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Mäuse, Maden, Maulwürfe. Zur Thematisierung von Ungeziefer im ...

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1. EINLEITUNG<br />

Im Rahmen der <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ungeziefer</strong> <strong>im</strong> 18. Jahrhundert lassen sich drei solche<br />

Kontexturen unterscheiden: die ökonomische, ästhetische und die Kontextur der Ordnun-<br />

gen. Die ökonomische Kontextur zeichnet aus, dass die Tiere darin ausschließlich nach<br />

ihren materiellen Auswirkungen in Bezug auf menschliche Verwertungsinteressen betrach-<br />

tet werden. Innerhalb dieses Rahmens werden ‚<strong>Ungeziefer</strong>’ Eigenschaften zugeordnet, nach<br />

denen es als nützlich oder als schädlich für eine best<strong>im</strong>mte Zielsetzung gilt. Die ästhetische<br />

Kontextur ist demgegenüber dadurch gekennzeichnet, dass hier nur auf die passiven Ei-<br />

genschaften der Tiere fokussiert wird. Sie werden danach beurteilt, ob sie Wohlgefallen<br />

auslösen oder Abneigung hervorrufen. Für die Kontextur der Ordnungen ist eine ganzheit-<br />

liche Betrachtung der Tiere charakteristisch. Sie werden als Bestandteile der Natur bewer-<br />

tet, das heißt ihnen wird eine spezifische Position in der als Einheit konzipierten Natur<br />

zugeordnet. Die Position eines Tieres wird dabei entweder <strong>von</strong> seiner strukturellen oder<br />

<strong>von</strong> seiner funktionellen Bedeutung für das Ganze abhängig gemacht.<br />

‚<strong>Ungeziefer</strong>’ ist folglich keine positivistische Klasse <strong>von</strong> Tieren, sondern ein Gegenstand,<br />

der in Abhängigkeit verschiedener Bezugsrahmen und der darin geltenden Logiken be-<br />

schrieben wird. Die verschiedenen Zuschreibungen, die ein Tier erfährt, resultieren aber<br />

nicht nur daraus, dass es innerhalb verschiedener Kontexturen betrachtet wird. Darüber<br />

hinaus kann ein Tier innerhalb einer Kontextur auf beiden Seiten der jeweiligen Leitunter-<br />

scheidung auftreten: Der als <strong>Ungeziefer</strong> bezeichnete Maulwurf wird <strong>im</strong> Rahmen der öko-<br />

nomischen Kontextur zunächst als ein schädliches Tier best<strong>im</strong>mt, weil die <strong>von</strong> ihm aufge-<br />

worfenen Erdhügel die Landwirtschaft beeinträchtigten. Dennoch gilt der Maulwurf auch<br />

als nützlich, und zwar sowohl als totes als auch als lebendiges Tier. Des Weiteren wird er<br />

aufgrund seines Felles als ein schönes Tier und als ein wesentliches Glied <strong>im</strong> Funktionssys-<br />

tem der Natur angesehen.<br />

Aus dem Gesagten ergibt sich folgende Struktur der Arbeit. Nach einem Überblick über<br />

die verschiedenen Verwendungsweisen des Begriffes <strong>Ungeziefer</strong> <strong>im</strong> 18. Jahrhundert (Kapi-<br />

tel 2) widmen sich die Kapitel 3 bis 5 der kontexturspezifischen <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> Unge-<br />

ziefer: Kapitel 3 der ökonomischen Kontextur, Kapitel 4 der ästhetischen Kontextur und<br />

Kapitel 5 der Kontextur der Ordnungen. Es wird also dargestellt, welche Zuschreibungen<br />

‚<strong>Ungeziefer</strong>’ in den untersuchten Quellen <strong>im</strong> berücksichtigten Bezugsrahmen erfährt, wie<br />

diese Zuschreibungen erläutert werden und welche Ableitungen hieraus folgen. Die Kapitel<br />

6 und 7 sind dagegen kontexturübergreifend ausgerichtet, so wird <strong>im</strong> Kapitel 6 das bei der<br />

<strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ungeziefer</strong> zum Ausdruck gebrachte Verhältnis <strong>von</strong> Mensch und Na-<br />

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