingl fest. Umso<br />
mehr komme es jetzt darauf an, sich in der<br />
internationalen Paketlogistik nicht auf einzelne<br />
Dienstleister zu verlassen, sondern<br />
mit mehreren Unternehmen zu kooperieren.<br />
Hier bietet Seven Senders eine sichere<br />
und komfortable Lösung, mit der Versender<br />
über eine zentrale Plattform mit vielen Anbietern<br />
zusammenarbeiten können.<br />
Seven Senders ermöglicht den Zugang zu<br />
mehr als 100 Firmen, so das für jedes Land<br />
und jeden Bedarf die jeweils bestmögliche<br />
Versandform gewählt werden kann.<br />
Zu den Auswahlkriterien gehöre nicht zuletzt<br />
auch der CO2-Ausstoß. In diesem Zusammenhang<br />
wies Birnstingl darauf hin,<br />
dass bereits 57 Prozent der Versender bereit<br />
seien, einen Aufpreis für klimaschonende<br />
Transportlösungen zu bezahlen.<br />
https://youtu.be/toXK4zb8QWM<br />
Intralogistik<br />
Mit seinem Vortrag<br />
über „Geschwindigkeit,<br />
Flexibilität und<br />
Skalierbarkeit als Wettbewerbsvorteil<br />
in einer<br />
dynamischen Handels- und Logistikwelt“<br />
wechselte Joachim Kieninger das Thema<br />
von der Paket- zur Intralogistik. Der Director<br />
Strategic Business Development bei<br />
der Element Logic Germany GmbH veranschaulichte<br />
am Beispiel des automatischen<br />
Lager- und Kommissioniersystem AutoStore,<br />
wie schnell sich Versender auf veränderte<br />
Marktanforderungen einstellen können.<br />
Anhand mehrerer Kundenbeispiele und einem<br />
Video machte Kieninger klar, warum<br />
im Kleinteilebereich derzeit niemand an einer<br />
AutoStore-Lösung vorbeikommt. Zu den<br />
Vorteilen der norwegischen gehört die beliebige<br />
Skalierbarkeit der Lösung innerhalb<br />
kürzester Zeit. Dies kann zum Beispiel durch<br />
einen Anbau des Rasters oder durch den<br />
Einsatz zusätzlicher Roboter geschehen.<br />
https://youtu.be/bgPAQstX0DQ
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S20<br />
JOACHIM KIENINGER (E<strong>LE</strong>MENT LOGIC), MARKUS GRABNER (REESINK LOGISTIC SOLUTIONS), BERND KRATZ (EMA)<br />
FLORIAN SEIKEL (LOGISTIC NATIVES), WALTER TREZEK (WELTPOSTVEREIN)<br />
Kapazitäten mieten<br />
statt Kaufen<br />
Dass man diese Roboter<br />
nicht gleich kaufen muss,<br />
sondern bei saisonalen<br />
Spitzen auch mieten kann,<br />
erläuterte Markus Grabner<br />
in seinem anschließenden<br />
Vortrag, bei dem es ebenfalls um<br />
die Effizienz und Flexibilität der Auto-<br />
Store-Lösung ging. Grabner ist Senior<br />
Sales Manager bei der Reesink Logistic<br />
Solutions Austria. Reesink ist weltweit<br />
der erste von AutoStore lizensierte Distributor,<br />
der die flexiblen Roboter von AutoStore<br />
offiziell vermieten darf.<br />
https://youtu.be/AYjeKTPL4KI<br />
Kurzfristig ausgefallen war<br />
der Vortrag von Roman<br />
Schnabl, Vice President<br />
der KNAPP AG. Hier zeigte<br />
sich ein großer Vorteil<br />
von Hybrid-Veranstaltungen,<br />
denn dieser Teil konnte<br />
innerhalb der nächsten Tage via Zoom<br />
nachgereicht werden. Schnabl berichtete<br />
über Trends in der Value Chain und Logistik<br />
und beantwortete die Frage, wie KI-basierte<br />
Technologie die Welt der intelligenten<br />
Logistik verändert. „Schon heute können<br />
unsere Pick-it-easy-Robots mit Hilfe künstlicher<br />
Intelligenz und einer gemeinsam genutzten<br />
Cloud voneinander lernen, um so<br />
die Qualität der Prozesse kontinuierlich zu<br />
steigern“, berichtete Schnabl. Dabei handele<br />
es sich nicht um Zukunftsvisionen, sondern<br />
um „reale Lösungen, die bereits weltweit<br />
im Einsatz sind“.<br />
https://youtu.be/sYWBqJAOeEQ
Handel in China: Mehr als 50 Prozent digital<br />
Von der Intralogistik zurück zur Versandlogistik<br />
beförderte anschließend der Vortrag<br />
von Walter Trezek, der Vorsitzende<br />
des beratenden Komitees des Weltpostvereins.<br />
Mit Blick auf andere Kontinente<br />
prognostizierte Trezek ein weiter anhaltendes<br />
starkes Wachstum der Paketlogistik.<br />
„In China werden bereits mehr als 50 Prozent<br />
des Einzelhandels digital abgewickelt,“<br />
berichtete Trezek. Alles, was online<br />
verkauft und zugestellt werden kann, werde<br />
früher oder später über diesen Vertriebsweg<br />
laufen. Vor allem wies der langjährige<br />
Post-Experte darauf hin, dass sich Versender<br />
auf neue gesetzliche Anforderungen<br />
einstellen müssen. Konkret gehe es um die<br />
verpflichtende Bereitstellung von Daten vor<br />
dem Versand, wodurch Zustelleffizienz und<br />
Nachhaltigkeit steigen werden.<br />
„Diese Regelung gilt seit Juli <strong>2021</strong> für<br />
Warensendungen innerhalb Europas“, betonte<br />
Trezek. Als letzter Referent des Tages<br />
informierte Florian Seikel, Geschäftsführer<br />
der Logistic Natives über ein Pilotprojekt,<br />
mit dem osteuropäische Staaten einen vereinfachten<br />
Marktzugang zur EU erhalten<br />
sollen. Die Logistic Natives haben dafür ein<br />
virtuelles Warenhaus konzipiert, mit dessen<br />
Hilfe lokale Produkte aus Armenien, Aserbaidschan<br />
und Georgien in der EU angeboten<br />
und vermarktet werden können.<br />
Mehr Nähe zur EU<br />
Bei der Pilotlösung handelt es sich um ein<br />
virtuelles Lager beziehungsweise einen digitalen<br />
Katalog lokaler Waren. „Die Lösung<br />
bietet Verkäufern einen zentralen Ort zur<br />
Eingabe von Daten, die Zoll- und Transportdienstleiter<br />
für den grenzüberschreitenden<br />
E-Commerce benötigen“, erklärt Seikel.<br />
Nicht zuletzt sollen die genannten Länder<br />
Armenien, Aserbaidschan und Georgien<br />
durch das Projekt schrittweise an die EU herangeführt<br />
werden.<br />
Nach seinem Vortrag stand Seikel gemeinsam<br />
mit Kieninger, Grabner und Trezek für<br />
die zweite Podiumsdiskussion zur Verfügung.<br />
Diese stand unter dem Titel: „Nach der Pandemie<br />
ist vor der Pandemie – wie wird sich<br />
die Logistik auf zukünftige Notsituationen<br />
vorbereiten“. Moderator Bernd Kratz formulierte<br />
daraus die Frage, ob es in der Handelslogistik<br />
künftig weniger um Kostensenkungen<br />
als vielmehr um das Bewältigen der<br />
enormen Sendungsmengen gehen werde.<br />
Nach Meinung von Joachim Kieninger<br />
träfe diese Einschätzung „den Nagel auf<br />
den Kopf“. Der Intralogistik-Spezialist berichtete,<br />
dass er für seine Kundenprojekte<br />
nur noch selten Amortisationsrechnungen<br />
aufstellen müsse. „Treiber sind heute ganz<br />
andere Dinge: Da geht es vor allem um<br />
die mangelnde Verfügbarkeit von Mitarbeitern<br />
oder das Einhalten von Mindestabständen<br />
aus Gründen des Infektionsschutzes“,<br />
erklärte Kieninger. In beiden Fällen<br />
sei Automatisierung die passende Antwort,<br />
um nicht zuletzt auch die steigenden Sendungsmengen<br />
bewältigen zu können.<br />
30 Prozent Kosteneinsparung<br />
auf der letzten Meile<br />
Auch für die letzte Meile sei eine zunehmende<br />
Automatisierung die passende<br />
Lösung. „Wir werden eine Automatisierung<br />
der letzten Meile in nicht gekanntem<br />
Ausmaß erleben“, prognostizierte Walter<br />
Trezek. Demnächst würden die Zustellfahrzeuge<br />
automatisch vorgeladen vom Fahrer<br />
übernommen. Der Zusteller müsse sich im<br />
Fahrzeug mit seinem mobilen Datenterminal<br />
identifizieren, bevor die dynamische<br />
Routenplanung und anschließend die Auslieferung<br />
gestartet werde. Außerdem werde<br />
der Fahrer durch Roboter unterstützt, die<br />
ihm schon das nächste Paket bereitlegen<br />
würden. Nach dem Beenden der Tour kann<br />
der Fahrer im Hub das nächste vorgeladene<br />
Fahrzeug übernehmen und eine zweite Tour<br />
beginnen. „Das ist keine Zukunftsmusik“,<br />
betonte Trezek, der das enorme Kosteneinsparpotenzial<br />
verdeutlichte. „Die letzte<br />
Meile verursacht derzeit noch rund 45 Prozent<br />
der Zustellkosten. Diese lassen sich um<br />
30 Prozent reduzieren“, ist Trezek überzeugt.<br />
Die weitere Diskussion brachte noch zahlreiche<br />
andere Aspekte der notwendigen<br />
Automatisierung in den Bereichen Intraund<br />
Zustelllogistik hervor. Bei Interesse können<br />
beide Podiumsdiskussion und sämtliche<br />
Vorträge des 6. eCommerce Logistik-Days<br />
in vollständiger Länge abgerufen werden.<br />
(MW)<br />
MARKUS JAKLITSCH<br />
Last but not least - Ein<br />
herzliches Dankeschön<br />
an alle Mitwirkenden!<br />
Weitere Infos unter:<br />
https://bit.ly/3lHmuFI<br />
https://retail.at<br />
https://logfair.online
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S22<br />
Die Königsdisziplin des E-Commerce:<br />
Intralogistiklösungen<br />
für den Lebensmittelhandel<br />
Frische, Tempo und Service-Qualität sind die Herausforderungen im klassischen,<br />
stationären Lebensmitteleinzelhandel (<strong>LE</strong>H). Mit dem veränderten Konsumverhalten<br />
und dem Online-Boom im <strong>LE</strong>H entstehen zusätzliche Anforderungen, die nur<br />
mit modernster Software gelöst werden können. BEITRAG: REDAKTION<br />
Im Zuge der Corona-Pandemie stiegen die<br />
Online-Umsätze und sowohl die Bedeutung<br />
als auch die Vorzüge der Digitalisierung auch<br />
im Lebensmitteleinzelhandel wurden zunehmend<br />
in den Vordergrund gerückt. Ein Trend,<br />
der die gesamte Branche dauerhaft und<br />
nachhaltig verändern wird – da sind sich die<br />
Experten einig. Denn die Verbraucher haben<br />
sich zum Teil an ihr Nutzungsverhalten während<br />
der Krise gewöhnt.<br />
Momentan liegt der Marktanteil von Lieferservices<br />
im deutschsprachigen Raum bei etwa<br />
1 %. Bis 2023 wird er laut PricewaterhouseCoopers<br />
auf beachtliche 3-4 % wachsen. In der<br />
Schweiz ist der Anteil von E-Grocery mit 2-3 %<br />
bereits vergleichsweise hoch.<br />
Im deutschsprachigen Markt sind die ersten<br />
E-Grocery-Geschäftskonzepte (Electronic<br />
Grocery/Online Lebensmittelhandel)<br />
mit Vollsortiment bereits vor über 10<br />
Jahren an den Start gegangen. Nicht selten<br />
belächelt und noch öfter kritisch hinterfragt:<br />
Kann man im Internet auch Lebensmittel<br />
bestellen und nach Hause liefern lassen?<br />
Und, braucht es diese Möglichkeit wirklich?<br />
Die rasante Entwicklung im Laufe des vergangenen<br />
Jahrzehnts liefert eine klare Antwort:<br />
mittlerweile erfährt die Online-Nachfrage<br />
nach Lebensmitteln einen wahren Boom. Die<br />
Corona-Krise in 2020 beschleunigte diese Entwicklung<br />
zusätzlich. Doch auch ohne den disruptiven<br />
Schub im Zuge der COVID-19-Pandemie<br />
ist die Bedeutung und Akzeptanz von<br />
E-Grocery stark gestiegen.<br />
Die Königsdisziplin des E-Commerce<br />
Das E-Grocery-Geschäft gilt als Königsdisziplin<br />
des E-Commerce. Die Anforderungen an<br />
Liefer- und Wertschöpfungsketten erreichen<br />
durch die Aspekte Frische, Tempo und Service-Qualität<br />
eine neue Dimension. Schließlich<br />
geht es in erster Linie darum, Lieferketten<br />
nahtlos und agil zu halten.<br />
Neben reinen Online-Lebensmittel-Einzelhändlern,<br />
die sich als Pure Player des<br />
E-Grocery-Markts bedienen, nehmen auch<br />
E-Marketplace-Betreiber – wie zum Beispiel<br />
Amazon – Lebensmittel in ihr Sortiment auf.<br />
Zudem weiten die traditionellen Filialisten<br />
ihr Angebot verstärkt auf den Online-Absatzkanal<br />
aus und werden so zu Multi-<br />
Channel-Anbietern – online und offline. Um<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Lebensmittelhändler<br />
flexibel aufstellen und mehrere<br />
Vertriebskanäle gleichzeitig bedienen.<br />
AdobeStock 329547856 rh2010
Für den stationären Handel bedeutet dies ein<br />
Umdenken in der Geschäftsstruktur auf eine<br />
Kombination aus Online-Shops und Ladengeschäften,<br />
welche großes Potenzial mit sich<br />
bringt. Im Idealfall können sich die Vertriebswege<br />
gewinnbringend ergänzen. Doch lässt<br />
sich das in der Praxis tatsächlich umsetzen?<br />
Multi-Channel – wie geht das?<br />
Moderne Softwaresysteme schaffen die Basis,<br />
um allen logistischen Anforderungen der<br />
Lieferkette gerecht zu werden:<br />
AdobeStock 214169701<br />
- Durchgehende Prozessketten über die diversen<br />
Systeme hinweg: vom Online-Shop über<br />
das ERP-System, dem Warehouse Management<br />
System (WMS) bis hin zur optimalen<br />
Tourenplanung.<br />
- Sicherstellung des Lager- und Bestandsmanagements,<br />
denn die im Shop angezeigte<br />
Menge muss zu 100% verfügbar sein.<br />
- In den Warenprozessen und über alle Systeme<br />
ist das Management von Gewichtsartikeln<br />
und Preisauszeichnungen zu gewährleisten<br />
- Konsequente Verfallsdaten und<br />
Chargennummernverfolgung<br />
- Schonendes Handling der Waren und Konsolidierung<br />
von Artikeln unterschiedlicher<br />
Temperaturzonen.<br />
- Die Softwaresysteme müssen zusätzliche Servicedienstleistungen<br />
abbilden können. Das<br />
sind Mehrwertdienste für den Kunden wie beispielsweise<br />
Gratisartikel oder die Abbildung<br />
kurzfristiger bzw. temporärer Aktionen.<br />
Wie Traditionsunternehmen auf den E-Food<br />
Trend reagieren: Coop.ch<br />
Viele renommierte Supermarktketten scheuen<br />
den Schritt zu Digitalisierung und E-Commerce<br />
– nicht so Coop. Was als kleine Konsumgenossenschaft<br />
begann, ist heute ein<br />
international tätiges Einzel- und Großhandelsunternehmen<br />
mit rund 90.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern.<br />
Bereits 2001 startete der erfolgreiche Online-<br />
Shop coop.ch. Mit über 150 Millionen CHF<br />
Umsatz trug die Online-Sparte des Schweizer<br />
Supermarkt-Riesen 2019 bereits 1,5 % zum Gesamtumsatz<br />
der Coop-Supermärkte (10.452<br />
Millionen CHF) bei.<br />
Im Normalbetrieb belieferte Coop die E-Commerce<br />
Kunden von coop.ch von zwei Hauptund<br />
zwei Neben-Lagerstandorten aus. Durch<br />
den sprunghaften Anstieg der Nachfrage<br />
während des COVID-19-Lockdowns im Frühjahr<br />
2020 gelangte man an die Kapazitätsgrenzen.<br />
Um Lieferengpässe zu vermeiden,<br />
musste eine rasche Lösung gefunden werden.
