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LA KW 30

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Rückzug der Riesen hält an<br />

Gletscherrückgang hat sich im vergangenen Jahr auch im Oberland verlangsamt<br />

(dgh) Das Gletscherhaushaltsjahr 2020/21 verlief erneut zuungunsten<br />

der Eisriesen in Österreich. Der Rückgang hat sich aber<br />

auch im Oberland verlangsamt, wie im Gletscherbericht des Österreichischen<br />

Alpenvereins nachzulesen ist.<br />

Von 91 vermessenen Gletschern<br />

zogen sich 84 zurück, nur sieben<br />

sind mit einer Längenänderung von<br />

weniger als einem Meter stationär<br />

geblieben. Die Bedingungen waren<br />

in der aktuellen Messperiode günstiger<br />

als in den Vorjahren – sprich:<br />

die zu kühlen Monate April und<br />

Mai. Der verringerte Rückzug der<br />

meisten Gletscher ist aber nur mit<br />

diesem bis in den Sommer hinein<br />

wirkenden Abschmelzschutz der<br />

winterlichen Schneedecke zu erklären.<br />

Aber: Die fast dem <strong>30</strong>-jährigen<br />

www.flitec.at<br />

Insektenschutzgitter<br />

nach Maß für Fenster & Türen<br />

Mittel entsprechende Sommertemperatur<br />

war so hoch, dass sie die<br />

Fortsetzung des Gletscherschwundes<br />

bewirkte. Ebenfalls zu beachten:<br />

Die Längenänderungen spiegeln die<br />

Massen- und Flächenverluste sowie<br />

die Abnahme der Bewegungsdynamik<br />

der Eisriesen nicht wider. Für<br />

die Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes,<br />

Gerhard Lieb<br />

und Andreas Kellerer-Pirklbauer<br />

vom Institut für Geographie und<br />

27./28. Juli 2022<br />

FLITEC-Fachbetrieb<br />

A. Bauernfeind in Silz<br />

Tel.: 0664 4958310<br />

Raumforschung an der Universität<br />

Graz, ist klar: „Obwohl der aktuelle<br />

durchschnittliche Rückzug von<br />

11 Metern der drittniederste der<br />

letzten 20 Jahre war, kann dies in<br />

Anbetracht der übrigen Beobachtungen<br />

kaum als ‚Verschnaufpause‘<br />

für die Gletscher gewertet werden.<br />

Vielmehr fügt sich auch dieses Jahr<br />

nahtlos in die herrschende Periode<br />

drastischen Gletscherschwundes<br />

ein, an deren zukünftiger Fortdauer<br />

nicht zu zweifeln ist.“<br />

BEZIRK. 23 ehrenamtliche<br />

Gletschermesser und 42 Begleitpersonen<br />

sind für den Alpenverein im<br />

Einsatz. In der Silvretta-Gruppe ist<br />

dies seit einem halben Jahrhundert<br />

Günther Groß aus Thüringerberg.<br />

In seinem Rückblick auf 50 Jahre<br />

beschreibt er die Veränderungen auf<br />

zwei der großen Gletscher auf der<br />

österreichischen Seite der Silvretta,<br />

dem Vermunt- und dem Ochsentaler<br />

Gletscher, seit Beginn seiner<br />

Messarbeiten als groß: „Die Gletscher<br />

waren damals noch mächtig,<br />

hell und energetisch hoch aufgeladen.<br />

Ihre Fließstruktur klar sichtbar.<br />

Das Gletscherzungenende war<br />

aufgewölbt und sowohl Vorfeld als<br />

Gletscherschwund: „Vorbote des Klimawandels“<br />

Treppen wieder<br />

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(dgh) Umweltsprecher Gebi Mair<br />

