Seiten aus Schweißen_verbindet_Leseprobe
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ling zum Ironman – müssten wir uns in der klassischen<br />
Männerrolle zurechtfinden: als echte deutsche Eiche. Die<br />
allerdings von ihrer Wortart, sprich, ihrem Geschlecht<br />
in der traditionellen deutschen Grammatik, weiblich ist:<br />
die Eiche. Überdies hat sie von Natur <strong>aus</strong> 34 Chromosomen<br />
weniger als ein Mensch. Warum also zur echten<br />
deutschen Eiche werden? Um sich im Laufe seines<br />
Mann-werdens zurück zu entwickeln? Von 46 Chromosomen<br />
zurück auf 12? – Egal.<br />
Hauptsache ein Kerl wie ein typischer, deutscher<br />
Wappenbaum. Eingeschlechtig, mit starkem, hoch aufragendem<br />
Stamm und rauer Rinde; einer weit <strong>aus</strong>ladenden<br />
Krone, die jedem Sturm trotzt; die im Frühjahr hängende<br />
Blütenstände trägt und zur Jahresmitte hin sommergrün<br />
dichtes Laub; leicht erkennbar an seiner Frucht: der<br />
Eichel. Ihr ganzes langes Leben lang, bleibt die deutsche<br />
Eiche ihrem von Gott bestimmten Lebensplatz<br />
treu. Neigt mit zunehmendem Alter ihre Äste ehrfürchtig<br />
hinab zu ihren Wurzeln. Dorthin, wor<strong>aus</strong> die Krone einst<br />
entspross. Was man als echte deutsche Eiche solange zu<br />
tun hat, bis jemand kommt, den Unbeugsamen fällt, klein<br />
hackt und im Kaminofen verheizt, was über viele Jahrzehnte<br />
langsam gewachsen ist. –<br />
Wer als Mann diesem klassischen Symbol für die<br />
Ewigkeit, dem der echten deutschen Eiche, nicht standhalten<br />
kann oder nicht standhalten will, der könnte sich<br />
ins Münchener Mutterh<strong>aus</strong> einquartieren: ins Hotel<br />
Deutsche Eiche. Um sich dort in der Sauna von der kaltmetallischen<br />
Welt <strong>aus</strong> Stahl aufzuwärmen.<br />
Beim Gedanken an diese Alternative bin ich heilfroh,<br />
dass Mutter Natur <strong>aus</strong> mir einen Kupferschmied gemacht<br />
hat! Wenn auch einen Metaller-Typ, mit gelegentlichem<br />
Hang zur Melancholie. Was nicht weiter schlimm ist.<br />
Weil’s vorüber geht. Manchmal ist’s sogar produktiv!<br />
Wie beispielsweise mein melancholischer Anflug in<br />
Kombination mit einem beruflichen Ausflug nach China.<br />
Als ich mir dort, im Jahre 2009 die philosophische Frage<br />
stellte: Was wäre die Welt ohne Stahl? Wor<strong>aus</strong> wiederum