Download Pdf [2,31 MB] - MTU Aero Engines
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Nicht bloß eine Hülle für das Triebwerk: Die so genannten „Nacelles“ – wie diese eines CF6-Antriebs – sind auch entscheidend für die Reduzierung von Lärm<br />
und Treibstoffverbrauch.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Triebwerksbauer<br />
und Gondelhersteller bei der Entwicklung<br />
beginnt früh. „Der Gondelbauer ist von<br />
Anfang an zur Definition der Anschlüsse und<br />
Aufhängung dabei“, erläutert Wolfgang<br />
Gärtner, Programmleiter GP7000 bei der<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. „Viele Hilfssysteme wie<br />
Feuerlöschanlage, Pumpen und elektrische<br />
Adapter müssen möglichst Platz und Gewicht<br />
sparend untergebracht werden. Durch die<br />
vielen Schnittstellen erweist sich die Gondel<br />
als sehr komplex. Die größte Herausforderung<br />
liegt darin, die Schnittstellen zu definieren<br />
und die Zuständigkeiten sauber zu trennen.“<br />
Je nach Programm ist der Flugzeughersteller<br />
oder der Triebwerksbauer für diese<br />
Integrationsarbeit und die Zusammenfassung<br />
der zu erfüllenden Spezifikationen zuständig.<br />
„Eine Verkleidung muss vollkommen zum Antrieb<br />
und Flugzeug passen. Daher ist die Kommunikation<br />
mit dem Flugzeughersteller unerlässlich“,<br />
weiß auch Peter Inman, Manager<br />
Business Development bei Goodrich <strong>Aero</strong>structures,<br />
die unter anderem die Gondel für<br />
das IAE-Triebwerk V2500 liefern.<br />
Für die Verkleidungen des GP7200 haben<br />
sich die Ingenieure mächtig ins Zeug gelegt.<br />
Erstmals verwenden sie eine elektrische<br />
Betätigung der Schubumkehr und des Öffnungsmechanismus<br />
der Bläserverkleidung.<br />
Die schwere Verkleidung öffnet sich elektrisch<br />
per Knopfdruck und nicht mehr<br />
hydraulisch wie bei früheren Programmen.<br />
Steht man vor dem fertigen Produkt, erscheint<br />
ein Gewicht von rund zwei Tonnen<br />
angesichts der gigantischen Ausmaße fast<br />
wenig, schließlich beträgt die Länge 8,50<br />
Meter. In die Gondel mit ihren vier Metern<br />
Durchmesser könnte man bequem den<br />
Rumpf eines Airbus A320 stecken.<br />
Trotz der enormen Größe unterscheidet sich<br />
der Aufbau nicht von dem der kleineren Gondeln<br />
des PW6000 oder anderen Triebwerksverkleidungen.<br />
Bei Turboprops gibt es größere<br />
Unterschiede: Im Vergleich zu einem Turbofan<br />
fehlt der Schubumkehrmechanismus.<br />
„Außerdem muss die Luft bei einem Propellerantrieb<br />
aus dem Einlauf unter der Propellernabe<br />
– das so genannte Chin-Intake – erst<br />
in den ringförmigen Einlauf des Triebwerks<br />
umgelenkt werden“, erklärt Dr. Wolfgang<br />
Gärtner, Leiter Entwicklung TP400-D6 bei<br />
der <strong>MTU</strong>. „Ansonsten gibt es zwischen Verkleidungen<br />
für zivile und vergleichbare militärische<br />
Anwendungen kaum Unterschiede.“<br />
Die hochklappbare Verkleidung des PW6000 erlaubt<br />
einen optimalen Zugang für Instandhaltungsarbeiten.<br />
Nur im Detail beschritten die Konstrukteure<br />
bei der Hülle des GP7200 neue Wege. So<br />
wird in der Lippe des Lufteinlaufs heiße Luft<br />
aus dem Triebwerk wie ein Zyklon verwirbelt.<br />
Der Lufteinlauf selbst ist wie bei anderen<br />
Gondeln mit Elementen aus Verbundwerkstoff<br />
zur Lärmdämpfung ausgekleidet. Allerdings<br />
gibt es hier keine sichtbaren Fugen<br />
mehr. Die obere Schicht verfügt über Öffnungen,<br />
die den Lärm in den Wabenkern lenken<br />
und so dämpfen, anstatt ihn zu reflektieren.<br />
Eine weitere, durchlöcherte Lage im<br />
Inneren verstärkt diese Wirkung noch. Auch<br />
die Schubumkehranlage wurde durch 75.000<br />
Löcher „geräuschoptimiert“. Die Ausstattung<br />
eines Triebwerks mit dieser Hülle, das so<br />
genannte Podding, dauert rund zwölf Tage:<br />
Zunächst montieren Spezialisten in der<br />
Engine-Build-Up-Phase (EBU) rund 30 Subkomponenten<br />
wie Leitungen und Flansche.<br />
Beim GP7200 führt Goodrich diese Arbeiten<br />
durch. Erst dann kommt es zu Aircelle, wo es<br />
mit der Einlaufverkleidung, dem Befestigungsträger<br />
und der Düse versehen wird. An<br />
einem besonderen Gestell installieren die<br />
Mitarbeiter die aus Verbundwerkstoffen bestehende<br />
Bläserabdeckung und Schubumkehr<br />
und prüfen deren Passgenauigkeit.<br />
Während die neuen Gondeln gerade erst am<br />
Beginn ihrer Karriere stehen, arbeiten Konstrukteure<br />
auf beiden Seiten des Atlantiks<br />
bereits an zukünftigen Technologien, die sich<br />
besonders auf die Reduzierung des Lärms<br />
konzentrieren. Gezackte Hinterkanten der<br />
Gondel könnten weitere Einsparungen erzielen.<br />
Diese so genannten Chevrons optimieren<br />
die Vermischung des schnellen Luftstroms<br />
aus dem Triebwerk mit der Umgebungsluft,<br />
um den Lärm sowohl nach<br />
außen als auch nach innen zu reduzieren.<br />
Allerdings hat die Luftverwirbelung mitunter<br />
einen höheren Treibstoffverbrauch zur Folge,<br />
da die Effizienz des Antriebs etwas sinkt. Um<br />
dieses Phänomen zu minimieren, könnten<br />
Zacken aus einer Formgedächtnislegierung<br />
zum Einsatz kommen. Durch die hohen<br />
Temperaturen biegen sie sich beim Start<br />
nach unten in den Abgasstrahl und verringern<br />
so den Lärm. Während des Reiseflugs<br />
kühlen sie wieder ab und ziehen sich in ihre<br />
ursprüngliche Position zurück, um einen<br />
erhöhten Treibstoffverbrauch zu vermeiden.<br />
Für einen Einsatz solcher Chevrons ist es<br />
jedoch noch zu früh. Aber auch so steckt in<br />
den heutigen Triebwerksgondeln mehr Hightech,<br />
als man von außen erahnen kann.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Wolfgang Gärtner<br />
+49 89 1489-2803<br />
Interessante Multimedia-Services zu<br />
diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/107Gondeln<br />
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