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technik trends<br />

Kühler Kopf<br />

und warme Füße<br />

_ Mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs entstehen neue<br />

Anforderungen an die Klimatisierung, denn der Energiebedarf zum<br />

Kühlen und Heizen reduziert die Reichweite enorm. Doch Klimakomfort<br />

und Fahrsicherheit müssen auch bei Hybrid- und E-Fahrzeugen<br />

gewährleistet sein, sagen die Thermomanagementexperten bei Behr.<br />

V ereiste<br />

oder beschlagene<br />

Scheiben sind ein ernstzunehmendes<br />

Sicherheitsrisiko,<br />

dem sich jedoch mit einer wirkungsvollen<br />

Fahrzeugheizung<br />

begegnen lässt. Bei Automobilen mit<br />

Verbrennungsmotor ist dies für gewöhnlich<br />

kein Problem. Bei Hybridfahrzeugen<br />

jedoch – gleichgültig ob Mild- und Full-<br />

Hybrid – steht für die Heizung deutlich<br />

weniger Motorabwärme zur Verfügung,<br />

was demnach auch deutlich weniger<br />

Heizleistung bedeutet. „Bei einem reinen<br />

Elektrofahrzeug fällt die Abwärme des<br />

Verbrennungsmotors sogar ganz weg und<br />

die geringe Abwärmemenge des elektrischen<br />

Antriebsstrang reicht bei weitem<br />

nicht aus, um Komfort und Sicherheit<br />

bieten zu können“, berichtet Dr. Markus<br />

Wawzyniak, Leiter Vorentwicklung Klimatisierung<br />

beim Stuttgarter Thermomanagement-Spezialisten<br />

Behr.<br />

Aus diesem Grund benötigen E-Mobile<br />

und Hybridfahrzeuge eine Zusatzheizung.<br />

Das alleinige Heizen mit einem<br />

Hochvolt-PTC-Zuheizer ist für den Experten<br />

allerdings keine Lösung, da dessen<br />

Energiebedarf ja aus der Batterie gedeckt<br />

werden müsste, was die Reichweite des<br />

Fahrzeugs inakzeptabel stark reduzieren<br />

würde. Die Thermomanagement-Spezialisten<br />

bei Behr befassen sich daher schon<br />

seit geraumer Zeit mit praktikablen Lösungen,<br />

um diese Probleme zu lösen.<br />

18 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. <strong>11</strong>-<strong>20<strong>11</strong></strong><br />

