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Fjord und Schlei maritim 03/2022

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Historisches aus dem<br />

Stadtarchiv Kappeln<br />

Der Schwansener See<br />

Zwischen dem Ferienpark Damp <strong>und</strong> dem Ostseebad Schönhagen, praktisch direkt vor den<br />

Toren Kappelns, liegt ein kleines Naturschutzparadies<br />

Text <strong>und</strong><br />

Fotos:<br />

Peter Wengel/<br />

Stadtarchiv<br />

Kappeln<br />

Seite 20 - <strong>Fjord</strong> & <strong>Schlei</strong> <strong>maritim</strong> <strong>03</strong>/22<br />

Der Schwansener See hat eine Fläche von<br />

123 Hektar <strong>und</strong> ist r<strong>und</strong> zwei Kilometer<br />

lang. Von der Ostsee trennt ihn nur ein<br />

wenige Meter breiter Strandwall. Der See<br />

<strong>und</strong> die angrenzenden Naturschutzbereiche<br />

bilden ein Vogelparadies allererster<br />

Güte. Der See entstand in der Eiszeit<br />

durch eine vorgeformte Gletscherzunge.<br />

Damals drang Wasser in das so gebildete<br />

Becken ein <strong>und</strong> schuf den Schwansener<br />

See. Die Strömung der Ostsee baute<br />

durch Sandanlandungen davor eine<br />

kleine Nehrung auf, die im vorvorigen<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert von Menschenhand durch<br />

Deiche <strong>und</strong> Mauern geschlossen wurde.<br />

Zurück blieb der Strandsee, bekannt als<br />

Schwansener See <strong>und</strong> unter Naturschutzfre<strong>und</strong>en<br />

ein Geheimtipp. Ob der Name<br />

des Sees aus dem Altdänischen stammt<br />

<strong>und</strong> Schwanensee bedeutet, wie manche<br />

Heimatforscher glauben, oder ob er auf<br />

schwedische Bauernsiedler zurückzuführen<br />

ist, ist unklar. Vermutet wird, dass hier<br />

bereits im Mesolithikum (Mittelsteinzeit,<br />

bis etwa 6.000 v. Chr.), Menschen gelebt<br />

<strong>und</strong> ausreichend Nahrung als Lebensgr<strong>und</strong>lage<br />

vorgef<strong>und</strong>en haben sollen.<br />

Bronzef<strong>und</strong>e belegen die Besiedlung zur<br />

Bronzezeit. Weitere F<strong>und</strong>e von verhütteter<br />

Eisenschlacke stammen aus der Zeit<br />

um Christi Geburt. Ferner wurden hier<br />

»Siedlungsstellen mit Scherben, Bodenverfärbungen<br />

<strong>und</strong> Herdsteinen« aus der<br />

Zeit 175 bis 350 n. Chr. vorgef<strong>und</strong>en. Bis<br />

1926 gehörte der Schwansener See zum<br />

Gut Schönhagen. 1987 wurde er durch<br />

die »Landesverordnung über das Naturschutzgebiet<br />

Schwansener See« zum Naturschutzgebiet<br />

erklärt, ebenso wie die<br />

Strandwälle <strong>und</strong> die Salzwiesen zwischen<br />

See <strong>und</strong> Ostsee <strong>und</strong> der Flachwasserbereich<br />

der Ostsee mit einer Gesamtfläche<br />

von 215 Hektar. Der Initiator dieses<br />

Projektes war der frühere Vogelwart des<br />

Mehr als 170 Vogelarten haben in den Naturschutzgebieten am Schwansener See ihr<br />