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S24<br />
Kunden. Darüber hinaus wirkte sich die Sortimentsreduktion<br />
auch positiv auf das Einkaufserlebnis<br />
der Kunden aus, da sie beispielsweise<br />
die Auswahl vereinfachte.<br />
Als zweite Säule plante Coop einen neuen<br />
Lagerstandort für das Top-100 Sortiment.<br />
Zeitspanne bis zur Inbetriebnahme: lediglich<br />
14 Tage! Für diesen Kraftakt unter enormem<br />
Zeitdruck mietete Coop eine 6.000 m² große<br />
Lagerhalle an. SSI Schäfer unterstützte Coop<br />
und implementierte die SSI Schäfer Logistiksoftware<br />
WAMAS®.<br />
Der neue Standort musste von Grund auf mit<br />
einer IT- und Logistikinfrastruktur ausgerüstet<br />
und ans Coop Netzwerk angeschlossen werden.<br />
Die Logistikprozesse des neuen Standorts<br />
wurden bewusst möglichst einfach gehalten.<br />
Zum Beispiel entschied man sich, den Wareneingang<br />
direkt zum Kommissionierbereich<br />
zu leiten. So konnte aufgrund der schnellen<br />
Lagerdrehung auf separate Reserveflächen<br />
verzichtet werden.<br />
Karl Graber ist Programmleiter bei WAMAS-<br />
Enterprise. Seine ersten Erfahrungen in<br />
der IT-Logistik machte er als Softwareentwickler<br />
für mobile Kommissionierprozesse.<br />
Als technischer Projektverantwortlicher war<br />
er anschließend zuständig für die WAMAS-<br />
Einführung im Retail- und Produktionsbereich.<br />
Aktuell betreut er als Programmleiter<br />
einen Schweizer Retailkunden bei der laufenden<br />
Erneuerung und Optimierung der<br />
IT-Logistiklösung.<br />
Coop setzte auf eine 2-Säulen-Strategie.<br />
Als erste Säule definierte Coop für den E-Commerce<br />
Bereich ein eigenes Top-100-Sortiment<br />
mit den 100 wichtigsten Produkten eines<br />
durchschnittlichen Schweizer Haushalts. Mit<br />
dieser Maßnahme konnte Coop in kurzer Zeit<br />
die Komplexität aus dem im Normalbetrieb<br />
11.000 Artikel umfassenden Online-Sortiment<br />
nehmen – ohne besondere Abstriche für den<br />
Nur 14 Tage nachdem Coop bei SSI Schäfer<br />
nach Unterstützung angefragt hatte, fertigten<br />
mehr als 100 Kommissionierer die täglichen<br />
Onlinebestellungen ab. Die Tatsache, dass<br />
die meisten Mitarbeiter zuvor noch nie mit<br />
WAMAS gearbeitet hatten, unterstreicht die<br />
besonders nutzerfreundliche und sehr einfache<br />
Bedienbarkeit der Software und die unkomplizierte<br />
Einarbeitungsphase.<br />
Der E-Commerce Boom stellte den Lebensmittelhandel<br />
im Jahr 2020 vor ganz besondere<br />
Herausforderungen. Bei der Bewältigung<br />
und unter Berücksichtigung der neuen Anforderungen<br />
kristallisierte sich immer stärker<br />
heraus, dass die Digitalisierung ganz entscheidend<br />
zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen<br />
kann. Saisonale Nachfrage-Schwankungen<br />
sind in sehr vielen Branchen zu beobachten.<br />
Die Unternehmen kennen die Spitzenzeiten<br />
und bereiten sich oft über Monate darauf<br />
vor. Doch manchmal ist die Schwankung in<br />
Zeitpunkt und Intensität nicht vorhersehbar. In<br />
diesem Fall sind schnelle Lösungen, maximale<br />
Flexibilität sowie Umsetzungsstärke gefragt –<br />
und natürlich ein kompetenter Software-Partner,<br />
der sowohl die Branche als auch die kundenspezifischen<br />
Bedürfnisse versteht. (RED)
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S26<br />
China: Veränderte Technologietrends<br />
durch Covid<br />
Die Pandemie fungiert im Land der Mitte u. a. auch als Beschleuniger für Technologien<br />
wie 5G, UHD-Streaming, KI und Robotik. E-Commerce und zugehörige<br />
Trends expandierten ebenfalls enorm. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
in Deutschland die Bereiche Lebensmittel-<br />
Onlinehandel sowie Güter des täglichen Bedarfs.<br />
In der Volksrepublik expandierte der Online-Anteil<br />
am Einzelhandelsumsatz in 2020 laut<br />
Statista auf 44 Prozent (Vorjahr 36,6 Prozent).<br />
Für <strong>2021</strong> werden 50,5 Prozent prognostiziert.<br />
Im Bereich des E-Commerce gewannen<br />
Trends wie Livestreaming und vermehrtes<br />
Influencer-Marketing an Fahrt. Ein Beispiel<br />
ist das chinesische Kosmetikunternehmen<br />
Lin Qingxuan (1), das nach weitreichenden<br />
Schließungen von Läden durch Covid kurzerhand<br />
alle Schönheitsberater aus diesen Läden<br />
zu Influencern ausbildete. Dadurch stiegen<br />
die Umsätze um 200 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. In einer Umfrage der S&P Global<br />
Market Intelligence (2) gaben 66 Prozent der<br />
Befragten an, dass sie mehr Produkte während<br />
der Pandemie online kaufen.<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Die Corona-Pandemie hat nicht<br />
nur Lieferketten unterbrochen,<br />
den Reiseverkehr lahmgelegt<br />
und die Wirtschaft der Länder<br />
nachhaltig geschädigt, sondern sie fungiert<br />
auch als Katalysator für verschiedenste neue<br />
Technologien. Die Covid-Krise beschleunigt<br />
die Digitalisierung im Land der Mitte. Digitale<br />
Geschäftsmodelle und Technologien<br />
wie Online-Essenslieferung und Apps für Mitfahrgelegenheiten<br />
spielen eine große Rolle<br />
bei der Milderung der sozialen und wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen der Pandemie.<br />
E-Commerce und Technologietrends<br />
expandieren enorm<br />
Weltweit nahm durch die Angst vor Ansteckung<br />
und Lockdowns der Online-Handel<br />
enorm zu. Gewinner in China waren wie<br />
Die bedeutensten chinesischen Internet-<br />
Plattformen sind Alibabas Taobao und<br />
Tmall, JD.com Incs Jingdong Mall und Pinduoduo.<br />
Alibaba und JD nutzen insbesondere<br />
ihr Know-how in 5G-Technologie,<br />
Künstliche Intelligenz und Robotik, um innovative<br />
Lieferoptionen anbieten zu können.<br />
Zudem ist im Lande das digitale Bezahlen<br />
via mobiler Bezahlplattformen wie WeChat<br />
Pay und Alipay weit verbreitet, was die Verlagerung<br />
von Offline- zu Online-Einkäufen via<br />
Handhelds in der Pandemie sehr begünstigte.<br />
Innovative E-Commerce-Trends<br />
prägen den Markt<br />
Viele neue E-Commerce-Trends (3) erobern<br />
im Land der Mitte den Markt und können<br />
durchaus eine Vorbildfunktion für andere<br />
Länder haben. Zu den Trends gehören der<br />
Wandel vom Key Opinion Leader (KOL)-<br />
zum Key Opinion Consumer (KOC)-Marketing,<br />
Livestreaming, Kurzvideos und<br />
Kurzvideo-Apps, Gruppenkäufe z. B. via Pin-
duoduo, Social Commerce, Nutzung von<br />
exklusiven Clubs oder z. B. WeChat-Gruppen,<br />
Omnichannel Marketing, kanalübergreifende<br />
Nutzung von Big Data und KI, Verwendung<br />
von mobilen Bezahlplattformen<br />
und Nutzung von Fintech-Angeboten, grenzüberschreitender<br />
E-Commerce, Fokus des<br />
E-Commerce und New Retail auf kleinere<br />
und mittlere Städte und nicht zuletzt die Einführung<br />
des digitalen Yuans. KOC oder zu<br />
Deutsch auch Hauptmeinungs-Konsumenten<br />
sind "normale" Kunden die Produkt-Rezensionen<br />
und Empfehlungen als Video- oder<br />
Blog-Post erstellen. KOC sind Influenzer, die<br />
den Vorteil der Authentizität genießen. Man<br />
könnte das Ganze auch als Beziehungsmarketing<br />
(Teil des Social Commerce) beschreiben.<br />
Kunden sind ständig auf der<br />
Suche nach authentischen und vertrauenswürdigen<br />
Empfehlungen und Ratschlägen.<br />
Chinesen lieben virtuellen Stadtbummel<br />
Ein wichtiger E-Commerce-Trend ist die digitale<br />
Nachahmung des klassischen Stadtbummels,<br />
die am besten durch die Nutzung<br />
von Social Commerce und Livestreaming<br />
erreicht wird. Mehr als 300 Millionen Chinesen<br />
nutzen bisher Kurzvideo-Apps wie<br />
Douyin und Kuaishou. Käufer, die jünger als<br />
35 Jahre sind und aus Haushalten mit mittleren<br />
bis hohen Einkommen in größeren Städten<br />
kommen, nutzen meist dieses Medium.<br />
Der E-Commerce Trend wird durch die Tendenz<br />
zu mehr packenden Video-Inhalten<br />
und FOMO (Fear Of Missing Out) angetrieben.<br />
Komplettiert wird das ganze durch die<br />
Möglichkeit der Ein-Klick-Bestellung. Eine weitere<br />
interessante Entwicklung ist der Trend zu<br />
Gruppen-Käufen z. B. auf Pinduoduo. Dabei<br />
hat jedes Produkt bei Pinduoduo zwei Preise<br />
- einen für den Einzelkauf und den zweiten<br />
für den Gruppenkauf z. B. mit einem Freund.<br />
Mit jeder weiteren Person reduziert sich der<br />
Preis weiter. Dadurch werden Kunden motiviert,<br />
ihre Käufe auf Social Media-Plattformen<br />
zu teilen und weitere Käufer zu finden. Generell<br />
zeigt der chinesische Käufer ein stark<br />
mobiles Konsumverhalten. Die meisten Chinesen<br />
kaufen mittels Smartphone bzw. Tablet.<br />
80 Prozent des Kaufvolumens des Online-Einzelhandels<br />
wird auf mobilen Geräten generiert<br />
- weltweit liegt der Schnitt bei 64 Prozent.<br />
5G ist Schlüsseltechnologie für viele<br />
neue Anwendungen<br />
Zu Beginn der Pandemie entwickelten Firmen<br />
wie China Mobile Ltd., China Unicom<br />
(Hong Kong) Ltd. und China Telecom Corp.<br />
Ltd. viele 5G-gebundene Technologien wie<br />
Desinfektions-Roboter und Wärmebildkameras<br />
mit Scannern. Der Erfolg dieser Technololgien<br />
führte zu einem großen Interesse<br />
an 5G und entsprechenden Technologien.<br />
93 Prozent der durch S&P Global befragten<br />
Personen bekundeten ein Interesse auf 5G<br />
umzusteigen. Insgesamt zeigten 31 Prozent<br />
ein sehr großes Interesse. Besonders Internet<br />
der Dinge (IdD)-gebundene Systeme für<br />
die Haussicherheit zogen das größte Interesse<br />
auf sich. Trotzdem sind 76 Prozent der<br />
Befragten über die Sammlung von Daten<br />
und den Verlust ihrer Daten via IdD besorgt.<br />
Nur drei Prozent glaubten, dass ihnen IdD<br />
keinerlei Nutzen bringt. Während der Lockdowns<br />
wurde die Betrachtung von Live-Videos<br />
im Land der Mitte zum beliebten<br />
Zeitvertreib. Viele Sender strahlten Virtual<br />
Reality-Videos live in Ultra-HD-Qualität via<br />
5G aus. Beispielsweise wurde die Kirschblüte<br />
in Parks live gestreamt, um ein virtuelles<br />
Naturerlebnis für zuhause zu kreieren und<br />
so die Lockdowns erträglicher zu machen.<br />
(DR)<br />
Literatur:<br />
1) Onlinehandel nach<br />
dem Lockdown – die aktuelle<br />
Lage in China, 20.<br />
Mai 2020, ecommerce<br />
magazin, WIN Verlag<br />
2) Osio Julber, China<br />
2020 survey summary:<br />
COVID-19 crisis accelerated<br />
media and tech<br />
trends, 23. September<br />
2020, S&P Global Market<br />
Intelligence, New York<br />
3) 12 China E Commerce<br />
Market Trends <strong>2021</strong>, 21.<br />
Dez. 2020, Tenba Group,<br />
Cyprus
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S28<br />
RetailCX schafft digitale Erlebnisse<br />
im stationären Handel<br />
Der rasante Aufstieg des Onlinehandels hat auch den stationären Handel geprägt.<br />
Denn während man online rund um die Uhr eine unendliche Auswahl<br />
an Waren mit einem Klick bestellen kann, bietet der stationäre Handel andere<br />
Vorteile. Nämlich umfassende Beratung durch Fachpersonal, das Erleben von<br />
Produkten und Dienstleistungen. BEITRAG: REDAKTION<br />
In Zukunft geht es also darum, attraktive<br />
Kundenerlebnisse zu gestalten und<br />
die Qualitäten des stationären Handels<br />
perfekt zu inszenieren. Was das alles mit<br />
Logistik zu tun hat? Sehr viel! Das neue In-<br />
Store-System RetailCX schafft Kundenerlebnisse<br />
und optimiert Prozesse am Point-of-Sale.<br />
Digitalisierung und Automatisierung spielen<br />
auch in unserem Leben und Alltag eine<br />
große Rolle, zum Beispiel beim Einkaufen.<br />
Auch im stationären Handel beginnt der Einkauf<br />
des Kunden heute auf einem mobilen<br />
Endgerät und einer App, zum Beispiel um Verfügbarkeiten<br />
zu prüfen oder Waren zu reservieren.Daneben<br />
lösen intelligente Technologien<br />
zur Digitalisierung und Store Automation<br />
auch Herausforderungen wie den Fachkräftemangel.<br />
Digitalisierung bringt Vorteile für Kunden,<br />
Mitarbeiter und Händler<br />
RetailCX ist eine vollautomatische Lösung<br />
speziell für den stationären Handel. Ein breites<br />
Spektrum an Waren im Store können sicher und<br />
platzsparend inszeniert werden: „Mit RetailCX<br />
können Händler ihren Kunden mehr Auswahl<br />
an Waren und vielfältigere Services wie eine<br />
24/7-Kassa oder Click & Reserve anbieten.<br />
Das steigert die Attraktivität des Einkaufs im<br />
stationären Handel,“ erklärt Christian Bauer,<br />
Geschäftsführer KNAPP Smart Solutions, einige<br />
Vorzüge des automatischen Systems.<br />
Damit eröffnet RetailCX neue Absatzkanäle<br />
und Möglichkeiten zu Neugestaltung von Verkaufsräumen.<br />
Auch die Mitarbeiter profitieren durch den<br />
Einsatz der intelligenten Automatisierung,<br />
durch die Reduktion von Kassentätigkeiten<br />
oder dem Nachbestücken von Regalen<br />
bleibt nun mehr Zeit für Kundenberatung.<br />
So sind Umsatzgewinne bei gleichbleibender<br />
Anzahl an Mitarbeitern möglich. Mit dem<br />
modernen und digitalisierten Store entsteht<br />
eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.<br />
(RED)
6. eCommerce<br />
Logistik- Day<br />
09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />
Hybrid Event<br />
Österreichischer Handelsverband<br />
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ecommerce-logistik-day/<br />
Medienpartner:
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S30<br />
Smarte Automatisierung optimiert<br />
E-Commerce Fulfillment<br />
Der Online-Shoppingboom ist ungebrochen. Zur Erfüllung der Kundenansprüche<br />
müssen logistische Prozesse effizient und reibungslos ablaufen. Automatisierungslösungen<br />
von KNAPP sind die perfekte Antwort auf die Frage, wie ein modernes<br />
Distributionszentrum aussehen muss. Aktuelles Beispiel: das Distributionszentrum<br />
von Wehkamp. BEITRAG: REDAKTION<br />
Mit der Pandemie als Treiber erlebt<br />
der E-Commerce-Trend<br />
einen gewaltigen Push. Egal ob<br />
Mode, Lebensmittel, Elektronik,<br />
Sportartikel oder Medikamente, nahezu jedes<br />
erdenkliche Produkt ist online nur einen Klick<br />
entfernt, einfach und bequem. Oft locken besonders<br />
günstige Preise, ein enormes Sortiment<br />
oder auch Individualisierungsmöglichkeiten.<br />
Ein häufiges Versprechen: schneller Versand<br />
und bequeme Liefer- oder Abholoptionen.<br />
Maßgeblich für den Erfolg oder Misserfolg eines<br />
Onlinehändlers sind daher seine Logistikprozesse<br />
– denn niemand wartet gerne lange.<br />
Durch das Automatisieren repetitiver Prozesse<br />
wird wichtige Zeit eingespart. „Smarte Automatisierung<br />
der Logistik-Prozesse unterstützt<br />
Onlinehändler dabei, ihr Kundenversprechen<br />
einzulösen. Dies steigert Wirtschaftlichkeit<br />
und Kundenzufriedenheit und so kaufen die<br />
Kunden immer wieder gerne im Online-Shop<br />
ein“, weiß Andreas Huterer, Head of Design<br />
Engineering, Retail Solutions, KNAPP AG.<br />
Schließlich ist Kundenbindung ein nicht zu<br />
unterschätzender Erfolgsfaktor – nicht erst in<br />
Zeiten von Online-Bewertungsmöglichkeiten.<br />
Praxisbeispiel Wehkamp.nl
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />
Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />
in und für eine nachhaltige Logistik.<br />
Mehr auf logistik-express.com<br />
LOGISTIK express<br />
Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
Beim niederländischen Online-Händler Wehkamp<br />
lautet das Motto „Bestell heute und<br />
erhalte deine Ware morgen“. Dabei umfasst<br />
das Sortiment im Onlineshop mehr als 430.000<br />
Artikel, von Mode über Möbel und Haushaltsgeräte<br />
bis hin zu Spielzeug und Drogeriewaren.<br />
Von der Bestellung bis zum Versand<br />
dauert es gerade mal 30 Minuten! Damit<br />
das klappt, muss die Logistik Spitzenleistungen<br />
vollbringen. Das Distributionszentrum von<br />
Wehkamp ist für Höchstleistungen ausgelegt:<br />
durchschnittlich 30 Millionen Pakete verlassen<br />
pro Jahr das Lager. Möglich wurde diese<br />
Meisterleistung durch eine perfekte Abstimmung<br />
automatischer und manueller Prozesse<br />
sowie Lagertechnik und Software. Die Artikel<br />
sind zu diesem Zweck im automatischen Lagersystem<br />
OSR Shuttle mit 556.000 Stellplätzen<br />
gelagert.<br />
Eine schnelle Fördertechnik bringt die Waren<br />
zu den Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen. Diese Ware<br />
zur-Person-Arbeitsplätze vereinen Effizienz,<br />
Präzision, Ergonomie und Ökonomie:<br />
eintönige, schwere Arbeiten wie Heben,<br />
Bücken und Strecken werden minimiert<br />
und gleichzeitig Ausliefer- und Servicequalität<br />
erhöht. Dank der besonders effizienten<br />
One-Touch-Kommissionierung werden die<br />
Waren direkt aus dem Lagerbehälter in den<br />
Versandkarton übergeben. An jedem Arbeitsplatz<br />
werden sechs Aufträge parallel bearbeitet.<br />
Hierbei werden jene Aufträge, die nur aus<br />
einem Artikel bestehen, in Batches kommissioniert<br />
und anschließend einzeln in Versandtaschen<br />
verpackt. Diese Vorgangsweise bringt<br />
insbesondere zu Spitzenzeiten große Vorteile:<br />
neben der reduzierten Bearbeitungszeit der<br />
Aufträge werden die Arbeitsplätze optimal<br />
ausgelastet. Durch intelligente Verpackung<br />
werden CO2-Emissionen reduziert und Liefertouren<br />
eingespart. Analysetools wie KiSoft<br />
Analytics helfen, Peaks ideal zu planen, während<br />
die Software redPILOT beim effizienten<br />
Personal-Management hilft. Insgesamt versendet<br />
Wehkamp auf diese Art 30 Millionen<br />
Pakete vor Jahr – pünktlich und zuverlässig.<br />
(RED)<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S32<br />
eGrocery Start-up Matsmart investiert<br />
in eine automatisierte und<br />
klimafreundliche Lagerlogistik<br />
Der schwedische Online-Lebensmittelhändler Matsmart investiert für sein 20.000<br />
m² großes Lager westlich von Stockholm in eine AutoStore-Lösung von Element<br />
Logic. BEITRAG: REDAKTION<br />
In dem neuen mit Solarstrom betriebenen<br />
Lager werden die Mitarbeiter<br />
zukünftig von 149 AutoStore-Robotern<br />
effektiv bei der Kommissionierung<br />
und Einlagerung von Waren unterstützt.<br />
Die AutoStore-Lösung soll im Frühjahr 2022<br />
in Betrieb genommen werden.<br />
Matsmart interpretiert nachhaltigen Konsum<br />
neu: Im Onlineshop werden Lebensmittel<br />
zu ermäßigten Preisen verkauft, die<br />
ansonsten weggeworfen würden. Seit seiner<br />
Gründung im Jahr 2014 hat sich das<br />
schwedische Unternehmen dank seines Klima-<br />
und Umweltbewusstseins rasant weiter<br />
entwickelt. Das vergangene Jahr war hier<br />
keine Ausnahme und ein Rekordjahr für<br />
die gesamte E-Commerce Branche. Aus<br />
diesem Grund hat Matsmart beschlossen,<br />
in ein neues automatisiertes Lager zu investieren.<br />
“Unser derzeitiges Lager haben wir<br />
auf Basis der Gegebenheiten und Größe so<br />
effizient wie möglich gemacht. Unsere Mitarbeiter<br />
machen einen fantastischen Job.<br />
Wir nähern uns jedoch in den aktuellen<br />
Räumlichkeiten sehr schnell unserer<br />
Kapazitätsgrenze und es ist Zeit, grundsätzliche<br />
Verbesserungen umzusetzen, um die<br />
nächste Stufe zu erreichen.<br />
Unser neues automatisiertes Lager wird uns<br />
dreimal mehr Kapazität und Raum für weiteres<br />
Wachstum bietet. Daher hoffen wir,<br />
dass sich auch unsere Mitarbeiter schnell<br />
mit unserem neuen Lager anfreunden werden”,<br />
so Conrad Edgren, Logistikmanager<br />
bei Matsmart.
