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R064-das-los-der-galgos

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viele können dem Blickkontakt nicht standhalten, so nervös sind sie.

Immer ist in dem Aufnahmezentrum Betrieb. Im Februar, dem

«Monat der Angst», wie ihn Tierrechtler nennen, weil dann die Jagd

zu Ende geht und das grosse Aussetzen beginnt. Aber auch im

Oktober, wenn der Teufelskreis mit der Erönung der Jagdsaison

von neuem startet. Manche der Galgos hier humpeln zur

Physiotherapie, andere sind psychische Wracks und werden

therapiert. Fast alle bellen laut und ununterbrochen, obwohl Galgos

von Natur aus stille Tiere sind. Die schwersten Fälle liegen wie

Astrid auf der Krankenstation. «Es klingt furchtbar, aber die

Wahrheit ist: Es ist besser, wenn sie sich verletzen, denn dann

landen sie bei uns», sagt die Zuständige für die internationalen

Adoptionen, jeden der Hunde in der Fundación Benjamín

Mehnert kennt sie beim Namen. «Das ist kein Paradies», sagt der

Hundepsychologe, «es ist ein Zuuchtsort.» Die Tierärztinnen und -

ärzte kastrieren oder sterilisieren jeden hereinkommenden Galgo,

vier bis sechs pro Tag. «Die Zucht ist das grösste Problem, weil Jahr

für Jahr Tausende neue Hunde in die Welt gesetzt werden, die bald

niemand braucht», sagt die Tierärztin am Operationstisch, die

Astrids Wunde säubert.

Wie alle hiesigen Galgos hiess Astrid früher anders. Betri ein Hund

die Einrichtung, erhält er als Erstes einen neuen Namen. Um damit

ein neues Leben zu beginnen. Die meisten führt dieses neue Leben

später ins Ausland. Jeden Freitag starten Tiertransporte nach

Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Kanada, Belgien, in die

USA, die Niederlande oder die Schweiz. Galgos sind leichter zu

vermieln als andere Hunderassen, weil ihre Geschichte so viel Leid

enthält. Die Adoptionen sind neben privaten Spenden, einer eigenen

Hundefuermarke, einer Tagesklinik, einer Hundepension und

einem Shop mit Pege- und Spielartikeln die Haupteinnahmequelle

der Fundación Benjamín Mehnert. Wenn Astrid vollständig

gesundet, erzählt ihre Tierärztin, werde sie nach Deutschland

gebracht. Alle in der Krankenstation haben bereits ein Zuhause

gefunden. Es ist bizarr, sagen die Mitarbeiter der Einrichtung: Je

ruinierter ein Galgo, je aussichtsloser seine Situation sei, desto eher

erwärme sich ein Menschenherz. Zwei Wochen später allerdings die

# MAI

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