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Seiten aus Schweißen_verbindet_Leseprobe

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<strong>Schweißen</strong><br />

<strong>verbindet</strong><br />

You‘ll Never Work Alone<br />

Stephan Thiemonds


Stephan Thiemonds, Jahrgang 1971, stammt gebürtig <strong>aus</strong><br />

Merode, einem Ort am Rande der Eifel. Nach einer Ausbildung<br />

zum Kupferschmied bei der Firma GEA-Canzler in Düren und<br />

Weiterbildungen zum Industriemeister und zum Europäischen<br />

Schweißfachmann, ist er seit vielen Jahren für das Butzbacher<br />

Anlagen- und Maschinenbauunternehmen Buss-SMS-Canzler<br />

querweltein unterwegs. Seine dabei gewonnene und immer<br />

wieder aufs Neue bestätigte Erkenntnis – <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong>! –<br />

und das sowohl metallisch als auch menschlich, hat er in diesem<br />

Buch verarbeitet.


Buss-SMS-Canzler GmbH<br />

Inside Excellence<br />

Kurzwegverdampfer –<br />

Kondensator<br />

Großvolumiger<br />

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Buss-SMS-Canzler GmbH · Kaiserstrasse 13-15 · 35510 Butzbach · Germany


International führend in Dünnschichtverdampfungs-,<br />

Trocknungs- und Hochviskostechnik.<br />

Horizontaler<br />

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Für alle jene,<br />

die sich<br />

fachlich oder menschlich<br />

bereits vor<br />

oder erst nach dieser Lektüre<br />

durch <strong>Schweißen</strong><br />

verbunden fühlen.<br />

Ganz gleich<br />

ob lokal, sozial, national oder global.


Stephan Thiemonds<br />

<strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong><br />

You’ll never work alone


Bibliografische Information<br />

der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte<br />

bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.<br />

dnb.de abrufbar.<br />

Schweißtechnisches Lektorat:<br />

Prof. Dr. Ing. Gerd Kuscher, GSI SLV Hannover,<br />

Achim H<strong>aus</strong>purg (SFM), Üdingen<br />

ISBN 978-3-96144-077-1<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© DVS Media GmbH, Düsseldorf 2020<br />

Herstellung: SDL - Digitaler Buchdruck,<br />

Schaltungsdienst Lange oHG, Berlin


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort Herr Hoene........................................................ 1<br />

Vorwort Prof. Dr. Kuscher.............................................. 3<br />

<strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong>!...................................................... 6<br />

Die Geschichte vom kleinen w..................................... 16<br />

Die Rückkehr der Jedi-Ritter........................................ 46<br />

Kurz und schmerzlos..................................................... 96<br />

Wir lieben die Stürme, die br<strong>aus</strong>enden Wogen........... 146<br />

Was wäre die Welt ohne Stahl?................................... 206<br />

Die Sache mit dem Edelstahl...................................... 220<br />

Zehn kleine Klärschlammtrockner<br />

und der Erzengel Raphael........................................... 246<br />

Die Magie der Industrie.............................................. 270<br />

<strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong> – und erfüllt Kinderträume ...... 294<br />

Herzlich bedanken möchte ich mich .......................... 314<br />

Hinweise und Quellenangaben................................... 317


»Das Wichtigste am <strong>Schweißen</strong> ist das w,<br />

ansonsten geht’s in die Hose.«<br />

Alte Schweißerweisheit


Die Schweißtechnik – eine Branche<br />

für kreative Köpfe<br />

Der Autor hat sein schweißtechnisches Know-how<br />

hier in Deutschland gelernt, beruflich aber ist er<br />

querweltein unterwegs. Damit ist er ein Paradebeispiel<br />

für einen beruflichen Lebensweg in der Schweißtechnik:<br />

eine solide duale Aus- und Weiterbildung in Deutschland<br />

und dann weltweit unterwegs zu internationalen Einsätzen<br />

und Projekten. Genau wie der DVS – Deutscher<br />

Verband für <strong>Schweißen</strong> und verwandte Verfahren e. V.<br />

in seinen Ausbildungsmöglichkeiten und -varianten dies<br />

als eine mögliche Karriereoption anbietet.<br />

DVS Media als Tochter des DVS – Deutscher Verband<br />

für <strong>Schweißen</strong> und verwandte Verfahren e. V. freut sich<br />

daher ganz besonders, dieses Buch zu publizieren.<br />

In diesem erzählt unser Kollege von seinen beruflichen<br />

Stationen, internationalen Projekten und persönlichen<br />

Begegnungen rund um den Globus auf seine<br />

unnachahmliche und sehr persönliche Weise.<br />

Der von Comics und Filmen inspirierte Erzählstil erzeugt<br />

einen suggestiven Sog sowohl beim fachlich versierten<br />

Leser/-in als auch beim schweißtechnischen<br />

Laien/-in, der/die so auf lockere Weise nebenbei etwas<br />

über die Schweißtechnik und deren Verfahren erfährt.<br />

Der Autor teilt sein inneres und äußeres Erleben mit dem<br />

Leser/der Leserin. Als literarischer Schweißzusatz dient<br />

eine großzügige Portion Magischer Realismus, der die<br />

einzelnen Kapitel durchwebt und <strong>verbindet</strong>. Das fantasievolle<br />

