BS 05-2021
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<strong>05</strong><br />
<strong>2021</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
Bilanz für den Rhein:<br />
Viele Maßnahmen nötig 10<br />
TECHNIK<br />
Die Zukunft wird<br />
(auch) elektrisch 18<br />
HÄFEN<br />
Haeger & Schmidt<br />
expandiert am Rhein 45<br />
9 770939 191001<br />
<strong>05</strong><br />
Mai <strong>2021</strong> | 76. Jahrgang<br />
ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
www.binnenschifffahrt-online.de
Marine<br />
WARUM DIE RHEINPRINZESSIN<br />
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HEISSEN MÜSSTE<br />
Seit 2018 fährt das Galerie-Salonschiff „Rheinprinzessin“<br />
nicht mehr mit Dieselkraftstoff, sondern mit Shell GTL Fuel<br />
Marine. Mit spürbaren Vorteilen für die Umwelt, die Gäste<br />
und die Crew unter Kapitän Bernhard Vogel. Die gesamte<br />
Familie Vogel arbeitet auf der Rheinprinzessin und die Entscheidung<br />
für Shell GTL Fuel Marine war einhellig. Andrea<br />
Vogel sagt: „Dank GTL können unsere Gäste ihre Speisen<br />
und Getränke an Deck ohne Dieselgeruch genießen!“ Es<br />
gibt aber auch weitere gute Argumente, die Familie Vogel<br />
überzeugt haben: weniger Emissionen, sauberes Motorenöl,<br />
mehr Laufruhe von Motor und Aggregaten, bessere biologische<br />
Abbaubarkeit und bessere Wassergefährdungsstufe.<br />
All diese Vorteile werden möglich, weil es sich bei Shell GTL<br />
Fuel Marine um einen fl üssigen Dieselkraftstoff auf Erdgasbasis<br />
handelt. Machen auch Sie es wie die Rheinprinzessin.<br />
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EDITORIAL<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Zu kurz gesprungen<br />
Schade, dass das neue Taucherglockenschiff<br />
noch nicht fertig ist. Corona<br />
ist daran schuld, wie an so vielem<br />
in den vergangenen Monaten. Denn<br />
wäre das Schiff schon da, könnte man<br />
sich unter Wasser die Flusssohle von<br />
Vater Rhein etwas genauer anschauen<br />
und vielleicht herausfinden, ob die<br />
störendenden Buckel am Grund nicht<br />
schneller beseitigt und die ausstehende<br />
Abladeoptimierung vorgezogen<br />
werden könnte.<br />
Immer wieder ist von den Kapazitätsreserven<br />
der Wasserstraßen<br />
und Flüsse die Rede, zuletzt beim Jahresrückblick<br />
der GDWS. Wenn die bestehenden<br />
Möglichkeiten aber nicht<br />
genutzt werden, bleibt nichts als eine<br />
schöne Verheißung.<br />
Wir nähern uns mit Riesenschritten<br />
dem Bundestagswahlkampf. Im September<br />
wird eine neue Regierung gewählt<br />
und vielleicht danach auch das<br />
Verkehrsministerium neu besetzt.<br />
Beim Rückblick auf die vier Jahre, in<br />
denen Andreas Scheuer das Sagen<br />
hatte, zieht leider Ernüchterung ein.<br />
Groß waren die Hoffnungen, die<br />
der CSU-Politiker geschürt hatte, als<br />
er im Mai 2019 den Masterplan Binnenschifffahrt<br />
vorstellte. Endlich<br />
schienen die Weichen richtig gestellt,<br />
um der Binnenschifffahrt wirklich einen<br />
Schub zu geben. Davon geblieben<br />
ist leider nicht viel. Der Berg kreißte<br />
und gebar eine Maus …<br />
Das neue Motorenförderprogramm<br />
mit staatlichen Zuschüssen von bis zu<br />
80 % der Investitionskosten? Krachend<br />
in Brüssel gescheitert. Das Budget für<br />
die mittelfristige Finanzplanung?<br />
Schrumpft. Der Personalaufbau in der<br />
Verwaltung? Nur ein Tropfen auf den<br />
heißen Stein. Die Erneuerung der Infrastruktur,<br />
am Rhein, an den Neckar-<br />
Schleusen, an den Kanälen? Kommt<br />
kaum vom Fleck. Vorgezogene Neubauaufträge<br />
des Bundes oder wirksame<br />
Krisenhilfen, zum Beispiel für<br />
die leidende Fahrgastschifffahrt? Trotz<br />
überschaubarer Kosten leider ausgeblieben.<br />
Die Liste ließe sich fortschreiben.<br />
Scheuer und seine Mannen wollten den<br />
Anteil der Binnenschifffahrt am Modal-Mix<br />
von 9 % auf 12 % steigern, vielleicht<br />
sogar auf 15 % nahezu verdoppeln.<br />
Das Niedrigwasser von 2018<br />
oder die Corona-Pandemie konnte niemand<br />
vorhersehen. Doch auch ohne<br />
deren unbestritten negativen Auswirkungen<br />
sind die Ziele weit außer<br />
Reichweite geblieben, weil am Ende oft<br />
die Konsequenz fehlt(e). Das gelingt bei<br />
den Nachbarn, wenigstens zum Teil,<br />
deutlich besser. Erinnert sei an den<br />
»Green Deal« und die Motorenförderung<br />
in den Niederlanden.<br />
Bleibt zu hoffen, dass im anstehenden<br />
Wahlkampf nicht weiter<br />
nur Sonntagsreden gehalten werden.<br />
Denn davon gab es schon mehr als genug.<br />
Und wie heißt es so schön, schon<br />
seit der frühchristlichen Zeit? An ihren<br />
Taten sollt ihr sie erkennen!<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
3
INHALT <strong>05</strong> <strong>2021</strong><br />
10<br />
34<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Zu kurz gesprungen<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
8 SCHIFFFAHRT<br />
9 – Martin Deymann baut die Flotte aus<br />
10 – Rhein: Von der Optimierung hin zu Ruhehäfen<br />
14 – Allianz Esa: »Schwere Zeiten erfordern kreative<br />
L ö su ngen«<br />
16 – VSV: »Gemeinsam überwinden wir Krisen«<br />
18 SCHIFFSTECHNIK<br />
18 – Die Zukunft wird (auch) elektrisch sein<br />
22 – Per App über die Schlei<br />
23 – Abgastechnik für »Barefoot Boat«<br />
24 – Energie aus der Batterie<br />
25 – ABB rüstet Lissabon-Fähren aus<br />
26 – Automatisiertes Laden per Induktion<br />
27 – Abwasserreinigung in der Miniversion<br />
29 – Premiere für Stufe-V-Motor von Volvo<br />
30 – Hitzler modernisiert Werkstattlieger<br />
32 – Drohnen-Inspektion »made in Hamburg«<br />
33 – Eisbrecher bekommen nötige Reparatur<br />
34 – Sennebogen im Einsatz: Der »große Grüne«<br />
36 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
38 LOGISTIK<br />
39 – Blasius Schuster: Baustoffe im trimodalen Kreislauf<br />
42 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
43 – Häfen in NRW: Stabil nur mit Containern<br />
44 – Nordfrost nimmt Terminal in Betrieb<br />
45 – Haeger & Schmidt expandiert am Rhein<br />
46 – BLG investiert in neues Autoregal<br />
47 – Kelheim hält sich stabil in der Krise<br />
48 – Schweizerische Rheinhäfen: Über das Gateway<br />
zum Green Port<br />
50 – Elbe: Wasser fällt, Schwerlasten gehen zu Tal<br />
52 – Ersatzneubau der Staustufe Steinhavel<br />
54 HTG-INFO<br />
54 – Forum HTG »Auf dem Weg zu null Emissionen<br />
in der Nassbaggerei«<br />
55 – Fachausschuss Seeschifffahrtsstraßen,<br />
Hafen und Schiff der HTG und STG<br />
56 – Fachausschuss für Küstenschutzwerke<br />
der HTG und DGGT<br />
57 JOBBÖRSE<br />
57 – duisport schafft 50.000 Arbeitsplätze<br />
58 BUYER’S GUIDE<br />
63 RECHT<br />
63 – Passivlegitimation und Verjährung<br />
bei Schiffshavarien<br />
66 BDS<br />
66 – Big Brother is watching you …<br />
67 IMPRESSUM<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
PERSONALIEN<br />
BAYERNHAFEN: Peter Stäblein ist<br />
seit Februar neuer Geschäftsführer der<br />
Betreibergesellschaft im bayernhafen<br />
Nürnberg-Roth. Er<br />
folgt auf Alexander<br />
Ochs, der zu Kombiverkehr<br />
gewechselt<br />
ist. Von 2004–2018<br />
war Stäblein Geschäftsführer<br />
der<br />
Berliner Hafen- und<br />
Lagerhausgesellschaft BEHALA und zuvor<br />
von 1999–2004 Leiter der Hafenbetriebe<br />
in Hanau. Seit 2019 hatte Stäblein<br />
interimsmäßig Leitungsfunktionen in<br />
Aschaffenburg und Bamberg inne.<br />
HELLMANN: Jens Wollesen wird<br />
neuer Chief Operating Officer (COO)<br />
im Vorstand bei Hellmann Worldwide<br />
Logistics. Er verantwortet<br />
die Produktsegmente<br />
Air, Sea,<br />
Road & Rail sowie<br />
Contract Logistics<br />
sowie IT & Digital.<br />
Wollesen war in den<br />
vergangenen fünf<br />
Jahren Vorstandsmitglied der BLG Logistics<br />
Group für die Kontraktlogistik.<br />
Personalie des Monats: Steffen Bauer bleibt CEO<br />
HGK SHIPPING: Steffen Bauer lenkt auch künftig die Geschicke der HGK<br />
Shipping. Der Vertrag des CEO wurde jetzt verlängert. Bauer soll den Marktführer<br />
in der Binnenschifffahrt zum Innovationsführer machen. Der 41-Jährige war bereits<br />
mehrere Jahre als Chef der Imperial Shipping Group tätig, bevor diese im<br />
Sommer vergangenen Jahres von der HGK AG übernommen wurde. »Mit der Vertragsverlängerung<br />
setzen wir ein klares Zeichen von Kontinuität«, sagt Uwe Wedig,<br />
Vorstandsvorsitzender der HGK AG. Steffen Bauer habe als exzellenter Manager<br />
die Shipping Gruppe in den vergangenen Jahren strategisch sehr erfolgreich geführt<br />
und für die Zukunft aufgestellt. Bauer soll den Transformationskurs der<br />
HGK Shipping fortsetzen. Die Flotte umfasst rund 300 Schiffe, inklusive der Partikulier-Einheiten.<br />
Das Transportspektrum reicht dabei von flüssigen chemischen<br />
Produkten und verflüssigten Gasen über Trockengüter bis zu Breakbulk.<br />
GRUBER LOGISTICS: Martin Neese<br />
hat beim italienischen Dienstleister<br />
Gruber Logistics als Beirat angeheuert.<br />
Er soll das Unternehmen<br />
bei der Umsetzung<br />
der strategischen<br />
Pläne, speziell<br />
im Bereich von Intermodal-Transporten,<br />
unterstützen.<br />
Neese hat nahezu 20<br />
Jahre Erfahrung in leitender Position,<br />
unter anderem bei Rhenus, und war zuletzt<br />
Geschäftsführer für den Bereich Inland<br />
& Intermodal beim Hafenbetreiber<br />
DP World.<br />
KOMBIVERKEHR: Jouke Schaap<br />
(44) leitet künftig den Vertrieb Benelux<br />
beim Intermodal-Anbieter Kombiverkehr.<br />
Er soll das<br />
Netzwerk von Zug -<br />
angeboten auf dem<br />
wachsenden Korridor<br />
von und nach<br />
den Niederlanden,<br />
Belgien, Frankreich<br />
und Luxemburg weiter<br />
ausbauen, heißt es. Seit 2004 arbeitete<br />
Jouke Schaap in verschiedenen Leitungspositionen,<br />
unter anderem beim Port of<br />
Rotterdam, wo er für die Breakbulk- und<br />
Containeraktivitäten zuständig war.<br />
HGK SHIPPING: Christian Möhrmann<br />
ist seit dem 1. April neuer kaufmännischer<br />
Geschäftsführer bei der<br />
HGK Shipping. Der<br />
39-Jährige soll in<br />
dieser Funktion das<br />
Management-Team<br />
rund um CEO Steffen<br />
Bauer ergänzen.<br />
Möhrmann war nach<br />
einigen Jahren als Finanzexperte<br />
bei Deloitte und E.ON in<br />
verschiedenen Führungspositionen, zuletzt<br />
für Imperial Logistics International<br />
und StepStone. Bei HGK Shipping folgt<br />
er auf Walter Steinig.<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
5
NACHRICHTEN<br />
REEDEREI DEYMANN<br />
