BUKO-Jahresbericht 2021
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Welche Rolle spielt Transparenz im<br />
Zusammenhang mit Lizenzierung<br />
und Verbreitung?<br />
Kolbe: Mehr Transparenz bei den Eigentumsverhältnissen<br />
und der Verwaltung<br />
von geistigem Eigentum ist<br />
eine wichtige Voraussetzung für die<br />
Erleichterung einer Lizenzierung und<br />
der Verbreitung. Dafür ist es notwendig,<br />
dass das einheitliche Patentsystem<br />
rasch umgesetzt und<br />
die Urheberrechtsinfrastruktur in<br />
Bezug auf Informationen über<br />
Rechteinhaber, Nutzungsbedingungen<br />
und Lizenzoptionen, auch für<br />
Blockchain-Technologie, verbessert<br />
werden. Die Erleichterung der Lizenzierung<br />
und die Förderung des Datenflusses<br />
müssen aber gleichzeitig<br />
einer strengen Abwägung unterworfen<br />
werden. Der Datenschutz ist<br />
dabei ein wichtiger Faktor, aber auch<br />
ethische Standards, legitime Interessen<br />
und Motiviationsfaktoren<br />
sind zu berücksichtigen.<br />
Gibt es noch einen Punkt, der unbedingt<br />
zu erwähnen ist?<br />
Kolbe: Die Stellungnahme behandelt<br />
auch das Thema Schutzrechtsverletzungen<br />
und als Lösungen<br />
dazu eine wirksame Rechtsdurchsetzung<br />
sowie einen effektiven<br />
Rechtsschutz.<br />
Wie sieht das in der Praxis aus?<br />
Kolbe: Bei Verletzugen von Patentrechten<br />
verweise ich neuerlich auf<br />
die Errichtung eines Einheitlichen<br />
Patentgerichtes. Mit der Digitalisierung<br />
gehen leider auch immer mehr<br />
Cyberdiebstähle von Geschäftsgeheimnissen<br />
oder illegales Streaming<br />
einher und daher befürworte ich die<br />
Intentionen nach verbindlicheren,<br />
gesetzlichen Vorschriften bei digitalen<br />
Diensten.<br />
Aktuell führen Nachahmungen und<br />
Produktpiraterie nicht nur zu Umsatzeinbußen,<br />
sondern sind vielfach<br />
auch eine Bedrohung für die Gesundheit<br />
und Sicherheit der Verbraucher*innen.<br />
Hier begrüße ich<br />
die Zusammenarbeit aller Interessenträger<br />
hinsichtlich Schaffung<br />
eines EU-Instrumentariums und<br />
Stärkung des Europäischen Amtes<br />
für Betrugsbekämpfung.<br />
Es geht vor allem um Fairness auf<br />
globaler Ebene. Gerade bei Verhandlungen<br />
über Freihandelsabkommen<br />
oder im unternehmerischen Dialog<br />
mit Drittländern ist es enorm wichtig,<br />
eine starke und klare Rechtslage<br />
zum Schutz des geistigen Eigentums<br />
zu haben.<br />
Was sind aus Sicht des EWSA zusammenfassend<br />
die wichtigsten<br />
Ziele des Aktionsplans?<br />
Kolbe: Der EWSA unterstützt unsere<br />
Maßnahmen und Forderungen,<br />
da wir mit der Stellungnahme einen<br />
besonderen Fokus auf die rasche<br />
Einführung des einheitlichen Patentsystems<br />
sowie dessen langfristigen<br />
Eingliederung in das EU-<br />
Rechtssystem und in weiterer Folge<br />
auf umfangreiche Maßnahmen zur<br />
bessere Heranführung von KMU und<br />
der Freien Berufe an die Nutzung<br />
des geistigen Eigentums setzen.<br />
Ich sehe als wichtige Aspekte den<br />
zukünftigen Umgang mit den<br />
schwierigen Abwägungsfragen in<br />
Bezug auf mögliche Zwangslizenzen<br />
und auf die Möglichkeiten sowie<br />
Grenzen des Datenflusses.<br />
Die EU ist bei den weltweiten Patentanmeldungen<br />
mit nur knapp<br />
11,3 % präsent und wir spielen im<br />
weltweiten Wettbewerb eine eher<br />
ungeordnete Rolle, wenn man den<br />
Vergleich zu Asien mit einem Anteil<br />
von 65 % betrachtet. Da gibt es<br />
Nachholbedarf und der Aktionsplan<br />
ist ein wichtiges Instrument dazu.<br />
Vielen Dank für das Interview und die<br />
ausführlichen Erläuterungen.<br />
Credit: Buko/dreamstime