Kopfkino läuft mal schneller, mal langsamer,<br />

aber immer mit viel Verve für die gemeinsame schweißtechnische<br />

Sache und darüber hin<strong>aus</strong> auch für humanitäre<br />

Projekte wie ein Schulbau in Asien.<br />

1


Kein Monteursmärchen, kein Schelmenstück, sondern<br />

fachlich fundierte Erlebnisberichte, packend erzählt und<br />

gewürzt mit einer positiven Sicht auf die Welt, sich technisch<br />

und menschlich mit Gleichgesinnten einsetzend,<br />

weil man großartige Projekte gemeinsam angeht und<br />

verwirklicht – in der Welt der Schweißer/innen und auch<br />

sonst.<br />

Dieses vergnügliche Buch unseres Metallographilosophen<br />

wird hoffentlich zahlreiche begeisterte Leser finden.<br />

Wer Technik, Abenteuer und Fantasie als Kreativitätsmotor<br />

schätzt, wird an diesem Buch Gefallen finden.<br />

Paul Robert Hoene,<br />

Verlagsleiter DVS Media GmbH<br />

2


Vorwort von der Gesellschaft für Schweißtechnik<br />

International – Schweißtechnische<br />

Lehr- und Versuchsanstalt Hannover<br />

Wen die Lasertechnik erfasst hat, der kommt nicht wieder<br />

davon los.<br />

Das ist auch dem Verfasser dieses Buches passiert. Er<br />

kommt von der konventionellen Schweißtechnik. In<br />

seinen Geschichten erklärt er allgemein verständlich,<br />

was Stahl in all seinen Konfigurationen ist und wie<br />

die Schweißtechnik Stahl <strong>verbindet</strong>. Es sollte bewusst<br />

keine rein wissenschaftliche Abhandlung werden,<br />

obwohl alle Aussagen fachlich fundiert sind. Natürlich<br />

spielt der Laser, der mit Licht Stahl <strong>verbindet</strong>, eine<br />

große Rolle, aber der Stahl reagiert beim Laserstrahlschweißen<br />

anders als sonst bekannt ist. Das ist klar<br />

her<strong>aus</strong>gearbeitet worden.<br />

Ich kenne die Firma DSI Thailand gut, die Inhaberin,<br />

Ms. Thongplew Banpao und den Technischen Direktor,<br />

Mr. Thanapol Pradissum. Seit Jahren auditiere<br />

ich die DSI Thailand zur Zertifizierung nach DIN EN<br />

ISO 3834-2. Durch meine Besuche und unsere Zusammenarbeit<br />

vor Ort kann ich das vorhandene fachliche<br />

Können dieser Firma positiv, mit sehr gut, einschätzen.<br />

Das kommt allen ihren Kunden zugute, die von der DSI<br />

Thailand betreut werden. Sowohl an ihrem Hauptstandort<br />

in Chonburi, als auch in den Zweigniederlassungen<br />

in Rayong und in Pathum Thani. Das gilt darüber hin<strong>aus</strong><br />

auch bei Laserschweißeinsätzen vor Ort beim Kunden,<br />

was dank der modular aufgebauten, von daher leicht<br />

zu transportierenden Laserschweißanlagen problemlos<br />

möglich ist.<br />

3


Auch die DSI Thailand-Laserspezialisten wissen,<br />

dass die Möglichkeiten und Anwendungen eines Laserstrahls<br />

bei weitem noch nicht <strong>aus</strong>geschöpft sind,<br />

weswegen auch sie an deren Weiterentwicklungen<br />

arbeiten, was letztendlich allen Anwendern der Lasertechnik<br />

zugute kommen wird.<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerd Kuscher<br />

Auditor und Zertifi zierer<br />

GSI-SLV Hannover<br />

4


<strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong>!<br />

Diese simple Tatsache beruht auf unzähligen<br />

Beweisen. Ein Beweis ist dieses Büchlein, das<br />

Sie gerade in Händen halten. Zwar wurden der Einband<br />

und die <strong>Seiten</strong> dazwischen nicht durch <strong>Schweißen</strong><br />

miteinander verbunden, sondern durch das in der DIN<br />

8593-8 beschriebene Fügeverfahren »Kleben«. Jedoch<br />

würde es dieses Büchlein und seine darin enthaltenen<br />

Geschichten ohne das in der DIN 1910-100 beschriebene<br />

Verfahren »<strong>Schweißen</strong>« schlichtweg nicht geben. Was<br />

nicht weiter tragisch wäre. Wohl aber schade. Immerhin<br />

steht dieses Büchlein als Beweis für die Faszination, die<br />

vom <strong>Schweißen</strong> <strong>aus</strong>geht: weil <strong>Schweißen</strong> – Achtung! –<br />

im doppelten Sinne <strong>verbindet</strong>: nämlich Stähle und Menschen.<br />

Und zwar interkontinental. Phänomenal, nicht<br />

wahr!<br />

Doch bevor ich von der großen Welt der Schweißtechnik<br />

da draußen erzähle, möchte ich Ihnen etwas<br />

Kleines, <strong>aus</strong> meinem Inneren, verraten: wie es zu diesem<br />

Büchlein kam. Auch wenn es den Eindruck erwecken<br />

sollte, so steckt kein durchdachtes Konzept dahinter.<br />

Basierend auf dem wirtschaftsbedrohlichen Facharbeitermangel<br />

in Deutschland, um die Attraktivität schweißtechnischer<br />

Berufe auf unterhaltsame Weise zu steigern.<br />

Ebensowenig ist dieses Büchlein <strong>aus</strong> einer biergeselligen<br />

Laune mit Berufskollegen in einer verrauchten Bar in<br />

Bombay, Bangkok oder Butzbach entstanden. Inspiriert<br />

durch das Plaudern über alte Zeiten und vollbrachte Taten,<br />

während jemand <strong>aus</strong> der Runde euphorisch meinte; Hey,<br />

Jungs, lasst uns ein Geschichts-Buch drüber schreiben!<br />

Diese Vorstellung begeistert mich zwar, trifft aber leider<br />

nicht den wahren Auslöser. Sie beweist lediglich mein<br />

Talent zur Phantasie.<br />

Der Auslöser, auf den ich hin<strong>aus</strong>will, kam vielmehr<br />

plötzlich: in Form einer aufpoppenden Emotion! Ausgelöst<br />

durch einen äußeren Umstand. Losgelöst im<br />

Bruchteil einer Sekunde. Als hätte jemand den Ver-<br />

6


schlusspfropfen gezogen, löste die Emotion – Wusch!<br />

– in meinem Gehirn eine Inspirationsflut <strong>aus</strong>, die mich<br />

mit Leib und Seele mitriss: ich erlebte einen ganzkörperlichen<br />

Vollr<strong>aus</strong>ch <strong>aus</strong> Gefühlen, Ideen, Erinnerungen<br />

