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LE-4-2021

LOGISTIK express Ausgabe 4/2021 - INNOVATIONEN DER LOGISTIK

LOGISTIK express Ausgabe 4/2021 - INNOVATIONEN DER LOGISTIK

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LOGISTIK express<br />

Ausgabe 4/<strong>2021</strong><br />

„INNOVATIONEN DER LOGISTIK“<br />

CargoServ & LogServ Geschäftsführung Markus Schinko<br />

& Christian Janecek im Gespräch über individuelle<br />

Bedürfnisse und innovative Logistiklösungen.<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong>|S2<br />

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U2


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALT 4/<strong>2021</strong><br />

03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

04 Unsere Zukunft wird echt abgefahren<br />

08 Arbeitskräftemangel auf Rekordniveau: 20.000 offene Stellen<br />

10 Boom des Onlinehandels geht weiter<br />

12 Die Zukunft des Einkaufens ist automatisiert<br />

14 Tag des Handels <strong>2021</strong>: EU-Kreislaufwirtschaftspaket<br />

16 ECOMLOG21: „Automatisierung in nicht gekanntem Ausmaß“<br />

22 Die Königsdisziplin des E-Commerce: Intralogistiklösungen Lebensmittelhandel<br />

26 China: Veränderte Technologietrends durch Covid<br />

28 RetailCX schafft digitale Erlebnisse im stationären Handel<br />

30 Smarte Automatisierung optimiert E-Commerce Fulfillment<br />

32 eGrocery Start-up Matsmart investiert in eine klimafreundliche Lagerlogistik<br />

34 Neue Märkte = neue Herausforderungen<br />

36 Digitalisierung und Reduktion der Treibhausgase ergänzen sich<br />

38 Re:Think – mit dem 28. Österreichischen Logistik-Tag<br />

43 CargoServ & LogServ „20 Jahre Logistik vom Feinsten“<br />

50 BLOGTOUR im Post-Logistikzentrum in Kalsdorf bei Graz<br />

52 IKEA Österreich fährt bald nur noch elektrisch<br />

56 Logistikkonferenz „TWLogistik<strong>2021</strong>“ in Bremerhaven - und ausgebucht!<br />

60 Greater Bay Aera (GBA) Transformation Infrastruktur / Neue Technologien<br />

64 Warum lernen Menschen nicht aus der Vergangenheit?<br />

4/<strong>2021</strong><br />

Endspurt! Der Herbst ist<br />

vollgepickt mit Messen &<br />

Events und auch wir starten<br />

nach unserem erfolgreich<br />

absolvierten 6. eCommerce<br />

Logistik-Day <strong>2021</strong> mit neuen<br />

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IMPRESSUM:<br />

Redaktion: Angelika Gabor,<br />

Peter Nestler, Dirk Ruppik<br />

Fotos: Getty Images<br />

istockphoto.com<br />

LOGISTIK EXPRESS / MJR MEDIA<br />

Inhaber, Herausgeber:<br />

Markus Jaklitsch<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

T: +43 (0)676 7035206<br />

E: info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S4<br />

Unsere Zukunft wird echt<br />

abgefahren<br />

Als sechstgrößter Wirtschaftszweig Österreichs beschäftigt die Automotive-<br />

Branche rund 71.000 Personen. Die Halbleiterkrise und der forcierte Umstieg auf<br />

Elektromobilität führen zu heftigen Umbrüchen und verstärken die Abhängigkeit<br />

Europas. Doch das weitaus größere Problem: die vermeintliche Umweltfreundlichkeit<br />

ist reine Augenauswischerei. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

nem Strommix auf Basis der EU-Klimapläne<br />

berechnete das International Council on<br />

Clean Transportation (ICCT), dass ein mittelgroßes<br />

Elektrofahrzeug im Betrieb rund<br />

zwei Drittel weniger schädliche Treibhausgase<br />

freisetzt als ein Verbrennungsmotor.<br />

Geht es um die Klimakrise, ist zu 99%<br />

von CO2 Reduktion die Rede –<br />

oder moderner: Reduktion des<br />

COXNUMX-Fußabdrucks. Dieser<br />

umfasst den gesamten Kohlenstoff, der<br />

während des Herstellungsprozesses und Verbrauchs<br />

eines Produktes emittiert wird. Immerhin<br />

stammte im Jahr 2018 – leider ist kein<br />

aktuelleres Zahlenmaterial verfügbar – rund<br />

ein Viertel sämtlichen weltweit emittierten<br />

CO2s aus dem Transportsektor, stolze 6,09<br />

Milliarden Tonnen davon entsprangen dem<br />

Straßenverkehr (privat und gewerblich).<br />

Könnte man diese Menge komplett einsparen,<br />

wären wir dem Stoppen der Erderwärmung<br />

einen gewaltigen Schritt nähergekommen.<br />

Darum wird oft im selben Atemzug<br />

der Umstieg auf Elektromobilität (auch im<br />

Güterverkehr) als der Weisheit letzter Schluss<br />

gepriesen. Es stimmt: ausgehend von ei-<br />

Eine Bilanz des deutschen Automobilclubs<br />

ADAC ergab, dass ab Fahrleistungen von<br />

50.000 bis 100.000 Kilometern der CO2-<br />

Nachteil von Batterieautos ausgeglichen sein<br />

soll. Die Analyse der Umwelt-Dachorganisation<br />

Transport & Environment (T&E) im Jahr<br />

2020 ergab sogar, dass ein Elektroauto in Europa<br />

über seinen Lebenszyklus hinweg rund<br />

zwei Drittel weniger CO2 verursacht als ein<br />

vergleichbares Diesel- oder Benzinfahrzeug.<br />

Ähnliche Ergebnisse erzielte auch das Fraunhofer-Institut<br />

für Innovations- und Systemforschung<br />

im Jahr 2019, wobei hier Autos mit<br />

Akkus über 80 kWh und geringer Fahrleistung<br />

deutlich schlechter abschnitten. Allerdings<br />

greift jede Bilanz zu kurz, wenn nur die lokalen<br />

Emissionen beim Antrieb inkludiert werden,<br />

nicht allerdings jene Schadstoffe, die in der<br />

Produktion sowie beim Abwracken bzw. Recycling<br />

entstehen. Hinzu kommt, dass die<br />

tatsächliche Lebensdauer eines E-Auto-Akkus<br />

und die Anzahl der möglichen Ladezyklen<br />

sehr individuell sind. Welchen Wert nimmt<br />

man also zur Berechnung?<br />

Problem #1: Batterien<br />

Der andere Grund, warum Elektromobilität<br />

aus meiner Sicht nicht der heilige Gral der<br />

CO2-Problematik ist: Lithium-Ionen-Batterien<br />

bestehen aus Rohstoffen wie Lithium (nomen<br />

est omen), Nickel, Kobalt, Aluminium, Kupfer,<br />

Zinn, Graphit und Mangan. In heute verwendeten<br />

E-Autobatterien kommen vornehmlich


Nickel-Kobalt-Aluminium (NCA) und Nickel-<br />

Mangan-Kobalt (NMC) Modelle zum Einsatz.<br />

Als Beispiel: die Kathode der in Mittelklassewaren<br />

üblichen NMC111-Batterie mit 30 kWh<br />

Leistung besteht aus 11 Kilogramm Mangan,<br />

4,5 Kilogramm Lithium und jeweils 12<br />

Kilogramm Kobalt und 12 Kilogramm Nickel.<br />

macht sich toll in der Landschaft, hat bestimmt<br />

Potential als Touristenattraktion. Im Unterschied<br />

dazu wird das Material in Nord-Chile<br />

im Salar der Atacama gefördert. Hierbei wird<br />

das stark mineralhaltige Grundwasser der Salzseen<br />

in riesige künstliche Becken gepumpt,<br />

wo es verdunstet und das Lithium zurückbleibt.<br />

Mit Ende 2020 gab es weltweit 7,2 Millionen<br />

Elektroautos, die natürlich alle zumindest<br />

eine Batterie besitzen. Sehen wir uns das namensgebende<br />

Lithium genauer an, so befinden<br />

sich die größten (bekannten) natürlichen<br />

Vorkommen in Chile (8 Mio. Tonnen) gefolgt<br />

von Australien, Argentinien und China. In Europa<br />

finden sich lediglich in Portugal kleine<br />

Abbaugebiete.<br />

In Australien, Nordamerika, China und Europa<br />

findet sich das Lithium in sogenannten<br />

Pegmatiten, also Lavagestein. Für die Gewinnung<br />

eines Kilos Lithium müssen etwa 100 Kilo<br />

Gestein abgebaut und verarbeitet werden.<br />

So soll beispielsweise in Portugal ein oberirdischer<br />

Tagebau errichtet werden. Die Tagebaulöcher<br />

haben einen Durchmesser von bis<br />

zu 800 Metern und sind bis zu 300 Meter tief,<br />

Pro Jahr werden aktuell mehr als 63 Milliarden<br />

Liter Salzwasser hochgepumpt. Das Problem:<br />

Süßwasser, das von der Bevölkerung, Flora<br />

und Fauna dringend zum Überleben gebraucht<br />

wird, sickert dadurch nach und geht<br />

verloren. Laut Bergbau-Kommission der chilenischen<br />

Regierung wurde der Atacama<br />

in den Jahren 2000 bis 2015 viermal so viel<br />

Wasser entzogen, wie auf natürliche Weise in<br />

Form von Regen- oder Schmelzwasser in das<br />

Gebiet gelangte. Morgan Stanley prognostiziert<br />

einen Lithiumcarbonat-Weltbedarf von<br />

einer Million Tonnen bis zum Jahr 2025, aktuell<br />

werden jährlich 350.000 Tonnen produziert.<br />

Eine Verdreifachung innerhalb von 4 Jahren<br />

wäre der Todesstoß für die Landwirtschaft<br />

und die Bevölkerung in den Abbaugebieten.<br />

Doch nicht nur der Wasserverbrauch<br />

ist ein schwieriges Thema, auch Kinderarbeit<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S6<br />

ist eng mit den Batterien verknüpft. So kommt<br />

beispielsweise Kobalt in großer Menge<br />

aus der Demokratischen Republik Kongo.<br />

Dass die Führungsriege dort nicht unbedingt<br />

das gleiche Demokratieverständnis hat wie<br />

hierzulande, dürfte inzwischen weithin bekannt<br />

sein. Auch sind die Sicherheitsstandards<br />

im Bergbau nicht überall gleich hoch,<br />

wenngleich es nicht jedes „kleine“ Unglück<br />

in die internationalen Schlagzeilen schafft.<br />

Doch keine Sorge, die Lösung naht: die<br />

Global Battery Alliance (GBA), die immerhin<br />

70 internationale Mitglieder zählt, plant bis<br />

Ende 2022 die Entwicklung und Einführung<br />

eines Qualitätssiegels für faire Batterien – den<br />

„Battery Pass“. Dieser soll die Einhaltung festgelegter<br />

Umwelt-, Sozial-, Governance- und<br />

Lebenszyklusanforderungen beweisen. Bestechung<br />

natürlich ausgeschlossen.<br />

Problem #2: Halbleiter<br />

Wer noch nicht von der Problematik der weltweit<br />

mangelnden Halbleiter/Chips gehört<br />

hat, lebt entweder unter einem Stein oder<br />

hat eine Wahrnehmungsstörung. Halbleiter<br />

sind Hauptbestandteil von Mikroprozessoren,<br />

die in Autos beispielsweise dem Steuern von<br />

Antrieb, Airbags oder Assistenzsystemen dienen.<br />

Gibt es keine Chips, steht also die Automobilproduktion<br />

und mit einer Entspannung<br />

ist Brancheninsidern zufolge erst in 2023 oder<br />

2024 zu rechnen. Aber warum eigentlich?<br />

Es gibt mehrere Gründe. Chips braucht man<br />

nicht nur für Autos, sondern auch für andere<br />

Elektrogeräte. Dank Corona-Pandemie<br />

kauften Menschen vermehrt Unterhaltungselektronik<br />

und machten so der Automobilbranche<br />

Konkurrenz, die teilweise zu voreilig<br />

Bestellungen stornierte. Hinzu kommt, dass<br />

die kleinen Teile (man glaubt es kaum) eine<br />

Art MHD besitzen und darum nicht auf Vorrat<br />

gehalten werden. Fehlt noch ein geopolitisch<br />

besonders brisanter Grund: einer der größten<br />

Chipproduzenten sitzt in Taiwan. Taiwan<br />

Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC)<br />

ist weltweit die Nummer drei hinter Samsung<br />

und Intel und gleichzeitig der größte Auftrags-<br />

Fertiger von Chips und Wafern (Grundplatten<br />

für elektronische Halbleiter, Anm.) weltweit.<br />

Das international noch immer nicht anerkannte<br />

Taiwan durfte auf Betreiben Chinas<br />

keine eigenen Lieferverträge für Covid-Impfstoffe<br />

abschließen und kämpft daher mit den<br />

Folgen der Pandemie. Um international Druck<br />

aufzubauen, kündigte das Unternehmen an,<br />

keine Aufträge mehr annehmen zu können…<br />

Zwar wurde inzwischen eine Lösung auch<br />

ohne Zustimmung Festland-Chinas für die<br />

Lieferung von Impfstoffen nach Taiwan gefunden,<br />

die Produktionsausfälle wirken aber<br />

noch nach. Die Konsequenz des Chipmangels:<br />

das globale Beratungsunternehmen<br />

AlixPartner prognostiziert einen Rückgang<br />

der internationalen Automobilproduktion um<br />

vier Millionen Fahrzeuge fürs Jahr <strong>2021</strong>. Aus<br />

Klimapolitischer Sicht eine gute Nachricht –<br />

aus wirtschaftlicher natürlich ein herber Verlust.<br />

Immerhin lag der Branchenumsatz bei<br />

den Halbleitern im Jahr 2019 bei rund 412<br />

Milliarden US-Dollar.<br />

Chips aus Europa?<br />

Niemand ist gerne abhängig, und die Pandemie<br />

hat deutlich gemacht, dass Produzenten<br />

in Österreich, Deutschland – eigentlich ganz<br />

Europa – ohne Lieferungen aus Asien und<br />

den USA „aufgeschmissen“ sind. Das möchte<br />

die Europäische Union natürlich nicht auf sich<br />

sitzen lassen und treibt die digitale Unabhängigkeit<br />

im Zuge ihres „2030 Digital Compass“<br />

voran. Das ambitionierte Ziel: bis 2030 ein Fünftel<br />

der weltweiten Halbleiter zu produzieren<br />

und zudem binnen der nächsten fünf Jahre<br />

einen eigenen Quantencomputer zu entwickeln.<br />

Quantentechnologie gilt u.a. als<br />

Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente<br />

und schnellerer Genomsequenzierung. So kündigte<br />

am 15. September <strong>2021</strong> EU-Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen den Aufbau<br />

eines eigenen europäischen Wirtschaftssystems<br />

für Mikrochips an, um den Mangel auszugleichen<br />

und die Unabhängigkeit zu stärken.<br />

In Zukunft fahren wir also Elektroautos mit<br />

Chipbauteilen aus Europa und zertifizierter<br />

Batterie aus kinderarbeitsfreien Rohstoffen.<br />

Zumindest bis zum nächsten Supermarkt,<br />

denn so wie der Ausbau der nötigen Ladeinfrastruktur<br />

voranschreitet, sollte man von<br />

einer Spritztour quer durch die EU eher absehen.<br />

Aber das ist wieder ein ganz anderes<br />

Kapitel…. (AG)


NEUER JOB<br />

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UNSER JOBSERVICE


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S8<br />

Arbeitskräftemangel auf<br />

Rekordniveau: 20.000 offene Stellen<br />

Der heimische Handel sucht händeringend nach neuen Beschäftigten und Lehrlingen.<br />

Aktuell gibt es in der Branche rund 20 Prozent mehr Personalbedarf als vor<br />

der Corona-Pandemie. Die vierte Corona-Welle könnte nun breitflächige Personalausfälle<br />

in allen Handelssektoren auslösen. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Allein in Oberösterreich sind es 4.800, in der<br />

Bundeshauptstadt Wien immerhin 3.200.<br />

Und eine Entspannung der Lage ist noch<br />

nicht in Sicht.<br />

RAINER WILL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

PRESSESPRECHER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Die vierte Corona-Welle hat auch<br />

in Österreich Fahrt aufgenommen.<br />

Gleichzeitig stagniert die<br />

Durchimpfungsrate. Was vielen<br />

nicht bewusst ist: Die Pandemie hat zu einem<br />

massiven Personalmangel in ganz<br />

Österreich geführt. Die heimischen Händler<br />

klagen über viel zu wenige verfügbare<br />

Arbeitskräfte und einen massiven Rückgang<br />

an Bewerbungen. Bundesweit gibt<br />

es derzeit mehr als 15.000 offene Stellen im<br />

Einzelhandel und mehr als 5.000 im Großhandel.<br />

Der Handelsverband weist schon seit<br />

Monaten darauf hin, jetzt spitzt sich<br />

der Arbeitskräftemangel im Handel<br />

dramatisch zu. Zurzeit sind es bundesweit<br />

mehr als 20.000 offene Stellen, die<br />

nicht zeitnah besetzt werden können.<br />

Breitflächige Personalausfälle befürchtet<br />

Verschärft wird die Problematik durch die<br />

rasant angestiegenen Corona-Infektionszahlen.<br />

Dies könnte in den kommenden<br />

Wochen zu breitflächigen Personalausfällen<br />

in allen Branchen führen. Hintergrund<br />

sind die geltenden K1 Bestimmungen. Kontaktpersonen<br />

der Kategorie I werden per<br />

Bescheid für die Dauer von 14 Tagen behördlich<br />

abgesondert (Heimquarantäne)<br />

und müssen sich einem PCR-Test unterziehen.<br />

Eine vorzeitige Beendigung der<br />

Absonderung ist frühestens 10 Tage nach<br />

dem letzten infektiösen Kontakt bei Vorliegen<br />

einer negativen PCR-Untersuchung<br />

möglich. Da genesene bzw. geimpfte Personen<br />

als Kontaktperson der Kategorie II<br />

eingestuft werden können, und diese im Regelfall<br />

keine Quarantäne antreten müssen,<br />

ist eine rasche Erhöhung der Durchimpfungsquote<br />

entscheidend. Sonst drohen<br />

im Herbst und im Winter breitflächige<br />

Personalausfälle in den Geschäften.<br />

Faktor Arbeit entlasten<br />

Um das Problem zu lösen, sind neue Ansätze<br />

gefragt. Oberste Priorität sollte jetzt<br />

die viel beschworene aber leider auch oft<br />

verschobene Senkung der Lohnnebenkosten<br />

haben. Damit könnte auch der wichtige<br />

Binnenkonsum effektiv angekurbelt<br />

werden. Österreich ist bei den Lohnnebenkosten<br />

EU-weit Nachzügler. Nirgendwo in<br />

Europa zahlen Unternehmen so viel für ihre<br />

Beschäftigten, ohne dass es den Angestellten<br />

selbst bleibt. Daher muss der Faktor<br />

Arbeit endlich entlastet werden, das ist


das beste Investment in die Zukunft unseres<br />

Landes. Die nächste Steuerreform muss sowohl<br />

bei den Lohnnebenkosten als auch bei<br />

der Lohnsteuer ansetzen. Jenen, die einen<br />

Arbeitsplatz innehaben, soll mehr netto vom<br />

brutto bleiben.<br />

haben. Gerade die KMU-Händler leiden<br />

noch immer massiv unter der Krise, viele<br />

können sich eine deutliche KV-Erhöhung<br />

schlicht nicht leisten. Stattdessen gilt es,<br />

die Inflation abzufangen. (GK)<br />

KV-Verhandlungen mit Augenmaß führen<br />

Vor diesem Hintergrund appelliert der Handelsverband<br />

an die Sozialpartner, die im<br />

Herbst anstehenden KV-Verhandlungen mit<br />

Augenmaß zu führen. Denn während jetzt<br />

das Inflationsgespenst als logische Folge<br />

der Pandemie und der aktuellen Beschaffungskrise<br />

herumgeistert, steigt auch die<br />

Erwartung, dass bei den anstehenden KV-<br />

Verhandlungen hohe Abschlüsse möglich<br />

seien. Es ist aber so, dass viele Betriebe ihre<br />

Krisenverluste noch lange nicht getilgt<br />

Offene Stellen im Handel<br />

• Wien: 3.200<br />

• Niederösterreich: 3.700<br />

• Burgenland: 400<br />

• Oberösterreich: 4.800<br />

• Steiermark: 2.400<br />

• Kärnten: 1.100<br />

• Salzburg: 1.700<br />

• Tirol: 1.800<br />

• Vorarlberg: 900<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S10<br />

Boom des Onlinehandels geht weiter<br />

Länderübergreifende Studie von ZHAW, MCI & Handelsverband: 51% der Webshops<br />

konnten viele Neukunden gewinnen. 40% verzeichnen höhere Bestellfrequenz.<br />

Wachstumstrend setzt sich vor. BEITRAG: JULIA GERBER<br />

mindestens 15 Milliarden Franken erreichen<br />

wird. Das ist ein Plus von beinahe 50 Prozent im<br />

Vergleich zu 2019.“ 92% der Onlinehändler erwarten<br />

darüber hinaus auch für die Zeit nach<br />

der Pandemie ein nachhaltiges Wachstum:<br />

23% ein starkes und 69% ein moderates. Die<br />

befragten Onlineshops verzeichneten 2020<br />

in sämtlichen Produktgruppen einen Anstieg<br />

der Bestellungen gegenüber 2019. Besonders<br />

stark zugelegt haben sie bei Garten- und Doit-yourself-Artikeln,<br />

Spielwaren, Möbeln und<br />

Sportgeräten sowie bei Lebensmitteln. Die<br />

sehr starke Nachfrage im Bereich Computer-,<br />

Multimedia- und Elektrogeräte im Frühling<br />

2020 ist inzwischen etwas abgeflacht.<br />

JULIA GERBER<br />

COMMUNICATIONS<br />

MANAGER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Der starke Zuwachs des Onlinehandels<br />

seit Pandemiebeginn<br />

setzt sich bis heute fort: Neun<br />

von zehn Onlineshop-Betreibern<br />

in der Schweiz und Österreich haben in den<br />

letzten anderthalb Jahren neue Kundinnen<br />

und Kunden gewonnen, 51% sogar sehr<br />

viele. Zudem kaufen die Konsumentinnen<br />

und Konsumenten bei rund 40% der Anbieter<br />

häufiger ein, bei jedem zweiten davon<br />

zusätzlich auch größere Mengen. 88% der<br />

Onlinehändler verzeichneten 2020 ein Umsatzwachstum,<br />

bei mehr als einem Drittel<br />

war es mit über 30% sehr stark. Zu diesen<br />

Ergebnissen kommt die brandneue Onlinehändlerbefragung<br />

von 365 Onlineshops der<br />

ZHAW School of Management and Law in<br />

Kooperation mit dem Management Center<br />

Innsbruck (MCI) und dem österreichischen<br />

Handelsverband.<br />

Rekordumsatz für <strong>2021</strong> erwartet<br />

„Viele Onlineshops konnten in der jüngsten<br />

Vergangenheit gleich dreifach profitieren:<br />

vom Zustrom neuer Kundinnen und Kunden<br />

sowie von höheren Einkaufsmengen und<br />

-frequenzen“, sagt ZHAW-Forscher Darius<br />

Zumstein. „Insgesamt schätzen wir, dass der<br />

Umsatz im Schweizer Onlinehandel <strong>2021</strong><br />

„In Österreich ist der Onlinehandel heuer<br />

pandemiebedingt um 20 Prozent auf 9,6 Milliarden<br />

Euro nach oben geklettert. Dieser Trend<br />

wird sich fortsetzen, weil die Konsumentinnen<br />

und Konsumenten während der Lockdowns<br />

die Vorzüge des Online-Shoppings für sich<br />

entdeckt haben“, bilanziert Rainer Will, Geschäftsführer<br />

des österreichischen Handelsverbandes.<br />

„Corona hat sich im eCommerce<br />

zu einem wahren Kundenbindungsprogramm<br />

entwickelt, durch das neun von zehn Onlineshops<br />

wachsen konnten. Bei Dreiviertel der<br />

Anbieter ist auch das Online-Marketingbudget<br />

seit der Pandemie angestiegen. Fast die<br />

Hälfte verzeichnete eine höhere Bestellfrequenz.<br />

Die 14.500 österreichischen Webshops<br />

müssen allerdings jeden zweiten Euro, der online<br />

ausgegeben wird, an ausländische Anbieter<br />

abgeben“, so Will.<br />

Neue Arbeitsplätze trotz Pandemie<br />

Als Reaktion auf das Wachstum hat die Mehrheit<br />

der Onlinehändler zusätzliches Personal<br />

eingestellt, beispielsweise im Lager und in<br />

der Bestellverarbeitung. Viele sogenannte<br />

Omnichannel-Anbieter, die sowohl stationäre<br />

Ladengeschäfte als auch Onlineshops betreiben,<br />

haben außerdem ihre eCommerce-<br />

Abteilungen ausgebaut oder organisatorisch<br />

aufgewertet. „Die Coronakrise hat dies-


ezüglich einen deutlichen Digitalisierungsschub<br />

bewirkt“, bestätigt Zumstein. Viele<br />

Onlinehändler haben weiter in den Ausbau<br />

ihrer Lagerkapazitäten und in ihre IT-Systeme<br />

investiert. Inzwischen verkauft mehr als die<br />

Hälfte ihre Produkte auch auf virtuellen Marktplätzen<br />

wie Digitec Galaxus oder Amazon.<br />

Das sind deutlich mehr als noch 2019.<br />

Intensivierter Wettbewerb & Beschaffungskrise<br />

als Herausforderungen.<br />

Zu den aktuellen Herausforderungen der Onlinehändler<br />

gehören unter anderem Probleme<br />

bei der Beschaffung: Rund drei von<br />

vier Anbietern geben an, dass Lieferanten<br />

verzögert oder gar nicht liefern können.<br />

Daneben spüren 70% einen zunehmenden<br />

Wettbewerbs- und Preisdruck. Unter den<br />

Omnichannel-Anbietern erwartet mehr als<br />

die Hälfte, dass es in den kommenden Jahren<br />

weniger stationäre Ladengeschäfte geben<br />

wird. „Ein Teil der Betreiber wird wohl vermehrt<br />

auf neue Ladenformate setzen, beispielsweise<br />

Erlebnisgeschäfte oder Showrooms, in<br />

denen nur ausgewählte Produkte aus dem<br />

Onlinesortiment präsentiert und verkauft<br />

werden“, meint Zumstein.<br />

Die Standardzahlungsoptionen im Onlinehandel<br />

bleiben wie in den Vorjahren Kreditkarte<br />

und Rechnung. Nochmals zugenommen hat<br />

die Verbreitung mobiler Verfahren: So bieten<br />

beispielsweise 52% der Shops die Zahlung mit<br />

TWINT an. Technisch im Hintergrund abgewickelt<br />

werden die Überweisungen am häufigsten<br />

über PayPal, Post Finance, Worldline<br />

und Datatrans.<br />

Vierte Ausgabe der Onlinehändlerbefragung<br />

beim Handelsverband kostenfrei erhältlich<br />

Durchgeführt hat die Onlinehändlerbefragung<br />

<strong>2021</strong> das Institut für Marketing Management<br />

der ZHAW School of Management<br />

and Law in Zusammenarbeit mit dem MCI<br />

Innsbruck und dem Handelsverband Österreich<br />

vom 8. Juni bis 4. September <strong>2021</strong>. An<br />

der digitalen Umfrage nahmen 365 Onlineshops<br />

aus den Bereichen Business-to-Consumer<br />

(B2C) und Business-to-Business (B2B)<br />

sowie Hersteller-Onlineshops teil. Neben 284<br />

Schweizer Anbietern waren erstmals auch<br />

63 aus Österreich vertreten. Das ermöglicht<br />

Vergleiche zwischen den beiden Nachbarländern.<br />

Die Untersuchung ist dieses Jahr zum<br />

vierten Mal erschienen.<br />

Ergebnisbericht-<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S12<br />

Die Zukunft des Einkaufens<br />

ist automatisiert<br />

Seit Corona hat die Digitalisierung im Handel an Fahrt aufgenommen. Vollautomatisierte<br />