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />
Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />
in und für eine nachhaltige Logistik.<br />
Mehr auf logistik-express.com<br />
LOGISTIK express<br />
Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
AutoStore bearbeitet 6.000<br />
Auftragspositionen pro Stunde<br />
Das zukünftige Lager von Matsmart, das<br />
durch Solarmodule auf dem Dach mit Strom<br />
versorgt werden wird, wird mit 10.000 Palettenstellplätzen<br />
und 14 Ladedocks auf einer<br />
Fläche von 20.000 m² doppelt so groß sein,<br />
wie das derzeitige Lager. Das Herzstück des<br />
Lagers wird ein AutoStore-System sein, das<br />
von Element Logic geplant und realisiert wird.<br />
Die Mitarbeiter bei Matsmart werden im<br />
Lager zukünftig von 149 intelligenten Auto-<br />
Store-Robotern unterstützt, bei einer geschätzten<br />
Kommissionierkapazität von bis<br />
zu 6.000 Auftragspositionen pro Stunde.<br />
Auch für zahlreiche weitere erfolgreiche<br />
Onlinehändler wie FoodOase, Bergfreunde,<br />
Styleboom, NA-KD und Boozt hat Element<br />
Logic bereits hocheffiziente AutoStore-<br />
Lösungen integriert. “Wir haben eine sehr<br />
aufregende Reise vor uns und gehen davon<br />
aus, dass wir mit unserem neuen<br />
Lager in den nächsten zehn Jahren erfolgreich<br />
weiterwachsen können. Diese<br />
Investition ist ein wichtiges Puzzle-Teil für<br />
uns, um eine nachhaltige Rentabilität für<br />
unsere Geschäftstätigkeiten in Skandinavien<br />
zu ermöglichen”, fügt Conrad Edgren<br />
hinzu. “Mit unserem Kunden Matsmart haben<br />
wir bei Element Logic einen weiteren<br />
Beweis geliefert, dass unsere Logistikkonzepte<br />
mit dem Kernprodukt AutoStore die<br />
ideale Lösung für den rasant wachsenden<br />
Online-Lebensmittelhandel sind. Wir sind<br />
sehr stolz darauf Matsmart als Vorreiter<br />
einer zunehmend nachhaltigen Lebensmittelindustrie<br />
mit einer kostengünstigen,<br />
bedarfsorientierten und nachhaltigen<br />
Lagerlogistik stärken zu können”, so Thomas<br />
Karlsson, Managing Director Element Logic<br />
Sweden. (RED)<br />
MJR|HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S34<br />
Neue Märkte =<br />
neue Herausforderungen<br />
Der Onlinehandel wächst – und kennt dabei keine Grenzen: 87 Prozent der<br />
international aufgestellten Onlinehändler sind laut Visa Global Merchant<br />
E-Commerce-Studie überzeugt, dass gerade der Vorstoß in neue Märkte eine der<br />
größten Expansionschancen der kommenden Jahre darstellt.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Eine Expansion bedeutet aber oft auch<br />
neue Herausforderungen. Wie E-Tailer<br />
von Anfang an erfolgreich im europäischen<br />
Ausland agieren können<br />
und worauf es beim Cross-Border-Versand<br />
ankommt, fasst Dr. Johannes Plehn, Gründer<br />
und Geschäftsführer von Seven Senders, der<br />
führenden Delivery-Plattform für den Paketversand<br />
in Europa, zusammen.<br />
Wo Chancen liegen, gibt es auch Risiken<br />
Wer im Bereich E-Commerce konkurrenzfähig<br />
bleiben will, muss andere Märkte in den Blick<br />
nehmen: Aktuell sind bereits 23 Prozent aller<br />
Onlineverkäufe in Europa grenzüberschreitende<br />
Käufe – Tendenz steigend. Doch mit<br />
dem Eintritt in jeden einzelnen neuen Markt<br />
sind regelmäßig folgende Fragen zu klären:<br />
• Wie findet man zuverlässige Logistikpartner?<br />
• Welche Präferenzen haben die Kunden vor<br />
Ort?<br />
• Welche zusätzlichen Kosten fallen an?<br />
• Ist zusätzliches Personal erforderlich?<br />
• Wie können neue Anwendungen und<br />
Ansprechpartner in bestehende Abläufe<br />
integriert werden?<br />
Was Kunden wollen<br />
Ausschlaggebend für den Erfolg im internationalen<br />
Versandhandel ist zudem die Customer<br />
Experience.
Laut einer von Seven Senders in Auftrag gegebenen<br />
YouGov-Umfrage würden 53 Prozent<br />
der Befragten nicht erneut beim selben<br />
Händler kaufen, wenn sie schlechte Erfahrungen<br />
bei Einkauf, Versand und Co. gemacht<br />
haben. Für die Kundenbindung kommt es<br />
also entscheidend darauf an, dass Onlinehändler<br />
die Wünsche ihrer Kunden kennen<br />
und erfüllen.<br />
Doch: Was deutsche Kunden bei Lieferoptionen,<br />
Bezahlung und Zustellung bevorzugen,<br />
gilt nicht automatisch auch für Besteller<br />
aus anderen europäischen Ländern.<br />
„Während beispielsweise in Großbritannien<br />
90 Prozent der Kunden eine Zustellung<br />
nach Hause bevorzugen, holen in Frankreich<br />
22 Prozent der Kunden ihre Warenbestellungen<br />
lieber im Paketshop<br />
oder in einer Postfiliale ab“, erklärt Seven<br />
Senders Gründer Dr. Johannes Plehn.<br />
In anderen Ländern sind besonders flexible<br />
Lieferoptionen, etwa Zustellungen nach 18<br />
Uhr, gewünscht. Auch die Präferenzen bei der<br />
Bezahlmethode unterscheiden sich: In Italien<br />
nutzen zum Beispiel 51 Prozent Online-Bezahldienstleister<br />
wie PayPal, in der Schweiz sind<br />
es hingegen nur 12 Prozent, der Großteil bezahlt<br />
lieber per Rechnung. Ebenso relevant:<br />
Währung und Sprache müssen an das jeweilige<br />
Land angepasst sein. „Wer im internationalen<br />
E-Commerce erfolgreich sein will, wird<br />
also bestrebt sein, für jedes Land auf eine individuelle<br />
Lösung zu setzen“, so Dr. Plehn.<br />
Internationale Versanddienstleister vs.<br />
lokale Carrier<br />
Onlinehändler arbeiten meistens entweder<br />
mit einem internationalen Versanddienstleister<br />
oder mit lokalen Carriern im Zielland<br />
zusammen. Für sie kann eine auf den Kunden<br />
maßgeschneiderte Herangehensweise<br />
aufwendiger, teurer und wenig effizient<br />
sein. Denn internationale Versanddienstleister<br />
decken nicht immer alle vom Kunden<br />
und Endkunden gewünschten Services ab.<br />
Der Einsatz lokaler Carrier, die näher am<br />
Endkunden sind, bringt allerdings komplexe<br />
Abstimmungsprozesse, logistische Herausforderungen,<br />
viele Ansprechpartner und damit<br />
höhere Kosten mit sich. Eine vorteilhafte dritte<br />
Lösung ist hingegen ein Carrier-Netzwerk,<br />
wie es Seven Senders bietet: Onlinehändler<br />
können hier zum Beispiel über die zentrale<br />
Delivery-Plattform gezielt Versanddienstleister<br />
auswählen, welche die lokal bevorzugten<br />
Zustell- oder Abholoptionen abdecken – und<br />
das für eine breite Palette an Zielländern mit<br />
nur einem zentralen Ansprechpartner und auf<br />
Basis eines einzigen Vertrags. Das reduziert<br />
nicht nur die Komplexität, sondern spart auch<br />
Zeit und bares Geld.<br />
Flexibilität und Optimierung durch<br />
Datenanalyse<br />
Wer im E-Commerce langfristig erfolgreich<br />
sein möchte, muss flexibel und offen für Neues<br />
sein, immer bereit, bestehende Strategien<br />
und Prozesse anzupassen oder neu zu<br />
gestalten. „Zu schnell wandeln sich hier die<br />
Rahmenbedingungen, und auch Kundenwünsche<br />
ändern sich im Laufe der Zeit“, weiß<br />
Dr. Plehn.<br />
Die Zusammenarbeit mit einer Delivery-Plattform<br />
wie Seven Senders bietet hierfür eine<br />
Lösung, die Händlern nicht nur erlaubt,<br />
Märkte und Abläufe jederzeit im Blick zu behalten,<br />
sondern durch das Carrier-Netzwerk<br />
auch Flexibilität ermöglicht: Deckt beispielsweise<br />
ein gewählter Carrier nicht mehr die<br />
Kundenbedürfnisse ab, können Onlinehändler<br />
innerhalb des Zustellernetzes von Seven<br />
Senders schnell und unkompliziert wechseln.<br />
Dabei leistet eine umfangreiche Datenanalyse<br />
wertvolle Unterstützung: Die Auswertung<br />
liefert das Analyse-Tool Analytics.<br />
Mit seiner Hilfe können E-Tailer ihre Sendungen<br />
und Carrier beobachten und Unregelmäßigkeiten,<br />
wie zum Beispiel Abweichungen<br />
im Lieferprozess, schnell erkennen und darauf<br />
reagieren. Außerdem lassen sich Lieferentwicklungen<br />
und Trends präzise voraussagen.<br />
So unterstützt Seven Senders international<br />
aufgestellte Onlinehändler nicht nur dabei,<br />
ihre Bestellungen rasch und mit einer individuellen<br />
Kundenerfahrung ins Ausland zu liefern,<br />
sondern auch dabei, die Prozesse zu optimieren<br />
und die Komplexität zu reduzieren.<br />
(RED)
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S36<br />
Digitalisierung und Reduktion der<br />
Treibhausgase ergänzen sich<br />
Der Postsektor mit der Annahme, dem Transport, der Sortierung und der Zustellung<br />
von Brief- und Warensendungen an adressierte Empfänger trägt erheblich<br />
zur Emission globaler Treibhausgase (THG) bei. BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
VICE-CHAIR<br />
ELOGISTICS-WORKING<br />
GROUP ECOMMERCE<br />
EUROPE<br />
CHAIRMAN OF THE UPU<br />
CONSULTATIVE<br />
COMMITTEE (CC)<br />
UND EXPERTE DES<br />
LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />
Der Postsektor mit der Annahme,<br />
dem Transport, der Sortierung<br />
und der Zustellung von Brief- und<br />
Warensendungen an adressierte<br />
Empfänger, trägt mit seinen mehr als<br />
5 Millionen Postmitarbeiter*Innen, in über<br />
650 000 Postämtern weltweit, heute etwa<br />
450 Milliarden Briefsendungen und bis 2026<br />
220 Milliarden prognostizierten Warensendungen<br />
jährlich, verbunden mit einer universellen<br />
Reichweite, bis in die entlegensten<br />
Gebiete und der transportintensiven täglichen<br />
Zustellung auf der letzten Meile, erheblich<br />
zur Emission globaler Treibhausgase<br />
(THG) bei.<br />
Österreich, Deutschland und Frankreich: Antrag<br />
auf weltweite Reduzierung von THG im<br />
Postsektor<br />
Der 27. Weltpostkongress nahm im August<br />
<strong>2021</strong> einen Initiativantrag Österreichs,<br />
Deutschlands und Frankreichs zur Reduzierung<br />
der Treibhausgasemissionen (THG-<br />
Emissionen) aus dem Postbetrieb an. Ziel<br />
ist es, freiwillig, verbindliche Ziele auf Basis<br />
harmonisierter Messnormen zu erarbeiten.<br />
Über die Erreichung der Ziele soll laufend<br />
berichtet werden.<br />
Ein weltweiter Wissensaustausch zwischen<br />
den benannten Postbetreibern, den Mitgliedsstaaten<br />
des Weltpostvereins und anderen<br />
Wirtschaftsbeteiligten des weltweiten<br />
Postmarkts wird unter Aufsicht der 192 Mitgliedsstaaten<br />
eingerichtet. Sichergestellt<br />
werden damit global einheitliche Strategien<br />
zur Reduzierung von CO²-Emissionen, die<br />
Finanzierung und eine zeitnahe Umsetzung<br />
von Klimaschutzmaßnahmen. In den<br />
kommenden 4 Jahren werden die Postgesellschaften<br />
der 192 Mitgliedsstaaten<br />
des Weltpostvereins CO² und THG neutrale,<br />
grenzüberschreitende internationale Postdienste<br />
entwickeln. Weltweit einsetzbare<br />
Messnormen, die eine reduktionsorientierte<br />
Berichterstattung über verursachte Treibhausgasemissionen<br />
ermöglichen, die durch<br />
die Annahme, das Sortieren, den Transport<br />
und die Zustellung von Postsendungen, pro<br />
Postsendung in Mitgliedsländern verursacht<br />
werden, werden erarbeitet.<br />
Austrian Standards arbeitet an postsektorspezifischer<br />
Normung<br />
Das Europäische Komitee für Normung (CEN)<br />
für den Postsektor, in Österreich vertreten<br />
durch Austrian Standards, wird in den kommenden<br />
vier Jahren, die sektorspezifische<br />
Normung für eine klimaneutrale Zustellung<br />
von Briefen und Warensendungen in Umsetzung<br />
des EU Green Deal unter Einbeziehung<br />
aller Wirtschaftsbeteiligten vorantreiben<br />
Erarbeitet werden:<br />
• Technischer Report über innovative Lösungen<br />
bei ökologisch-sauberen und effizienten<br />
Zustelllösungen.<br />
Dieser Arbeitsinhalt bietet eine Bestandsaufnahme<br />
innovativer Lösungen, die geeignet<br />
erscheinen, die Ziele des "Green Deal" der<br />
EU im Bereich des Zustellmarktes für Brief- und<br />
Paketsendungen zu unterstützen. Dazu gehören<br />
auch die Bereiche: Verpackungsmanagement,<br />
Retouren, neue Zustelllösungen<br />
wie Drohnen, benutzerunabhängige kontaktlose<br />
Übergabe, sowie eine klimaneutrale Erhöhung<br />
der Transport- und Zustelleffizienz.<br />
• Norm zur Umweltbilanz in der<br />
Paketzustellung<br />
Erarbeitet wird die Definition einer Methodik<br />
zur Berechnung und Berichterstattung der<br />
Umweltbelastung durch eine Anfang-zu-Ende<br />
Zustellung von Warensendungen, beginnend
von der Abholung bis zur abschließenden Zustellung,<br />
unter Berücksichtigung bestehender<br />
Umweltnormen aus dem verwandten Bereich<br />
des Transports und der Logistik.<br />
Dieser Arbeitsinhalt ergänzt die bestehenden<br />
Normen für eine CO²-Bilanzierung. Eine zustellsektorspezifische,<br />
detaillierte Methodik zur<br />
Messung und Berichterstattung spezifischer,<br />
transparenter und konsistenter Informationen<br />
zu THG- und Luftschadstoffen, die in der<br />
Paketzustellung anfallen, ist das Ziel der<br />
Arbeiten. Angesichts der Dringlichkeit und<br />
des branchenspezifischen Engagements,<br />
sowohl in Europa als auch weltweit, erwarten<br />
wir innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monate<br />
Standards und darauf aufbauend, konforme<br />
Produkte und Dienstleistungen.<br />
Digitalisierung der Zustellung von Warensendungen<br />
– Eigentum an Klimadaten?<br />
Nur wenn Daten zu jeder Warensendung vor<br />
deren Versandt zwischen den Wirtschaftsbeteiligen<br />
ausgetauscht werden, ist eine<br />
Messung der anfallenden THG-Emissionen<br />
möglich. <strong>2021</strong> wurde die Digitalisierung der<br />
Daten in der Zustellung von Warensendungen<br />
in der EU und weltweit umgesetzt. Die<br />
anstehende Gestaltung und Einführung von<br />
klimaneutralen Produkten und Dienstleistungen<br />
in der Zustellung von Warensendungen,<br />
wird zu einer Anpassung der bereits heute<br />
harmonisierten Daten, die vorab zwischen<br />
den Zustellbetreibern ausgetauscht werden,<br />
führen. Für die Wirtschaftsbeteiligten steht<br />
damit die Absicherung des Eigentums an den<br />
Daten zu jeder Warensendung zunehmend<br />
im Mittelpunkt. Neben den Kerndaten – der<br />
Zustelladresse, der Sendungskennung, der<br />
Warenbeschreibung – fallen immer mehr<br />
Sekundärdaten an. Umsatzgenerierung und<br />
Kundenbindung führt dazu das elektronische<br />
Schnittstellen zunehmend das Management,<br />
aber auch das Eigentum an diesen Daten<br />
zu übernehmen trachten. Die Daten des<br />
Einzelhandels sollten aber dem Einzelhandel<br />
vorbehalten bleiben. Nur wenn das Eigentum<br />
an den Daten geregelt bleibt, kann der<br />
Einzelhandel über Geschäftsprozesse frei disponieren<br />
und ungebunden entscheiden.<br />
Wollen Sie weitere Informationen zu dem<br />
Thema erhalten? Möchten Sie aktiv Themen<br />
wie dieses vorantreiben und interessieren<br />
Sie sich daran, Teil eines internationalen<br />
Infrastruktur & Logistiknetzwerkes zu sein.<br />
Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf!<br />
Der logistic-natives e.V. ist das internationale<br />
Netzwerk für Logistik & Infrastruktur des modernen<br />
Handels und repräsentiert über 30.000<br />
Branchenunternehmen. Dabei unterstützen<br />
wir bei der Befähigung zur fortschreitenden<br />
Digitalisierung von Unternehmen und der<br />
Zustellung von Handelswaren durch digitale<br />
Kommunikationsmedien im Sinne der Zustellungsoptimierung,<br />
Nachhaltigkeit, life-cycle-<br />
& Retourenmanagements und der Kreislauflogistik.<br />
Unser Geschäftsführer Florian Seikel<br />
(Florian.Seikel@logistic-natives.com) steht Ihnen<br />
sehr gerne zur Verfügung.<br />
(WT)<br />
FLORIAN SEIKEL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
LOGISTIC NATIVES E.V.