und Konstrukten. Gepaart mit einer Prise abschweifender<br />

Phantasie, was summa summarum auf einem tragenden<br />

Fundament <strong>aus</strong> Sach- und Fachkenntnis basierte.<br />

Dieser geile Emotionsmix, der weit<strong>aus</strong> länger andauerte<br />

als der in meinem kühnsten Jugendtraum erlebte Orgasmus<br />

mit Brooke Shields, – Aahhh! – in »Der blauen Lagune«<br />

von Nanuya Levu, – Aahhh! – Ähm, verdammt! Worauf<br />

wollte ich eigentlich hin<strong>aus</strong>? Ach ja, richtig. An einem ähnlich<br />

paradiesischen Ort überkam mich im Frühjahr 2014<br />

eben diese Büchlein-Emotion: in Thailand! Doch leider<br />

nicht bei einem erotischen Bad vor dem Wasserfall einer<br />

Lagune, sondern während der Arbeitszeit. Als ich im Auftrag<br />

meines Chefs die Reparatur zweier Dünnschichtverdampfer-Rotoren<br />

überwachen sollte: mit dem erfahrenen<br />

Blick eines Europäischen Schweißfachmannes. Als mir<br />

der Kunde bei der Eingangsbesprechung mitteilte, dass<br />

die Risse nicht, wie ursprünglich von mir über den Wolken<br />

ersonnen, durch das herkömmliche WIG-Verfahren reparaturgeschweißt<br />

würden, sondern von einem Laser!<br />

Das war das emotions<strong>aus</strong>lösende Signalwort, woraufhin<br />

meine phantastische Reise in die Welt der Laserschweißtechnik<br />

begann. Musikalisch begleitet von der unverkennbaren<br />

Star Wars Eröffnungsmelodie.<br />

»Ta Ta, Ta-da-da-da Ta, Ta-da-da-da Ta, Tadadada …«<br />

Der Rest ist Geschichte. Nachzulesen, in der in diesem<br />

Büchlein erzählten Lasergeschichte, Die Rückkehr der<br />

Jedi-Ritter. Nachdem ich sie im Groben noch während<br />

meines Aufenthaltes bei der DSI in Thailand geschrieben<br />

hatte, führte mich eben diese Lasergeschichte, zwecks weiterer<br />

Recherche, Achtung! – <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong> – zum<br />

Jedi-Ritter Christian Frank, ins baden-württembergische<br />

Maulbronn. Zum Meister Yoda der Laser-Schweißtechnik.<br />

Zum Geschäftsführer des deutschen DSI Laser-Service.<br />

Zu seiner liebreizenden Assistentin Frau Kuzma, zu dem<br />

7


Forwarding is our passion. Since 1879.<br />

Maßgeschneiderte<br />

Logistik – weltweit<br />

<strong>aus</strong> einer Hand<br />

Die Leschaco Gruppe ist ein<br />

weltweit tätiger Logistikdienstleister,<br />

der hanseatische<br />

Tradition mit Weltoffenheit und<br />

Innovationsgeist verknüpft.<br />

Heute ist der inhabergeführte<br />

Mittelständler weltweit mit<br />

72 eigenen Büros und mehr<br />

als 2.500 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in über 22<br />

Ländern für seine Kunden da.<br />

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8<br />

aufgeweckten Herrn Hocke und zu anderen Kollegen<br />

seines Mitarbeiterteams: zu den Lasermasters of the Universe.<br />

Weltweit kämpfen sie für die Gute Macht. Laserschweißen<br />

mit Mut, Disziplin und Know-how alle möglichen<br />

und alle unmöglichen Stahlsorten. Wie eben auch<br />

die Risse an unseren Thailand-Rotoren.<br />

Ein weiterer Beweis dafür, das <strong>Schweißen</strong> im doppelten<br />

Sinne <strong>verbindet</strong>, ist meine berufliche Schiffsreise von<br />

Uruguay <strong>aus</strong> zur Antarktis. Hin zu jenem Ort, an dem ich<br />

glaubte, <strong>aus</strong> der Welt gefallen zu sein. Damals, im Jahre<br />

2009. Auf dem norwegischen Krillfänger Juvel. Mit an<br />

Bord: zwei jeweils 70 Tonnen schwere Horizontaltrockner.<br />

Konstruiert und gebaut von meinen Kollegen bei der Buss-<br />

SMS-Canzler in Butzbach. Um den im antarktischen Eismeer<br />

gefangenen, als gleich zu Schlamm weiterverarbeiteten<br />

Krill noch auf hoher See zu Pulver zu trocknen: zu<br />

Krill-Flavour. Beispielsweise für Tiefkühl-Pizzen.<br />

Zwecks Inbetriebnahme ging ich mit meinem Kollegen<br />

Ralf in Montevideo an Bord. Bezog mit ihm eine,<br />

Achtung! – <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong> besonders eng auf<br />

kleinstem Raum – eine winzige, dennoch urgemütliche<br />

Kajüte mit sogar einem Bullauge. Ganz vorn im Bug des<br />

Schiffes. Wohlwissend, dass wenige Monate zuvor <strong>aus</strong> der<br />

ursprünglichen Perangi die Juvel wurde: in einer kolossalen<br />

Verwandlungsaktion, bei der Bremerhavener MWB-<br />

Werft. In deren Trockendock wurde die Perangi durchtrennt<br />

und anschließend <strong>aus</strong>einandergeschoben. Nachdem<br />

die beiden Krilltrockner und andere Krill-Verarbeitungsmaschinen<br />

unter Deck gebracht und vorinstalliert waren,<br />

wurde ein knapp 40 Meter langes, neu gefertigtes Rumpfstück<br />

passgenau in die Lücke gesetzt. Woraufhin alle drei<br />

Rumpfteile, Bug, Mitte und Heck zusammengeschoben<br />

und – Achtung! – <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong> – metallisch vereint<br />

