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Seiten aus Schweißen_verbindet_Leseprobe

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12<br />

ling zum Ironman – müssten wir uns in der klassischen<br />

Männerrolle zurechtfinden: als echte deutsche Eiche. Die<br />

allerdings von ihrer Wortart, sprich, ihrem Geschlecht<br />

in der traditionellen deutschen Grammatik, weiblich ist:<br />

die Eiche. Überdies hat sie von Natur <strong>aus</strong> 34 Chromosomen<br />

weniger als ein Mensch. Warum also zur echten<br />

deutschen Eiche werden? Um sich im Laufe seines<br />

Mann-werdens zurück zu entwickeln? Von 46 Chromosomen<br />

zurück auf 12? – Egal.<br />

Hauptsache ein Kerl wie ein typischer, deutscher<br />

Wappenbaum. Eingeschlechtig, mit starkem, hoch aufragendem<br />

Stamm und rauer Rinde; einer weit <strong>aus</strong>ladenden<br />

Krone, die jedem Sturm trotzt; die im Frühjahr hängende<br />

Blütenstände trägt und zur Jahresmitte hin sommergrün<br />

dichtes Laub; leicht erkennbar an seiner Frucht: der<br />

Eichel. Ihr ganzes langes Leben lang, bleibt die deutsche<br />

Eiche ihrem von Gott bestimmten Lebensplatz<br />

treu. Neigt mit zunehmendem Alter ihre Äste ehrfürchtig<br />

hinab zu ihren Wurzeln. Dorthin, wor<strong>aus</strong> die Krone einst<br />

entspross. Was man als echte deutsche Eiche solange zu<br />

tun hat, bis jemand kommt, den Unbeugsamen fällt, klein<br />

hackt und im Kaminofen verheizt, was über viele Jahrzehnte<br />

langsam gewachsen ist. –<br />

Wer als Mann diesem klassischen Symbol für die<br />

Ewigkeit, dem der echten deutschen Eiche, nicht standhalten<br />

kann oder nicht standhalten will, der könnte sich<br />

ins Münchener Mutterh<strong>aus</strong> einquartieren: ins Hotel<br />

Deutsche Eiche. Um sich dort in der Sauna von der kaltmetallischen<br />

Welt <strong>aus</strong> Stahl aufzuwärmen.<br />

Beim Gedanken an diese Alternative bin ich heilfroh,<br />

dass Mutter Natur <strong>aus</strong> mir einen Kupferschmied gemacht<br />

hat! Wenn auch einen Metaller-Typ, mit gelegentlichem<br />

Hang zur Melancholie. Was nicht weiter schlimm ist.<br />

Weil’s vorüber geht. Manchmal ist’s sogar produktiv!<br />

Wie beispielsweise mein melancholischer Anflug in<br />

Kombination mit einem beruflichen Ausflug nach China.<br />

Als ich mir dort, im Jahre 2009 die philosophische Frage<br />

stellte: Was wäre die Welt ohne Stahl? Wor<strong>aus</strong> wiederum

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