07.12.2021 Aufrufe

Kindergesundheit

Lebensfreude auch mit eingeschränkter Gesundheit! Ob streng abgestimmte Diät, tägliche Insulinüberprüfung oder routinemäßige Spitalaufenthalte - Kinder zeigen uns, wie trotz allem Lebensfreude möglich ist. Weil aber alle Kinder ganz eigene Bedürfnisse haben, gilt es, diese zu verstehen und zu unterstützen.

Lebensfreude auch mit eingeschränkter Gesundheit!

Ob streng abgestimmte Diät, tägliche Insulinüberprüfung oder routinemäßige Spitalaufenthalte - Kinder zeigen uns, wie trotz allem Lebensfreude möglich ist. Weil aber alle Kinder ganz eigene Bedürfnisse haben, gilt es, diese zu verstehen und zu unterstützen.

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VORWORT<br />

FOTO: UNSPLASH<br />

Wie können wir Kindern mit seltenen<br />

Erkrankungen das Leben erleichtern?<br />

Hypersalivation, Sialorrhö, Spinale Muskelatrophie oder auch Myopie und Transition –<br />

kaum mit seltenen und chronischen Erkrankungen in Berührung gekommen, ist man<br />

auch gleich mit Fachbegriffen der Extraklasse konfrontiert.<br />

Die Kinder, die von all den<br />

genannten Krankheiten<br />

betroffen sind, denken<br />

über ihre fremdartigen<br />

Bezeichnungen kaum nach.<br />

Viel wichtiger für sie sind –<br />

neben den lästigen Herausforderungen, die<br />

eine Erkrankung mit sich bringt – die alltäglichen<br />

Dinge: Es gilt Hausaufgaben zu erledigen,<br />

Geburtstage zu feiern, Videogames<br />

oder Fußball zu spielen, mit Freund:innen<br />

zu chatten und vieles mehr…<br />

Sie wünschen sich wie alle anderen<br />

Kinder beständige und liebevolle Beziehungen.<br />

Sie wollen sich als wertvolles Familienmitglied<br />

fühlen. Struktur und Sicherheit<br />

ist ihnen wichtig. Und das Streben danach,<br />

neue Erfahrungen zu machen, trägt wie<br />

bei allen anderen jungen Menschen zum<br />

Gefühl der Eigenverantwortung, Autonomie<br />

und Unabhängigkeit bei. Sie brauchen<br />

Freundinnen und Freunde und wollen doch<br />

einfach nur „normal“ sein.<br />

Hinzu kommt, dass diese Kinder mit den<br />

schwer auszusprechenden Diagnosen nach<br />

außen trotzdem „normal“ wirken, weil eine<br />

seltene Erkrankung manchmal kaum sichtbar<br />

ist für andere. Das heißt, nicht immer<br />

weiß die Umgebung Bescheid.<br />

In Österreich sind etwa 197.000 Kinder im<br />

Schulalter von einer chronischen Erkrankung<br />

betroffen. Dazu gehören allgemein<br />

bekannte Krankheiten, wie Asthma, Diabetes<br />

oder Epilepsie, und weniger bekannte,<br />

wie das juvenile (kindliche) Rheuma, die<br />

Zystische Fibrose und genetische Syndrome.<br />

Diese Erkrankungen können angeboren<br />

sein oder im Laufe der Zeit auftreten.<br />

Darunter fallen auch die sogenannten<br />

„Seltenen Erkrankungen“. Als „selten“<br />

wird eine Krankheit gemäß EU-Definition<br />

dann bezeichnet, wenn sie bei bis zu fünf<br />

von 10.000 Einwohner:innen auftritt. Über<br />

30.000 Krankheiten kennt die Medizin bislang,<br />

rund 8.000 davon fallen per Definition<br />

Caroline Culen<br />

Klinische und<br />

Gesundheitspsychologin<br />

Geschäftsführerin<br />

Österreichische<br />

Liga für Kinder- und<br />

Jugendgesundheit<br />

FOTO: KINDERLIGA/JANA MADZIGON<br />

unter den Begriff „Seltene Erkrankung“. In<br />

Österreich sind zirka 400.000 Menschen von<br />

einer seltenen Erkrankung betroffen – mindestens<br />

die Hälfte davon sind Kinder, von<br />

Neugeborenen bis zu jungen Erwachsenen.<br />

Das Leben der von diesen komplizierten<br />

Termini betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />

kann auch in leicht verständlicher<br />

Sprache beschrieben werden: häufige<br />

Spitalbesuche, spezielle Ernährung, regelmäßige<br />

Medikamenteneinnahme, tägliche<br />

Physiotherapie und oft auch gekonnter<br />

Umgang mit technischen Hilfsmitteln wie<br />

Insulinpumpen, Rollstühle, Sonden aller<br />

Art oder Beatmungsgeräte.<br />

Die Diagnose einer seltenen Erkrankung<br />

bringt neben den körperlichen auch soziale<br />

und emotionale Herausforderungen mit<br />

sich – für die Kinder selbst, aber auch für<br />

die gesamte Familie: Sorgen und Ängste<br />

sind ständige Begleiterinnen. Finanzielle<br />

Hürden, die Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie sowie unzureichende Inklusion<br />

