01.04.2022 Aufrufe

RAW Salzen, Beizen, Dörren und Fermentieren (Teubner Küchenpraxis)

RAW – in anderen (kulinarischen) Sphären Im Temperaturbereich zwischen -8 und +100 Grad Celsius passiert einiges. Salzen, Beizen, Dörren und Fermentieren zeigen Fisch, Fleisch und Pflanzen in neuer Dimension. Denn was einst allein der Haltbarkeit diente, überrascht heute mit Texturen und Aromen, die wir längst vergessen hatten. Der neue TEUBNER Titel „RAW“ bietet auf 224 Seiten einen fundierten Überblick über alte Kulturtechniken und erzählt deren Geschichte. Die Rezepte sind dabei so vielfältig wie die Küchentechniken selbst: Gedämpfte Jakobsmuscheln, Gebeizter Rehrücken mit Kohlrabisalat, Carpaccio mit fermentierter Knoblauchpaste und Limettenöl oder Sashimi mit eingelegtem Ingwer.

RAW – in anderen (kulinarischen) Sphären

Im Temperaturbereich zwischen -8 und +100 Grad Celsius passiert einiges. Salzen, Beizen, Dörren und Fermentieren zeigen Fisch, Fleisch und Pflanzen in neuer Dimension. Denn was einst allein der Haltbarkeit diente, überrascht heute mit Texturen und Aromen, die wir längst vergessen hatten.
Der neue TEUBNER Titel „RAW“ bietet auf 224 Seiten einen fundierten Überblick über alte Kulturtechniken und erzählt deren Geschichte. Die Rezepte sind dabei so vielfältig wie die Küchentechniken selbst: Gedämpfte Jakobsmuscheln, Gebeizter Rehrücken mit Kohlrabisalat, Carpaccio mit fermentierter Knoblauchpaste und Limettenöl oder Sashimi mit eingelegtem Ingwer.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

Einleitung<br />

Was ist Raw?<br />

12 – 77<br />

5<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

<strong>Fermentieren</strong><br />

162 – 177<br />

2<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

Roh<br />

78 – 121<br />

6<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

Trocknen <strong>und</strong> <strong>Dörren</strong><br />

178 – 191<br />

3<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

<strong>Salzen</strong>, Pökeln, Brühen<br />

122 – 139<br />

7<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

Saucen, Öle, Butter<br />

192 – 205<br />

4<br />

<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

<strong>Beizen</strong> <strong>und</strong> Marinieren<br />

140 – 161<br />

+<br />

Rezepte-Verzeichnis<br />

Index<br />

206– 207<br />

Raw 6 | 7


Raw ist nicht<br />

gleich roh<br />

Klar, Raw ist „roh“. Aber unter „roh“ wird eine<br />

ganze Menge zusammengefasst: der frisch<br />

gepflückte Apfel, die luftgetrocknete Salami<br />

oder das fermentierte Sauerkraut. Für die<br />

einen ist blanchiertes Gemüse noch viel zu roh, während<br />

andere sie bereits als „Feuerküche“ verteufeln.<br />

„Roh“ ist gar nicht so einfach zu definieren, auch weil<br />

sich dahinter eine ganze Weltanschauung verstecken<br />

kann. Dieses Buch will zeigen, was für ein Reichtum<br />

in der Welt der ungekochten Lebensmittel schlummert:<br />

an Produkten, an Techniken <strong>und</strong> vor allem an Geschmack.<br />

Weil Letzterer für uns die Hauptsache ist, lehnen wir<br />

die Grenzen <strong>und</strong> Verbote der missionarischen Rohkostküche<br />

ab. Neugier ist uns wichtiger als die reine<br />

Lehre. Erhitzte Lebensmittel sind keine „Schlechtkost“.<br />

Wir befassen uns mit den klassischen kulinarischen<br />

Verarbeitungstechniken von Rohprodukten wie dem<br />

<strong>Dörren</strong>, <strong>Fermentieren</strong>, Pökeln <strong>und</strong> <strong>Beizen</strong>. Das Ziel<br />

