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DVS_Bericht_374LP

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Bevor jedoch der Abbau und die Gewinnung kritischer Metalle vom Tiefseeboden erfolgen kann, ist eine genaue<br />

Exploration erforderlich, um wirtschaftlich rentable Vorkommen zu identifizieren und Abbautechniken müssen getestet<br />

und optimiert werden.<br />

Da Mn- Knollen entweder auf dem Meeresboden oder in den oberen 20 cm der Sedimente liegen, können sie ähnlich<br />

wie Kartoffeln auf dem Feld mit Hilfe eines Kollektorfahrzeugs mit einem mechanischen oder hydraulischen Aufnahmemechanismus<br />

geerntet werden [4] [5]. Im Kollektor wird das Sediment von den Knollen entfernt, die dann auf eine<br />

bestimmte Größe zerkleinert und in eine Pufferkammer am unteren Ende des vertikalen Steigrohrsystems gepumpt<br />

werden. Konsortien aus Südkorea, Indien, China und Europa (Bild 3) haben mehrere dieser Komponenten bis zu<br />

einem halbindustriellen Niveau entwickelt. Der vertikale Transport der Knollen erfolgt entweder mit Zentrifugalpumpen<br />

oder mit Lufthebern. Die Fortbewegung des Kollektors auf dem Meeresboden erfolgt bei den meisten Bergbaumaschinen<br />

über ein Raupenfahrwerk. Das Übertage-Bergbauschiff versorgt alle Unterwassersysteme mit Strom und<br />

steuert sie, außerdem beherbergt es Kapazitäten für die Erzaufnahme, die Lagerung und den Umschlag von Schiff<br />

zu Schiff.<br />

Bild 3. Manganknollenkollektor-Prototyp Patania II (GSR-DEME https://www.deme-group.com/news/deep-seabed-mining-robotpatania-ii-successfully-reconnected-mission-continues),<br />

der im Frühjahr 2021 begleitet durch Umweltuntersuchungen des JPI<br />

Oceans Projektes MiningImpact https://miningimpact.geomar.de/ in der CCZ getestet wurde<br />

Fe-Mn-Krusten sind wesentlich schwieriger abzubauen als Mn-Knollen, da sie fest mit dem Gesteinssubstrat der<br />

Hänge von Seebergen verbunden sind [6]. Bisher wurde kein Machbarkeitskonzept für den Abbau von FeMn-Krusten<br />

und keine entsprechende Technologie entwickelt, die in naher Zukunft an Seebergen eingesetzt werden könnte. In<br />

bisher entwickelten Konzepten für Massivsulfid-Abbau werden Förderwerkzeuge am Meeresboden sowie Steig- und<br />

Hebesysteme eingesetzt, die von der Offshore-Öl- und -Gastechnologie sowie dem Bergbau an Land inspiriert<br />

sind [7].<br />

4 Mögliche Umweltfolgen und soziale Auswirkungen von Tiefseebergbau<br />

Trotz aller wirtschaftlichen Interessen und scheinbaren Vorzüge von Tiefseebergbau ist es in der Anfangsphase<br />

dieser neuen Industrie wichtig, die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Tiefseebergbaus zu bedenken, und<br />

wie diese minimiert werden können, sollte der Abbau mineralischer Rohstoffe in der Tiefsee in Zukunft in industriellem<br />

Maßstab stattfinden. Dabei sind die möglichen Folgen spezifisch für den jeweiligen Rohstofftyp, sein Vorkommen<br />

und die eingesetzte Abbautechnologie (Bild 4). Während bereits über Jahrzehnte zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zu möglichen ökologischen Folgen am Meeresboden und in der Wassersäule insbesondere von Manganknollenabbau<br />

durchgeführt wurden (z.B. MiningImpact https://miningimpact.geomar.de/; [8] [9] [10]), wurde der<br />

mögliche Ausstoß von Treibhausgasen durch Tiefseebergbau bisher kaum einbezogen [11], ebenso wie mögliche<br />

soziale und wirtschaftliche Folgen [3].<br />

Manganknollen befinden sich lose im und auf dem Sediment der Tiefsee-Ebenen der Ozeane in einer Umgebung,<br />

die durch hohen Druck, niedrige Temperaturen und eine sehr langsame Dynamik (bio)geochemischer Prozesse gekennzeichnet<br />

ist [4] [5]. Die Knollen dienen als Lebensraum für eine Vielzahl sessiler und mobiler Organismen (z. B.<br />

4 <strong>DVS</strong> 374<br />

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