Mit dem Binnenschiff auf den schwedischen Mälarsee<br />
Die Reederei Deymann wird in Schweden<br />
aktiv: Noch in diesem Monat soll der erste<br />
Binnenschiff-Shuttle zwischen Stockholm-Norvik<br />
und Västerås starten. Die<br />
Reederei Deymann (Haren/Ems) bringt<br />
dafür die »Emelie Deymann« (110 m lang,<br />
208 TEU) auf eigenem Kiel in die Ostsee<br />
in den Mälarsee. Sie wird künftig auf der<br />
rund 100 km langen Strecke zwischen den<br />
beiden Häfen pendeln.<br />
Dies ist der erste Binnenschiff-Shuttle-<br />
Service überhaupt in Schweden. Ziel ist es,<br />
das überlastete Straßennetz in der Region<br />
zu entlasten und die CO2-Emissionen erheblich<br />
zu reduzieren. Der Dienst soll Ende<br />
Mai mit zwei Abfahrten pro Woche<br />
aufgenommen werden.<br />
»Schwedens nationale Strategie für den<br />
Verkehrssektor setzt darauf, dass die<br />
Schifffahrt eine Schlüsselrolle bei der<br />
Schaffung eines modernen, effizienten<br />
und nachhaltigen Transports spielt«, sagt<br />
Der neue Dienst wird von der Reederei Deymann mit der »Emelie Deymann« betrieben<br />
Pia Berglund, nationale Koordinatorin<br />
für den Binnen- und Kurzstreckenseeverkehr<br />
bei der schwedischen Transportbehörde.<br />
Es gehe darum, mehr Straßentransporte<br />
auf die Wasserwege zu<br />
verlagern. Das Containerterminal in Norvik<br />
versorgt Schwedens wichtigste Wirtschaftsregion<br />
und liegt näher am offenen<br />
Meer als jeder andere Hafen an der schwedischen<br />
Ostküste. Mit dem Shuttle sollen<br />
Waren nachhaltiger transportiert werden<br />
(siehe auch Bericht auf S. 9).<br />
<br />
© Ports of Stockholm<br />
ECAP MARINE<br />
Neuer Anbieter für nachhaltige Schiffsantriebe<br />
Unter dem Namen eCap Marine haben<br />
sich eCap Mobility und HPE Hybrid Port<br />
Energy zusammengetan, um nachhaltige<br />
Schiffsantriebe auf Elektro- und Hybridbasis<br />
anzubieten – das haben die beiden<br />
Unternehmen jetzt bekannt gegeben.<br />
Der Bedarf an emissionsreduzierender<br />
Energietechnologie an Bord von Schiffen<br />
steigt. Um die Nachfrage »bestmöglich«<br />
zu bedienen, wurden das maritime Geschäft<br />
von eCap Mobility und das Unternehmen<br />
HPE Hybrid Port Energy unter<br />
der neuen Firmierung eCap Marine zusammengeführt.<br />
Hybrid Port Energy<br />
(HPE) ist eine Tochtergesellschaft des<br />
Hamburger Schiffszulieferers Becker<br />
Marine Systems. Der maritime Geschäftsbereich<br />
von eCap Mobility ist ein<br />
Anbieter für Elektromobilitätslösungen.<br />
Das Angebot von eCap Marine richte<br />
sich sowohl an die professionelle Schifffahrt<br />
als auch an den Freizeitbereich. <br />
HGK<br />
Suche nach 3. Vorstand<br />
Der Aufsichtsrat der Häfen und Güterverkehr<br />
Köln AG (HGK) hat die Erweiterung<br />
des Vorstandes um ein drittes Mandat beschlossen.<br />
Eine Findungskommission des<br />
Aufsichtsrates habe bereits ein Beratungsunternehmen<br />
mit der Personalfindung<br />
beauftragt. Die Besetzung des neuen Ressorts<br />
soll zum 1. Januar 2022 vollzogen<br />
werden. Bislang besteht der Vorstand der<br />
HGK aus Uwe Wedig als Vorsitzendem<br />
und Wolfgang Birlin.<br />
<br />
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Getriebeservice<br />
Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />
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6 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
NACHRICHTEN<br />
J. MÜLLER<br />
Hafen Brake erstrahlt zum 200. Geburtstag<br />
Die Unternehmensgruppe J. Müller feiert<br />
ihr 200-jähriges Firmenjubiläum und lässt<br />
den Hafen Brake in ungewohnten Farben<br />
strahlen. Am 1. Mai jährte sich die Gründung<br />
des Hafenunternehmens J. Müller<br />
zum 200. Mal. Das mittelständische Familienunternehmen,<br />
das heute in der<br />
sechsten Generation von Jan Müller geführt<br />
wird, feiert mit einer Reihe von Aktivitäten<br />
das Jubiläum.<br />
Unter anderem gab es einen Festakt<br />
mit Michael Kurz, Bürgermeister der<br />
Stadt Brake, und Stephan Weil, der<br />
Minister präsident Niedersachsens, geben,<br />
der per Livestream übertragen wird.<br />
»Wir sind stolz und dankbar, auf eine so<br />
lange Firmentradition zurückblicken zu<br />
können«, sagt Jan Müller, der heutige<br />
Vorstandsvorsitzende der Unternehmensgruppe.<br />
Die Gründung des Unternehmens<br />
J. Müller erfolgte durch Johann Müller<br />
Zum Jubiläum von J. Müller erstrahlt der Hafen Brake in ungewohnten Farben<br />
am 1. Mai 1821. Heute ist J. Müller spezialisiert<br />
auf den Betrieb von Seehafenterminals<br />
und dazugehörigen hafen- und<br />
schifffahrtsnahen Dienstleistungen. Der<br />
regionale Schwerpunkt ist Norddeutschland<br />
mit eigenen Terminals in Brake und<br />
Bremen. Das Unternehmen beschäftigt<br />
an den Standorten Brake und Bremen<br />
470 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt<br />
bei rund 110 Mio. €.<br />
<br />
© J. Müller<br />
BUNDESREGIERUNG<br />
Gebührenpflicht auf Wasserstraßen soll abgeschafft werden<br />
Die Bundesregierung will die Verpflichtung<br />
zur Erhebung von Gebühren für das Befahren<br />
der Bundeswasserstraßen abschaffen.<br />
Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Binnenschifffahrt gestärkt werden, heißt es.<br />
Der vorgelegte Gesetzesentwurf »zur Änderung<br />
gebührenrechtlicher und weiterer Vorschriften<br />
über das Befahren der Bundeswasserstraßen<br />
durch die Schifffahrt« wurde<br />
bereits im Bundestag behandelt.<br />
Durch die Neuregelung soll unter anderem<br />
der § 1 des BGebG geändert werden,<br />
wonach der Bund verpflichtet ist, Gebühren<br />
und Auslagen für individuell zurechenbare<br />
öffentliche Leistungen zu erheben.<br />
Das Befahren der Wasserstraßen soll<br />
dem Geltungsbereich des BGebG entzogen<br />
werden.<br />
Die Erhebung der Kanalgebühren ist bereits<br />
entfallen, eine Einigung zu den Mosel-Abgaben<br />
ist bislang am Widerstand<br />
Frankreichs gescheitert, der frei fließende<br />
Rhein ist ohnehin nicht gebührenpflichtig.<br />
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) hatte das Vorhaben<br />
ausdrücklich begrüßt. Ausgenommen von<br />
der Regelung bleibt der Nord-Ostsee-<br />
Kanal (NOK). Allerdings wird auch dort<br />
wegen der Corona-Krise die sogenannte<br />
Befahrensabgabe vorerst erlassen. <br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT<br />
RÜCKZUG VOM PARANA<br />
Imperial verkauft auch<br />
Südamerika-Schifffahrt<br />
Die Imperial-Gruppe verkauft nach dem europäischen<br />
nun auch das südamerikanische Schifffahrtsgeschäft<br />
an Hidrovias do Brasil. Der Wert der<br />
Transaktion wird mit 90 Mio. $ angegeben. Das entspreche<br />
dem 9,6-fachen des EBITDA des Geschäftsjahres<br />
2020. Die Trennung vom südamerikanischen<br />
Schifffahrtsgeschäft folgt auf den Verkauf der europäischen<br />
Binnenschiffssparte an die Kölner HGK<br />
im Sommer vergangenen Jahres.<br />
»Diese Akquisition gibt uns eine sehr wichtige operative<br />
Flexibilität, um in Regionen zu operieren, zu<br />
denen wir gegenwärtig keinen Zugang haben«, sagte<br />
Fabio Schettino, CEO des neuen Eigentümers Hidrovias<br />
do Brasil S.A.<br />
Imperial betreibt im Flussgebiet Paraguay-Paraná<br />
regelmäßige Verkehre mit Schubverbänden für Verlader<br />
aus der Agrar- und Montanindustrie. Künftig<br />
will man sich strategisch als »Tor nach Afrika« positionieren.<br />
Weitere, nicht passende Geschäftsfelder<br />
sollen veräußert werden, darunter die verbleibenden<br />
Frachtmanage ment- und Kontraktlogistik-<br />
Aktivitäten innerhalb des Logistikgeschäfts. <br />
© Imperial<br />
WEISSE FLOTTE DRESDEN<br />
Linienfahrt statt Ausflugsverkehr auf der Elbe<br />
Der historische Raddampfer »Pillnitz«<br />
und das Salonschiff »Gräfin Cosel« werden<br />
vorübergehend zu öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Die beiden Schiffe der Sächsischen<br />
Dampfschiffahrt fahren, wie<br />
schon zur Gründung der Personenschifffahrt<br />
auf der Elbe vor 185 Jahren, vorerst<br />
im Linienverkehr zwischen Blasewitz und<br />
Pillnitz.<br />
Der Betrieb werde nach Monaten des<br />
coronabedingten Stillstands entsprechend<br />
umgestellt, teilte die Reederei mit. Von<br />
Freitag bis Sonntag fahren die Schiffe viermal<br />
täglich elbaufwärts. Dabei gilt ein<br />
strenges Hygienekonzept, während der<br />
Fahrt besteht eine Maskenpflicht. Tickets<br />
gibt es ausschließlich online. Ein gastronomisches<br />
Angebot ist während der<br />
Linienfahrten nicht vorgesehen.<br />
Die älteste Raddampferflotte der Welt<br />
befand sich seit Anfang November in einer<br />
Zwangspause. Das Unternehmen war<br />
nach zwei Niedrigwasserperioden zuvor<br />
bereits in die roten Zahlen gerutscht,<br />
musste im Juni vergangenen Jahres Insolvenz<br />
anmelden und war im folgenden<br />
September von der Schweizer United Rivers<br />
AG übernommen worden.<br />
Sobald die Corona-Beschränkungen fallen,<br />
sollen wieder Ausflugs- und Linienfahrten<br />
entlang der Sächsischen Weinstraße,<br />
im Dresdener Stadtgebiet und in<br />
die Sächsische als auch in die Böhmische<br />
Schweiz angeboten werden. MH<br />
© Michael Hillmann<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Martin Deymann baut die Flotte aus<br />
Der Harener Reeder nutzt eine günstige Gelegenheit, um zwei kanalgängige Tanker zu<br />
übernehmen. Sie fahren künftig Diesel von den ARA-Häfen ins Ruhrgebiet. Die Flotte<br />
zählt jetzt 40 Schiffe – weiteres Wachstum ist nicht ausgeschlossen. Von Krischan Förster<br />
Martin Deymann<br />
Mit den beiden 2012 gebauten Schwestern »Ulekrite« und »Blikplaat« erweitert die Harener Reederei<br />
Deymann die eigene Flotte auf 40 Schiffe<br />
Zuletzt hatte Martin Deymann im Oktober<br />
vergangenen Jahres den neuen<br />
Koppelverband »Reinhold Deymann«,<br />
gebaut bei Damen Concordia, getauft.<br />
Für die Trockenfahrt. Weitere Tankschiffe<br />
hatte der Harener Reeder dagegen<br />
nicht im Fokus, schon gar nicht Neubauten.<br />
Denn Deymann hält dieses Segment<br />
für überbaut, zudem ist die aktuelle<br />
Marktlage mit deutlichen Rückgängen<br />
des Ladungsvolumens derzeit kritisch.<br />
Nun vermeldet er aber doch Zuwachs<br />
– und das gleich doppelt.<br />
Vor wenigen Tagen hat sich Deymann<br />
die beiden bereits 2012 gebauten Tankschiffe<br />
»Blikplaat« und »Ulekrite« gesichert,<br />
in »Birgit Deymann« und »Jörg<br />
Deymann« umgetauft auch gleich in<br />
Fahrt gebracht. Es handelt sich um zwei<br />