ist es, rohe Produkte vermehrt in unsere Küche zu<br />

integrieren <strong>und</strong> nicht anderes auszuschließen. Auch<br />

weil in dem Raw noch etwas anderes als einfach nur<br />

„Rohkost“ mitschwingt: etwas Wildes, Unangepasstes.<br />

Nicht das Kochen ist unser Gegner, vielmehr sind es<br />

kulinarische <strong>und</strong> landwirtschaftliche Monokulturen.<br />

Wer Raw zubereitet, will etwas anders machen, will<br />

etwas riskieren <strong>und</strong> ausprobieren. Dazu zählen sehr<br />

gute Produkte, aber auch die Wiederentdeckung<br />

alter Konservierungstechniken. Dabei versuchen<br />

wir, möglichst down-to-earth zu bleiben. Man könnte<br />

auch sagen: authentisch. „Raw Food“ nennt sich eine<br />

roh-vegane Ernährungsmode aus den USA. Mit ihr<br />

hat dieses Buch jedoch nichts zu tun. Wir versprechen<br />

keine Heilung durch Ernährung, sondern viel Freude<br />

durch Genuss.<br />

Raw 10 | 11


Einleitung<br />

Was ist<br />

Raw?<br />

Was ist Raw?<br />

12 13 | 13


Zurück zu<br />

den Wurzeln<br />

Trotz aller Segnungen der Technik <strong>und</strong> der<br />

Verfeinerung der Kultur − der moderne<br />

Mensch lebte weder glücklicher noch<br />

gesünder. Der französische Philosoph Jean-<br />

Jacques Rousseau gab daher bereits im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

die Parole aus: „Zurück zur Natur!“ Es war Christoph<br />

Wilhelm Hufeland, Arzt von Johann Wolfgang von<br />

Goethe <strong>und</strong> Friedrich Schiller in Weimar <strong>und</strong> späterer<br />

Erster Arzt <strong>und</strong> Direktor der Berliner Charité, der diese<br />

Forderung auf die Medizin <strong>und</strong> Ernährungslehre über-<br />

trug. Hufeland erforschte Zivilisationskrankheiten, wie<br />

sie später genannt werden sollten. Die Medizin seiner<br />

Zeit vermochte nicht mehr, als die Symptome dieser<br />

Erkrankungen zu lindern. Hufeland ging es um einen<br />

ganzheitlichen Ansatz, um eine Medizin, die vorbeugt,<br />

glücklich macht <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> älter werden lässt. Mit<br />

seiner Schrift „Makrobiotik oder die Kunst, das mensch-<br />

liche Leben zu verlängern“ wurde er der Urahn für<br />

Reformbewegungen, die später unter der Bezeichnung<br />

Lebensreform zusammengefasst wurden. Die von<br />

ihm angeregten Heilmethoden waren viel frische Luft,<br />

Abhärtung <strong>und</strong> körperliche Aktivität − <strong>und</strong> die richtige<br />

Ernährung: Von Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee<br />

<strong>und</strong> Zucker riet er ab. Außerdem war Fleisch für ihn<br />

ein „Hauptverkürzungsmittel des Lebens“.<br />

Diese Lehre stieß nicht auf taube Ohren. Seine<br />

Schüler gründeten Heilanstalten, in denen die Verbindung<br />

von „naturgemäßem Leben“ (Kaltwasserkuren,<br />

Lichtbäder) <strong>und</strong> Schonkost vermittelt <strong>und</strong> angewendet<br />

