20 Jahre alt war, in ganz London verbreitet. Im Herbst dieses Jahres hielt er eine Predigt über die Worte: »Ist jetzt nicht die Weizenernte?« <strong>Die</strong> Predigt wurde gedruckt und war die erste einer Reihe von Predigten, welche sich beständig vermehrten und immer weiter verbreitet wurden, so dass schlussendlich 63 Bände seiner Predigten herausgegeben wurden, ihren Weg über den ganzen Erdkreis fanden, in viele Sprachen übersetzt und millionenfach verbreitet worden sind. Insgesamt wurden etwa 3 500 seiner Predigten gedruckt. Über 50 Millionen Exemplare von Büchern mit seinen Predigten wurden weltweit verkauft; aber der durchschnittliche wöchentliche Verkauf belief sich auf ca. 25 000 Exemplare – ein Resultat, das in der Geschichte der Predigtliteratur einzig dasteht. Kein anderer Prediger in irgendeinem Land oder zu irgendeiner Zeit konnte ein solches Resultat verzeichnen. Aus diesem Grund wird Spurgeon »Der Fürst der Prediger« genannt. Innerhalb eines Jahres war die New Park Street Chapel nicht nur bis auf den letzten Platz gefüllt, sondern an jedem Sonntag mussten Hunderte enttäuscht umkehren, weil sie keinen Einlass mehr finden konnten. <strong>Die</strong> Kirche musste <strong>des</strong>halb vergrößert werden, und während dieser Vergrößerung wurde für die Zeit von etwa drei Monaten die Exeter Hall benutzt. Da nach der Eröffnung der vergrößerten Kirche die andrängenden Scharen größer waren als je zuvor, wurde es für notwendig erachtet, die sehr geräumige Surrey Gardens Music Hall zu mieten. Hier ereignete sich beim ersten Sonntagabend-Gottesdienst am 19. Oktober 1856 ein schrecklicher Zwischenfall. Von feindlich Gesinnten wurde plötzlich ein falscher Feueralarm ausgerufen, welcher einen derartig panischen Schrecken verbreitete, dass bei dem dadurch entstandenen Chaos sieben Personen getötet und 28 weitere verletzt wurden. Das Nervensystem <strong>des</strong> Predigers selbst wurde dadurch so mächtig erschüttert, dass er für eine Zeitlang unfähig war zu predigen. Durch Gottes große Barmherzigkeit wurde er jedoch wiederhergestellt, so dass er schon am 31. Oktober die Kanzel wieder betreten konnte. Um in Zukunft jeden blinden Alarm zu vermeiden, wurde beschlossen, dass die Gottesdienste in der Music Hall am Sonntagmorgen gehalten würden. Obgleich diese Tageszeit für große Versammlungen am wenigsten günstig ist, kamen die Leute doch Sonntag für Sonntag in Mengen bis zu zehntausend zusammen, um das freie Evangelium von der erlösenden Gnade Gottes zu hören. Das Beste von allem war, dass viele errettet wurden – sie wurden gläubig und taten Buße über ihre Sünden. Im Dezember <strong>des</strong> Jahres 1859 beschloss die Verwaltung der Music Hall, an den Sonntagabenden das Gebäude für Vergnügungen zu öffnen, und von da an sahen sich Spurgeon und seine Freunde aus Gewissensbedenken genötigt, dieses Gebäude aufzugeben und die Gottesdienste wieder nach Exeter Hall zu verlegen, bis das Metropolitan Tabernakel eröffnet werden konnte. Kurze Zeit, nachdem Spurgeon die Surrey Gardens Music Hall verlassen hatte, wurde fast das ganze Gebäude durch einen Brand zerstört. Der den Flammen entrissene Teil wurde zu einem Krankenhaus umgebaut. Als Spurgeon so außerordentlich populär geworden war, ohne dass er je danach gestrebt hätte, wurde häufig die Frage aufgeworfen: »Wer ist dieser Spurgeon eigentlich?« Mehrmals wurde er gebeten, einen kurzen Bericht über sein Leben zu veröffentlichen. Nach einigem Drängen gab er nach und verfasste unter Mithilfe seines Vaters und Großvaters die geforderte Auskunft in einem kurzen Abriss seines Lebens und Wirkens und fügte einen Auszug <strong>des</strong> Baptistischen Glaubensbekenntnisses hinzu. Fast 10 000 Exemplare wurden in nur einem Jahr verkauft. <strong>Die</strong>se Schrift diente dazu, die Neugierde hinsichtlich <strong>des</strong> bisherigen Lebens <strong>des</strong> jungen Predigers zu befriedigen. Seit dieser Zeit hat aber auch die Presse stets seine Werke bekannt gemacht. Jahrelang wurde er fast unbarmherzig mit Feder und Stift karikiert. Meistens waren es die Feinde, welche die Bedeutung seines Werkes nicht verstanden und die ihn lächerlich zu machen suchten; andererseits enthielten diese Skizzen einiges an Wahrheit. All diese Dinge trugen dazu bei, den Prediger bekannt zu machen, bis ganz England von ihm gehört hatte. Es gab nur wenige Zeitungen, in welchen nicht irgendein empfehlender Artikel enthalten war. Selbst die »Times« fühlte sich veranlasst, die Frage aufzuwerfen, wie es denn komme, dass die St Paul’s Cathedral und die Westminster Abbey verhältnismäßig leer blieben, während der junge Baptistenprediger jeden Sonntag 10 000 Leute um sich sammeln könne, um ihnen die rettende Botschaft von Christus zu predigen. 28 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2022</strong>
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