wurden. Durch zwei rund um den Rumpf herum verlaufende<br />

Rundschweißnähte. Die Verwandlung der 60 Meter<br />

kurzen Perangi zur 99 Meter langen Juvel war vollendet.<br />

Mit diesem Hintergrundwissen, plus meiner Weiterbildung<br />

zum Europäischen Schweißfachmann, der <strong>aus</strong>


eigener Schweißerfahrung weiß, welch‘ unentdeckte<br />

Schweißnahtfehler in Schweißnähten schlummern und<br />

was sie unter wechsellastiger Beanspruchung anrichten<br />

können, gerieten wir eines Nachts in einen antarktischen<br />

Sturm. Stundenlang kämpfte die Juvel gegen zehn Meter<br />

hohe Kaventsmänner. Mit dem Bug voran. Dort, wo mein<br />

Kollege und ich in unseren Kojen lagen. Steil ging’s den<br />

Wellenberg hinauf. Mit den Füßen voran. Hoch oben,<br />

am Wellenkamm angekommen, verharrte die Juvel den<br />

Bruchteil einer Sekunde. Als ob sie auf der Kippkante<br />

das Unaufhaltsame hin<strong>aus</strong>zögerte. Mut fasste – um sich<br />

dann, als eine Masse <strong>aus</strong> mehreren t<strong>aus</strong>end Tonnen Stahl,<br />

in die Wellenschlucht zu stürzen. Um nach zehn Metern<br />

freiem Fa– Ahhhhh! –ll auf die betonharte Wasseroberfläche<br />

aufzuschlagen, Wroommm! – währenddessen ich,<br />

bretthart vor Angst erstarrt, in meiner Koje <strong>aus</strong>harrte.<br />

Mich beidhändig an den seitlich meiner dünnen Matratze<br />

angebrachten Begrenzungsbrettern festkrallte. Stundenlang<br />

nur einen einzigen Gedanken verfolgend.<br />

Hoffentlich halten die Schweißnähte!<br />

Wroommm! –<br />

Hoffentlich halten die Schweißnäh-!<br />

Wroommm! –<br />

Welche Schweißnahtfehler genau in den Rumpfstoßstellen<br />

der Juvel schlummerten, wie diese dort hineinkamen<br />

und wie sie von der Qualitätsstelle vertuscht<br />

wurden, nur um den Endtermin der Rumpfverlängerung<br />

einzuhalten, und ob die Schweißnähte überhaupt zurück<br />

bis in den sicheren Hafen von Montevideo hielten, verrät<br />

die in diesem Büchlein enthaltene Seemannsgeschichte,<br />

Wir lieben die Stürme. Übrigens, das gleichnamige Piratenlied<br />

der bündischen Jugendbewegung, das ich als<br />

kleiner Pfadfinder-Wölfling am Lagerfeuer lernte, sang<br />

ich ebenfalls in jener Sturmnacht. Stundenlang. Während<br />

draußen, in stockdunkler Nacht und umgeben von Eisbergen,<br />

das Meer wütete, die Wellen aufbäumte, – um die<br />

Juvel mit seiner 52-köpfigen Besatzung zu versenken.<br />

Um den milliardenfachen Tod der wehrlosen Bewohner<br />

9


10<br />

des Eismeeres, um den von uns gefangenen und pulverisierten<br />

Krill, zu rächen.<br />

Wroommm! –<br />

Um ehrlich zu sein sang ich nicht, weil mir die schiffsschaukelähnlichen<br />

Auf- und ab-Bewegungen Freude<br />

bereitet hätten. Nein, nein. Im Gegenteil! Ich sang, um<br />

die dunkle Stimme meiner Angst zu übertönen. Und um<br />

den in meinem Kopf umhergeisternden Film von Rache<br />

und Schweißnahtfehler zu verbannen:<br />

»Wir lieben die Stürme, die br<strong>aus</strong>enden Wogen<br />

der eiskalten Winde rauhes Gesicht.<br />

Wir sind schon der Meere so viele gezogen<br />

und dennoch sank unsre Fahne nicht.«<br />

Sowohl als Pfadfinder als auch als Seemann auf Zeit,<br />

bereitete mir das laute Singen des Refrains am meisten<br />

Freude. Bescherte mir das größte Glückgefühl und somit<br />

die wenigste Angst vor der großen, weiten, dunklen Welt<br />

da draußen:<br />

»Heio, heio, heio, heioheioheioho, heiho, heioho,<br />

heiho.«<br />

Allein durch das Schreiben dieser einen Liedzeile,<br />

spüre ich wieder dieses angenehm euphorische Kribbeln.<br />

Was mich leichtsinnigerweise dazu verleitet, Ihnen<br />

bereits jetzt zu verraten, dass die Juvel weder durch die<br />

Rache des Weißen Krills, noch aufgrund vertuschter<br />

Schweißnahtfehler, unterging. Darauf sind Sie bestimmt<br />

schon selber gekommen. Weil Sie, im wortwörtlichen<br />

Sinne, den Beweis dafür gerade in Ihrer Hand halten.<br />

Wäre die Juvel in besagter Sturmnacht <strong>aus</strong>einandergebrochen,<br />

fünf Schiffstagesreisen weit ab der nächsten<br />

Küste, würde meine in der Koje beim Aufschlagen auf<br />

der Wasseroberfläche entstandene Idee zur Wir lieben die<br />

Stürme-Geschichte, ganz sicher jetzt mit auf dem Meeresgrund<br />

liegen.