Supermärkte ohne Personalpräsenz sind längst kein Zukunftsszenario<br />

mehr. Vernetzte Sicherheitslösungen helfen dabei, das neue Einkaufen sowohl<br />

angenehm als auch sicher zu gestalten. Ein Erfolgsbeispiel: Das Süßwarengeschäft<br />

Crazy Candy in Schweden. BEITRAG: ISABEL LAMOTTE<br />

Austrian Retail Innovation Awards <strong>2021</strong><br />

Aufgepasst, zum 6. Mal werden heuer<br />

die Retail Innovation Awards vom<br />

Handelsverband vergeben!<br />

Der Award zeichnet Händler wie auch<br />

Dienstleister für den Einsatz herausragender,<br />

innovativer Lösungen aus und wird<br />

auch dieses Jahr wieder im Zuge des Tech<br />

Day am 18.11.<strong>2021</strong> verliehen.<br />

Unser Einreichungstool ist noch bis inklusive<br />

Freitag, den 08. Oktober <strong>2021</strong> für Sie<br />

geöffnet! https://bit.ly/3koMAOu<br />

ISABEL LAMOTTE<br />

COMMUNICATIONS &<br />

PROJECT MANAGER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Die pandemiebedingten Regeln<br />

und Einschränkungen haben die<br />

Art, wie wir einkaufen, radikal verändert.<br />

Verbraucher wünschen<br />

sich heute ein Einkaufserlebnis, das möglichst<br />

einfach, schnell und kontaktlos abläuft.<br />

Es ist daher nicht verwunderlich, dass<br />

der Trend hin zu vollautomatisierten Supermärkten<br />

kontinuierlich steigt. Mit IP-basierten<br />

Sicherheitssystemen, die neben Netzwerk-Videokameras<br />

weitere Technologien<br />

wie Audiolösungen, Zutrittskontrollen und<br />

Analyselösungen umfassen, können solche<br />

Geschäfte auch sicher betrieben werden.<br />

Crazy Candy: Umsatzsteigerung durch<br />

Automatisierung<br />

Ein Erfolgsbeispiel für ein solches, umfassendes<br />

Sicherheitssystem ist das Süßwarengeschäft<br />

Crazy Candy aus Uppsala,<br />

Schweden. Dank der Umstellung auf vollautomatisierte<br />

Stores konnte das Geschäft<br />

der Corona-Pandemie trotzen und geöffnet<br />

bleiben. Das Geschäft hat nicht nur seine<br />

Kosten erheblich reduziert, sondern auch<br />

Verkaufszahlen und Umsätze gesteigert.<br />

Die Eigentümer von Crazy Candy beschlossen<br />

nach dem Corona-Ausbruch, ihre Läden<br />

vollständig zu automatisieren und rund<br />

um die Uhr geöffnet zu halten. Dafür entschieden<br />

sie sich für ein System von Axis<br />

Communications, bestehend aus Netzwerk-Tür-Controllern,<br />

Netzwerk-Kameras<br />

und Netzwerk-Lautsprechern sowie für ein<br />

Cloud-basiertes Videomanagementsystem<br />

(VMS) von Milestone Systems. Um den Zutritt<br />

zum Laden zu erleichtern, wurde zudem<br />

eine Lösung von Entryfy integriert, bei der<br />

Kund:innen einen QR-Code mit einem Mobiltelefon<br />

scannen und sich über eine BankID,<br />

ein schwedisches elektronisches Legitimationssystem,<br />

identifizieren müssen.


Und so funktioniert’s: Nach Einlass in die<br />

Filiale spielen Netzwerk-Lautsprecher eine<br />

Begrüßungsnachricht ab, das Licht geht<br />

an und es ertönt Hintergrundmusik für eine<br />

angenehme Atmosphäre. Audioanweisungen<br />

erklären, wie man den Laden nutzt.<br />

An einem digitalen Kassenterminal wiegen<br />

und scannen die Kund:innen ihre Waren,<br />

bevor sie bezahlen. Netzwerk-Videokameras<br />

überwachen den Eingangs-, Verkaufsund<br />

Kassenbereich. Wenn der Laden leer<br />

ist, stoppt die Musik und die Beleuchtung<br />

schaltet sich nach einer kurzen Verzögerung<br />

ab, um Energie zu sparen.<br />

Ausblick Zukunft: personalisierter<br />

Kundenservice<br />

Mit der richtigen Netzwerk-Technologie wie<br />

der von Axis Communications wird es in<br />

Zukunft möglich sein, Einkaufserlebnisse für<br />

Kund:innen noch weiter zu personalisieren. IP-<br />

Kamerasysteme können beispielsweise den<br />

Bewegungen der Kund:innen im Laden folgen,<br />

über Lautsprecher Sprachnachrichten<br />

ausspielen und Kund:innen so zu den richtigen<br />

Gängen leiten. Auf diese Weise tritt guter<br />

Kundenservice in ein neues, automatisiertes<br />

Zeitalter ein.<br />

(IL)<br />

Mit einem AutoStore-System von Element Logic<br />

konnte der Online-Händler eXXpozed nicht nur seine<br />

Lagerkapazität vervielfachen, sondern auch seine<br />

Lagerprozesse hinsichtlich Zuverlässigkeit und Effizienz<br />

erheblich optimieren.<br />

Die Zusammenarbeit mit Element Logic<br />

hat in jeder Hinsicht dazu beigetragen, die<br />

Kundenzufriedenheit zu steigern und unsere<br />

Marktposition weiter auszubauen.<br />

Es war für uns die bisher beste Entscheidung in<br />

Bezug auf effizientes und ressourcenoptimiertes<br />

Lagermanagement und garantiert uns<br />

Zukunftssicherheit und nachhaltige<br />

Wachstumschancen.<br />

Andreas Oliver Bindhammer,<br />

Gründer und Geschätsführer<br />

von eXXpozed<br />

OPTIMIZING WAREHOUSE PERFORMANCE<br />

www.elementlogic.de


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S14<br />

Tag des Handels <strong>2021</strong>:<br />

EU-Kreislaufwirtschaftspaket<br />

Vorgeschmack Podiumsdiskussion „Circular Packaging im Handel“ mit Spitzenbesetzung<br />

im Podium. BEITRAG: Julia Gerber<br />

JULIA GERBER<br />

COMMUNICATIONS<br />

MANAGER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Bis 2025 muss von vielen<br />

Ländern noch<br />

einiges getan werden,<br />

um die Ziele<br />

des EU-Kreislaufwirtschaftspakets<br />

zu erreichen. Ein Kernelement<br />

der neuen Richtlinie<br />

sind Recyclingquoten für<br />

Verpackungsabfälle. Bis 2025<br />

müssen alle EU-Mitgliedstaaten mindestens<br />

65 Prozent ihrer Verpackungsabfälle recyceln.Österreich<br />

erfüllt bereits heute sämtliche<br />

EU-Vorgaben bis 2025. Lediglich beim<br />

Recycling von Kunststoff haben wir noch<br />

Luft nach oben. Um auch dieses Ziel zu erreichen,<br />

ist der einzige Weg, auf innovative<br />

Verpackungen, Verpackungsreduktion und<br />

– wo möglich – 100 Prozent Recyclingfähigkeit<br />

bei Kunststoffverpackungen zu setzen.<br />

Fest steht, das Recycling von Kunststoffverpackungen<br />

in Österreich muss<br />

in den nächsten vier Jahren verdoppelt<br />

werden, um die EU-Ziele 2025 zu erfüllen.<br />

Über die Circular Economy und ihren<br />

Mehrwert für Handelsunternehmen<br />

Die Circular Economy beschäftigt sich mit<br />

neuen Anforderungen an Produktion, Produktgestaltung<br />

und Verpackungen. Optimales<br />

Verpackungsdesign bezieht auch<br />

die Recyclingfähigkeit der Verpackungen<br />

mit ein und da kommen wir zum Circular<br />

Packaging Design, welches die Grundlage<br />

für die Erreichung der vorgegebenen Recyclingquoten<br />

bildet. Ziel ist es, Design for<br />

Recycling mit Design from Recycling zu verbinden.


Circular Design bietet Händler:innen<br />

folgende Vorteile:<br />

• Ressourcen können eingespart werden<br />

• Prozess- und Kosten werden optimiert<br />

• Ökologischer Fußabdruck verbessert sich<br />

• Positionierung als nachhaltiges<br />

Unternehmen<br />

• Stärkung der Akzeptanz von<br />

Verpackungen bei Konsument:innen<br />

Ressourceneffiziente Verpackungen nutzen<br />

hochwertige Sekundärrohstoffe aus dem<br />

Recycling in größtmöglichem Ausmaß. Nur<br />

so kann der Verpackungskreislauf geschlossen<br />

werden. Ganz im Sinn des EU-Kreislaufwirtschaftspakets,<br />

das gezielt auf<br />

verstärktes Recycling und die ressourcenschonende<br />

Gestaltung von Verpackungen<br />

setzt.<br />

Auf der Website der ECR Austria gibt es einen<br />

kostenlosen Leitfaden zum Packaging<br />

Design for Recycling zum Download! Hier<br />

erfährst du alles über die Gestaltung einer<br />

Produktverpackung, um eine optimale Zirkularität<br />

zu erreichen. Auch der FH Campus<br />

Wien hat eine Circular Packaging Design<br />

Guideline entwickelt, die kostenlos downgeloadet<br />

werden kann. Du möchtest mehr<br />

über „Circular Packaging im Handel“ erfahren?<br />

Am 23. September findet im Rahmen<br />

des „Tag des Handels“ eine großangelegte<br />

Podiumsdiskussion zum Thema statt.<br />

Dabei werden sich Leonore Gewessler, Bundeministerin<br />

für Klimaschutz, Umwelt, Energie,<br />

Mobilität, Innovation und Technologie,<br />

Horst Leitner (Hofer), Alessandro Wolf (Lidl)<br />

und Harald Mauke (ARA) mit der Kreislaufwirtschaft<br />

und dem Verpackungsmanagement<br />

auseinandersetzen. Es wird über die<br />

Rolle des Handels im Verpackungsdschungel<br />

gesprochen sowie gemeinsam mit den<br />

Teilnehmer:innen Zukunftsperspektiven der<br />

Verpackungswirtschaft diskutiert werden.<br />

Diesen spannenden Programmpunkt solltest<br />

du dir auf keinen Fall entgehen lassen.<br />

Tickets für den Tag des Handels – eines der<br />

spannendsten Events des Jahres – kannst<br />

du dir noch online bis zum 16. September<br />

<strong>2021</strong> sichern. (JG)<br />

Mehr Energie für Ihre Lageranlage – mit unseren Lösungen.<br />

Ihre Kunden erwarten von Ihnen immer mehr Service im<br />

Bereich Lieferung. Unsere hochautomatisierten Systeme<br />

unterstützen Sie als Hersteller, Lieferant oder 3PL-<br />

Dienstleister. Das automatische AutoStore ® -<br />

Lagersystem bietet Ihnen maximale Platzersparnis<br />

bei der Behälterlagerung, größte Flexibilität und<br />

Erweiterbarkeit sowie effiziente und genaue Kommissionierung.<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S16<br />

KEYNOTE 6.ECOMLOG21: RAINER WILL GESCHÄFTSFÜHRER, HANDELSVERBAND ÖSTERREICHS<br />

ECOMLOG21: „Automatisierung in<br />

nicht gekanntem Ausmaß“<br />

Der 6. eCommerce Logistik-Day widmete sich wieder der Zukunft des Online-Handels<br />

und bot neben spannenden Diskussionen konkrete Lösungsansätze für die<br />

Bereiche Intralogistik und den Paketversand. Als Hybrid-Event war er nur für einen<br />

exklusiven Teilnehmerkreis in den Räumen des Österreichischen Handelsverbandes<br />

live erlebbar. Sämtliche Vorträge und Podiumsdiskussionen wurden jedoch<br />

aufgezeichnet und sind in voller Länge abrufbar. REDAKTION: MARCUS WALTER<br />

MARCUS WALTER<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Nur in den Pausen spürte man den<br />

Unterschied: Als Hybridveranstaltung<br />

zählte der 6. eCommerce<br />

Logistik-Day (eComLog21) am 9.<br />

September naturgemäß nur wenige Teilnehmer.<br />

Corona forderte von dem traditionellen<br />

Event in diesem Jahr bereits zum zweiten<br />

Mal seinen Tribut, was der Qualität der<br />

gebotenen Inhalte aber nicht schadete.<br />

Lediglich das Networking zwischen den<br />

spannenden Vorträgen litt aufgrund der<br />

geringeren Zahl potenzieller Gesprächspartner.<br />

Auf der Bühne zeigte sich hingegen<br />

das gewohnte Bild: Wie immer führte<br />

Moderator Bernd Kratz mit großem Sachverstand<br />

durch den Nachmittag und<br />

sorgte vor allem während der zwei Podiumsdiskussionen<br />

mit fundierten Fragen für<br />

angeregte Gespräche. Der geschäftsführende<br />

Gesellschafter der Management-Beratung<br />

EMA ist zugleich Mitgesellschafter<br />

des Instituts des Interaktiven Handels IDIH,<br />

einem der eComLog-Kooperationspartner.<br />

New Digital Deal für die Zukunft des Handels<br />

Der 6. eCommerce Logistik-Day beleuchtete<br />

die beiden Themenbereiche Online- und<br />

Offline-Handel sowie die Intralogistik. In seiner<br />

Keynote forderte Rainer Will, Geschäftsführer<br />

des Handelsverbands Österreich,<br />

einen „New Digital Deal“ als Zukunftskonzept<br />

für den Handel nach der Coronakrise.<br />

Zu den Megatrends gehören die Sektoren<br />

Sicherheit und Gesundheit. Überzeugende


Lösungen in der Bekämpfung von Cyber-<br />

Kriminalität, mehr Datenschutz, das Verhindern<br />

von Blackouts, der Schutz digitaler<br />

Identitäten sowie die Blockchain-Technologie<br />

werden den Handel stark beschäftigen.<br />

Gleiches gilt für die Neo-Ökologie mit<br />

ihren Themen Regionalität, Nachhaltigkeit,<br />

Kreislaufwirtschaft, Green Commerce, Zero<br />

Waste oder Minimalismus. Als dritten Megatrend<br />

nannte Will die Konnektivität. Hierunter<br />

versteht er unter anderem die weiter<br />

zunehmende Bedeutung des Omnichannel-Vertriebs<br />

sowie das konsequente Fokussieren<br />

auf den Kunden und die „Customer<br />

Journey“.<br />

An die Regierung appellierte Will, dass die<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in<br />

einigen Punkten angepasst werden müssten.<br />

Zu den Forderungen seines Verbands<br />

gehören deshalb eine Senkung der Lohnnebenkosten<br />

und die Durchsetzung der globalen<br />

Mindeststeuer und mehr Steuergerechtigkeit.<br />

Als Beispiel für die derzeitigen<br />

Missstände nannte er Amazon. Der Konzern<br />

habe in den letzten 10 Jahren Steuergutschriften<br />

für seine Geschäfte außerhalb<br />

der USA in Höhe von 13,4 Mrd. EUR kassiert.<br />

Nachhaltigkeit bleibt Dauerthema<br />

Im Anschluss startete die erste Podiumsdiskussion:<br />

Sie ging der Frage nach, wie sich<br />

der Handel vor dem Hintergrund der Pandemie<br />

in Zukunft entwickeln wird. Einigkeit<br />

herrschte darüber, dass der Wunsch nach<br />

Nachhaltigkeit auch nach der Pandemie<br />

eine tragende Rolle bei den Verbrauchern<br />

spielen wird. „Viele haben geglaubt, das<br />

BERND KRATZ<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

EMA GMBH


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S18<br />

Thema Nachhaltigkeit würde im Zuge der<br />

Coronakrise zugunsten der Wirtschaftlichkeit<br />

wieder verschwinden“, betonte Roman<br />

Stiftner, Präsident der Bundesvereinigung<br />

Logistik Österreich. Diese Einschätzung sei<br />

jedoch fatal und jedes Unternehmen sei<br />

gut beraten, sich ernsthaft mit der Nachhaltigkeit<br />

seiner Produkte und Lieferketten<br />

auseinanderzusetzen. „Das Thema<br />

Nachhaltigkeit wird bleiben,“ so Stiftner.<br />

Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der<br />

Krise sei die mangelnde Resilienz der bestehenden<br />

Lieferketten, die zum großen<br />

Teil von Lieferungen aus China abhängen.<br />

Das habe man am Beispiel der Antibiotika<br />

gesehen, die überwiegend in China produziert<br />

werden und zwischenzeitlich nicht<br />

mehr lieferbar waren. In Zukunft müssten<br />

die Lieferketten wieder unabhängiger von<br />

China werden.<br />

Bezüglich Nachhaltigkeit und Resilienz ist<br />

man bei der Modekette C&A schon einen<br />

großen Schritt weiter: Norbert Scheele,<br />

der bei C&A die Geschäfte in Österreich<br />

sowie Ost- und Südeuropa verantwortet,<br />

berichtete von einer neuen Produktionsanlage<br />

seines Unternehmens für Jeanshosen<br />

in Deutschland. „Wir haben uns vor drei<br />

Monaten entschlossen, eine Jeans-Fabrik<br />

in Mönchengladbach zu bauen“, bestätigte<br />

Scheele. Durch die regionale Herstellung<br />

verbessere sich zugleich die Zuverlässigkeit<br />

und die Ökobilanz, da weite Transportstrecken<br />

vermieden werden können.<br />

CLAES AXEL LINDGREN (IKEA)<br />

NORBERT W. SCHEE<strong>LE</strong> (C&A)<br />

ROMAN STIFTNER (BVL)<br />

Verstärkter Einkauf in Europa<br />

Auch beim weltweit agierenden Möbelhaus<br />

IKEA denke man über eine geänderte<br />

Einkaufsstrategie nach. „Wir sehen Tendenzen,<br />

dass wir verstärkt in Europa einkaufen<br />

werden“, erklärte Claes Axel Lindgren,<br />

Country Customer Fulfillment Manager bei<br />

der IKEA Möbelvertrieb OHG in Vösendorf.


Von einem ähnlichen Vorgehen berichtete<br />

Andrea Heumann, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der Thalia Buch & Medien GmbH mit<br />

