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Meine Kita 02/22

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RATGEBER | 39<br />

wie die Studie „Verletzendes Verhalten in <strong>Kita</strong>s“<br />

der Wissenschaftlerinnen Astrid Boll und Regina<br />

Remsperger-Kehm zeigt. Wie kommt es dazu?<br />

Auslöser für Strafen<br />

Fachkräfte haben eine große Herausforderung<br />

zu meistern, indem sie Kindergruppen über viele<br />

Stunden am Tag begleiten. Sie müssen sich auf<br />

die individuellen Bedürfnisse der Kinder einstellen,<br />

egal, wie es ihnen selbst in diesem Moment geht.<br />

Unter Stress, Hektik, Überforderung und Druck<br />

entsteht Ärger oder auch Wut leichter. Es droht<br />

die Gefahr, dass Fachkräfte unüberlegt und im<br />

Affekt handeln. Gängige Strafen im Kindergarten<br />

sind etwa der Ausschluss aus der Gruppe, die<br />

Streichung einer Aktivität oder eines Ausfluges<br />

oder der Entzug einer Belohnung. Diese Strafen<br />

werden meistens aus Überforderung oder als<br />

Druckmittel in Konfliktsituationen eingesetzt.<br />

Manche Fachkräfte halten diese Erziehungsmaßnahmen<br />

nach wie vor für angemessen. Andere<br />

haben keine anderen Alternativen in diesem<br />

Moment und greifen auf Altbekanntes zurück,<br />

da sie in ihrer Kindheit selbst unter dieser Form<br />

von Gewalt gelitten haben. Aus welchem Grund<br />

auch immer: Es gilt Strafen zu stoppen und ihren<br />

genauen Hergang zu reflektieren.<br />

Die Last der eigenen Erfahrungen<br />

Erwachsene strafen eher, wenn sie selbst Bindungspersonen<br />

erlebten, die strafend vorgegangen<br />

sind. Wird das eigene Erleben nicht reflektiert<br />

und hinterfragt, wiederholt sich das bekannte<br />

Muster meist automatisch. Experten sprechen<br />

von der transgenerationalen Weitergabe.<br />

Durch die Reflexion des eigenen Handelns ist<br />

es jedoch möglich, neue Handlungswege zu<br />

entwickeln, auch wenn dies Übung und Geduld<br />

erfordert. Eigene Erfahrungen sind tief verwurzelt<br />

und so geschieht es, dass Fachkräfte unter<br />

Stress auf Erlebtes zurückgreifen statt auf neue<br />

Strategien. Stress, Überforderung oder auch<br />

eigene Verletzungen beeinflussen das Handeln.<br />

Um die Weitergabe von Gewalterfahrungen zu<br />

durchbrechen, ist es wichtig, dass Fachkräfte sich<br />

ihre eigenen unerfüllten emotionalen Bedürfnisse<br />

ansehen. Die Biografie-Arbeit, in der beispielsweise<br />

der eigenen Kindheit nachgespürt wird,<br />

oder eine Form der Therapie kann unterstützend<br />

nötig sein.<br />

Strafen erzeugen Gegengewalt<br />

Fachkräfte sind bestrebt, Kinder im Sinne des<br />

Bildungsauftrages und der Ansprüche der Eltern,<br />

Kolleginnen und Kollegen, zu bilden und<br />

DIE AUTORIN<br />

Kathrin Hohmann hat Erziehung und Bildung<br />

im Kindesalter und Soziale Arbeit studiert. Sie<br />

arbeitet als Kindheitspädagogin und Fortbildnerin<br />

im In- und Ausland, leitet Workshops für Eltern<br />

und Fachkräfte und betreibt ihren eigenen<br />

Blog auf www.kindheiterleben.de.<br />

Motivierende<br />

Gesprächsführung<br />

mit Eltern<br />

mehr Sicherheit in<br />

Elterngesprächen

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