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Lobetal aktuell 3 2022

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Fotos: Wolfgang Kern<br />

Aus den Einrichtungen<br />

war es anstrengend, so nach der Arbeit“,<br />

teilte er den Eröffnungsgästen mit. „Ich<br />

bin auch immer wieder zu Herrn Wulff gegangen<br />

und habe gefragt, wann es denn<br />

endlich richtig los geht mit dem Büro. Ich<br />

bin hartnäckig. Ich hoffe, es gibt bald auch<br />

neue Schulungen“, berichtete er.<br />

Andrea Lux und Thomas Strzelczyk, Verbundleitung Teilhabe Nord-Ost-Brandenburg,<br />

übergaben an das Team „Leichte Sprache“ eine Skulptur, die ein metallenes Herz<br />

in einem natürlich gealterten Holz zeigt.<br />

Offiziell am Start: Büro für Leichte Sprache<br />

Neue Räumlichkeiten am 16. Juni im Bernauer Rollbergeck eröffnet<br />

Es ist in seiner Art nicht nur im Landkreis<br />

Barnim, sondern im ganzen Land<br />

Brandenburg einmalig: das von der<br />

Hoffnungstaler Stiftung <strong>Lobetal</strong> gestartete<br />

Projekt „Aufbau eines Büros<br />

für Leichte Sprache“ in der Ladeburger<br />

Chaussee 73. Nun wurde es am 16.<br />

Juni im Bernauer Rollbergeck offiziell<br />

eröffnet.<br />

Im September 2021 begann der Aufbau des<br />

Büros als Dienstleistungszentrums für barrierearme<br />

Kommunikation. Mitte Juni offiziell<br />

eröffnet, werden hier von Fachleuten,<br />

Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern sowie<br />

Nutzerinnen und Nutzern schwer verständliche<br />

Texte in leicht verständliche übersetzt.<br />

Dies sind Behördendokumente, Gebrauchsanweisungen,<br />

Verträge, Zeitungsartikel,<br />

Berichte in Zeitschriften oder einfach Alltagstexte.<br />

Einfachere und kürzere Wörter, übersichtlichere<br />

und weniger verschachtelte Sätze, so<br />

wenige Fach- und Fremdwörter wie möglich<br />

und Bilder, die den Text erklären – das<br />

sind wesentliche Zutaten, aus denen die<br />

beiden Expertinnen Katja Leonhardt und<br />

Laura Arnold hier mit ihren Mitstreiterinnen<br />

und Mitstreitern eine bekömmlichere und<br />

verständlichere Übersetzung von Sprache<br />

anbieten wollen. Menschen mit geistigen<br />

oder psychischen Einschränkungen, mit<br />

Lernschwierigkeiten, Hör- oder Sprachbehinderungen<br />

oder mit geringen Deutschkenntnissen<br />

sollen diese beim Lesen oder<br />

Schreiben verstehen können. „Es geht<br />

gar nicht so sehr um die Gesamtlänge<br />

von Texten, sondern um deren oft<br />

arg komplizierten Aufbau und unverständliche,<br />

häufig überlange Wörter“,<br />

gibt Laura Arnold eine Erfahrung seit dem<br />

September des Vorjahres wieder.<br />

Um nicht akademisch, sondern wirklichkeitsnah<br />

in „Leichte Sprache“ zu übersetzen<br />

waren und sind hier von Anfang an Treffen<br />

mit so genannten Prüfleserinnen und Prüflesern<br />

unabdingbar, deren Antwort auf die<br />

Frage „Verstehst Du das?“ allein anzeigt,<br />

ob eine Textumwandlung gelungen ist oder<br />

weiterer Bearbeitung bedarf. Wobei man<br />

heute, ganz im Sinne der Sache, statt „Prüfleser“<br />

einfach nur noch „Prüfer“ oder eben<br />

„Prüferin“ sagt: „Das liest sich einfach<br />

besser“, gibt Katja Leonhardt schmunzelnd<br />

eine wichtige Erfahrung weiter.<br />

Bisher gab es sechs Prüfleserinnen und<br />

Prüfleser, in den Tagen vor der Eröffnung<br />

Büros für Leichte Sprache<br />

offiziell eröffnet<br />

hatten allein zusätzliche 15 Frauen und<br />

Männer aus der Biesenthaler Werkstatt<br />

für Menschen mit Behinderung ihr Interesse<br />

daran bekundet. Zukünftig wird es also<br />

