01.09.2022 Aufrufe

atw - International Journal for Nuclear Power | 05.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information.

www.nucmag.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 5 ı September<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 30<br />

Einsparung von Wärmeenergie in Gebäuden,<br />

insbesondere aufgrund gesetzlicher Vorgaben, 55<br />

die sich sogar noch verschärfen werden 56 , dienen<br />

die neuen Vorhaben in den Gasversorgungsnetzen<br />

der Belieferung von Gaskraftwerken zur Elektrizitätsversorgung.<br />

Mit einer effizienten und kostengünstigen<br />

Versorgung von traditionellen Wärmebedarfskunden<br />

haben diese Kosten nichts zu tun.<br />

Sie sind daher nicht Gegenstand der von der<br />

Gasnetzentgeltvorordnung erfassten Kosten und<br />

können somit nicht auf die traditionellen Kunden<br />

umgelegt werden. Vielmehr sind sie den Elektrizitätskunden<br />

zuzuordnen und ggf. über die EEG-<br />

Umlage zu finanzieren.<br />

Die Neuberechnung der Stromnetze ist noch<br />

komplizierter aufgrund<br />

p des durch Digitalisierung, Elektromobilität und<br />

Elektrowärme wachsenden Elektrizitätsbedarfs,<br />

p der Ausbauszenarien für Erneuerbare Energien<br />

und Speicher einschließlich küstennaher <strong>Power</strong>to-Gas-Anlagen,<br />

die auch Gas für den anderweitigen<br />

Verbrauch produzieren werden,<br />

p der Umstellung der konventionellen Erzeugung,<br />

p der zunehmenden Erzeugung für den Eigenbedarf<br />

durch sog. Prosumer,<br />

p des Markteintritts abschaltbarer Lasten usw.<br />

sowie<br />

p der Er<strong>for</strong>dernisse der Frequenz- und Spannungshaltung<br />

einschließlich Blindstromkompensation.<br />

p Daher ist schon für die Übertragungsebene ein<br />

Kostenrahmen noch gar nicht abschätzbar, und<br />

für die regionalen und lokalen Netze tappt man<br />

im Dunkeln.<br />

wie z. B. Stromspeicheranlagen, Wärmepumpen,<br />

Dämmungen usw.<br />

4. Zentral ist die Gefährdung der Versorgungssicherheit:<br />

Fallen Lieferungen aus, fehlt das Gas<br />

nun nicht nur in der Wärme-, sondern auch in<br />

der Elektrizitätserzeugung: 57 Es wird dann nicht<br />

nur kalt, sondern auch dunkel.<br />

Das macht die Energieversorgung anfällig, und<br />

zwar mit weitergehenden Auswirkungen als<br />

bisher, weil von der Elektrizitätsversorgung<br />

auch die Digitalisierung und zunehmend die<br />

Mobilität abhängen und der kurzfristige Ersatz<br />

von Erdgas durch Elektrizität in der Wärmeerzeugung<br />

ausfällt.<br />

5. Die erhöhte Abhängigkeit in Europa vom Erdgas<br />

hat erhebliche außenpolitische Implikationen.<br />

Deutschland deckt neben 55 % des gegenwärtigen,<br />

durch warme Winter verminderten<br />

Erdgasbedarfs auch 35 % des Erdöl- und 40 %<br />

des Steinkohlebedarfs mit Importen aus Russland,<br />

eine inzwischen bedrohliche Summation.<br />

Im Hinblick auf die anstehende, ernsthafte<br />

Verknappung im Elektrizitätsangebot werden die<br />

Stimmen lauter, die eine Verlängerung des<br />

Ausstiegs aus der Kernkraft befürworten. 58<br />

Man<br />

sollte auch überlegen, die Nutzung unserer heimischen<br />

Braunkohle zu erstrecken, und das angesichts<br />

der Situation klar sagen, statt sich später<br />

hinter den gesetzlichen Notfallklauseln zu verstecken.<br />

b) Wasserstoff<br />

Einen Ausweg aus dem Erdgasdilemma soll der<br />

Umstieg in eine Wasserstoffwirtschaft 59 bringen.<br />

Offenbar ist also:<br />

1. Elektrizität aus dem Netz wird sehr teuer, auch<br />

ohne die weitere Förderung der Erzeugung von<br />

Elektrizität aus erneuerbaren Quellen gemäß<br />

dem EEG.<br />

2. Mit der Ersetzung von Kern- und Kohlekraftwerken<br />

durch Gaskraftwerke steigt die Abhängigkeit<br />

vom Erdgas.<br />

3. Das hat zunächst preisliche Folgen. Steigt der<br />

Erdgaspreis z. B. nachfragebedingt, werden<br />

nicht nur LNG-Lieferungen attraktiv, sondern<br />

auf längere Sicht auch energetische Alternativen<br />

Heute braucht es 9 Liter Wasser, um einen Liter<br />

Wasserstoff herzustellen, und die Umwandlung für<br />

eine Energieeinheit Wasserstoff kostet 2–3 Energieeinheiten.<br />

60 Wasserstoff ist also eine sehr teure<br />

Energiequelle, deren Produktion von der Verfügbarkeit<br />

von Überschusselektrizität aus Windkraftund<br />

Solaranlagen abhängt. In den Trockenzonen<br />

der Welt sind diese grünen Energien günstiger, und<br />

das Wasser kann man über Entsalzungsanlagen<br />

gewinnen; a. 2,5 Liter Salzwasser ergeben dann<br />

einen Liter Süßwasser, und es braucht 1,5-21 kWh,<br />

im Durchschnitt 7 kWh, um einen Kubikmeter<br />

55 Gebäudeenergiegesetz (GEG) vom 08.08.2020, BGBl 2020 I 1728; mit Recht kritisch dazu L. Messari-Becker, Was ökologisches Wohnen braucht, Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung vom 21.01.2022, S. I 3<br />

56 Ziel ist die Klimaneutralität des Gebäudebestands bis 2050, vgl. www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/energiewende-im-gebaeudebereich.html mit Verweis auch<br />

auf Förderprogramme<br />

57 Hauser/Plickert, aaO., unter Hinweis auf die aktuelle Situation in Großbritannien; dazu ausführlicher P. Plickert, Gaskrise trifft Britannien ins Mark, Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung vom 21.09.2021, S. 15<br />

58 C. Geinitz, Zweifel am Atomausstieg wachsen, FAZ of 19.10.2021, p. 15; idem, Die Atom-Diskussion wagen, FAZ of 21.10.2021, p. 15<br />

59 Zur Farbenterminolgie des Wasserstoffs J. Hoffmann, Die Farben des Wasserstoffs, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Verlagsspezial „Energie der Zukunft“ vom<br />

01.02.2022, S. V 3<br />

60 TGA-Fachplaner, Wasserstoff: Wie viel Wasser wird dafür benötigt, Stuttgart (Gentner) 06.03.2021, available at: www.tag-fachplaner.de/energietechnik/energietraeger-wasserstoff-wie-viel-wasser-wird-dafuer-benoetigt<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!