je 86 m lange und 9,48 m breite Schwesterschiffe<br />
aus dem Besitz von Damen und<br />
Concordia mit einer Tragfähigkeit von<br />
1.746 t. Sie waren zuvor an einen anderen<br />
Reeeder verchartert. Deymann übernimmt<br />
nicht nur die Schiffe, sondern<br />
auch laufende Frachtverträge für Diesel-<br />
Transporte zwischen der ARA-Region<br />
und dem Kanalgebiet zwischen Dortmund<br />
und Duisburg.<br />
Bei aller sonstigen Vorsicht und Zurückhaltung,<br />
diese beiden Schiffe passen<br />
technisch und kommerziell ins Konzept,<br />
sagt Deymann. Sie sind als einzige »kleine«<br />
Tanker in der Flotte sogenannte<br />
Selbstheizer. Seit dem Einstieg ins Befrachtungsgeschäft<br />
vor zwei Jahren mit<br />
einer Beteiligung an <strong>BS</strong>C und der Übernahme<br />
von Fluvia Tankrode hätte er die<br />
Expertise, um selbst für Beschäftigung zu<br />
sorgen. Muss er aber nicht, denn die Auslastung<br />
der beiden neuen Schiffe ist gesichert.<br />
Bei den bestehenden Frachtverträgen<br />
sei er optimistisch, dass eine Verlängerung<br />
mit dem Kunden erreicht werden<br />
könne. Und auch die Konditionen<br />
bei Damen seien »attraktiv« genug gewesen,<br />
um den Kauf abzuschließen. »Wir<br />
müssen nicht unbedingt wachsen, aber<br />
wenn sich eine gute Gelegenheit bietet<br />
wie jetzt bei diesen beiden Tankern, dann<br />
sind wir dazu immer bereit«, sagt der Harener<br />
Reeder. Das gelte auch für die Zukunft.<br />
Gestartet 1992 als Partikulier mit dem<br />
ersten eigenen Schiff hat Martin Deymann<br />
seine seit 2007 allein geführte Reederei<br />
und die Flotte kontinuierlich ausgebaut.<br />
Vor acht Jahren kam zur Tankschifffahrt<br />
mit der Übernahme von sieben<br />
Containerschiffen aus dem Bestand<br />
der Seibert-Stiftung in Neckarsgmünd<br />
die Trockenschifffahrt hinzu, danach die<br />
Befrachtung. Heute zählt die Deymann-<br />
Flotte bereits 40 Schiffe.<br />
<br />
© Reederei Deymann<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
9
SCHIFFFAHRT<br />
Der Rhein als wichtigste Wasserstraße hat noch freie Kapazitäten, unterliegt aber auch den Folgen des Klimawandels<br />
© Garrelmann<br />
Von der Optimierung hin zu Ruhehäfen<br />
Unbestritten ist der Rhein die wichtigste Wasserstraße in Deutschland und von<br />
großer wirtschaftlicher Bedeutung. Um die Verkehre weiter zu stärken, sind vielfältige<br />
Maßnahmen nötig. Von Hermann Garrelmann<br />
Dass die Schifffahrt auf dem Rhein<br />
reibungslos funktioniert, wird eigentlich<br />
als selbstverständlich vorausgesetzt.<br />
Mehr als 100.000 Schiffsbewegungen<br />
allein am Niederrhein machen<br />
dies deutlich. In die Schlagzeilen gerät<br />
der Rhein aber, wenn extremes Niedrigwasser,<br />
bedrohliches Hochwasser oder<br />
eine Havarie die Schifffahrt behindern<br />
oder unmöglich machen.<br />
Damit es auf der Rheinstrecke möglichst<br />
wenig Einschränkungen gibt, dafür<br />
sorgt die Bundeswasserstraßenverwaltung<br />
mit vielfältigen Aktivitäten. Welche<br />
kurz- und mittelfristigen Maßnahmen<br />
anstehen und welche langfristigen<br />
Entwicklungen die Schifffahrt<br />
beeinflussen, wurde jüngst bei der Vorstellung<br />
der Jahresbilanz erläutert. Neben<br />
baulichen Projekten steht bei der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GDWS) auch der Klimawandel und<br />
seine Folgen auf der täglichen Agenda.<br />
Mit Blick auf die Zahlen der Schiffsbewegungen<br />
und Gütertransporte der<br />
vergangenen drei Jahre machte Marcus<br />
Erdmann, Leiter der Abteilung Schifffahrt<br />
deutlich, wie sehr die pandemiebedingten<br />
Einbußen das vergangene Jahr<br />
geprägt haben. Nach wasserstandsbedingten<br />
Schwankungen und Einbußen<br />
in 2018 und 2019 (siehe folgenden Beitrag<br />
zu den wichtigsten Zahlen) wurde<br />
die Hoffnung auf ein »normales« Jahr<br />
2020 insbesondere in der Personenschifffahrt<br />
durch die Pandemie zunichte gemacht.<br />
Erdmann: »Wenn sich die Bilanz<br />
in der Güterschifffahrt noch als durchwachsen<br />
bis mager darstellte, zeigten die<br />
Zahlen der Personenschifffahrt eine absolut<br />
prekäre Situation.« Als Beispiel<br />
nannte Erdmann die Schleuse Iffezheim.<br />
In 2019 waren dort 2.961 Fahrgastkabinenschiffe<br />
geschleust worden. In<br />
2020 gab es lediglich 545 entsprechende<br />
Die Personenschifffahrt hatte 2020 einen<br />
schweren Stand<br />
© Rheinpoesie<br />
Schiffspassagen. Die pandemiebedingten<br />
Einschränkungen hätten bei einigen Betrieben<br />
der Personenschifffahrt zu Umsatzrückgängen<br />
von bis zu 90 % geführt.<br />
Eine positive Bilanz konnte Erdmann<br />
bei den Auswirkungen vermelden, die<br />
sich aus der Inanspruchnahme von Förderprogrammen<br />
des Bundes ergeben hätten.<br />
Insbesondere seien durch die verschiedenen<br />
geförderten Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Umweltbelastungen<br />
aus der Schifffahrt pro Jahr 10 % weniger<br />
CO2 und 43 % weniger NOx emittiert<br />
worden. Allein 2020 waren 2 Mio. € an<br />
Förderungen ausgegeben worden.<br />
500 Baustellen für die GDWS<br />
Heinz-Josef Joeris ging als Leiter der Abteilung<br />
Wasserstraßen in der GDWS auf<br />
eine Reihe von Projekten ein, die aktuell<br />
in der Planung oder Umsetzung sind.<br />
Von den bundesweit laufenden 500 größeren<br />
Baustellen (Volumen >5 Mio. €) sei<br />
bei lediglich 13 Projekten eine zeitweise<br />
Beeinträchtigung durch Covid-19 registriert<br />
worden. Auch prophylaktisch vorgenommene<br />
Reduzierungen von Schleusenzeiten<br />
hätten schnell wieder rück-<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
gängig gemacht werden können. Das Jahr<br />
2020 gehe mit einem Rekordinvestitionsvolumen<br />
von 1,58 Mrd. € in die GDWS-<br />
Geschichte ein.<br />
Zu den abgeschlossenen Maßnahmen<br />
gehörten drei Liegestellen zwischen<br />
Mannheim und Köln. In Mannheim seien<br />
bei Kosten von 4,5 Mio. € sechs Anlegemöglichkeiten<br />
geschaffen worden. In<br />
Bingen entstanden zwei derartige Anlagen<br />
einschließlich Autoabstellplatz.<br />
Neue Ruhehäfen am Niederrhein<br />
Die von der Branche dringend erwarteten<br />
Liegestellen im Kölner Rheinauhafen<br />
befänden sich, so Joeris, in der konkreten<br />
Planung. Hier werden in der Nähe des<br />
Schokoladenmuseums 38 Anlegedalben<br />
für Liegeplätze sorgen, die über zehn<br />
Landungsstege mit Treppen den Landgang<br />
ermöglichen. Joeris: »Autoabsetzplätze<br />
und Stromversorgung ist immer<br />
dabei.« Das Vorhaben in Köln werde bis<br />
2023 abgeschlossen.<br />
Zu den größeren Projekten auf der<br />
Agenda der GDWS gehören auch neue<br />
Ruhehäfen am Niederrhein. Die derzeitige<br />
Planung geht von zwei Standorten<br />
aus, an denen die Anforderungen der<br />
heutigen Binnenschifffahrt erfüllt werden<br />
können. Dazu gehören ein sicheres<br />
und geschütztes Liegen an Dalben einschließlich<br />
einer Anbindung an die landseitige<br />
Infrastruktur. Zwei ehemalige<br />
Auskiesungen mit ausreichend großen<br />
Wasserflächen im Bereich Ossenberg<br />
(Stadt Rheinberg) bei Rhein-km 807,3<br />
und Niedermörmter (Stadt Kalkar) bei<br />
Rhein-km 838,<strong>05</strong> erfüllen die spezifischen<br />
Voraussetzungen.<br />
Die geplante Anlegestelle bei Ossenberg<br />
soll bis zu 40 Binnenschiffen inklusive<br />
sechs Kegelschiffen eine Liegemöglichkeit<br />
bieten. Für die Anlegestelle Niedermörmter<br />
sind rund 50 Liegeplätze einschließlich<br />
sechs Plätzen für Kegelschiffe<br />
vorgesehen. Darüber hinaus ist für beide<br />
Standorte jeweils ein Autoabsetzplatz geplant.<br />
Für Ossenberg wird derzeit das<br />
Planfeststellungsverfahren vorbereitet.<br />
Für den geplanten Ruhehafen in Niedermörmter<br />
sind die Vorplanungen nahezu<br />
abgeschlossen. Im nächsten Schritt werden<br />
die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren<br />
erstellt. Allerdings, so<br />
Joeris, würden Festsetzungen des Naturund<br />
Artenschutzes besondere Anforderungen<br />
an die Planungen stellen.<br />
Mit Blick auf die unterschiedlichen Planungsstände<br />
und -anforderungen konnte<br />
Joeris keine Zeitschiene aufzeigen.<br />
Warten auf die Optimierung<br />
Die gibt es dafür bei einem weiteren großen<br />
Vorhaben am Rhein: die Fahrrinnenanpassung<br />
am Mittelrhein. Die Abladeoptimierung<br />
durch unterschiedlichste<br />
Maßnahmen auf einem 50 km langen<br />
Abschnitt zwischen Koblenz und Mainz<br />
soll bis 2033 abgeschlossen sein. Dann<br />
stehen der Schifffahrt auch in diesem<br />
Flussbereich Fahrrinnentiefen von<br />
2,10 m statt bisher 1,90 m zur Verfügung.<br />
Inland Navigation<br />
Projects<br />
Port Logistics<br />
Intermodal<br />
SHORT SEA<br />
Shipping & Forwarding<br />
Haeger & Schmidt Logistics GmbH | Vinckeweg 22 | 47119 Duisburg<br />
T +49 203 8003-0 | info@haegerundschmidt.com | www.haegerundschmidt.com<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT<br />
Zahlen in Kürze<br />
Der Rhein ist die verkehrsreichste<br />
Wasserstraße in Deutschland.<br />
Wie sich die Verkehrsströme in<br />
den letzten drei Jahren darstellten,<br />
zeigt eine kurze Übersicht<br />
mit ausgewählten Zahlen.<br />
Am Oberrhein wurden 2019 mit<br />
21,3 Mio. t mehr Güter transportiert<br />
als 2018, wo der Zähler<br />
bei 17,2 Mio. t stehen blieb. In<br />
2020 waren es 19,2 Mio. t. Die<br />
Anzahl der geschleusten Schiffe<br />
(Güter- und Personenschifffahrt)<br />
lag 2019 bei 26.785, in 2020 waren<br />
es 24.117 Schiffe. Das Jahr 2018<br />
buchte 25.100 Schiffe.<br />
Am Niederrhein, wo 70 % aller<br />
Gütertransporte bewegt werden,<br />
kam es 2019 wieder zu einem Anstieg<br />
der Gütermengen. Dort wurden<br />
seinerzeit 141,1 Mio. t Güter<br />
mit 103.624 Schiffsbewegungen<br />
transportiert. 2020 waren es rund<br />
130 Mio. t*, die sich auf etwa<br />
100.000 Schiffsbewegungen verteilten.<br />
2018 wurden 131,9 Mio.<br />
auf 106.499 Schiffen verbucht.<br />
An den Nebenflüssen des Rheins<br />
stiegen die Gütermengen nach<br />
2018 wieder an, nahmen dann<br />
aber einen unterschiedlichen Verlauf.<br />
An der Neckarschleuse Feudenheim<br />
wurden 2019 rund<br />
5,4 Mio. t auf 5.753 Schiffen<br />
transportiert, 2020 waren es<br />
5,1 Mio. t und 6.564 Schiffe.<br />
An der Main-Schleuse Kostheim<br />
zeigt sich ein durchgehender Anstieg:<br />
von 12,2 Mio. t (2018) über<br />
13,2 Mio. t (2019) auf 13,5 Mio. t<br />
im vergangenen Jahr.<br />
An der Mosel (Schleuse Koblenz)<br />
lagen die Gütermengen 2019 bei<br />
