dienten Geld unterstützen sollten. Auf einer Bolt-Fahrt klärtemich ein alter Jugo über eine besondere Zweideutigkeit inunserer Sprache auf und darüber, warum er selber immerarbeitete wie ein Pferd. Das Serbische “ti si vredan“ bedeutetübersetzt „du bist fleißig“ – es heißt aber auch „du bistwertvoll“. Den Ursprung des Wortes nahm sich meine Familieanscheinend besonders zu Herzen. Für sie war jemandnur dann was wert, wenn er fleißig war und vor allem gutverdiente. Geld sei der Beweis für den Fleiß. Mir war es nichtwichtig, ein teures Auto zu fahren oder pompös zu heiraten.Ich fing an, mich für die Studienberechtigungsprüfung fürkulturwissenschaftliche Studien vorzubereiten.Ein paar Monate später schlenderte ich voll high auf Koffeindurch die Gänge der Hauptuni Wien und fühlte mich wiein einem Traum. Endlich konnte ich das machen, wovon ichmein ganzes Leben lang geträumt hatte. Weil das Selbsterhalter-Stipendiumnicht alle meine Kosten decken konnte,arbeitete ich erst recht wieder samstags in der Gemüseabteilung.Aber in diesem Fall wusste ich, das war nur Mittel zumZweck. Am Ende des Weges erwartet mich ein akademischerTitel und ganz viel neues Wissen.NATO-BOMBARDEMENT UNDGESCHICHTE-VORLESUNGIch wurde 1995 in Požarevac, damals Jugoslawien, geborenund habe den Kosovo-Krieg und die NATO Angriffe 1999 livemiterlebt. Die Sirenen und in Panik flüchtende Menschenhaben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Und so stellteich zu Hause Fragen, auf die ich keine Antworten bekam.Fragen, die mir später in der Schule auch kein Geschichtsbuchoder Lehrer beantworten konnte. Warum das keinerschaffte, erklärte mir ausführlich Geschichtsprofessor Dr.Stefan Zahlmann im Rahmen seiner 3,5-stündigen Vorlesung“Theorien und Geschichte schriftlicherQuellen und Medien”. In dieser schrieb icheinige Essays zum Thema, warum es keineallgemeingültige Wahrheit in der Geschichtegeben könne. Der Einblick in die geschichtsphilosophischeMetaphysik half mir,Vorbehalte, die sich über die Jahre gegenJournalisten und andere Kulturschaffendegebildet hatten, zu verlieren und ich habeseither angestrebt, auch einer von dieserSorte zu werden. Deswegen entschied ichmich für Journalismus. Das Geschichtsstudiumerwies sich als eine elegante Lösung. „Ein Drittel derAbsolventen endet in der Medienwelt“, sagte man mir in denInfo-Vorlesungen.Meine Bachelor-Ambitionen bekamen bald die harte Realitätzu spüren. Die Doppelbelastung aus schlecht bezahlten,körperlichen Jobs und akademischen Lehrinhalten triebenmich beinahe ins Burnout. Ich verlor 15 Kilo, konnte kaumeinschlafen und fühlte mich dauerschlapp. Im dritten Semesterklagte ich einer Bekannten mein Leid: „Ich werde wederzu Ende studieren, noch Karriere als irgendwas machen. Ichsollte einfach das machen, was alle von mir erwarten. Autosreparieren oder Handyshop aufmachen oder sowas.“ Adriana„Die Doppelbelastungaus schlecht bezahlten,körperlichen Jobs undakademischen Lehrinhaltentrieben michbeinahe ins Burnout.“Das Serbische “ti si vredan“ bedeutet übersetzt „du bistfleißig“ – es heißt aber auch „du bist wertvoll“.konnte mein Selbstmitleids-Lied nicht mehrhören und erzählte von der biber-Akademie.Dort müsse man sich nicht verstellen undkann seine eigene Geschichte erzählen unddabei was lernen. Sie sah mich mit leuchtendenAugen an und erzählte mir, dass ichgenau zu biber passen würde. Drei Jahrespäter sitze ich in der Redaktion, blicke aufdas Maria-Theresien-Denkmal gegenüberund fühle mich angekommen. Ich darfArtikel schreiben, Menschen auf der Straßeinterviewen, über aktuelle Themen wie Impfpflicht, NovakDjoković oder den besten Burek Wiens schreiben. Endlichgebe ich meiner Mutter einen guten Grund, stolz auf michzu sein. Alleine deswegen hat sich das Praktikum bei biberausgezahlt. ●40 / RAMBAZAMBA /
I geh ins Kino, du gehst ins Kino.Zusammen gemma impfen.jetzt-miteinander.atMit Unterstützung von
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