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Seiten aus Schweißen_verbindet_Leseprobe

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Angst einrede. Nein, nein. Selbst Bestsellerautoren leiden<br />

unter diesem Phänomen.<br />

»So eine verfluchte Schweiße!«, liest der Schriftsteller<br />

mit verzerrten Gesichtszügen, als ob Lesen schmerzhaft<br />

wäre.<br />

Eigentlich sollte sein Protagonist, ein auf der Flucht<br />

gestellter Einbrecher, in eben diesem Satz fluchen.<br />

»So eine verfluchte Scheiße!« Genau so hatte er es in<br />

seinem Manuskript geschrieben: Scheiße! So und nicht<br />

anders!<br />

»So‘ne Scheiße!«, fluchte der Schriftsteller im<br />

Schweiße seines Angesichts. Beim Gedanken an seine<br />

Leserschaft, deren Treue er sich über die Jahre, durch<br />

Fleiß und erzählerische Präzision, hart erarbeitet hatte.<br />

Und nun sowas! Ein dämlicher Rechtschreibfehler.<br />

Mit weitreichenden Folgen. Was sollen seine Leser bloß<br />

von ihm denken?, dachte der Schriftsteller. Wenn durch<br />

So eine verfluchte Schweiße!, der Lesefluss abrupt unterbrochen<br />

wird. Jeder aufmerksam mitdenkende Leser<br />

würde innehalten. Irritiert das Buch absenken, seine<br />

Brille abnehmen, um in den Weiten seines Umfeldes<br />

den Zusammenhang zwischen dem Einbrecher und<br />

<strong>Schweißen</strong> zu finden. Zwar hört man gelegentlich von<br />

Einbrechern, die einen Tresor aufschweißen. Oder von<br />

Ausbrechern, die Gitterstäbe mit dem <strong>aus</strong> der Gefängniswerkstatt<br />

entwendeten Schweißgerät durchschweißen.<br />

Dennoch würden seine Leser, so war sich der<br />

Schriftsteller sicher, keinen Zusammenhang finden:<br />

weil es in seinem Kriminalroman keinen Grund zum<br />

<strong>Schweißen</strong> gibt. Dafür aber jetzt einen guten Grund,<br />

um zu fluchen.<br />

Soweit die Einleitung in unsere branchenspezifische<br />

w-Problematik. Untertitel: Die Welt der Schweißtechnik<br />

mit all ihren Abgründen, Ausflüchten und Flüchen. Doch<br />

bevor ich mit der Erzählung fortfahre, um dann so richtig<br />

tief in die Schweiße einzutauchen, möchte ich mich<br />

bei Ihnen vorab entschuldigen.<br />

»Entschuldigen Sie bitte meine derbe Wortwahl!«<br />

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