Verbandszeug 01/2022
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Sommer im Herzen – Die Wohlfühlausgabe 9
Ich bin Nicole Schroll, Single, und ich gehöre ebenfalls
wie Peter Schmeing zum AK Pfau. Ich kann alles genauso
sagen, wie Peter. Doch möchte ich noch das eine oder
andere ergänzen.
Um gut durch diese verrückten Zeiten zu kommen, hat
mir eine gute Tagesstruktur geholfen. Ich wusste, egal,
was sich heute wieder ändert, ich gehe auf alle Fälle wieder
ins Büro und arbeite. Wenn der Tag zu Ende geht,
versuche ich bewusst loszulassen und bete die Komplet.
Ich fand es sehr schön, etwas Sinnvolles für andere Menschen
zu tun. Ich arbeite bei der Blindenhörbücherei
und ich habe mich gefreut, anderen Menschen schöne
Bücher herauszusuchen, und ihnen damit eine Freude
zu machen. So konnten wir viel Abstand vom Alltag gewinnen.
Ja, und das ist mir auch sehr wichtig geworden,
bewusst abzuschalten und nicht regelmäßig Nachrichten
zu hören. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam,
habe ich oft auch ein gutes Hörbuch gehört, mich in die
warme Badewanne gelegt, und ich bin abgetaucht.
Ich entschied: Die Einkaufshilfe soll bleiben und Käse
und Butter kaufe ich auch jetzt noch beim Fleischer um
die Ecke, wo ich mir hin und wieder auch eine warme
Mahlzeit mit nach Hause nehme.
Doch am wichtigsten, und da bin ich wieder bei dem, was
Peter geschrieben hat, ist der Austausch mit Bekannten
und Freunden. Der Zusammenhalt im AK und immer zu
wissen, es geht anderen genauso wie einem selber. Das
Gefühl, mit allem nicht allein zu sein, war sehr hilfreich.
Mir hat die ganze Corona-Zeit gezeigt, wie viel in uns
Pfadfinder*innen steckt, wie viel man erreichen kann,
wenn man die Entscheidung getroffen hat, trotz aller
Mühe und trotz der manchmal herrschenden negativen
Stimmung, dabei zu bleiben. Das gab Rückhalt und ich
konnte mich weiterhin auf Treffen freuen. So hoffe ich
wie Peter auf weitere gute Jahre in unserem AK. Egal, was
kommt, ich bleib dabei.
Nicole Schroll, Arbeitskreis Pfau
Auch backen und kochen habe ich wieder neu angefangen.
Ich backe selber Brot. Ich genieße sehr die Düfte, die
beim Backen und Kochen entstehen. Auch Musik hören
und machen habe ich entdeckt. Ich hole meine Blockflöte
wieder aus der Ecke raus und ich klimpere auf meinem
Keyboard herum. Wenn ein Musikstück im Radio kommt,
lasse ich alles liegen, und tanze in der Küche nur für mich.
Ich höre regelmäßig WDR4 und gehe hin und wieder auf
meinen Crosstrainer, was mir hilft, Aggressionen abzubauen.
Oft hilft es mir Tagebuch zu schreiben. Da bekomme
ich auch den Kopf frei.
Während der Corona-Zeit musste ich mein Leben umstellen.
Keine Verkäuferin ging wegen des Abstand-Haltens
mit mir durch den Supermarkt. Dazu muss man wissen,
dass ich blind bin. Ich organisierte mir eine Einkaufshilfe,
bestellte bei Bofrost und kaufte frisches Obst und Gemüse
im Bioladen in der Achtermannstraße. Hier knüpfte ich
persönliche Kontakte und erfuhr, dass eine Mitarbeiterin
noch eine kleine Buchhandlung betreibt und dass sie
ihre Bücher per Lastenfahrrad an die Kunden ausliefert.
Das alles machte ich mir zu Nutzen.