Sitz in Linz. Im Buchbereich sei die Lieferkette<br />

zwar nicht bedroht gewesen, aber in anderen<br />

Sortimentsbereichen wolle man künftig<br />

„vermehrt auf Partner in Europa setzen, um<br />

die Lieferwege zu verkürzen“, so Heumann.<br />

Ziel sei ein guter Lieferanten-Mix, um in Krisensituationen<br />

flexibler aufgestellt zu sein.<br />

Simon Hotinceanu, Experte für die Logistik-<br />

Steuerung bei der UNITO Versand &<br />

Dienstleistungen GmbH aus Salzburg<br />

sieht hingegen „eine weitere Zunahme<br />

der globalen Verflechtungen“. Dies gelte<br />

zumindest für kritische Bereich wie die<br />

Produktion von Mikrochips.<br />

SIMON HOTINCEANU (UNITO), ANDREA HEUMANN (THALIA), BERND KRATZ<br />

Nicht auf einzelne<br />

Partner verlassen<br />

Um die Konsequenzen<br />

aus der Corona-Krise<br />

ging es anschließend<br />

auch im Vortrag<br />

von Günter Birnstingl,<br />

Managing Director Austria<br />

der Berliner Seven Senders GmbH.<br />

Der frühere DHL-Manager betonte, dass<br />

die europäischen Paketdienstleister durch<br />

die rapide Zunahme des Sendungsaufkommens<br />

zunehmend unter Druck geraten.<br />

„Dieser Trend ist auch schon ohne Covid<br />

dagewesen,“ stellte Birnstingl fest. Umso<br />

mehr komme es jetzt darauf an, sich in der<br />

internationalen Paketlogistik nicht auf einzelne<br />

Dienstleister zu verlassen, sondern<br />

mit mehreren Unternehmen zu kooperieren.<br />

Hier bietet Seven Senders eine sichere<br />

und komfortable Lösung, mit der Versender<br />

über eine zentrale Plattform mit vielen Anbietern<br />

zusammenarbeiten können.<br />

Seven Senders ermöglicht den Zugang zu<br />

mehr als 100 Firmen, so das für jedes Land<br />

und jeden Bedarf die jeweils bestmögliche<br />

Versandform gewählt werden kann.<br />

Zu den Auswahlkriterien gehöre nicht zuletzt<br />

auch der CO2-Ausstoß. In diesem Zusammenhang<br />

wies Birnstingl darauf hin,<br />

dass bereits 57 Prozent der Versender bereit<br />

seien, einen Aufpreis für klimaschonende<br />

Transportlösungen zu bezahlen.<br />

https://youtu.be/toXK4zb8QWM<br />

Intralogistik<br />

Mit seinem Vortrag<br />

über „Geschwindigkeit,<br />

Flexibilität und<br />

Skalierbarkeit als Wettbewerbsvorteil<br />

in einer<br />

dynamischen Handels- und Logistikwelt“<br />

wechselte Joachim Kieninger das Thema<br />

von der Paket- zur Intralogistik. Der Director<br />

Strategic Business Development bei<br />

der Element Logic Germany GmbH veranschaulichte<br />

am Beispiel des automatischen<br />

Lager- und Kommissioniersystem AutoStore,<br />

wie schnell sich Versender auf veränderte<br />

Marktanforderungen einstellen können.<br />

Anhand mehrerer Kundenbeispiele und einem<br />

Video machte Kieninger klar, warum<br />

im Kleinteilebereich derzeit niemand an einer<br />

AutoStore-Lösung vorbeikommt. Zu den<br />

Vorteilen der norwegischen gehört die beliebige<br />

Skalierbarkeit der Lösung innerhalb<br />

kürzester Zeit. Dies kann zum Beispiel durch<br />

einen Anbau des Rasters oder durch den<br />

Einsatz zusätzlicher Roboter geschehen.<br />

https://youtu.be/bgPAQstX0DQ


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S20<br />

JOACHIM KIENINGER (E<strong>LE</strong>MENT LOGIC), MARKUS GRABNER (REESINK LOGISTIC SOLUTIONS), BERND KRATZ (EMA)<br />

FLORIAN SEIKEL (LOGISTIC NATIVES), WALTER TREZEK (WELTPOSTVEREIN)<br />

Kapazitäten mieten<br />

statt Kaufen<br />

Dass man diese Roboter<br />

nicht gleich kaufen muss,<br />

sondern bei saisonalen<br />

Spitzen auch mieten kann,<br />

erläuterte Markus Grabner<br />

in seinem anschließenden<br />

Vortrag, bei dem es ebenfalls um<br />

die Effizienz und Flexibilität der Auto-<br />

Store-Lösung ging. Grabner ist Senior<br />

Sales Manager bei der Reesink Logistic<br />

Solutions Austria. Reesink ist weltweit<br />

der erste von AutoStore lizensierte Distributor,<br />

der die flexiblen Roboter von AutoStore<br />

offiziell vermieten darf.<br />

https://youtu.be/AYjeKTPL4KI<br />

Kurzfristig ausgefallen war<br />

der Vortrag von Roman<br />

Schnabl, Vice President<br />

der KNAPP AG. Hier zeigte<br />

sich ein großer Vorteil<br />

von Hybrid-Veranstaltungen,<br />

denn dieser Teil konnte<br />

innerhalb der nächsten Tage via Zoom<br />

nachgereicht werden. Schnabl berichtete<br />

über Trends in der Value Chain und Logistik<br />

und beantwortete die Frage, wie KI-basierte<br />

Technologie die Welt der intelligenten<br />

Logistik verändert. „Schon heute können<br />

unsere Pick-it-easy-Robots mit Hilfe künstlicher<br />

Intelligenz und einer gemeinsam genutzten<br />

Cloud voneinander lernen, um so<br />

die Qualität der Prozesse kontinuierlich zu<br />

steigern“, berichtete Schnabl. Dabei handele<br />

es sich nicht um Zukunftsvisionen, sondern<br />

um „reale Lösungen, die bereits weltweit<br />

im Einsatz sind“.<br />

https://youtu.be/sYWBqJAOeEQ


Handel in China: Mehr als 50 Prozent digital<br />

Von der Intralogistik zurück zur Versandlogistik<br />

beförderte anschließend der Vortrag<br />

von Walter Trezek, der Vorsitzende<br />

des beratenden Komitees des Weltpostvereins.<br />

Mit Blick auf andere Kontinente<br />

prognostizierte Trezek ein weiter anhaltendes<br />

starkes Wachstum der Paketlogistik.<br />

„In China werden bereits mehr als 50 Prozent<br />

des Einzelhandels digital abgewickelt,“<br />

berichtete Trezek. Alles, was online<br />

verkauft und zugestellt werden kann, werde<br />

früher oder später über diesen Vertriebsweg<br />

laufen. Vor allem wies der langjährige<br />

Post-Experte darauf hin, dass sich Versender<br />

auf neue gesetzliche Anforderungen<br />

einstellen müssen. Konkret gehe es um die<br />

verpflichtende Bereitstellung von Daten vor<br />

dem Versand, wodurch Zustelleffizienz und<br />

Nachhaltigkeit steigen werden.<br />

„Diese Regelung gilt seit Juli <strong>2021</strong> für<br />

Warensendungen innerhalb Europas“, betonte<br />

Trezek. Als letzter Referent des Tages<br />

informierte Florian Seikel, Geschäftsführer<br />

der Logistic Natives über ein Pilotprojekt,<br />

mit dem osteuropäische Staaten einen vereinfachten<br />

Marktzugang zur EU erhalten<br />

sollen. Die Logistic Natives haben dafür ein<br />

virtuelles Warenhaus konzipiert, mit dessen<br />

Hilfe lokale Produkte aus Armenien, Aserbaidschan<br />

und Georgien in der EU angeboten<br />

und vermarktet werden können.<br />

Mehr Nähe zur EU<br />

Bei der Pilotlösung handelt es sich um ein<br />

virtuelles Lager beziehungsweise einen digitalen<br />

Katalog lokaler Waren. „Die Lösung<br />

bietet Verkäufern einen zentralen Ort zur<br />

Eingabe von Daten, die Zoll- und Transportdienstleiter<br />

für den grenzüberschreitenden<br />

E-Commerce benötigen“, erklärt Seikel.<br />

Nicht zuletzt sollen die genannten Länder<br />

Armenien, Aserbaidschan und Georgien<br />

durch das Projekt schrittweise an die EU herangeführt<br />

werden.<br />

Nach seinem Vortrag stand Seikel gemeinsam<br />

mit Kieninger, Grabner und Trezek für<br />

die zweite Podiumsdiskussion zur Verfügung.<br />

Diese stand unter dem Titel: „Nach der Pandemie<br />

ist vor der Pandemie – wie wird sich<br />

die Logistik auf zukünftige Notsituationen<br />

vorbereiten“. Moderator Bernd Kratz formulierte<br />

daraus die Frage, ob es in der Handelslogistik<br />

künftig weniger um Kostensenkungen<br />

als vielmehr um das Bewältigen der<br />

enormen Sendungsmengen gehen werde.<br />

Nach Meinung von Joachim Kieninger<br />

träfe diese Einschätzung „den Nagel auf<br />

den Kopf“. Der Intralogistik-Spezialist berichtete,<br />

dass er für seine Kundenprojekte<br />

nur noch selten Amortisationsrechnungen<br />

aufstellen müsse. „Treiber sind heute ganz<br />

andere Dinge: Da geht es vor allem um<br />

die mangelnde Verfügbarkeit von Mitarbeitern<br />

oder das Einhalten von Mindestabständen<br />

aus Gründen des Infektionsschutzes“,<br />

erklärte Kieninger. In beiden Fällen<br />

sei Automatisierung die passende Antwort,<br />

um nicht zuletzt auch die steigenden Sendungsmengen<br />

bewältigen zu können.<br />

30 Prozent Kosteneinsparung<br />

auf der letzten Meile<br />

Auch für die letzte Meile sei eine zunehmende<br />

Automatisierung die passende<br />

Lösung. „Wir werden eine Automatisierung<br />

der letzten Meile in nicht gekanntem<br />

Ausmaß erleben“, prognostizierte Walter<br />

Trezek. Demnächst würden die Zustellfahrzeuge<br />

automatisch vorgeladen vom Fahrer<br />

übernommen. Der Zusteller müsse sich im<br />

Fahrzeug mit seinem mobilen Datenterminal<br />

identifizieren, bevor die dynamische<br />

Routenplanung und anschließend die Auslieferung<br />

gestartet werde. Außerdem werde<br />

der Fahrer durch Roboter unterstützt, die<br />

ihm schon das nächste Paket bereitlegen<br />

würden. Nach dem Beenden der Tour kann<br />

der Fahrer im Hub das nächste vorgeladene<br />

Fahrzeug übernehmen und eine zweite Tour<br />

beginnen. „Das ist keine Zukunftsmusik“,<br />

betonte Trezek, der das enorme Kosteneinsparpotenzial<br />

verdeutlichte. „Die letzte<br />

Meile verursacht derzeit noch rund 45 Prozent<br />

der Zustellkosten. Diese lassen sich um<br />

30 Prozent reduzieren“, ist Trezek überzeugt.<br />

Die weitere Diskussion brachte noch zahlreiche<br />

andere Aspekte der notwendigen<br />

Automatisierung in den Bereichen Intraund<br />

Zustelllogistik hervor. Bei Interesse können<br />

beide Podiumsdiskussion und sämtliche<br />

Vorträge des 6. eCommerce Logistik-Days<br />

in vollständiger Länge abgerufen werden.<br />

(MW)<br />

MARKUS JAKLITSCH<br />

Last but not least - Ein<br />

herzliches Dankeschön<br />

an alle Mitwirkenden!<br />

Weitere Infos unter:<br />

https://bit.ly/3lHmuFI<br />

https://retail.at<br />

https://logfair.online


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S22<br />

Die Königsdisziplin des E-Commerce:<br />

Intralogistiklösungen<br />

für den Lebensmittelhandel<br />

Frische, Tempo und Service-Qualität sind die Herausforderungen im klassischen,<br />

stationären Lebensmitteleinzelhandel (<strong>LE</strong>H). Mit dem veränderten Konsumverhalten<br />

und dem Online-Boom im <strong>LE</strong>H entstehen zusätzliche Anforderungen, die nur<br />

mit modernster Software gelöst werden können. BEITRAG: REDAKTION<br />

Im Zuge der Corona-Pandemie stiegen die<br />

Online-Umsätze und sowohl die Bedeutung<br />

als auch die Vorzüge der Digitalisierung auch<br />

im Lebensmitteleinzelhandel wurden zunehmend<br />

in den Vordergrund gerückt. Ein Trend,<br />

der die gesamte Branche dauerhaft und<br />

nachhaltig verändern wird – da sind sich die<br />

Experten einig. Denn die Verbraucher haben<br />

sich zum Teil an ihr Nutzungsverhalten während<br />

der Krise gewöhnt.<br />

Momentan liegt der Marktanteil von Lieferservices<br />

im deutschsprachigen Raum bei etwa<br />

1 %. Bis 2023 wird er laut PricewaterhouseCoopers<br />

auf beachtliche 3-4 % wachsen. In der<br />

Schweiz ist der Anteil von E-Grocery mit 2-3 %<br />

bereits vergleichsweise hoch.<br />

Im deutschsprachigen Markt sind die ersten<br />

E-Grocery-Geschäftskonzepte (Electronic<br />

Grocery/Online Lebensmittelhandel)<br />

mit Vollsortiment bereits vor über 10<br />

Jahren an den Start gegangen. Nicht selten<br />

belächelt und noch öfter kritisch hinterfragt:<br />

Kann man im Internet auch Lebensmittel<br />

bestellen und nach Hause liefern lassen?<br />

Und, braucht es diese Möglichkeit wirklich?<br />

Die rasante Entwicklung im Laufe des vergangenen<br />

Jahrzehnts liefert eine klare Antwort:<br />

mittlerweile erfährt die Online-Nachfrage<br />

nach Lebensmitteln einen wahren Boom. Die<br />

Corona-Krise in 2020 beschleunigte diese Entwicklung<br />

zusätzlich. Doch auch ohne den disruptiven<br />

Schub im Zuge der COVID-19-Pandemie<br />

ist die Bedeutung und Akzeptanz von<br />

E-Grocery stark gestiegen.<br />

Die Königsdisziplin des E-Commerce<br />

Das E-Grocery-Geschäft gilt als Königsdisziplin<br />

des E-Commerce. Die Anforderungen an<br />

Liefer- und Wertschöpfungsketten erreichen<br />

durch die Aspekte Frische, Tempo und Service-Qualität<br />

eine neue Dimension. Schließlich<br />

geht es in erster Linie darum, Lieferketten<br />

nahtlos und agil zu halten.<br />

Neben reinen Online-Lebensmittel-Einzelhändlern,<br />

die sich als Pure Player des<br />

E-Grocery-Markts bedienen, nehmen auch<br />

E-Marketplace-Betreiber – wie zum Beispiel<br />

Amazon – Lebensmittel in ihr Sortiment auf.<br />

Zudem weiten die traditionellen Filialisten<br />

ihr Angebot verstärkt auf den Online-Absatzkanal<br />

aus und werden so zu Multi-<br />

Channel-Anbietern – online und offline. Um<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Lebensmittelhändler<br />

flexibel aufstellen und mehrere<br />

Vertriebskanäle gleichzeitig bedienen.<br />

AdobeStock 329547856 rh2010


Für den stationären Handel bedeutet dies ein<br />

Umdenken in der Geschäftsstruktur auf eine<br />

Kombination aus Online-Shops und Ladengeschäften,<br />

welche großes Potenzial mit sich<br />

bringt. Im Idealfall können sich die Vertriebswege<br />

gewinnbringend ergänzen. Doch lässt<br />

sich das in der Praxis tatsächlich umsetzen?<br />

Multi-Channel – wie geht das?<br />

Moderne Softwaresysteme schaffen die Basis,<br />

um allen logistischen Anforderungen der<br />

Lieferkette gerecht zu werden:<br />

AdobeStock 214169701<br />

- Durchgehende Prozessketten über die diversen<br />

Systeme hinweg: vom Online-Shop über<br />

das ERP-System, dem Warehouse Management<br />

System (WMS) bis hin zur optimalen<br />

Tourenplanung.<br />

- Sicherstellung des Lager- und Bestandsmanagements,<br />

denn die im Shop angezeigte<br />

Menge muss zu 100% verfügbar sein.<br />

- In den Warenprozessen und über alle Systeme<br />

ist das Management von Gewichtsartikeln<br />

und Preisauszeichnungen zu gewährleisten<br />

- Konsequente Verfallsdaten und<br />

Chargennummernverfolgung<br />

- Schonendes Handling der Waren und Konsolidierung<br />

von Artikeln unterschiedlicher<br />

Temperaturzonen.<br />

- Die Softwaresysteme müssen zusätzliche Servicedienstleistungen<br />

abbilden können. Das<br />

sind Mehrwertdienste für den Kunden wie beispielsweise<br />

Gratisartikel oder die Abbildung<br />

kurzfristiger bzw. temporärer Aktionen.<br />

Wie Traditionsunternehmen auf den E-Food<br />

Trend reagieren: Coop.ch<br />

Viele renommierte Supermarktketten scheuen<br />

den Schritt zu Digitalisierung und E-Commerce<br />

– nicht so Coop. Was als kleine Konsumgenossenschaft<br />

begann, ist heute ein<br />

international tätiges Einzel- und Großhandelsunternehmen<br />

mit rund 90.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern.<br />

Bereits 2001 startete der erfolgreiche Online-<br />

Shop coop.ch. Mit über 150 Millionen CHF<br />

Umsatz trug die Online-Sparte des Schweizer<br />

Supermarkt-Riesen 2019 bereits 1,5 % zum Gesamtumsatz<br />

der Coop-Supermärkte (10.452<br />

Millionen CHF) bei.<br />

Im Normalbetrieb belieferte Coop die E-Commerce<br />

Kunden von coop.ch von zwei Hauptund<br />

zwei Neben-Lagerstandorten aus. Durch<br />

den sprunghaften Anstieg der Nachfrage<br />

während des COVID-19-Lockdowns im Frühjahr<br />

2020 gelangte man an die Kapazitätsgrenzen.<br />

Um Lieferengpässe zu vermeiden,<br />

musste eine rasche Lösung gefunden werden.


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S24<br />

Kunden. Darüber hinaus wirkte sich die Sortimentsreduktion<br />

auch positiv auf das Einkaufserlebnis<br />

der Kunden aus, da sie beispielsweise<br />

die Auswahl vereinfachte.<br />

Als zweite Säule plante Coop einen neuen<br />

Lagerstandort für das Top-100 Sortiment.<br />

Zeitspanne bis zur Inbetriebnahme: lediglich<br />

14 Tage! Für diesen Kraftakt unter enormem<br />

Zeitdruck mietete Coop eine 6.000 m² große<br />

Lagerhalle an. SSI Schäfer unterstützte Coop<br />

und implementierte die SSI Schäfer Logistiksoftware<br />

WAMAS®.<br />

Der neue Standort musste von Grund auf mit<br />

einer IT- und Logistikinfrastruktur ausgerüstet<br />

und ans Coop Netzwerk angeschlossen werden.<br />

Die Logistikprozesse des neuen Standorts<br />

wurden bewusst möglichst einfach gehalten.<br />

Zum Beispiel entschied man sich, den Wareneingang<br />

direkt zum Kommissionierbereich<br />

zu leiten. So konnte aufgrund der schnellen<br />

Lagerdrehung auf separate Reserveflächen<br />

verzichtet werden.<br />

Karl Graber ist Programmleiter bei WAMAS-<br />

Enterprise. Seine ersten Erfahrungen in<br />

der IT-Logistik machte er als Softwareentwickler<br />

für mobile Kommissionierprozesse.<br />

Als technischer Projektverantwortlicher war<br />

er anschließend zuständig für die WAMAS-<br />

Einführung im Retail- und Produktionsbereich.<br />

Aktuell betreut er als Programmleiter<br />

einen Schweizer Retailkunden bei der laufenden<br />

Erneuerung und Optimierung der<br />

IT-Logistiklösung.<br />

Coop setzte auf eine 2-Säulen-Strategie.<br />

Als erste Säule definierte Coop für den E-Commerce<br />

Bereich ein eigenes Top-100-Sortiment<br />

mit den 100 wichtigsten Produkten eines<br />

durchschnittlichen Schweizer Haushalts. Mit<br />

dieser Maßnahme konnte Coop in kurzer Zeit<br />

die Komplexität aus dem im Normalbetrieb<br />

11.000 Artikel umfassenden Online-Sortiment<br />

nehmen – ohne besondere Abstriche für den<br />

Nur 14 Tage nachdem Coop bei SSI Schäfer<br />

nach Unterstützung angefragt hatte, fertigten<br />

mehr als 100 Kommissionierer die täglichen<br />

Onlinebestellungen ab. Die Tatsache, dass<br />

die meisten Mitarbeiter zuvor noch nie mit<br />

WAMAS gearbeitet hatten, unterstreicht die<br />

besonders nutzerfreundliche und sehr einfache<br />

Bedienbarkeit der Software und die unkomplizierte<br />

Einarbeitungsphase.<br />

Der E-Commerce Boom stellte den Lebensmittelhandel<br />

im Jahr 2020 vor ganz besondere<br />

Herausforderungen. Bei der Bewältigung<br />

und unter Berücksichtigung der neuen Anforderungen<br />

kristallisierte sich immer stärker<br />

heraus, dass die Digitalisierung ganz entscheidend<br />

zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen<br />

kann. Saisonale Nachfrage-Schwankungen<br />

sind in sehr vielen Branchen zu beobachten.<br />

Die Unternehmen kennen die Spitzenzeiten<br />

und bereiten sich oft über Monate darauf<br />

vor. Doch manchmal ist die Schwankung in<br />

Zeitpunkt und Intensität nicht vorhersehbar. In<br />

diesem Fall sind schnelle Lösungen, maximale<br />

Flexibilität sowie Umsetzungsstärke gefragt –<br />

und natürlich ein kompetenter Software-Partner,<br />

der sowohl die Branche als auch die kundenspezifischen<br />

Bedürfnisse versteht. (RED)


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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S26<br />

China: Veränderte Technologietrends<br />

durch Covid<br />

Die Pandemie fungiert im Land der Mitte u. a. auch als Beschleuniger für Technologien<br />

wie 5G, UHD-Streaming, KI und Robotik. E-Commerce und zugehörige<br />

Trends expandierten ebenfalls enorm. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

in Deutschland die Bereiche Lebensmittel-<br />

Onlinehandel sowie Güter des täglichen Bedarfs.<br />

In der Volksrepublik expandierte der Online-Anteil<br />

am Einzelhandelsumsatz in 2020 laut<br />

Statista auf 44 Prozent (Vorjahr 36,6 Prozent).<br />

Für <strong>2021</strong> werden 50,5 Prozent prognostiziert.<br />

Im Bereich des E-Commerce gewannen<br />

Trends wie Livestreaming und vermehrtes<br />

Influencer-Marketing an Fahrt. Ein Beispiel<br />

ist das chinesische Kosmetikunternehmen<br />

Lin Qingxuan (1), das nach weitreichenden<br />

Schließungen von Läden durch Covid kurzerhand<br />

alle Schönheitsberater aus diesen Läden<br />

zu Influencern ausbildete. Dadurch stiegen<br />

die Umsätze um 200 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. In einer Umfrage der S&P Global<br />

Market Intelligence (2) gaben 66 Prozent der<br />

Befragten an, dass sie mehr Produkte während<br />

der Pandemie online kaufen.<br />

DIRK RUPPIK<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Die Corona-Pandemie hat nicht<br />

nur Lieferketten unterbrochen,<br />

den Reiseverkehr lahmgelegt<br />

und die Wirtschaft der Länder<br />

nachhaltig geschädigt, sondern sie fungiert<br />

auch als Katalysator für verschiedenste neue<br />

Technologien. Die Covid-Krise beschleunigt<br />

die Digitalisierung im Land der Mitte. Digitale<br />

Geschäftsmodelle und Technologien<br />

wie Online-Essenslieferung und Apps für Mitfahrgelegenheiten<br />

spielen eine große Rolle<br />

bei der Milderung der sozialen und wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen der Pandemie.<br />

E-Commerce und Technologietrends<br />

expandieren enorm<br />

Weltweit nahm durch die Angst vor Ansteckung<br />

und Lockdowns der Online-Handel<br />

enorm zu. Gewinner in China waren wie<br />

Die bedeutensten chinesischen Internet-<br />

Plattformen sind Alibabas Taobao und<br />

Tmall, JD.com Incs Jingdong Mall und Pinduoduo.<br />

Alibaba und JD nutzen insbesondere<br />

ihr Know-how in 5G-Technologie,<br />

Künstliche Intelligenz und Robotik, um innovative<br />

Lieferoptionen anbieten zu können.<br />

Zudem ist im Lande das digitale Bezahlen<br />

via mobiler Bezahlplattformen wie WeChat<br />

Pay und Alipay weit verbreitet, was die Verlagerung<br />

von Offline- zu Online-Einkäufen via<br />

Handhelds in der Pandemie sehr begünstigte.<br />

Innovative E-Commerce-Trends<br />

prägen den Markt<br />

Viele neue E-Commerce-Trends (3) erobern<br />

im Land der Mitte den Markt und können<br />

durchaus eine Vorbildfunktion für andere<br />

Länder haben. Zu den Trends gehören der<br />

Wandel vom Key Opinion Leader (KOL)-<br />

zum Key Opinion Consumer (KOC)-Marketing,<br />

Livestreaming, Kurzvideos und<br />

Kurzvideo-Apps, Gruppenkäufe z. B. via Pin-


duoduo, Social Commerce, Nutzung von<br />

exklusiven Clubs oder z. B. WeChat-Gruppen,<br />

Omnichannel Marketing, kanalübergreifende<br />

Nutzung von Big Data und KI, Verwendung<br />

von mobilen Bezahlplattformen<br />

und Nutzung von Fintech-Angeboten, grenzüberschreitender<br />

E-Commerce, Fokus des<br />

E-Commerce und New Retail auf kleinere<br />

und mittlere Städte und nicht zuletzt die Einführung<br />

des digitalen Yuans. KOC oder zu<br />

Deutsch auch Hauptmeinungs-Konsumenten<br />

sind "normale" Kunden die Produkt-Rezensionen<br />

und Empfehlungen als Video- oder<br />

Blog-Post erstellen. KOC sind Influenzer, die<br />

den Vorteil der Authentizität genießen. Man<br />

könnte das Ganze auch als Beziehungsmarketing<br />

(Teil des Social Commerce) beschreiben.<br />

Kunden sind ständig auf der<br />

Suche nach authentischen und vertrauenswürdigen<br />

Empfehlungen und Ratschlägen.<br />

Chinesen lieben virtuellen Stadtbummel<br />

Ein wichtiger E-Commerce-Trend ist die digitale<br />

Nachahmung des klassischen Stadtbummels,<br />

die am besten durch die Nutzung<br />

von Social Commerce und Livestreaming<br />

erreicht wird. Mehr als 300 Millionen Chinesen<br />

nutzen bisher Kurzvideo-Apps wie<br />

Douyin und Kuaishou. Käufer, die jünger als<br />

35 Jahre sind und aus Haushalten mit mittleren<br />

bis hohen Einkommen in größeren Städten<br />

kommen, nutzen meist dieses Medium.<br />

Der E-Commerce Trend wird durch die Tendenz<br />

zu mehr packenden Video-Inhalten<br />

und FOMO (Fear Of Missing Out) angetrieben.<br />

Komplettiert wird das ganze durch die<br />

Möglichkeit der Ein-Klick-Bestellung. Eine weitere<br />

interessante Entwicklung ist der Trend zu<br />

Gruppen-Käufen z. B. auf Pinduoduo. Dabei<br />

hat jedes Produkt bei Pinduoduo zwei Preise<br />

- einen für den Einzelkauf und den zweiten<br />

für den Gruppenkauf z. B. mit einem Freund.<br />

Mit jeder weiteren Person reduziert sich der<br />

Preis weiter. Dadurch werden Kunden motiviert,<br />

ihre Käufe auf Social Media-Plattformen<br />

zu teilen und weitere Käufer zu finden. Generell<br />

zeigt der chinesische Käufer ein stark<br />

mobiles Konsumverhalten. Die meisten Chinesen<br />

kaufen mittels Smartphone bzw. Tablet.<br />

80 Prozent des Kaufvolumens des Online-Einzelhandels<br />

wird auf mobilen Geräten generiert<br />

- weltweit liegt der Schnitt bei 64 Prozent.<br />

5G ist Schlüsseltechnologie für viele<br />

neue Anwendungen<br />

Zu Beginn der Pandemie entwickelten Firmen<br />

wie China Mobile Ltd., China Unicom<br />

(Hong Kong) Ltd. und China Telecom Corp.<br />

Ltd. viele 5G-gebundene Technologien wie<br />

Desinfektions-Roboter und Wärmebildkameras<br />

mit Scannern. Der Erfolg dieser Technololgien<br />

führte zu einem großen Interesse<br />

an 5G und entsprechenden Technologien.<br />

93 Prozent der durch S&P Global befragten<br />

Personen bekundeten ein Interesse auf 5G<br />

umzusteigen. Insgesamt zeigten 31 Prozent<br />

ein sehr großes Interesse. Besonders Internet<br />

der Dinge (IdD)-gebundene Systeme für<br />

die Haussicherheit zogen das größte Interesse<br />

auf sich. Trotzdem sind 76 Prozent der<br />

Befragten über die Sammlung von Daten<br />

und den Verlust ihrer Daten via IdD besorgt.<br />

Nur drei Prozent glaubten, dass ihnen IdD<br />

keinerlei Nutzen bringt. Während der Lockdowns<br />

wurde die Betrachtung von Live-Videos<br />

im Land der Mitte zum beliebten<br />

Zeitvertreib. Viele Sender strahlten Virtual<br />

Reality-Videos live in Ultra-HD-Qualität via<br />

5G aus. Beispielsweise wurde die Kirschblüte<br />

in Parks live gestreamt, um ein virtuelles<br />

Naturerlebnis für zuhause zu kreieren und<br />

so die Lockdowns erträglicher zu machen.<br />

(DR)<br />

Literatur:<br />

1) Onlinehandel nach<br />

dem Lockdown – die aktuelle<br />

Lage in China, 20.<br />

Mai 2020, ecommerce<br />

magazin, WIN Verlag<br />

2) Osio Julber, China<br />

2020 survey summary:<br />

COVID-19 crisis accelerated<br />

media and tech<br />

trends, 23. September<br />

2020, S&P Global Market<br />

Intelligence, New York<br />

3) 12 China E Commerce<br />

Market Trends <strong>2021</strong>, 21.<br />

Dez. 2020, Tenba Group,<br />

Cyprus


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S28<br />

RetailCX schafft digitale Erlebnisse<br />

im stationären Handel<br />

Der rasante Aufstieg des Onlinehandels hat auch den stationären Handel geprägt.<br />