9,4 Mio. t, in 2020 nur noch<br />
8,1 Mio. t.<br />
Am Wesel-Datteln-Kanal und an<br />
der dortigen Schleuse Friedrichsfeld<br />
ist die Anzahl der Güterschiffe<br />
im Jahr 2020 angestiegen. Wurden<br />
2018 hier 16.932 Schiffe registriert,<br />
waren es 2019 exakt<br />
15.752 Schiffe und 2020 sogar<br />
18.085 Schiffe. ga<br />
* Zahlen für 2020 geschätzt, da die<br />
Auswertung des Statistischen Bundesamts<br />
für das 3. Quartal 2020<br />
noch nicht vorliegt<br />
Einer der Ruhehäfen am Niederrhein soll in Niedermörmter entstehen<br />
Die derzeit durchgeführten Bürgerbeteiligungen<br />
(siehe Binnenschifffahrt<br />
04/21) seien positiv verlaufen, so Joeris.<br />
Für den Herbst ist in der Gebirgsstrecke<br />
ein Baggerversuch vorgesehen. Neben<br />
der Ermittlung der bestmöglichen Technik<br />
für das Abtragen der Felssohle sind<br />
auch begleitende Messkampagnen geplant,<br />
die sich auf Erschütterungen und<br />
Lärm beziehen.<br />
Das Jahr 2033 als Zeitmarke steht auf<br />
der Agenda für die Abladeverbesserung<br />
sowie die Sohlstabilisierung<br />
am<br />
Niederrhein. Dort<br />
sollen bis Krefeld<br />
2,80 m und bis Stürzelberg<br />
(bei Dormagen)<br />
2,70 m gewährleistet<br />
sein. »Mit den<br />
Projekten am Mittel- und Niederrhein<br />
stärken wir den Gütertransport auf<br />
Deutschlands wichtigster Binnenwasserstraße.<br />
Der Rhein wird für die Schifffahrt<br />
verlässlicher. Das ist gut für die Umwelt<br />
und die Menschen«, sagt Joeris.<br />
Das gilt ohne Zweifel auch für die geplante<br />
verstärkte Verlagerung von Transporten<br />
auf die Wasserstraßen. Was jahrelang<br />
als Absichtserklärung genutzt wurde,<br />
könnte vor dem Hintergrund der sich<br />
abzeichnenden Engpässe im Straßennetz<br />
bald tatsächlich eintreten. Für Hans-<br />
Heinrich Witte, den Präsidenten der<br />
GDWS, ist es zumindest auf dem Rhein<br />
kein Problem, mehr Transporte zu bewältigen.<br />
»Selbst bei einer Verdopplung<br />
der Gütermengen wäre die Kapazitätsgrenze<br />
bei weitem nicht erreicht.« Um<br />
»Mit der Abladeoptimierung<br />
wird der Rhein für<br />
die Schifffahrt verlässlicher«<br />
Heinz-Josef Joeris, GDWS<br />
dieses Potential künftig optimal nutzen<br />
zu können, sind vor allem Lösungen der<br />
Bereiche Logistik und Industrie gefragt.<br />
Gleichzeitig müssen die Auswirkungen<br />
im Blick behalten werden, die sich aus<br />
den prognostizierten Veränderungen des<br />
Klimas ergeben. Dies muss laut Katrin<br />
Schneider, Leiterin der Unterabteilung<br />
Technik, systematisch in die Planungsprozesse<br />
implementiert werden. Sie verweist<br />
auf das Jahr 2019 mit Hochwasserspitzen<br />
im Januar, März, Mai und Juni.<br />
Die viermalige<br />
Überschreitung der<br />
Hochwassermarke 1<br />
bedeutete geringfügige<br />
Einschrän -<br />
kungen wie eine Geschwindigkeits-<br />
beschränkung, die<br />
verpflichtende Nutzung des Sprechfunks<br />
und die Nutzung der Fahrrinnenmitte.<br />
Die Hochwassermarke 2, die zum Einstellen<br />
der Schifffahrt führt, sei 2019 am<br />
Rhein nicht erreicht worden. Im Jahr<br />
2020 wurde ebenfalls an mehreren<br />
Rheinpegeln die Hochwassermarke 1 erreicht<br />
oder überschritten, mit vereinzelten<br />
hochwasserbedingten Einstellungen<br />
der Schifffahrt Anfang Februar.<br />
Niedrigwasserereignisse am Rhein<br />
zeigten sich unstet. Spürbare Einschränkungen<br />
dadurch habe es für die<br />
Güterschifffahrt im Jahr 2019 vor allem<br />
Ende Juli und in der zweiten Septemberhälfte<br />
bis Anfang Oktober gegeben. Im<br />
Jahr 2020 gab es derartige Ereignisse in<br />
den Zeiträumen Ende April, Anfang Juni,<br />
Anfang und Ende August sowie in der<br />
© GDWS<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
zweiten Septemberhälfte und noch einmal<br />
von etwa Mitte November bis zur<br />
ersten Dezemberwoche.<br />
Extreme Schwankungen wie im Jahr<br />
2018, mit Hochwasser zu Jahresbeginn<br />
und lang anhaltendem Extremniedrigwasser<br />
in der zweiten Jahreshälfte, habe<br />
es 2019/2020 am Rhein nicht gegeben.<br />
Langfristig, so Schneider, und auf Jahrzehnte<br />
betrachtet, würden Experten mit<br />
deutlich häufigeren Hochwassern im<br />
Winterhalbjahr wegen stärkerer Niederschläge<br />
und einer früheren Schneeschmelze<br />
in den Alpen rechnen. Der<br />
Sommer könne mit mehr Trockenheit<br />
und Niedrigwasser Wassertemperaturen<br />
von 25 ° C bis zum Ende des Jahrhunderts<br />
in den Rhein bringen – »mit allen Konsequenzen.«<br />
Um die Wasserstraßen einschließlich<br />
der Anlagen an die sich abzeichnenden<br />
klimabedingten Veränderungen anzupassen,<br />
kann in Kürze der DAS-Basisdienst<br />
»Klima und Wasser« genutzt werden.<br />
Hiermit würden umfassende und effiziente<br />
Informationen bereitgestellt, die<br />
Die Containerschifffahrt kam mit nahezu stabilen Ergebnissen durch das Pandemiejahr 2020<br />
für Planungsprozesse, für den Bau entsprechender<br />
Schiffe sowie Auswertung<br />
von Wasserstanddaten genutzt werden<br />
könnten. Denn: Für den Wirtschafts -<br />
standort Deutschland ist und bleibt das<br />
System »Schiff-Wasserstraße« integraler<br />
Bestandteil der internationalen und nationalen<br />
Logistikketten.<br />
<br />
© Garrelmann<br />
TAUCHERGLOCKENSCHIFF AUF PROBEFAHRT<br />
Spaziergang zehn Meter unter dem Wasserspiegel<br />
Mit dem Neubau »Archimedes« steht der<br />
GDWS bald eine neue technische<br />
Errungenschaft zur Verfügung. Mit Hilfe<br />
einer Taucherglocke kann man trockenen<br />
Fußes und maximal 10 m unter<br />
dem Wasserspiegel »auf der Rheinsohle<br />
spazieren gehen.« Tatsächlich wird das<br />
Schiff mit spezieller Technik für Untersuchungen<br />
auf der Flußsohle eingesetzt,<br />
um Sedimente zu analysieren, um die<br />
Ökologie am Flußgrund zu studieren<br />
oder dort weitere Arbeiten zu erledigen.<br />
Das 23 Mio. € teure Schiff wurde bei<br />
Damen Shipyards in den Niederlanden<br />
gebaut und soll nach Corona-bedingten<br />
Verzögerungen erst im Sommer in Dienst<br />
gestellt werden. Die erste Probefahrt wurde<br />
immerhin erfolgreich absolviert.<br />
Bei der dreistündigen Fahrt Richtung<br />
Nordsee wurden im Testgebiet elf unterschiedliche<br />
Erprobungen und Fahrmanöver<br />
durchgeführt, darunter Geschwindigkeits-<br />
und Formationsfahrten,<br />
Drehkreisfahrten, Stoppmanöver sowie<br />
Schlängel- und Rückwärtsfahrten. Außerdem<br />
wurden das Heben und Senken<br />
des Ankerpfahls sowie weitere Anlagen<br />
getestet, heißt es seitens der GDWS. Mit<br />
18 km/h habe die Geschwindigkeit des<br />
Die erste Probefahrt des neuen Taucherglockenschiffes »Archimedes« ist erfolgreich verlaufen<br />
Schiffs im tiefen Wasser weit über der geforderten<br />
Geschwindigkeit bei Fahrten<br />
auf dem Rhein von 13 km/h gelegen.<br />
Auch verschiedene Formationsfahrten<br />
mit dem Deckprahm habe es gegeben.<br />
Anders als die »Carl Staat« (Baujahr<br />
1963) kann das neue Schiff selbstständig<br />
fahren, benötigt also keinen Schlepper.<br />
Neu ist auch das vollautomatische Ballastsystem,<br />
mit dem sich die Tanks automatisch<br />
füllen lassen, um das Schiff abzusenken.<br />
Nach der reibungslosen Probefahrt<br />
folgt nun im Mai auf dem Werftgelände<br />
die Abnahme der Taucherglocke,<br />
deren Lieferung sich verzögert<br />
hatte.<br />
ga<br />
© Damen Shipyards / GDWS<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
Die Fahrgastschifffahrt, hier die »Maria Sibylla Merian« der Primus Line, hat in der Corona-Krise besonders gelitten<br />
© Primus Line<br />
»Schwere Zeiten erfordern kreative Lösungen«<br />
Im Interview mit der Binnenschifffahrt sprechen Roland Hamata, Abteilungsleiter<br />
Underwriting und Vertragsführung, sowie Stefan Franke und Denis Holtkamp vom Vertrieb<br />
des führenden Versicherers Allianz Esa über die Herausforderungen durch Corona<br />
Corona hält alle im Griff – wie geht die<br />
Allianz Esa damit um?<br />
Stefan Franke: Ja, auch für uns bringt<br />
Corona viele Änderungen mit sich, vor<br />
allem in der Art der Kommunikation.<br />
Von Beginn der Pandemie an arbeiten<br />
unsere Mitarbeiter:innen primär im Homeoffice<br />
und sind für unsere Kunden wie<br />
gewohnt erreichbar und vollumfänglich<br />
handlungsfähig. Wir legen großen Wert<br />
auf einen fortlaufenden Austausch, sowohl<br />
innerhalb der Allianz Esa als auch<br />
mit unseren Kunden und Vermittlern. Da<br />
die persönliche Begegnung seit über einem<br />
Jahr auf ein Minimum reduziert<br />
werden muss, nutzen wir die technischen<br />
Möglichkeiten. Wir sind hier bestens aufgestellt<br />
und haben die Vorzüge von Web-<br />
Meetings zu schätzen gelernt.<br />
Aber diese können die persönlichen zwischenmenschlichen<br />
Begegnungen nicht<br />
ersetzen. Wir freuen uns darauf, mit unseren<br />
Kunden und Vermittlern den Austausch<br />
wieder vor Ort führen zu können.<br />
Wenn erforderlich, stehen wir natürlich<br />
Roland Hamata<br />
© Allianz Esa<br />
auch heute persönlich zur Verfügung –<br />
natürlich im Rahmen des Zulässigen und<br />
unter Einhaltung der geltenden Regeln,<br />
um niemanden zu gefährden.<br />
Inwieweit spüren Sie, als der führende<br />
Versicherer für die Binnenschifffahrt, die<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen durch die<br />
Pandemie?<br />
Denis Holtkamp: Selbstverständlich ist<br />
die Allianz Esa auch von der Pandemie<br />
betroffen, so wie die meisten anderen<br />
Unternehmen. Durch die Fahrverbote in<br />
der Fahrgastschifffahrt und den damit<br />
einhergehenden Einnahmeverlusten haben<br />
wir unseren betroffenen Kunden einen<br />
Teil der Prämien erlassen. Dies führt<br />
zu verminderten Prämieneinnahmen<br />
und schlägt auch bei uns zu Buche. Als<br />
Allianz Esa sind wir nicht nur stark genug,<br />
um die Krise überstehen zu können,<br />
sondern auch in der Lage, unseren<br />
Kunden weiterhin tatkräftig zur Seite zu<br />
stehen.<br />
Corona hat starke Veränderungen mit<br />
sich gebracht. Entstand während dieser<br />
Zeit auch der Bedarf, Angebote und Produkte<br />
anzupassen?<br />
Roland Hamata: Die Pandemie führte in<br />
vielen Bereichen zu einer Lähmung des<br />
Wirtschaftslebens. In unserer Branche<br />
trifft es vor allem die Personenschifffahrt<br />
mit teilweise existenzbedrohenden Einschnitten.<br />
An vielen Stellen beobachten<br />
wir in den letzten Monaten eine wach-<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Stefan Franke<br />
