Vivit_2021_Ausgabe-2
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4 RICHTIG GENIESSEN
Genuss braucht Zeit!
Umso mehr Aufmerksamkeit man einem bestimmten,
für sich persönlich wichtigen Genussmoment
widmet, desto mehr und schneller
kann man seine eigenen Akkus wieder aufl aden.
Denn Genuss hat sehr viel mit Entspannung zu
tun und funktioniert nicht von einem Moment
auf den anderen – und schon gar nicht mitten in
der Hektik des Alltags. Um wirklich und kompromisslos
genießen zu können, muss man sich
Platz und Pausen schaffen und bewusst Zeit für
die eigenen persönlichen Genussmomente nehmen.
Diese Momente müssen nicht unbedingt
lang sein. Im Gegenteil, oft reichen schon ein
paar Minuten aus, um seine persönliche Entspannung
zu erleben.
Genuss muss erlaubt sein!
Nicht jeder Mensch hat automatisch gelernt, was
es heißt, zu genießen. Wer beispielsweise in einem
Umfeld aufwächst oder aufgewachsen ist,
in dem Leistungsdruck herrscht und Genuss ein
Tabu ist, muss erst einmal lernen, wie genießen
funktioniert. Lebensweisheiten wie „Zuerst die
Arbeit, dann das Vergnügen“ sind für so einen
Prozess vollkommen kontraproduktiv. Denn es
muss genau umgekehrt heißen: Je mehr man
leistet, desto mehr hat man seinen individuellen
Genussmoment verdient. Wer dazu neigt, sich in
Zeiten von erhöhtem Druck weniger zu gönnen,
beraubt sich so auch automatisch wichtiger Ressourcen,
Glücksmomente und Lebensqualität.
Genuss geht nicht einfach so nebenbei!
Diese Aussage ist wörtlich zu nehmen, denn in
der Tat erfordert wirklicher Genuss die volle Aufmerksamkeit
und Zeit und kann nicht neben anderen
Aktivitäten erlebt werden – ein Genusserlebnis
braucht die ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dafür ist es notwendig, anhand unserer fünf
Sinne zu erkennen, in welchen Momenten und
Situationen wir Genuss empfi nden oder Zugang
zu angenehmen Erinnerungen bekommen.
Weniger Genuss ist mehr Genuss!
Ein Überangebot an bestimmten Dingen oder
Reizen ist bekanntlich niemals gut. Und auch
beim Thema Genuss gilt die Regel, dass weniger
meistens mehr ist. Lieber mal zwischendurch
bestimmte Dinge genießen und darauf achten,
dass Genussmittel etwas Seltenes und Einzigartiges
bleiben.
Wissen und aussuchen, was guttut!
Jeder Mensch ist anders und hat andere Vorlieben.
Wer es zum Beispiel liebt, sonntags lange
zu schlafen, sollte das auch tun und es genießen.
Mit steigender Genussfähigkeit steigt in der Regel
nämlich auch die Lebenszufriedenheit, die
– allerdings nicht zwangsläufig – auch zu einem
gesünderen Leben führen kann.
Kein Genuss ohne Erfahrung!
Wer kennt das nicht: Oftmals sucht man sein
Glück in bestimmten Dingen, die einem schon
mal Genuss und Freude beschert haben. Doch
das subjektive Empfi nden und Wahrnehmen
verändert sich im Laufe der Zeit. Was wir vor ein
paar Jahren noch ausnahmslos genossen haben,
kann uns heute schon nicht mehr gefallen, oder
etwas, das früher undenkbar war, wird plötzlich
zum Genuss.
Genuss ist alltäglich!
Es braucht keinen bestimmten Zeitpunkt oder
spezielle Ereignisse, um Genuss zu erfahren.
Ganz im Gegenteil: Genuss ist allgegenwärtig
und sogar der Alltag hat viele Genussquellen zu
bieten, denn genießen zu können ist eine bestimmte
Lebensphilosophie, die jeder für sich
selbst erlernen kann.
Für den einen ist ein
langer Spaziergang
Genuss, für den
anderen die Tasse
Kaff ee am Morgen.
TIPP
Wie genießt
man richtig?
Genuss gilt
heutzutage als ein
essenzieller Teil
der Selbstfürsorge
und wirkt sich in
der seelischen
Balance von uns
allen aus. Aus der
modernen Psychiatrie
ist bekannt,
dass Menschen
mit Schmerzen,
Depressionen und
Essstörungen sehr
oft ihre Fähigkeit zu
genießen verloren
haben. Darum gibt
es einige Kliniken,
die spezielle Genussgruppen
anbieten,
in denen die
Teilnehmer lernen,
wieder zu genießen.
Ein allgemeines
Patentrezept,
um zu erlernen, wie
man richtig genießt,
gibt es aber leider
nicht. Am besten
ist es allerdings,
seine fünf Sinne –
Riechen, Tasten,
Sehen, Schmecken
und Hören – zu
nutzen. Dazu muss
man herausfinden,
was einen befriedigt
und zufriedenstellt.
Und je öfter
man sich genüsslichen
Momenten
hingibt, desto mehr
versteht man es,
zu genießen, Kraft
zu schöpfen und
Energie zu tanken.
Boris Mönnich
Foto: LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com