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Mäuse, Maden, Maulwürfe. Zur Thematisierung von Ungeziefer im ...

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3. ÖKONOMISCHE KONTEXTUR<br />

„Man hat gefunden, daß dieses Insect sich gemeiniglich auf dem Gipfel des Baumes aufhält, wo es<br />

zwischen der Rinde und dem Holze sizt, und den daselbst befindlichen Saft, welcher dem Baume zur<br />

Nahrung und zum Wachsthume dienen sollte, verzehret. Daher wird erstlich der Gipfel bleich,<br />

alsdenn widerfähret eben dieses den Aesten, die Nadeln fallen ab, und der Baum vertrocknet.“ 36<br />

Der Verzehr des Pflanzensaftes gilt auch hier als ursächlich für das sich verändernde Aus-<br />

sehen des Baumes. Es wird für den Autor in doppelter Weise zeichenhaft: Es weist ihn<br />

darauf hin, dass die Insekten auf dem Baum vorkommen und es widerspiegelt die Dauer<br />

ihrer Anwesenheit.<br />

In den bisher zitierten Schadensbeschreibungen wurden ausschließlich die unmittelbaren<br />

Auswirkungen <strong>von</strong> ‚<strong>Ungeziefer</strong>’ auf Menschen, Nutztiere oder Gebrauchsgegenstände er-<br />

läutert. Ihre ökonomischen Effekte können aber auch einen expliziten Bestandteil der<br />

Schädlichkeitsbeschreibung bilden: VON LINNÉ erwähnt beispielsweise, dass durch Blatt-<br />

läuse nicht nur Pflanzen, sondern finanzielle und persönliche Aufwendungen zunichte ge-<br />

macht werden:<br />

„Diese Insekten wüten oft ganz jämmerlich in den Gewächshäusern; sie verderben die Gewächse, die<br />

man mit so vielen Kosten und Sorgfalt aus weit entlegenen Ländern gebracht hat.“ 37<br />

‚<strong>Ungeziefer</strong>’, wie die sogenannten Holzwürmer, bei denen es sich vermutlich um Borkenkä-<br />

fer handelt, kann auch volkswirtschaftliche Interessen beeinträchtigen:<br />

„Nachdem man in erwähnten nur verflossenen Jahren gefunden hat, daß dieses Insect dergestalt<br />

überhand genommen, daß ganze Striche in den herrlichsten Gegenden dadurch sind verderbet worden,<br />

wodurch, ausser andern übeln Folgen, auch den vortreflichen Harzbergwerken viel Nachtheil zugezogen,<br />

und der Untergang gedrohet worden ist: so hat man auf die Ausrottung dieses <strong>Ungeziefer</strong>s<br />

mit Eifer denken müssen“. 38<br />

Maßnahmen werden meist erst dann für nötig erachtet, wenn eine spezifische Schadens-<br />

schwelle überschritten ist. Sie wird hier zwar nicht näher best<strong>im</strong>mt, deutlich ist jedoch, dass<br />

sie der Autor an die Insektenmenge und an spezifische Nutzungsinteressen, nämlich die<br />

der Harzbergwerke, knüpft. Be<strong>im</strong> Bergbau handelt es sich um einen wichtigen – „vortreff-<br />

lichen“ – Wirtschaftszweig, der auf die Holznutzung angewiesen ist und insofern die Insek-<br />

tenbekämpfung forciert haben kann.<br />

36 Anonymus: Auszug aus dem Tagregister der Königl. Schwed. Akad. der Wissenschaften, in: Allgemeines<br />

Oeconomisches Forst-Magazin, Bd. 5 (1764), S. 23-25, 23.<br />

37 Linné 1783, S. 33.<br />

38 Anonymus: Auszug aus dem Tagregister der Königl. Schwed. Akad. der Wissenschaften, in: Allgemeines<br />

Oeconomisches Forst-Magazin, Bd. 5 (1764), S. 23-35, 24.<br />

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