wurde. Berühmt wurde Johann Schroth mit seiner<br />

Schroth-Kur: vier Tage trockene Semmeln <strong>und</strong> am<br />

fünften Tag zur Stärkung ein Glas Wein. Zeitgenossen<br />

feierten sie als „Morgendämmerung der Diät“. Noch<br />

einflussreicher wurde der Apotheker <strong>und</strong> Heilpraktiker<br />

Theodor Hahn, der in seiner Schweizer Heilanstalt<br />

1864 die Ernährung mit Vollkornbrot <strong>und</strong> – weil der<br />

Mensch ursprünglich ein Fruchtesser sei − fleischloser<br />

Kost einführte <strong>und</strong> so zu einem Pionier der vegetarischen<br />

Bewegung wurde. Einen Schritt weiter ging der<br />

deutsche Naturheilk<strong>und</strong>ler Louis Kuhne, Zeitgenosse<br />

Sebastian Kneipps. Ebenfalls Vegetarier, propagierte<br />

er vor allem die Zunahme von „reizloser“ Nahrung in<br />

ihrem „unveränderten <strong>und</strong> natürlichen Zustande“, da sie<br />

durch Zubereitungen „wie Kochen, Räuchern, Würzen<br />

<strong>und</strong> <strong>Salzen</strong>, Einpökeln <strong>und</strong> In-Essig-Legen“ ihre Lebens-<br />

kraft verlieren würden. Dieser Glaube an die „Lebenskraft“<br />

roher Lebensmittel sollte ein Dauerbrenner der<br />

Vollwert- <strong>und</strong> Rohkostbewegung werden.<br />

Rohkost<br />

für Reiche<br />

Er wurde zum zentralen Gedanken in der wohl<br />

berühmtesten Ernährungslehre der Jahrh<strong>und</strong>ertwende,<br />

jener von Maximilian Bircher-Benner. Der Schweizer<br />

Arzt hatte seine schwerkranke Frau nach der Empfehlung<br />

eines Heilk<strong>und</strong>lers mit ungekochtem Obst <strong>und</strong><br />

Gemüse behandelt <strong>und</strong> war danach von der Heilwirkung<br />

pflanzlicher Rohkost so überzeugt, dass er eine<br />

eigene Ernährungslehre entwickelte. Er wendete die<br />

„Sonnenlichtnahrung“ in einer eigenen Privatklinik an,<br />

zu der bald Prominente aus ganz Europa anreisten.<br />

Auch wenn die Fachwelt schäumte <strong>und</strong> Bircher-Benner<br />

als mystischen Rohkostapostel verspottete, war der<br />

Erfolg überwältigend. Quasi als „Signature Dish“ der<br />

neuen Lehre galt die „Apfel-Diätspeise“, die der Arzt<br />

pries, <strong>und</strong> die als „Birchermüesli“ um die Welt ging<br />

Tatsächlich hatte Bircher-Benner mit seiner Kritik der<br />

einseitigen Orientierung der Ernährungswissenschaft<br />

an der Chemie einen Nerv getroffen. Diese sei mit<br />

Was ist Raw? 32 | 33


Klein, aber große<br />

Wirkung: Mikroorganismen<br />

Beim Kochen übernimmt man Verantwortung<br />

für die eigene <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit anderer.<br />