bleiben alltägliche Probleme. Es ist nach<br />

wie vor so, dass Familien besonders mit<br />

letzterem Punkt zu kämpfen haben. Soziale<br />

Akzeptanz und Teilhabe kosten viele Bemühungen;<br />

und dennoch sind Lebensfreude<br />

und Lebenswille bei vielen betroffenen<br />

Kindern ungebrochen.<br />

Hierbei stellt sich die Frage, wie es gelingen<br />

kann, mit einer seltenen Erkrankung<br />

möglichst gut zu leben.<br />

Ein erfülltes Leben hängt weniger von<br />

einer Diagnose ab, als davon, wie die oder<br />

der Einzelne aber auch wir alle als Gesellschaft<br />

mit einer Erkrankung umgehen.<br />

Auf der individuellen Ebene hängt viel<br />

von den jeweiligen Belastungen ab, die bei<br />

jedem Kind und in jeder Familie zu einem<br />

ganz spezifisch gemixten Situations-Cocktail<br />

führen.<br />

Die Krankheitsbewältigung, auch<br />

Krankheitsverarbeitung oder „Coping“,<br />

zeigt sich in dem Bemühen, Belastungen<br />

durch die Krankheit über die Gefühls- und<br />

Verstandesebene zu verarbeiten und/oder<br />

durch zielgerichtetes Handeln aufzufangen,<br />

auszugleichen und zu meistern. Die<br />

Psychologie spricht hierbei von unterschiedlichen<br />

Coping-Strategien: vom<br />

verleugnenden, sinnsuchenden oder auch<br />

aktiven Bewältigungsstil, aber auch von der<br />

Bewältigung durch soziale Unterstützung<br />

und Einbindung.<br />

Gleichzeitig darf man sich die Bewältigung<br />

nicht als einmaligen Event vorstellen,<br />

sondern als andauernden Prozess. Sie läuft<br />

zeitlich einmal schneller und ein anderes<br />

Mal sehr langsam ab und beginnt meist<br />

mit Verleugnung („Ich glaub‘ das nicht.“),<br />

macht weiter mit Aggression („Schuld<br />

daran ist nur...“), Depression und Trauer<br />

(„Es hat alles keinen Sinn mehr...“), geht<br />

über ins Verhandeln („Vielleicht gibt es ja<br />

eine Chance...“) und endet im besten Fall<br />

bei der Akzeptanz („Wie können wir das<br />

Beste daraus machen?“). Manchmal kann<br />

es diesbezüglich in Familien zu Konflikten<br />

kommen, weil jedes Familienmitglied sein<br />

eigenes Tempo bei der Diagnosebewältigung<br />

an den Tag legt.<br />

Zu bedenken ist außerdem, dass betroffene<br />

Kinder oft erst in der Pubertät mit<br />

ihrer Krankheitsbewältigung beginnen. Die<br />

verständnisvolle Begleitung durch stabile<br />

Bezugspersonen (Familie, Freundinnen/<br />

Freunde, Expert:innen) kann dabei Wunder<br />

wirken.<br />

Alle Kinder wünschen sich Akzeptanz,<br />

Anteilnahme und Rücksichtnahme bei<br />

gleichzeitigem „Für-Voll-Genommen-Werden“.<br />

Alle Eltern wünschen sich, dass ihre<br />

Kinder eine möglichst unbeschwerte Kindheit<br />

und Jugend erleben.<br />

Es braucht in jedem Fall das allgemeine<br />

Verständnis in unserer Gesellschaft, dass<br />

Kinder und Jugendliche von einer Vielzahl<br />

an Erkrankungen betroffen sein und<br />

dennoch am Alltag teilnehmen können.<br />

Hinweise zu vielen<br />

verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

wie Patient:innenvertretungen<br />

und<br />

Selbsthilfegruppen<br />

finden sich in dieser<br />

Ausgabe der <strong>Kindergesundheit</strong>,<br />

aber<br />

auch auf<br />

www.kinderjugend<br />

gesundheit.at<br />

Industry Manager Health & Content Strategist: Paul Pirkelbauer Content and Production Manager: Viktoria Pisker, BA Lektorat: Sophie Müller, MA Layout: Juraj Príkopa Managing Director: Bob Roemké Medieninhaber: Mediaplanet GmbH,<br />

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Kontakt bei Mediaplanet: Tel: + 01 236 34 38 0 E-Mail: hello-austria@mediaplanet.com ET: 7.12.2021<br />

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