Geschäftsbericht 2006 - Tierpark Hellabrunn
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Erläuterungen zum Tierbestand<br />
Elefant „Temi“<br />
einer totalen Zerstörung der Gelenkoberflächen geführt<br />
hatte. Selbstverständlich war unsere „Kathi“ während<br />
der Erkrankung permanent bestens tierärztlich betreut<br />
und die Entscheidung, sie aus tierschützerischen Gründen<br />
schmerzlos einzuschläfern, fiel erst, nachdem sie zwei<br />
Tage vor ihrem Tod die Einnahme von stark wirksamen<br />
Schmerzmitteln und anderen Medikamenten verweigert<br />
hatte. Ende Oktober stellte der <strong>Tierpark</strong> Berlin-Friedrichsfelde<br />
das fünfjährige Elefantenmädchen „Temi“ bei uns<br />
ein, das in allerkürzester Zeit von unseren Kühen akzeptiert<br />
wurde. Wir danken dem <strong>Tierpark</strong> ganz herzlich für<br />
diesen wertvollen Zugang!<br />
Vor etwa 20 Jahren wurden wir hier in <strong>Hellabrunn</strong> bei<br />
unserem Steinbockrudel Zeugen davon, wie für uns ebenfalls<br />
aus heiterem Himmel die 18jährige alte Leitgeiß<br />
des Rudels von mehreren Weibchen innerhalb von wenigen<br />
Minuten regelrecht abgestochen wurde, ohne dass sie<br />
zuvor für das menschliche Auge klinisch auffällig geworden<br />
wäre. Die Sektion ergab wiederum massive Tumoren<br />
in mehreren Organen. Diesen Beobachtungen und weiteren<br />
zufolge, nach denen kranke Tiere aus dem Rudelverband<br />
ausgestoßen oder von den Rudelmitgliedern getötet<br />
werden, legen den Verdacht nahe, dass wir es hier<br />
sehr wahrscheinlich mit einem – nennen wir es „Pheromonkilling“<br />
– in der Tierwelt zu tun haben, für das uns<br />
Menschen der entsprechende Sensor fehlt. Aus der Jagdhundepraxis<br />
wissen wir, dass gut abgerichtete Schweißhunde<br />
die Fährte eines angeschossenen Tieres auch dann<br />
über Stunden verfolgen können, wenn auf derselben keine<br />
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Bluttropfen nachzuweisen sind. Offenbar ändert sich<br />
stressbedingt die Zusammensetzung des Schweißes<br />
und damit der Geruch, den die Schweißdrüsen zwischen<br />
den Zehen des angeschossenen Tieres auf der Fährte<br />
hinterlassen. Diese Veränderung der Schweißzusammensetzung<br />
tritt selbst dann auf, wenn ein Tier nicht durch<br />
einen Gewehrschuss verletzt, sondern mit einem Narkosepfeil<br />
beschossen wurde. So konnte 1979 bei einer Einfangaktion<br />
eines Königstigers im Nationalpark Khana/<br />
Indien durch Professor Wiesner ein Elefant einwandfrei<br />
die Spur des mit dem Narkosepfeil bestückten Tigers<br />
von der Spur des gleichaltrigen, nicht beschossenen<br />
Bruders im dichten Dschungel verfolgen, obwohl sich<br />
deren Spuren mehrfach gekreuzt hatten. Besonders<br />
eindrucksvoll war das Verhalten des Elefanten, weil er,<br />
wie ein Schweißhund mit der Nase, mit seinem Rüssel<br />
von der Anschussstelle die Witterung und die für uns<br />
Menschen unsichtbare Spur aufnahm und dann den<br />
narkotisierten Tiger nach seiner Flucht von mehreren<br />
hundert Metern im dichten Dschungel aufspürte.<br />
Aus der Sicht der Verhaltensforschung liegt bei unserer<br />
„Pheromonkilling“-Hypothese ein weites Feld vor uns,<br />
das noch intensiver Grundlagenforschung bedarf.<br />
Von LE SEAQUARIUM, Le Grau du Roi/Frankreich erhielten<br />
wir zwei weibliche Mähnenrobben und vom Zoo Skansen/<br />
Schweden einen weiblichen Nordluchs. Die kostenlose<br />
Einstellung des Wildschweinebers „Kasimir“ aus dem<br />
Wildpark Poing und die der beiden Sauen „Rüsselchen“<br />
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