Denn während man online rund um die Uhr eine unendliche Auswahl<br />

an Waren mit einem Klick bestellen kann, bietet der stationäre Handel andere<br />

Vorteile. Nämlich umfassende Beratung durch Fachpersonal, das Erleben von<br />

Produkten und Dienstleistungen. BEITRAG: REDAKTION<br />

In Zukunft geht es also darum, attraktive<br />

Kundenerlebnisse zu gestalten und<br />

die Qualitäten des stationären Handels<br />

perfekt zu inszenieren. Was das alles mit<br />

Logistik zu tun hat? Sehr viel! Das neue In-<br />

Store-System RetailCX schafft Kundenerlebnisse<br />

und optimiert Prozesse am Point-of-Sale.<br />

Digitalisierung und Automatisierung spielen<br />

auch in unserem Leben und Alltag eine<br />

große Rolle, zum Beispiel beim Einkaufen.<br />

Auch im stationären Handel beginnt der Einkauf<br />

des Kunden heute auf einem mobilen<br />

Endgerät und einer App, zum Beispiel um Verfügbarkeiten<br />

zu prüfen oder Waren zu reservieren.Daneben<br />

lösen intelligente Technologien<br />

zur Digitalisierung und Store Automation<br />

auch Herausforderungen wie den Fachkräftemangel.<br />

Digitalisierung bringt Vorteile für Kunden,<br />

Mitarbeiter und Händler<br />

RetailCX ist eine vollautomatische Lösung<br />

speziell für den stationären Handel. Ein breites<br />

Spektrum an Waren im Store können sicher und<br />

platzsparend inszeniert werden: „Mit RetailCX<br />

können Händler ihren Kunden mehr Auswahl<br />

an Waren und vielfältigere Services wie eine<br />

24/7-Kassa oder Click & Reserve anbieten.<br />

Das steigert die Attraktivität des Einkaufs im<br />

stationären Handel,“ erklärt Christian Bauer,<br />

Geschäftsführer KNAPP Smart Solutions, einige<br />

Vorzüge des automatischen Systems.<br />

Damit eröffnet RetailCX neue Absatzkanäle<br />

und Möglichkeiten zu Neugestaltung von Verkaufsräumen.<br />

Auch die Mitarbeiter profitieren durch den<br />

Einsatz der intelligenten Automatisierung,<br />

durch die Reduktion von Kassentätigkeiten<br />

oder dem Nachbestücken von Regalen<br />

bleibt nun mehr Zeit für Kundenberatung.<br />

So sind Umsatzgewinne bei gleichbleibender<br />

Anzahl an Mitarbeitern möglich. Mit dem<br />

modernen und digitalisierten Store entsteht<br />

eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.<br />

(RED)


6. eCommerce<br />

Logistik- Day<br />

09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />

Hybrid Event<br />

Österreichischer Handelsverband<br />

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Mehr auf www.logistik-express.com/<br />

ecommerce-logistik-day/<br />

Medienpartner:


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S30<br />

Smarte Automatisierung optimiert<br />

E-Commerce Fulfillment<br />

Der Online-Shoppingboom ist ungebrochen. Zur Erfüllung der Kundenansprüche<br />

müssen logistische Prozesse effizient und reibungslos ablaufen. Automatisierungslösungen<br />

von KNAPP sind die perfekte Antwort auf die Frage, wie ein modernes<br />

Distributionszentrum aussehen muss. Aktuelles Beispiel: das Distributionszentrum<br />

von Wehkamp. BEITRAG: REDAKTION<br />

Mit der Pandemie als Treiber erlebt<br />

der E-Commerce-Trend<br />

einen gewaltigen Push. Egal ob<br />

Mode, Lebensmittel, Elektronik,<br />

Sportartikel oder Medikamente, nahezu jedes<br />

erdenkliche Produkt ist online nur einen Klick<br />

entfernt, einfach und bequem. Oft locken besonders<br />

günstige Preise, ein enormes Sortiment<br />

oder auch Individualisierungsmöglichkeiten.<br />

Ein häufiges Versprechen: schneller Versand<br />

und bequeme Liefer- oder Abholoptionen.<br />

Maßgeblich für den Erfolg oder Misserfolg eines<br />

Onlinehändlers sind daher seine Logistikprozesse<br />

– denn niemand wartet gerne lange.<br />

Durch das Automatisieren repetitiver Prozesse<br />

wird wichtige Zeit eingespart. „Smarte Automatisierung<br />

der Logistik-Prozesse unterstützt<br />

Onlinehändler dabei, ihr Kundenversprechen<br />

einzulösen. Dies steigert Wirtschaftlichkeit<br />

und Kundenzufriedenheit und so kaufen die<br />

Kunden immer wieder gerne im Online-Shop<br />

ein“, weiß Andreas Huterer, Head of Design<br />

Engineering, Retail Solutions, KNAPP AG.<br />

Schließlich ist Kundenbindung ein nicht zu<br />

unterschätzender Erfolgsfaktor – nicht erst in<br />

Zeiten von Online-Bewertungsmöglichkeiten.<br />

Praxisbeispiel Wehkamp.nl


„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />

Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />

Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />

in und für eine nachhaltige Logistik.<br />

Mehr auf logistik-express.com<br />

LOGISTIK express<br />

Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />

Beim niederländischen Online-Händler Wehkamp<br />

lautet das Motto „Bestell heute und<br />

erhalte deine Ware morgen“. Dabei umfasst<br />

das Sortiment im Onlineshop mehr als 430.000<br />

Artikel, von Mode über Möbel und Haushaltsgeräte<br />

bis hin zu Spielzeug und Drogeriewaren.<br />

Von der Bestellung bis zum Versand<br />

dauert es gerade mal 30 Minuten! Damit<br />

das klappt, muss die Logistik Spitzenleistungen<br />

vollbringen. Das Distributionszentrum von<br />

Wehkamp ist für Höchstleistungen ausgelegt:<br />

durchschnittlich 30 Millionen Pakete verlassen<br />

pro Jahr das Lager. Möglich wurde diese<br />

Meisterleistung durch eine perfekte Abstimmung<br />

automatischer und manueller Prozesse<br />

sowie Lagertechnik und Software. Die Artikel<br />

sind zu diesem Zweck im automatischen Lagersystem<br />

OSR Shuttle mit 556.000 Stellplätzen<br />

gelagert.<br />

Eine schnelle Fördertechnik bringt die Waren<br />

zu den Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen. Diese Ware<br />

zur-Person-Arbeitsplätze vereinen Effizienz,<br />

Präzision, Ergonomie und Ökonomie:<br />

eintönige, schwere Arbeiten wie Heben,<br />

Bücken und Strecken werden minimiert<br />

und gleichzeitig Ausliefer- und Servicequalität<br />

erhöht. Dank der besonders effizienten<br />

One-Touch-Kommissionierung werden die<br />

Waren direkt aus dem Lagerbehälter in den<br />

Versandkarton übergeben. An jedem Arbeitsplatz<br />

werden sechs Aufträge parallel bearbeitet.<br />

Hierbei werden jene Aufträge, die nur aus<br />

einem Artikel bestehen, in Batches kommissioniert<br />

und anschließend einzeln in Versandtaschen<br />

verpackt. Diese Vorgangsweise bringt<br />

insbesondere zu Spitzenzeiten große Vorteile:<br />

neben der reduzierten Bearbeitungszeit der<br />

Aufträge werden die Arbeitsplätze optimal<br />

ausgelastet. Durch intelligente Verpackung<br />

werden CO2-Emissionen reduziert und Liefertouren<br />

eingespart. Analysetools wie KiSoft<br />

Analytics helfen, Peaks ideal zu planen, während<br />

die Software redPILOT beim effizienten<br />

Personal-Management hilft. Insgesamt versendet<br />

Wehkamp auf diese Art 30 Millionen<br />

Pakete vor Jahr – pünktlich und zuverlässig.<br />

(RED)<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S32<br />

eGrocery Start-up Matsmart investiert<br />

in eine automatisierte und<br />

klimafreundliche Lagerlogistik<br />

Der schwedische Online-Lebensmittelhändler Matsmart investiert für sein 20.000<br />

m² großes Lager westlich von Stockholm in eine AutoStore-Lösung von Element<br />

Logic. BEITRAG: REDAKTION<br />

In dem neuen mit Solarstrom betriebenen<br />

Lager werden die Mitarbeiter<br />

zukünftig von 149 AutoStore-Robotern<br />

effektiv bei der Kommissionierung<br />

und Einlagerung von Waren unterstützt.<br />

Die AutoStore-Lösung soll im Frühjahr 2022<br />

in Betrieb genommen werden.<br />

Matsmart interpretiert nachhaltigen Konsum<br />

neu: Im Onlineshop werden Lebensmittel<br />

zu ermäßigten Preisen verkauft, die<br />

ansonsten weggeworfen würden. Seit seiner<br />

Gründung im Jahr 2014 hat sich das<br />

schwedische Unternehmen dank seines Klima-<br />

und Umweltbewusstseins rasant weiter<br />

entwickelt. Das vergangene Jahr war hier<br />

keine Ausnahme und ein Rekordjahr für<br />

die gesamte E-Commerce Branche. Aus<br />

diesem Grund hat Matsmart beschlossen,<br />

in ein neues automatisiertes Lager zu investieren.<br />

“Unser derzeitiges Lager haben wir<br />

auf Basis der Gegebenheiten und Größe so<br />

effizient wie möglich gemacht. Unsere Mitarbeiter<br />

machen einen fantastischen Job.<br />

Wir nähern uns jedoch in den aktuellen<br />

Räumlichkeiten sehr schnell unserer<br />

Kapazitätsgrenze und es ist Zeit, grundsätzliche<br />

Verbesserungen umzusetzen, um die<br />

nächste Stufe zu erreichen.<br />

Unser neues automatisiertes Lager wird uns<br />

dreimal mehr Kapazität und Raum für weiteres<br />

Wachstum bietet. Daher hoffen wir,<br />

dass sich auch unsere Mitarbeiter schnell<br />

mit unserem neuen Lager anfreunden werden”,<br />

so Conrad Edgren, Logistikmanager<br />

bei Matsmart.


„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />

Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />

Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />

in und für eine nachhaltige Logistik.<br />

Mehr auf logistik-express.com<br />

LOGISTIK express<br />

Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />

AutoStore bearbeitet 6.000<br />

Auftragspositionen pro Stunde<br />

Das zukünftige Lager von Matsmart, das<br />

durch Solarmodule auf dem Dach mit Strom<br />

versorgt werden wird, wird mit 10.000 Palettenstellplätzen<br />

und 14 Ladedocks auf einer<br />

Fläche von 20.000 m² doppelt so groß sein,<br />

wie das derzeitige Lager. Das Herzstück des<br />

Lagers wird ein AutoStore-System sein, das<br />

von Element Logic geplant und realisiert wird.<br />

Die Mitarbeiter bei Matsmart werden im<br />

Lager zukünftig von 149 intelligenten Auto-<br />

Store-Robotern unterstützt, bei einer geschätzten<br />

Kommissionierkapazität von bis<br />

zu 6.000 Auftragspositionen pro Stunde.<br />

Auch für zahlreiche weitere erfolgreiche<br />

Onlinehändler wie FoodOase, Bergfreunde,<br />

Styleboom, NA-KD und Boozt hat Element<br />

Logic bereits hocheffiziente AutoStore-<br />

Lösungen integriert. “Wir haben eine sehr<br />

aufregende Reise vor uns und gehen davon<br />

aus, dass wir mit unserem neuen<br />

Lager in den nächsten zehn Jahren erfolgreich<br />

weiterwachsen können. Diese<br />

Investition ist ein wichtiges Puzzle-Teil für<br />

uns, um eine nachhaltige Rentabilität für<br />

unsere Geschäftstätigkeiten in Skandinavien<br />

zu ermöglichen”, fügt Conrad Edgren<br />

hinzu. “Mit unserem Kunden Matsmart haben<br />

wir bei Element Logic einen weiteren<br />

Beweis geliefert, dass unsere Logistikkonzepte<br />

mit dem Kernprodukt AutoStore die<br />

ideale Lösung für den rasant wachsenden<br />

Online-Lebensmittelhandel sind. Wir sind<br />

sehr stolz darauf Matsmart als Vorreiter<br />

einer zunehmend nachhaltigen Lebensmittelindustrie<br />

mit einer kostengünstigen,<br />

bedarfsorientierten und nachhaltigen<br />

Lagerlogistik stärken zu können”, so Thomas<br />

Karlsson, Managing Director Element Logic<br />

Sweden. (RED)<br />

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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S34<br />

Neue Märkte =<br />

neue Herausforderungen<br />

Der Onlinehandel wächst – und kennt dabei keine Grenzen: 87 Prozent der<br />

international aufgestellten Onlinehändler sind laut Visa Global Merchant<br />

E-Commerce-Studie überzeugt, dass gerade der Vorstoß in neue Märkte eine der<br />

größten Expansionschancen der kommenden Jahre darstellt.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Eine Expansion bedeutet aber oft auch<br />

neue Herausforderungen. Wie E-Tailer<br />

von Anfang an erfolgreich im europäischen<br />

Ausland agieren können<br />

und worauf es beim Cross-Border-Versand<br />

ankommt, fasst Dr. Johannes Plehn, Gründer<br />

und Geschäftsführer von Seven Senders, der<br />

führenden Delivery-Plattform für den Paketversand<br />

in Europa, zusammen.<br />

Wo Chancen liegen, gibt es auch Risiken<br />

Wer im Bereich E-Commerce konkurrenzfähig<br />

bleiben will, muss andere Märkte in den Blick<br />

nehmen: Aktuell sind bereits 23 Prozent aller<br />

Onlineverkäufe in Europa grenzüberschreitende<br />

Käufe – Tendenz steigend. Doch mit<br />

dem Eintritt in jeden einzelnen neuen Markt<br />

sind regelmäßig folgende Fragen zu klären:<br />

• Wie findet man zuverlässige Logistikpartner?<br />

• Welche Präferenzen haben die Kunden vor<br />

Ort?<br />

• Welche zusätzlichen Kosten fallen an?<br />

• Ist zusätzliches Personal erforderlich?<br />

• Wie können neue Anwendungen und<br />

Ansprechpartner in bestehende Abläufe<br />

integriert werden?<br />

Was Kunden wollen<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg im internationalen<br />

Versandhandel ist zudem die Customer<br />

Experience.


Laut einer von Seven Senders in Auftrag gegebenen<br />

YouGov-Umfrage würden 53 Prozent<br />

der Befragten nicht erneut beim selben<br />

Händler kaufen, wenn sie schlechte Erfahrungen<br />

bei Einkauf, Versand und Co. gemacht<br />

haben. Für die Kundenbindung kommt es<br />

also entscheidend darauf an, dass Onlinehändler<br />

die Wünsche ihrer Kunden kennen<br />

und erfüllen.<br />

Doch: Was deutsche Kunden bei Lieferoptionen,<br />

Bezahlung und Zustellung bevorzugen,<br />

gilt nicht automatisch auch für Besteller<br />

aus anderen europäischen Ländern.<br />

„Während beispielsweise in Großbritannien<br />

90 Prozent der Kunden eine Zustellung<br />

nach Hause bevorzugen, holen in Frankreich<br />

22 Prozent der Kunden ihre Warenbestellungen<br />

lieber im Paketshop<br />

oder in einer Postfiliale ab“, erklärt Seven<br />

Senders Gründer Dr. Johannes Plehn.<br />

In anderen Ländern sind besonders flexible<br />

Lieferoptionen, etwa Zustellungen nach 18<br />

Uhr, gewünscht. Auch die Präferenzen bei der<br />

Bezahlmethode unterscheiden sich: In Italien<br />

nutzen zum Beispiel 51 Prozent Online-Bezahldienstleister<br />

wie PayPal, in der Schweiz sind<br />

es hingegen nur 12 Prozent, der Großteil bezahlt<br />

lieber per Rechnung. Ebenso relevant:<br />

Währung und Sprache müssen an das jeweilige<br />

Land angepasst sein. „Wer im internationalen<br />

E-Commerce erfolgreich sein will, wird<br />

also bestrebt sein, für jedes Land auf eine individuelle<br />

Lösung zu setzen“, so Dr. Plehn.<br />

Internationale Versanddienstleister vs.<br />

lokale Carrier<br />

Onlinehändler arbeiten meistens entweder<br />

mit einem internationalen Versanddienstleister<br />

oder mit lokalen Carriern im Zielland<br />

zusammen. Für sie kann eine auf den Kunden<br />

maßgeschneiderte Herangehensweise<br />

aufwendiger, teurer und wenig effizient<br />

sein. Denn internationale Versanddienstleister<br />

decken nicht immer alle vom Kunden<br />

und Endkunden gewünschten Services ab.<br />

Der Einsatz lokaler Carrier, die näher am<br />

Endkunden sind, bringt allerdings komplexe<br />

Abstimmungsprozesse, logistische Herausforderungen,<br />

viele Ansprechpartner und damit<br />

höhere Kosten mit sich. Eine vorteilhafte dritte<br />

Lösung ist hingegen ein Carrier-Netzwerk,<br />

wie es Seven Senders bietet: Onlinehändler<br />

können hier zum Beispiel über die zentrale<br />

Delivery-Plattform gezielt Versanddienstleister<br />

auswählen, welche die lokal bevorzugten<br />

Zustell- oder Abholoptionen abdecken – und<br />

das für eine breite Palette an Zielländern mit<br />

nur einem zentralen Ansprechpartner und auf<br />

Basis eines einzigen Vertrags. Das reduziert<br />

nicht nur die Komplexität, sondern spart auch<br />

Zeit und bares Geld.<br />

Flexibilität und Optimierung durch<br />

Datenanalyse<br />

Wer im E-Commerce langfristig erfolgreich<br />

sein möchte, muss flexibel und offen für Neues<br />

sein, immer bereit, bestehende Strategien<br />

und Prozesse anzupassen oder neu zu<br />

gestalten. „Zu schnell wandeln sich hier die<br />

Rahmenbedingungen, und auch Kundenwünsche<br />

ändern sich im Laufe der Zeit“, weiß<br />

Dr. Plehn.<br />

Die Zusammenarbeit mit einer Delivery-Plattform<br />

wie Seven Senders bietet hierfür eine<br />

Lösung, die Händlern nicht nur erlaubt,<br />

Märkte und Abläufe jederzeit im Blick zu behalten,<br />

sondern durch das Carrier-Netzwerk<br />

auch Flexibilität ermöglicht: Deckt beispielsweise<br />

ein gewählter Carrier nicht mehr die<br />

Kundenbedürfnisse ab, können Onlinehändler<br />

innerhalb des Zustellernetzes von Seven<br />

Senders schnell und unkompliziert wechseln.<br />

Dabei leistet eine umfangreiche Datenanalyse<br />

wertvolle Unterstützung: Die Auswertung<br />

liefert das Analyse-Tool Analytics.<br />

Mit seiner Hilfe können E-Tailer ihre Sendungen<br />

und Carrier beobachten und Unregelmäßigkeiten,<br />

wie zum Beispiel Abweichungen<br />

im Lieferprozess, schnell erkennen und darauf<br />

reagieren. Außerdem lassen sich Lieferentwicklungen<br />

und Trends präzise voraussagen.<br />

So unterstützt Seven Senders international<br />

aufgestellte Onlinehändler nicht nur dabei,<br />

ihre Bestellungen rasch und mit einer individuellen<br />

Kundenerfahrung ins Ausland zu liefern,<br />

sondern auch dabei, die Prozesse zu optimieren<br />

und die Komplexität zu reduzieren.<br />

(RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S36<br />

Digitalisierung und Reduktion der<br />

Treibhausgase ergänzen sich<br />

Der Postsektor mit der Annahme, dem Transport, der Sortierung und der Zustellung<br />

von Brief- und Warensendungen an adressierte Empfänger trägt erheblich<br />

zur Emission globaler Treibhausgase (THG) bei. BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

WALTER TREZEK<br />

VICE-CHAIR<br />

ELOGISTICS-WORKING<br />

GROUP ECOMMERCE<br />

EUROPE<br />

CHAIRMAN OF THE UPU<br />

CONSULTATIVE<br />

COMMITTEE (CC)<br />

UND EXPERTE DES<br />

LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />

Der Postsektor mit der Annahme,<br />

dem Transport, der Sortierung<br />

und der Zustellung von Brief- und<br />

Warensendungen an adressierte<br />

Empfänger, trägt mit seinen mehr als<br />

5 Millionen Postmitarbeiter*Innen, in über<br />

650 000 Postämtern weltweit, heute etwa<br />

450 Milliarden Briefsendungen und bis 2026<br />

220 Milliarden prognostizierten Warensendungen<br />

jährlich, verbunden mit einer universellen<br />

Reichweite, bis in die entlegensten<br />

Gebiete und der transportintensiven täglichen<br />

Zustellung auf der letzten Meile, erheblich<br />

zur Emission globaler Treibhausgase<br />

(THG) bei.<br />

Österreich, Deutschland und Frankreich: Antrag<br />

auf weltweite Reduzierung von THG im<br />

Postsektor<br />

Der 27. Weltpostkongress nahm im August<br />

<strong>2021</strong> einen Initiativantrag Österreichs,<br />

Deutschlands und Frankreichs zur Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen (THG-<br />

Emissionen) aus dem Postbetrieb an. Ziel<br />

ist es, freiwillig, verbindliche Ziele auf Basis<br />

harmonisierter Messnormen zu erarbeiten.<br />

Über die Erreichung der Ziele soll laufend<br />

berichtet werden.<br />

Ein weltweiter Wissensaustausch zwischen<br />

den benannten Postbetreibern, den Mitgliedsstaaten<br />

des Weltpostvereins und anderen<br />

Wirtschaftsbeteiligten des weltweiten<br />

Postmarkts wird unter Aufsicht der 192 Mitgliedsstaaten<br />

eingerichtet. Sichergestellt<br />

werden damit global einheitliche Strategien<br />

zur Reduzierung von CO²-Emissionen, die<br />

Finanzierung und eine zeitnahe Umsetzung<br />

von Klimaschutzmaßnahmen. In den<br />

kommenden 4 Jahren werden die Postgesellschaften<br />

der 192 Mitgliedsstaaten<br />

des Weltpostvereins CO² und THG neutrale,<br />

grenzüberschreitende internationale Postdienste<br />

entwickeln. Weltweit einsetzbare<br />

Messnormen, die eine reduktionsorientierte<br />

Berichterstattung über verursachte Treibhausgasemissionen<br />

ermöglichen, die durch<br />

die Annahme, das Sortieren, den Transport<br />

und die Zustellung von Postsendungen, pro<br />

Postsendung in Mitgliedsländern verursacht<br />

werden, werden erarbeitet.<br />

Austrian Standards arbeitet an postsektorspezifischer<br />

Normung<br />

Das Europäische Komitee für Normung (CEN)<br />

für den Postsektor, in Österreich vertreten<br />

durch Austrian Standards, wird in den kommenden<br />

vier Jahren, die sektorspezifische<br />

Normung für eine klimaneutrale Zustellung<br />

von Briefen und Warensendungen in Umsetzung<br />

des EU Green Deal unter Einbeziehung<br />

aller Wirtschaftsbeteiligten vorantreiben<br />

Erarbeitet werden:<br />

• Technischer Report über innovative Lösungen<br />

bei ökologisch-sauberen und effizienten<br />

Zustelllösungen.<br />

Dieser Arbeitsinhalt bietet eine Bestandsaufnahme<br />

innovativer Lösungen, die geeignet<br />

erscheinen, die Ziele des "Green Deal" der<br />

EU im Bereich des Zustellmarktes für Brief- und<br />

Paketsendungen zu unterstützen. Dazu gehören<br />

auch die Bereiche: Verpackungsmanagement,<br />

Retouren, neue Zustelllösungen<br />

wie Drohnen, benutzerunabhängige kontaktlose<br />

Übergabe, sowie eine klimaneutrale Erhöhung<br />

der Transport- und Zustelleffizienz.<br />

• Norm zur Umweltbilanz in der<br />

Paketzustellung<br />

Erarbeitet wird die Definition einer Methodik<br />

zur Berechnung und Berichterstattung der<br />

Umweltbelastung durch eine Anfang-zu-Ende<br />

Zustellung von Warensendungen, beginnend


von der Abholung bis zur abschließenden Zustellung,<br />

unter Berücksichtigung bestehender<br />

Umweltnormen aus dem verwandten Bereich<br />

des Transports und der Logistik.<br />

Dieser Arbeitsinhalt ergänzt die bestehenden<br />

Normen für eine CO²-Bilanzierung. Eine zustellsektorspezifische,<br />

detaillierte Methodik zur<br />

Messung und Berichterstattung spezifischer,<br />

transparenter und konsistenter Informationen<br />

zu THG- und Luftschadstoffen, die in der<br />

Paketzustellung anfallen, ist das Ziel der<br />

Arbeiten. Angesichts der Dringlichkeit und<br />

des branchenspezifischen Engagements,<br />

sowohl in Europa als auch weltweit, erwarten<br />

wir innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monate<br />

Standards und darauf aufbauend, konforme<br />

Produkte und Dienstleistungen.<br />

Digitalisierung der Zustellung von Warensendungen<br />

– Eigentum an Klimadaten?<br />

Nur wenn Daten zu jeder Warensendung vor<br />

deren Versandt zwischen den Wirtschaftsbeteiligen<br />

ausgetauscht werden, ist eine<br />

Messung der anfallenden THG-Emissionen<br />

möglich. <strong>2021</strong> wurde die Digitalisierung der<br />

Daten in der Zustellung von Warensendungen<br />

in der EU und weltweit umgesetzt. Die<br />

anstehende Gestaltung und Einführung von<br />

klimaneutralen Produkten und Dienstleistungen<br />

in der Zustellung von Warensendungen,<br />

wird zu einer Anpassung der bereits heute<br />

harmonisierten Daten, die vorab zwischen<br />

den Zustellbetreibern ausgetauscht werden,<br />

führen. Für die Wirtschaftsbeteiligten steht<br />

damit die Absicherung des Eigentums an den<br />

Daten zu jeder Warensendung zunehmend<br />

im Mittelpunkt. Neben den Kerndaten – der<br />

Zustelladresse, der Sendungskennung, der<br />

Warenbeschreibung – fallen immer mehr<br />

Sekundärdaten an. Umsatzgenerierung und<br />

Kundenbindung führt dazu das elektronische<br />

Schnittstellen zunehmend das Management,<br />

aber auch das Eigentum an diesen Daten<br />

zu übernehmen trachten. Die Daten des<br />

Einzelhandels sollten aber dem Einzelhandel<br />

vorbehalten bleiben. Nur wenn das Eigentum<br />

an den Daten geregelt bleibt, kann der<br />

Einzelhandel über Geschäftsprozesse frei disponieren<br />

und ungebunden entscheiden.<br />

Wollen Sie weitere Informationen zu dem<br />

Thema erhalten? Möchten Sie aktiv Themen<br />

wie dieses vorantreiben und interessieren<br />

Sie sich daran, Teil eines internationalen<br />

Infrastruktur & Logistiknetzwerkes zu sein.<br />

Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf!<br />

Der logistic-natives e.V. ist das internationale<br />

Netzwerk für Logistik & Infrastruktur des modernen<br />

Handels und repräsentiert über 30.000<br />

Branchenunternehmen. Dabei unterstützen<br />

wir bei der Befähigung zur fortschreitenden<br />

Digitalisierung von Unternehmen und der<br />

Zustellung von Handelswaren durch digitale<br />

Kommunikationsmedien im Sinne der Zustellungsoptimierung,<br />

Nachhaltigkeit, life-cycle-<br />

& Retourenmanagements und der Kreislauflogistik.<br />

Unser Geschäftsführer Florian Seikel<br />

(Florian.Seikel@logistic-natives.com) steht Ihnen<br />

sehr gerne zur Verfügung.<br />

(WT)<br />

FLORIAN SEIKEL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

LOGISTIC NATIVES E.V.