Wroommm! –<br />

Die Tiefe des letzten Satzes möchte ich nutzen, um<br />

zur Basis aller menschlichen und metallischen Schweißverbindungen<br />

vorzustoßen. Zu dem dafür notwendigen<br />

Material: zum Stahl. Zu diesem so über<strong>aus</strong> bedeutenden,<br />

heutzutage <strong>aus</strong> unserem Leben nicht mehr wegzudenkenden<br />

Werkstoff: diese Wunder vollbringenden Metalllegierungen,<br />

von denen es mehr als 2.500 Sorten gibt und<br />

deren Hauptbestandteil immer Eisen ist. Bevor ich noch<br />

ins Schwärmen gerate, was in unserer Branche eher verpönt<br />

ist, weil’s weder männlich, noch genormt ist, komme<br />

ich rasch zum Worst-Case-Szenario: Würde es keinen<br />

Stahl geben, könnte <strong>Schweißen</strong> (ihn) nicht verbinden.<br />

Weder den Werkstoff noch uns Menschen. Was im doppelten<br />

Sinne nicht nur schade, sondern sehr tragisch wäre.<br />

Wroommm! –<br />

Denn in einer Welt ohne Stahl wären meine Kollegen<br />

und ich arbeitslos. Wir hätten nicht nur nichts zu schweißen,<br />

sondern auch nichts zu lachen. Es gäbe keine Dünnschichtverdampfer<br />

und kein Krill-Fangschiff Juvel. (Was zumindest<br />

den Krill sehr freuen dürfte.) Sowohl in Maulbronn als<br />

auch in Thailand gäbe ‘s keine DSI, in Bremerhaven keine<br />

MWB-Werft, und im Ruhrpott noch nicht mal mehr einen<br />

einzigen, letzten – Ups! fast hätte ich Mohikaner, statt<br />

Stahlkocher geschrieben. Was mich zu dem inspirierenden<br />

Gedanken verleitet, Der letzte Stahlkocher. – Hm, hört sich<br />

doch gar nicht mal so schlecht an. Werde es als Romanidee<br />

mal im Hinterkopf behalten. Kern der Handlung: die langfristige<br />

Erhaltung des deutschen Stahl-Industriestandortes<br />

im Kampf gegen die aufstrebende, sich im Untergrund zu<br />

modernen Wirtschaftsmächten formierende Konkurrenz<br />

<strong>aus</strong> Russland, Indien und China.<br />

Zurück zu den Fakten: Stahl ist von elementarer<br />

Bedeutung. Nicht nur für Deutschland oder Europa.<br />

Für die gesamte Welt. Insbesondere für die der Männer.<br />

Denn in einer Männerwelt ohne Stahl könnten wir uns<br />

weder stählen noch hart wie Krupp-Stahl werden. Statt<br />

solch einer Persönlichkeitsentwicklung – vom Jüng-<br />

11


12<br />

ling zum Ironman – müssten wir uns in der klassischen<br />

Männerrolle zurechtfinden: als echte deutsche Eiche. Die<br />

allerdings von ihrer Wortart, sprich, ihrem Geschlecht<br />

in der traditionellen deutschen Grammatik, weiblich ist:<br />

die Eiche. Überdies hat sie von Natur <strong>aus</strong> 34 Chromosomen<br />

weniger als ein Mensch. Warum also zur echten<br />

deutschen Eiche werden? Um sich im Laufe seines<br />

Mann-werdens zurück zu entwickeln? Von 46 Chromosomen<br />

zurück auf 12? – Egal.<br />

Hauptsache ein Kerl wie ein typischer, deutscher<br />

Wappenbaum. Eingeschlechtig, mit starkem, hoch aufragendem<br />

Stamm und rauer Rinde; einer weit <strong>aus</strong>ladenden<br />

Krone, die jedem Sturm trotzt; die im Frühjahr hängende<br />

Blütenstände trägt und zur Jahresmitte hin sommergrün<br />

dichtes Laub; leicht erkennbar an seiner Frucht: der<br />

Eichel. Ihr ganzes langes Leben lang, bleibt die deutsche<br />

Eiche ihrem von Gott bestimmten Lebensplatz<br />

treu. Neigt mit zunehmendem Alter ihre Äste ehrfürchtig<br />

hinab zu ihren Wurzeln. Dorthin, wor<strong>aus</strong> die Krone einst<br />

entspross. Was man als echte deutsche Eiche solange zu<br />

tun hat, bis jemand kommt, den Unbeugsamen fällt, klein<br />

hackt und im Kaminofen verheizt, was über viele Jahrzehnte<br />

langsam gewachsen ist. –<br />

Wer als Mann diesem klassischen Symbol für die<br />

Ewigkeit, dem der echten deutschen Eiche, nicht standhalten<br />

kann oder nicht standhalten will, der könnte sich<br />

ins Münchener Mutterh<strong>aus</strong> einquartieren: ins Hotel<br />

Deutsche Eiche. Um sich dort in der Sauna von der kaltmetallischen<br />

Welt <strong>aus</strong> Stahl aufzuwärmen.<br />

Beim Gedanken an diese Alternative bin ich heilfroh,<br />

dass Mutter Natur <strong>aus</strong> mir einen Kupferschmied gemacht<br />

hat! Wenn auch einen Metaller-Typ, mit gelegentlichem<br />

Hang zur Melancholie. Was nicht weiter schlimm ist.<br />

Weil’s vorüber geht. Manchmal ist’s sogar produktiv!<br />

Wie beispielsweise mein melancholischer Anflug in<br />

Kombination mit einem beruflichen Ausflug nach China.<br />

Als ich mir dort, im Jahre 2009 die philosophische Frage<br />

stellte: Was wäre die Welt ohne Stahl? Wor<strong>aus</strong> wiederum


die gleichnamige, ebenfalls in diesem Büchlein erzählte<br />

Geschichte hervorging.<br />

Doch Freude, schöner Götterfunken: zu unser aller<br />

Glück (jedoch zum Pech für den armen Krill) gibt es<br />

Stahl. Diesen verbinden wir Schweißer durch <strong>Schweißen</strong>.<br />

Wodurch sich wiederum, wie ich aufgezeigt habe,<br />

menschliche Beziehungen ergeben. Weil <strong>Schweißen</strong> nun<br />

mal <strong>verbindet</strong>. Manchmal bewusst, manchmal überraschend.<br />

Erwischen kann‘s faktisch jeden. Und überall.<br />

Man muss sich nur drauf einlassen: auf den Menschen.<br />

Auf das <strong>Schweißen</strong>. Auf den Stahl. Ob lokal oder interkontinental.<br />

