Der Sand Ausgabe 3
Zeitung für Oberbarmen/Wichlinghausen und den Rest der Stadt
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<strong>Ausgabe</strong> 3<br />
IM FOKUS<br />
DER SAND<br />
Antje<br />
Freiheit ist ja, dass Menschen so leben können und<br />
dürfen, wie sie möchten und nicht von oben Däumchen<br />
drauf. Ich bin geistig behindert, von Geburt an.<br />
Merkt man nicht, aber bei manchen Sachen schon. Beim<br />
Sagen, Handarbeiten, Kochen. Vor allen Dingen mit<br />
Geld. Mathematik ist nicht so meins, da brauche ich<br />
schon Unterstützung. Und wenn ich einkaufen gehe und<br />
bezahlen muss, dass da einer hinter mir steht, der da<br />
drüber guckt. Ich bin in der Kerzenwerkstatt am Dönberg.<br />
Ich habe jetzt vier mal in der Woche Betreuung.<br />
Ich bin sehr freiheitsliebend. Mit der Umwelt ist es<br />
jetzt kurz vor zwölf. Die ganze Politik, die verdrängt das.<br />
Die schieben das von da nach da hinten. Das muss<br />
aufhören, dass die den Regenwald abholzen, und da<br />
in Afghanistan, der Krieg. Wir haben doch nur diese<br />
eine Erde, die von oben aussieht wie ‘ne schöne blaue<br />
Murmel. Die Politiker sollten da mal rauf und von oben<br />
gucken, was auf der Erde los ist, was in uns Menschen<br />
ist und was uns in unser aller Herzen bewegt. Ich möchte<br />
Riesenarme haben und wie ein Engel meine Arme um<br />
die Erde legen und zu allen sagen, die chaotisch sind:<br />
Haut ab! Lasst unsere schöne Erde in Frieden.<br />
Günther<br />
Das ist ein schönes Wort, Anarchie. Man sagt Anarchisten sind Chaoten.<br />
Anarchie kommt vom anarchia, aus dem Griechischen, das bedeutet: ohne Gewalt, ohne Zwang, durch Vernunft.<br />
Man macht ein Schimpfwort aus etwas, was an sich positiv ist. Die Menschen sind blöde, und ich bin nicht<br />
besser, wenn ich zum Aldi gehe, einkaufen, da gibt es Freilauf-Hühner und besondere Hühner, und ich kauf die<br />
preiswerteren. Damit unterstütze ich das System doch auch, weil mir das Hemd mehr wert ist als der Rock. So sind<br />
die Menschen.<br />
Als Kind, vielleicht so vierte, fünfte, sechste Klasse in der Volkschule in Berlin, da war ein Lehrer, wo der herkam,<br />
weiß ich nicht. Von dem hab ich ein Gedicht gelernt: „Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt, komm mit<br />
hellem Scheine, süßes Engelsbild. Magst du nie dich zeigen der bedrängten Welt? Führest deinen Reigen nur am<br />
Sternenzelt?“<br />
Ist ein ganz schönes Gedicht. Aber was hat‘s genützt?<br />
Georg<br />
Ich schlag mich durch, schon seit 30 Jahren.<br />
Gibt keine Freiheit mehr. Ich bin auf der Straße.<br />
Kommt nichts mehr rein. Die Leute haben einfach Angst.<br />
Ich krieg keine Münzen mehr, antworten tun sie auch<br />
nicht mehr, also sprechen können sie auch nicht mehr.<br />
Die haben Angst vor dem scheiß Corona-Mist. Wenn<br />
das so weitergeht, haben wir es bald hier wie in China.<br />
Keiner redet mehr, keiner hat ’ne eigene Meinung. Das<br />
läuft hier.<br />
Die Freiheit für mich ist, meine Meinung offen zu sagen.<br />
Aber das darf man ja auch nicht mehr, wenn wir jetzt zum<br />
Beispiel die Impfung anzweifeln.<br />
Dazu kam die Überfremdung, da dürfen wir auch<br />
nichts gegen sagen, dann kam die Währung, da wurden<br />
wir auch nicht gefragt, ja, und jetzt ist scheiße. Da steht<br />
doch keiner auf und sagt, wir machen nicht mehr mit.<br />
Einfach wäre, einfach die Masken weglassen, einfach<br />
weiterleben wie sonst, aber nein, geht nicht, wir werden<br />
erpresst. Impfpfl icht durch die Hintertür.<br />
Und die Maskendeals, die gelaufen sind! Die haben<br />
sich alle die Taschen vollgemacht, und was haben wir?<br />
Wir haben nichts! Wir müssen nach Münzen fragen,<br />
kriegen nichts, werden noch dumm angeguckt.<br />
Haji<br />
Ich komme aus dem Irak mit meiner Familie. Ich bin verheiratet<br />
und habe vier Kinder. Wir sind seit fünf Jahren<br />
hier. Uns geht es gut in Deutschland. Ich bin Jeside.<br />
Im Irak werden wir verfolgt, Jesiden und auch Christen.<br />
Das ist sehr schwer, sehr gefährlich, wir haben viel Krieg<br />
im Irak.<br />
Hier ist es gut, das Leben, die Kinder gehen in die<br />
Schule und haben eine Ausbildung und alles. Hier hast<br />
du viele Möglichkeiten. Aber im Irak keine. Und keine<br />
Freiheit. Alles Krieg, keiner fragt, keine Schule, manchmal<br />
gibt es eine Pause, dann wieder Krieg. Es ist alles<br />
schwer und gefährlich. Es gibt dort keine Perspektive.<br />
Hier hast du Perspektive. Viel Zeit, viele Chancen, viel<br />
Arbeit, viele Firmen. Ich hab Arbeit. Oberbarmen, alles<br />
ist schön.<br />
Ramona<br />
Jetzt haben wir auch wieder ein bisschen Freiheit, wo wir in die Stadt gehen können. In den Wald könnte man auch<br />
gehen, das wäre auch Freiheit, aber wenn ich jetzt nur in den Wald gehe, dann werde ich bekloppt. Deswegen muss<br />
ich unter Menschen sein.<br />
Freiheit heißt für mich, dass Geld keine Rolle spielt. Sodass wir einfach unser Leben leben, wie wir Lust haben.<br />
Aber es war schon immer so, dass Geld eine Rolle spielt. Es ist nicht so, dass wir wenig haben. Ich meine jetzt nicht<br />
dieses Einkaufen oder so. Ich meine jetzt wirklich so spontan irgendwo nach Spanien oder Türkei gehen ohne Geldprobleme,<br />
sowas halt.<br />
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