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S38<br />
Re:Think – mit dem<br />
28. Österreichischen Logistik-Tag<br />
Viele Auftragsbücher sind voll, aber der Schein trügt: die Wirtschaft, wie wir<br />
sie kennen, steht auf der Kippe. Aktuelle und künftige Probleme lassen sich<br />
nicht mit bekannten Maßnahmen lösen, ein Umdenken ist nötig. Auf dem<br />
Future Lab und dem Logistiktag am 28. und 29. September werden neue Wege<br />
aufgezeigt, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Natürlich darf auch<br />
die Gala zur Verleihung des Österreichischer Logistik-Preises <strong>2021</strong> nicht fehlen.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Einen Blick in die Zukunft werfen, und<br />
das ganz ohne Glaskugel… wer<br />
wünscht sich das nicht? Beim Logistik-Future-Lab<br />
am 28. September<br />
<strong>2021</strong> im Design Center Linz findet nicht nur<br />
die Start-up-Lounge für frische Geschäftsideen<br />
statt, auch das Vortragsprogramm<br />
kann sich sehen lassen. Das Schöne am<br />
Future-Lab ist, dass es keine Denkverbote<br />
gibt. „Beim Future-Lab geht es um Themen,<br />
die konkrete Beiträge zur Weltverbesserung<br />
und bald umsetzbar sind“, erklärt Franz<br />
Staberhofer, Obmann VNL Österreich und<br />
Leiter Logistikum, der die Begrüßungsrede<br />
halten wird. Live aus Mountain View, Silicon<br />
Valley, wird Andreas Wendel für den ersten<br />
Vortrag zugeschaltet: „Fahrerlose LKW –<br />
Traum oder Realität?“ Als VP of Engineering,<br />
Kodiak Robotics, ist er Experte für die Verwirklichung<br />
autonomen Fernverkehrs. Stellt<br />
sich die Frage, ob sich das Konzept von den<br />
Highways in den USA auch auf Österreich<br />
ummünzen lässt. Ab 14 Uhr hat man die Wahl<br />
zwischen verschiedenen Themenschwerpunkten,<br />
die in den Sälen A und B sowie<br />
im Kinosaal parallel behandelt werden.<br />
Beim Themenschwerpunkt „Just-in-Real-<br />
Time: Echtzeit-Daten für bessere Entscheidungen<br />
und resiliente Lieferketten“ (Kino-
saal) moderiert Markus Gerschberger, Head<br />
of Research Department Supply Chain<br />
Management, Logistikum. Angesichts der<br />
erst kürzlich vorgefallenen, schmerzhaften<br />
Lieferkettenunterbrechungen – Stichwort<br />
Suezkanalblockade oder auch Corona –<br />
könnte Concurrent Planning die Erlösung<br />
bringen. Aber auch Machine Learning<br />
hilft, die Vorhersehbarkeit zu steigern.<br />
Die Beiträge dazu: „Warum gleichzeitige<br />
Planung zu mehr Resilience führt<br />
als Planungsgenauigkeit“ von Hans Georg<br />
Kaltenbrunner, Industry Principal<br />
EMEA, Kinaxis, sowie „Crisis Management<br />
& Supply Chain Resilience“ von<br />
Darko Belic, Geschäftsführer DHL Supply<br />
Chain Automotive GmbH Germany. Zweiter<br />
Themenschwerpunkt im Kinosaal: „Österreich<br />
– ein aktiver Gestalter des Straßengüterverkehrs<br />
der Zukunft?“ moderiert von<br />
Matthias Neubauer, Professor für Logistikinformationssysteme<br />
| Hyperconnected Logistics<br />
Systems, Logistikum.<br />
Als Beiträge dazu: „Chancen und Grenzen<br />
alternativer LKW-Antriebstechnologien<br />
im Praxiseinsatz“ von Jürgen Bauer,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung, Gebrüder<br />
Weiss GmbH sowie „Testregion Digitrans<br />
– Wir bringen die Zukunft des autonomen<br />
Transportes auf die Straße“ von Eva Tatschl-<br />
Unterberger, DigiTrans GmbH, „AWARD –<br />
Hochautomatisierter Gütertransport unter<br />
widrigen Wetterbedingungen“ von Armin<br />
Humer, DB Schenker und „ESRIUM – Intelligente<br />
und vernetzte Straßeninfrastruktur für<br />
den hochautomatisierten Güterverkehr“<br />
von Bernd Datler, ASFINAG Maut Service.<br />
In Saal A lautet der Themenschwerpunkt<br />
„Emissionsreduktionen in Transportketten:<br />
Von der Analyse zu Optimierungsmaßnahmen“<br />
moderiert von Oliver Schauer, Studiengangsleiter<br />
Digitales Transport- und Logistik-Management<br />
am Logistikum.<br />
Beiträge dazu: „Bevor man managen kann,<br />
muss man messen“ von Jakob Muus, Founder<br />
CEO Track GmbH; „Modal shift – ein Beitrag<br />
zum Green Deal?“ von Karl Schauer,<br />
Direktor LKW; „Sustainability, CO2 Emissions<br />
Im Vorfeld der Veranstaltung wollten wir vom Vereinsobmann<br />
Franz Staberhofer wissen, wie es<br />
den Mitgliedern aktuell so geht: „Die Umsätze<br />
sind teilweise auf Rekordkurs, in vielen Bereichen<br />
sind Unternehmen ausgelastet bis ins<br />
zweite Quartal 2022. Eines der Hauptthemen<br />
ist natürlich das Personal, beispielsweise in der<br />
Gastronomie. Natürlich wird COVID uns weiter beschäftigen,<br />
aber wir sind in den letzten 1,5 Jahren gut damit umgegangen,<br />
und so wird es auch weiterhin sein. Bei der Veranstaltung bietet<br />
wir durch 3G maximale Sicherheit, wie es das Gesetz und auch die<br />
Vernunft uns vorschreiben.“<br />
Wie sieht er die aktuellen Bemühungen hinsichtlich Klimaschutz?<br />
„Ich stimme der Feststellung des Rechnungshofes zu und bin persönlich<br />
davon überzeugt, dass einschneidende, heftige Maßnahmen<br />
nötig sind, um eine Änderung zu erzielen. Allerdings sind die Wünsche<br />
der Beteiligten oft widersprüchlich und die Konsequenzen und<br />
deren Umsetzung sind zu kurz gedacht. So passen der Green Deal<br />
und das Lieferkettengesetz teilweise nur schlecht zusammen. Denn<br />
wenn Elektroautos die Lösung der Co2 Problematik sein sollen, Lithium<br />
aber beispielsweise aus Afghanistan kommt, passt das einfach nicht.<br />
Maßnahmen zum besseren Umgang mit Ressourcen sind wichtig,<br />
und die Logistik und die Supply Chain müssen ihren Beitrag leisten,<br />
aber wir wollen keine sinnlosen Aktionen mittragen. Angenommen,<br />
man würde 6 Millionen LKW durch Elektrofahrzeuge austauschen,<br />
dann wäre das keine nachhaltige Lösung – besser ist es, weniger<br />
LKW einzusetzen, beispielsweise durch neue Transportkonzepte.<br />
Es braucht dringend ein Re-Think: wenn man es ernst meint, dann<br />
muss man den Themen mit neuen Zugängen begegnen anstatt<br />
mit zu kurz gedachten Maßnahmen. Hier fehlt aktuell die Nüchternheit.<br />
Darum unser Veranstaltungsmotto, hier werden Beispiele<br />
für reale Beiträge aufgezeigt, die sich auch umsetzen lassen.“<br />
Herzlichen Dank und auf ein baldiges Wiedersehen!<br />
& Inland Waterways“ von Lisa-Maria Putz,<br />
Professor for Sustainable Transport am Logistikum<br />
und Alan Lewis, Technical Director,<br />
Smart Freight Centre. Beim zweiten<br />
Themenschwerpunkt nach der Pause geht<br />
es um „Das Lieferkettengesetz: Worauf<br />
müssen sich Unternehmen in Supply Chain<br />
und Beschaffung vorbereiten?“, moderiert<br />
von Gerald Schönwetter, Professor für Logistik<br />
am Logistikum. Beiträge dazu: „Was<br />
passiert in meiner Lieferkette? Predicitive<br />
Riskmanagement“ von Harald Nitschinger,<br />
Co-Founder & Managing Director, Prewave<br />
– predictive risk intelligence from social media<br />
data sowie „Nachhaltigkeitsratings für
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S40<br />
Gleich vier Beiträge warten in diesem Bereich:<br />
„Global.Web.Shop – Das erste reale<br />
Handelshaus in der virtuellen Welt“ von<br />
Michael Stockinger, Sales Stranzinger<br />
Gruppe; „OmniStore – Neue Wege zu den<br />
Kunden“ von Peter Prisching, Director of<br />
Shopconsult Umdasch Venture und Michael<br />
Schedlbauer, Industry Manager Grocery,<br />
TGW Logistics; „Die letzte Meile 2.0“ von Johannes<br />
Braith, CEO & Co-Founder, Storebox<br />
Holding GmbH und Roland Sitar, Technology<br />
& Automation Manager, flex; „Wien-<br />
Box – Ein Service der Wiener Stadtwerke“<br />
von Nadine Adensam, Projektmanagement<br />
Wien – Out Of The Box und Stefan<br />
Tichacek ,WIENER LOKALBAHNEN GmbH.<br />
Im Rahmen der anschließenden Abendgala<br />
im Palais Kaufmännischer Verein in Linz wird<br />
der Österreichische Logistik-Preis <strong>2021</strong> verliehen,<br />
zuvor wird Wolfgang Lehmacher,<br />
Globaler Vordenker und Praktiker der<br />
Logistik, Direktor Emeritus Supply Chain &<br />
Transport Industries beim Weltwirtschaftsforum<br />
über „USA und China im Wettlauf:<br />
Auswirkung auf Europa und die globalen<br />
Lieferketten“ referieren.<br />
Unternehmen“ von Elisabeth Lohmayer,<br />
Account Executive Mid-Market, EcoVadis.<br />
Auch in Saal B gibt es Themenschwerpunkte.<br />
Der erste lautet „future factories<br />
brauchen eine Revolution in der Intralogistik“,<br />
moderiert von Martin Riester, Geschäftsbereich<br />
Logistik und Supply Chain Management,<br />
Fraunhofer Austria Research GmbH.<br />
Beiträge dazu: „flexible intralogistics for<br />
future factories“ von Roland Sitar, Technology<br />
& Automation Manager flex und<br />
Patrick Bernauer, Motion & Laboratory<br />
Engineer flex sowie „Quantensprung in<br />
der Intralogistik durch eine integrierte, KIbasierte<br />
Optimierung von mobilen Robotern<br />
und Gabelstaplern“ von Wolfgang<br />
Hackenberg, Geschäftsführer, SYNAOS<br />
GmbH. Themenschwerpunkt zwei: „Shopping<br />
von morgen: Logistik zwischen POS<br />
(Point-of-Sale) und POD (Point-of-Delivery)“<br />
moderiert von Oliver Schauer, Studiengangsleiter<br />
Digitales Transport- und<br />
Logistik-Management am Logistikum.<br />
Am 29. September findet dann der eigentliche<br />
Österreichische Logistiktag im Design<br />
Center Linz statt. Pünktlich um 9 Uhr wird<br />
Franz Staberhofer die Eröffnung vornehmen.<br />
Hoffentlich hat niemand zu lange beim<br />
Networking der Abendveranstaltung gefeiert,<br />
denn für die Keynote „Supply Chain: a<br />
key to unlock RHI Magnesita’s Transformation“<br />
von Stefan Borgas, President & CEO RHI<br />
Magnesita, sollte man wirklich ausgeschlafen<br />
sein. Wie schon am Vortag geht es dann<br />
dreigeteilt weiter, mit parallelem Programm<br />
in den Sälen A, B sowie im großen Saal.<br />
Im großen Saal lautet das erste Thema<br />
„Visibility im Transportnetzwerk: Welchen<br />
Nutzen ziehen die verladende Wirtschaft<br />
und Dienstleister daraus?“, moderiert von<br />
Andreas Breinbauer, Leiter der FH-Studiengänge<br />
Logistik und Transportmanagement,<br />
Fachhochschule des BFI Wien. Die Beiträge<br />
dazu: „Integriertes Transportmanagement<br />
– Digitale Transformation im Inbound<br />
Liefernetzwerk“ von Alfons Dachs-Wiesinger,<br />
Director Logistics Network, MAGNA
STEYR FAHRZEUGTECHNIK AG & CO KG;<br />
„Sappi‘s fully transparent supply chain<br />
powerd by Shippeo“ von Christian Weber,<br />
Head of Supply Chain, Service Management,<br />
Sappi Europe und Marcel Prengel,<br />
Strategic Account Executive, Shippeo;<br />
„Vertrauen, Transparenz und Kontrolle –<br />
Rezept für eine erfolgreiche Partnerschaft<br />
im erfolgskritischen Schlüssel-Prozess der<br />
Ersatzteil-Logistik“ von Harald Wegerer,<br />
Vice President Customer Service Division,<br />
ENGEL Austria GmbH.<br />
In Saal A stehen „Frische und Convenience<br />
als Treiber innovativer Handelslogistik“ im<br />
Fokus – moderiert von Oliver Schauer, Professor<br />
für Logistik am Logistikum. Beiträge dazu:<br />
„Gurkerl.at – Wiens innovativster Online-Supermarkt“<br />
von Maurice Beurskens, CEO<br />
gurkerl.at sowie „UNIBOX – Kleinstformat in<br />
der <strong>LE</strong>H-Supply Chain“ von Robert Knöbl,<br />
Geschäftsführer, UNIMARKT GRUPPE GmbH.<br />
Im Saal B dreht sich alles um „Flexible und<br />
skalierbare Intralogistik für die Materialbereitstellung<br />
und künftige Produktionsanforderungen“<br />
moderiert von Eduard Wünscher,<br />
CEO WEGIP GmbH, ehem. CEO KNAPP.<br />
Beiträge dazu: „Logistik für eine flexible<br />
und wandlungsfähige Produktion“ von Robert<br />
Schulz, Institutsleiter, Institut für Fördertechnik<br />
und Logistik Universität Stuttgart; „Innovative<br />
Lager- und Kommissionierlösungen<br />
für Groß- und Kleinteile in der Automobilindustrie“<br />
von Werner Josef Frissenbichler, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter, FB Automation<br />
und Gerhard Krauser, Head of Supply<br />
Chain Engineering, Global SCM, MAGNA<br />
STEYR FAHRZEUG-TECHNIK AG & CO KG.<br />
Auch nach der Mittagspause muss man<br />
sich für einen der drei Säle entscheiden.<br />
Schwerpunkt im großen Saal: „Unterschiedliche<br />
Kundenerwartungen an verschiedene<br />
Absatzkanäle erfordern differenzierte Supply<br />
Chain-Strategien für Handel und Produzenten“,<br />
moderiert von Klaus Venus,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter, Ifl<br />
Consulting GmbH. Beiträge dazu: „Der<br />
Kunde im Fokus – Wertschöpfungskette der<br />
Zukunft“ von Michael G. Huber, Head of<br />
Global Supply Chain – Demand Supply Intelligence,<br />
BSH Hausgeräte sowie „Trends,<br />
Strategien & Konzepte für mehr Kundenorientierung<br />
in der Handelslogistik“ von<br />
Michael Lauer, Prokurist, Group Head of Logistics,<br />
MediaMarktSaturn Deutschland.<br />
Spannender Schwerpunkt in Saal A: „Supply<br />
Chain-Risk-Management: Sicherung der<br />
Warenversorgung und der Liefertreue“ moderiert<br />
von Martin Hofer, Geschäftsführer,<br />
valantic Supply Chain Excellence GmbH.<br />
Beiträge dazu: „Risikomanagement in Halbleiter-Lieferketten<br />
– wie globale Flexibilität<br />
und andere Maßnahmen Risiken mindern<br />
und Chancen nutzen“ von Hans Ehm, Senior<br />
Principal Engineer Supply Chain, Infineon<br />
sowie „Von den unsichtbaren zu den<br />
gewichteten und transparenten Logistikketten<br />
– Wie die Zentralität durch Kosten und<br />
Verfügbarkeit verändert wird“ von Jürgen<br />
Gumpinger, Vice President Group Logistics,<br />
KTM AG.<br />
In Saal B geht es um „Digitale und automatisierte<br />
Supply Chain-Prozesse als Effizienztreiber<br />
in traditionellen Unternehmen“<br />
moderiert von Veit Kohnhauser,<br />
Fachbereichsleiter Logistik & Operations<br />
Management, FH Salzburg. Beiträge dazu:<br />
„Wie Digitalisierung Supply Chain-Prozesse<br />
im traditionellen Handel optimiert“ von<br />
Sabine Thaler, Project Manager, Unser<br />
Lagerhaus Warenhandels GmbH sowie „Wie<br />
können digitale E2E Supply Chain-Prozesse<br />
den Kundennutzen in der Baustoffindustrie<br />
steigern?“ von Günther H. Gfrerrer, Head<br />
of Supply Chain Management, Wienerberger<br />
Building Solutions Wienerberger AG.<br />
Ehe sich dann alle aufs Logistik-Bier treffen,<br />
lockt noch eine interessante Keynote alle<br />
zusammen in den großen Saal: „Chaos in<br />
den Lieferketten. Mikro- und makroökonomische<br />
Auswirkungen“ von Gabriel Felbermayr,<br />
Präsident des Instituts für Weltwirtschaft<br />
Kiel.<br />
An beiden Tagen gibt es zudem eine spannende<br />
Fachausstellung und eine Start-up-<br />
Lounge. Für den Einlass kommt die 3G-<br />
Regel zum Einsatz, natürlich gibt es auch<br />
ein umfassendes Hygienekonzept für eine<br />
sorgenfreie Teilnahme.<br />
(AG)
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S42<br />
Die Welt der<br />
nachhaltigen<br />
Logistik<br />
• logistik-express.com<br />
• binnenschiff-journal.at<br />
• umwelt-journal.at<br />
• transportlogistik.business<br />
• ecommerce-logistik.business<br />
• mobilitaet.business<br />
• mylogistics.business<br />
m.jaklitsch@logistik-express.at
„20 Jahre Logistik vom Feinsten“<br />
CargoServ & LogServ Geschäftsführung Markus Schinko<br />
& Christian Janecek im Gespräch über individuelle<br />
Bedürfnisse und innovative Logistiklösungen.
