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Mäuse, Maden, Maulwürfe. Zur Thematisierung von Ungeziefer im ...

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3. ÖKONOMISCHE KONTEXTUR<br />

und effektiviert werden. 1 Vor diesem Hintergrund wird <strong>von</strong> staatlicher Seite auch die<br />

Gründung landwirtschaftlicher Gesellschaften unterstützt. 2 Das zunehmende Interesse<br />

spiegelt sich vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in einer verstärkten publizis-<br />

tischen Berücksichtigung und in einer akademischen Behandlung landwirtschaftlicher<br />

Themen wider. Es wird jedoch nicht allein durch staatliche Prämissen hervorgerufen, es<br />

verweist vielmehr auf eine sich neu herausbildende Interessenlage <strong>von</strong> eigentlich landwirt-<br />

schaftsfernen Schichten, die sich dieser Thematik aus humanitären, materiellen und staats-<br />

politischen Gründen annehmen oder die sich ihr aus neuen ästhetischen Empfindungen<br />

heraus nähern. 3<br />

In diesem Kapitel wird nun danach gefragt, was genau die Tiere in einem ökonomischen<br />

Bezugsrahmen zu ‚<strong>Ungeziefer</strong>’ macht beziehungsweise wie sich der Gegenstand des Unge-<br />

ziefers konstituiert. Die Bezeichnung <strong>von</strong> Tieren als <strong>Ungeziefer</strong> ist in dieser Kontextur ge-<br />

nerell mit ihrer Schädlichkeit verbunden. Es wird deshalb zu erarbeiten sein, worin diese<br />

gesehen wird. Darüber hinaus wird untersucht, wie die Schädlichkeit der Tiere erklärt wird<br />

und welche Behandlungsweisen sie nach sich zieht. Da ‚<strong>Ungeziefer</strong>’ aber auch als nützlich<br />

gilt, wird auch diesbezüglich aufzuzeigen sein, was diese Zuschreibung beinhaltet, worauf<br />

sie zurückgeführt wird und welche Umgangsweisen aus ihr resultieren. Interessant sind vor<br />

allem diejenigen Fälle, in denen Tiere sowohl als nützlich als auch als schädlich best<strong>im</strong>mt<br />

sind. Wie zu zeigen ist, ist eine solche Bewertung in der ökonomischen Kontextur nicht<br />

zwingend widersprüchlich.<br />

1 Vgl. u. a. Beck 2003, insbes. S. 97 ff.<br />

2 Vgl. u. a. Abel 1979, S. 288ff; Schröder-Lembke 1990, S. 16f. Die Herausbildung und die Aktivitäten <strong>von</strong><br />

ökonomischen Sozietäten verdeutlichen beispielhaft die <strong>von</strong> Gebildeten und Gelehrten getragenen<br />

Popularisierungsbemühungen praktischen Wissens <strong>im</strong> 18. Jahrhundert. (Vgl. hierzu u. a. Böning 2004,<br />

Tschopp 2004; vgl. auch Kapitel 7.)<br />

3 Vgl. Abel 1979, S. 288f. Zum erwachenden Natursinn vgl. u. a. Friedell 1996, S. 622.<br />

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