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S38<br />

Re:Think – mit dem<br />

28. Österreichischen Logistik-Tag<br />

Viele Auftragsbücher sind voll, aber der Schein trügt: die Wirtschaft, wie wir<br />

sie kennen, steht auf der Kippe. Aktuelle und künftige Probleme lassen sich<br />

nicht mit bekannten Maßnahmen lösen, ein Umdenken ist nötig. Auf dem<br />

Future Lab und dem Logistiktag am 28. und 29. September werden neue Wege<br />

aufgezeigt, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Natürlich darf auch<br />

die Gala zur Verleihung des Österreichischer Logistik-Preises <strong>2021</strong> nicht fehlen.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Einen Blick in die Zukunft werfen, und<br />

das ganz ohne Glaskugel… wer<br />

wünscht sich das nicht? Beim Logistik-Future-Lab<br />

am 28. September<br />

<strong>2021</strong> im Design Center Linz findet nicht nur<br />

die Start-up-Lounge für frische Geschäftsideen<br />

statt, auch das Vortragsprogramm<br />

kann sich sehen lassen. Das Schöne am<br />

Future-Lab ist, dass es keine Denkverbote<br />

gibt. „Beim Future-Lab geht es um Themen,<br />

die konkrete Beiträge zur Weltverbesserung<br />

und bald umsetzbar sind“, erklärt Franz<br />

Staberhofer, Obmann VNL Österreich und<br />

Leiter Logistikum, der die Begrüßungsrede<br />

halten wird. Live aus Mountain View, Silicon<br />

Valley, wird Andreas Wendel für den ersten<br />

Vortrag zugeschaltet: „Fahrerlose LKW –<br />

Traum oder Realität?“ Als VP of Engineering,<br />

Kodiak Robotics, ist er Experte für die Verwirklichung<br />

autonomen Fernverkehrs. Stellt<br />

sich die Frage, ob sich das Konzept von den<br />

Highways in den USA auch auf Österreich<br />

ummünzen lässt. Ab 14 Uhr hat man die Wahl<br />

zwischen verschiedenen Themenschwerpunkten,<br />

die in den Sälen A und B sowie<br />

im Kinosaal parallel behandelt werden.<br />

Beim Themenschwerpunkt „Just-in-Real-<br />

Time: Echtzeit-Daten für bessere Entscheidungen<br />

und resiliente Lieferketten“ (Kino-


saal) moderiert Markus Gerschberger, Head<br />

of Research Department Supply Chain<br />

Management, Logistikum. Angesichts der<br />

erst kürzlich vorgefallenen, schmerzhaften<br />

Lieferkettenunterbrechungen – Stichwort<br />

Suezkanalblockade oder auch Corona –<br />

könnte Concurrent Planning die Erlösung<br />

bringen. Aber auch Machine Learning<br />

hilft, die Vorhersehbarkeit zu steigern.<br />

Die Beiträge dazu: „Warum gleichzeitige<br />

Planung zu mehr Resilience führt<br />

als Planungsgenauigkeit“ von Hans Georg<br />

Kaltenbrunner, Industry Principal<br />

EMEA, Kinaxis, sowie „Crisis Management<br />

& Supply Chain Resilience“ von<br />

Darko Belic, Geschäftsführer DHL Supply<br />

Chain Automotive GmbH Germany. Zweiter<br />

Themenschwerpunkt im Kinosaal: „Österreich<br />

– ein aktiver Gestalter des Straßengüterverkehrs<br />

der Zukunft?“ moderiert von<br />

Matthias Neubauer, Professor für Logistikinformationssysteme<br />

| Hyperconnected Logistics<br />

Systems, Logistikum.<br />

Als Beiträge dazu: „Chancen und Grenzen<br />

alternativer LKW-Antriebstechnologien<br />

im Praxiseinsatz“ von Jürgen Bauer,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung, Gebrüder<br />

Weiss GmbH sowie „Testregion Digitrans<br />

– Wir bringen die Zukunft des autonomen<br />

Transportes auf die Straße“ von Eva Tatschl-<br />

Unterberger, DigiTrans GmbH, „AWARD –<br />

Hochautomatisierter Gütertransport unter<br />

widrigen Wetterbedingungen“ von Armin<br />

Humer, DB Schenker und „ESRIUM – Intelligente<br />

und vernetzte Straßeninfrastruktur für<br />

den hochautomatisierten Güterverkehr“<br />

von Bernd Datler, ASFINAG Maut Service.<br />

In Saal A lautet der Themenschwerpunkt<br />

„Emissionsreduktionen in Transportketten:<br />

Von der Analyse zu Optimierungsmaßnahmen“<br />

moderiert von Oliver Schauer, Studiengangsleiter<br />

Digitales Transport- und Logistik-Management<br />

am Logistikum.<br />

Beiträge dazu: „Bevor man managen kann,<br />

muss man messen“ von Jakob Muus, Founder<br />

CEO Track GmbH; „Modal shift – ein Beitrag<br />

zum Green Deal?“ von Karl Schauer,<br />

Direktor LKW; „Sustainability, CO2 Emissions<br />

Im Vorfeld der Veranstaltung wollten wir vom Vereinsobmann<br />

Franz Staberhofer wissen, wie es<br />

den Mitgliedern aktuell so geht: „Die Umsätze<br />

sind teilweise auf Rekordkurs, in vielen Bereichen<br />

sind Unternehmen ausgelastet bis ins<br />

zweite Quartal 2022. Eines der Hauptthemen<br />

ist natürlich das Personal, beispielsweise in der<br />

Gastronomie. Natürlich wird COVID uns weiter beschäftigen,<br />

aber wir sind in den letzten 1,5 Jahren gut damit umgegangen,<br />

und so wird es auch weiterhin sein. Bei der Veranstaltung bietet<br />

wir durch 3G maximale Sicherheit, wie es das Gesetz und auch die<br />

Vernunft uns vorschreiben.“<br />

Wie sieht er die aktuellen Bemühungen hinsichtlich Klimaschutz?<br />

„Ich stimme der Feststellung des Rechnungshofes zu und bin persönlich<br />

davon überzeugt, dass einschneidende, heftige Maßnahmen<br />

nötig sind, um eine Änderung zu erzielen. Allerdings sind die Wünsche<br />

der Beteiligten oft widersprüchlich und die Konsequenzen und<br />

deren Umsetzung sind zu kurz gedacht. So passen der Green Deal<br />

und das Lieferkettengesetz teilweise nur schlecht zusammen. Denn<br />

wenn Elektroautos die Lösung der Co2 Problematik sein sollen, Lithium<br />

aber beispielsweise aus Afghanistan kommt, passt das einfach nicht.<br />

Maßnahmen zum besseren Umgang mit Ressourcen sind wichtig,<br />

und die Logistik und die Supply Chain müssen ihren Beitrag leisten,<br />

aber wir wollen keine sinnlosen Aktionen mittragen. Angenommen,<br />

man würde 6 Millionen LKW durch Elektrofahrzeuge austauschen,<br />

dann wäre das keine nachhaltige Lösung – besser ist es, weniger<br />

LKW einzusetzen, beispielsweise durch neue Transportkonzepte.<br />

Es braucht dringend ein Re-Think: wenn man es ernst meint, dann<br />

muss man den Themen mit neuen Zugängen begegnen anstatt<br />

mit zu kurz gedachten Maßnahmen. Hier fehlt aktuell die Nüchternheit.<br />

Darum unser Veranstaltungsmotto, hier werden Beispiele<br />

für reale Beiträge aufgezeigt, die sich auch umsetzen lassen.“<br />

Herzlichen Dank und auf ein baldiges Wiedersehen!<br />

& Inland Waterways“ von Lisa-Maria Putz,<br />

Professor for Sustainable Transport am Logistikum<br />

und Alan Lewis, Technical Director,<br />

Smart Freight Centre. Beim zweiten<br />

Themenschwerpunkt nach der Pause geht<br />

es um „Das Lieferkettengesetz: Worauf<br />

müssen sich Unternehmen in Supply Chain<br />

und Beschaffung vorbereiten?“, moderiert<br />

von Gerald Schönwetter, Professor für Logistik<br />

am Logistikum. Beiträge dazu: „Was<br />

passiert in meiner Lieferkette? Predicitive<br />

Riskmanagement“ von Harald Nitschinger,<br />

Co-Founder & Managing Director, Prewave<br />

– predictive risk intelligence from social media<br />

data sowie „Nachhaltigkeitsratings für


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S40<br />

Gleich vier Beiträge warten in diesem Bereich:<br />

„Global.Web.Shop – Das erste reale<br />

Handelshaus in der virtuellen Welt“ von<br />

Michael Stockinger, Sales Stranzinger<br />

Gruppe; „OmniStore – Neue Wege zu den<br />

Kunden“ von Peter Prisching, Director of<br />

Shopconsult Umdasch Venture und Michael<br />

Schedlbauer, Industry Manager Grocery,<br />

TGW Logistics; „Die letzte Meile 2.0“ von Johannes<br />

Braith, CEO & Co-Founder, Storebox<br />

Holding GmbH und Roland Sitar, Technology<br />

& Automation Manager, flex; „Wien-<br />

Box – Ein Service der Wiener Stadtwerke“<br />

von Nadine Adensam, Projektmanagement<br />

Wien – Out Of The Box und Stefan<br />

Tichacek ,WIENER LOKALBAHNEN GmbH.<br />

Im Rahmen der anschließenden Abendgala<br />

im Palais Kaufmännischer Verein in Linz wird<br />

der Österreichische Logistik-Preis <strong>2021</strong> verliehen,<br />

zuvor wird Wolfgang Lehmacher,<br />

Globaler Vordenker und Praktiker der<br />

Logistik, Direktor Emeritus Supply Chain &<br />

Transport Industries beim Weltwirtschaftsforum<br />

über „USA und China im Wettlauf:<br />

Auswirkung auf Europa und die globalen<br />

Lieferketten“ referieren.<br />

Unternehmen“ von Elisabeth Lohmayer,<br />

Account Executive Mid-Market, EcoVadis.<br />

Auch in Saal B gibt es Themenschwerpunkte.<br />

Der erste lautet „future factories<br />

brauchen eine Revolution in der Intralogistik“,<br />

moderiert von Martin Riester, Geschäftsbereich<br />

Logistik und Supply Chain Management,<br />

Fraunhofer Austria Research GmbH.<br />

Beiträge dazu: „flexible intralogistics for<br />

future factories“ von Roland Sitar, Technology<br />

& Automation Manager flex und<br />

Patrick Bernauer, Motion & Laboratory<br />

Engineer flex sowie „Quantensprung in<br />

der Intralogistik durch eine integrierte, KIbasierte<br />

Optimierung von mobilen Robotern<br />

und Gabelstaplern“ von Wolfgang<br />

Hackenberg, Geschäftsführer, SYNAOS<br />

GmbH. Themenschwerpunkt zwei: „Shopping<br />

von morgen: Logistik zwischen POS<br />

(Point-of-Sale) und POD (Point-of-Delivery)“<br />

moderiert von Oliver Schauer, Studiengangsleiter<br />

Digitales Transport- und<br />

Logistik-Management am Logistikum.<br />

Am 29. September findet dann der eigentliche<br />

Österreichische Logistiktag im Design<br />

Center Linz statt. Pünktlich um 9 Uhr wird<br />

Franz Staberhofer die Eröffnung vornehmen.<br />

Hoffentlich hat niemand zu lange beim<br />

Networking der Abendveranstaltung gefeiert,<br />

denn für die Keynote „Supply Chain: a<br />

key to unlock RHI Magnesita’s Transformation“<br />

von Stefan Borgas, President & CEO RHI<br />

Magnesita, sollte man wirklich ausgeschlafen<br />

sein. Wie schon am Vortag geht es dann<br />

dreigeteilt weiter, mit parallelem Programm<br />

in den Sälen A, B sowie im großen Saal.<br />

Im großen Saal lautet das erste Thema<br />

„Visibility im Transportnetzwerk: Welchen<br />

Nutzen ziehen die verladende Wirtschaft<br />

und Dienstleister daraus?“, moderiert von<br />

Andreas Breinbauer, Leiter der FH-Studiengänge<br />

Logistik und Transportmanagement,<br />

Fachhochschule des BFI Wien. Die Beiträge<br />

dazu: „Integriertes Transportmanagement<br />

– Digitale Transformation im Inbound<br />

Liefernetzwerk“ von Alfons Dachs-Wiesinger,<br />

Director Logistics Network, MAGNA


STEYR FAHRZEUGTECHNIK AG & CO KG;<br />

„Sappi‘s fully transparent supply chain<br />

powerd by Shippeo“ von Christian Weber,<br />

Head of Supply Chain, Service Management,<br />

Sappi Europe und Marcel Prengel,<br />

Strategic Account Executive, Shippeo;<br />

„Vertrauen, Transparenz und Kontrolle –<br />

Rezept für eine erfolgreiche Partnerschaft<br />

im erfolgskritischen Schlüssel-Prozess der<br />

Ersatzteil-Logistik“ von Harald Wegerer,<br />

Vice President Customer Service Division,<br />

ENGEL Austria GmbH.<br />

In Saal A stehen „Frische und Convenience<br />

als Treiber innovativer Handelslogistik“ im<br />

Fokus – moderiert von Oliver Schauer, Professor<br />

für Logistik am Logistikum. Beiträge dazu:<br />

„Gurkerl.at – Wiens innovativster Online-Supermarkt“<br />

von Maurice Beurskens, CEO<br />

gurkerl.at sowie „UNIBOX – Kleinstformat in<br />

der <strong>LE</strong>H-Supply Chain“ von Robert Knöbl,<br />

Geschäftsführer, UNIMARKT GRUPPE GmbH.<br />

Im Saal B dreht sich alles um „Flexible und<br />

skalierbare Intralogistik für die Materialbereitstellung<br />

und künftige Produktionsanforderungen“<br />

moderiert von Eduard Wünscher,<br />

CEO WEGIP GmbH, ehem. CEO KNAPP.<br />

Beiträge dazu: „Logistik für eine flexible<br />

und wandlungsfähige Produktion“ von Robert<br />

Schulz, Institutsleiter, Institut für Fördertechnik<br />

und Logistik Universität Stuttgart; „Innovative<br />

Lager- und Kommissionierlösungen<br />

für Groß- und Kleinteile in der Automobilindustrie“<br />

von Werner Josef Frissenbichler, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter, FB Automation<br />

und Gerhard Krauser, Head of Supply<br />

Chain Engineering, Global SCM, MAGNA<br />

STEYR FAHRZEUG-TECHNIK AG & CO KG.<br />

Auch nach der Mittagspause muss man<br />

sich für einen der drei Säle entscheiden.<br />

Schwerpunkt im großen Saal: „Unterschiedliche<br />

Kundenerwartungen an verschiedene<br />

Absatzkanäle erfordern differenzierte Supply<br />

Chain-Strategien für Handel und Produzenten“,<br />

moderiert von Klaus Venus,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter, Ifl<br />

Consulting GmbH. Beiträge dazu: „Der<br />

Kunde im Fokus – Wertschöpfungskette der<br />

Zukunft“ von Michael G. Huber, Head of<br />

Global Supply Chain – Demand Supply Intelligence,<br />

BSH Hausgeräte sowie „Trends,<br />

Strategien & Konzepte für mehr Kundenorientierung<br />

in der Handelslogistik“ von<br />

Michael Lauer, Prokurist, Group Head of Logistics,<br />

MediaMarktSaturn Deutschland.<br />

Spannender Schwerpunkt in Saal A: „Supply<br />

Chain-Risk-Management: Sicherung der<br />

Warenversorgung und der Liefertreue“ moderiert<br />

von Martin Hofer, Geschäftsführer,<br />

valantic Supply Chain Excellence GmbH.<br />

Beiträge dazu: „Risikomanagement in Halbleiter-Lieferketten<br />

– wie globale Flexibilität<br />

und andere Maßnahmen Risiken mindern<br />

und Chancen nutzen“ von Hans Ehm, Senior<br />

Principal Engineer Supply Chain, Infineon<br />

sowie „Von den unsichtbaren zu den<br />

gewichteten und transparenten Logistikketten<br />

– Wie die Zentralität durch Kosten und<br />

Verfügbarkeit verändert wird“ von Jürgen<br />

Gumpinger, Vice President Group Logistics,<br />

KTM AG.<br />

In Saal B geht es um „Digitale und automatisierte<br />

Supply Chain-Prozesse als Effizienztreiber<br />

in traditionellen Unternehmen“<br />

moderiert von Veit Kohnhauser,<br />

Fachbereichsleiter Logistik & Operations<br />

Management, FH Salzburg. Beiträge dazu:<br />

„Wie Digitalisierung Supply Chain-Prozesse<br />

im traditionellen Handel optimiert“ von<br />

Sabine Thaler, Project Manager, Unser<br />

Lagerhaus Warenhandels GmbH sowie „Wie<br />

können digitale E2E Supply Chain-Prozesse<br />

den Kundennutzen in der Baustoffindustrie<br />

steigern?“ von Günther H. Gfrerrer, Head<br />

of Supply Chain Management, Wienerberger<br />

Building Solutions Wienerberger AG.<br />

Ehe sich dann alle aufs Logistik-Bier treffen,<br />

lockt noch eine interessante Keynote alle<br />

zusammen in den großen Saal: „Chaos in<br />

den Lieferketten. Mikro- und makroökonomische<br />

Auswirkungen“ von Gabriel Felbermayr,<br />

Präsident des Instituts für Weltwirtschaft<br />

Kiel.<br />

An beiden Tagen gibt es zudem eine spannende<br />

Fachausstellung und eine Start-up-<br />

Lounge. Für den Einlass kommt die 3G-<br />

Regel zum Einsatz, natürlich gibt es auch<br />

ein umfassendes Hygienekonzept für eine<br />

sorgenfreie Teilnahme.<br />

(AG)


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S42<br />

Die Welt der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

• logistik-express.com<br />

• binnenschiff-journal.at<br />

• umwelt-journal.at<br />

• transportlogistik.business<br />

• ecommerce-logistik.business<br />

• mobilitaet.business<br />

• mylogistics.business<br />

m.jaklitsch@logistik-express.at


„20 Jahre Logistik vom Feinsten“<br />

CargoServ & LogServ Geschäftsführung Markus Schinko<br />

& Christian Janecek im Gespräch über individuelle<br />

Bedürfnisse und innovative Logistiklösungen.


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S44<br />

20 Jahre Logistik vom Feinsten<br />

CargoServ und LogServ – zwei Unternehmen, die untrennbar miteinander verbunden<br />

sind, feierten soeben ihren gemeinsamen 20jährigen Gründungstag.<br />

Was als inhouse-Service für den voestalpine-Konzern begann, umfasst heute<br />

Logistikdienstleistungen und Infrastrukturangebote für zahlreiche Industriekunden.<br />

Logistik express im Gespräch mit den Gründungsvätern und heutigen Geschäftsführern<br />

Christian Janecek und Markus Schinko. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

neuen Geschäftsjahr der Mutter am 1. April<br />

2001 erfolgte daher die Gründung der<br />

Logistik Service GmbH (LogServ) als 100 % -<br />

Tochter der voestalpine Stahl GmbH.<br />

CARGOSERV &<br />

LOGSERV<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

MARKUS SCHINKO &<br />

CHRISTIAN JANECEK<br />

Die voestalpine ist ein in seinen<br />

Geschäftsbereichen weltweit<br />

führender Stahl- und Technologiekonzern<br />

mit kombinierter Werkstoff-<br />

und Verarbeitungskompetenz und ein<br />

wichtiger Partner der Automobil-, Hausgeräte-,<br />

Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie. Zudem<br />

ist die voestalpine Weltmarktführer bei<br />

Bahninfrastruktursystemen, Werkzeugstahl<br />

und Spezialprofilen. Für ein weltweit agierendes<br />

Unternehmen war und ist die Logistik<br />

natürlich von essentieller Bedeutung.<br />

Im Zuge eines Restrukturierungsprojektes<br />

vor über 20 Jahren wurde nach eingehender<br />

Prüfung aller Optionen beschlossen, im<br />

Konzern die Kompetenzen zu bündeln und<br />

die Logistikaktivitäten als eigene Dienstleistung<br />

sichtbar zu machen. Janecek,<br />

heute Geschäftsführer der LogServ, erinnert<br />

sich: „Zuerst gab es die Überlegung,<br />

den Bereich auszulagern. Doch dann fiel<br />

die Entscheidung, die Logistik zu professionalisieren<br />

– vorerst für Auftraggeber innerhalb<br />

der voestalpine.“ Pünktlich zum<br />

Parallel wurde auch die Cargo Service<br />

GmbH als Tochter der LogServ aus der Wiege<br />

gehoben. Die Zeit war gekommen für<br />

eine geschichtsträchtige Premiere: mit dem<br />

ersten Zug der CargoServ fuhr im April 2001<br />

erstmals ein Güterzug eines privaten österreichischen<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmens<br />

über die ÖBB-Gleise und brachte Kalk<br />

von Steyrling nach Linz. Schnell zeigte sich,<br />

dass durchaus Bedarf am Markt gegeben<br />

war und die Services wurden auch extern<br />

verkauft. „Der Auftrag lautete, die Dienstleistung<br />

professionell zu gestalten, und das<br />

ist uns eindeutig gelungen“, ergänzt Markus<br />

Schinko, Geschäftsführer von LogServ und<br />

CargoServ, stolz..<br />

Zahlen einst und heute<br />

Die positive Geschäftsentwicklung beider<br />

Unternehmen ist unübersehbar. So wuchs<br />

der Umsatz der LogServ von 58,5 Mio € im<br />

Geschäftsjahr 2001/02 auf 357,1 Mio. € im<br />

Jahr 2020/21, während sich die Mitarbeiterzahl<br />

von anfangs 600 auf über 900 steigerte.<br />

Ähnlich sieht die Wachstumskurve bei der<br />

CargoServ aus: der Umsatz stieg von 2,3<br />

Mio. € im Jahr 2001/02 auf 31,3 Mio. € im<br />

Jahr 2020/21 und statt ursprünglich 8 Mitarbeitern<br />

kümmern sich aktuell 60 Personen<br />

um den reibungslosen Ablauf. So betrug<br />

das Transportvolumen im eben abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr bereits 5,9 Mio. Tonnen<br />

– am Anfang handelte es sich gerade<br />

mal um 700.000 Tonnen. Doch wie sehen<br />

die beiden Geschäftsführer die weitere<br />

Entwicklung angesichts der anhaltenden<br />

Corona-Pandemie?