sende Verunsicherung, auch hinsichtlich<br />
der richtigen Wahl des Versicherungsschutzes.<br />
Als Allianz Esa stehen wir in<br />
der besonderen Verantwortung, unseren<br />
Kunden immer mit einem klaren und<br />
verständlichen Versicherungsprodukt<br />
verlässlich zur Seite zu stehen. Dies gilt<br />
umso mehr in Krisenzeiten und bedeutet<br />
neben der Offenheit für die vielfältigen<br />
Anliegen unserer Kunden auch die Bereitschaft,<br />
bestehende Versicherungslösungen<br />
im Bedarfsfall zu optimieren.<br />
Außerdem haben wir auf der Angebotsseite<br />
unseren Internetauftritt in den Fokus<br />
genommen. Hier ist es unser Ziel,<br />
noch mehr Transparenz, aber auch die<br />
Möglichkeit zu schaffen, mit wenigen<br />
Klicks einen Berater zu kontaktieren oder<br />
gleich einen individuellen Versiche -<br />
rungsvorschlag anzufordern.<br />
Gibt es mit Blick auf die aktuelle Situation<br />
auch Überlegungen, besonders betroffene<br />
Branchen, zum Beispiel die Fahrgastschifffahrt,<br />
zukünftig zurückhal ten -<br />
der oder vielleicht gar nicht mehr zu versichern?<br />
Roland Hamata: Ganz im Gegenteil! Gerade<br />
für die zuletzt arg gebeutelte Fahrgastschifffahrt<br />
haben wir unsere Kaskoversicherung<br />
noch einmal grundlegend<br />
überarbeitet. Herausgekommen ist ein<br />
modulares Produkt, das mit Flexibilität<br />
und stark vereinfachten Risikofragen<br />
punkten kann. Unser Fokus lag dabei vor<br />
allem auf mehr Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für den Kunden, nur das zu versichern,<br />
was ihm wirklich wichtig ist.<br />
Wir sind überzeugt, hier den richtigen<br />
Weg im Interesse unserer Kunden eingeschlagen<br />
zu haben – und zwar auch im<br />
Hinblick auf die Zeit nach Corona. Insofern<br />
haben wir diese Krise auch als Chance<br />
wahrgenommen, langjährig etablierte<br />
Produkte und Prozesse nachhaltig zu<br />
modernisieren und kundenfreundlicher<br />
zu gestalten.<br />
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die<br />
aktuelle Schadensituation aus?<br />
Denis Holtkamp: Durch die Fahrverbote<br />
in der Fahrgastschifffahrt und die geringere<br />
Auftragslage in der Fracht- und<br />
Tankschifffahrt haben wir ein deutlich<br />
verringertes Verkehrsaufkommen. Während<br />
die durchschnittlichen Schadenarten<br />
und Schadenhöhen in etwa gleich<br />
geblieben sind, hat die Schadenhäufigkeit<br />
entsprechend abgenommen. Nur durch<br />
die daraus resultierenden, verringerten<br />
Schadenzahlungen konnten wir einen<br />
Teil der fehlenden Prämieneinnahmen<br />
kompensieren.<br />
Wie steht es um die Innovationsbereit -<br />
schaft im Gewerbe, gerade in schwierigen<br />
Zeiten?<br />
Stefan Franke: Aus meiner Sicht hat die<br />
Innovationsbereitschaft auch aktuell<br />
nicht gelitten. Wir sehen vielfältige Bemühungen,<br />
um Innovationen voranzutreiben.<br />
Sei es auf der Suche nach umweltfreundlicheren<br />
Antrieben und Treibstoffen<br />
oder im Schiffsbau, um der zunehmenden<br />
Niedrigwassersituation gerecht<br />
zu werden. Gerade in schwierigen<br />
Zeiten sind Innovationen elementar, um<br />
für die Zukunft gewappnet zu sein.<br />
Aus diesem Grunde verleihen wir bereits<br />
seit 2013 jährlich den »Innovationspreis<br />
Binnenschifffahrt«, mit dem wir Personen<br />
und Unternehmen auszeichnen,<br />
die Innovationen nicht nur entwickeln,<br />
sondern auch umsetzen. So konnten wir<br />
schon viele zukunftsweisende Entwicklungen<br />
und Technologien auszeichnen.<br />
Denis Holtkamp<br />
© Allianz Esa<br />
Bringt Corona über den Umweg Home<br />
Office vielleicht einen zusätzlichen Digitalisierungsschub,<br />
auch im Schiffsbetrieb?<br />
Stefan Franke: Ich denke, wir wussten<br />
auch schon vor der Pandemie um die digitalen<br />
Möglichkeiten, insbesondere in<br />
der Kommunikation. Ich bin mir sicher,<br />
dass wir auch nach Zeiten von Corona –<br />
dort, wo es Sinn macht – die unkomplizierten<br />
und komfortablen Möglichkeiten<br />
zum Beispiel von Web-Meetings<br />
nutzen werden.<br />
Allerdings ist die digitale Kommunika -<br />
tion ja nur ein Bruchteil dessen, was als<br />
Digitalisierung umschrieben werden<br />
kann. Gerade in der Binnenschifffahrt<br />
sind noch viele Möglichkeiten vorhanden,<br />
um effizienter und auch kostengünstiger<br />
arbeiten zu können. Ich denke<br />
da zum Beispiel an den Informationsaustausch<br />
zwischen Schiff und Schleuse oder<br />
den Terminals, um Warte- und Liegezeiten<br />
zu reduzieren. Oder im Bereich<br />
der Maintenance, um Maschine und<br />
Technik effizient zu überprüfen und Ausfallzeiten<br />
durch präventive Wartung zu<br />
vermeiden.<br />
Welchen Fokus wird die Allianz Esa setzen,<br />
wenn wir irgendwann zur »Normalität«<br />
zurückkehren können?<br />
Denis Holtkamp: Als erstes freuen wir<br />
uns darauf, die persönlichen Kontakte<br />
mit unseren Kunden wieder deutlich zu<br />
intensivieren. Wir konnten durch technische<br />
Hilfsmittel unseren Betrieb zwar<br />
problemlos aufrechterhalten, aber unser<br />
Anspruch an Kundennähe und Service<br />
ist doch ein anderer. Als Dienstleister<br />
möchten wir einen bestmöglichen Service<br />
leisten, also unseren Kunden einen<br />
besonderen Moment der Aufmerksamkeit<br />
schenken. Dies am liebsten künftig<br />
auch wieder »face to face«.<br />
Auf welche Stärken kann die Allianz Esa<br />
jetzt und künftig setzen?<br />
Roland Hamata: Als Spezialversicherer<br />
der Allianz für die gewerbliche Schifffahrt<br />
profitieren unsere Kunden und<br />
Partner in erster Linie von unserer langjährigen<br />
Expertise und der wirtschaftlichen<br />
Stabilität und Verlässlichkeit.<br />
Wie wichtig diese fest mit unserem<br />
Unternehmen verbundenen Attribute<br />
sind, hören wir auch immer wieder von<br />
unseren Kunden und Partnern – gerade<br />
in Krisenzeiten wie diesen. Über dieses<br />
Vertrauen freuen wir uns.<br />
Es ist für uns aber auch Ansporn, unsere<br />
Leistungen im Sinne unserer Kunden<br />
weiter zu verbessern. Neben Fachlichkeit<br />
und Kundennähe setzen wir dabei vor allem<br />
auf den kontinuierlichen Ausbau unserer<br />
IT, um in Zukunft auch in der Breite<br />
noch schneller, flexibler und kundenorientierter<br />
agieren zu können.<br />
Interview: Krischan Förster<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
15
SCHIFFFAHRT<br />
»Gemeinsam überwinden wir Krisen«<br />
Die Corona-Pandemie stellt die Fahrgastschifffahrt vor große Herausforderungen. In dieser<br />
Situation hat die Vereinigte Schiffs-Versicherung gemäß ihrem Prinzip eines Vereins auf<br />
Gegenseitigkeit frühzeitig gehandelt, sagt VSV-Chef Detlef Kohlmeier im Interview<br />
Unmittelbar nach Verkündung des ersten<br />
Lockdowns in 2020 hatte die VSV ihren<br />
Kunden alle Beiträge bis Ende des Sommers<br />
gestundet. Zusätzlich wurden automatisch<br />
Stillliegegutschriften gewährt.<br />
Dies wird auch in diesem Jahr fortgesetzt,<br />
weitere Hilfsmaßnahmen sind nicht ausgeschlossen.<br />
Zur Situation befragten wir<br />
Vorstandschef Detlef Kohlmeier.<br />
Herr Kohlmeier, wie wirkt sich die Corona-Krise<br />
bei Ihnen aus?<br />
Detlef Kohlmeier: Der Lockdown bereitet<br />
uns allen Schwierigkeiten und stellt<br />
uns weiter vor große Herausforderungen.<br />
Selbstverständlich hatten wir Bedenken,<br />
ob und wie diese schwierige Situation<br />
von unseren Mitgliedern bewältigt werden<br />
würde. Auch wir mussten uns als<br />
größter Spezialversicherer fragen, wie<br />
sich diese Krise auf die VSV auswirken<br />
würde – schließlich ist mehr als ein Drittel<br />
der deutschen Fahrgastschiffe bei uns<br />
versichert. Ein Ausfall der Beitragseinnahmen<br />
aus diesem Bereich hätte auch<br />
Auswirkungen auf die Einnahmesituation<br />
des Unternehmens gehabt –<br />
wenn auch nicht in gravierendem Maße.<br />
Wie läuft das Geschäft bei der VSV?<br />
Kohlmeier: Aktuell können wir feststellen,<br />
dass alle unsere Fahrgastschiffer<br />
diese schwierige Zeit irgendwie gemeistert<br />
haben, vielleicht auch dank unserer<br />
Unterstützung. Insolvenzen hatten<br />
wir in diesem Segment bisher jedenfalls<br />
nicht zu verzeichnen.<br />
Aber auch in der Güterschifffahrt sind<br />
unsere Zahlen stabil. Wir konnten sogar<br />
einen Zuwachs bei der Anzahl der Verträge<br />
im abgelaufenen Jahr verzeichnen,<br />
trotz einer weiterhin sinkenden Anzahl<br />
an Gütermotorschiffen im deutschen<br />
Markt. Diese positive Entwicklung zeigt<br />
das Vertrauen, das die Schifffahrt in unser<br />
Unternehmen setzt.<br />
Negativ ist einzig die Entwicklung der<br />
durchschnittlichen Schadenkosten, die<br />
insbesondere in den vergangenen fünf<br />
Jahren deutlich angestiegen sind. Dennoch<br />
steht das Unternehmen so gut dar,<br />
dass auch in <strong>2021</strong> wieder eine Beitragsrückerstattung<br />
möglich wurde. In den<br />
vergangenen zehn Jahren haben wir<br />
durchschnittlich 5 % der Beiträge an unsere<br />
Mitglieder zurückgeben können.<br />
Macht es einen Unterschied, bei einem<br />
Verein auf Gegenseitigkeit versichert zu<br />
sein statt bei einer Aktiengesellschaft?<br />
Kohlmeier: Nicht nur momentan, so<br />
meine ich zumindest. Eine langfristige<br />
Kundenbeziehung kann grundsätzlich<br />
nur durch gewisse Werte und die dafür<br />
notwendige Überzeugung entstehen. Bei<br />
uns als Versicherungsverein mit einer<br />
165-jährigen Geschichte stehen unsere<br />
Mitglieder und nicht renditeorientierte<br />
Aktionäre im Vordergrund. Nur so sind<br />
solche schnellen Hilfestellungen wie Beitragsstundung<br />
und Beitragsnachlass ohne<br />
Einschränkung der Versicherungsleistung<br />
möglich.<br />
Welche weiteren Vorteile genießen Mitglieder<br />
eines Versicherungsvereins auf<br />
Gegenseitigkeit?<br />
VSV-Vorstandschef Detlef Kohlmeier<br />
Kohlmeier: Wie schon gesagt, unsere<br />
Mitglieder stehen für uns an oberster<br />
Stelle. Schließlich entscheidet ihr Wohlergehen<br />
auch über unseren Unternehmenserfolg<br />
– und gemeinsam haben<br />
wir schon immer Krisen überwunden.<br />
Dass diese Entscheidungen der Geschäftsleitung<br />
dabei immer die volle Unterstützung<br />
des Aufsichtsrates und Beirates<br />
haben, ist dabei selbstverständlich,<br />
denn diese Gremien setzten sich ausschließlich<br />
aus unseren Kunden und anderen<br />
mit der Binnenschifffahrt engstens<br />
verbundenen Personen zusammen.<br />
Mitbestimmung und Gestaltung unserer<br />
Unternehmensausrichtung ist sicherlich<br />