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S44<br />
20 Jahre Logistik vom Feinsten<br />
CargoServ und LogServ – zwei Unternehmen, die untrennbar miteinander verbunden<br />
sind, feierten soeben ihren gemeinsamen 20jährigen Gründungstag.<br />
Was als inhouse-Service für den voestalpine-Konzern begann, umfasst heute<br />
Logistikdienstleistungen und Infrastrukturangebote für zahlreiche Industriekunden.<br />
Logistik express im Gespräch mit den Gründungsvätern und heutigen Geschäftsführern<br />
Christian Janecek und Markus Schinko. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
neuen Geschäftsjahr der Mutter am 1. April<br />
2001 erfolgte daher die Gründung der<br />
Logistik Service GmbH (LogServ) als 100 % -<br />
Tochter der voestalpine Stahl GmbH.<br />
CARGOSERV &<br />
LOGSERV<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
MARKUS SCHINKO &<br />
CHRISTIAN JANECEK<br />
Die voestalpine ist ein in seinen<br />
Geschäftsbereichen weltweit<br />
führender Stahl- und Technologiekonzern<br />
mit kombinierter Werkstoff-<br />
und Verarbeitungskompetenz und ein<br />
wichtiger Partner der Automobil-, Hausgeräte-,<br />
Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie. Zudem<br />
ist die voestalpine Weltmarktführer bei<br />
Bahninfrastruktursystemen, Werkzeugstahl<br />
und Spezialprofilen. Für ein weltweit agierendes<br />
Unternehmen war und ist die Logistik<br />
natürlich von essentieller Bedeutung.<br />
Im Zuge eines Restrukturierungsprojektes<br />
vor über 20 Jahren wurde nach eingehender<br />
Prüfung aller Optionen beschlossen, im<br />
Konzern die Kompetenzen zu bündeln und<br />
die Logistikaktivitäten als eigene Dienstleistung<br />
sichtbar zu machen. Janecek,<br />
heute Geschäftsführer der LogServ, erinnert<br />
sich: „Zuerst gab es die Überlegung,<br />
den Bereich auszulagern. Doch dann fiel<br />
die Entscheidung, die Logistik zu professionalisieren<br />
– vorerst für Auftraggeber innerhalb<br />
der voestalpine.“ Pünktlich zum<br />
Parallel wurde auch die Cargo Service<br />
GmbH als Tochter der LogServ aus der Wiege<br />
gehoben. Die Zeit war gekommen für<br />
eine geschichtsträchtige Premiere: mit dem<br />
ersten Zug der CargoServ fuhr im April 2001<br />
erstmals ein Güterzug eines privaten österreichischen<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmens<br />
über die ÖBB-Gleise und brachte Kalk<br />
von Steyrling nach Linz. Schnell zeigte sich,<br />
dass durchaus Bedarf am Markt gegeben<br />
war und die Services wurden auch extern<br />
verkauft. „Der Auftrag lautete, die Dienstleistung<br />
professionell zu gestalten, und das<br />
ist uns eindeutig gelungen“, ergänzt Markus<br />
Schinko, Geschäftsführer von LogServ und<br />
CargoServ, stolz..<br />
Zahlen einst und heute<br />
Die positive Geschäftsentwicklung beider<br />
Unternehmen ist unübersehbar. So wuchs<br />
der Umsatz der LogServ von 58,5 Mio € im<br />
Geschäftsjahr 2001/02 auf 357,1 Mio. € im<br />
Jahr 2020/21, während sich die Mitarbeiterzahl<br />
von anfangs 600 auf über 900 steigerte.<br />
Ähnlich sieht die Wachstumskurve bei der<br />
CargoServ aus: der Umsatz stieg von 2,3<br />
Mio. € im Jahr 2001/02 auf 31,3 Mio. € im<br />
Jahr 2020/21 und statt ursprünglich 8 Mitarbeitern<br />
kümmern sich aktuell 60 Personen<br />
um den reibungslosen Ablauf. So betrug<br />
das Transportvolumen im eben abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr bereits 5,9 Mio. Tonnen<br />
– am Anfang handelte es sich gerade<br />
mal um 700.000 Tonnen. Doch wie sehen<br />
die beiden Geschäftsführer die weitere<br />
Entwicklung angesichts der anhaltenden<br />
Corona-Pandemie?
Janecek: „Wir werden etwa das Niveau der<br />
letzten Jahre halten, mit kleinen Wachstumsschritten.<br />
Die Tendenz ist leicht steigend,<br />
schließlich sind wir bereits seit Herbst<br />
2020 wieder voll im Geschäft und konnten<br />
die Kurzarbeit beenden. Nach dem Sommer<br />
gab es einen regelrechten Boom. Während<br />
der ersten Phase der Pandemie lief der Bereich<br />
der Dienstleistungen für unseren Mutterkonzern<br />
aufgrund der wirtschaftlichen<br />
Vollbremsung streckenweise sehr schwach.<br />
Wir sind daher wirklich dankbar für die Möglichkeit<br />
der Kurzarbeit, da wir so unser qualifiziertes<br />
Personal wie etwa Verschieber<br />
halten konnten.“<br />
Schinko: „Auch bei der CargoServ sehe ich<br />
eine positive Entwicklung und eine leichte<br />
Steigerung sowohl beim Umsatz, als auch<br />
beim Ergebnis. Aktuell gibt es bei Kunden<br />
sowohl innerhalb als auch außerhalb der<br />
voestalpine eine gute Auslastung. Wir sind<br />
nach dem Lockdown sehr gut weggestartet.<br />
Unser Vorteil ist, dass wir extrem breit<br />
aufgestellt sind und dadurch Ausfälle gut<br />
kompensieren können – dafür ist unser Geschäft<br />
aber auch sehr anspruchsvoll. Insbesondere<br />
der Bereich Instandhaltung der<br />
Gleisinfrastruktur läuft sehr gut, wir decken<br />
abgesehen vom Personenverkehr sämtliche<br />
Leistungen ab, die auch die ÖBB anbieten<br />
und kooperieren mit der Rail Cargo Group<br />
als Fachpartner in vielen Bereichen. Durch<br />
gemeinsame Entwicklungsprojekte ergeben<br />
sich wertvolle Synergien. So waren wir<br />
beispielsweise intensiv in die von voestalpine<br />
und RCG gemeinsam entwickelte Güterwageninnovation<br />
TransANT eingebunden.<br />
Aber auch außerhalb Österreichs arbeiten<br />
wir intensiv mit namhaften Bahnpartner wie<br />
der DB zusammen.“<br />
Entwicklung wurde das Know-how der Steel<br />
Division, Metal Forming Division und Metal<br />
Engineering Division in den Bereichen Bauteilfertigung,<br />
Werkstoff und Fügeverfahren<br />
gebündelt. Das Ergebnis: ein Komplettsystem<br />
aus Stahlkomponenten höchster Festigkeit<br />
und entsprechender Schweißtechnologie<br />
(„alform® welding systems“), optimal für die<br />
Gewichtsreduktion und Einsatzflexibilität des<br />
Wagens. Beim Design setzten die Entwickler<br />
erstmals auf Topologieoptimierung – eine<br />
Weniger Gewicht für mehr Last<br />
Der aus hochfestem Stahl gefertigte Plattformwagen<br />
TransANT setzte bei seiner Präsentation<br />
im Herbst 2018 neue Maßstäbe in<br />
der Bahnlogistik in puncto Flexibilität und<br />
Modularität. Der in Leichtbauweise erzeugte<br />
Güterwagen ermöglicht nicht nur den Einsatz<br />
unterschiedlicher Aufbauten, auch die<br />
Wartung wird wesentlich erleichtert. Für die
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S46<br />
Janecek: „Innovationen entstehen bei uns<br />
dann, wenn sie gebraucht werden und die<br />
Zeit reif dafür ist . Ein Treiber können auch<br />
die Kosten sein. Nehmen wir als Beispiel den<br />
internen Transport: hier gibt es mehrere Kostenfaktoren,<br />
das Personal, die Betriebsmittel<br />
usw. Statt beim Personal zu kürzen, haben<br />
wir das Fahrzeug weiterentwickelt. Das<br />
Ergebnis war der PHW17.“<br />
Der Portalhubwagen (PHW) 17 wurde in Kooperation<br />
mit dem deutschen Fahrzeughersteller<br />
Nordmeyer SMAG Mining & Drilling<br />
Technologies (vormals Herbst) entwickelt.<br />
Das Fahrzeug strotzt vor innovativen Ideen,<br />
dank derer es den speziellen Anforderungen<br />
zum Brammentransport am Werksgelände<br />
der voestalpine gewachsen ist – wobei<br />
auch der hochfeste Stahl alform 700,<br />
der bei der Fertigung eingebracht wurde,<br />
eine nicht unwesentliche Rolle hinsichtlich<br />
der besonderen Robustheit spielte.<br />
Technologie, die mittels Software-Algorithmus<br />
anhand fix vorgegebener Parameter<br />
selbständig ein Modell vorschlägt. Die dadurch<br />
entstandene Konstruktion vereint minimales<br />
Gewicht mit maximaler Festigkeit<br />
und erlaubt so einen um bis zu 20 Prozent<br />
leichteren Plattformwagen. Die standardisierte<br />
Plattform ist in sieben verschiedenen<br />
Längen zwischen 33 und 70 Fuß verfügbar,<br />
zudem werden gemeinsam mit Kunden<br />
branchenspezifische Aufbauten entwickelt.<br />
Schinko: „Natürlich entsteht auch ein Kostenvorteil,<br />
wenn man eigene Waggons<br />
nutzen kann. Zudem ist das im Umlauf befindliche<br />
Wagenmaterial in Europa Großteils<br />
schon überaltet und eine knappe<br />
Ressource. Aktuell sind im Erztransport vom<br />
steirischen Erzberg nach Linz für die täglich<br />
erforderlichen drei bis vier Umläufe zwei<br />
Garnituren mit je 13 Doppelwagen im Einsatz.<br />
Durch die höhere Zuladung können<br />
schon jetzt jährlich rund 100 Ganzzüge eingespart<br />
werden.“<br />
Innovation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in<br />
den beiden Unternehmen, der TransANT ist<br />
nur ein Beispiel. Mindestens ebenso spannend<br />
war die Einführung des PHW17. Was<br />
kommt als Nächstes?<br />
Im Juli 2016 startete der Probebetrieb, derzeit<br />
sind stets zwei der Fahrzeuge im Einsatz.<br />
Um die Instandhaltungskosten der riesigen<br />
Maschinen zu reduzieren, setzt LogServ auf<br />
„Condition Monitoring“. Hierbei wird in regelmäßigen<br />
Abständen der Fahrzeugzustand<br />
durch die Messung und Analyse bestimmter<br />
physikalischer Größen ermittelt.<br />
Sensoren informieren frühzeitig über Grenzbelastungen<br />
am Fahrzeug und erlauben<br />
neben der Überwachung der Transportprozesse<br />
eine vorbeugende Instandhaltung,<br />
wodurch längere Ausfälle und kostspielige<br />
Reparaturen vermieden werden.<br />
Schinko: „Die Digitalisierung ist ein wichtiges<br />
Thema. Man hat durch neue Technologien<br />
viele Möglichkeiten, allerdings ist ein Businesscase<br />
nötig, um Mehrwert zu schaffen.<br />
Aktuell wird bei uns ein neuer Prozess aufgesetzt,<br />
um Schwerpunkte zu setzen – eine<br />
Digi-Roadmap sozusagen.<br />
Es handelt sich hierbei um kein reines IT-Projekt.<br />
Ein Schwerpunkt ist für uns beispielsweise<br />
autonomes Fahren, in der standortgebundenen<br />
Werkslogistik besteht hier viel Optimierungspotential.<br />
Glücklicherweise muss man<br />
nicht alles selbst entwickeln, daher arbeiten<br />
wir eng mit Universitäten, Fachhochschulen<br />
und anderen Partnern zusammen.
Wir unterstützen Fachhochschulen mit Vortragenden<br />
und Exkursionen und werben<br />
so etwa auch für eine Karriere bei uns im<br />
Unternehmen.“<br />
Österreich hinkt bei der Umsetzung der<br />
Klimaziele hinterher. Die Industrie gilt nicht<br />
unbedingt als umweltfreundlich, im Gegenteil<br />
zur Bahn. Welche Maßnahmen – auch<br />
seitens der Politik – sind Ihrer Meinung nach<br />
nötig, um die Ziele zu erreichen, ohne die<br />
Industrie abzuwürgen?<br />
Janecek: „Die „grüne Produktion“ ist in der<br />
Industrie angekommen. Das beste Beispiel<br />
hierfür sind die Automobilhersteller. Sie wurden<br />
wachgerüttelt und verlangen grünere<br />
Produkte und CO2-neutrale Transportketten,<br />
wodurch der Bahnanteil steigt. Diese<br />
Tendenz wird sich noch verstärken, der<br />
Druck auf den LKW wird stärker. Nicht nur<br />
die Abnehmer und Kunden fordern, auch<br />
die Politik wird die Kosten für CO2 direkt<br />
und indirekt durch Steuern und Treibstoffe<br />
erhöhen. Die voestalpine hat mit greentec<br />
steel bereits verschiedene Projekte für eine<br />
langfristige CO2-neutrale Stahlproduktion<br />
gestartet.“<br />
Schinko: „Das Problem ist, dass es nach wie<br />
vor keine Gleichberechtigung zwischen<br />
den Verkehrsträgern gibt. Die Schiene muss<br />
für die Gesamtkosten inklusive Infrastruktur<br />
aufkommen, hier herrscht ein Ungleichgewicht<br />
im Vergleich zum LKW. Die Frage ist<br />
– wo wollen wir hin? Es ist sinnvoll, den Verkehrsträger<br />
Schiene da zu stärken, wo der<br />
Einsatz berechtigt ist, also bei Massen- und<br />
Schüttgütern. Bei kleinteiligeren Transporten<br />
muss man überlegen, wo Bündelungseffekte<br />
erzielt werden können. Um wirklich<br />
nennenswerte Verlagerungseffekte zu erzielen,<br />
ist (nicht nur) seitens der Politik ein<br />
stärkeres Bemühen nötig, etwa durch die<br />
Entwicklung von Hubs und Umschlagsterminals.<br />
Wobei die Situation sich in Österreich<br />
anders darstellt als im Rest Europas: während<br />
wir einen geringen Anteil an dieselgetriebenen<br />
Lokomotiven haben, gibt es in<br />
Europa einen höheren Dieselanteil.<br />
Es ist dringend nötig, auch für den Güterverkehr<br />
alternative Antriebe zu entwickeln.<br />
Wasserstoff ist dabei ein großes Thema,<br />
aber hierfür sind Initiativen und Infrastruktur<br />
nötig – also auch entsprechende Fördermaßnahmen.<br />
Langfristig wird nur eine<br />
Kombination der Verkehrsträger Vorteile für<br />
die Klimabilanz bringen. Gut funktionierende<br />
Beispiele sind unser Bayernshuttle, den<br />
wir gemeinsam mit der DB abwickeln - hier<br />
wird in einem innovativen Rundlaufkonzept<br />
Fertigware ab Linz geliefert und auf dem<br />
Rückweg Schrott mitgenommen – und der<br />
Containertransport nach Hamburg, wo auf<br />
dem Rückweg Erz mitkommt. Durch den<br />
Lastlauf in beide Richtungen wird die Umwelt<br />
geschont.
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S48<br />
Als Logistiker versuchen wir stets, Verlagerungseffekte<br />
zu erzielen und inzwischen sind<br />
auch unsere Kunden bereit, für CO2-Einsparungen<br />
zu bezahlen. Über dieses Thema<br />
können wir uns als Dienstleister von anderen<br />
Anbietern differenzieren.“<br />
Das Potential ist jedenfalls gegeben, mit<br />
dem aktuellen Fuhrpark der CargoServ -<br />
drei Diesel-Loks und neun ausschließlich<br />
mit erneuerbarer Energie aus Österreich<br />
betriebene Elektrolokomotiven sowie Waggons<br />
aus dem Waggonmanagement der<br />
LogServ (Shimms, Eanos, Faalns, Falns,<br />
Talns) – beträgt das jährlich beförderte<br />
Transportvolumen 5,9 Mio. Tonnen. Das entspricht<br />
etwa 170 Zügen pro Woche – nicht<br />
auszudenken, welche Staus das bei einer<br />
Verlagerung auf LKW gäbe. Da etwa zwei<br />
Drittel des gesamten österreichischen Güterverkehrs<br />
bei einer Anschlussbahn entspringen<br />
oder enden, ist CargoServ mit ihrem<br />
gewachsenen Know-how seitens der<br />
Konzernmutter prädestiniert für die Entwicklung<br />
von Gesamtkonzepten für den internationalen<br />
Schienengüterverkehr und eine<br />
Optimierung der Bahn-Logistikprozesse ihrer<br />
Kunden.<br />
Transportvolumen in Zahlen<br />
Obgleich rund 40 % des LogServ-Umsatzes<br />
mit externen Dienstleistungs-Kunden erzielt<br />
werden, liegt der Hauptfokus natürlich weiterhin<br />
in der Servicierung der voestalpine.<br />
Die hier erbrachten Transportleistungen<br />
können sich durchaus sehen lassen. So wurden<br />
im vergangenen Jahr rund 5,5 Mio.<br />
Tonnen Fertigwaren der Steel Division im<br />
Modalsplit (rund 60 % per Bahn, 30 % per<br />
LKW, 10 % per Binnenschiff) abgewickelt. Im<br />
Inbound-Verkehr – Rohstoffe und Brammen<br />
für den Standort Linz – wurden 11,5 Mio.<br />
Tonnen bewegt, hinzu kamen werksinterne<br />
Transporte für die Produktion mit einem Gesamtgewicht<br />
von rund 58 Mio. Tonnen. Gut,<br />
dass die von LogServ betriebene Anschlussbahn<br />
der voestalpine die größte in Österreich<br />
ist.<br />
Von den beinahe 6 Mio. Tonnen Transportvolumen<br />
der CargoServ entfällt rund je<br />
ein Drittel auf Rohstoff-Transporte von den<br />
Nordhäfen (in Kooperation mit DB Cargo)<br />
und Erzverkehre. Die restlichen Ganzzüge<br />
transportieren Kalk , Kohle aus Tschechien,<br />
Erz-Pellets aus der Ukraine und Coils aus<br />
Italien . Hinzu kommen Rundlauf-Konzepte<br />
in Kooperation mit DB Cargo: der Schrottund<br />
Fertigwarentransport Ingolstadt (das<br />
bereits erwähnte „Bayern-Shuttle“) befördert<br />
105.000 Tonnen Schrott bzw. 65.000<br />
Tonnen Fertigware. Der Schrott- und Fertigwarentransport<br />
Regensburg (zweites<br />
„Bayern-Shuttle“) umfasst 90.000 Tonnen<br />
Schrott bzw. 45.000 Tonnen Fertigware pro<br />
Jahr. Der Fertigwarentransport Dingolfing<br />
(drittes „Bayern-Shuttle“) bewegt jährlich<br />
90.000 Tonnen Fertigware. Das „Erz-Container-Shuttle“<br />
Hamburg schließlich<br />
transportiert jährlich 100.000 Tonnen Erz<br />
von Hamburg nach Linz und 3.000 Container<br />
Fertigware zurück nach Hamburg<br />
– in den gleichen Eanos Waggons.<br />
Manche Branchen klagen über massive<br />
Probleme beim Finden qualifizierten Personals<br />
– nicht erst seit Corona. Wie sieht das<br />
bei Ihnen aus?<br />
Janecek: „Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zu finden ist eine unserer größten<br />
Herausforderungen. Dabei geht es nicht<br />
nur um Fachkräfte wie etwa Lokführer oder<br />
Verschieber, sondern auch um Hilfskräfte.