Janecek: „Wir werden etwa das Niveau der<br />

letzten Jahre halten, mit kleinen Wachstumsschritten.<br />

Die Tendenz ist leicht steigend,<br />

schließlich sind wir bereits seit Herbst<br />

2020 wieder voll im Geschäft und konnten<br />

die Kurzarbeit beenden. Nach dem Sommer<br />

gab es einen regelrechten Boom. Während<br />

der ersten Phase der Pandemie lief der Bereich<br />

der Dienstleistungen für unseren Mutterkonzern<br />

aufgrund der wirtschaftlichen<br />

Vollbremsung streckenweise sehr schwach.<br />

Wir sind daher wirklich dankbar für die Möglichkeit<br />

der Kurzarbeit, da wir so unser qualifiziertes<br />

Personal wie etwa Verschieber<br />

halten konnten.“<br />

Schinko: „Auch bei der CargoServ sehe ich<br />

eine positive Entwicklung und eine leichte<br />

Steigerung sowohl beim Umsatz, als auch<br />

beim Ergebnis. Aktuell gibt es bei Kunden<br />

sowohl innerhalb als auch außerhalb der<br />

voestalpine eine gute Auslastung. Wir sind<br />

nach dem Lockdown sehr gut weggestartet.<br />

Unser Vorteil ist, dass wir extrem breit<br />

aufgestellt sind und dadurch Ausfälle gut<br />

kompensieren können – dafür ist unser Geschäft<br />

aber auch sehr anspruchsvoll. Insbesondere<br />

der Bereich Instandhaltung der<br />

Gleisinfrastruktur läuft sehr gut, wir decken<br />

abgesehen vom Personenverkehr sämtliche<br />

Leistungen ab, die auch die ÖBB anbieten<br />

und kooperieren mit der Rail Cargo Group<br />

als Fachpartner in vielen Bereichen. Durch<br />

gemeinsame Entwicklungsprojekte ergeben<br />

sich wertvolle Synergien. So waren wir<br />

beispielsweise intensiv in die von voestalpine<br />

und RCG gemeinsam entwickelte Güterwageninnovation<br />

TransANT eingebunden.<br />

Aber auch außerhalb Österreichs arbeiten<br />

wir intensiv mit namhaften Bahnpartner wie<br />

der DB zusammen.“<br />

Entwicklung wurde das Know-how der Steel<br />

Division, Metal Forming Division und Metal<br />

Engineering Division in den Bereichen Bauteilfertigung,<br />

Werkstoff und Fügeverfahren<br />

gebündelt. Das Ergebnis: ein Komplettsystem<br />

aus Stahlkomponenten höchster Festigkeit<br />

und entsprechender Schweißtechnologie<br />

(„alform® welding systems“), optimal für die<br />

Gewichtsreduktion und Einsatzflexibilität des<br />

Wagens. Beim Design setzten die Entwickler<br />

erstmals auf Topologieoptimierung – eine<br />

Weniger Gewicht für mehr Last<br />

Der aus hochfestem Stahl gefertigte Plattformwagen<br />

TransANT setzte bei seiner Präsentation<br />

im Herbst 2018 neue Maßstäbe in<br />

der Bahnlogistik in puncto Flexibilität und<br />

Modularität. Der in Leichtbauweise erzeugte<br />

Güterwagen ermöglicht nicht nur den Einsatz<br />

unterschiedlicher Aufbauten, auch die<br />

Wartung wird wesentlich erleichtert. Für die


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S46<br />

Janecek: „Innovationen entstehen bei uns<br />

dann, wenn sie gebraucht werden und die<br />

Zeit reif dafür ist . Ein Treiber können auch<br />

die Kosten sein. Nehmen wir als Beispiel den<br />

internen Transport: hier gibt es mehrere Kostenfaktoren,<br />

das Personal, die Betriebsmittel<br />

usw. Statt beim Personal zu kürzen, haben<br />

wir das Fahrzeug weiterentwickelt. Das<br />

Ergebnis war der PHW17.“<br />

Der Portalhubwagen (PHW) 17 wurde in Kooperation<br />

mit dem deutschen Fahrzeughersteller<br />

Nordmeyer SMAG Mining & Drilling<br />

Technologies (vormals Herbst) entwickelt.<br />

Das Fahrzeug strotzt vor innovativen Ideen,<br />

dank derer es den speziellen Anforderungen<br />

zum Brammentransport am Werksgelände<br />

der voestalpine gewachsen ist – wobei<br />

auch der hochfeste Stahl alform 700,<br />

der bei der Fertigung eingebracht wurde,<br />

eine nicht unwesentliche Rolle hinsichtlich<br />

der besonderen Robustheit spielte.<br />

Technologie, die mittels Software-Algorithmus<br />

anhand fix vorgegebener Parameter<br />

selbständig ein Modell vorschlägt. Die dadurch<br />

entstandene Konstruktion vereint minimales<br />

Gewicht mit maximaler Festigkeit<br />

und erlaubt so einen um bis zu 20 Prozent<br />

leichteren Plattformwagen. Die standardisierte<br />

Plattform ist in sieben verschiedenen<br />

Längen zwischen 33 und 70 Fuß verfügbar,<br />

zudem werden gemeinsam mit Kunden<br />

branchenspezifische Aufbauten entwickelt.<br />

Schinko: „Natürlich entsteht auch ein Kostenvorteil,<br />

wenn man eigene Waggons<br />

nutzen kann. Zudem ist das im Umlauf befindliche<br />

Wagenmaterial in Europa Großteils<br />

schon überaltet und eine knappe<br />

Ressource. Aktuell sind im Erztransport vom<br />

steirischen Erzberg nach Linz für die täglich<br />

erforderlichen drei bis vier Umläufe zwei<br />

Garnituren mit je 13 Doppelwagen im Einsatz.<br />

Durch die höhere Zuladung können<br />

schon jetzt jährlich rund 100 Ganzzüge eingespart<br />

werden.“<br />

Innovation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in<br />

den beiden Unternehmen, der TransANT ist<br />

nur ein Beispiel. Mindestens ebenso spannend<br />

war die Einführung des PHW17. Was<br />

kommt als Nächstes?<br />

Im Juli 2016 startete der Probebetrieb, derzeit<br />

sind stets zwei der Fahrzeuge im Einsatz.<br />

Um die Instandhaltungskosten der riesigen<br />

Maschinen zu reduzieren, setzt LogServ auf<br />

„Condition Monitoring“. Hierbei wird in regelmäßigen<br />

Abständen der Fahrzeugzustand<br />

durch die Messung und Analyse bestimmter<br />

physikalischer Größen ermittelt.<br />

Sensoren informieren frühzeitig über Grenzbelastungen<br />

am Fahrzeug und erlauben<br />

neben der Überwachung der Transportprozesse<br />

eine vorbeugende Instandhaltung,<br />

wodurch längere Ausfälle und kostspielige<br />

Reparaturen vermieden werden.<br />

Schinko: „Die Digitalisierung ist ein wichtiges<br />

Thema. Man hat durch neue Technologien<br />

viele Möglichkeiten, allerdings ist ein Businesscase<br />

nötig, um Mehrwert zu schaffen.<br />

Aktuell wird bei uns ein neuer Prozess aufgesetzt,<br />

um Schwerpunkte zu setzen – eine<br />

Digi-Roadmap sozusagen.<br />

Es handelt sich hierbei um kein reines IT-Projekt.<br />

Ein Schwerpunkt ist für uns beispielsweise<br />

autonomes Fahren, in der standortgebundenen<br />

Werkslogistik besteht hier viel Optimierungspotential.<br />

Glücklicherweise muss man<br />

nicht alles selbst entwickeln, daher arbeiten<br />

wir eng mit Universitäten, Fachhochschulen<br />

und anderen Partnern zusammen.


Wir unterstützen Fachhochschulen mit Vortragenden<br />

und Exkursionen und werben<br />

so etwa auch für eine Karriere bei uns im<br />

Unternehmen.“<br />

Österreich hinkt bei der Umsetzung der<br />

Klimaziele hinterher. Die Industrie gilt nicht<br />

unbedingt als umweltfreundlich, im Gegenteil<br />

zur Bahn. Welche Maßnahmen – auch<br />

seitens der Politik – sind Ihrer Meinung nach<br />

nötig, um die Ziele zu erreichen, ohne die<br />

Industrie abzuwürgen?<br />

Janecek: „Die „grüne Produktion“ ist in der<br />

Industrie angekommen. Das beste Beispiel<br />

hierfür sind die Automobilhersteller. Sie wurden<br />

wachgerüttelt und verlangen grünere<br />

Produkte und CO2-neutrale Transportketten,<br />

wodurch der Bahnanteil steigt. Diese<br />

Tendenz wird sich noch verstärken, der<br />

Druck auf den LKW wird stärker. Nicht nur<br />

die Abnehmer und Kunden fordern, auch<br />

die Politik wird die Kosten für CO2 direkt<br />

und indirekt durch Steuern und Treibstoffe<br />

erhöhen. Die voestalpine hat mit greentec<br />

steel bereits verschiedene Projekte für eine<br />

langfristige CO2-neutrale Stahlproduktion<br />

gestartet.“<br />

Schinko: „Das Problem ist, dass es nach wie<br />

vor keine Gleichberechtigung zwischen<br />

den Verkehrsträgern gibt. Die Schiene muss<br />

für die Gesamtkosten inklusive Infrastruktur<br />

aufkommen, hier herrscht ein Ungleichgewicht<br />

im Vergleich zum LKW. Die Frage ist<br />

– wo wollen wir hin? Es ist sinnvoll, den Verkehrsträger<br />

Schiene da zu stärken, wo der<br />

Einsatz berechtigt ist, also bei Massen- und<br />

Schüttgütern. Bei kleinteiligeren Transporten<br />

muss man überlegen, wo Bündelungseffekte<br />

erzielt werden können. Um wirklich<br />

nennenswerte Verlagerungseffekte zu erzielen,<br />

ist (nicht nur) seitens der Politik ein<br />

stärkeres Bemühen nötig, etwa durch die<br />

Entwicklung von Hubs und Umschlagsterminals.<br />

Wobei die Situation sich in Österreich<br />

anders darstellt als im Rest Europas: während<br />

wir einen geringen Anteil an dieselgetriebenen<br />

Lokomotiven haben, gibt es in<br />

Europa einen höheren Dieselanteil.<br />

Es ist dringend nötig, auch für den Güterverkehr<br />

alternative Antriebe zu entwickeln.<br />

Wasserstoff ist dabei ein großes Thema,<br />

aber hierfür sind Initiativen und Infrastruktur<br />

nötig – also auch entsprechende Fördermaßnahmen.<br />

Langfristig wird nur eine<br />

Kombination der Verkehrsträger Vorteile für<br />

die Klimabilanz bringen. Gut funktionierende<br />

Beispiele sind unser Bayernshuttle, den<br />

wir gemeinsam mit der DB abwickeln - hier<br />

wird in einem innovativen Rundlaufkonzept<br />

Fertigware ab Linz geliefert und auf dem<br />

Rückweg Schrott mitgenommen – und der<br />

Containertransport nach Hamburg, wo auf<br />

dem Rückweg Erz mitkommt. Durch den<br />

Lastlauf in beide Richtungen wird die Umwelt<br />

geschont.


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S48<br />

Als Logistiker versuchen wir stets, Verlagerungseffekte<br />

zu erzielen und inzwischen sind<br />

auch unsere Kunden bereit, für CO2-Einsparungen<br />

zu bezahlen. Über dieses Thema<br />

können wir uns als Dienstleister von anderen<br />

Anbietern differenzieren.“<br />

Das Potential ist jedenfalls gegeben, mit<br />

dem aktuellen Fuhrpark der CargoServ -<br />

drei Diesel-Loks und neun ausschließlich<br />

mit erneuerbarer Energie aus Österreich<br />

betriebene Elektrolokomotiven sowie Waggons<br />

aus dem Waggonmanagement der<br />

LogServ (Shimms, Eanos, Faalns, Falns,<br />

Talns) – beträgt das jährlich beförderte<br />

Transportvolumen 5,9 Mio. Tonnen. Das entspricht<br />

etwa 170 Zügen pro Woche – nicht<br />

auszudenken, welche Staus das bei einer<br />

Verlagerung auf LKW gäbe. Da etwa zwei<br />

Drittel des gesamten österreichischen Güterverkehrs<br />

bei einer Anschlussbahn entspringen<br />

oder enden, ist CargoServ mit ihrem<br />

gewachsenen Know-how seitens der<br />

Konzernmutter prädestiniert für die Entwicklung<br />

von Gesamtkonzepten für den internationalen<br />

Schienengüterverkehr und eine<br />

Optimierung der Bahn-Logistikprozesse ihrer<br />

Kunden.<br />

Transportvolumen in Zahlen<br />

Obgleich rund 40 % des LogServ-Umsatzes<br />

mit externen Dienstleistungs-Kunden erzielt<br />

werden, liegt der Hauptfokus natürlich weiterhin<br />

in der Servicierung der voestalpine.<br />

Die hier erbrachten Transportleistungen<br />

können sich durchaus sehen lassen. So wurden<br />

im vergangenen Jahr rund 5,5 Mio.<br />

Tonnen Fertigwaren der Steel Division im<br />

Modalsplit (rund 60 % per Bahn, 30 % per<br />

LKW, 10 % per Binnenschiff) abgewickelt. Im<br />

Inbound-Verkehr – Rohstoffe und Brammen<br />

für den Standort Linz – wurden 11,5 Mio.<br />

Tonnen bewegt, hinzu kamen werksinterne<br />

Transporte für die Produktion mit einem Gesamtgewicht<br />

von rund 58 Mio. Tonnen. Gut,<br />

dass die von LogServ betriebene Anschlussbahn<br />

der voestalpine die größte in Österreich<br />

ist.<br />

Von den beinahe 6 Mio. Tonnen Transportvolumen<br />

der CargoServ entfällt rund je<br />

ein Drittel auf Rohstoff-Transporte von den<br />

Nordhäfen (in Kooperation mit DB Cargo)<br />

und Erzverkehre. Die restlichen Ganzzüge<br />

transportieren Kalk , Kohle aus Tschechien,<br />

Erz-Pellets aus der Ukraine und Coils aus<br />

Italien . Hinzu kommen Rundlauf-Konzepte<br />

in Kooperation mit DB Cargo: der Schrottund<br />

Fertigwarentransport Ingolstadt (das<br />

bereits erwähnte „Bayern-Shuttle“) befördert<br />

105.000 Tonnen Schrott bzw. 65.000<br />

Tonnen Fertigware. Der Schrott- und Fertigwarentransport<br />

Regensburg (zweites<br />

„Bayern-Shuttle“) umfasst 90.000 Tonnen<br />

Schrott bzw. 45.000 Tonnen Fertigware pro<br />

Jahr. Der Fertigwarentransport Dingolfing<br />

(drittes „Bayern-Shuttle“) bewegt jährlich<br />

90.000 Tonnen Fertigware. Das „Erz-Container-Shuttle“<br />

Hamburg schließlich<br />

transportiert jährlich 100.000 Tonnen Erz<br />

von Hamburg nach Linz und 3.000 Container<br />

Fertigware zurück nach Hamburg<br />

– in den gleichen Eanos Waggons.<br />

Manche Branchen klagen über massive<br />

Probleme beim Finden qualifizierten Personals<br />

– nicht erst seit Corona. Wie sieht das<br />

bei Ihnen aus?<br />

Janecek: „Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zu finden ist eine unserer größten<br />

Herausforderungen. Dabei geht es nicht<br />

nur um Fachkräfte wie etwa Lokführer oder<br />

Verschieber, sondern auch um Hilfskräfte.


Selbst einfache Qualifikationen sind über<br />

den Arbeitsmarkt aktuell nicht besetzbar.<br />

Wir suchen seit Herbst 2020 25 neue Mitarbeiter<br />

für die Zugfahrzeuge. Wir versuchen,<br />

potentielle Mitarbeiter über Social Media<br />

zu erreichen. Und wir suchen auch im österreichischen<br />

Grenzland nach geeigneten<br />

Kräften.“<br />

Schinko: „Wir sind in der gesamten LogServ-<br />

Gruppe von dem eklatanten Mangel an<br />

Hilfskräften betroffen. Unser Schwerpunkt<br />

liegt in der Personalstrategie, mit unserer<br />

eigenen Verkehrsakademie investieren<br />

wir viel in die Aus- und Weiterbildung, beispielsweise<br />

zu Wagenmeistern. Wir bilden<br />

inzwischen auch für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

aus! Nehmen wir als<br />

Beispiel einen Universaltriebfahrzeugführer,<br />

das ist ein toller Job. Die Ausbildung dauert<br />

etwa 8 Monate und kostet das Unternehmen<br />

rund 75.000 Euro. Im Vergleich dazu<br />

dauert die Ausbildung zum Piloten ein Jahr<br />

und kostet 120.000 Euro. Wir sehen ganz klar<br />

ein Generationenthema beim Personal.<br />

Work-Life-Balance, Freizeit und Teilzeitarbeit<br />

sind Themen, die plötzlich eine wichtige<br />

Rolle spielen. Wir als Unternehmen sind<br />

gefordert, hier mit flexibler Arbeitszeitgestaltung<br />

entgegenzuwirken.“<br />

Welche sind aktuell die größten Herausforderungen<br />

– und wie gehen Sie damit um?<br />

Janecek: „Es gibt drei große Themenbereiche,<br />

die uns im Moment besonders beschäftigen.<br />

Das Personal haben wir ja schon<br />

besprochen. Der zweite Bereich ist die Digitalisierung:<br />

wir sind dabei, unsere eigenen<br />

Prozesse zu streamlinen und dann mittels IT<br />

zu optimieren, um wiederholbare Prozesse<br />

effizienter zu gestalten. Der dritte spannende<br />

Punkt ist das Thema Klimaschutz. Wir<br />

müssen die Lieferketten so designen, dass<br />

wir die CO2 Belastung minimieren oder gar<br />

eliminieren.“<br />

Schinko: „Gerade jetzt nach Corona ist weltweit<br />

eine zunehmende Ressourcenknappheit<br />

zu verzeichnen. Hinzu kommt ein verstärkter<br />

Mangel an Verkehrsmitteln. Der auf<br />

dem Markt verfügbare Güterwagenfuhrpark<br />

ist wie schon erwähnt völlig veraltet.<br />

In den letzten Jahren wurde wenig investiert,<br />

es kam kaum neue Transportkapazität<br />

hinzu. Natürlich ist die Umwelt ein brisantes<br />

Thema, wo dringender Handlungsbedarf<br />

besteht.<br />

Auch wenn Langzeitprognosen schwierig<br />

sind – die letzten 20 Jahre sind richtig gut<br />

gelaufen. Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in<br />

weiteren 20 Jahren?<br />

Janecek: „Die LogServ wird ein wichtiger<br />

Logistik-Player am Markt sein, denn die<br />

Bedeutung der Logistik wird weiter zunehmen.<br />

Die Logistik ist bereits erfolgsentscheidend.<br />

Nehmen wir das Beispiel Amazon:<br />

Das Unternehmen ist nicht nur deshalb so<br />

erfolgreich, weil sie viele Waren anbieten.<br />

Aber sie haben die Logistik-Abläufe perfektioniert,<br />

und das hat den Ausschlag gegeben.<br />

Die voestalpine hat die Bedeutung als<br />

wichtigen Kosten- und Erfolgsfaktor rechtzeitig<br />

erkannt und das ausgezeichnete<br />

Feedback unserer Kunden – etwa hinsichtlich<br />

der Liefergenauigkeit – gibt uns Recht.“<br />

Schinko: „Ich denke, dass die LogServ auch<br />

in Zukunft schwerpunktmäßig die Logistik<br />

der voestalpine abwickeln wird, mit starkem<br />

Fokus auf Umwelt und nachhaltige<br />

Verkehre. Meiner Meinung nach wird sich<br />

durch Innovationen und Digitalisierung die<br />

Produktivität steigern, auch der Personalmangel<br />

wird beispielsweise durch Automation<br />

beherrschbar. Wir werden bei Kunden<br />

außerhalb des Konzerns sehr erfolgreich<br />

sein, sowohl die LogServ, als auch die<br />

CargoServ, wobei hier naturgemäß ein zusätzlicher<br />

starker Fokus auf der Bahnlogistik<br />

liegen wird – da diese nicht nur zuverlässiger,<br />

sondern auch umweltfreundlicher ist.“<br />

(AG)<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S50<br />

BLOGTOUR im Post-Logistikzentrum<br />

in Kalsdorf bei Graz<br />

Die Anforderungen an die Paketlogistik sind seit Ausbruch der Pandemie deutlich<br />

gewachsen. Der Onlinehandel hat für einen ordentlichen Boom beim<br />

Versand von Paketen gesorgt. Auf unserer BLOGTOUR haben wir uns die<br />

Antwort der Österreichischen POST AG auf diese Herausforderungen angesehen<br />

und waren zu Gast beim neuen Post-Logistikzentrum in Kalsdorf bei Graz.<br />

BEITRAG: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

beträgt 91.500 Qua-dratmeter, die Produktionshalle<br />

allein nimmt davon 16.000 und die<br />

Zustellbasis 7.500 Quadratmeter verbaute<br />

Fläche ein. Rund 130 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in der Verteilung sowie 190 in der<br />