ein besonderes Merkmal unserer Unternehmensform.<br />
Nicht zuletzt deshalb<br />
konnten wir seit unserer Gründung 1856<br />
immer unseren Zielen und Werten treu<br />
blieben: Vertrauen, Sicherheit und Verbundenheit<br />
– eben VSV.<br />
Wie sehen Sie persönlich die aktuelle Entwicklung<br />
in der Pandemie?<br />
© VSV<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Kohlmeier: Die Wirtschaft hat es unterschiedlich hart getroffen.<br />
Viele Bereiche konnten nahezu unverändert ihren Geschäften<br />
weiter nachgehen, während der Einzelhandel, der<br />
Tourismus und die Gastronomie augenscheinlich am stärksten<br />
betroffen sind. Manche Wirtschaftszweige, wie der Onlinehandel,<br />
profitierten sogar von der Situation.<br />
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, und damit<br />
stehe ich wohl nicht allein, dann wären<br />
das schnellere Impfungen in den nächsten<br />
Wochen, damit Perspektiven und Chancen<br />
zur Öffnung für alle Unternehmen entstehen.<br />
Dies würde sicherlich auch der<br />
Fahrgastschifffahrt endlich eine dauerhafte<br />
Betriebsaufnahme ermöglichen. Schließlich<br />
haben unsere Kunden bereits im vergangenen<br />
Jahr viel in die Sicherheit der Fahrgäste an Bord investiert.<br />
Wir als VSV setzen uns natürlich in Verbänden und anderen<br />
Gremien für eine solche Öffnungsperspektive ein.<br />
Was genau können Sie jetzt noch für ihre Mitglieder möglich<br />
machen?<br />
Kohlmeier: Wir werden weiter Beiträge stunden und Stillliegegutschriften<br />
gewähren. Ich möchte allerdings anmerken, dass<br />
wir ähnlich auch bei Schifffahrtssperren aufgrund von Eis oder<br />
Havarien im Bereich der Güterschifffahrt in der Vergangenheit<br />
gehandelt und damit eine Vorreiterstellung in der Versicherungsbranche<br />
eingenommen haben. Unsere Unterstützung<br />
für die Betriebe werden wir weiterhin mit Augenmaß beschließen.<br />
So können wir auch dann helfen, wenn eine andere<br />
Kundengruppe mit einer betriebswirtschaftlichen Notsituation<br />
konfrontiert wird, gleich aus welchem Grund.<br />
Gibt es Neuerungen bei der VSV?<br />
Kohlmeier: Die Erfahrung lehrt, dass nichts Bestand hat. Änderungen<br />
durch die erhöhte Haftungsanforderung auf gesetzgeberischer<br />
Seite, die Einführung technischer Innovationen –<br />
die Binnenschifffahrt selbst und auch die »Versicherungswelt«<br />
bleiben nicht stehen. Deshalb wird immer mal wieder eine Ergänzung<br />
der Produkte notwendig sein. Oftmals kamen Vorschläge<br />
dazu aus dem Kreis unserer Mitglieder. Aktuell werden<br />
wir aber keine neuen Produkte einführen, denn unser Portfolio<br />
ist schließlich aus einer über 165-jährigen Geschichte und entsprechenden<br />
Erfahrungen erwachsen und beständig weiterentwickelt<br />
worden.<br />
»Wir werden auch in diesem Jahr<br />
weiter Beiträge stunden und<br />
Stillliegegutschriften gewähren«<br />
Detlef Kohlmeier<br />
Wie hat sich die Arbeitswelt während Corona für die VSV verändert?<br />
Kohlmeier: Während der Pandemie mussten auch wir einiges<br />
umstellen. Jedoch waren wir in der Lage, ab Beginn des Lockdowns<br />
sofort zweigleisig zu fahren. Alle Mitarbeiter waren im<br />
Einsatz, wechselweise im Einzelbüro oder<br />
von zuhause. Unsere Sachverständigen<br />
und Kundenberater haben aber auch im<br />
Bedarfsfall die Unterstützung vor Ort geleistet.<br />
Einen Notbetrieb gab es somit nicht<br />
bei uns. Auch bei den Grenzschließungen<br />
im vergangenen Jahr waren wir durch unsere<br />
externen Experten im europäischen<br />
Ausland ständig präsent.<br />
Sie haben also schon vor Corona alle digitalen Voraussetzungen<br />
geschaffen?<br />
Kohlmeier: Ja, aber der Prozess der technischen Entwicklung<br />
wird nie abgeschlossen sein. Wir haben den Anspruch an uns,<br />
den Wünschen unserer Mitglieder und des Marktes gerecht zu<br />
werden. Dafür darf man nicht nur reagieren, sondern muss auch<br />
frühzeitig agieren – das ist immer die Prämisse, nach der wir<br />
handeln.<br />
Die VSV wird dieses Jahr 165 Jahre alt. Können Sie dieses Jubiläum<br />
denn feiern?<br />
Kohlmeier: Am 17. Mai wäre es soweit. Natürlich wäre dies ein<br />
Anlass, mit allen aktuellen und auch ehemaligen Mitglieder in<br />
gebührendem Rahmen auf diese einzigartige Firmengeschichte<br />
zurückzublicken. Angesichts der aktuellen Situation werden wir<br />
darauf aber leider verzichten müssen.<br />
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Vielleicht können wir<br />
unsere Geburtstagsfeier schon im nächsten Jahr nachholen. Ich<br />
würde mich jedenfalls sehr darüber freuen. Wenn Sie noch einen<br />
letzten Satz erlauben: Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen<br />
Mitgliedern für Ihre Treue zur VSV in den letzten Jahren und<br />
Jahrzehnten bedanken. Meinen Mitarbeitern danke ich, auch im<br />
Namen meines Vorstandskollegen Olaf Gneipel, für ihr großes<br />
Engagement, das sie auch während dieser schwierigen Zeit gezeigt<br />
haben.<br />
Interview: Krischan Förster<br />
Und intern?<br />
Kohlmeier: Wir werden unsere IT weiter für eine schnellere<br />
und einfachere Kommunikation mit unseren Mitgliedern ausbauen,<br />
Arbeitsprozesse weiter vereinfachen und zusätzliche<br />
Kapazitäten für unsere Kunden schaffen. Damit meine ich allerdings<br />
nicht etwa die Einschaltung von Callcentern, diese<br />
»Serviceform« kann ich für mein Unternehmen ausschließen.<br />
Wir bei der VSV werden unseren Mitgliedern heute und auch<br />
zukünftig immer den direkten Kontakt mit unserem Team 24/7<br />
anbieten. Schließlich haben alle Mitarbeiter die Binnenschifffahrt<br />
sozusagen in ihrer DNA, als Patentinhaber, Schiffsingenieure,<br />
Schiffsbauer usw. Die persönliche Beratung und<br />
Betreuung durch unsere Sachverständigen und Kundenberater<br />
wird so auch in Zukunft nicht der automatischen Bearbeitung<br />
und Beratung weichen, denn die Binnenschifffahrt benötigt<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
17
SCHIFFSTECHNIK<br />
Als besonders zukunftsfähig gilt der Sendo-Liner. An Bord versorgen Akkupakete zwei Elektromotoren mit Energie<br />
© Sendo<br />
Die Zukunft wird (auch) elektrisch sein<br />
Schadstoffemissionen zu reduzieren, ist eine der größten Herausforderungen<br />
für die kommenden Jahre. Rund ein Viertel der Belastung stammt EU-weit aus dem<br />
Verkehrssektor, einschließlich der Binnenschifffahrt. Von Hermann Garrelmann<br />
Alle Verkehrsträger sollen und müssen<br />
zur Reduzierung der Emissionen<br />
beitragen. Das erklärte Ziel, bis 2<strong>05</strong>0 eine<br />
klimaneutrale europäische Wirtschaft zu<br />
erreichen, steht ganz oben auf der Agenda<br />
der Europäischen Kommission. Ein<br />
Werkzeug dazu ist der »European Green<br />
Deal«, in dem auch die entsprechende<br />
Reduzierung der verkehrsbedingten<br />
Emissionen geregelt ist. In Reaktion darauf<br />
haben die Minister der Mitgliedsstaaten<br />
der Zentralkommision für die<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) in der Mannheimer<br />
Erklärung das Ziel bekräftigt, die<br />
Emissionen von Treibhausgasen und<br />
Schadstoffen aus der Binnenschifffahrt<br />
bis 2035 um 35 % im Vergleich zu 2015 zu<br />
reduzieren und bis 2<strong>05</strong>0 weitgehend zu<br />
beseitigen.<br />
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SCHIFFSTECHNIK<br />
triebe eine zentrale Rolle, um diese Ziele<br />
zu erreichen. Heutige Ansätze setzen auf<br />
Energie, die mittels Akkus an Bord<br />
kommt oder unter dem Einsatz von<br />
Wasserstoff verfügbar gemacht weird.<br />
Für beide Technologien gibt es bereits<br />
Beispiele. Zudem sind hybrid ausgelegte<br />
Systeme im Einsatz, die als dieselelektrische<br />
oder als gaselektrische Lösungen<br />
emissionsreduziert unterwegs sind.<br />
Mit einem Workshop hat jüngst die<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
(ZKR) das Thema »Alternative<br />
Energiequellen für elektrische Antriebssysteme«<br />
beleuchtet. Der Workshop befasste<br />
sich ausschließlich mit elektrischen<br />
Antrieben, die über Energiequellen<br />
wie Brennstoffzellen oder<br />
Batterien mit elektrischer Energie versorgt<br />
werden und nicht auch auf herkömmliche<br />
Verbrennung von Kraftstoffen<br />
setzen. Der Workshop sollte klären,<br />
ob und wie elektrische Antriebe eine<br />
zentrale Rolle spielen können.<br />
Schwierige Voraussetzungen<br />
Dazu kamen Experten zu Wort, die über<br />
bereits realisierte, rein elektrische Antriebslösungen<br />
berichten konnten. Zudem<br />
wurden neue Ansätze zur Finanzierung<br />
vorgestellt. Mit einem konkreten<br />
Ansatz entlang des Rhein-<br />
Korridors stellte sich das Konsortium<br />
RH2INE vor. Die hieran beteiligten Unternehmen<br />
wollen eine Wasserstoff-<br />
Wertschöpfungskette entlang des<br />
Rheins aufbauen und so für eine emissionsfreie<br />
Schifffahrt sorgen.<br />
Ob Brennstoffzellen oder Akkus, beide<br />
Techniken setzen voraus, dass die<br />
Landinfrastruktur zur Bereitstellung<br />
oder Lieferung des erforderlichen Energieträgers<br />
ausreichend entwickelt ist.<br />
Dafür sind nicht nur Bunker- oder Ladestationen<br />
erforderlich. Auch die umweltfreundliche<br />
Erzeugung elektrischer<br />
Energie oder entsprechender Energieträger<br />
und das entsprechende Netz<br />
zum Transport sind vonnöten.<br />
Khalid Tachi von der niederländischen<br />
EICB und Benjamin Friedhoff<br />
vom DST gaben zunächst einen Überblick<br />
über die derzeit bekannten Technologien.<br />
Im Bahnverkehr seien bereits<br />
über die Hälfte aller Strecken elektrifiziert,<br />
80 % der Verkehre würden<br />
elektrisch betrieben. Im Straßentransport<br />
gebe es neben elektrisch fahrenden<br />
Straßenbahnen erste Ansätze, auch Lkw<br />
elektrisch zu betreiben. Für Kurzstreckenlieferungen<br />
und im innerstädtischen<br />
Bereich seien elektrische<br />
Carrier, wie zum Beispiel bei der Deutschen<br />
Post, unterwegs.<br />
Für die Binnenschifffahrt seien die<br />
Voraussetzungen ungleich schwieriger.<br />
Einen direkten Netzzugang gebe es<br />
nicht, die Effizienz des Einsatzes elektrischer<br />
Energie sei noch zu gering, die<br />
Ladeinfrastruktur noch nicht ausgereift<br />
und verbreitet. Auch eine Energierückgewinnung<br />
an Bord sei kaum möglich.<br />
Klar sei auch, dass jede Umwandlung einen<br />
Leistungsverlust zur Folge habe.<br />
Akkus von PowerTech<br />
Dass – spezifisch angepasst an jeweilige<br />
Einsatzbereiche – voll-elektrische Konzepte<br />
tragfähig sind, zeigte Jean Robert<br />
