23. Jänner 2022
- Pläne für Kaiser-Museum in Grazer Burg - 80 Millionen Euro für Grazer Härtefälle - Historische Luftbilder veröffentlicht - Hart bei Graz leidet unter Südumfahrung - Neue Lokale für die Szene 2022
- Pläne für Kaiser-Museum in Grazer Burg
- 80 Millionen Euro für Grazer Härtefälle
- Historische Luftbilder veröffentlicht
- Hart bei Graz leidet unter Südumfahrung
- Neue Lokale für die Szene 2022
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2 die seite zwei<br />
www.grazer.at <strong>23.</strong> JÄNNER <strong>2022</strong><br />
E D I T O R I A L<br />
von<br />
Tobit<br />
Schweighofer<br />
✏ tobit.schweighofer@grazer.at<br />
Die lauten<br />
Hilferufe der<br />
Ungehörten<br />
D<br />
as Recht zu demonstrieren<br />
gehört zu den<br />
Grundfesten unserer<br />
demokratischen Gesellschaft.<br />
Dieses Recht wurde in den<br />
letzten Tagen allerdings in<br />
außergewöhnlichem Maße<br />
strapaziert. Alleine in dieser<br />
Woche wurde die Innenstadt<br />
sechsmal lahmgelegt. Am<br />
Mittwoch musste die Herrengasse<br />
unangemeldet gesperrt<br />
werden, danach protestierten<br />
wütende Impfgegner per<br />
Autokorso gegen die Corona-<br />
Maßnahmen. Am Donnerstag<br />
stiegen Maturanten auf die<br />
Barrikaden, am Freitag hat man<br />
die autofreie Merangasse<br />
thematisiert und am Samstag<br />
ging es überhaupt gleich<br />
zweimal um Corona. Die<br />
Menschen, die an diesen<br />
Veranstaltungen teilnehmen,<br />
sind zum Großteil weder Spinner<br />
noch Querulanten. Sie wissen<br />
sich schlicht und einfach nicht<br />
mehr zu helfen, können sich aus<br />
ihrer Sicht kein Gehör für ihre<br />
Anliegen verschaffen. Und das in<br />
einer Zeit, in der es in den<br />
sozialen Netzwerken lärmt wie<br />
noch nie zuvor. Dort scheint es<br />
so laut zu sein, dass man sein<br />
eigenes Wort nicht mehr versteht<br />
und deshalb auf die Straße gehen<br />
muss. Die Politik muss diese<br />
Proteste unbedingt ernst<br />
nehmen. Für diese Leute ist es<br />
egal, dass wir uns in einem der<br />
reichsten Länder mit der besten<br />
Lebensqualität und einer der<br />
stabilsten Demokratien befinden.<br />
Sie fühlen sich nicht gehört<br />
und nicht verstanden. Und<br />
darüber sollte man dringend<br />
nachdenken.<br />
Tobit Schweighofer, Chefredakteur<br />
SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ...<br />
... Robert Stachel<br />
von „maschek.“<br />
Als Teil der Gruppe<br />
„maschek.“ bringt<br />
Robert Stachel seit über<br />
zwei Jahrzehnten die<br />
Österreicher zum Lachen.<br />
Ein Gespräch über<br />
terminfreie Sonntage<br />
und Politiker, die Humor<br />
beweisen wollen.<br />
Das Sonntagsfrühstück<br />
von Robert Stachel fällt<br />
normalerweise sehr<br />
üppig aus. ELLI KARGL<br />
Herr Stachel, was kommt denn bei Ihnen am<br />
Sonntag auf den Frühstückstisch?<br />
An einem typischen Sonntag frühstücke ich mit meinen<br />
Kindern und meiner Frau, da kommt dann alles<br />
Mögliche auf den Tisch. Da haben wir ein mittleres<br />
Buffet, weil jeder etwas anderes möchte. Zum Beispiel<br />
Marmelade, Eier, Semmerl, Weißwürste, Käse.<br />
Wie sieht nach dem Frühstück Ihr perfekter<br />
Sonntag aus?<br />
Das kann man schwer sagen, auf jeden Fall keine<br />
