viele können dem Blickkontakt nicht standhalten, so nervös sind sie.Immer ist in dem Aufnahmezentrum Betrieb. Im Februar, dem«Monat der Angst», wie ihn Tierrechtler nennen, weil dann die Jagdzu Ende geht und das grosse Aussetzen beginnt. Aber auch imOktober, wenn der Teufelskreis mit der Erönung der Jagdsaisonvon neuem startet. Manche der Galgos hier humpeln zurPhysiotherapie, andere sind psychische Wracks und werdentherapiert. Fast alle bellen laut und ununterbrochen, obwohl Galgosvon Natur aus stille Tiere sind. Die schwersten Fälle liegen wieAstrid auf der Krankenstation. «Es klingt furchtbar, aber dieWahrheit ist: Es ist besser, wenn sie sich verletzen, denn dannlanden sie bei uns», sagt die Zuständige für die internationalenAdoptionen, jeden der Hunde in der Fundación BenjamínMehnert kennt sie beim Namen. «Das ist kein Paradies», sagt derHundepsychologe, «es ist ein Zuuchtsort.» Die Tierärztinnen und -ärzte kastrieren oder sterilisieren jeden hereinkommenden Galgo,vier bis sechs pro Tag. «Die Zucht ist das grösste Problem, weil Jahrfür Jahr Tausende neue Hunde in die Welt gesetzt werden, die baldniemand braucht», sagt die Tierärztin am Operationstisch, dieAstrids Wunde säubert.Wie alle hiesigen Galgos hiess Astrid früher anders. Betri ein Hunddie Einrichtung, erhält er als Erstes einen neuen Namen. Um damitein neues Leben zu beginnen. Die meisten führt dieses neue Lebenspäter ins Ausland. Jeden Freitag starten Tiertransporte nachDeutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Kanada, Belgien, in dieUSA, die Niederlande oder die Schweiz. Galgos sind leichter zuvermieln als andere Hunderassen, weil ihre Geschichte so viel Leidenthält. Die Adoptionen sind neben privaten Spenden, einer eigenenHundefuermarke, einer Tagesklinik, einer Hundepension undeinem Shop mit Pege- und Spielartikeln die Haupteinnahmequelleder Fundación Benjamín Mehnert. Wenn Astrid vollständiggesundet, erzählt ihre Tierärztin, werde sie nach Deutschlandgebracht. Alle in der Krankenstation haben bereits ein Zuhausegefunden. Es ist bizarr, sagen die Mitarbeiter der Einrichtung: Jeruinierter ein Galgo, je aussichtsloser seine Situation sei, desto ehererwärme sich ein Menschenherz. Zwei Wochen später allerdings die# MAI
Gewissheit: Astrid wird ihr neues Leben nicht beginnen. Sie stirbtan einem warmen Frühlingstag. «Du Kriegerin mit weissenFlügeln», schreiben die Mitarbeiter der Einrichtung zum Abschied.# MAI