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atw - International Journal for Nuclear Power | 05.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 5 ı September<br />

Durchreichens der Produktionskosten in den Produktpreis,<br />

teils aufgrund minderer Verfügbarkeit<br />

von Investitionsmitteln. Eine zu hohe Besteuerung<br />

und eine Besteuerung von bereits versteuertem Vermögen<br />

nehmen den Anreiz, die verbliebenen Mittel<br />

zu riskieren; sie wirken als Fortschrittsbremse.<br />

Eine Steuermehreinnahme aufgrund Wirtschaftswachstums<br />

hat sich bisher als nachhaltiger und<br />

wirksamer erwiesen als erhöhte Steuerlasten:<br />

Private investieren grundsätzlich besser als der<br />

Staat. Alle Investitionen lösen zunächst Nachfrage<br />

und damit Wirtschaftswachstum aus; Wirtschaftswachstum<br />

bringt Steuern. Wenn es aber Fehlinvestitionen<br />

sind, werden die verauslagten Mittel nicht<br />

wieder eingespielt, und das verursacht bei den<br />

Privaten Verluste, die die Steuerlast senken und<br />

auch über die Freisetzung von Arbeitskräften das<br />

Steuereinkommen mindern. Deshalb ist es gefährlich,<br />

Private in staatlich gewünschte und ggf. mit<br />

Regulierung und Lenkungsabgaben erzwungene<br />

Investitionen zu treiben.<br />

Nun rechtfertigt man die Regulierung und eine<br />

erfindungsreiche Rechtsprechung 30<br />

aber damit,<br />

dass ohne sie mit größeren Schäden aus dem<br />

Klimawandel, insbesondere infolge von Extremwetterereignissen,<br />

zu rechnen sei. Das negiert die<br />

Einsicht der Betroffenen und auch ihre Reaktion<br />

auf Prämienerhöhungen der Versicherungswirtschaft.<br />

Dem liegt die Annahme zugrunde, dass<br />

niemand für das Gemeinwohl Mehrkosten auf sich<br />

nimmt und die individuelle Betroffenheit aus dem<br />

Klimawandel nicht unmittelbar am eigenen Leibe<br />

und am eigenen Vermögen spürbar ist. Das ist aber<br />

nur selten richtig: Die Versicherungsprämien für<br />

Gesundheit, Vermögensgegenstände und Haftung<br />

können gemäß Klimavorsorge gestaffelt werden;<br />

eine gute Vorsorge erhöht die Absetzbarkeit von<br />

Produkten an die Verbraucher und bringt damit<br />

wirtschaftlichen Erfolg. Auch ist die Annahme,<br />

dass private Investoren sich nicht ums allgemeine<br />

Wohl scherten, so in dieser Allgemeinheit nicht<br />

richtig. Anders als bonus-süchtige, angestellte<br />

Manager achten private Kapitalgeber sehr wohl<br />

darauf, dass ihre Investitionen zurückverdient<br />

werden, andernfalls ihr Kapitaleinsatz direkt oder<br />

via Kapitalsammelstellen indirekt verloren geht –<br />

und die Kapitalgeber haben natürlich einen<br />

längeren Hebel als ihre Angestellten. 31 Eine staatliche<br />

Regulierung setzt also die wirksamen Marktmechanismen<br />

außer Kraft. Sie führt zu vorgezogenen<br />

Investitionen in Maßnahmen, die den Markt<br />

verstopfen, und hindert damit die breite Umsetzung<br />

des technischen Fortschritts. Überspitzt<br />

<strong>for</strong>muliert: Anders als private Kapitalgeber und<br />

ihre Vertrauensleute kennen der öffentliche Dienst<br />

und insbesondere die Politik für ihre Entscheidungen<br />

weder Vorsicht noch die Zukunft der<br />

Marktentwicklung.<br />

Vier Beispiele:<br />

p Die Isolierung von Wohnraum führt zur Einpackung<br />

in Sondermüll und hindert nicht nur<br />

Umbauten, sondern auch die Umsetzung künftiger<br />

Maßnahmen, die umweltfreundlicher sind.<br />

p Die Förderung der Windenergie führte zum<br />

Aufbau wenig effizienter Anlagen, so dass zum<br />

Repowering eine Änderung der Regulierung<br />

er<strong>for</strong>derlich war.<br />

p Die Abschaltung der Kernkraftwerke führt dazu,<br />

dass hochenergetischer Müll gelagert statt<br />

ausgebeutet wird und der technische Fortschritt<br />

z. B. in neue Reaktorlinien gebremst wird bzw.<br />

ausbleibt.<br />

p Die Förderung von teuren Elektro-Autos mindert<br />

auf Jahre die Nachfrage nach Autos mit alternativen<br />

Antrieben und „grünen“ Kraftstoffen und<br />

entwertet bestehende Investitionen, also den<br />

bereits getätigten Umwelt- und Ressourcenverbrauch.<br />

c) ERGEBNIS<br />

Staatliche, vor allem politische Überheblichkeit,<br />

mediale Willfährigkeit und ein Anbiedern an moralisches<br />

Gutsein, aber mangelnder Wille – auch des<br />

obersten deutschen Gerichts – arbeitsam den<br />

Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, lassen<br />

Deutschland und Europa in eine unrealistische und<br />

überteuerte Klimapolitik straucheln. Die übrige<br />

Welt lacht und nimmt ausgelobte Gelder, Vorteile<br />

und Chancen gerne mit.<br />

4. VORBEREITUNG ZUR ENERGIEWENDE<br />

Eine besondere Bedeutung für den Klimaschutz hat<br />

die Energiewende. 32<br />

Jetzt soll der Ausbau von<br />

Wind- und Solarenergie nochmals erheblich<br />

beschleunigt und der Ausstieg aus den fossilen<br />

Brennstoffen ebenfalls beschleunigt werden. Dieses<br />

politische Bestreben zeigt exemplarisch, wie<br />

Ideen vom grünen Tisch mit den Realitäten kollidieren.<br />

a) Elektrizität und Gas<br />

Nicht nur die privaten Haushalte und die Gemeinwesen,<br />

sondern vor allem auch die industriellen<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 27<br />

30 Kritisch dazu J. Pennekamp, Die Schattenseite der Klima-Urteile, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 02.06.2021, S. 16<br />

31 Das ist ein wichtiger Grund für die Kapitalbeteiligung angestellter Manager, die so viel Neid weckt.<br />

32 https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/energiewende-im-ueberblick-229564<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner

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