Termine. Ich versuche, möglichst keine Auftritte an<br />
Sonntagen zu haben. Der perfekte Sonntag ist faul.<br />
Außerdem zeichnen wir am Montag die Sendung<br />
auf, da muss man ausgeruht sein.<br />
Sie spielen nächstes Wochenende mit maschek. in<br />
Graz, was gefällt Ihnen besonders gut an der Stadt?<br />
Graz ist wunderbar, ich bin immer gerne hier. Es<br />
ist meistens schönes Wetter, auch wenn es in Wien<br />
schlecht ist. Graz ist neben Wien die einzige Stadt, in<br />
der ich mir vorstellen könnte zu wohnen. Ich bin ein<br />
echter Graz-Liebhaber.<br />
Bei Ihrem aktuellen Programm handelt es sich<br />
um einen Jahresrückblick auf 2021, was war denn<br />
Ihr Highlight im vergangenen Jahr?<br />
Ein negatives Highlight war, dass die Pandemie doch<br />
noch nicht vorbei war. Aber dass unsere Tournee<br />
stattfindet und die Leute kommen und Schlange<br />
stehen und sich extra testen gehen lassen und Maske<br />
tragen, das macht einen schön demütig. Dass die<br />
Leute unter diesen Umständen kommen, freut mich<br />
wahnsinnig, das ist mein Stimmungshighlight des<br />
Jahres. Politisch war das Drei-Kanzler-Jahr außergewöhnlich.<br />
Sebastian Kurz hat gewirkt, als säße er<br />
sehr fest im Sattel; dass es ihn ausgehoben hat, war<br />
eine Überraschung. Kurz war für maschek. natürlich<br />
eine dankbare Figur. Dass er uns jetzt nicht erhalten<br />
bleibt, ist aus Parodie-Sicht ein Verlust. Politisch äußere<br />
ich mich zu ihm nicht.<br />
Welcher Person haben Sie am liebsten eine neue<br />
Stimme gegeben?<br />
Meine Top drei: Alexander Van der Bellen, er ist<br />
ein absoluter Favorit von mir, in den kann man sich<br />
toll hineindenken. Auch Angela Merkel habe ich<br />
sehr gerne gemacht, die ist heuer auch noch im Programm.<br />
Und als drittes Pamela Rendi-Wagner. Es<br />
gibt so maschek.-Persönlichkeiten. Da geht es gar<br />
nicht so sehr um eine Parodie, sondern darum, den<br />
Leuten quasi eine Persönlichkeit zu unterstellen, wo<br />
die Menschen dann irgendwann sagen, „Ich glaube,<br />
die ist wirklich so“. Eigentlich ist das ja böse von uns,<br />
aber mir gefällt das immer.<br />
Hat sich schon mal jemand, den Sie synchronisiert<br />
haben, bei Ihnen beschwert?<br />
Die Politiker nicht, da muss man eher aufpassen,<br />
dass sie einen nicht vereinnahmen. Weil natürlich<br />
jeder Politiker zeigen möchte, dass er Humor hat.<br />
Ich glaube, die Blöße gibt sich keiner. Trotz allem ist<br />
es ein gutes Zeichen, dass wir in einem Land leben,<br />
wo das funktioniert. Es gibt immer mehr Länder, in<br />
denen man als Satiriker ein unsicheres Leben führt.<br />
Wie sieht denn der kreative Prozess beim Erstellen<br />
eines Videos aus?<br />
Mein Kollege Peter Hörmanseder sichtet am Sonntag<br />
die Nachrichten der letzten Woche. Am Montag<br />
machen wir uns gemeinsam an die Dialoge und<br />
finden eine Schlusspointe. Vom Entwurf bis zur Aufzeichnung<br />
hat man dann einen Nachmittag Zeit.<br />
JULIAN BERNÖGGER<br />
Robert Stachel, geboren 1972 in Wiener Neustadt,<br />
studierte Politik- und Kommunikationswissenschaft<br />
in Wien und Berlin. Seit 2006 hauptberuflich<br />
Drüberredner bei der Mediensatiregruppe maschek.<br />
Lebt und arbeitet in Wien und Klosterneuburg.