Das trifft noch einmal in ganz besonderem<br />

Maße auf die Zubereitung von Gerichten<br />

mit rohen Lebensmitteln zu. Denn so w<strong>und</strong>erbare<br />

kulinarische Erfahrungen man in der „Raw-Küche“<br />

auch machen kann – an dieser Feststellung führt kein<br />

Weg vorbei: Rohe Lebensmittel sind Risikolebens-<br />

mittel. Das gilt in ganz besonderem Maße für Schwangere,<br />

Kleinkinder <strong>und</strong> Menschen mit geschwächtem<br />

Immunsystem. Aber unter den „richtigen“ Umständen<br />

kann auch jemand mit ausgezeichneter körperlicher<br />

Verfassung Opfer einer Lebensmittelinfektion oder<br />

Lebensmittelvergiftung werden. Die Gründe, dass<br />

solche Fälle trotz verbesserter Hygienebedingungen<br />

<strong>und</strong> Kontrollmaßnahmen trotzdem noch auftreten,<br />

sind vielschichtig. Vielfach werden die modernen <strong>und</strong><br />

intensiven Nutztierhaltungsformen genannt, doch<br />

auch die globalisierten Handels- <strong>und</strong> Transportwege<br />

mit ihren Waren- <strong>und</strong> Menschenströmen sind dafür<br />

verantwortlich. Dennoch gibt es keinen Gr<strong>und</strong> zur<br />

Hysterie. Die Welt − <strong>und</strong> das heißt auch: unsere Nahrung<br />

− ist bevölkert von Milliarden von Mikroorganismen,<br />

von denen eine überwältigende Zahl lebensnotwendige<br />

Aufgaben übernehmen, nicht zuletzt<br />

in unserem eigenen Körper. Einige haben wir sogar<br />

„domestiziert“ <strong>und</strong> nutzen sie zur Veredelung von<br />

Lebensmitteln. Manche aber sind unsere erklärten<br />

Feinde, vor denen wir uns schützen müssen. Es ist<br />

Zeit, sie besser kennenzulernen.<br />

Was ist Raw? 54 | 55


<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

Roh<br />

Roh<br />

78 | 79


Austern ABC<br />

Glücklicherweise kann man heutzutage guten Gewissens ganzjährig Austern genießen.<br />

Die Regel, dass man sie nur in Monaten mit einem „R“ im Namen essen sollte, sprich von<br />

September bis April, gilt nämlich mittlerweile als überholt. Dank lückenloser Kühlketten ist die<br />

Hitze der Sommermonate kein Problem mehr. Das Argument, dass europäische Austern im<br />

Sommer ablaichen <strong>und</strong> dadurch nicht ihren perfekten Geschmack entfalten könnten, ist ebenfalls<br />

passé. Heutzutage dominiert die gezüchtete Pazifische Felsenauster mit einem Marktanteil<br />

von 95 Prozent <strong>und</strong> der sind die Temperaturen selbst im Sommer zu niedrig zum Laichen.<br />

Fines de claire<br />

sind der Klassiker unter den Austernqualitäten. Anders als bei den einfachen Huitres de<br />

parcs, die direkt aus den Austernparks in den Versand kommen, werden die Fines de claire<br />

mehrere Wochen in Klärbecken gereinigt <strong>und</strong> gemästet. Heute werden als Fines de claire fast<br />

ausschließlich die robusten Pazifischen Felsenaustern angeboten. Sie sind vollfleischig <strong>und</strong><br />

schmecken intensiv, insbesondere nach Algen <strong>und</strong> Salz.<br />

Gillardeau<br />

bezeichnet keine Herkunft, sondern den Namen einer Familie, die sich seit über 100 Jahren<br />

für herausragende Produktqualität einsetzt. Austern dieses Namens sind Speciales de claire <strong>und</strong><br />

stammen aus besonders reinen Zuchtanlagen aus Irland <strong>und</strong> der Normandie.<br />

Bélon-Austern<br />

benannt nach dem Flüsschen Bélon in der Bretagne, sind nahezu die einzigen verbliebenen<br />

Exemplare der Europäischen Auster. Sie sind gut an ihrer flachen, fast r<strong>und</strong>en Form zu erkennen,<br />

ausgesprochen sensibel für Gewässerverschmutzung sowie anfällig für Viruserkrankungen <strong>und</strong><br />

benötigen sehr sauberes Wasser. Ihr Anteil am Weltmarkt von nur 0,2 Prozent macht sie unter<br />

Feinschmeckern zu einer äußerst gesuchten Rarität. Wegen ihres nussigen Geschmacks sind<br />