zeigt sich besorgt über den Gletscherschwund.<br />

„Es gibt bereits viele spürbare<br />

Folgen der Klimakatastrophe: schwere<br />

Unwetter, Wasserknappheit, extreme<br />

Hitzewellen. Die jetzt veröffentlichte<br />

negative Massenbilanz-Entwicklung<br />

des Hintereisferner Gletschers in den<br />

Ötztaler Alpen zeigt deutlich den rasanten<br />

Fortschritt des Klimawandels.<br />

Schon jetzt ist mehr als die Hälfte des<br />

Gletschers nicht mehr mit Eis bedeckt<br />

und er wird zukünftig etwa 5 Prozent<br />

seines heutigen Volumens jedes Jahr<br />

verlieren.“ Der Hintereisferner erreichte<br />

den ‚Glacier Loss Day‘ heuer<br />

zwei Monate früher als üblich. War<br />

dieser Tag normalerweise erst Ende<br />

August, so steuert der Gletscher bereits<br />

seit 22. Juni auf eine negative Jahresbilanz<br />

zu. „Ein weiterer Vorbote, der uns<br />

vor der Klimakrise warnt. Wenn wir<br />

nicht sofort handeln, schaut es schlecht<br />

für unsere heimischen Gletscher aus<br />

und in Folge für uns Menschen, etwa<br />

durch Veränderung der Wasserabflüsse,<br />

Rückgang der Wasserreserven oder<br />

vermehrte Erdrutsche und Bergabgänge“,<br />

so Gebi Mair. Es brauche effektive<br />

und rasche Klimaschutzmaßnahmen.<br />

„Mit der Tiroler Nachhaltigkeits- und<br />

Klimastrategie oder dem kürzlich beschlossenen<br />

Verbrenner-Verbot in der<br />

EU ab 2035 werden bereits wichtige<br />

Vorkehrungen getroffen, um dem Klimawandel<br />

entgegenzuwirken“, erklärt<br />

Mair. Doch es müsse noch viel mehr<br />

passieren und endlich ein Umdenken<br />

stattfinden, betont der grüne Umweltsprecher.<br />

Gletschermesser Günther Groß bei der Arbeit<br />

auch Ende des Gletschers waren<br />

auch bei Schneebedeckung klar erkennbar.<br />

Heute sind Gletscher hingegen<br />

meist schlaff daliegende, von<br />

Schuttablagerungen bedeckte und<br />

schwindende Reste jenes ursprünglich<br />

imposanten Phänomens.“<br />

Im vergangenen Jahr hat er in der<br />

Silvretta einen durchschnittlichen<br />

Rückgang von 11,4 Metern gemessen<br />

(2019/20: – 14,8 m, 2018/19:<br />

– 21,4 m). Die Verringerung des<br />

Gebietsmittels kann vor allem<br />

mit dem gemäßigten Rückzug des<br />

Ochsentaler Gletschers nach der<br />

Abschnürung der ehemaligen Gletscherzunge<br />

erklärt werden, obwohl<br />

die diesjährigen – 20,2 m auch heuer<br />

der höchste in dieser Gebirgsgruppe<br />

war. In den gesamten Ötztaler<br />

Alpen betrug der durchschnittliche<br />

Rückgang 11,6 m (2019/20: – 14,2 m,<br />

2018/19: – 14,5 m). Im Pitz- und<br />

Kaunertal ist der Landecker Mag.<br />

Bernd Noggler seit 1997 Gletschermesser<br />

(seit 2011 in Imst Markus<br />

Strudl M.Sc.). Das Gebietsmittel<br />

betrug – 18,9 m (2019/20: –21,8 m,<br />

2018/19: – 31,3m). Es gilt also auch<br />

im Oberland der österreichweite<br />

Wir sind im Urlaub!<br />

15. – 29. August 2022<br />

TIROL<br />

REAL<br />

ESTATE<br />

Foto: Alpenverein/Alexander Fuchs<br />

Trend: ein weiterer Rückzug der Eisriesen,<br />

wenn auch etwas verlangsamt<br />

im Vergleich zu den Vorjahren.<br />

GLETSCHERSCHUTZ. Ingrid<br />

Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen<br />

Alpenvereins, mahnt:<br />

„Das rasche globale Abschmelzen<br />

der Gletscher trägt einen wesentlichen<br />

Anteil zum Anstieg des<br />

Meeresspiegels, Vermurungen und<br />

Überschwemmungen inklusive. Die<br />

fehlenden natürlichen Wasserspeicher<br />

im Gebirge führen in weiterer<br />

Folge zu regionaler Trockenheit.“<br />

Zudem gehen mit der Gletscherschmelze<br />

auch wertvolle Daten<br />

verloren: „Im Gletschereis finden<br />

sich mehr Informationen über das<br />

Klima der Vergangenheit als in jedem<br />

Buch.“ Der Alpenverein als<br />

Naturschutzorganisation setzt sich<br />

daher bereits seit Jahren für den<br />

Gletscherschutz und den Schutz der<br />

umliegenden hochalpinen Regionen<br />

ein. Der Gletschermessdienst des<br />

Alpenvereins beobachtet bereits seit<br />

131 Jahren die heimischen Gletscher<br />

und registriert akribisch deren Längenänderungen.<br />

Unsere Immobilien sind jedoch<br />

24/7 auf unserer Website für Sie<br />

online: TIROLREALESTATE.COM<br />

RUNDSCHAU Seite 7<br />

Rundschau 1/8 Seite.indd 1 19.07.21 15:06

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