Egal. Weil immer phänomenal.<br />

Ziemlich am Ende dieser einleitenden Erzählung<br />

angekommen, bleibt mir einmal mehr nur die Hoffnung.<br />

Ähnlich wie damals, in der antarktischen Sturmnacht.<br />

Doch diesmal richtet sich meine Hoffnung nicht an Zeus<br />

und seinen Bruder Poseidon; nicht an den Schutzpatron<br />

der Schweißer und an den Schutzpatron des Meeres.<br />

Nein, diesmal richtet sich meine Hoffnung an Sie, liebe<br />

Leserin, lieber Leser! Dahingehend, dass Sie hoffentlich<br />

mit Leib und Seele, ganzkörperlich-ganzheitlich, in<br />

die folgenden Schweißgeschichten eintauchen. Worüber<br />

ich mich ganz besonders freuen würde, wenn Sie nicht,<br />

ich wiederhole und unterstreiche der Wichtigkeit wegen,<br />

wenn Sie nicht gebürtig <strong>aus</strong> der Schweißtechnik kommen.<br />

Sich aber dennoch von der Thematik anstecken und vom<br />

Sog der Erzählungen mitreißen lassen.<br />

Und vielleicht sogar, um nicht zu sagen hoffentlich!,<br />

verfallen Sie beim Lesen der Faszination des <strong>Schweißen</strong>s.<br />

– Von jetzt auf gleich fühlen Sie sich phantastisch,<br />

aufgenommen in einer globalen Gemeinschaft. Eng mit<br />

uns im Einklang verbunden: spürbar durch ein angenehm<br />

kribbelndes, aphrodisierendes Verbundenheitsgefühl, das<br />

Sie noch lange nachspüren werden. Lange nachdem Sie<br />

dieses Büchlein an dessen Ende in heiterer Gelassenheit<br />

sanft zugeklappt haben. –<br />

Wenn dem so sein sollte, wenn ja, dann Hurra! Dann<br />

hat sich meine allererste Emotion, die mich damals in<br />

13


Thailand, beim Signalwort Laserschweißen überkam,<br />

nicht nur doppelt, sondern dreifach gelohnt. Weil dieses<br />

Büchlein, dank Ihres hinzugewonnenen Verbundenheitsgefühls,<br />

eine bislang ungeahnte Dimension erhält: eine<br />

Dritte! Weil dann dieses Büchlein als Beweis dafür steht,<br />

dass durch <strong>Schweißen</strong>, Achtung! – metallische, fachpersonalspezifische<br />

und fachübergreifende Verbindungen<br />

entstehen.<br />

<strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong>! Sie, und mich und irgendwie<br />

uns alle. So hat‘s Mutter Natur für uns vorgesehen. Und<br />

so hat es der Dichter der deutschen Aufklärung, der Vordenker<br />

für das neue Selbstbewusstsein des Bürgertums,<br />

Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781), verfasst.<br />

»In der Natur ist alles mit allem verbunden;<br />

alles durchkreuzt sich, alles wechselt mit allem,<br />

alles ändert sich, eines in das andere.«<br />

Wroommm! –<br />

Querweltein irgendwo unterwegs,<br />

im Frühjahr 2015<br />

14


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Barlage GmbH I Am Gleis 5 I 49740 Haselünne<br />

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16<br />

Die Geschichte vom kleinen w …<br />

…, das in unserer Branche den großen Unterschied<br />

macht. Ja, sogar den entscheidenden! »Sein oder nicht<br />

sein, das ist …« auch in diesem Theater-Stück, die<br />

zentrale Frage. Abgekupfert, Sie haben’s sicher erkannt,<br />

<strong>aus</strong> Shakespeares Hamlet. Aus zwei einfachen Gründen:<br />

zum einen, wegen des hohen Bekanntheitsgrades<br />

der Frage. Gleichermaßen bekannt unter den Kennern<br />

des klassischen Theaters, beim Volksmund (der ohnehin<br />

alles weiß), sowie beim Arbeitervolk, das sich <strong>aus</strong> dem<br />

Volksmund her<strong>aus</strong> entwickelte. Der zweite Grund ist,<br />

weil die Sein-oder-nicht-Sein-Frage hervorragend zum<br />

Kernthema dieser Geschichte passt. Im leicht abgewandelten<br />

Originaltext sogar noch besser:<br />

»To be or not to be, that is the question:<br />

bec<strong>aus</strong>e that makes the huge difference!«<br />

Was auf unser Thema bezogen und locker <strong>aus</strong> der<br />

Hüfte übersetzt, so viel bedeutet wie:<br />

»Vorhandensein oder Nichtvorhandensein,<br />

genau das macht den großen Unterschied!«<br />

Gemeint ist das kleine w, das mir und meinen Kollegen<br />

<strong>aus</strong> der Schweißtechnik, milde <strong>aus</strong>gedrückt, gern‘<br />