Energieströme im E-Fahrzeug<br />

Dazu haben Wawzyniak und sein Team<br />

die Energieströme eines rein elektrisch<br />

angetriebenen Fahrzeugs bei exakt definierten<br />

Rand- und Betriebsbedingungen<br />

ermittelt: Bei einer Außentemperatur<br />

von minus 15 Grad Celsius (°C) und<br />

einem hundertprozentigen Frischluftbetrieb<br />

mit einem Luftmassenstrom von<br />

fünf Kilo je Minute (kg/min) ist bei einer<br />

Fahrgeschwindigkeit von Tempo 18,3<br />

(= Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtzyklus<br />

(ECE) im Neuen Europäischen Fahrzyklus<br />

(NEFZ)) eine elektrische Leistung von<br />

rund 2,5 Kilowatt (kW) notwendig.<br />

Um jedoch eine Innenraumtemperatur<br />

von 22 °C aufrecht zu erhalten, ist den Experten<br />

zufolge mit 4,5 Kilowatt (kW) aber<br />

eine nahezu doppelt so hohe Leistung erforderlich.<br />

„Der Elektromotor und die Leistungselektronik<br />

geben nur etwa 0,4 kW<br />

Abwärme ans Kühlmittel ab, es besteht<br />

also ein Heizleistungsdefizit von rund<br />

vier kW, das nur von der Batterie gedeckt<br />

werden kann“, erläutert Wawzyniak. Die<br />

daraus resultierende Reichweitenreduzierung<br />

sei aber völlig inakzeptabel. „Je höher<br />

der Grad der Elektrifizierung des Fahrzeugs,<br />

desto wichtiger ist es, den Heizleistungsbedarf<br />

durch passive und aktive Maßnahmen<br />

zu reduzieren“, sagt Wawzyniak.<br />

Als passive Maßnahmen bezeichnet<br />

der Experte die Reduzierung der Wärme-<br />

Hybrid- und Elektrofahrzeuge verlangen<br />

spezielle Lösungen beim Thermomanagement.<br />

Vor allem das Heizen und Klimatisieren ist<br />

eine Herausforderung. Foto: Toyota<br />

verluste an der Karosserie sowie der thermischen<br />

Massen im Innenraum – Hausaufgaben,<br />

die der Fahrzeughersteller erledigen<br />

muss. Die aktiven Maßnahmen, etwa das<br />

Heizen mit Hilfe von Wärmepumpen und<br />

elektrischen Zuheizern, indes gehörten zu<br />

den Kernkompetenzen von Behr.<br />

Vielversprechend:<br />

die Wärmepumpe<br />

Eine Wärmepumpe bietet laut Wawzyniak<br />

– verglichen mit anderen Heizsystemen<br />

für Hybrid- und Elektrofahrzeuge – die<br />

besten Voraussetzungen für einen hohen<br />

Wirkungsgrad, zudem verringere sich damit<br />

die Reichweite des Fahrzeugs am wenigsten.<br />

Die Funktion der Wärmepumpe<br />

kann dem Experten zufolge der modifizierte<br />

Kältemittelkreislauf einer herkömmlichen<br />

Klimaanlageanlage übernehmen:<br />

„Schließlich funktioniert eine Wärmepumpe<br />

wie eine Klimaanlage, nur umgekehrt.“<br />

Die Abbildungen auf der nächsten Seite<br />

zeigen schematisch die Verschaltung einer<br />

Luft-/Luft- beziehungsweise Luft-/Kühlmittel-Wärmepumpe<br />

mit den Funktionen:<br />

• Heizen im Winter,<br />

• Enteisen des Außenwärme-<br />

übertragers,<br />

• Entfeuchten der Innenluft,<br />

• Klimabetrieb im Sommer.<br />

Heizen und enteisen<br />

Das im Kompressor verdichtete und erhitzte<br />

Kältemittelgas gibt seine Wärme<br />

im Heizer, laut Wawzyniak „funktional<br />

ein Kondensator“, an die Innenraumluft<br />

ab und verflüssigt sich dabei. Anschließend<br />

gelangt es über ein Drosselorgan<br />

und ein Schaltventil in den an<br />

der Fahrzeugfront montierten Außenwärmeübertrager<br />

(„funktional ein Verdampfer“).<br />

Nach der Drossel liegt die Kältemitteltemperatur<br />

zirka fünf Kelvin (K)<br />

unterhalb der Außenlufttemperatur.<br />

„Nur deshalb kann das Kältemittel die<br />

zum Verdampfen nötige Wärme von<br />

der Außenluft überhaupt aufnehmen“,<br />

erklärt der Fachmann. Nach dem Verdampfen<br />

im Außenwärmeübertrager<br />

gelangt das Kältemittelgas über den<br />

Kältemittel-Akkumulator wieder in den<br />

Kompressor – der Kältemittelkreislauf ist<br />

damit geschlossen.<br />

Bei hoher Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig<br />

niedrigen Außentemperaturen<br />

kann jedoch der Außenwärme-übertrager<br />

im Heizbetrieb vereisen. „Da dessen<br />

Betriebstemperatur immer rund fünf K<br />

unter der Außentemperatur liegt, besteht<br />

die Vereisungsgefahr schon bei Außentemperaturen<br />

von fünf Grad Celsius.

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