audimax Wi.Wi. 2-2021 - Karrieremagazin für Wirtschaftswissenschaftler
100 Fragen an uns selbst, an Experten, ans Leben. *** plus: 6, 12, 18 – wir haben sechs Wochen lang zu zwölft 18 Routinen getestet *** Holla die MINT-Fee: Frauen in MINT-Berufen? Fabelwesen oder handfeste Realität? *** Jobs, Gründer, Trends und Chefs, die jetzt was zu sagen haben*** Vorhang auf für unsere liebsten Traineeprogramme *** Warum Sabine Rückert noch in einer WG wohnt und in ihrer Kindheit nicht still sein durfte: Sie verrät’s in Mut Zur Lücke
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ARBEITSWELTEN<br />
»LANGSAM ENTSTEHT EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE<br />
VORTEILE VON DIVERSITY INNERHALB EINES TEAMS.«<br />
Dr. Ursula Köhler, Sprecherin der Fachgruppe Frauen und Informatik<br />
Das Stipendium an der XU Exponential University ist nur eines<br />
von zahlreichen Projekten der »She for IT« Initiative, mit deren<br />
Hilfe adesso weibliche Talente fördern und den Anteil an IT-Expertinnen<br />
im Unternehmen von aktuell 16 Prozent deutlich erhöhen<br />
möchte.<br />
IT'S A MAN'S WORLD?<br />
In der Arbeitswelt stellt sich die Differenz der Geschlechter<br />
noch einmal deutlicher dar als in den Hörsälen: Frauen machten<br />
im MINT-Bereich im Jahr 2020 gerade mal 16 Prozent der<br />
Arbeitskräfte aus. Woran liegt das? Hat die Ingenieurin Sophie<br />
in der Berufswelt weniger Chancen als ihr männliches Alter<br />
Ego Jonas? »Es ist erforscht, dass Menschen unterbewusst lieber<br />
Mitarbeiter*innen einstellen, die ihnen selbst ähnlich sind. Und<br />
wenn da eben nur Männer sind, werden auch erst mal weiterhin<br />
mehr Männer eingestellt«, erklärt Ursula Köhler. Jedoch zeige<br />
sich hier aktuell ein Wandel. »Momentan entsteht ein großes Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> die Vorteile gemischter Teams. Es gibt zahlreiche<br />
Studien, die belegen, dass die Produktivität in diversen Teams<br />
steigt. Das beeinflusst natürlich auch die Entscheidungen der<br />
Vorgesetzten. Immer mehr Unternehmen suchen bewusst nach<br />
Frauen und versuchen auch ihre Stellenanzeigen auf Frauen auszurichten.«<br />
Eine internationale Studie der Online-Jobplattform<br />
Stepstone zeigt deutlich, dass Unternehmen enorme Schwierigkeiten<br />
haben, mit ihren Stellenangeboten Frauen zu erreichen:<br />
Mehr als 90 Prozent der Bewerbungen auf eine ausgeschriebene<br />
Ingenieur-Stelle kamen von Männern. In der Elektrik waren es<br />
sogar 99 Prozent.<br />
Doch auch innerhalb des Arbeitsalltags in MINT-Berufen gibt es<br />
Faktoren, die nach wie vor dazu beitragen, dass Frauen unterrepräsentiert<br />
sind. Die oft männlich dominierte Arbeitskultur sei<br />
laut Ursula Köhler häufig ein Punkt, der Frauen zum Wechsel in<br />
einen anderen Bereich veranlasse. Doch Beispiele aus den Erfahrungen<br />
erfolgreicher MINT-Frauen zeigen, dass es auch anders<br />
gehen kann. Nantje Grieser ist Microsoft 365 Adoption & Collaboration<br />
Lead bei Enercon, einem Hersteller von <strong>Wi</strong>ndenergieanlangen,<br />
und bereits seit 13 Jahren in der IT tätig. »Sicher muss<br />
man auch ein wenig der Typ da<strong>für</strong> sein, in einem männlichen<br />
Umfeld zu arbeiten. Man sollte ein gewisses Selbstbewusstsein<br />
mitbringen«, erklärt sie. »Aber wenn man souverän auftritt und<br />
von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt ist, dann hat man<br />
auch keine Probleme, sich in einem männerdominierten Bereich<br />
durchzusetzen.« Dass sie dieses Prinzip erfolgreich umgesetzt<br />
hat, zeigt sich in ihrer Position als Teamleiterin eines<br />
überwiegend männlichen Teams. »Bei manchen männlichen<br />
Kollegen hat man schon das Gefühl, sich erst mal beweisen zu<br />
müssen«, erinnert sich die Produktionsingenieurin Julia Stehle<br />
an ihren Berufseinstieg zurück. »Aber sobald man gezeigt hat,<br />
was man kann, spielt es eigentlich keine Rolle mehr, welches Geschlecht<br />
man hat.«<br />
Klettert man auf der MINT-Karriereleiter weiter nach oben, fällt<br />
auf, dass die ohnehin schon geringe Zahl an Frauen nochmal<br />
weiter abnimmt. »Viele Frauen denken, sie seien gleichberechtigt,<br />
bis es um das Thema Familienplanung geht«, bemerkt Ursula<br />
Köhler. »Dann merken sie, dass es leider oft nicht so ist. In diesem<br />
Moment scheiden sie aus dem harten Konkurrenzkampf,<br />
was Positionen und Gehalt angeht, aus. Da müssen Frauen aktiv<br />
dagegen vorgehen.« <strong>Wi</strong>chtig sei vor allem, dass Frauen von<br />
sich aus mehr einfordern und sich auf ihre Fähigkeiten berufen.<br />
»Eine Mentorin oder einen Mentor innerhalb des Unternehmens<br />
zu finden, der einen aktiv fördern kann, ist <strong>für</strong> viele<br />
Frauen sehr hilfreich«, erklärt Nantje Grieser. Viele Arbeitgeber<br />
etablieren Programme, die speziell Frauen fördern und die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern sollen, um das<br />
Ungleichgewicht vor allem in den höheren Karrierestufen auszugleichen.<br />
Auch in der Lehre an deutschen Hochschulen und<br />
Universitäten zeigt sich ein ähnliches Bild. »Unter den Promovierenden<br />
im MINT-Bereich sind noch relativ viele Frauen, bei<br />
der Habilitation werden es schon weniger und bei den Professuren<br />
dann noch mal weniger«, erklärt Ursula Köhler. »Aber es<br />
gibt eine ganze Reihe von Programmen, die speziell Frauen fördern<br />
und da tut sich auch was.« Das Professorinnenprogramm<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF)<br />
beispielsweise bietet finanzielle Unterstützung <strong>für</strong> Hochschulen,<br />
die überzeugende Gleichstellungskonzepte vorlegen. Außerdem<br />
werden Programme <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
und Fortbildungen <strong>für</strong> gendergerechte Berufungsverfahren<br />
durch das BMBF gefördert.<br />
Foto: riverriver/depositphotos.com | Quelle: Statistisches Bundesamt 2020, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.<br />
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