sie besonders für den Rohverzehr zu empfehlen.<br />

Roh<br />

84 | 85


Kaviar<br />

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />

120 g Kaviar<br />

zerstoßenes Eis<br />

AUSSERDEM<br />

Holz-, Horn- oder<br />

Perlmuttlöffel<br />

Kaviar pur in Glasschalen auf Eis<br />

servieren oder mit nicht zu dominanten<br />

Begleitern, wie z. B. Blinis<br />

(s. unten). Zum Entnehmen des<br />

Kaviars kein Besteck aus leicht<br />

oxidierbaren Metallen verwenden.<br />

Einmal geöffnet sollte Kaviar an<br />

der kältesten Stelle im Kühlschrank<br />

gelagert <strong>und</strong> innerhalb 1 Woche<br />

verbraucht werden.<br />

Kaviar mit Blinis<br />

<strong>und</strong> Crème fraîche<br />

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />

FÜR 12 BLINIS<br />

STANDZEIT CA. 1 STD.<br />

BLINIS<br />

1 Pck. Trockenhefe<br />

125 ml lauwarmes Wasser<br />

125 ml Milch<br />

1 TL Zucker<br />

75 g Buchweizenmehl<br />

250 g Weizenmehl<br />

3 EL weiche Butter<br />

1 Eigelb (M)<br />

1 gestrichener TL Salz<br />

3 EL Saure Sahne<br />

AUSSERDEM<br />

Öl zum Braten<br />

KAVIAR MIT BLINIS<br />

UND CRÈME FRAÎCHE<br />

250 g Crème fraîche<br />

(s. S. 201)<br />

120 g Kaviar<br />

12 Blinis<br />

BLINIS<br />

Hefe, lauwarmes Wasser, Milch<br />

<strong>und</strong> Zucker verrühren. Mit den<br />

Knethaken eines Handrührgeräts<br />

die Hefemischung mit den Mehlsorten<br />

verrühren. Den Teig mit<br />

einem feuchten Geschirrtuch<br />

abdecken <strong>und</strong> an einem warmen<br />

Ort ca. 1 Std. gehen lassen.<br />

Nachdem sich das Volumen<br />

deutlich vergrößert hat, Butter,<br />

Eigelb, Salz <strong>und</strong> die Saure Sahne<br />

unterrühren. In einer Pfanne etwas<br />

Öl heiß werden lassen <strong>und</strong> den<br />

Teig portionsweise hineingeben.<br />

Die Blinis von beiden Seiten jeweils<br />

ca. 4 Min. goldbraun backen.<br />

KAVIAR MIT BLINIS<br />

UND CRÈME FRAÎCHE<br />

Erst Crème fraîche, dann den<br />

Kaviar auf den Blinis verteilen<br />

<strong>und</strong> servieren.<br />

Roh 90 | 91


<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

<strong>Salzen</strong>,<br />

Pökeln,<br />

Brühen<br />

<strong>Salzen</strong>, Pökeln, Brühen 122 | 123


<strong>Küchenpraxis</strong><br />

Gut Ding will Weile haben! Insbesondere<br />

beim Pökeln ist Geduld gefragt. Für Fans der<br />

schnellen Küche eignet sich diese Art eher<br />

nicht. Dafür hält sich das, was mit Salz<br />

eingerieben oder in einer Lake eingelegt wird<br />

in der Regel über einen langen Zeitraum.<br />

Da beim Einsalzen oder Pökeln mitunter<br />

große Fleischstücke oder -mengen verarbeitet<br />

werden, benötigt man größere<br />

Wannen mit Deckel. Ein Lake-Messer<br />

misst den Salzgehalt der Lake, verwendet<br />

wird er wie ein Thermometer, indem<br />

er in die Lake gehängt wird. Mit steigendem Salzgehalt<br />

nimmt die Dichte der Flüssigkeit zu <strong>und</strong> der Lake-Messer<br />

ragt heraus. Als platzsparende Alternative zu großen<br />

Wannen kommt wie beim <strong>Beizen</strong> <strong>und</strong> Marinieren ein<br />

Vakuumierer infrage. Während des teilweise mehrere<br />

Tage dauernden Salzbads können so verschiedene<br />

Fleischteile platzsparend <strong>und</strong> sauber zusammen im Kühlschrank<br />

untergebracht werden. Wer häufiger pökeln<br />

möchte, kann eine Lake-Spritze verwenden, mit der die<br />

Lake direkt ins Fleisch gespritzt wird – dadurch verkürzt<br />

sich die Pökelzeit.<br />

Das <strong>Salzen</strong> <strong>und</strong> Pökeln hängt, neben den eigentlichen<br />