Selbst einfache Qualifikationen sind über<br />
den Arbeitsmarkt aktuell nicht besetzbar.<br />
Wir suchen seit Herbst 2020 25 neue Mitarbeiter<br />
für die Zugfahrzeuge. Wir versuchen,<br />
potentielle Mitarbeiter über Social Media<br />
zu erreichen. Und wir suchen auch im österreichischen<br />
Grenzland nach geeigneten<br />
Kräften.“<br />
Schinko: „Wir sind in der gesamten LogServ-<br />
Gruppe von dem eklatanten Mangel an<br />
Hilfskräften betroffen. Unser Schwerpunkt<br />
liegt in der Personalstrategie, mit unserer<br />
eigenen Verkehrsakademie investieren<br />
wir viel in die Aus- und Weiterbildung, beispielsweise<br />
zu Wagenmeistern. Wir bilden<br />
inzwischen auch für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
aus! Nehmen wir als<br />
Beispiel einen Universaltriebfahrzeugführer,<br />
das ist ein toller Job. Die Ausbildung dauert<br />
etwa 8 Monate und kostet das Unternehmen<br />
rund 75.000 Euro. Im Vergleich dazu<br />
dauert die Ausbildung zum Piloten ein Jahr<br />
und kostet 120.000 Euro. Wir sehen ganz klar<br />
ein Generationenthema beim Personal.<br />
Work-Life-Balance, Freizeit und Teilzeitarbeit<br />
sind Themen, die plötzlich eine wichtige<br />
Rolle spielen. Wir als Unternehmen sind<br />
gefordert, hier mit flexibler Arbeitszeitgestaltung<br />
entgegenzuwirken.“<br />
Welche sind aktuell die größten Herausforderungen<br />
– und wie gehen Sie damit um?<br />
Janecek: „Es gibt drei große Themenbereiche,<br />
die uns im Moment besonders beschäftigen.<br />
Das Personal haben wir ja schon<br />
besprochen. Der zweite Bereich ist die Digitalisierung:<br />
wir sind dabei, unsere eigenen<br />
Prozesse zu streamlinen und dann mittels IT<br />
zu optimieren, um wiederholbare Prozesse<br />
effizienter zu gestalten. Der dritte spannende<br />
Punkt ist das Thema Klimaschutz. Wir<br />
müssen die Lieferketten so designen, dass<br />
wir die CO2 Belastung minimieren oder gar<br />
eliminieren.“<br />
Schinko: „Gerade jetzt nach Corona ist weltweit<br />
eine zunehmende Ressourcenknappheit<br />
zu verzeichnen. Hinzu kommt ein verstärkter<br />
Mangel an Verkehrsmitteln. Der auf<br />
dem Markt verfügbare Güterwagenfuhrpark<br />
ist wie schon erwähnt völlig veraltet.<br />
In den letzten Jahren wurde wenig investiert,<br />
es kam kaum neue Transportkapazität<br />
hinzu. Natürlich ist die Umwelt ein brisantes<br />
Thema, wo dringender Handlungsbedarf<br />
besteht.<br />
Auch wenn Langzeitprognosen schwierig<br />
sind – die letzten 20 Jahre sind richtig gut<br />
gelaufen. Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in<br />
weiteren 20 Jahren?<br />
Janecek: „Die LogServ wird ein wichtiger<br />
Logistik-Player am Markt sein, denn die<br />
Bedeutung der Logistik wird weiter zunehmen.<br />
Die Logistik ist bereits erfolgsentscheidend.<br />
Nehmen wir das Beispiel Amazon:<br />
Das Unternehmen ist nicht nur deshalb so<br />
erfolgreich, weil sie viele Waren anbieten.<br />
Aber sie haben die Logistik-Abläufe perfektioniert,<br />
und das hat den Ausschlag gegeben.<br />
Die voestalpine hat die Bedeutung als<br />
wichtigen Kosten- und Erfolgsfaktor rechtzeitig<br />
erkannt und das ausgezeichnete<br />
Feedback unserer Kunden – etwa hinsichtlich<br />
der Liefergenauigkeit – gibt uns Recht.“<br />
Schinko: „Ich denke, dass die LogServ auch<br />
in Zukunft schwerpunktmäßig die Logistik<br />
der voestalpine abwickeln wird, mit starkem<br />
Fokus auf Umwelt und nachhaltige<br />
Verkehre. Meiner Meinung nach wird sich<br />
durch Innovationen und Digitalisierung die<br />
Produktivität steigern, auch der Personalmangel<br />
wird beispielsweise durch Automation<br />
beherrschbar. Wir werden bei Kunden<br />
außerhalb des Konzerns sehr erfolgreich<br />
sein, sowohl die LogServ, als auch die<br />
CargoServ, wobei hier naturgemäß ein zusätzlicher<br />
starker Fokus auf der Bahnlogistik<br />
liegen wird – da diese nicht nur zuverlässiger,<br />
sondern auch umweltfreundlicher ist.“<br />
(AG)<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S50<br />
BLOGTOUR im Post-Logistikzentrum<br />
in Kalsdorf bei Graz<br />
Die Anforderungen an die Paketlogistik sind seit Ausbruch der Pandemie deutlich<br />
gewachsen. Der Onlinehandel hat für einen ordentlichen Boom beim<br />
Versand von Paketen gesorgt. Auf unserer BLOGTOUR haben wir uns die<br />
Antwort der Österreichischen POST AG auf diese Herausforderungen angesehen<br />
und waren zu Gast beim neuen Post-Logistikzentrum in Kalsdorf bei Graz.<br />
BEITRAG: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
beträgt 91.500 Qua-dratmeter, die Produktionshalle<br />
allein nimmt davon 16.000 und die<br />
Zustellbasis 7.500 Quadratmeter verbaute<br />
Fläche ein. Rund 130 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in der Verteilung sowie 190 in der<br />
Zustellung verarbeiten täglich rund 130.000<br />
Sendungen. Diese werden im Sortierzentrum<br />
mit einer Geschwindigkeit von zurzeit 2,7 Metern<br />
pro Sekunde auf insgesamt 260 Sortierziele<br />
im Endausbau verteilt.<br />
Franz Leitner, Geschäftsfeldleiter<br />
Logistikzentren<br />
& Transport und Matthias<br />
Hofmann, Geschäftsfeldleiter<br />
Strategische<br />
Netzwerkplanung &<br />
Steuerung im Gespräch<br />
mit Peter Nestler für den<br />
LOGISTIK express und<br />
das UMWELT JOURNAL<br />
Der Logistik Express wird künftig bei<br />
den Logistikern in Österreich einen<br />
Blick hinter den Vorhang wagen.<br />
Dazu wurde das Label BLOG-<br />
TOUR geschaffen, das Informationen aus der<br />
Branche aus erster Hand fachlich aufarbeiten<br />
und für unsere Leser und Zuseher darstellen<br />
wird. Zuseher? Ja! Denn die BLOGTOUR<br />
erstellt von unseren fachlichen Logistikreisen<br />
auch professionelle Videoblogs. Diese gibt es<br />
auf der Website des Logistik Express zu sehen.<br />
BLOGTOUR – bei der Post in Kalsdorf<br />
Unsere erste BLOGTOUR hat uns zur Österreichischen<br />
Post nach Kalsdorf bei Graz geführt.<br />
Dort wurde das Logistikzentrum Steiermark<br />
in 8041 Kalsdorf bei Graz im Jahr 2020 in Betrieb<br />
genommen. Es ist mit einer Fläche 25.000<br />
Quadratmetern das derzeit größte seiner Art<br />
beim Branchenprimus Post AG und befindet<br />
sich unweit des Flughafens Graz in der Industriezeile<br />
3, Objekt 20. Die Grundstücksfläche<br />
Logistik ist sauber und nachhaltig<br />
Angekommen am Standort offenbart sich<br />
uns ein sehr geordnetes Bild: Das neue Logistikzentrum<br />
der POST AG ist modern, übersichtlich<br />
und klar gegliedert. Auffällig ist insbesondere<br />
der groß dimensionierte Platz zum<br />
Laden von Elektrofahrzeugen, eine Busstation<br />
und die groß dimensionierte Photovoltaikanlage<br />
am Dach des Hauptgebäudes – alles<br />
Zeichen der Nachhaltigkeitsstrategie der Post<br />
in Österreich.<br />
Auf unserer BLOGTOUR haben zwei Experten<br />
der Post durch die Anlagen geführt: Franz<br />
Leitner, Geschäftsfeldleiter Logistikzentren &<br />
Transport Matthias Hofmann, Geschäftsfeldleiter<br />
Strategische Netzwerkplanung & Steuerung.<br />
Sie haben mit uns gemeinsam einen<br />
Blick hinter die Kulissen geworfen und erklären<br />
den täglichen Arbeitslauf im Logistikzentrum<br />
Kalsdorf. „Es beginnt am Nachmittag, dann<br />
füllen sich die Hallen“, weiß Leitner.<br />
Die Arbeit am Standort Kalsdorf beginnt bei<br />
der Annahme aller Sendungen. Diese stammen<br />
von Postfilialen, individuelle Abholungen<br />
bei Kunden oder von Post Partnern.<br />
Diese erste Welle heißt Vorlauf und geschieht<br />
wochentags bis etwa 18 Uhr. Nach dem Ent-
laden erfolgt bis ca. 22 Uhr die Grobverteilung<br />
und der Hauptlauf mit der Verbringung in<br />
die österreichweiten Logistikzentren der Post<br />
(6 Briefzentren und 9 Paketzentren) bis etwa<br />
2 Uhr früh. Dort geschieht die Feinverteilung<br />
bis ungefähr 4 Uhr, danach der Transport im<br />
Nachlauf bis etwa 5 Uhr früh. Erst dann erfolgt<br />
die Zustellung, die in den meisten Fällen bis 18<br />
Uhr abgeschlossen ist.<br />
„Das alles schaffen wir in einer sehr guten<br />
Qualität mit einer Zustellung von 97 Prozent<br />
der von uns beförderten Pakete mit Zustellung<br />
am nächsten Tag, bei den Spezialprodukten<br />
mittels Post Express entsprechend schneller –<br />
nämlich bis 13 Uhr am Folgetag“, verrät Leitner.<br />
Die Hallengröße der Sortieranlage in Kalsdorf<br />
umfasst 23.850 Quadratmeter und beherbergt<br />
zwei Quergutsorter Crossorter mit<br />
einer Lauflänge von je 1 Kilometer. Aktuell<br />
liegt die Systemleistung des Sorters der Firma<br />
Vanderlande von 15.000 TE pro Stunde. Der<br />
Ausbau auf eine Leistung von 25.000 TE/h ist<br />
aber bereits geplant, so Leitner.<br />
Die Fördertechnik hat eine Länge von zwei<br />
Kilometer und erlaubt zunächst 12 Eingabelinien<br />
für LKW. Der Ausbau sieht noch weitere<br />
drei Eingabelinien auf insgesamt 15 vor. Sechs<br />
dieser Linien stehen für Kleinfahrzeuge zur<br />
Verfügung, zunächst fünf (später acht) Eingabelinien<br />
sind für Rollbehälter konzipiert, weiters<br />
stehen 24 (später 32) Zielrutschen für LKW<br />
als Matrixrutschen zur Verfügung, zusätzlich 57<br />
Zielrutschen für Rollbehälter im Hauptgebäude<br />
und noch 27 Zielrutschen im Nebengebäude.<br />
Die Zusteller haben 110 (später 144)<br />
Pufferendstellen zur Verfügung und es gibt<br />
auch einen eigenen Sperrgutkreisel mit drei<br />
Eingabelinien.<br />
„Stolz sind wir hier in Graz auch auf unseren<br />
Rapid Unloader, den wir mit der TU Graz gemeinsam<br />
entwickelt haben“ sagt Leitner.<br />
Dieser erhöhe die Effizienz im Logistikzentrum<br />
und reduziere die Belastung für Mitarbeiter<br />
durch das schwere Heben bei der Entladung<br />
der Paketen enorm.<br />
Gelber Riese, ganz grün<br />
Die Post treibt neben dem Ausbau in der<br />
Logistik auch ihre Nachhaltigkeitsstrategie<br />
voran. Dazu haben wir uns auf der BLOGTOUR<br />
einiges ansehen können. An erster Stelle steht<br />
wohl das Herzstück der Strategie: die Photovoltaikanlage<br />
am Logistikzentrum in Kalsdorf.<br />
Dies sei bereits Standard auf allen Logistikzentren<br />
der Post, sagt Leitner. Weitere Eckpunkte<br />
dieser Grünen Logistik sind: Forschung für Pufferspeicher<br />
mit ausgeschiedenen Batterien<br />
der Post-Flotte, Ankauf von grünem Strom nur<br />
aus Österreich, aber auch die Errichtung von<br />
Fledermausnistplätzen, Krötentunneln, Bienenstöcken<br />
etc.<br />
Für einen Logistiker wohl am wichtigsten<br />
ist aber der Fuhrpark. Hier geht die Österreichische<br />
Post Richtung E-Mobilität, verrät uns<br />
Matthias Hofmann. „Bereits heute haben wir<br />
etwa 2.000 E-Fahrzeuge auf der letzten Meile<br />
im Einsatz. Das reicht von Lastenfahrrädern,<br />
E-Mopeds über kleinere Pkw bis hin zu den<br />
Pakettransportern.“ Bis 2030 will die Post auf<br />
der letzten Meile CO2-frei unterwegs sein. Ab<br />
2024 werden keine Verbrenner mehr neu in<br />
den Fuhrpark übernommen. Ende 2022 stehen<br />
bereits 3.000 E-Fahrzeuge im Dienst der<br />
Post AG. (PN)<br />
Welche Fahrzeuge das sind, sehen Sie im<br />
Video zu unserer ersten BLOGTOUR:<br />
https://bit.ly/3tYOZ5B<br />
PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
HERAUSGEBER<br />
UMWELT JOURNAL
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S52<br />
IKEA Österreich fährt bald<br />
nur noch elektrisch<br />
Der schwedische Möbelhersteller IKEA stellt seine Lkw-Flotte in Österreich schrittweise<br />
auf Elektromobilität um. Die EV-Truck-Flotte wurde nun im IKEA Logistikzentrum<br />
Strebersdorf vorgestellt – sie ist ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />
Schweden. x. BEITRAG: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
Eisspeicher sowie einer Photovoltaikanlage<br />
am Dach des Logistikgebäudes eine Reihe<br />
von Nachhaltigkeitsfeatures auf. IKEA<br />
wolle die negativen Auswirkungen der eigenen<br />
Tätigkeit auf die Umwelt so gering wie<br />
möglich halten, daher der Umstieg auf die<br />
Elektrofahrzeug-Flotte. Mit dieser Neugestaltung<br />
einer klimafreundlicheren Lieferkette<br />
können nicht nur schädliche Emissionen<br />
eingespart, sondern auch die Ressourcen<br />
des Planeten geschont werden. Maimuna<br />
Mosser, Country Commercial Managerin bei<br />
IKEA Österreich dazu: „Klimaschutz lässt sich<br />
nicht aufschieben, daher arbeitet IKEA konsequent<br />
daran, Emissionen einzusparen und<br />
klimapositiv zu werden.“<br />
Mit der Vorstellung der<br />
EV-Truck-Flotte im IKEA<br />
Logistikzentrum Strebersdorf,<br />
bestehend aus 30<br />
Fahrzeugen, setzt IKEA<br />
weitere Schritte in seiner<br />
Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Bild: Maimuna Mosser,<br />
Country Commercial<br />
Managerin und Claes<br />
Lindgren, Country<br />
Customer Fulfillment<br />
Manager IKEA Austria<br />
Die soeben in Verkehr gebrachte<br />
neue Elektro-LKW-Flotte von IKEA<br />
besteht zunächst aus 30 Fahrzeugen.<br />
Durch den Umstieg auf die<br />
Elektrofahrzeuge können bereits im ersten<br />
Jahr rund 117.000 Lieferungen komplett emissionsfrei<br />
durchgeführt werden. Damit werde<br />
der CO2-Ausstoß um mehr als 300 Tonnen verringert,<br />
sagte Claes Lindgren, Country Customer<br />
Fulfillment Manager bei IKEA Österreich<br />
anlässlich der Vorstellung der Fahrzeuge in<br />
Wien/Strebersdorf.<br />
Emissionsfreie Lieferung bei IKEA Österreich<br />
Bereits im Juni <strong>2021</strong> wurde das erste Quantron<br />
Elektrofahrzeug im Logistikzentrum Strebersdorf<br />
zur finalen Erprobung eingesetzt. Im Vorfeld<br />
wurden die bei Iveco gebauten Trucks in<br />
Zusammenarbeit mit der deutschen Quantron<br />
AG auf E-Mobilität umgerüstet. Quantron<br />
bietet IKEA kompakte EV-Trucks, die sich<br />
perfekt für den städtischen Straßenverkehr,<br />
aber auch hervorragend für längere Strecken<br />
eignen. Mit einer Reichweite von mindestens<br />
170 km, einer Antriebsleistung von 100 kW<br />
und einer maximalen Ladeleistung von 70 kW<br />
sind die Elektrofahrzeuge ideal für Strecken<br />
zwischen dem Logistikzentrum Strebersdorf,<br />
anderen IKEA Standorten und Lieferadressen<br />
von Kunden ausgerüstet.<br />
Als internationales Unternehmen mit globaler<br />
Bedeutung sei sich IKEA seiner unmittelbaren<br />
Verantwortung gegenüber seiner Mitarbeitern,<br />
Kunden und dem Planeten bewusst.<br />
Daher sei das Logistikzentrum Strebersdorf<br />
mit modernster und nachhaltigster Technik<br />
ausgestattet und weise mit Europas größtem<br />
Andreas Haller, Vorstandsvorsitzender der<br />
Quantron AG über die Zusammenarbeit mit<br />
dem Möbelriesen: „Wir freuen uns, dass wir<br />
IKEA bei dem wichtigen Schritt in Österreich<br />
hin zu einer emissionsfreien Lieferung mit unserem<br />
Wissen und unserer Expertise unterstützen<br />
können.“
Damit der Beladevorgang so effizient und<br />
durchdacht wie möglich abläuft, wurde in Zusammenarbeit<br />
mit der österreichischen Firma<br />
Klampfer Elektroanlagen GmbH ein spezielles<br />
Konzept entwickelt. Am Logistikstandort Strebersdorf<br />
werden die LKW beim Beladen nicht<br />
nur mit neuer Ware gefüllt, sondern zugleich<br />
auch mit Energie für die nächste Tour geladen<br />
werden. Die Ladesäulen sind dazu passend<br />
jeweils dicht an den Laderampen installiert<br />
worden. Dieser Vorgang braucht zwar mehr<br />
Ladesäulen, spart aber Zeit und schont mit<br />
effizienter Energienutzung auch die Umwelt.<br />
In Strebersdorf wurden insgesamt 28 Ladesäulen<br />
mit Schnellladefunktion und einer Leistung<br />
von bis zu 75 kW installiert. Mit der vollen<br />
E-Ladung kann ein EV-Truck pro Tag rund<br />
drei übliche Liefertouren fahren. „Der Strom<br />
kommt aus 100 Prozent erneuerbarer Energie<br />
sowie aus der Einspeisung der hier am Standort<br />
vorhandenen Photovoltaikanlagen,“ erklärt<br />
Lindgren.<br />
Elektrokraft in Raum Wien<br />
IKEA Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />
bis zum Ende <strong>2021</strong> in alle 23 Wiener Gemeindebezirken<br />
sämtliche seiner Lieferungen<br />
emissionsfrei durchzuführen. So wird im ersten<br />
Schritt auf die emissionsfreie Zustellmethode<br />
durch Elektrofahrzeuge bei Lieferungen<br />
vom Logistikzentrum in Wien Strebersdorf in<br />
alle 23 Wiener Gemeindebezirke und darüber<br />
hinaus im Umkreis von 30 Kilometern vom<br />
Logistikzentrum umgestellt. Das führt dazu,<br />
dass die emissionsfreie Zustellung auch von<br />
den Einrichtungshäusern Wien Nord und Vösendorf<br />
erfolgt. Im ersten Jahr handelt es sich<br />
somit insgesamt um rund 117.000 Lieferungen<br />
von Strebersdorf, die emissionsfrei durchgeführt<br />
werden. Das entspräche dann mehr als<br />
65 Prozent aller IKEA-Zustellungen im Raum<br />
Wien. Umgerechnet summiert sich damit ein<br />
Volumen von 1,5 Millionen Straßenkilometern,<br />
das ergibt ein Äquivalent von mehr als<br />
300 Tonnen Reduzierung an CO2-Ausstoß. Mit<br />
dieser enormen Einsparung an schädlichen<br />
Emissionen kommt IKEA seinem globalen Ziel,<br />
bis 2025 alle seine Lieferungen emissionsfrei<br />
durchzuführen, immer näher.<br />
Projekte in der genannten Größenordnung,<br />
wie es die Umstellung auf eine emissionsfreie<br />
Lieferung im vorliegenden Fall ist, sind nur<br />
mit verlässlichen Partnern möglich: „Mit der<br />
Quantron AG und der G. Klampfer Elektroanlagen<br />
GmbH hat IKEA auf langjährige Partner<br />
gesetzt, auf die wir bereits jetzt zu 100 Prozent<br />
vertrauen können“, erläutert Claes Lindgren.<br />
Bereits in der Vergangenheit habe IKEA er-<br />
PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
HERAUSGEBER<br />
UMWELT JOURNAL
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S54<br />
Mit der Quantron AG<br />
und der G. Klampfer<br />
Elektroanlagen GmbH<br />
hat IKEA auf langjährige<br />
Partner gesetzt.<br />
Bild: Andreas Haller,<br />
Gründer und CEO-<br />
Quantron AG und<br />
Günther Hinterberger,<br />
CEO der G. Klampfer<br />
Elektroanlagen GmbH<br />
folgreich mit der G. Klampfer Elektroanlagen<br />
GmbH bei der Erstellung eines 3D-Gebäudemodells<br />
des kürzlich neu eröffneten innerstädtischen<br />
Verkaufsstandortes IKEA Wien Westbahnhof<br />
durch den gelben Robotorhund<br />
„Spot“ zusammengearbeitet. „Die Klampfer<br />
Elektroanlagen GmbH steht für eine zuverlässige<br />
Ladeinfrastruktur, hohe Ausfallssicherheit<br />
und große Witterungsbeständigkeit“, sagt<br />
Günther Hinterberger, CEO der G. Klampfer<br />
Elektroanlagen GmbH.<br />
Deine Lieferung: 100 % elektrisch<br />
IKEA hat speziell für die E-Mission das Branding<br />
„Deine Lieferung: 100 % elektrisch“ geschaffen,<br />
welches auf den Elektrofahrzeugen<br />
steht. Damit möchte IKEA auf seine Mission,<br />
bis 2030 klimapositiv zu werden, aufmerksam<br />
machen. Dies soll auch andere Unternehmen<br />
inspirieren, es dem schwedischen Konzern bei<br />
den Unternehmenszielen zum Umweltschutz<br />
gleichzutun und auf eine umweltfreundlichere<br />
Zustellungsmethode umzusteigen.<br />
„Kunden sollen das Branding auf den Fahrzeugen<br />
wiedererkennen und gleichzeitig ein<br />
Bewusstsein für das wichtige Thema der emissionsfreien<br />
und CO2-neutralen Zustellung bekommen“,<br />
erklärt Claes Lindgren.<br />
Über IKEA Österreich<br />
Seit über 40 Jahren ist das schwedische<br />
Möbelunternehmen IKEA mittlerweile auch<br />
in Österreich vertreten: In derzeit insgesamt<br />
sieben Einrichtungshäusern, einem Planungsstudio,<br />
zwei Logistikzentren, acht Abholstationen<br />
und diversen Services, wie zum Beispiel<br />
Click & Collect, sind zusammen rund 3.600<br />
IKEA Mitarbeiter tätig.<br />
IKEA formuliert seine Vision so: „Wir wollen einen<br />
besseren Alltag für die vielen Menschen<br />
schaffen, indem wir formschöne, funktionsgerechte,<br />
erschwingliche und qualitativ hochwertige<br />
Einrichtungsgegenstände anbieten,<br />
die mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt<br />
produziert wurden. Mit jedem unserer Produkte<br />
versuchen wir das Zuhause zu einem<br />
noch besseren Platz zu machen.“ Nachhaltigkeit<br />
gehört vermehrt zur Firmenphilosophie<br />
von IKEA. Dazu gehören auch gesunde<br />
und nachhaltige Lebensmittel, die IKEA seinen<br />
Kunden und Mitarbeitern in den IKEA-<br />
Restaurants, IKEA-Bistros und dem hauseigenen<br />
„Schwedenshop“ anbietet. Von nachhaltig<br />
beschafften Zutaten bis hin zu fleischlosen<br />
Optionen und lokal angebauten Produkten,<br />
die besser für den Planeten sind. (PN)
DAS WAR DAS UMWELT JOURNAL 2020<br />
KLIMA<br />
ENERGIE<br />
MOBILITÄT<br />
ABWASSER<br />
UMWELTTECHNIK<br />
ABFALLWIRTSCHAFT<br />
UMWELTRECHT<br />
GREEN FINANCE<br />
Bleiben Sie mit uns auch <strong>2021</strong> gut informiert!
