QUEERE MIGRAS„Ich hatte mich innerlichvon meiner Familieverabschiedet.“Jakub : „Mir wurde inPolen eingeredet, dassich in die Hölle komme,weil ich schwul bin.“28 / RAMBAZAMBA /
Händchen halten, sein Date in der Öffentlichkeit küssenoder den Eltern von der ersten Liebe erzählen. Was für vielenormal ist, bereitet jungen, queeren Menschen nach wie vorKummer und Sorgen. Ebru, Jakub, Narin und Emir erzählenvon ihrem Coming-Out und dem Mut, zu sich selbst zu stehen.Von Milica Joskić, Fotos: Zoe OpratkoMan wird alsEinwandererkindregelrechtdazu erzogen,seiner Familie sein Lebenschuldig zu sein. Es soll sofrüh wie möglich ein ‚guterMann‘ her und danach gleichEnkel gezeugt werden“, soEbru, Lehramtsstudentin undTochter türkisch-bulgarischerEltern. Erwartungen wie diesesind in migrantischen Communitysgang und gäbe, auchich kenne sie. Das Leben istin den Köpfen der Eltern undVerwandten vorgeplant: bisspätestens Ende 30 einenanständigen Partner finden,den Eltern Enkelkinder schenkenund eben ein normalesFamilienleben führen. DerDruck, seine Familie nicht zuenttäuschen, ist groß. Ebru hatsich ihrer Mutter mit 14 Jahrenzunächst als bisexuell geoutet,damit sie ihr die Hoffnung aufeinen Schwiegersohn nichtgänzlich nimmt. Sie selbstwusste jedoch von Anfang an,dass sie ausschließlich Frauenmag. Erst als sie mit ihrer festen Freundinnachhause kam, wurde es ernst.„Mein Vater redete auf meine Mutter einund bewegte sie dazu, mich nieder zumachen. Sie wollten mir den Kontakt zumeiner Freundin verbieten.“FARBE BEKENNEN AUFSOCIAL MEDIAÜber ihren Alltag als queere Musikerinspricht Ebru als „schwesta_ebra“ auf„Sie wollten mir den Kontakt mit meiner Freundin verbieten“ihren Social-Media-Kanälen offen. Am„Lesbian Visibility Day“ schreibt sie untereinem Insta-Post: „Ich bin lesbisch undhabe einen Migrationshintergrund. MeineFamilie kommt aus einem Land, in demes die gleichgeschlechtliche Ehe nichtgibt. Es wird als Krankheit angesehen.“Mit ihrer Stimme wirkt Ebru der fehlendenRepräsentation queerer Migrantenauf Social Media entgegen. „Ich möchteMenschen erreichen, die mit ähnlichenSituationen zu kämpfen habenwie ich früher. Sie sollensehen, dass man Migrationshintergrundhaben und lesbischsein kann, ohne von derFamilie verstoßen zu werden.“Als Ebru und ihre Familie denKontakt zu ihrem Vater abbrechen,hören auch die Anfeindungenauf. „Ich weiß, dassmeine Mutter und mein Bruderheute zu mir stehen“, heißt esweiter im Post.Auch Yavuz Kurtulmus,queerer Aktivist und Gründerdes Transition Film Festivals,pocht auf die Wichtigkeit derVorbilder im Alltag: „Es wirdmittlerweile zwar mehr überqueere Migras gesprochen,doch sie kommen selten selbstzu Wort. Wir müssen Gesichtzeigen, im Alltag auftauchen.Wie Lieben wir? Wie streitenwir? Wir müssen unsereGeschichten selbst erzählen,die traurigen, aber auch dieschönen“, betont Kurtulmus.Der ehemalige Versicherungskaufmanngründete 2009einen Verein namens MiGay,der auf die Bedürfnisse migrantischerQueers spezialisiert war.FLUCHT AUS DERLGBTQ- HÖLLE„Wir reden zu wenig über die Problemeund Sorgen, mit denen sich die queereMigra-Community herumschlägt“, findetJakub. Der 20-Jährige ist vor zwei Jahrenvon Polen nach Wien gezogen undhatte in seiner Jugend niemanden, mit/ RAMBAZAMBA / 29
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