Zustellung verarbeiten täglich rund 130.000<br />

Sendungen. Diese werden im Sortierzentrum<br />

mit einer Geschwindigkeit von zurzeit 2,7 Metern<br />

pro Sekunde auf insgesamt 260 Sortierziele<br />

im Endausbau verteilt.<br />

Franz Leitner, Geschäftsfeldleiter<br />

Logistikzentren<br />

& Transport und Matthias<br />

Hofmann, Geschäftsfeldleiter<br />

Strategische<br />

Netzwerkplanung &<br />

Steuerung im Gespräch<br />

mit Peter Nestler für den<br />

LOGISTIK express und<br />

das UMWELT JOURNAL<br />

Der Logistik Express wird künftig bei<br />

den Logistikern in Österreich einen<br />

Blick hinter den Vorhang wagen.<br />

Dazu wurde das Label BLOG-<br />

TOUR geschaffen, das Informationen aus der<br />

Branche aus erster Hand fachlich aufarbeiten<br />

und für unsere Leser und Zuseher darstellen<br />

wird. Zuseher? Ja! Denn die BLOGTOUR<br />

erstellt von unseren fachlichen Logistikreisen<br />

auch professionelle Videoblogs. Diese gibt es<br />

auf der Website des Logistik Express zu sehen.<br />

BLOGTOUR – bei der Post in Kalsdorf<br />

Unsere erste BLOGTOUR hat uns zur Österreichischen<br />

Post nach Kalsdorf bei Graz geführt.<br />

Dort wurde das Logistikzentrum Steiermark<br />

in 8041 Kalsdorf bei Graz im Jahr 2020 in Betrieb<br />

genommen. Es ist mit einer Fläche 25.000<br />

Quadratmetern das derzeit größte seiner Art<br />

beim Branchenprimus Post AG und befindet<br />

sich unweit des Flughafens Graz in der Industriezeile<br />

3, Objekt 20. Die Grundstücksfläche<br />

Logistik ist sauber und nachhaltig<br />

Angekommen am Standort offenbart sich<br />

uns ein sehr geordnetes Bild: Das neue Logistikzentrum<br />

der POST AG ist modern, übersichtlich<br />

und klar gegliedert. Auffällig ist insbesondere<br />

der groß dimensionierte Platz zum<br />

Laden von Elektrofahrzeugen, eine Busstation<br />

und die groß dimensionierte Photovoltaikanlage<br />

am Dach des Hauptgebäudes – alles<br />

Zeichen der Nachhaltigkeitsstrategie der Post<br />

in Österreich.<br />

Auf unserer BLOGTOUR haben zwei Experten<br />

der Post durch die Anlagen geführt: Franz<br />

Leitner, Geschäftsfeldleiter Logistikzentren &<br />

Transport Matthias Hofmann, Geschäftsfeldleiter<br />

Strategische Netzwerkplanung & Steuerung.<br />

Sie haben mit uns gemeinsam einen<br />

Blick hinter die Kulissen geworfen und erklären<br />

den täglichen Arbeitslauf im Logistikzentrum<br />

Kalsdorf. „Es beginnt am Nachmittag, dann<br />

füllen sich die Hallen“, weiß Leitner.<br />

Die Arbeit am Standort Kalsdorf beginnt bei<br />

der Annahme aller Sendungen. Diese stammen<br />

von Postfilialen, individuelle Abholungen<br />

bei Kunden oder von Post Partnern.<br />

Diese erste Welle heißt Vorlauf und geschieht<br />

wochentags bis etwa 18 Uhr. Nach dem Ent-


laden erfolgt bis ca. 22 Uhr die Grobverteilung<br />

und der Hauptlauf mit der Verbringung in<br />

die österreichweiten Logistikzentren der Post<br />

(6 Briefzentren und 9 Paketzentren) bis etwa<br />

2 Uhr früh. Dort geschieht die Feinverteilung<br />

bis ungefähr 4 Uhr, danach der Transport im<br />

Nachlauf bis etwa 5 Uhr früh. Erst dann erfolgt<br />

die Zustellung, die in den meisten Fällen bis 18<br />

Uhr abgeschlossen ist.<br />

„Das alles schaffen wir in einer sehr guten<br />

Qualität mit einer Zustellung von 97 Prozent<br />

der von uns beförderten Pakete mit Zustellung<br />

am nächsten Tag, bei den Spezialprodukten<br />

mittels Post Express entsprechend schneller –<br />

nämlich bis 13 Uhr am Folgetag“, verrät Leitner.<br />

Die Hallengröße der Sortieranlage in Kalsdorf<br />

umfasst 23.850 Quadratmeter und beherbergt<br />

zwei Quergutsorter Crossorter mit<br />

einer Lauflänge von je 1 Kilometer. Aktuell<br />

liegt die Systemleistung des Sorters der Firma<br />

Vanderlande von 15.000 TE pro Stunde. Der<br />

Ausbau auf eine Leistung von 25.000 TE/h ist<br />

aber bereits geplant, so Leitner.<br />

Die Fördertechnik hat eine Länge von zwei<br />

Kilometer und erlaubt zunächst 12 Eingabelinien<br />

für LKW. Der Ausbau sieht noch weitere<br />

drei Eingabelinien auf insgesamt 15 vor. Sechs<br />

dieser Linien stehen für Kleinfahrzeuge zur<br />

Verfügung, zunächst fünf (später acht) Eingabelinien<br />

sind für Rollbehälter konzipiert, weiters<br />

stehen 24 (später 32) Zielrutschen für LKW<br />

als Matrixrutschen zur Verfügung, zusätzlich 57<br />

Zielrutschen für Rollbehälter im Hauptgebäude<br />

und noch 27 Zielrutschen im Nebengebäude.<br />

Die Zusteller haben 110 (später 144)<br />

Pufferendstellen zur Verfügung und es gibt<br />

auch einen eigenen Sperrgutkreisel mit drei<br />

Eingabelinien.<br />

„Stolz sind wir hier in Graz auch auf unseren<br />

Rapid Unloader, den wir mit der TU Graz gemeinsam<br />

entwickelt haben“ sagt Leitner.<br />

Dieser erhöhe die Effizienz im Logistikzentrum<br />

und reduziere die Belastung für Mitarbeiter<br />

durch das schwere Heben bei der Entladung<br />

der Paketen enorm.<br />

Gelber Riese, ganz grün<br />

Die Post treibt neben dem Ausbau in der<br />

Logistik auch ihre Nachhaltigkeitsstrategie<br />

voran. Dazu haben wir uns auf der BLOGTOUR<br />

einiges ansehen können. An erster Stelle steht<br />

wohl das Herzstück der Strategie: die Photovoltaikanlage<br />

am Logistikzentrum in Kalsdorf.<br />

Dies sei bereits Standard auf allen Logistikzentren<br />

der Post, sagt Leitner. Weitere Eckpunkte<br />

dieser Grünen Logistik sind: Forschung für Pufferspeicher<br />

mit ausgeschiedenen Batterien<br />

der Post-Flotte, Ankauf von grünem Strom nur<br />

aus Österreich, aber auch die Errichtung von<br />

Fledermausnistplätzen, Krötentunneln, Bienenstöcken<br />

etc.<br />

Für einen Logistiker wohl am wichtigsten<br />

ist aber der Fuhrpark. Hier geht die Österreichische<br />

Post Richtung E-Mobilität, verrät uns<br />

Matthias Hofmann. „Bereits heute haben wir<br />

etwa 2.000 E-Fahrzeuge auf der letzten Meile<br />

im Einsatz. Das reicht von Lastenfahrrädern,<br />

E-Mopeds über kleinere Pkw bis hin zu den<br />

Pakettransportern.“ Bis 2030 will die Post auf<br />

der letzten Meile CO2-frei unterwegs sein. Ab<br />

2024 werden keine Verbrenner mehr neu in<br />

den Fuhrpark übernommen. Ende 2022 stehen<br />

bereits 3.000 E-Fahrzeuge im Dienst der<br />

Post AG. (PN)<br />

Welche Fahrzeuge das sind, sehen Sie im<br />

Video zu unserer ersten BLOGTOUR:<br />

https://bit.ly/3tYOZ5B<br />

PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

HERAUSGEBER<br />

UMWELT JOURNAL


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S52<br />

IKEA Österreich fährt bald<br />

nur noch elektrisch<br />

Der schwedische Möbelhersteller IKEA stellt seine Lkw-Flotte in Österreich schrittweise<br />

auf Elektromobilität um. Die EV-Truck-Flotte wurde nun im IKEA Logistikzentrum<br />

Strebersdorf vorgestellt – sie ist ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />

Schweden. x. BEITRAG: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

Eisspeicher sowie einer Photovoltaikanlage<br />

am Dach des Logistikgebäudes eine Reihe<br />

von Nachhaltigkeitsfeatures auf. IKEA<br />

wolle die negativen Auswirkungen der eigenen<br />

Tätigkeit auf die Umwelt so gering wie<br />

möglich halten, daher der Umstieg auf die<br />

Elektrofahrzeug-Flotte. Mit dieser Neugestaltung<br />

einer klimafreundlicheren Lieferkette<br />

können nicht nur schädliche Emissionen<br />

eingespart, sondern auch die Ressourcen<br />

des Planeten geschont werden. Maimuna<br />

Mosser, Country Commercial Managerin bei<br />

IKEA Österreich dazu: „Klimaschutz lässt sich<br />

nicht aufschieben, daher arbeitet IKEA konsequent<br />

daran, Emissionen einzusparen und<br />

klimapositiv zu werden.“<br />

Mit der Vorstellung der<br />

EV-Truck-Flotte im IKEA<br />

Logistikzentrum Strebersdorf,<br />

bestehend aus 30<br />

Fahrzeugen, setzt IKEA<br />

weitere Schritte in seiner<br />

Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Bild: Maimuna Mosser,<br />

Country Commercial<br />

Managerin und Claes<br />

Lindgren, Country<br />

Customer Fulfillment<br />

Manager IKEA Austria<br />

Die soeben in Verkehr gebrachte<br />

neue Elektro-LKW-Flotte von IKEA<br />

besteht zunächst aus 30 Fahrzeugen.<br />

Durch den Umstieg auf die<br />

Elektrofahrzeuge können bereits im ersten<br />

Jahr rund 117.000 Lieferungen komplett emissionsfrei<br />

durchgeführt werden. Damit werde<br />

der CO2-Ausstoß um mehr als 300 Tonnen verringert,<br />

sagte Claes Lindgren, Country Customer<br />

Fulfillment Manager bei IKEA Österreich<br />

anlässlich der Vorstellung der Fahrzeuge in<br />

Wien/Strebersdorf.<br />

Emissionsfreie Lieferung bei IKEA Österreich<br />

Bereits im Juni <strong>2021</strong> wurde das erste Quantron<br />

Elektrofahrzeug im Logistikzentrum Strebersdorf<br />

zur finalen Erprobung eingesetzt. Im Vorfeld<br />

wurden die bei Iveco gebauten Trucks in<br />

Zusammenarbeit mit der deutschen Quantron<br />

AG auf E-Mobilität umgerüstet. Quantron<br />

bietet IKEA kompakte EV-Trucks, die sich<br />

perfekt für den städtischen Straßenverkehr,<br />

aber auch hervorragend für längere Strecken<br />

eignen. Mit einer Reichweite von mindestens<br />

170 km, einer Antriebsleistung von 100 kW<br />

und einer maximalen Ladeleistung von 70 kW<br />

sind die Elektrofahrzeuge ideal für Strecken<br />

zwischen dem Logistikzentrum Strebersdorf,<br />

anderen IKEA Standorten und Lieferadressen<br />

von Kunden ausgerüstet.<br />

Als internationales Unternehmen mit globaler<br />

Bedeutung sei sich IKEA seiner unmittelbaren<br />

Verantwortung gegenüber seiner Mitarbeitern,<br />

Kunden und dem Planeten bewusst.<br />

Daher sei das Logistikzentrum Strebersdorf<br />

mit modernster und nachhaltigster Technik<br />

ausgestattet und weise mit Europas größtem<br />

Andreas Haller, Vorstandsvorsitzender der<br />

Quantron AG über die Zusammenarbeit mit<br />

dem Möbelriesen: „Wir freuen uns, dass wir<br />

IKEA bei dem wichtigen Schritt in Österreich<br />

hin zu einer emissionsfreien Lieferung mit unserem<br />

Wissen und unserer Expertise unterstützen<br />

können.“


Damit der Beladevorgang so effizient und<br />

durchdacht wie möglich abläuft, wurde in Zusammenarbeit<br />

mit der österreichischen Firma<br />

Klampfer Elektroanlagen GmbH ein spezielles<br />

Konzept entwickelt. Am Logistikstandort Strebersdorf<br />

werden die LKW beim Beladen nicht<br />

nur mit neuer Ware gefüllt, sondern zugleich<br />

auch mit Energie für die nächste Tour geladen<br />

werden. Die Ladesäulen sind dazu passend<br />

jeweils dicht an den Laderampen installiert<br />

worden. Dieser Vorgang braucht zwar mehr<br />

Ladesäulen, spart aber Zeit und schont mit<br />

effizienter Energienutzung auch die Umwelt.<br />

In Strebersdorf wurden insgesamt 28 Ladesäulen<br />

mit Schnellladefunktion und einer Leistung<br />

von bis zu 75 kW installiert. Mit der vollen<br />

E-Ladung kann ein EV-Truck pro Tag rund<br />

drei übliche Liefertouren fahren. „Der Strom<br />

kommt aus 100 Prozent erneuerbarer Energie<br />

sowie aus der Einspeisung der hier am Standort<br />

vorhandenen Photovoltaikanlagen,“ erklärt<br />

Lindgren.<br />

Elektrokraft in Raum Wien<br />

IKEA Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />

bis zum Ende <strong>2021</strong> in alle 23 Wiener Gemeindebezirken<br />

sämtliche seiner Lieferungen<br />

emissionsfrei durchzuführen. So wird im ersten<br />

Schritt auf die emissionsfreie Zustellmethode<br />

durch Elektrofahrzeuge bei Lieferungen<br />

vom Logistikzentrum in Wien Strebersdorf in<br />

alle 23 Wiener Gemeindebezirke und darüber<br />

hinaus im Umkreis von 30 Kilometern vom<br />

Logistikzentrum umgestellt. Das führt dazu,<br />

dass die emissionsfreie Zustellung auch von<br />

den Einrichtungshäusern Wien Nord und Vösendorf<br />

erfolgt. Im ersten Jahr handelt es sich<br />

somit insgesamt um rund 117.000 Lieferungen<br />

von Strebersdorf, die emissionsfrei durchgeführt<br />

werden. Das entspräche dann mehr als<br />

65 Prozent aller IKEA-Zustellungen im Raum<br />

Wien. Umgerechnet summiert sich damit ein<br />

Volumen von 1,5 Millionen Straßenkilometern,<br />

das ergibt ein Äquivalent von mehr als<br />

300 Tonnen Reduzierung an CO2-Ausstoß. Mit<br />

dieser enormen Einsparung an schädlichen<br />

Emissionen kommt IKEA seinem globalen Ziel,<br />

bis 2025 alle seine Lieferungen emissionsfrei<br />

durchzuführen, immer näher.<br />

Projekte in der genannten Größenordnung,<br />

wie es die Umstellung auf eine emissionsfreie<br />

Lieferung im vorliegenden Fall ist, sind nur<br />

mit verlässlichen Partnern möglich: „Mit der<br />

Quantron AG und der G. Klampfer Elektroanlagen<br />

GmbH hat IKEA auf langjährige Partner<br />

gesetzt, auf die wir bereits jetzt zu 100 Prozent<br />

vertrauen können“, erläutert Claes Lindgren.<br />

Bereits in der Vergangenheit habe IKEA er-<br />

PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

HERAUSGEBER<br />

UMWELT JOURNAL


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S54<br />

Mit der Quantron AG<br />

und der G. Klampfer<br />

Elektroanlagen GmbH<br />

hat IKEA auf langjährige<br />

Partner gesetzt.<br />

Bild: Andreas Haller,<br />

Gründer und CEO-<br />

Quantron AG und<br />

Günther Hinterberger,<br />

CEO der G. Klampfer<br />

Elektroanlagen GmbH<br />

folgreich mit der G. Klampfer Elektroanlagen<br />

GmbH bei der Erstellung eines 3D-Gebäudemodells<br />

des kürzlich neu eröffneten innerstädtischen<br />

Verkaufsstandortes IKEA Wien Westbahnhof<br />

durch den gelben Robotorhund<br />

„Spot“ zusammengearbeitet. „Die Klampfer<br />

Elektroanlagen GmbH steht für eine zuverlässige<br />

Ladeinfrastruktur, hohe Ausfallssicherheit<br />

und große Witterungsbeständigkeit“, sagt<br />

Günther Hinterberger, CEO der G. Klampfer<br />

Elektroanlagen GmbH.<br />

Deine Lieferung: 100 % elektrisch<br />

IKEA hat speziell für die E-Mission das Branding<br />

„Deine Lieferung: 100 % elektrisch“ geschaffen,<br />

welches auf den Elektrofahrzeugen<br />

steht. Damit möchte IKEA auf seine Mission,<br />

bis 2030 klimapositiv zu werden, aufmerksam<br />

machen. Dies soll auch andere Unternehmen<br />

inspirieren, es dem schwedischen Konzern bei<br />

den Unternehmenszielen zum Umweltschutz<br />

gleichzutun und auf eine umweltfreundlichere<br />

Zustellungsmethode umzusteigen.<br />

„Kunden sollen das Branding auf den Fahrzeugen<br />

wiedererkennen und gleichzeitig ein<br />

Bewusstsein für das wichtige Thema der emissionsfreien<br />

und CO2-neutralen Zustellung bekommen“,<br />

erklärt Claes Lindgren.<br />

Über IKEA Österreich<br />

Seit über 40 Jahren ist das schwedische<br />

Möbelunternehmen IKEA mittlerweile auch<br />

in Österreich vertreten: In derzeit insgesamt<br />

sieben Einrichtungshäusern, einem Planungsstudio,<br />

zwei Logistikzentren, acht Abholstationen<br />

und diversen Services, wie zum Beispiel<br />

Click & Collect, sind zusammen rund 3.600<br />

IKEA Mitarbeiter tätig.<br />

IKEA formuliert seine Vision so: „Wir wollen einen<br />

besseren Alltag für die vielen Menschen<br />

schaffen, indem wir formschöne, funktionsgerechte,<br />

erschwingliche und qualitativ hochwertige<br />

Einrichtungsgegenstände anbieten,<br />

die mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt<br />

produziert wurden. Mit jedem unserer Produkte<br />

versuchen wir das Zuhause zu einem<br />

noch besseren Platz zu machen.“ Nachhaltigkeit<br />

gehört vermehrt zur Firmenphilosophie<br />

von IKEA. Dazu gehören auch gesunde<br />

und nachhaltige Lebensmittel, die IKEA seinen<br />

Kunden und Mitarbeitern in den IKEA-<br />

Restaurants, IKEA-Bistros und dem hauseigenen<br />

„Schwedenshop“ anbietet. Von nachhaltig<br />

beschafften Zutaten bis hin zu fleischlosen<br />

Optionen und lokal angebauten Produkten,<br />

die besser für den Planeten sind. (PN)


DAS WAR DAS UMWELT JOURNAL 2020<br />

KLIMA<br />

ENERGIE<br />

MOBILITÄT<br />

ABWASSER<br />

UMWELTTECHNIK<br />

ABFALLWIRTSCHAFT<br />

UMWELTRECHT<br />

GREEN FINANCE<br />

Bleiben Sie mit uns auch <strong>2021</strong> gut informiert!


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S56<br />

Logistikkonferenz „TWLogistik<strong>2021</strong>“ in<br />

Bremerhaven - und ausgebucht!<br />

Die „TWLogistik“ ist die traditionelle Logistikkonferenz des VdWT - Vereins der<br />

Wirtschaftsingenieure für Transportwesen, die seit Vereinsgründung 1983 jährlich<br />

in Bremerhaven stattfindet. Im vergangenen Jahr wurde dieses Veranstaltung<br />

Corona-bedingt durch eine Woche digitaler Vortragsabende substiuiert. Nun im<br />

37. Jahr fand diese nun wieder live vor Ort in Bremerhaven statt und war ausgebucht.<br />

REDAKTION: BERND KRATZ<br />

Corona kam ohne Vorankündigung, so dass<br />

sich die Branche schnell auf die neue Situation<br />

einstellten musste. Dieses bestätigte auch<br />

Fokke Fels, Vorstandsvorsitzender der L.I.T. AG,<br />

ein Logistikunternehmen mit über 3.000 LKW.<br />

„Anfangs haben wir uns mit adäquaten Maßnahmen<br />

gut an neuen Gegebenheiten anpassen<br />

können, doch dann kamen die Auswirkungen<br />

des Brexit und der Fahrermangel.<br />

Schwierig wurde es dann, als komplette Branchen<br />

und damit auch das Transportvolumen<br />

von heute auf morgen wegbrach.“ Dieses<br />

konnte auch Christian Distelkamp aus der<br />

Geschäftsleitung der abat AG bestätigen.<br />

„Als die Automobilbranche anfangs komplette<br />

Werke schließen musste und kurz danach auch die<br />

Verwaltungen, lagen unsere Beratungsaufträge<br />

erst einmal auf Eis“. Auch das Havariekommissariat<br />

Battermann & Tillery musste schnell<br />

auf „die anfangs ohne Vorwarnung 30 %<br />

niedrigere Auftragslage reagieren“, so der<br />

Geschäftsführer Nico Nöldner.<br />

BERND KRATZ<br />

BERND KRATZ<br />

VORSITZENDER VDWT<br />

E<br />

in Zeichen, dass einerseits die Logistiker<br />

sich mit Kollegen der Branche<br />

wieder persönlich austauschen<br />

möchten, andererseits weil hochaktuelle<br />

Themen erörtert wurden: Am ersten<br />

Tag präsentierten diverse Logistiker, wie Sie<br />

Corona bewältigt haben, der Folgetag fokussierte<br />

auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />

unter der Fragestellung: „Smarte Logistik<br />

= Digitalisierung + Nachhaltigkeit. Geht<br />

diese Formel auf?“<br />

Stefan Schröder, Geschäftsführer Gesellschafter<br />

der LNC konnte anfangs „Business as<br />

usual“ betreiben, musste wenig später aber<br />

auch auf virtuelle Formate umstellen, was er<br />

kurzerhand durch die Etablierung eines eigenen<br />

digitalen Studios professionalisierte.<br />

Demgegenüber konnte sich die Oskar Schunck<br />

GmbH, so Regionalleiter Martin Heisig „vor Arbeit<br />

nicht retten - Versicherungsfälle in nicht geahntem<br />

Ausmaß und Fragestellungen, welche<br />

Schadensfälle in einem völlig neuen Umfeld<br />

versichert seien“.<br />

Ganz anders beschrieb Dr. Christian Mießen, IN-<br />

FORM GmbH die Situation: Während Künstliche


PODIUMSDISKUSSION JAN FITZNER, CITIPOST / MARCO SCHLÜTER, HERMES / MARTIN STRÄB, TIRAMIZOO / BERND KRATZ<br />

Intelligenz in vielen Bereichen der Logistik zunehmend<br />

effizient genutzt werden kann, war<br />

dieses System in der Pandemie hilflos „Es fehlten<br />

jegliche Erfahrungsdaten, auf die KI hätte<br />

referenzieren können“.<br />

Bernd Kratz, 1. Vorsitzender des VdWT resümierte,<br />

dass in solchen Notlagen „Jammern<br />

keine unternehmerische Aktivität sei“ und<br />

stellte damit auch einen Appell an anwesende<br />

Dozenten und Studenten, die Fähigkeiten<br />

zum innovativen sowie flexiblen Denken und<br />

Handeln in die akademische Ausbildung zu<br />

integrieren.<br />

Der Folgetag startete mit Konzepten der<br />

Nachhaltigkeit, praktiziert in der Metropolregion<br />

NordWest. Dr. Claudia Schilling, Senatorin<br />

der Freien Hansestadt Bremen zeigte<br />

die Zukunft von Wasserstoff im Hafen als Teil<br />

des Green Deals auf, gefolgt von innovativen<br />

Konzepten für nachhaltige Logistik- und<br />

Versorgungsstrukturen. In diesem Zusammenhang<br />

stellte Prof. Dr. Benjamin Wagner vom<br />

Berg vor, wie durch das von ihm an der Hochschule<br />

Bremerhaven initiierte Projekt "NaCL<br />

- Nachhaltige Crowd Logistik" einerseits Sendungen<br />

umweltfreundlich zum Empfänger<br />

gelangen, andererseits mit dem Nachfolgeprojekt<br />

"R3 - Resilient Regional Retail" ein<br />

Schritt gegen das Aussterben der Innenstädte<br />

gegangen wird - der anfänglich theoretische<br />

Ansatz von NaCL wurde bereits im vergangenen<br />

Jahr in Bremerhaven erfolgreich in die<br />

Praxis umgesetzt.<br />

Hyways for Future - Gasspeicherkonzepte und<br />

klimaneutraler Lastenverkehr mit Wasserstoffantrieben<br />

– hiervon sind Burkhard Oppmann,<br />

Geschäftsführer und CSO der FAUN-Gruppe<br />

sowie André Engbrecht, EWE GASSPEICHER<br />

überzeugt.<br />

Bernd Kratz führte in den nächsten Themenblock:<br />

„Aktuell erleben wir in Deutschland<br />

eine Paketflut, vorrangig getrieben durch<br />

den eCommerce, die auch nach den Corona-bedingten<br />

Lockerungen und Öffnungen<br />

im stationären Handel nicht abebbt. Studien<br />

erwarten weiterhin Zuwachsraten im 2- stelligen<br />

Prozent-Bereich – und zwar jährlich“.<br />

Dieses stellt die KEP-Branche weiterhin vor<br />

hohe Herausforderungen, nicht nur bundesweit,<br />

sondern auch in der Metropolregion<br />

Nord-West. Jan Fitzner veranschaulichte bildlich,<br />

wie er als Geschäftsführer der CitiPost<br />

Nordwest dem Verkehrskollaps, Parkplatzmangel,<br />

Lärm, Schadstoffbelastung mit Digitalisierung<br />

und „Micro Hubs“ auf der letzten<br />

Meile begegnen möchte.<br />

Marko Schlüter, Geschäftsführer der Hermes<br />

Germany hat eine klare Vision der CO2-freien<br />

Paketzustellung. „Mit Green Delivery Berlin haben<br />

wir eine Blaupause geschaffen, die auch<br />

auf andere Städte ausgerollt werden wird;<br />

dabei gilt es, die unterschiedlichen Module,<br />

aus denen das Konzept besteht, für die jeweilige<br />

Situation vor Ort/die Gegebenheiten<br />

der Städte individuell zusammenzusetzen“.<br />

Einen digitalen Weg beschreitet Tiramizoo<br />

aus München: Mit der neuen Strategie einer<br />

Routenoptimierung und damit CO2-Reduzierung<br />

auf Basis einer SaaS-Plattform<br />

konnte das Unternehmen in den letzten 2<br />

Jahren ein starkes Wachstum generieren.<br />

„Des Weiteren sind Tochtergesellschaften


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S58<br />

PODIUM: DANILO GEORG, BLG / PETER BIMMERMANN, AUTOSTORE / SEBASTIAN GIR<strong>LE</strong>, KÜHNE + NAGEL / BERND KRATZ<br />

für Singapur, Malaysia und Polen als auch<br />

ein Ausbau der Aktivitäten in Europa hinzugekommen“,<br />

so Martin Sträb, CEO der<br />

Tiramizoo GmbH. Inwieweit werden Logistikzentren<br />

nachhaltig designed? Hier zogen<br />

die die Referenten des letzten Diskussionsblocks<br />

ein einheitlich positives Resümee.<br />

Die BLG Handelslogistikk betreibt seit kurzem<br />

ein neues Logistikzentrum für PUMA in<br />

Unterfranken. „Hier in Geiselwind setzen<br />

wir Maßstäbe im Bereich Automatisierung,<br />

Flexibilität, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit“,<br />

so Danilo Georg, Director Operations.<br />

Peter Bimmerman präsentiert das Auto-<br />

Store-System als eine nachhaltige Variante,<br />

da „deutlich weniger umbauter Lagerraum<br />

benötigt wird und dieser muss weder beleuchtet,<br />

belüftet und in der Regel auch<br />

nicht geheizt werden“.<br />

Sebastian Girle, Head of National Innovation<br />

bei Kühne + Nagel stellte einige Beispiele<br />

seiner Sustainable Packing Initiative<br />

vor: Packing on Demand, nachhaltige Füllmaterialien,<br />

etc. „Alleine durch unser Projekt<br />

Folienoptimierung sparen wir an 34 Kontraktlogistikstandorten<br />

jährlich 400 Tonnen<br />

Folien“.<br />

Aber auch die zu Beginn der Pandemie<br />

komplett eingestellte und nun wieder anlaufende<br />

Kreuzschifffahrt wurde – wenngleich<br />

auch keine direkt logistische, aber<br />

unter Umweltgesichtspunkten stark in der Kritik<br />

stehendes Branche - nicht außer Acht gelassen.<br />

Prof. Dr. Dr. Alexis Papathanassis als langjähriger<br />

Insider dieser Branche überraschte<br />

hier mit einigen detaillierten Daten – schließlich<br />

stellt die Kreuzschifffahrt konkret für Bremerhaven,<br />

dem Ort der TWLogistik, einen wesentlichen<br />

Wirtschaftsfaktor dar. Vor diesem Hintergrund<br />

nahmen zahlreiche Teilnehmer der<br />

Veranstaltung dann die Gelegenheit wahr, mit<br />

einer alten Kogge, der „Ubena von Bremen“<br />

einige Stunden auf die Weser hinauszufahren<br />

– teilweise mit gehissten Segeln völlig CO2-<br />

neutral. (BK)<br />

Zum VdWT e.V.: Er wurde 1983 als Alumni-Verein<br />

der Logistikabsolventen der Hochschule<br />

Bremerhaven gegründet, um den Absolventen<br />

eine organisatorische Basis zum Erfah¬rungs-<br />

und Wissensaustausch einerseits<br />

untereinander, andererseits zu den aktuellen<br />

Studenten und nicht zuletzt zur Wissenschaft,<br />

den Dozenten der Hochschule zu ermöglichen.<br />

Seitdem veranstalten wir jährlich den<br />

Logistikkongress in Bremerhaven, führen dezentrale<br />

Treffen der Regionalgruppen durch<br />

sowie digitale Vortragsabende und vieles<br />

mehr. Mit fast 800 Mitgliedern auf allen Hierachieebenen<br />

und Bereichen der Logistik<br />

sind wir wohl mittlerweile der größte Logistik-<br />

Alumni-Verein Deutschlands. (RED)