Zuhause.<br />

Schwansener Sees, Karl Plaumann. »Der<br />

Junge vom Schwansener See«, gebürtiger<br />

Ostpreuße, hat sich seit frühester<br />

Jugend um den Natur- <strong>und</strong> Vogelschutz<br />

am Schwansener See verdient gemacht.<br />

Er gründete den Vogelschutzb<strong>und</strong> Nordschwansen,<br />

der später zum Naturschutzb<strong>und</strong><br />

(NABU) konvertierte. Mit seiner<br />

Mandolinengruppe »Die Zugvögel«<br />

erspielte er das Geld für die Pacht des<br />

Naturschutzgebietes. Nachdem das Gebiet<br />

per Gesetz zum Naturschutzgebiet<br />

aufgestiegen war, übernahm der NABU<br />

die Trägerschaft. Karl Plaumann wurde<br />

Naturschutzwart <strong>und</strong> zusammen mit weiteren<br />

Helfern war er für den Schutz der<br />

Vögel während der Brutzeit zuständig.<br />

Zur Brutzeit werden die Gelege r<strong>und</strong> um<br />

die Uhr bewacht, um sie vor Füchsen <strong>und</strong><br />

unachtsamen Besuchern zu schützen.<br />

Der Schwansener See nach Johannes<br />

Mejer, Husum, aus der neuen<br />

Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer<br />

Schleswig <strong>und</strong> Holstein von Caspar<br />

Danckwerth von 1652.<br />

Intensive Arbeit am Gebietsschutz<br />

Stolz war Karl Plaumann darauf, dass<br />

durch die von ihm initiierten Hege- <strong>und</strong><br />

Pflegemaßnahmen die Artenvielfalt der<br />

Vogelwelt am Schwansener See mit 127<br />

gezählten Arten konstant geblieben war,<br />

allerdings war die Kiebitzpopulation<br />

rückläufig. Karl Plaumann, der für seine<br />

Arbeit mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet wurde, führte dies auf die<br />

Vogelfänge in den Ardennen zurück. Der<br />

Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland (NABU)<br />

wollte über die damalige Europäische<br />

Gemeinschaft versuchen, die Vogelfänge<br />

zu stoppen.<br />

Über das Jahr verteilt, halten sich mehr<br />

als 170 Vogelarten im Bereich des Sees<br />

auf. Einige kommen als Durchzügler, andere<br />

weilen hier nur zur Winterzeit oder<br />

nutzen den See als Futterstelle, die meisten<br />

aber kommen zum Brüten, insbesondere<br />

Enten- <strong>und</strong> Watvögel. Auf den<br />

vegetationsfreien Plätzen werden Sandregenpfeifer<br />

<strong>und</strong> Austernfischer ebenso<br />

angetroffen wie die am Meeresstrand<br />

brütende Zwergseeschwalbe. Stolz war<br />

der Vogelwart auf »seine brütenden Säbelschnäbler«.<br />

Sogar der Seeadler hat<br />

den See schon zur Nahrungsaufnahme<br />

aufgesucht. Höckerschwäne, Brandgänse<br />

<strong>und</strong> die allgegenwärtigen Möwen sind<br />

auffällige Bewohner des Sees <strong>und</strong> seiner<br />

Ufer.<br />

Dank des Naturschutzes konnten sich<br />

seltene Pflanzen wie Meerkohl, Sandsegge<br />

oder Mauerpfeffer entfalten. Kleine<br />

Gräben <strong>und</strong> Blänke sorgen für nasse Stellen,<br />

hier gedeihen der Gemeine Tannenwedel<br />

<strong>und</strong> der Sumpfschachtelhalm.<br />

Und weil das Vogelparadies auch in<br />

Zukunft so bleiben sollte, arbeiteten Karl<br />

Plaumann <strong>und</strong> seine Helfer intensiv am<br />

Schutz des Gebietes. Gegen den Fuchs<br />

wurde längs des Strandes ein Elektrozaun<br />

aufgebaut, die Gelege wurden mit Drahtgittern<br />

geschützt. Besucher sind auch aktuell<br />

gebeten – insbesondere Radfahrer<br />

– sich langsam zu bewegen <strong>und</strong> auf den<br />

Wegen zu bleiben.

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