BIBER 03_22 Ansicht
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Um kurz nach halb zehn
füllt sich der Parkplatz
schlagartig. Plötzlich
versammeln sich
immer mehr Menschen
links und rechts vom Catwalk – also
der Strecke, auf der die Autos vorfahren,
eins nach dem anderen: Ob
Mercedes CLS, 5-er BMW, VW Golf
3 Cabrio oder ein Audi A4 mit einem
albanischen Adler auf der Kühlerhaube
– hier sieht man alles quer durch
die Bank. Was sie alle verbindet: Viel
Rauch, viel Reifenquietschen, lauter
Auspuff, Kickdown. Und wieder von
vorn. Der Catwalk ist eindeutig das
Highlight des Abends. Die Meute
jubelt und applaudiert den vorbeifahrenden
Protzern. Das Geschehen
filmen sie mit ihren Handys, jeder will
in die erste Reihe, von hier hat man
den besten Blick.
„PASS AUF, SONST
KASSIERST DU!“
Es ist ein Freitagabend im Februar am
Kahlenberger Parkplatz. Es ist dunkel,
es ist laut, es ist kalt und windig. Wie
fast jedes Wochenende versammeln
sich hier junge Mitglieder der Tuning-
Szene aus Wien und Umgebung. Über
Telegram-Gruppen und Instagram-Seiten
vernetzen sich jene, die ihre Autos
hier präsentieren wollen, und die, die
einfach nur als Zuschauer:innen vor
Ort sind.
Immer wieder liest man in Tageszeitungen
Schlagzeilen wie „Wiener
Polizei sprengt Tuning-Treffen am
Kahlenberg“ oder „Auto-Freaks randalieren
am Kahlenberg“ oder „Polizei
löst illegales Treffen der Tuning-Szene
auf“. Mal seien es 200, mal 300 junge
Erwachsene, die dort ihren Freitagabend
verbringen. Obwohl es schon
seit Jahren Roadrunner-Rennen bei
der Triesterstraße oder am Gürtel gibt,
hat sich seit der Corona-Pandemie vor
allem der Kahlenberg als Hotspot der
Tuner etabliert.
„Ihr seid fix Zivile, oder?“, fragt
Ahmet uns misstrauisch, als wir auf
ihn und seine Freunde zugehen. Sie
lehnen rauchend an ihrem Auto und
mustern uns von Kopf bis Fuß. Wir
sind mit dem Taxi auf den Kahlenberg-
/ RAMBAZAMBA / 21