Gr<strong>und</strong>produkten, in erster Linie von der Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Qualität des Salzes ab. Kochsalz<br />

besteht hauptsächlich aus Natriumchlorid. Der Vorteil<br />

des feinkörnigen Tafelsalzes (meist aus sogenanntem<br />

Steinsalz) ist dessen leichte Löslichkeit. Meersalz<br />

wird zumeist in gröberen Kristallen verkauft. Dessen<br />

„Flocken“ haben eine interessante Konsistenz <strong>und</strong><br />

Textur, die allerdings beim <strong>Salzen</strong> oder Pökeln nicht<br />

von Belang sind, weswegen man sich die Mehrkosten<br />

beim Nasssalzen sparen kann. Für das Trockensalz-<br />

Verfahren wird grobes Meersalz benötigt, weil die<br />

großen Kristalle den osmotischen Prozess langsamer<br />

ablaufen lassen. Ob Meersalze wegen der enthaltenen<br />

Spurenelemente intensiver schmecken <strong>und</strong> deshalb zusätzlich<br />

auch noch aromatisieren, wird gerne diskutiert.<br />

Salpeter für die Nasspökelung wird heute nur noch<br />

regional verwendet, stattdessen wird mit Nitritpökelsalz<br />

gearbeitet. Dabei wird Natrium- oder Kaliumnitrit<br />

in einem Verhältnis von 0,4 bis 0,5 Prozent zum Salz<br />

gemischt – häufig mit Ascorbinsäure als Hilfsmittel, um<br />

den Nitritgehalt zu senken. Zur Aromatisierung werden<br />

beim Pökeln zumeist klassische Fleischgewürze wie<br />

weißer <strong>und</strong> schwarzer Pfeffer, Piment, Majoran, Lorbeer,<br />

Wacholder, Kümmel <strong>und</strong> Chili zugegeben.<br />

<strong>Salzen</strong> reduziert gr<strong>und</strong>sätzlich das Bakterienwachstum,<br />

da es Wasser entzieht. Dennoch gibt es eine ganze<br />

Reihe von Bakterien, die salztolerant sind: die sogenannten<br />

halotoleranten bis halophilen. Pökelsalz wirkt<br />

sich stärker auf die Verminderung der Keimbelastung<br />

aus, verändert jedoch markant den Geschmack. So ist<br />

es für einige besonders traditionelle Produkte wie etwa<br />

Parmaschinken nicht geeignet. Für das Überbrühen benötigt<br />

es keine besondere Ausstattung, es sei denn, man<br />

möchte unbedingt einen stilechten Hot Pot verwenden,<br />

wie für ein japanisches Brühfondue, Shabu-Shabu, oder<br />

für ein Fondue Chinoise.<br />

<strong>Salzen</strong>, Pökeln, Brühen 124 | 125


<strong>Küchenpraxis</strong> + Rezepte<br />

<strong>Fermentieren</strong><br />

<strong>Fermentieren</strong> 162 | 163


Salat mit<br />

fermentierten<br />

Eiern<br />

ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN<br />

4 fermentierte Enteneier<br />

1 Stück Ingwer (ca. 1 cm lang)<br />

2 EL Sesamöl<br />

2 EL Sonnenblumenöl<br />

2 TL Aceto balsamico<br />

2 EL helle Sojasauce<br />

Die Enteneier pellen, unter fließendem<br />

kalten Wasser abspülen,<br />

abtropfen lassen <strong>und</strong> in Sechstel<br />

schneiden. Ingwer schälen <strong>und</strong><br />

in sehr feine Streifen schneiden.<br />

Mit den restlichen Zutaten verrühren,<br />

die Eier damit beträufeln<br />

<strong>und</strong> servieren. Fermentierte<br />

Eier sind in vielen Asialäden<br />

als Pidan oder Tausendjährige<br />

Eier erhältlich.<br />

<strong>Fermentieren</strong> 172 | 173


Impressum<br />

Raw<br />

Herausgeber<br />

Ralf Frenzel<br />

TEUBNER ist ein Unternehmen des GRÄFE UND UNZER VERLAGS, München, GANSKE VERLAGSGRUPPE<br />