Perroches am Beispiel des Restaurantschiffes<br />
»River Creation« in Paris. Mit<br />
dem 38 m langen und auf maximal 200<br />
Gäste ausgelegten schwimmenden<br />
Sterne-Restaurant sei man bereits zwei<br />
Jahre unterwegs – störungsfrei und<br />
umweltfreundlich. Mit zwei 380 kWh<br />
leistenden Lithium-Eisen-Phosphat-<br />
Akkus von PowerTech werden zwei<br />
Azimuth-Thruster versorgt. Mit der an<br />
Bord gespeicherten Energie würden<br />
täglich zwei zweieinhalbstündige<br />
Rundfahrten über die Seine erfolgen,<br />
dabei werde auch der Bordstrom-<br />
Bedarf von den Akkus abgedeckt. Als<br />
Notreserve sei ein Notstromaggregat<br />
installiert, das sei aber bislang während<br />
regulärer Fahrten so gut wie nie eingesetzt<br />
worden, heißt es.<br />
Bemerkenswert sind bei der »River<br />
Creation« zwei komplett unabhängige,<br />
aber identische Maschinenräume, die<br />
eine hohe Redundanz sichern. Perroches<br />
bekennt sich zu dem Projekt: »Es<br />
ist ein Abenteuer«, aber letztlich seien<br />
alle Genehmigungen erteilt worden. Im<br />
Ergebnis habe man 97.500 l Diesel sowie<br />
bei 1.260 Fahrten insgesamt 260 t CO2<br />
eingespart.<br />
Ebenfalls schon länger in Fahrt ist der<br />
Sendo-Liner, den Sebastiaan van der<br />
Meer präsentierte. Das auf Akku-Basis<br />
mit Dieselgenerator betriebene Schiff ist<br />
modular gefertigt und wegen seiner modernen<br />
Auslegung in den Niederlanden<br />
bereits als »Schiff des Jahres« ausgezeichnet<br />
worden. An Bord sorgen Akkupakete<br />
von 564 kWh für die nötige<br />
Energie, um zwei Elektromotoren für<br />
den Antrieb mit je 350 kW zu versorgen.<br />
Auf dem Vorschiff des »hybrid«<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
19
SCHIFFSTECHNIK<br />
In ungewöhnlichem Design präsentiert sich das vollelektrische Restaurantschiff »River Creation« auf der Seine in Paris<br />
© ZKR<br />
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<br />
konzipierten Schiffes sorgen zwei Generatoren<br />
für 425 kW Leistungsangebot.<br />
Wie van der Meer betonte, ist ein späterer<br />
Umbau auf Wasserstoffantrieb in Verbindung<br />
mit Brennstoffzellen problemlos möglich. Im<br />
bisherigen Betrieb habe der Sendo-Liner bereits<br />
rund 360 t CO2 eingespart. Als Nachteil<br />
beschrieb der Eigner die, im Vergleich zu konventionell<br />
angetriebene Schiffen, höheren Kosten:<br />
»Die Gesellschaft ist aber noch nicht bereit,<br />
dafür zu zahlen«, mahnte er eine größere Zahlungsbereitschaft<br />
beim Umweltschutz an.<br />
Für Shiptech aus der Schweiz erläuterte Martin<br />
Einsiedler, welche Projekte bereits realisiert<br />
worden sind. Neben einem Passagierschiff mit<br />
vollelektrischem Antrieb seien auch zwei Studien<br />
für die wasserstoffbasierter Energieverwendung<br />
in Arbeit.<br />
»Pay per use«<br />
Mit einem neuen Ansatz zur Finanzierung<br />
umweltfreundlicher Schiffe geht die ZES genannte<br />
Zero Emission Shipping an den Markt.<br />
In Zusammenarbeit mit der ING-Bank bietet<br />
ZES den Schiffseignern eine energiebezogene<br />
Bezahlung an. Dieses »pay per use« genannte<br />
Prinzip berechnet nicht die Investitionen in<br />
Batterien oder Akkus, sondern »nur« die verbrauchte<br />
Energiemenge nach Kilowattstunden.<br />
Dafür steht stets ein ausreichendes Angebot an<br />
elektrischer Leistung zur Verfügung, standardmäßig<br />
in Form von Wechselcontainern, die<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
© TU Berlin<br />
Das Schubschiff »Elektra« soll mit<br />
Brennstoffzelle und Wasserstoff fahren<br />
mit Akkumulatoren vollgepackt sind<br />
und die während der Liegezeit eines<br />
Schiffs ausgetauscht werden.<br />
Mit diesem Angebot will ZES bis<br />
2023 zehn Schiffe emissionslos in Fahrt<br />
bringen und zehn Docking-Stationen<br />
sowie 15 ZES-Pakete bereithalten. Bis<br />
2<strong>05</strong>0 peilt man sogar 400 Schiffe an.<br />
Damit, so Anouk Meevis und Olivia<br />
van Roijen, könnten bis zu 480.000 t<br />
CO2 eingespart werden. Vorgestellt<br />
wurde als gelungenes Beispiel auch das<br />
in der Fachwelt bekannte Schubschiffprojekt<br />
»Elektra«. Gerd Holbach von<br />
der TU Berlin präsentierte das innovative<br />
Schiffsprojekt, über das die<br />
Binnenschifffahrt bereits mehrfach berichtet<br />
hat.<br />
Wasserstoff am Rhein<br />
Das Konsortium »Rh2ine« will mit seinem<br />
Ansatz einer vollständigen Wasserstoff-Wertschöpfungskette<br />
entlang der<br />
Rheinschiene für mehr Effizienz und weniger<br />
Emissionen sorgen, nicht nur in der<br />
Binnenschifffahrt. Auch Straßentransporte<br />
und Bahnverkehre sollen Wasserstoff<br />
als Energieträger nutzen können.<br />
Mögliche H2-Tankstellen sollen in Rotterdam,<br />
Duisburg sowie in Neuss/<br />
Düsseldorf/Köln entstehen. Zudem will<br />
sich das Bündnis um Sicherheitsstandards<br />
und Regelwerke kümmern.<br />
Gleichzeitig wird ein Transportanteil<br />
der Binnenschifffahrt von 25 % bis zum<br />
Jahr 2030 und von 50 % bis 2<strong>05</strong>0 angestrebt.<br />
Bis 2025 will man zwölf Schiffe<br />
im H2-Betrieb in Fahrt bringen. Dafür, so<br />
Klaas van Staalduine, braucht es Regelwerke<br />
und vor allem Geld. Letzteres wird<br />
gerade bei Interessenten eingesammelt<br />
– rund 180 Mio. € werden für die ersten<br />
zwölf Einheiten benötigt.<br />
Als größte Herausforderungen bei der<br />
Entwicklung von Pilotprojekten wurden<br />
unter anderem die Regulierung und Finanzierung<br />
sowie natürlich die allgemeine<br />
Akzeptanz in Bezug auf Rendite<br />
oder Risikopuffer genannt.<br />
Technologieneutral bleiben<br />
DIESEL –<br />
SAUBER, LEISE, ZUKUNFTSFÄHIG<br />
RUßPARTIKELFILTER<br />
<br />
SCR-SYSTEME<br />
<br />
INDUSTRIE-<br />
SCHALLDÄMPFER<br />
<br />
Eine der wichtigsten Schlussfolge rungen,<br />
das ergab eine Podiumsrunde mit Experten,<br />
lautet, dass man sich nicht auf eine<br />
einzige alternative Energiequelle konzentrieren<br />
dürfe, sondern technologieneutral<br />
bleiben müsse. Nicht außer Acht gelassen<br />
werden dabei dürfe jedoch, dass innovative<br />
Projekte auch wirtschaftlich rentabel<br />
sein müssten, wobei Unsicherheiten<br />
auf der Nachfrageseite ebenso eine Rolle<br />
spielen wie die erheblichen Mehrkosten<br />
für neue Technologien.<br />
Auch anzpassende Regelwerke spielen<br />
eine Rolle. Insbesondere hänge das Gelingen<br />
der Energiewende, auch in der<br />
Binnenschifffahrt, aber davon ab, dass in<br />
ausreichendem Maße »grüner Strom«<br />
und die passende Infrastruktur für kommende<br />
Energieträger wie Strom aus<br />
Windkraft oder Wasserstoff zur Verfügung<br />
stehen.<br />
<br />
ROHRLEITUNGEN<br />
piping<br />
SPIRALSCHALLDÄMPFER<br />
<br />
HITZESCHUTZ-<br />
ISOLIERUNGEN<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
21
SCHIFFSTECHNIK<br />
Per App über die Schlei<br />
© Unleash Future Boats<br />
Die Schlei-Region ist derzeit nicht nur Modell für Tourismus in Corona-Zeiten. Auch in<br />
Sachen Schifffahrt ist sie Vorreiter, denn schon bald sollen hier erste emissionsfreie und<br />
autonom fahrende Katamarane verkehren<br />
In Schleswig haben die beiden ehemaligen<br />
Auto-Entwickler Stefanie und Lars<br />
Holger Engelhard das Start-up-<br />
Unternehmen Unleash Future Boats gegründet.<br />
Gemeinsam mit einem Team<br />
aus Schiffbauingenieuren und Spezialisten<br />
für Künstliche Intelligenz (KI) hat das<br />
Ehepaar ein autonom fahrendes Schiff<br />
entwickelt, dass über einen elektrischen<br />
Antrieb mit Brennstoffzelle und »grünem«<br />
Wasserstoff verfügt.<br />
Derzeit wird der erste Prototyp auf Kiel<br />
gelegt. Dazu hat das Start-up eine ehemalige<br />
Spirituosenfabrik zur Werft umgebaut.<br />
Zunächst sollen dort zwölf Meter<br />
lange »Schleiboote« entstehen. Die ersten<br />
Elektro-Fähren werden für ein Dutzend<br />
Passagiere konzipiert sein. Ab dem Frühjahr<br />
2023 sollen sie auf dem Wasserweg<br />
die Stadt Schleswig mit dem UNESCO<br />
Welterbe Haithabu, einem Wikinger Museum,<br />
verbinden.<br />
Digital vernetzt<br />
Die Katamarane sollen digital vernetzt<br />
werden. Im zweiten Schritt sollen sie autonom<br />
zwischen den Anlegern pendeln<br />
und „on demand“ verfügbar sein. »Unser<br />
Ziel ist es, dass sich Fahrgäste per App ihr<br />
Wasser-Taxi ordern können, so wie es<br />
heute bei Fahrdienstanbietern auf der<br />
Straße möglich ist«, sagt Lars Holger Engelhard.<br />
Auf Binnenschifffahrt übertragbar<br />
Das Gründerehepaar Engelhard auf seiner Werft<br />
Die »Schleiboote« sind laut dem Start-up<br />
erst der Anfang. Zukünftig sollen sich<br />
auch Binnenschiffe mit dem umweltfreundlichen<br />
Wasserstoff-Antrieb fahren.<br />
Die bestehenden Bootsmodelle sind »bezüglich<br />
ihrer Größe skalierbar«, könnten<br />
deshalb auch in Städten mit vielen Wasserwegen<br />
für den Transport von Personen<br />
und Gütern genutzt werden. »Unsere<br />
Schleiboote sind ein attraktives Konzept<br />
für Städte, die den innerstädtischen<br />
Verkehr nachhaltiger gestalten möchten«,<br />
erklärt Lars Holger Engelhard. »Wir<br />
haben bereits mehrere Anfragen von verschiedenen<br />
Regionen und Metropolen<br />
im In- und Ausland.«<br />
Vom Auto aufs Boot<br />
Die Gründer wollen ihre Erfahrung in<br />
die Schleiboote einfließen lassen und planen<br />
deshalb »einen Technologietransfer<br />
von automobiler zu maritimer Mobilität«.<br />
Zusammen mit einem Fraunhofer-<br />
Institut hat das Start-up erste Sensoren<br />
entwickelt, die für autonomes Fahren auf<br />
dem Wasser notwendig sind. »Diese unterscheiden<br />
sich von denen in der Automobilindustrie,<br />
da Schiffe ständig Wankbewegungen<br />
durch Welle und Wind ausgesetzt<br />
sind«, sagt Stefanie Engelhard.<br />
Duisburger Hafen interessiert<br />
Wie das Unleash Future Boats mitteilt,<br />
wurde ihre Idee bereits von der UN als<br />
Nachhaltigkeitsprojekt anerkannt. Ferner<br />
unterstützen Politik und Wirtschaft das<br />
Start-up. Auch der Duisburger Hafen interessiere<br />
sich für das Projekt und habe es in<br />
sein Accelerator-Programm »Startport«<br />
aufgenommen. »Die Idee der ›Schleiboote‹<br />
bietet viel Potenzial, für den öffentlichen<br />
Personennahverkehr, touristische<br />
Fahrten, für Haus- oder Fischerboote sowie<br />
für den Güterverkehr zu Wasser«, so<br />
Lars Holger Engelhard.<br />
AW<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Abgastechnik für »Barefoot Boat«<br />
Die Donau-Schiffahrts-Gesellschaft Wurm & Noé hat vergangenes Jahr ein<br />