einen Streich spielt. Mir als Autor dieses Büchleins sogar<br />

Angst einjagte. Beim ersten Durchblättern nachdem<br />

es gedruckt worden war. Ein Angstgefühl, das mich<br />

unterschwellig auf jeder Seite, bei jedem Satz und bei<br />

jedem verdammten Wort begleitete. Solange, bis sich<br />

die Angst auch tatsächlich bestätigte. Als selbsterfüllende<br />

Prophezeiung, um es in der Sprache der Soziologen<br />

<strong>aus</strong>zudrücken. Ein gutes Beispiel dafür ist folgender<br />

Schriftsteller, der hauptberuflich Kriminalromane<br />

schreibt. Womit ich sagen möchte, dass nicht nur ich, als<br />

nebenher schriftstellernder Kupferschmied, mir diese


Angst einrede. Nein, nein. Selbst Bestsellerautoren leiden<br />

unter diesem Phänomen.<br />

»So eine verfluchte Schweiße!«, liest der Schriftsteller<br />

mit verzerrten Gesichtszügen, als ob Lesen schmerzhaft<br />

wäre.<br />

Eigentlich sollte sein Protagonist, ein auf der Flucht<br />

gestellter Einbrecher, in eben diesem Satz fluchen.<br />

»So eine verfluchte Scheiße!« Genau so hatte er es in<br />

seinem Manuskript geschrieben: Scheiße! So und nicht<br />

anders!<br />

»So‘ne Scheiße!«, fluchte der Schriftsteller im<br />

Schweiße seines Angesichts. Beim Gedanken an seine<br />

Leserschaft, deren Treue er sich über die Jahre, durch<br />

Fleiß und erzählerische Präzision, hart erarbeitet hatte.<br />

Und nun sowas! Ein dämlicher Rechtschreibfehler.<br />

Mit weitreichenden Folgen. Was sollen seine Leser bloß<br />

von ihm denken?, dachte der Schriftsteller. Wenn durch<br />

So eine verfluchte Schweiße!, der Lesefluss abrupt unterbrochen<br />

wird. Jeder aufmerksam mitdenkende Leser<br />

würde innehalten. Irritiert das Buch absenken, seine<br />

Brille abnehmen, um in den Weiten seines Umfeldes<br />

den Zusammenhang zwischen dem Einbrecher und<br />

<strong>Schweißen</strong> zu finden. Zwar hört man gelegentlich von<br />

Einbrechern, die einen Tresor aufschweißen. Oder von<br />

Ausbrechern, die Gitterstäbe mit dem <strong>aus</strong> der Gefängniswerkstatt<br />

entwendeten Schweißgerät durchschweißen.<br />

Dennoch würden seine Leser, so war sich der<br />

Schriftsteller sicher, keinen Zusammenhang finden:<br />

weil es in seinem Kriminalroman keinen Grund zum<br />

<strong>Schweißen</strong> gibt. Dafür aber jetzt einen guten Grund,<br />

um zu fluchen.<br />

Soweit die Einleitung in unsere branchenspezifische<br />

w-Problematik. Untertitel: Die Welt der Schweißtechnik<br />

mit all ihren Abgründen, Ausflüchten und Flüchen. Doch<br />

bevor ich mit der Erzählung fortfahre, um dann so richtig<br />

tief in die Schweiße einzutauchen, möchte ich mich<br />

bei Ihnen vorab entschuldigen.<br />

»Entschuldigen Sie bitte meine derbe Wortwahl!«<br />

17


Die FELCO GmbH ist seit über 35 Jahren mit den<br />

Kernkompetenzen Rohrtechnik, Schweißtechnik,<br />

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sich von der klassischen Rohrvorfertigung inkl.<br />

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Package-Units werden in Skid-Bauweise als Plug &<br />

Play-Lösung inklusive der Komponentenmontage, den<br />

Rohrleitungen und der EMSR-Technik, an zwei Standorten<br />

gefertigt. Verarbeitet werden Rohrleitungen <strong>aus</strong> Stahl,<br />

CrNi-Stahl, PVC, PE, und PP. Dazu stehen modernstes<br />

Equipment und spezialisierte Teams zur Verfügung.


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und Pressverbindungen werden von uns <strong>aus</strong>geführt.<br />

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die Regelwerke DGRL 2014/68/EU und die<br />

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18<br />

Andererseits musste ich diese rückhaltlose Sprachform<br />

verwenden, um Ihnen das Problem unmissverständlich<br />

darzustellen. Denn nur durch das geschriebene Wort<br />

wird‘s ersichtlich und verständlich, wie Sie im Verlauf<br />

dieser Geschichte zur Genüge sehen werden. Wenn Sie<br />

hingegen das gepflegte deutsche Wort schätzen und<br />

beim Thema Schweißtechnik keinen Rechtschreibfehler<br />

akzeptieren, sollten Sie sich diese Geschichte lieber ersparen,<br />

bevor Ihnen beim Lesen, vor lauter Ärger, der<br />

Schweiß <strong>aus</strong>bricht.<br />

Genau das passierte mir am Erscheinungstag dieses<br />

Büchleins in der ersten Auflage. Was an und für sich<br />

schon recht merkwürdig ist. Statt mich auf das Ergebnis<br />

jahrelanger Erkenntnis und deren monatelange Umsetzung<br />

in Schriftform zu freuen, war da diese Scheißangst.<br />

Klingt wie <strong>aus</strong>gedacht. Entspricht aber der Wahrheit.<br />

Mir perlte der Schweiß auf der Stirn, als ich den luftgepolsterten<br />

Umschlag <strong>aus</strong> meinem Briefkasten nahm.<br />

Der handschriftliche Vermerk Buchsendung verriet mir,<br />

was sich im Umschlag befand. Mein Verlag hatte ihn per<br />

E-Mail vorangekündigt: die Zusendung einer druckfrischen,<br />

nicht mehr korrigierbaren und schon gar nicht als<br />

Mängelexemplar <strong>aus</strong> dem Handel nehmbaren Ausgabe<br />

dieses Büchleins.<br />

Mit zittrigen Händen bog ich die zum Spagat gespreizten<br />

Füßchen der beiden Messingklämmerchen gerade,<br />

die den Umschlag geschlossen hielten. Fingerte sie<br />

<strong>aus</strong> den Löchern, klappte die bei Buchsendungen nie zugeklebte<br />

Lasche um und griff in den Umschlag, während<br />

mein Herzschlag den Open-Stroke-Roll-Trommelwirbel<br />

nachahmte. Zögerlich zog ich das Büchlein her<strong>aus</strong>.<br />

Falsch herum!, war mein erster Gedanke. Mein<br />

Hauptinteresse galt nämlich nicht seiner Rückseite, sondern<br />

seinem Front-Cover. Ängstlich im Hinblick auf<br />

das, was ich im folgenden Augenblick zu sehen befürchtete,<br />

drehte ich das Büchlein langsam um. Stellte mir<br />

währenddessen gedanklich noch einmal die Sein- oder<br />

Nichtsein-Frage: Mit oder ohne w?