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S60<br />

Greater Bay Aera (GBA)<br />

Transformation durch Infrastruktur<br />

und Neue Technologien<br />

Die GBA soll in ein globales Technologie-Innovationszentrum und Fertigungshub<br />

verwandelt werden, das selbst das kalifornische Silicon Valley heraufordern kann.<br />

Riesige Summen fießen in den Ausbau von traditioneller Infrastruktur und Neue<br />

Technologien. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

GBA hat mehr Potential als das Silicon Valley<br />

Es gilt als der große Traum des chinesischen<br />

Präsidenten Xi Jinping die GBA in ein globales<br />

Technologie-Innovationszentrum und<br />

Fertigungshub zu verwandeln, das selbst<br />

das kalifornische Silicon Valley heraufordern<br />

kann. Der Geschäftsführer des Hong Konger<br />

ICT-Dienstleisters DYXnet Tony Tsiang<br />

schätzt das Potenzial der GBA sogar größer<br />

ein, als das des kalifornischen Silicon Valleys.<br />

DIRK RUPPIK<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Die Greater Bay Area (GBA) – auch<br />

Guangdong-Hong Kong-Macao<br />

Bay Area genannt – ist mit 71,2<br />

Millionen Einwohnern (fünf Prozent<br />

der chinesischen Bevölkerung) der größte<br />

und am stärksten bevölkerte urbane Raum<br />

Chinas. Vergleichbar ist sie mit der Greater<br />

Tokyo Bay (44 Millionen Einwohner), Greater<br />

New York Area (23,4 Millionen Einwohner) und<br />

wegen des Innovationspotenzials mit der San<br />

Francisco Bay Area. Aufgrund der Ansiedelung<br />

von vielen Hightech-Betrieben z. B. im<br />

Großraum Shenzhen wird sie häufig auch als<br />

chinesisches Silicon Valley bezeichnet. Die<br />

GBA umfasst neun Megastädte in der Provinz<br />

Guangdong - Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai,<br />

Foshan, Dongguan, Zhongshan, Jiangmen,<br />

Huizhou und Zhaoqing – sowie die zwei<br />

Sonderverwaltungsgebiete Hong Kong und<br />

Macau.<br />

„Die meisten Start-Ups im Silicon Valley sind<br />

auf die Entwicklung von Software und Applications<br />

fokussiert. Die GBA bietet weit mehr,<br />

nämlich traditionelle Fertigungsbasen wie z.<br />

B. in Dongguan, Software- und Hardware-Entwicklung<br />

sowie eine Vielfalt von Fachkräften<br />

aus den unterschiedlichsten Bereichen“, sagte<br />

Tsiang. Er fügte an: „In Bezug auf die Kosten<br />

ist die GBA zudem viel konkurrenzfähiger.<br />

Wenn wir die richtige Arbeitsteilung zwischen<br />

den Städten und Gebieten etablieren, werden<br />

wir stärker sein als das kalifornische Silicon<br />

Valley.“<br />

Fünf strategische Entwicklungsleitlinien<br />

Im Februar 2019 gab China den lang erwarteten<br />

Entwurf für den Entwicklungsplan der<br />

GBA heraus, der den Beginn der Implementierung<br />

der Entwicklungsstrategie der Greater<br />

Bay Area kennzeichnet. Laut dem Plan wird<br />

die GBA fünf strategischen Entwicklungsleitlinien<br />

folgen: Aufbau eines dynamischen<br />

Städte-Clusters von Weltrang, Entwicklung zu<br />

einem einflussreichen internationalen Technologie-<br />

und Innovationszentrum, wichtige Stütze<br />

für die Belt and Road Initiative, Vertiefung<br />

der Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen<br />

Festland und Hong Kong und Macau


LOGISTICS | INDUSTRIAL SERVICES | SOUTH CHINA | 29 MAY 2020<br />

MAP OF GBA TRANSPORTATION SYSTEM<br />

Nansha Port under expansion<br />

Xinsha Port under expansion<br />

Airport<br />

Railway under construction<br />

Zhaoqing<br />

Expressway under construction<br />

2<br />

Guangzhou<br />

S16<br />

1<br />

2<br />

Nansha Port Freight Railway<br />

Guangzhou Northeast Freight<br />

Railway<br />

S26<br />

S20<br />

S45<br />

S16<br />

S18<br />

S6<br />

S86<br />

Zhongshan-Kaiping Expressway<br />

Guangzhou-Zhongshan-Jiangmen<br />

Expressway<br />

Foshan-Jiangmen Expressway<br />

Foshan-Qingyuan-<br />

Conghua Expressway<br />

Huadu-Dongguan Expressway<br />

Heyuan-Dongguan-Huizhou<br />

Expressway<br />

Shenzhen Outer Beltway<br />

Jiangmen<br />

S26<br />

S18<br />

Foshan<br />

Dongguan<br />

S45<br />

S6<br />

1<br />

S20<br />

G25<br />

Zhongshan<br />

Zhuhai<br />

Shenzhen<br />

Huizhou<br />

S86<br />

G25<br />

Shenzhen-Zhongshan Bridge<br />

Note: S: Province expressway<br />

G: National expressway<br />

Source: Colliers International, Guangdong’s Major Projects in 2019<br />

in den Entwicklungszonen Qianhai, Nansha<br />

und Hengqin und weiterhin den Aufbau eines<br />

qualitativ hochwertigen Lebensumfeldes,<br />

das sowohl für die Bewohner als auch für Wirtschaft<br />

und Tourismus geeignet ist.<br />

Ausbau der Infrastruktur besitzt<br />

Schlüsselstellung<br />

Eine der größten Herausforderungen ist dabei<br />

der Ausbau der Infrastruktur in der Region.<br />

Hier muss man den Bau von klassischer<br />

logistischer Infrastruktur und die Entwicklung<br />

von Informations- und Kommunikations-Infrastruktur<br />

im Sinne von Industrie 4.0 bzw. Logistik<br />

4.0 unterscheiden. Beispielsweise ist bei der<br />

Entwicklung des Guangzhou-Shenzhen-Hong<br />

Kong-Macao Innovations- und Technologiekorridors<br />

neben der Erkundung von Maßnahmen<br />

zur Erleichterung des grenzüberschreitenden<br />

und regionalen Fluss von Fachkräften,<br />

Kapital, Information und Technologien auch<br />

der Aufbau eines Big Data-Zentrums für die<br />

GBA geplant. In Hong Kong werden fünf<br />

F&E-Zentren speziell für Logistics and Supply<br />

Chain MultiTech, Textilien und Bekleidung,<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

Autoteile und Zubehörsysteme sowie<br />

Nano- und Neue Werkstoffe zusätzlich zum<br />

HK-Wissenschaftspark und HK-Cyberport entwickelt.<br />

Informations- und<br />

Kommunikationsinfrastruktur<br />

In Guangdong, Hong Kong und Macau wird<br />

die Bandbreitenkapazität des Breitband-Internets<br />

ausgeweitet und zudem eine übergreifende<br />

Planung der Einführung des künftigen<br />

Internets basierend auf dem Internetprotokoll<br />

Version 6 (IPv6) durchgeführt. Grund ist die<br />

Knappheit von IP-Adressen. Weiterhin wird im<br />

städtischen Ballungsraum des Perlflussdeltas<br />

freies Hochgeschwindigkeits-WLAN in Hotspots<br />

und an Haupttransportrouten in der GBA<br />

eingeführt. Es ist geplant, Ballungsräume in<br />

sog. Intelligente Stadt-Cluster durch den Aufbau<br />

von Informations-Infrastruktur wie raumzeitlichen<br />

Cloud-Plattformen, räumlichen Informations-Service-Plattformen,<br />

intelligenten<br />

Transport sowie intelligentem Energie und<br />

Smart Management zu verwandeln.


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S62<br />

Das Schutzniveau der Informations-Netzwerke<br />

soll durch moderne Cybersecurity-<br />

Einrichtungen verbessert werden.<br />

Logistische Infrastruktur – Guangzhou<br />

wird internationaler Transporthub<br />

Das dynamische Städte-Cluster der GBA<br />

ist bereits mit dem modernen Transportnetzwerk<br />

bestehend aus Huangpu-Brücke,<br />

Guangzhou-Shenzhen-Hong Kong-Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke,<br />

der legendären<br />

Hong Kong-Zhuhai-Macao-Brücke<br />

(HZMB), der Nansha-Brücke und der Guangzhou-Shenzhen<br />

Intercity-Eisenbahnstrecke<br />

verbunden.<br />

Der Masterplan für die GBA macht Guangzhou<br />

zu einem internationalen Transporthub.<br />

Die Länge der Eisenbahnstrecken, die die<br />

chinesische Stadt verbinden, soll bis 2035<br />

auf 2000 km verfünfacht werden. Die Regierung<br />

will U-Bahn-Strecken und Schnellstraßen<br />

in Nachbarstädte wie Dongguan in 20 km<br />

Entfernung bauen. Am Internationalen Flughafen<br />

Guangzhou Baiyun werden ein neues<br />

Terminal und zwei neue Start-und Landebahnen<br />

entwicklet. Der Bau eines zweiten internationalen<br />

Flughafens ist geplant.<br />

In der gesamten GBA sind momentan gigantische<br />

Infrastrukturprojekte im Bau. Darunter<br />

befinden sich die Guangzhou-Zhanjiang-,<br />

Gangzhou-Shenzhen- und die Guangzhou-Shanwei-Shantou-Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke.<br />

Zudem sind zwei<br />

Güterzugstrecken (Hafen Nansha, Guangzhou<br />

Nordost) unter Konstruktion. Weiterhin<br />

ist eine Vielzahl von Schnellstraßen geplant<br />

(Zhongshan-Kaiping, Guangzhou-Zhongshan-Jiangmen,<br />

Heyuan-Dongguan-Huizhou,<br />

Äußere Ringstraße Shenzhen u.v.m.).<br />

Bis 2035 werden fünf Flughafen-Cluster etabliert,<br />

die „sicher, grün, smart, menschlich und<br />

synergetisch“ sein sollen. Dies sind der Internationale<br />

Flughafen Hong Kong,der Internationale<br />

Flughafen Guangzhou Baiyun, der<br />

Internationale Flughafen Shenzhen Bao'an,<br />

der Internationale Flughafen Macao und der<br />

Flughafen Zhuhai Jinwan. In der GBA befinden<br />

sich gemäß Lloyd‘s List in 2019 drei der<br />

Top10-Containerhäfen der Welt. Dies sind die<br />

Containerhäfen Shenzhen (25,8 Millionen TEU,<br />

Platz 4), Guangzhou (23,2 Millionen TEU, Platz<br />

5) and Hong Kong (18,3 Millionen TEU, Platz<br />

8). Zusammen schlugen sie 67,3 Millionen TEU<br />

um – mehr als in jeder anderen Bay Area weltweit.<br />

In der GBA werden momentan der Hafen<br />

Nansha und der Hafen Xinsha erweitert.<br />

Enorme Menge an Kapital fließt in<br />

Neue Technologien<br />

Laut China Daily haben die Stadtregierungen<br />

von Shenzhen und Guangzhou 600 Milliarden<br />

Yuan (76,6 Milliarden Euro) für den Ausbau der<br />

Hightech-Infrastruktur bereitgestellt, um die digitale<br />

Transformation in der GBA zu beschleunigen.<br />

In der ersten Phase soll Kapital überwiegend<br />

in neue Technologien wie 5G, KI,<br />

Cloud Computing, Big Data-Zentren, Internet<br />

der Dinge (IdD), Robotik und Zapfsäulen für<br />

das intelligente Laden von Batterien fließen.<br />

Viele große chinesische Internetfirmen wie<br />

Huawei, Tencent, Baidu und JD unterstützen<br />

die Transformation. Tencent wird beispielsweise<br />

rund 84 Milliarden Euro in den nächsten<br />

fünf Jahren in neue Infrastruktur-Projekte<br />

pumpen. Die GBA soll damit zum Brutkasten<br />

für neue Technologien werden. Die chinesischen<br />

Technologie-Giganten werden eine<br />

bedeutende Rolle bei der Transformation lokaler<br />

Industrien durch intelligente Fertigungsverfahren<br />

unter Nutzung von Big Data-Analyse<br />

spielen. Durch Fachkräfte im Bereich KI und<br />

Unternehmen, die die Fähigkeit besitzen digitale<br />

Plattformen zu entwickeln, sollen nach<br />

und nach sog. „Smart Cities“ entstehen. (DR)<br />

Literatur:<br />

Outline Development Plan for the Guangdong-Hong<br />

Kong-Macao Greater Bay Area,<br />

18. Februar 2019, PRC central governmen.<br />

China issues outline development plan for<br />

the Guangdong-Hong Kong-Macao Greater<br />

Bay Area, Norton Rose Fulbright, Februar<br />

2019. He Shusi, Smart infrastructure key<br />

catalyst in Bay Area push, China Daily Asia,<br />

24.07.2020.<br />

1) GBA Transportation System<br />

(Colliers Report)<br />

2).Hong Kong-Zhuhai-Macao-Brücke<br />

(HZMB), Wikipedia


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LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S64<br />

Warum lernen Menschen nicht aus<br />

der Vergangenheit?<br />

Und täglich grüßt das Murmeltier. Finanzkrise, Immobilienblase, Rettungspakete,<br />

Corona-Crash. GASTBEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />

MARC FRIEDRICH<br />

HONORARBERATUNG<br />

FRIEDRICH<br />

VERMÖGENSSICHERUNG<br />

Die Staaten versuchen, mit historischen<br />

Konjunkturpaketen gegenzusteuern,<br />

die Notenbanken drucken<br />

Geld im Akkord wie nie zuvor<br />

und züchten damit Zombiefirmen und gar<br />

Zombieländer. Zudem bereiten sie den Nährboden<br />

für die nächste Krise vor. Parallel ist die<br />

Politik maßlos überfordert und hangelt sich<br />

von einem Lockdown zum nächsten. Dieser<br />

droht massenweise Insolvenzen auszulösen<br />

um das zu verhindern nimmt die Politik noch<br />

mehr Geld in die Hand und bei den Wahlen<br />

wird man nach Links rücken - ändern wird<br />

das nichts. Ganz im Gegenteil. Es wird noch<br />

schlimmer – Steuererhöhungen, Enteignungen<br />

und Inflation sind unvermeidlich. Immer<br />

das gleiche Spiel.<br />

Wer sich Zyklen anschaut, wird auch verstehen,<br />

warum die Menschheit nicht aus<br />

der Vergangenheit lernt. Denn nach 90<br />

Jahren ist niemand mehr da, der aus eigenem<br />

Erleben von dieser Transformation<br />

aus erster Hand berichten kann und die<br />

Folgegenerationen davor schützt, immer<br />

wieder die gleichen Fehler zu begehen.<br />

Das wertvolle Wissen gerät schlichtweg in<br />

Vergessenheit. Auch wenn Bücher darüber<br />

berichten. Der Mensch denkt jedes Mal:<br />

»This time is different« (»Dieses Mal ist es anders«)<br />

– aber das ist es eben nicht! Auch dieses<br />

Mal nicht! Es gibt verschiedene Theorien,<br />

die die Zyklentheorie untermauern. Ganz berühmt<br />

sind die folgenden.


Schuldenzyklus<br />

»Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Gesellschaft<br />

zu besiegen und zu versklaven: Mit dem<br />

Schwert oder mit Verschuldung.«<br />

John Adams<br />

Der kurze Schuldenzyklus dauert im Schnitt<br />

fünf bis acht Jahre, der lange Superschuldenzyklus<br />

50 bis 75 Jahre. Im langen Zyklus steigen<br />

die Schulden über lange Zeiträume schneller<br />

als die Einkommen. Die Zinsen und Tilgungen<br />

wachsen immer stärker, was zur Kürzung von<br />

Ausgaben führt. Da die Ausgaben einer Person<br />

das Einkommen einer anderen Person<br />

sind, beginnen die Einkommen zu sinken.<br />

Die Kreditwürdigkeit des Einzelnen nimmt ab<br />

und die Kreditaufnahme geht zurück. Die Abwärtsspirale<br />

ist im vollen Gange, die Finanzkrisen<br />

brechen aus und der Zyklus kommt zu einem<br />

Ende. Wenn der lange Zyklus zum Ende<br />

kommt, geht dies immer einher mit großen<br />

Verwerfungen und einer Neuordnung der<br />

Schulden sowie einem neuen Geldsystem.<br />

Sehr gut beschrieben hat den Schuldenzyklus<br />

der Milliardär und Gründer einer<br />

der größten Hedgefonds der Welt<br />

(Bridgewater Associates), Ray Dalio.<br />

In seinem Buch Principles for Navigating<br />

Big Debt Crises beschreibt er anschaulich<br />

die Schuldenzyklen (Abbildung 1).<br />

Diese dauern nach seiner Recherche in der<br />

Regel zwischen 50 und 75 Jahren und können<br />

bis ins Alte Testament nachgewiesen werden.<br />

Seit Tausenden von Jahren wird ein Schuldenzyklus<br />

mit einem Schuldenerlass beendet. Im<br />

Alten Testament war dies im Jahr nach dem<br />

siebten Sabbatjahr (Jubeljahr/Erlassjahr). Somit<br />

wurden alle 50 Jahre die Schulden erlassen.<br />

Auch in der Neuzeit ist der Schuldenerlass<br />

gang und gäbe. So wurde Deutschland<br />

im Februar 1953 die Hälfte der Schulden in<br />

Höhe von 29,7 Milliarden D-Mark erlassen.<br />

2005 gab es einen Schuldenerlass der<br />

G-8-Staaten für etliche afrikanische Staaten,<br />

und in Europa gab es 2012 und 2016 (in<br />

Form einer Umschuldung) den Schuldenerlass<br />

für das zahlungsunfähige Griechenland.<br />

(Hinweis: Die Schulden Griechenlands sind aktuell<br />

wieder auf Rekordniveau und der Schuldenerlass<br />

ist verpufft. Als Mitglied der Euro-Zone<br />

wird Griechenland niemals gesunden!) Ich<br />

gehe von einem großen Schuldenerlass in Zukunft<br />

aus. Für alle! Der Schuldenzyklus endet<br />

immer mit einem großen Crash. Angekündigt<br />

wird dieser von einer steigenden Inflation und


LOGISTIK express 4/<strong>2021</strong> | S66<br />

steigenden Rohstoffpreisen. Der letzte Schuldenzyklus<br />

endete mit dem Ausbruch des<br />

Zweiten Weltkriegs. Danach startete 1945<br />

der aktuell laufende Zyklus. Er ist jetzt im 76.<br />

Jahr und damit einer der längsten der Geschichte.<br />

Kommen wir nun als Nächstes zum<br />

Machtzyklus.<br />

Machtzyklus<br />

»Macht korrumpiert, absolute Macht<br />

korrumpiert absolut.«<br />

Lord Acton<br />

Wer sich die Anzahl der Imperien auf Wikipedia<br />

anschaut, muss ziemlich lange nach<br />

unten scrollen, bis die Liste endet. Imperien<br />

kommen und gehen. Einige Imperien bestehen<br />

für Hunderte von Jahren, andere doch<br />

viel kürzer. Das berühmte Imperium Romanum<br />

und das byzantinische Imperium hatten<br />

beide über 1000 Jahre Bestand. Im Schnitt<br />

vergehen im Lebenszyklus eines Imperiums<br />

zirka 100 Jahre vom Aufstieg bis zum Niedergang.<br />

Gemeinsam war allen Imperien stets<br />

am Anfang ein gedecktes Geldsystem und<br />

die Dominanz ihres Geldes gegenüber anderen<br />

Währungen.<br />

Ein Imperium hatte sozusagen die Weltleitwährung<br />

inne, ob es nun die Römer waren mit<br />

ihrem Denar, Aureus und Solidus, die Byzantiner<br />

mit dem Solidus, die Spanier mit dem Real<br />

oder die Briten mit dem Pfund. Aktuell sind<br />

es die US-Amerikaner mit dem Dollar. Aber<br />

wir sehen allmählich bereits den Wechsel zur<br />

nächsten Supermacht heraufziehen – voraussichtlich<br />

China. Alle Machtzentren begannen<br />

mit einem gedeckten Geldsystem und endeten<br />

mit einem ungedeckten. Wenn das Vertrauen<br />

in das Geld verloren geht, wird auch<br />

das Ende des Systems eingeläutet, weil das<br />

Vertrauen der Menschen in die Elite verloren<br />

geht.<br />

Ray Dalio nennt dies den »Big Cycle«, den<br />

großen Zyklus. Sobald die neue Wirtschaftsmacht<br />

etabliert ist, folgt eine Zeit von Prosperität<br />

und Frieden. Die Wirtschaftsmächte sind<br />

dominierend und stellen die Weltleitwährung.<br />

Deren Gesellschaft gewöhnt sich an stetig<br />

wachsenden Wohlstand und verschuldet sich<br />

daher immer mehr. Dies führt zu Konsum auf<br />

Pump, zu einer Schuldenblase und einem<br />

Aufblähen des Bankensektors sowie zu einer<br />

Inflation bei Vermögenswerten.


Die Zinslast steigt, das Wachstum schwächt<br />

sich ab, die Ungerechtigkeit nimmt zu, die<br />

Schere zwischen Arm und Reich wird stetig<br />

größer, was zu sozialen Spannungen führt.<br />

Transferleistungen nehmen zu, Sozialkosten<br />

explodieren, die Notenbanken erhöhen die<br />

Geldmenge, die wahre Inflation steigt, und<br />

darauf antwortet die Notenbank mit noch<br />

mehr Gelddrucken. Es entstehen weitere Exzesse<br />

und Spekulationsblasen, die schließlich<br />

zum Platzen der Blase führen. Soziale Unruhen<br />

und sogar Krieg können das Resultat sein.<br />

Den Machtzyklus hat Dalio in Abbildung 2 gut<br />

aufgeschlüsselt. Parallel sind neue Länder als<br />

Konkurrenten aufgestiegen und wollen das<br />

Ruder übernehmen. Sie machen der existierenden<br />

Nummer 1 den Platz streitig und wollen<br />

auch das mächtige Privileg der Leitwährung<br />

an sich reißen.<br />

In Abbildung 3 sehen wir die Wirtschaftsmächte<br />

der letzten 500 Jahre in ihrem Auf- und<br />

Abstieg. Zuerst wurde China von den Niederlanden<br />

abgelöst, dann die Niederlande von<br />

Großbritannien und schließlich Großbritannien<br />

von den USA. Der Machtwechsel ging zumeist<br />

mit einem oder mehreren Kriegen einher. Die<br />

Gefahr besteht durchaus auch heute noch.<br />

Einige Theorien gehen davon aus und ziehen<br />

die Vergangenheit als Blaupause für die Zukunftsprognose<br />

heran. Da war es tatsächlich<br />

so, dass große Paradigmenwechsel durch einen<br />

Krieg eingeläutet oder von einem Krieg<br />

begleitet wurden. Auf eine dieser Theorien,<br />

die in dem Buch The Fourth Turning von William<br />

Strauss und Neil Howe publiziert wurde,<br />

habe ich in meinem neuen Buch („Die größte<br />

Chance aller Zeiten“) ein ganzes Kapitel verfasst.<br />

(MF)<br />

Marc Friedrich ist sechsfacher Bestsellerautor,<br />

Finanzexperte, Redner, Vordenker,<br />

Freigeist und Gründer der Honorarberatung<br />

Friedrich Vermögenssicherung<br />

GmbH. Sein neuer Bestseller: Die größte<br />

Chance aller Zeiten - Was wir aus der Krise<br />

lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögenstransfer<br />

der Menschheit profitieren.<br />

Mehr unter: https://friedrich-partner.de<br />

YouTube: https://www.youtube.com<br />

Twitter und Instagram: MarcFriedrich7


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