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Mäuse, Maden, Maulwürfe. Zur Thematisierung von Ungeziefer im ...

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1. EINLEITUNG<br />

Auswertung naturgeschichtlicher Quellen. Es ist nicht zu bestreiten, dass die ökonomische<br />

Perspektive die <strong>Ungeziefer</strong>thematisierung dominiert, doch wird ein breiteres Quellenspekt-<br />

rum berücksichtigt, so werden weitere Perspektiven auf die Tiere und weitere Naturbilder<br />

deutlich.<br />

KEITH THOMAS stellt dagegen fest, dass sich in England zwischen dem 16. und dem 18.<br />

Jahrhundert die Beziehung zwischen Mensch und Natur, hauptsächlich dem Tier, in die<br />

entgegengesetzte Richtung verändert hat. 33 Verantwortlich hierfür war ein neues Selbstver-<br />

ständnis des Menschen <strong>im</strong> Umgang mit der Schöpfung. Im untersuchten Zeitraum geriet<br />

die Vorstellung ins Wanken, dass der Mensch die Natur beliebig nutzen kann. Die nutzen-<br />

orientierte Perspektive auf die Natur wurde zunehmend abgelöst und beispielsweise der<br />

Umgang mit Tieren, auch mit schädlichen Tieren, moralischen Kriterien unterworfen.<br />

Nach THOMAS war es nicht unproblematisch, die Kriterien festzulegen, die über die Aus-<br />

wahl der zu verfolgende Tierarten und den Umgang mit ihnen best<strong>im</strong>men sollten. Leider<br />

geht THOMAS nur sporadisch auf kontroverse Sichtweisen ein und beschränkt sich dabei<br />

auf die Frage <strong>von</strong> Schädlich- oder Nützlichkeit. 34<br />

Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Schädlingsbekämpfung in der Frühen Neuzeit<br />

hebt JUTTA NOWOSADTKO hervor. Bereits seit der Mitte des 17. Jahrhundert haben Obrig-<br />

keiten die Schädlingsbekämpfung zu regulieren gesucht. Für NOWOSADTKO stellt das einen<br />

Versuch dar, den Herrschaftsanspruch des sich konstituierenden Staates zu untermauern<br />

und auszuweiten. 35 Dies gelang weitgehend <strong>im</strong> Rahmen <strong>von</strong> Krisensituationen mit Hinweis<br />

auf die Gemeinnützigkeit dieser Maßnahmen. Doch auch unterhalb dieser staatlichen Rege-<br />

lungsebene war die Bekämpfung schädlicher Tiere nicht jedem selbst überlassen. Seit dem<br />

Spätmittelalter bildete sich ein spezialisiertes Gewerbe heraus, das für die Bekämpfung und<br />

Prävention <strong>von</strong> ‚<strong>Ungeziefer</strong>’ bedeutend war. 36<br />

Vielfältige Aspekte der Schädlingsbekämpfung untersucht BERND HERRMANN. So zeigt er<br />

die Konzepte auf, auf denen die Schädlingsbekämpfung <strong>im</strong> 18. und frühen 19. Jahrhundert<br />

basierte. Die Definition <strong>von</strong> Schädlingen wird <strong>von</strong> der ökonomischen Perspektive domi-<br />

33 Vgl. Thomas 1984.<br />

34 Am Beispiel des ‚Unkrautes’ stellt THOMAS dagegen divergente Perspektiven dar: Während Landwirte das<br />

‚Unkraut’ bekämpften, sei es <strong>von</strong> Nicht-Landwirten ästhetisch geschätzt und deshalb gar in Ziergärten<br />

angebaut worden. (Vgl. Ebd., S. 270ff.)<br />

35 Vgl. Nowosadtko 2000.<br />

36 Vgl. Nowosadtko 2007.<br />

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