Querweltein Unterwegs – <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong><br />

Puh! –<br />

Diesen Augenblick mit Aufatmen oder Erleichterung zu<br />

beschreiben, wäre weit untertrieben. Es war ein Gefühl,<br />

als falle eine tonnenschwere Stahlbramme von meinen<br />

Schultern auf meine Füße. Was besonders schmerzhaft<br />

war, weil ich ja keine Sicherheitsschuhe trug, sondern auf<br />

Socken neben dem Briefkasten stand. Deswegen jubelte<br />

ich nicht. Nein, ich schrie vor Glück! Weil keiner der<br />

am Büchlein Beteiligten im falschen Augenblick unachtsam<br />

war. Mir war es gelungen, den Buchuntertitel richtig<br />

ins Manuskript zu schreiben. Meine Lektorin hatte den<br />

Untertitel richtigerweise nicht korrigiert. Und der Drucker<br />

hatte alle benötigten Buchstaben <strong>aus</strong> seinem Setzkasten<br />

genommen und richtig aufgestellt. Hätte er nämlich<br />

beim Setzen des Covers <strong>aus</strong> Schusseligkeit das kleine<br />

w vergessen, weil er am Morgen mit dem falschen Fuß<br />

aufgestanden und seinem Empfinden nach ein Scheißtag<br />

angebrochen war, hätte ich vermutlich noch neben dem<br />

Briefkasten einen Schreikrampf bekommen.<br />

Querweltein Unterwegs – Scheißen <strong>verbindet</strong><br />

Dieser Buchtitel wäre nicht nur für den Arsch. Er wäre<br />

komplett am Thema vorbei. Weil er eine völlig andere<br />

Leserschaft ansprechen würde. Wohl kaum die in Frage<br />

kommende Zielgruppe. Nämlich all jene, die sich für die<br />

Schweißtechnik interessieren. Beispielsweise die international<br />

renommierte Institutionen DVS, den Verband<br />

für <strong>Schweißen</strong> und verwandte Verfahren e.V. Eine weitere<br />

Zielgruppe dieses Büchleins sind die SLVs, die Schweißtechnischen<br />

Lehr- und Versuchsanstalten in Deutschland.<br />

Allen voran die SLV Duisburg, bei der ich seinerzeit meinen<br />

Europäischen Schweißfachmann abgelegt habe. Oder<br />

die SLV Hannover, bei der ich den Visual Testing-Lehrgang<br />

I und II machte. Und bei der auch Professor Dr. Ing.<br />

Gerd Kuscher angestellt ist, mit dem ich die Re-Zertifi-<br />

19


20<br />

zierung der ISO 3834-2 bei der DSI Thailand durchführen<br />

durfte.<br />

Und nun frage ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser: hätten<br />

Sie dieses Büchlein gekauft oder jemals auch nur in<br />

die Hand genommen, wenn auf dem Cover das kleine w<br />

gefehlt hätte? Höchstwahrscheinlich nicht. Hätten stattdessen<br />

im Stillen gedacht, Welch geistigen Dünnschiss<br />

hat der Thiemonds denn diesmal r<strong>aus</strong>gehauen? Ohne dem<br />

Büchlein auch nur die geringste Chance zu geben, wäre<br />

dieser Querweltein Unterwegs-Fall für Sie erledigt gewesen.<br />

Und nur wegen eines dummen Rechtschreibfehlers.<br />

Glücklicherweise ist es nicht so weit gekommen.<br />

Der Buchtitel ist gelungen, und Sie haben sich darauf<br />

eingelassen. Aktuell auf das Problem mit dem kleinen w.<br />

Dieses ist übrigens kein Spleen der industriellen Neuzeit.<br />

Nein, nein! Das Problem ist Jahrhunderte alt. Zwar nicht<br />

ganz so alt, wie die Geschichte des Menschen, der seit<br />

rund 200.000 Jahren aufrecht über die Erde wandelt.<br />

Aber immerhin so alt, wie das stoffschlüssige Fügen<br />

zweier Metalle: genannt <strong>Schweißen</strong>. Die Sumerer sollen<br />

die ersten gewesen sein, denen dies gelang. Mittels<br />

Hammer und Hitze verschweißten sie vor mehr als 6.000<br />

Jahren Gold mit Gold. Dies war die Geburtsstunde der<br />

Schweißtechnik. Deren Wiege stand in Mesopotamien.<br />

Im Grenzgebiet des heutigen Dreiländerecks Syrien, Iran,<br />

Irak. Doch mit der Geburt begann auch die Problematik<br />

mit dem kleinen w, das schon bei den Sumerern den<br />

kleinen großen Unterschied gemacht haben dürfte. Zwar<br />

ist dies nicht schriftlich überliefert. Aber wenn man eins<br />

und eins zusammenzählt und die Notdurft der menschlichen<br />

Natur berücksichtigt, ja dann.<br />

Überliefert ist, dass die Sumerer als erstes Volk den<br />

Schritt zur Hochkultur leisteten. Durch die Erfindung der<br />

Keilschrift. Demzufolge kannten die Sumerer das kleine<br />

w. Überdies konnten sie schweißen und mussten, wie jeder<br />

Mensch, regelmäßig schei... Na, Sie wissen schon. Womit<br />

alle drei Problemfaktoren vorhanden waren: <strong>Schweißen</strong>,<br />

Schreiben, Scheißen.


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warum <strong>Schweißen</strong> <strong>verbindet</strong>; vom verflixten Branchenproblem mit dem<br />

kleinen w; von einer antarktischen Sturmnacht an Bord eines getrennten,<br />

verlängerten und wieder zusammengeschweißten Krill-Fangschiffes;<br />

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