mehrere Gruppen von fünf bis sechs Personen<br />

geben, die sich mit den jeweiligen<br />

Texten befassen.<br />

„Es war manchmal<br />

anstrengend.“<br />

Marko Wonterowski ist einer der Prüfer.<br />

„Ich war der erste, es war manchmal<br />

schwierig wegen Corona. Und manchmal<br />

Marko Wonterowski ist Prüfleser. Er berichtet von<br />

seinen Erfahrungen.<br />

Geschäftsführer Martin Wulff seinerseits<br />

verwies am Eröffnungstag auf die Komplexität<br />

der Angebote, die an dieser Stelle in<br />

Bernau bereits existieren, im Aufbau oder<br />

in der Planung sind: „Wir bewegen uns<br />

hier in guter Nachbarschaft und guter<br />

Partnerschaft“, fasste er zusammen und<br />

blickte in Richtung „Medizinisches Zentrum<br />

für erwachsene Menschen mit Behinderungen“,<br />

Pflegeschule und Gastronomie an<br />

diesem Ort voraus. Und er wünschte dem<br />

„Büro für Leichte Sprache“ an diesem Ort<br />

natürlich auch gute Kunden – beispielsweise<br />

wie die Landeskirche – damit das Projekt<br />

als Dienstleister auch selbst Geld verdienen<br />

könne.<br />

Bernaus Bürgermeister André Stahl ergänzte,<br />

dass die Stadt sich seit 2002 Barrierefreiheit<br />

auf ihre Fahnen geschrieben habe: „Das<br />

ist ein Prozess, der mehr als abgesenkte<br />

Bordsteinkanten und neue Fahrstühle benötigt.<br />

Auch Sprache kann eine Barriere sein.“<br />

In diesem Sinne sei für ihn gerade Leichte<br />

Sprache gelebte Inklusion. „Ich wünsche<br />

dem Büro ganz viel Arbeit“, schloss er.<br />

„…und abends voller Weisheit“<br />

Andrea Wagner-Pinggéra, Theologische<br />

Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung<br />

<strong>Lobetal</strong>, überbrachte dem Büro einen<br />

passenden Haussegen, der im Treffpunkt<br />

Vielfalt in Ladeburg entstand. Auf dem<br />

Holzbrett steht in eingebrannter Schrift:<br />

Segen für Alle<br />

Mögest Du am Morgen voller<br />

Erwartung sein, mittags voller<br />

Kraft und abends voller Weisheit.<br />

Gott segne Dich.<br />

Laura Arnold (li.) und Katja Leonhardt (mi.) freuen sich über die Glückwünsche der Geschäftsführung.<br />

Anja Grugel lädt die Gäste zum Mitsingen ein. Sie ist Mitarbeiterin der GPVA in der Ilsenburger<br />

Straße in Berlin und leitete dort einen Chor, an dem Mitarbeitende, Klientinnen und Klienten<br />

teilnehmen.<br />

Andrea Lux, Verbundleitung Teilhabe Nord-<br />

Ost-Brandenburg, übergab an das Büro/<br />

team eine Skulptur, die ein metallenes Herz<br />

in einem natürlich gealterten Holz zeigt.<br />

Vielleicht ein hintersinniges Symbol dafür,<br />

wie man mit viel Herz gewachsener Sprache<br />

neues Leben geben kann, damit alle an ihr<br />

verständnisvoll teilhaben können.<br />

Und auch Ehrenamtler Robert Preuße<br />

konnte am Eröffnungstag schon zeigen,<br />

wie er sich im Büro für Leichte Sprache<br />

einbringt. Als gelernte Bürokraft und Hobbydichter<br />

freut er sich auf die künftige<br />

Unterstützungstätigkeit in den freundlichen<br />

und modernen, natürlich barrierefrei<br />

erreichbaren, Räumen des Bernauer Büros<br />

für Leichte Sprache.<br />

Die „Aktion Mensch“ fördert das Projekt<br />

fünf Jahre. Neben zahlreichen sprachlichen<br />

Übersetzungen sollen zwei weitere feste<br />

Arbeitsplätze vor Ort entstehen.<br />

Übrigens: Auch wenn der Schwerpunkt der<br />

Arbeit in geschriebener Sprache besteht –<br />

Leichte Sprache kann und soll auch Hörbeiträge<br />

in höhere Verständlichkeit übersetzen.<br />

Ein riesiges Aufgabengebiet liegt<br />

vor dem Team!<br />

AG<br />

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