Januar 2022 - coolibri
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INTERVIEW<br />
Wiewaren dieArbeitenzum neuenAlbum?WelcheThemensindeingeflossen–auch<br />
Corona?<br />
Ja,natürlich. DieCorona-Situationhat unsalleextremverändert undjeder<br />
hatdavon gelernt, positivwie negativ. Ichhabedas Album genauindiesemZeitraumgeschrieben.Der<br />
Prozess war somitwie eine ArtTherapie.<br />
Wenn ichdas nichtgehabthätte,weißich auch nicht, wasich dann gemacht<br />
hätte. Aber generell wareseinsder schwierigstenund herausforderndstenJahre<br />
überhaupt, mitvielenschwierigen Themen.Genau diese<br />
Intensität kann mandem Albumauch anmerken,auch dass es polarisiert<br />
undunterschiedlicheStimmungeneinfängtund sehr emotionalist.Umso<br />
stärker binich aber nunund spüre einneuesLeben.Wie einErwachenvollerLust.<br />
Diemeisten Songssindper Zoom-Meetingsmit meinen Teams<br />
aus London undLos Angelesentstanden, teilweisewegender Zeitverschiebungdann<br />
sogarbis 3Uhr morgens, wassehranstrengend war.<br />
„Doll“ istdas ersteLied, dasich mitmeinemSohnIggi geschriebenhabe.<br />
Eigentlich haben wir bisher nichtmiteinander geschrieben,auch wenn ich<br />
häufigerschon darangedacht habe. Seit zwei Jahrenschreibt<br />
er fürriesige Dance-Künstler, vondenen ichteilweise nicht<br />
maldie Namenkenne,weilesnicht ganz mein persönlicher<br />
Geschmackist.Aberhierhaben wir erstmaliggemeinsam was<br />
gemacht,dabei dachte ichzuvor,wir wären musikalisch zu unterschiedlich.<br />
Aber genaudiese Gegensätze sind manchmal<br />
gutfür Kreativität.Wir hatten so viel Spaß undeshat so gut<br />
funktioniert. Nunsindsogar vier Songsmit ihm aufdem Album.<br />
Ichkomme generell beim Songschreiben, egal mitwem,immer mit<br />
vielen eigenen Ideenund tauschemichdann mitanderenaus,damitesetwaspoppigerund<br />
moderner wird, weil ichetwas „Old School“und folkig<br />
bin.<br />
Außerdem gibt es einenDuettpartner!<br />
Genau,Daniel Powter.Wir kennen unsauch vomZoom-Songwriting, weil<br />
wirbeide als Songwriterbei BMGunter Vertragsind. Ichwolltegerne neue<br />
Zusammenarbeitenausprobierenund er wurde mir empfohlen. Dann habenwir<br />
denSong„Brave“ geschriebenund sinddanachimKontakt geblieben.<br />
Mirwurde außerdem vorgeschlagen, dass einFeature aufdem Album<br />
gut wäre.Ich hatteihn dann im Kopf underhat zugesagt.<br />
ImletztenJahr hast du wassehrVerrücktesgemacht –duwarst alsAdele<br />
verkleideteKandidatinbei „Big Performance“.<br />
Richtig. Ichwurde vondem Sender eingeladen.RTL hatsichbei mir gemeldetund<br />
gesagt,esgibtein Projekt, beidem siesichmichgut vorstellen<br />
können.Vieleslehne ichnämlich ab,weilich mich darin nichtsehe. Alsich<br />
„Esgibt immerwiederMomente,<br />
in denen<br />
ich lieber in einer<br />
Spießerfamilie groß<br />
geworden wäre.“<br />
dann aber gehört habe, um wasesgingund ichauch noch Adeleimitieren<br />
sollte,bin ichhochgesprungenund habesofort„Ja“gesagt. Daswar eine<br />
richtige Ehre,weilAdele-Songs schwer zu singen sind undRTL meinte,sie<br />
könnten sich nurmich dafür vorstellen. Ich liebe Adele – „Easy on me“ lief<br />
auch,als ichimKrankenhaus war, hoch undrunter. Deswegenwar ich<br />
auch sehr nervös,abereswar am Ende eine tolleGeschichte.<br />
Kelly-Family-News gibtesauchnoch. Eine neue Weihnachts-EP,nächstes<br />
Jahr einWeihnachtsalbum und eine Tour,allerdingsohneAngelo. Istdie<br />
oftwechselnde Besetzunganstrengend oder schonRoutine?<br />
Mittlerweile hatman sich dran gewöhnt.Ich binvon Anfang an immer dabeigewesenund<br />
werdeesauch immer bleiben,wennmeine Gesundheit<br />
es erlaubt. Es istimmer einbisschenanders undman musssichein bisschen<br />
umstellen, aber manmussauch einfachrespektieren, wenn jemand<br />
eine Auszeitbraucht oder einanderes Projektmachenmöchte. Das Gute<br />
daranist nämlich,dasswir überhauptdie Freiheit haben,soetwas machen<br />
zu können.Der Fokusliegt nichtnur aufeiner Person.<br />
Wenn Chris Martin vonColdplayfehlt, istesnicht mehr Coldplay.Das<br />
istbei unsals Familienband anders undein Vorteil.<br />
Gibt es Momente, in denendudir einkonventionelleresLeben<br />
gewünschthättest?<br />
Klar,esgab Momenteund gibtsie auch immer wieder,indenenich<br />
lieber in einerSpießerfamiliegroßgeworden wäre.<br />
Dann denkeich,wie crazydiese Familieist unddassdie mich allemal<br />
können,aberdas sind kleine Momenteund ichwürde niemals tauschen.<br />
UmgekehrtwünschensichkonventionellereFamilien ja vielleicht auch mal<br />
etwasmehrVerrücktheit. MeinMann isteherbodenständig, wasich dann<br />
auch mitihm totalgenieße undbrauche.<br />
Du bist nunAnfang50–hast du noch Träume?<br />
Immer. Ichhabedas Gefühl, dass ichmichjetzt viel besser kenne,besser<br />
weiß, wasich willund wasnicht undmichbesseräußernkann.Ich bin<br />
selbstdefinierter.Wichtig istfür mich,dassmeinMann undmeine Kinder<br />
glücklich undgesundsind. Solang habeich Zeit für mein Soloprojekt,Kelly<br />
Familyläuft ja schon, darauf freue ichmichauch weiterhin.Mit meiner Solomusik<br />
würde ichgerne noch mehr Menschenerreichen, weil es mich so<br />
viel Arbeit kostet.Das wäre toll.„OneMoreYear“ war 2019 daserste Album,<br />
beidem ichauch wirklich sagenkann,das binich.Alsowünsche ich<br />
mir,dassdas nunmit „Unbreakable“soweitergeht. Ansonstenwünsche<br />
ichmir für<strong>2022</strong>nur Gesundheit,Gesundheitund Gesundheit,daich zwar<br />
wieder arbeite,abernochnicht auf100 Prozentbin.<br />
Mitihren Geschwistern undder Band TheKelly Familygehörte Patricia zu dengrößten musikalischenPhänomenen der90er.<br />
Fotos (2): Sandra Ludewig<br />
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