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S56<br />
Logistikkonferenz „TWLogistik<strong>2021</strong>“ in<br />
Bremerhaven - und ausgebucht!<br />
Die „TWLogistik“ ist die traditionelle Logistikkonferenz des VdWT - Vereins der<br />
Wirtschaftsingenieure für Transportwesen, die seit Vereinsgründung 1983 jährlich<br />
in Bremerhaven stattfindet. Im vergangenen Jahr wurde dieses Veranstaltung<br />
Corona-bedingt durch eine Woche digitaler Vortragsabende substiuiert. Nun im<br />
37. Jahr fand diese nun wieder live vor Ort in Bremerhaven statt und war ausgebucht.<br />
REDAKTION: BERND KRATZ<br />
Corona kam ohne Vorankündigung, so dass<br />
sich die Branche schnell auf die neue Situation<br />
einstellten musste. Dieses bestätigte auch<br />
Fokke Fels, Vorstandsvorsitzender der L.I.T. AG,<br />
ein Logistikunternehmen mit über 3.000 LKW.<br />
„Anfangs haben wir uns mit adäquaten Maßnahmen<br />
gut an neuen Gegebenheiten anpassen<br />
können, doch dann kamen die Auswirkungen<br />
des Brexit und der Fahrermangel.<br />
Schwierig wurde es dann, als komplette Branchen<br />
und damit auch das Transportvolumen<br />
von heute auf morgen wegbrach.“ Dieses<br />
konnte auch Christian Distelkamp aus der<br />
Geschäftsleitung der abat AG bestätigen.<br />
„Als die Automobilbranche anfangs komplette<br />
Werke schließen musste und kurz danach auch die<br />
Verwaltungen, lagen unsere Beratungsaufträge<br />
erst einmal auf Eis“. Auch das Havariekommissariat<br />
Battermann & Tillery musste schnell<br />
auf „die anfangs ohne Vorwarnung 30 %<br />
niedrigere Auftragslage reagieren“, so der<br />
Geschäftsführer Nico Nöldner.<br />
BERND KRATZ<br />
BERND KRATZ<br />
VORSITZENDER VDWT<br />
E<br />
in Zeichen, dass einerseits die Logistiker<br />
sich mit Kollegen der Branche<br />
wieder persönlich austauschen<br />
möchten, andererseits weil hochaktuelle<br />
Themen erörtert wurden: Am ersten<br />
Tag präsentierten diverse Logistiker, wie Sie<br />
Corona bewältigt haben, der Folgetag fokussierte<br />
auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />
unter der Fragestellung: „Smarte Logistik<br />
= Digitalisierung + Nachhaltigkeit. Geht<br />
diese Formel auf?“<br />
Stefan Schröder, Geschäftsführer Gesellschafter<br />
der LNC konnte anfangs „Business as<br />
usual“ betreiben, musste wenig später aber<br />
auch auf virtuelle Formate umstellen, was er<br />
kurzerhand durch die Etablierung eines eigenen<br />
digitalen Studios professionalisierte.<br />
Demgegenüber konnte sich die Oskar Schunck<br />
GmbH, so Regionalleiter Martin Heisig „vor Arbeit<br />
nicht retten - Versicherungsfälle in nicht geahntem<br />
Ausmaß und Fragestellungen, welche<br />
Schadensfälle in einem völlig neuen Umfeld<br />
versichert seien“.<br />
Ganz anders beschrieb Dr. Christian Mießen, IN-<br />
FORM GmbH die Situation: Während Künstliche
PODIUMSDISKUSSION JAN FITZNER, CITIPOST / MARCO SCHLÜTER, HERMES / MARTIN STRÄB, TIRAMIZOO / BERND KRATZ<br />
Intelligenz in vielen Bereichen der Logistik zunehmend<br />
effizient genutzt werden kann, war<br />
dieses System in der Pandemie hilflos „Es fehlten<br />
jegliche Erfahrungsdaten, auf die KI hätte<br />
referenzieren können“.<br />
Bernd Kratz, 1. Vorsitzender des VdWT resümierte,<br />
dass in solchen Notlagen „Jammern<br />
keine unternehmerische Aktivität sei“ und<br />
stellte damit auch einen Appell an anwesende<br />
Dozenten und Studenten, die Fähigkeiten<br />
zum innovativen sowie flexiblen Denken und<br />
Handeln in die akademische Ausbildung zu<br />
integrieren.<br />
Der Folgetag startete mit Konzepten der<br />
Nachhaltigkeit, praktiziert in der Metropolregion<br />
NordWest. Dr. Claudia Schilling, Senatorin<br />
der Freien Hansestadt Bremen zeigte<br />
die Zukunft von Wasserstoff im Hafen als Teil<br />
des Green Deals auf, gefolgt von innovativen<br />
Konzepten für nachhaltige Logistik- und<br />
Versorgungsstrukturen. In diesem Zusammenhang<br />
stellte Prof. Dr. Benjamin Wagner vom<br />
Berg vor, wie durch das von ihm an der Hochschule<br />
Bremerhaven initiierte Projekt "NaCL<br />
- Nachhaltige Crowd Logistik" einerseits Sendungen<br />
umweltfreundlich zum Empfänger<br />
gelangen, andererseits mit dem Nachfolgeprojekt<br />
"R3 - Resilient Regional Retail" ein<br />
Schritt gegen das Aussterben der Innenstädte<br />
gegangen wird - der anfänglich theoretische<br />
Ansatz von NaCL wurde bereits im vergangenen<br />
Jahr in Bremerhaven erfolgreich in die<br />
Praxis umgesetzt.<br />
Hyways for Future - Gasspeicherkonzepte und<br />
klimaneutraler Lastenverkehr mit Wasserstoffantrieben<br />
– hiervon sind Burkhard Oppmann,<br />
Geschäftsführer und CSO der FAUN-Gruppe<br />
sowie André Engbrecht, EWE GASSPEICHER<br />
überzeugt.<br />
Bernd Kratz führte in den nächsten Themenblock:<br />
„Aktuell erleben wir in Deutschland<br />
eine Paketflut, vorrangig getrieben durch<br />
den eCommerce, die auch nach den Corona-bedingten<br />
Lockerungen und Öffnungen<br />
im stationären Handel nicht abebbt. Studien<br />
erwarten weiterhin Zuwachsraten im 2- stelligen<br />
Prozent-Bereich – und zwar jährlich“.<br />
Dieses stellt die KEP-Branche weiterhin vor<br />
hohe Herausforderungen, nicht nur bundesweit,<br />
sondern auch in der Metropolregion<br />
Nord-West. Jan Fitzner veranschaulichte bildlich,<br />
wie er als Geschäftsführer der CitiPost<br />
Nordwest dem Verkehrskollaps, Parkplatzmangel,<br />
Lärm, Schadstoffbelastung mit Digitalisierung<br />
und „Micro Hubs“ auf der letzten<br />
Meile begegnen möchte.<br />
Marko Schlüter, Geschäftsführer der Hermes<br />
Germany hat eine klare Vision der CO2-freien<br />
Paketzustellung. „Mit Green Delivery Berlin haben<br />
wir eine Blaupause geschaffen, die auch<br />
auf andere Städte ausgerollt werden wird;<br />
dabei gilt es, die unterschiedlichen Module,<br />
aus denen das Konzept besteht, für die jeweilige<br />
Situation vor Ort/die Gegebenheiten<br />
der Städte individuell zusammenzusetzen“.<br />
Einen digitalen Weg beschreitet Tiramizoo<br />
aus München: Mit der neuen Strategie einer<br />
Routenoptimierung und damit CO2-Reduzierung<br />
auf Basis einer SaaS-Plattform<br />
konnte das Unternehmen in den letzten 2<br />
Jahren ein starkes Wachstum generieren.<br />
„Des Weiteren sind Tochtergesellschaften
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S58<br />
PODIUM: DANILO GEORG, BLG / PETER BIMMERMANN, AUTOSTORE / SEBASTIAN GIR<strong>LE</strong>, KÜHNE + NAGEL / BERND KRATZ<br />
für Singapur, Malaysia und Polen als auch<br />
ein Ausbau der Aktivitäten in Europa hinzugekommen“,<br />
so Martin Sträb, CEO der<br />
Tiramizoo GmbH. Inwieweit werden Logistikzentren<br />
nachhaltig designed? Hier zogen<br />
die die Referenten des letzten Diskussionsblocks<br />
ein einheitlich positives Resümee.<br />
Die BLG Handelslogistikk betreibt seit kurzem<br />
ein neues Logistikzentrum für PUMA in<br />
Unterfranken. „Hier in Geiselwind setzen<br />
wir Maßstäbe im Bereich Automatisierung,<br />
Flexibilität, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit“,<br />
so Danilo Georg, Director Operations.<br />
Peter Bimmerman präsentiert das Auto-<br />
Store-System als eine nachhaltige Variante,<br />
da „deutlich weniger umbauter Lagerraum<br />
benötigt wird und dieser muss weder beleuchtet,<br />
belüftet und in der Regel auch<br />
nicht geheizt werden“.<br />
Sebastian Girle, Head of National Innovation<br />
bei Kühne + Nagel stellte einige Beispiele<br />
seiner Sustainable Packing Initiative<br />
vor: Packing on Demand, nachhaltige Füllmaterialien,<br />
etc. „Alleine durch unser Projekt<br />
Folienoptimierung sparen wir an 34 Kontraktlogistikstandorten<br />
jährlich 400 Tonnen<br />
Folien“.<br />
Aber auch die zu Beginn der Pandemie<br />
komplett eingestellte und nun wieder anlaufende<br />
Kreuzschifffahrt wurde – wenngleich<br />
auch keine direkt logistische, aber<br />
unter Umweltgesichtspunkten stark in der Kritik<br />
stehendes Branche - nicht außer Acht gelassen.<br />
Prof. Dr. Dr. Alexis Papathanassis als langjähriger<br />
Insider dieser Branche überraschte<br />
hier mit einigen detaillierten Daten – schließlich<br />
stellt die Kreuzschifffahrt konkret für Bremerhaven,<br />
dem Ort der TWLogistik, einen wesentlichen<br />
Wirtschaftsfaktor dar. Vor diesem Hintergrund<br />
nahmen zahlreiche Teilnehmer der<br />
Veranstaltung dann die Gelegenheit wahr, mit<br />
einer alten Kogge, der „Ubena von Bremen“<br />
einige Stunden auf die Weser hinauszufahren<br />
– teilweise mit gehissten Segeln völlig CO2-<br />
neutral. (BK)<br />
Zum VdWT e.V.: Er wurde 1983 als Alumni-Verein<br />
der Logistikabsolventen der Hochschule<br />
Bremerhaven gegründet, um den Absolventen<br />
eine organisatorische Basis zum Erfah¬rungs-<br />
und Wissensaustausch einerseits<br />
untereinander, andererseits zu den aktuellen<br />
Studenten und nicht zuletzt zur Wissenschaft,<br />
den Dozenten der Hochschule zu ermöglichen.<br />
Seitdem veranstalten wir jährlich den<br />
Logistikkongress in Bremerhaven, führen dezentrale<br />
Treffen der Regionalgruppen durch<br />
sowie digitale Vortragsabende und vieles<br />
mehr. Mit fast 800 Mitgliedern auf allen Hierachieebenen<br />
und Bereichen der Logistik<br />
sind wir wohl mittlerweile der größte Logistik-<br />
Alumni-Verein Deutschlands. (RED)
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S60<br />
Greater Bay Aera (GBA)<br />
Transformation durch Infrastruktur<br />
und Neue Technologien<br />
Die GBA soll in ein globales Technologie-Innovationszentrum und Fertigungshub<br />
verwandelt werden, das selbst das kalifornische Silicon Valley heraufordern kann.<br />
Riesige Summen fießen in den Ausbau von traditioneller Infrastruktur und Neue<br />
Technologien. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
GBA hat mehr Potential als das Silicon Valley<br />
Es gilt als der große Traum des chinesischen<br />
Präsidenten Xi Jinping die GBA in ein globales<br />
Technologie-Innovationszentrum und<br />
Fertigungshub zu verwandeln, das selbst<br />
das kalifornische Silicon Valley heraufordern<br />
kann. Der Geschäftsführer des Hong Konger<br />
ICT-Dienstleisters DYXnet Tony Tsiang<br />
schätzt das Potenzial der GBA sogar größer<br />
ein, als das des kalifornischen Silicon Valleys.<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Die Greater Bay Area (GBA) – auch<br />
Guangdong-Hong Kong-Macao<br />
Bay Area genannt – ist mit 71,2<br />
Millionen Einwohnern (fünf Prozent<br />
der chinesischen Bevölkerung) der größte<br />
und am stärksten bevölkerte urbane Raum<br />
Chinas. Vergleichbar ist sie mit der Greater<br />
Tokyo Bay (44 Millionen Einwohner), Greater<br />
New York Area (23,4 Millionen Einwohner) und<br />
wegen des Innovationspotenzials mit der San<br />
Francisco Bay Area. Aufgrund der Ansiedelung<br />
von vielen Hightech-Betrieben z. B. im<br />
Großraum Shenzhen wird sie häufig auch als<br />
chinesisches Silicon Valley bezeichnet. Die<br />
GBA umfasst neun Megastädte in der Provinz<br />
Guangdong - Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai,<br />
Foshan, Dongguan, Zhongshan, Jiangmen,<br />
Huizhou und Zhaoqing – sowie die zwei<br />
Sonderverwaltungsgebiete Hong Kong und<br />
Macau.<br />
„Die meisten Start-Ups im Silicon Valley sind<br />
auf die Entwicklung von Software und Applications<br />
fokussiert. Die GBA bietet weit mehr,<br />
nämlich traditionelle Fertigungsbasen wie z.<br />
B. in Dongguan, Software- und Hardware-Entwicklung<br />
sowie eine Vielfalt von Fachkräften<br />
aus den unterschiedlichsten Bereichen“, sagte<br />
Tsiang. Er fügte an: „In Bezug auf die Kosten<br />
ist die GBA zudem viel konkurrenzfähiger.<br />
Wenn wir die richtige Arbeitsteilung zwischen<br />
den Städten und Gebieten etablieren, werden<br />
wir stärker sein als das kalifornische Silicon<br />
Valley.“<br />
Fünf strategische Entwicklungsleitlinien<br />
Im Februar 2019 gab China den lang erwarteten<br />
Entwurf für den Entwicklungsplan der<br />
GBA heraus, der den Beginn der Implementierung<br />
der Entwicklungsstrategie der Greater<br />
Bay Area kennzeichnet. Laut dem Plan wird<br />
die GBA fünf strategischen Entwicklungsleitlinien<br />
folgen: Aufbau eines dynamischen<br />
Städte-Clusters von Weltrang, Entwicklung zu<br />
einem einflussreichen internationalen Technologie-<br />
und Innovationszentrum, wichtige Stütze<br />
für die Belt and Road Initiative, Vertiefung<br />
der Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen<br />
Festland und Hong Kong und Macau
LOGISTICS | INDUSTRIAL SERVICES | SOUTH CHINA | 29 MAY 2020<br />
MAP OF GBA TRANSPORTATION SYSTEM<br />
Nansha Port under expansion<br />
Xinsha Port under expansion<br />
Airport<br />
Railway under construction<br />
Zhaoqing<br />
Expressway under construction<br />
2<br />
Guangzhou<br />
S16<br />
1<br />
2<br />
Nansha Port Freight Railway<br />
Guangzhou Northeast Freight<br />
Railway<br />
S26<br />
S20<br />
S45<br />
S16<br />
S18<br />
S6<br />
S86<br />
Zhongshan-Kaiping Expressway<br />
Guangzhou-Zhongshan-Jiangmen<br />
Expressway<br />
Foshan-Jiangmen Expressway<br />
Foshan-Qingyuan-<br />
Conghua Expressway<br />
Huadu-Dongguan Expressway<br />
Heyuan-Dongguan-Huizhou<br />
Expressway<br />
Shenzhen Outer Beltway<br />
Jiangmen<br />
S26<br />
S18<br />
Foshan<br />
Dongguan<br />
S45<br />
S6<br />
1<br />
S20<br />
G25<br />
Zhongshan<br />
Zhuhai<br />
Shenzhen<br />
Huizhou<br />
S86<br />
G25<br />
Shenzhen-Zhongshan Bridge<br />
Note: S: Province expressway<br />
G: National expressway<br />
Source: Colliers International, Guangdong’s Major Projects in 2019<br />
in den Entwicklungszonen Qianhai, Nansha<br />
und Hengqin und weiterhin den Aufbau eines<br />
qualitativ hochwertigen Lebensumfeldes,<br />
das sowohl für die Bewohner als auch für Wirtschaft<br />
und Tourismus geeignet ist.<br />
Ausbau der Infrastruktur besitzt<br />
Schlüsselstellung<br />
Eine der größten Herausforderungen ist dabei<br />
der Ausbau der Infrastruktur in der Region.<br />
Hier muss man den Bau von klassischer<br />
logistischer Infrastruktur und die Entwicklung<br />
von Informations- und Kommunikations-Infrastruktur<br />
im Sinne von Industrie 4.0 bzw. Logistik<br />
4.0 unterscheiden. Beispielsweise ist bei der<br />
Entwicklung des Guangzhou-Shenzhen-Hong<br />
Kong-Macao Innovations- und Technologiekorridors<br />
neben der Erkundung von Maßnahmen<br />
zur Erleichterung des grenzüberschreitenden<br />
und regionalen Fluss von Fachkräften,<br />
Kapital, Information und Technologien auch<br />
der Aufbau eines Big Data-Zentrums für die<br />
GBA geplant. In Hong Kong werden fünf<br />
F&E-Zentren speziell für Logistics and Supply<br />
Chain MultiTech, Textilien und Bekleidung,<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />
Autoteile und Zubehörsysteme sowie<br />
Nano- und Neue Werkstoffe zusätzlich zum<br />
HK-Wissenschaftspark und HK-Cyberport entwickelt.<br />
Informations- und<br />
Kommunikationsinfrastruktur<br />
In Guangdong, Hong Kong und Macau wird<br />
die Bandbreitenkapazität des Breitband-Internets<br />
ausgeweitet und zudem eine übergreifende<br />
Planung der Einführung des künftigen<br />
Internets basierend auf dem Internetprotokoll<br />
Version 6 (IPv6) durchgeführt. Grund ist die<br />
Knappheit von IP-Adressen. Weiterhin wird im<br />
städtischen Ballungsraum des Perlflussdeltas<br />
freies Hochgeschwindigkeits-WLAN in Hotspots<br />
und an Haupttransportrouten in der GBA<br />
eingeführt. Es ist geplant, Ballungsräume in<br />
sog. Intelligente Stadt-Cluster durch den Aufbau<br />
von Informations-Infrastruktur wie raumzeitlichen<br />
Cloud-Plattformen, räumlichen Informations-Service-Plattformen,<br />
intelligenten<br />
Transport sowie intelligentem Energie und<br />
Smart Management zu verwandeln.
