Seiten aus Schweißen_verbindet_Leseprobe

10
des Eismeeres, um den von uns gefangenen und pulverisierten
Krill, zu rächen.
Wroommm! –
Um ehrlich zu sein sang ich nicht, weil mir die schiffsschaukelähnlichen
Auf- und ab-Bewegungen Freude
bereitet hätten. Nein, nein. Im Gegenteil! Ich sang, um
die dunkle Stimme meiner Angst zu übertönen. Und um
den in meinem Kopf umhergeisternden Film von Rache
und Schweißnahtfehler zu verbannen:
»Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsre Fahne nicht.«
Sowohl als Pfadfinder als auch als Seemann auf Zeit,
bereitete mir das laute Singen des Refrains am meisten
Freude. Bescherte mir das größte Glückgefühl und somit
die wenigste Angst vor der großen, weiten, dunklen Welt
da draußen:
»Heio, heio, heio, heioheioheioho, heiho, heioho,
heiho.«
Allein durch das Schreiben dieser einen Liedzeile,
spüre ich wieder dieses angenehm euphorische Kribbeln.
Was mich leichtsinnigerweise dazu verleitet, Ihnen
bereits jetzt zu verraten, dass die Juvel weder durch die
Rache des Weißen Krills, noch aufgrund vertuschter
Schweißnahtfehler, unterging. Darauf sind Sie bestimmt
schon selber gekommen. Weil Sie, im wortwörtlichen
Sinne, den Beweis dafür gerade in Ihrer Hand halten.
Wäre die Juvel in besagter Sturmnacht auseinandergebrochen,
fünf Schiffstagesreisen weit ab der nächsten
Küste, würde meine in der Koje beim Aufschlagen auf
der Wasseroberfläche entstandene Idee zur Wir lieben die
Stürme-Geschichte, ganz sicher jetzt mit auf dem Meeresgrund
liegen.