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Christianes lustige,<br />

aufgeplusterte<br />

Biskuit-Decke.<br />

HEISST ES QUILT<br />

ODER KILT?<br />

UND WAS IST DER<br />

UNTERSCHIED?<br />

Hintere Reihe v.l.n.r. Bärbel, Sylvia, Anja, Christiane; +vordere Reihe v.l.n.r. Angela,<br />

Nancy, Hilma.<br />

Farbenfroh, ideenreich und stichhaltig möchte das<br />

Oberneuland Magazin Ihnen diese Fragen beantworten<br />

und hat sich hierfür mit den Frauen der Quilt<br />

Gruppe im Gemeindehaus der Evangelischen<br />

Kirchengemeinde Oberneuland getroffen.<br />

Quilt oder Kilt, beides sind Handarbeiten<br />

aus Stoff. Kilt kommt aus<br />

dem Schottischen und beschreibt<br />

einen knielangen Rock, welcher<br />

seine erste Erwähnung im 17. Jahrhundert<br />

erfährt. Der Quilt hingegen hat eine weitaus<br />

ältere Geschichte zu bieten. Vermutlich<br />

haben schon die Ägypter gequiltet. In<br />

einem Museum in Kairo sind die ältesten,<br />

ca. 3.000 Jahre alte Patchwork-Quilts ausgestellt.<br />

Auch in Japan und China wurden<br />

schon sehr früh Textilien mit dieser Technik<br />

hergestellt. Vom 11. bis 13. Jahrhundert<br />

verbreiteten heimkehrende Kreuzfahrer<br />

diese Patchwork-Quilt-Technik im nördlichen<br />

Europa, unter ihren Rüstungen<br />

trugen sie wärmende, gesteppte Kleidungsstücke,<br />

welche gleichzeitig vor Druckstellen<br />

schützten. Das Stoffstück gewann durch<br />

das Verbinden der Lagen mittels Steppstiches<br />

an Reißfestigkeit. Außerdem ließen<br />

die gefütterten Decken und Kleidungsstücke<br />

die kalten Winter erträglicher<br />

werden. Europäische Auswanderer nahmen<br />

Anfang des 17. Jahrhunderts diese Handarbeitskunst<br />

mit nach Amerika, wo Quilten<br />

und Patchwork zur Volkskunst wurde.<br />

Schon damals entstanden in Geselligkeit<br />

und durch gegenseitige Unterstützung<br />

große Gemeinschafts-Quilts. Oft waren<br />

diese Ausdruck gesellschaftlicher Anerkennung,<br />

manchmal auch Statussymbol. Es<br />

wurde ihnen eine so hohe Bedeutung beigemessen,<br />

dass sie sogar im Testament aufgeführt<br />

wurden. Schnell entdeckten die<br />

Menschen diese Handwerkskunst<br />

auch für dekorative<br />

Zwecke. Messgewänder<br />

hoher Geistlicher wurden<br />

verziert und bereits<br />

im 19. Jahrhundert gab<br />

es in England Quilts als<br />

Wanddekoration in wohlhabenden<br />

Häusern.<br />

Die acht Frauen sind<br />

sich einig, wenn sie sagen:<br />

„Es gibt keine Quilt-Polizei. Egal wie wir<br />

zum Ziel gelangen, das Ergebnis zählt. Im<br />

Laufe der Zeit lässt die Sehkraft und die<br />

Fingerfertigkeit nach, das müssen wir akzeptieren.“<br />

Dennoch ist es erstaunlich, wie<br />

geschickt Hilma Fäthke noch die kleinsten<br />

Stoffe über Papier gezogen näht. Urgestein<br />

und Legende wird die 85-Jährige liebevoll<br />

von den anderen Frauen genannt. Fäthke<br />

quiltet seit Anfang der 90er Jahre, gab die<br />

ersten Kurse in Bremen in einem Raum auf<br />

dem Peterswerder. „Damals gab es keine<br />

Literatur, Cutter oder Schablonen.<br />

Aber ich war öfters in Amerika<br />

und habe mir dort vieles<br />

abgeschaut“, erzählt sie<br />

schmunzelnd. Vor fast<br />

20 Jahren kam<br />

Bärbl Vollertsen<br />

nach Bremen,<br />

1998 hat sie ihre<br />

Mit English Paper Piecing gefertigte Muster<br />

in verschiedenen Formen.<br />

große Leidenschaft<br />

für Patchwork und<br />

62 OBERNEULAND

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