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S62<br />
Das Schutzniveau der Informations-Netzwerke<br />
soll durch moderne Cybersecurity-<br />
Einrichtungen verbessert werden.<br />
Logistische Infrastruktur – Guangzhou<br />
wird internationaler Transporthub<br />
Das dynamische Städte-Cluster der GBA<br />
ist bereits mit dem modernen Transportnetzwerk<br />
bestehend aus Huangpu-Brücke,<br />
Guangzhou-Shenzhen-Hong Kong-Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke,<br />
der legendären<br />
Hong Kong-Zhuhai-Macao-Brücke<br />
(HZMB), der Nansha-Brücke und der Guangzhou-Shenzhen<br />
Intercity-Eisenbahnstrecke<br />
verbunden.<br />
Der Masterplan für die GBA macht Guangzhou<br />
zu einem internationalen Transporthub.<br />
Die Länge der Eisenbahnstrecken, die die<br />
chinesische Stadt verbinden, soll bis 2035<br />
auf 2000 km verfünfacht werden. Die Regierung<br />
will U-Bahn-Strecken und Schnellstraßen<br />
in Nachbarstädte wie Dongguan in 20 km<br />
Entfernung bauen. Am Internationalen Flughafen<br />
Guangzhou Baiyun werden ein neues<br />
Terminal und zwei neue Start-und Landebahnen<br />
entwicklet. Der Bau eines zweiten internationalen<br />
Flughafens ist geplant.<br />
In der gesamten GBA sind momentan gigantische<br />
Infrastrukturprojekte im Bau. Darunter<br />
befinden sich die Guangzhou-Zhanjiang-,<br />
Gangzhou-Shenzhen- und die Guangzhou-Shanwei-Shantou-Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke.<br />
Zudem sind zwei<br />
Güterzugstrecken (Hafen Nansha, Guangzhou<br />
Nordost) unter Konstruktion. Weiterhin<br />
ist eine Vielzahl von Schnellstraßen geplant<br />
(Zhongshan-Kaiping, Guangzhou-Zhongshan-Jiangmen,<br />
Heyuan-Dongguan-Huizhou,<br />
Äußere Ringstraße Shenzhen u.v.m.).<br />
Bis 2035 werden fünf Flughafen-Cluster etabliert,<br />
die „sicher, grün, smart, menschlich und<br />
synergetisch“ sein sollen. Dies sind der Internationale<br />
Flughafen Hong Kong,der Internationale<br />
Flughafen Guangzhou Baiyun, der<br />
Internationale Flughafen Shenzhen Bao'an,<br />
der Internationale Flughafen Macao und der<br />
Flughafen Zhuhai Jinwan. In der GBA befinden<br />
sich gemäß Lloyd‘s List in 2019 drei der<br />
Top10-Containerhäfen der Welt. Dies sind die<br />
Containerhäfen Shenzhen (25,8 Millionen TEU,<br />
Platz 4), Guangzhou (23,2 Millionen TEU, Platz<br />
5) and Hong Kong (18,3 Millionen TEU, Platz<br />
8). Zusammen schlugen sie 67,3 Millionen TEU<br />
um – mehr als in jeder anderen Bay Area weltweit.<br />
In der GBA werden momentan der Hafen<br />
Nansha und der Hafen Xinsha erweitert.<br />
Enorme Menge an Kapital fließt in<br />
Neue Technologien<br />
Laut China Daily haben die Stadtregierungen<br />
von Shenzhen und Guangzhou 600 Milliarden<br />
Yuan (76,6 Milliarden Euro) für den Ausbau der<br />
Hightech-Infrastruktur bereitgestellt, um die digitale<br />
Transformation in der GBA zu beschleunigen.<br />
In der ersten Phase soll Kapital überwiegend<br />
in neue Technologien wie 5G, KI,<br />
Cloud Computing, Big Data-Zentren, Internet<br />
der Dinge (IdD), Robotik und Zapfsäulen für<br />
das intelligente Laden von Batterien fließen.<br />
Viele große chinesische Internetfirmen wie<br />
Huawei, Tencent, Baidu und JD unterstützen<br />
die Transformation. Tencent wird beispielsweise<br />
rund 84 Milliarden Euro in den nächsten<br />
fünf Jahren in neue Infrastruktur-Projekte<br />
pumpen. Die GBA soll damit zum Brutkasten<br />
für neue Technologien werden. Die chinesischen<br />
Technologie-Giganten werden eine<br />
bedeutende Rolle bei der Transformation lokaler<br />
Industrien durch intelligente Fertigungsverfahren<br />
unter Nutzung von Big Data-Analyse<br />
spielen. Durch Fachkräfte im Bereich KI und<br />
Unternehmen, die die Fähigkeit besitzen digitale<br />
Plattformen zu entwickeln, sollen nach<br />
und nach sog. „Smart Cities“ entstehen. (DR)<br />
Literatur:<br />
Outline Development Plan for the Guangdong-Hong<br />
Kong-Macao Greater Bay Area,<br />
18. Februar 2019, PRC central governmen.<br />
China issues outline development plan for<br />
the Guangdong-Hong Kong-Macao Greater<br />
Bay Area, Norton Rose Fulbright, Februar<br />
2019. He Shusi, Smart infrastructure key<br />
catalyst in Bay Area push, China Daily Asia,<br />
24.07.2020.<br />
1) GBA Transportation System<br />
(Colliers Report)<br />
2).Hong Kong-Zhuhai-Macao-Brücke<br />
(HZMB), Wikipedia
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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S64<br />
Warum lernen Menschen nicht aus<br />
der Vergangenheit?<br />
Und täglich grüßt das Murmeltier. Finanzkrise, Immobilienblase, Rettungspakete,<br />
Corona-Crash. GASTBEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />
MARC FRIEDRICH<br />
HONORARBERATUNG<br />
FRIEDRICH<br />
VERMÖGENSSICHERUNG<br />
Die Staaten versuchen, mit historischen<br />
Konjunkturpaketen gegenzusteuern,<br />
die Notenbanken drucken<br />
Geld im Akkord wie nie zuvor<br />
und züchten damit Zombiefirmen und gar<br />
Zombieländer. Zudem bereiten sie den Nährboden<br />
für die nächste Krise vor. Parallel ist die<br />
Politik maßlos überfordert und hangelt sich<br />
von einem Lockdown zum nächsten. Dieser<br />
droht massenweise Insolvenzen auszulösen<br />
um das zu verhindern nimmt die Politik noch<br />
mehr Geld in die Hand und bei den Wahlen<br />
wird man nach Links rücken - ändern wird<br />
das nichts. Ganz im Gegenteil. Es wird noch<br />
schlimmer – Steuererhöhungen, Enteignungen<br />
und Inflation sind unvermeidlich. Immer<br />
das gleiche Spiel.<br />
Wer sich Zyklen anschaut, wird auch verstehen,<br />
warum die Menschheit nicht aus<br />
der Vergangenheit lernt. Denn nach 90<br />
Jahren ist niemand mehr da, der aus eigenem<br />
Erleben von dieser Transformation<br />
aus erster Hand berichten kann und die<br />
Folgegenerationen davor schützt, immer<br />
wieder die gleichen Fehler zu begehen.<br />
Das wertvolle Wissen gerät schlichtweg in<br />
Vergessenheit. Auch wenn Bücher darüber<br />
berichten. Der Mensch denkt jedes Mal:<br />
»This time is different« (»Dieses Mal ist es anders«)<br />
– aber das ist es eben nicht! Auch dieses<br />
Mal nicht! Es gibt verschiedene Theorien,<br />
die die Zyklentheorie untermauern. Ganz berühmt<br />
sind die folgenden.
Schuldenzyklus<br />
»Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Gesellschaft<br />
zu besiegen und zu versklaven: Mit dem<br />
Schwert oder mit Verschuldung.«<br />
John Adams<br />
Der kurze Schuldenzyklus dauert im Schnitt<br />
fünf bis acht Jahre, der lange Superschuldenzyklus<br />
50 bis 75 Jahre. Im langen Zyklus steigen<br />
die Schulden über lange Zeiträume schneller<br />
als die Einkommen. Die Zinsen und Tilgungen<br />
wachsen immer stärker, was zur Kürzung von<br />
Ausgaben führt. Da die Ausgaben einer Person<br />
das Einkommen einer anderen Person<br />
sind, beginnen die Einkommen zu sinken.<br />
Die Kreditwürdigkeit des Einzelnen nimmt ab<br />
und die Kreditaufnahme geht zurück. Die Abwärtsspirale<br />
ist im vollen Gange, die Finanzkrisen<br />
brechen aus und der Zyklus kommt zu einem<br />
Ende. Wenn der lange Zyklus zum Ende<br />
kommt, geht dies immer einher mit großen<br />
Verwerfungen und einer Neuordnung der<br />
Schulden sowie einem neuen Geldsystem.<br />
Sehr gut beschrieben hat den Schuldenzyklus<br />
der Milliardär und Gründer einer<br />
der größten Hedgefonds der Welt<br />
(Bridgewater Associates), Ray Dalio.<br />
In seinem Buch Principles for Navigating<br />
Big Debt Crises beschreibt er anschaulich<br />
die Schuldenzyklen (Abbildung 1).<br />
Diese dauern nach seiner Recherche in der<br />
Regel zwischen 50 und 75 Jahren und können<br />
bis ins Alte Testament nachgewiesen werden.<br />
Seit Tausenden von Jahren wird ein Schuldenzyklus<br />
mit einem Schuldenerlass beendet. Im<br />
Alten Testament war dies im Jahr nach dem<br />
siebten Sabbatjahr (Jubeljahr/Erlassjahr). Somit<br />
wurden alle 50 Jahre die Schulden erlassen.<br />
Auch in der Neuzeit ist der Schuldenerlass<br />
gang und gäbe. So wurde Deutschland<br />
im Februar 1953 die Hälfte der Schulden in<br />
Höhe von 29,7 Milliarden D-Mark erlassen.<br />
2005 gab es einen Schuldenerlass der<br />
G-8-Staaten für etliche afrikanische Staaten,<br />
und in Europa gab es 2012 und 2016 (in<br />
Form einer Umschuldung) den Schuldenerlass<br />
für das zahlungsunfähige Griechenland.<br />
(Hinweis: Die Schulden Griechenlands sind aktuell<br />
wieder auf Rekordniveau und der Schuldenerlass<br />
ist verpufft. Als Mitglied der Euro-Zone<br />
wird Griechenland niemals gesunden!) Ich<br />
gehe von einem großen Schuldenerlass in Zukunft<br />
aus. Für alle! Der Schuldenzyklus endet<br />
immer mit einem großen Crash. Angekündigt<br />
wird dieser von einer steigenden Inflation und
LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S66<br />
steigenden Rohstoffpreisen. Der letzte Schuldenzyklus<br />
endete mit dem Ausbruch des<br />
Zweiten Weltkriegs. Danach startete 1945<br />
der aktuell laufende Zyklus. Er ist jetzt im 76.<br />
Jahr und damit einer der längsten der Geschichte.<br />
Kommen wir nun als Nächstes zum<br />
Machtzyklus.<br />
Machtzyklus<br />
»Macht korrumpiert, absolute Macht<br />
korrumpiert absolut.«<br />
Lord Acton<br />
Wer sich die Anzahl der Imperien auf Wikipedia<br />
anschaut, muss ziemlich lange nach<br />
unten scrollen, bis die Liste endet. Imperien<br />
kommen und gehen. Einige Imperien bestehen<br />
für Hunderte von Jahren, andere doch<br />
viel kürzer. Das berühmte Imperium Romanum<br />
und das byzantinische Imperium hatten<br />
beide über 1000 Jahre Bestand. Im Schnitt<br />
vergehen im Lebenszyklus eines Imperiums<br />
zirka 100 Jahre vom Aufstieg bis zum Niedergang.<br />
Gemeinsam war allen Imperien stets<br />
am Anfang ein gedecktes Geldsystem und<br />
die Dominanz ihres Geldes gegenüber anderen<br />
Währungen.<br />
Ein Imperium hatte sozusagen die Weltleitwährung<br />
inne, ob es nun die Römer waren mit<br />
ihrem Denar, Aureus und Solidus, die Byzantiner<br />
mit dem Solidus, die Spanier mit dem Real<br />
oder die Briten mit dem Pfund. Aktuell sind<br />
es die US-Amerikaner mit dem Dollar. Aber<br />
wir sehen allmählich bereits den Wechsel zur<br />
nächsten Supermacht heraufziehen – voraussichtlich<br />
China. Alle Machtzentren begannen<br />
mit einem gedeckten Geldsystem und endeten<br />
mit einem ungedeckten. Wenn das Vertrauen<br />
in das Geld verloren geht, wird auch<br />
das Ende des Systems eingeläutet, weil das<br />
Vertrauen der Menschen in die Elite verloren<br />
geht.<br />
Ray Dalio nennt dies den »Big Cycle«, den<br />
großen Zyklus. Sobald die neue Wirtschaftsmacht<br />
etabliert ist, folgt eine Zeit von Prosperität<br />
und Frieden. Die Wirtschaftsmächte sind<br />
dominierend und stellen die Weltleitwährung.<br />
Deren Gesellschaft gewöhnt sich an stetig<br />
wachsenden Wohlstand und verschuldet sich<br />
daher immer mehr. Dies führt zu Konsum auf<br />
Pump, zu einer Schuldenblase und einem<br />
Aufblähen des Bankensektors sowie zu einer<br />
Inflation bei Vermögenswerten.
Die Zinslast steigt, das Wachstum schwächt<br />
sich ab, die Ungerechtigkeit nimmt zu, die<br />
Schere zwischen Arm und Reich wird stetig<br />
größer, was zu sozialen Spannungen führt.<br />
Transferleistungen nehmen zu, Sozialkosten<br />
explodieren, die Notenbanken erhöhen die<br />
Geldmenge, die wahre Inflation steigt, und<br />
darauf antwortet die Notenbank mit noch<br />
mehr Gelddrucken. Es entstehen weitere Exzesse<br />
und Spekulationsblasen, die schließlich<br />
zum Platzen der Blase führen. Soziale Unruhen<br />
und sogar Krieg können das Resultat sein.<br />
Den Machtzyklus hat Dalio in Abbildung 2 gut<br />
aufgeschlüsselt. Parallel sind neue Länder als<br />
Konkurrenten aufgestiegen und wollen das<br />
Ruder übernehmen. Sie machen der existierenden<br />
Nummer 1 den Platz streitig und wollen<br />
auch das mächtige Privileg der Leitwährung<br />
an sich reißen.<br />
In Abbildung 3 sehen wir die Wirtschaftsmächte<br />
der letzten 500 Jahre in ihrem Auf- und<br />
Abstieg. Zuerst wurde China von den Niederlanden<br />
abgelöst, dann die Niederlande von<br />
Großbritannien und schließlich Großbritannien<br />
von den USA. Der Machtwechsel ging zumeist<br />
mit einem oder mehreren Kriegen einher. Die<br />
Gefahr besteht durchaus auch heute noch.<br />
Einige Theorien gehen davon aus und ziehen<br />
die Vergangenheit als Blaupause für die Zukunftsprognose<br />
heran. Da war es tatsächlich<br />
so, dass große Paradigmenwechsel durch einen<br />
Krieg eingeläutet oder von einem Krieg<br />
begleitet wurden. Auf eine dieser Theorien,<br />
die in dem Buch The Fourth Turning von William<br />
Strauss und Neil Howe publiziert wurde,<br />
habe ich in meinem neuen Buch („Die größte<br />
Chance aller Zeiten“) ein ganzes Kapitel verfasst.<br />
(MF)<br />
Marc Friedrich ist sechsfacher Bestsellerautor,<br />
Finanzexperte, Redner, Vordenker,<br />
Freigeist und Gründer der Honorarberatung<br />
Friedrich Vermögenssicherung<br />
GmbH. Sein neuer Bestseller: Die größte<br />
Chance aller Zeiten - Was wir aus der Krise<br />
lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögenstransfer<br />
der Menschheit profitieren.<br />
Mehr unter: https://friedrich-partner.de<br />
YouTube: https://www.youtube.com<br />
Twitter und Instagram: MarcFriedrich7
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sich in einem Umbruch.<br />
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