www.teubner-verlag.de<br />

© 2022 Raw<br />

Tre Torri Verlag GmbH, Wiesbaden<br />

tretorri.de<br />

Idee, Konzeption <strong>und</strong> Umsetzung<br />

Tre Torri Verlag GmbH <strong>und</strong> CPA! Communication <strong>und</strong> Projektagentur GmbH, Wiesbaden<br />

Redaktioneller Teil<br />

Stefan Pegatzky<br />

Art Direction <strong>und</strong> Gestaltung<br />

Tommas Bried | 3c4y Cookbook Design | London/Berlin<br />

Fotografie<br />

Stefan Thurmann | Rezept-Fotos<br />

Stefan Thurmann | Kapitelaufmacher 2-7, S. 3, 30/31, 36, 39, 43, 50, 68, 69, 72<br />

Tommas Bried | 3c4y Photography London/Berlin | S. 2/3, 8/9, 204/205,<br />

Hintergr<strong>und</strong> Titel <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong> S. 13, 79, 85, 88, 93, 123, 141, 163, 179, 193<br />

Frank Bauer | S. 12, 14, 16/17, 26/27, 54/55, 64, Guido Bittner | S. 71, 89 weisser Löffel mit Kaviar<br />

Thorsten kleine Holthaus | S. 47, Hintergr<strong>und</strong> 120/121, Thomas Jupa | S. 53, 62/63<br />

Christof Herdt | S. 76/77, 120/121, Peter Schulte | S. 18, 22, 28/29, 48/49, 124<br />

Carl Gros | S. 145, Johannes Grau | S. 25, Daniel Roos | S. 40, 80<br />

© Adobe | S. 23 fedorovacz, S. 34 kucherav, S. 35 Yaruniv-Studio, S. 44 Miguel Valente,<br />

S. 57 Philipimage, S. 74/75 HLPhoto, commons.wikimedia | S. 21 Britannica Kids (unknown author), S. 58 Abalg<br />

Illustrationen<br />

Adobe/Maria.Epine | Titel, Rücktitel<br />

Reproduktion<br />

Lorenz+Zeller GmbH, Inning a. A.<br />

Printed in Slovakia<br />

ISBN 978-3-96033-139-1<br />

Haftungsausschluss<br />

Die Inhalte dieses Buchs wurden von Herausgeber <strong>und</strong> Verlag sorgfältig erwogen <strong>und</strong> geprüft. Dennoch kann eine Garantie<br />

nicht übernommen werden. Die Haftung des Herausgebers bzw. des Verlags für Personen-, Sach- <strong>und</strong> Vermögensschäden ist<br />

ausgeschlossen. Für Überarbeitungen <strong>und</strong> Ergänzungen der vorliegenden Auflage besuchen Sie uns unter: www.tretorri.de.<br />

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN<br />

GEFLÜGEL<br />

232 Seiten I zahlr. Farbfotos<br />

22 x 28 cm I Hardcover<br />

49,90 (D) I 51,90 (A)<br />

ISBN: 978-3-96033-127-8


Alte Küchentechniken<br />

in neuer<br />

Dimension<br />

Was einst allein der Haltbarkeit diente, überrascht<br />

heute mit Texturen <strong>und</strong> Aromen für Fisch <strong>und</strong> Fleisch,<br />

für Obst <strong>und</strong> Gemüse. Raw bietet auf 208 Seiten<br />

sowohl einen f<strong>und</strong>ierten Überblick über <strong>Dörren</strong>,<br />

<strong>Fermentieren</strong>, Pökeln <strong>und</strong> <strong>Beizen</strong> als auch die dazu<br />

passenden vielfältigen Rezepte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!