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Mäuse, Maden, Maulwürfe. Zur Thematisierung von Ungeziefer im ...

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1. EINLEITUNG<br />

Bedeutung, dass sich das seit dem 16. Jahrhundert herausbildende neue Wissenschaftsver-<br />

ständnis weiter durchsetzt, wonach beispielsweise Wissen induktiv gebildet und die Natur<br />

verstärkt erforscht werden soll. Daneben wird auch auf die Reform <strong>von</strong> Land- und Forst-<br />

wirtschaft gedrungen. Das Neben- und Miteinander des traditionellen und des neuen Wis-<br />

sens beeinflusst – wie zu zeigen ist – die <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ungeziefer</strong>. Schließlich ist<br />

kein Tier ‚an sich’ <strong>Ungeziefer</strong>, erst der menschliche Blick, die menschliche Sprache und<br />

menschliche Wertmaßstäbe machen aus einem Tier ‚<strong>Ungeziefer</strong>’. Zu fragen ist demnach,<br />

wodurch sich derart bezeichnete Tiere gegenüber anderen Tieren auszeichnen, was Tiere zu<br />

‚<strong>Ungeziefer</strong>’ macht? Und weiter: Anhand welcher Kriterien wird die Zuordnung vorge-<br />

nommen? Verändern sich diese Kriterien <strong>im</strong> Untersuchungszeitraum? Gibt es konkurrie-<br />

rende Betrachtungsweisen, die zu unterschiedlichen Zuordnungen einer Tierart führen?<br />

Neben den Kriterien wird auch zu erarbeiten sein wie den Tieren spezifische Eigenschaften<br />

zugeschrieben werden.<br />

Gelehrte des 18. Jahrhunderts haben ihr Zeitalter bereits als das der Aufklärung bezeichnet.<br />

Damit wird unter anderem der Anspruch formuliert, Wissen auf eine neue, rationale Weise<br />

zu generieren und sich dadurch <strong>von</strong> traditionellen Prozessen der Erkenntnisgewinnung<br />

abzugrenzen. Dieser Anspruch wird auch in den hier berücksichtigten Quellen erhoben.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es nicht, die Einlösung dieses Anspruches zu überprüfen, vielmehr<br />

wird <strong>im</strong> Sinne der neueren Wissensgeschichte 17 untersucht, was in den Quellen selbst als<br />

Wissen gefasst, wie es präsentiert und wie die Generierung dieses Wissens beschrieben<br />

wird. Es interessiert somit auch die Art und Weise der Rezeption anderer Quellen, anderer<br />

Autoren – das heißt <strong>von</strong> anderem Wissen – und die Kriterien, auf denen die Abgrenzung<br />

zu anderen Schriften oder Personenkreisen basiert. Insofern geht es um die Analyse der<br />

Wissensbasis und den darauf aufbauenden Erkenntnissen.<br />

Weiterhin wird zu prüfen sein, inwieweit und mit Hilfe welcher Erklärungen die Kategori-<br />

sierung <strong>von</strong> Tieren als <strong>Ungeziefer</strong> reflektiert wird und welche Konsequenzen daraus für<br />

den Umgang mit ihnen folgen. Beide Fragen zielen darauf ab, die Einbettung dieser The-<br />

matik in zeitgenössische Natur- und Weltvorstellungen zu erarbeiten. Hierdurch wird ein<br />

Einblick in die Bedeutung dieser Tiere für den Menschen und in das Verhältnis zwischen<br />

Mensch und Tier vermittelt.<br />

17 Vgl. u. a. Hagner 2001.<br />

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