besonderes Schiff in ihre Flotte aufgenommen: das »Barefoot Boat by Til Schweiger«.<br />
Mit an Bord sind Rußfilter von Fischer Abgastechnik<br />
© Fischer<br />
Das Fahrgastschiff »Barefoot Boat« sei von »Til Schweigers<br />
ganz eigenem Stil inspiriert, heißt es seitens der<br />
Reederei. Dazu gehört unter anderem, dass die Nachhaltigkeit<br />
bei der Umsetzung des Konzeptes eine große Rolle<br />
spielte. So wurden auf dem Schiff beispielsweise natürliche<br />
Materialien wie Holz, Leinen oder Korbgeflecht verwendet.<br />
Und die Küche zeichnet sich durch frische Produkte<br />
aus der Region aus. Auf Nachhaltigkeit wurde auch<br />
beim Antrieb des »Barefoot Boat« Wert gelegt. So hat das<br />
Schiff Rußfilter erhalten, die dabei helfen, aktuelle sowie<br />
künftige Emissionsgrenzwerte einzuhalten.<br />
Das »Barefoot Boat« fährt mit zwei neuen MAN-<br />
Motoren vom Typ D2676LE421 mit einer Leistung von je<br />
382 kW. Die Fischer Abgastechnik aus Emsdetten hat darauf<br />
ihre LT-HD Rußfilter mit Bypass und zusätzlichem<br />
Schalldämpfer installiert. Die Möglichkeit zum nachträglichen<br />
Einbau eines Brennersystems (HeliosFFB) für die<br />
Hauptmaschinen ist Fischer zufolge gegeben. Als Generatoren<br />
kommen auf dem »Barefoot Boat« zwei FPT Iveco<br />
Motoren vom Typ NEF87 mit 210 kW zum Einsatz – auch<br />
diese hat der Abgasspezialist mit seinen aktiven Rußfiltern<br />
LT-HD mit Bypass und Schalldämpfer ausgestattet. Als aktive<br />
Regenerationshilfe setzt man ein E-Power-System von<br />
Fischer zur Anhebung der Abgastemperaturen ein. Die LT-<br />
HD-Rußfilter reduzieren laut Angaben des Unternehmens<br />
die Rußemissionen um mehr als 90 % und zeichnen sich<br />
durch ihre »besondere Servicefreundlichkeit aus.<br />
Auf Nachhaltigkeit setzt Fischer Abgastechnik in seinen<br />
gesamten Portfolio, das neben Rußpartikelfiltern<br />
auch Katalysatoren, Thermomanagementsysteme für<br />
Motorengrößen bis 1.000 kW oder das E-Power-System<br />
umfasst. DeNOx-Entstickungssysteme vervollständigen<br />
das Angebot.<br />
RD<br />
MENSCH UMWELT MASCHINE<br />
Barefoot Boat - Motoren und Generatoren:<br />
<br />
<br />
WIR ZEIGEN FLAGGE –<br />
INNOVATIVE MARITIME<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE<br />
UMWELT:<br />
Abgasreinigungstechnik<br />
EU-Stage-V-ready Systeme<br />
IMO-Tier-III-Systeme<br />
SCR DeNOx-Systeme<br />
Thermomanagement<br />
<br />
DER UMWELT ZULIEBE:<br />
* *<br />
EMISSIONEN REDUZIEREN<br />
Fischer Abgastechnik GmbH & Co. KG Spatzenweg 10 <br />
Telefon: +49 (0) 25 72 / 967 49-00 <br />
Fax: +49 (0) 25 72 / 967 49-50 <br />
Sprechen Sie uns an...<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
23
SCHIFFSTECHNIK<br />
Energie aus der Batterie<br />
Wenn die erste vollelektrische Fähre Neuseelands in naher Zukunft den Hafen von<br />
Wellington verlässt, sorgen Lithium-Ionen-Akkus von XALT Energy dafür, dass die<br />
Passagiere eine emissionsfreie und leise Fahrt erleben<br />
Die neue, 19 m lange und 7 breite Katamaran-Fähre<br />
mit einer Kapazität<br />
von 135 Passagieren wird Teil der Flotte<br />
des East by West Wellington Harbour<br />
Ferry Service und täglich etwa neun<br />
Fahrten zwischen Queens Wharf und<br />
Days Bay absolvieren. Hochleistungsbatterien<br />
von XALT sorgen dabei für eine<br />
rauch- und emissionsfreie Energiequelle,<br />
die optimal auf die Anforderungen eines<br />
künftig viel genutzten Schiffes abgestimmt<br />
wurde.<br />
Verantwortlich für die Integration der<br />
Batterien auf dem Schiff ist die McKay<br />
Group, ein auf nachhaltige Transportlösungen<br />
spezialisiertes Elektrotechnikunternehmen.<br />
Insgesamt<br />
wurden 72 flüssigkeitsgekühlte<br />
XMP 76P-Lithium-<br />
Ionen-Batteriepacks<br />
an Bord installiert,<br />
die rund<br />
550 kWh Energie<br />
liefern, hohe Entlade-<br />
und Laderaten<br />
und eine lange Lebensdauer<br />
bieten.<br />
In einem Land, das<br />
für seine natürliche<br />
Schön heit und seinen<br />
Fokus auf Nachhaltigkeit<br />
bekannt ist wie Neuseeland,<br />
stellt die Fähre einen<br />
Meilenstein der Schifffahrt<br />
dar. »Wir sind stolz darauf, dass<br />
wir bei diesem Projekt eine so<br />
entscheidende Rolle spielen«, sagt Felix<br />
Nelius, Sales and Application Engineering<br />
für Batterie-Systeme bei XALT Energy.<br />
»Das Projekt unterstreicht unser Bestreben,<br />
emissionsfreie Transportlösungen<br />
auf der ganzen Welt zu fördern.«<br />
Das auf der Fähre eingesetzte Batteriesystem<br />
wird zwei Elektromotoren antreiben.<br />
Die Fähre kann dadurch eine Betriebsgeschwindigkeit<br />
von 20 kn erreichen<br />
und zwischen den Ladevorgängen<br />
eine Stunde lang<br />
Freudenberg Sealing Technologies<br />
Freudenberg Sealing Technologies (FST) ist ein weltweiter Marktführer für Anwendungen<br />
in der Dichtungstechnik und der Elektromobilität und ein bewährter<br />
Zulieferer wie auch Entwicklungs- und Servicepartner für Kunden in der Industrie.<br />
Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Freudenberg einen Umsatz von rund 2 Mrd. €<br />
und beschäftigte rund 13.000 Mitarbeiter.<br />
XALT Energy ist seit Dezember 2018 ein Tochterunternehmen der FST, hat seinen<br />
Unternehmenssitz aber weiterhin in Midland im US-Bundesstaat Michigan.<br />
Die Firma produziert großformatige Lithium-Ionen-Systeme und verfügt über eine<br />
eigene Zellfertigung. Für zwei Hybrid-Fähren der britischen Fährgesellschaft<br />
P&O werden in Zusammenarbeit mit ABB Batteriesysteme geliefert.<br />
kontinuierlich auf dem Wasser betrieben<br />
werden. Nach dem Anlegen können die<br />
Batterien innerhalb von 15 min aufgeladen<br />
werden.<br />
Aufgrund des Designs und der beim Bau<br />
des Katamarans verwendeten Materialien<br />
– unter anderem hat er leichte, schlanke<br />
Verdrängerrümpfe aus Kohlefaser – war<br />
den Ingenieuren der McKay Group die<br />
Modularität des Systems besonders wichtig.<br />
Letztlich wurden die XMP<br />
76P-Packs<br />
auf zwei Batterieräume<br />
aufgeteilt<br />
und miteinander<br />
vernetzt.<br />
Die neue Fähre kostet rund 4 Mio. NZ$<br />
(2,4 Mio. €). Die Investition zahlt sich<br />
aber nicht nur fürs Klima aus: Denn die<br />
Betriebskosten liegen umetwa 60 % niedriger<br />
als bei den Diesel-Schiffen der Fährgesellschaft,<br />
die insgesamt etwa 250.000 l<br />
fossilen Kraftstoff pro Jahr verbrauchen.<br />
Nelius geht davon aus, dass sich aus der<br />
erfolgreichen Zusammenarbeit mit der<br />
McKay Group weitere Projekte ergeben<br />
werden. »Unsere Unternehmen haben<br />
beide das Ziel, Kunden auf der ganzen<br />
Welt nachhaltige Energieoptionen anzubieten.«<br />
RD<br />
© XALT Energy<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
ABB rüstet Lissabon-Fähren aus<br />
Die spanische Werft Astilleros Gondán hat ABB mit der Lieferung einer vollelektrischen<br />
Stromversorgungslösung für zehn neue Fähren beauftragt. Die 40 m langen Schiffe sollen<br />
jeweils bis zu 540 Passagiere über den Fluss Tejo in Lissabon befördern<br />
Die zehn neuen Schiffe werden von<br />
der öffentlichen Fährgesellschaft<br />
Transtejo betrieben und sollen die bestehende<br />
Flotte auf dieser Strecke ersetzen.<br />
Die Inbetriebnahme der Fähren, die<br />
jeweils 540 Passagiere an Bord nehmen<br />
und über den Tejo bringen können, ist<br />
zwischen 2022 und 2024 geplant. Das<br />
städtische Verkehrsunternehmen investiert<br />
knapp 52,5 Mio. € in die neuen<br />
Schiffe. Den Auftrag hat die Werft Astilleros<br />
Gondán erhalten.<br />
Mit dem Flottenerneuerungsprojekt<br />
wollen die Stadtplaner von Lissabon<br />
emissionsfreie Lösungen für den öffentlichen<br />
Verkehr beschleunigen«, heißt es.<br />
Die zunehmende Elektrifizierung des<br />
Transportwesens, einschließlich der Binnenschifffahrt,<br />
soll eine Schlüsselrolle<br />
dabei spielen, Portugal bis 2<strong>05</strong>0 kohlenstoffneutral<br />
zu machen. Gemäß dem nationalen<br />
Fahrplan soll der Verkehrssektor<br />
bis 2<strong>05</strong>0 eine 98-prozentige Veringerung<br />
der Treibhausgasemissionen im Vergleich<br />
zu 20<strong>05</strong> erreichen. Dafür soll die<br />
Rolle des öffentlichen Verkehrssystems<br />
gestärkt und die derzeitigen fossilen<br />
Transportmittel durch eine hauptsächlich<br />
elektrische Flotte ersetzt werden.<br />
6.500 t CO2 weniger pro Jahr<br />
ABB schätzt, dass die Umstellung der<br />
zehn Fähren von Dieselantrieb auf eine<br />
vollelektrische, integrierte Stromversorgungslösung<br />
jährlich etwa 6.500 t an<br />
CO2-Emissionen einsparen wird. Dies<br />
entspräche den jährlichen Kohlendioxid-<br />
Emissionen von rund 1.400 Pkw pro Jahr.<br />
Nach Angaben von Transtejo verbrauchen<br />
die heute fahrenden Diesel-<br />
Fähren jährlich 5,25 Mio. t an Kraftstoff<br />
und emittieren dabei rund 13.120 t CO2.<br />
Die Neubauten werden von Batteriepaketen<br />
mit einer Gesamtkapazität von je<br />
1.860 kWh angetrieben. Der erste Auftrag<br />
von ABB umfasst die vollständig integrierte<br />
elektrische Stromversorgungslösung<br />
und ein integriertes Schiffs- und<br />
Antriebsautomatisierungssystem für alle<br />
zehn Fähren sowie das Batteriepaket für<br />
das erste Schiff der Serie.<br />
Das Stromverteilungssystem Onboard<br />
DC GridTM stellt sicher, dass die Batterieleistung<br />
optimal an die Subsysteme der<br />
Fähre geliefert wird, und ermöglicht die<br />
sichere Integration und den zuverlässigen<br />
Betrieb der anderen Komponenten des<br />
Antriebssystems. Das gesamte Stromnetz<br />
wird durch das Power and Energy Management<br />
System (PEMS) gesteuert, das<br />
auch die Fehlertoleranz erhöht, ein hohes<br />
Maß an Zuverlässigkeit bietet und somit<br />
die maximale Lebensdauer der Batterien<br />
sicherstellt, heißt es bei ABB.<br />
Die neuen Fähren werden auf drei<br />
wichtigen Strecken zwischen Lissabon<br />
und Cacilhas, Seixal und Montijo am<br />
Südufer des Tejo eingesetzt und fahren<br />
künftig mit einer Dienstgeschwindigkeit<br />
von 16 kn. »Die Reduzierung von Treibhausgasemissionen<br />
hat in der Stadtplanung<br />
höchste Priorität. Die Technologien,<br />
die heute für Schnellfähren<br />
ausgewählt werden, müssen daher sauber<br />
und umweltfreundlich sein und sich in<br />
Bezug auf Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />
bewähren«, sagte Antonio Pacheco, Leiter<br />
der Division GFK auf der Werft Astilleros<br />
Gondán.<br />
130 Fähren fahren elektrisch<br />
Der Fährverband Interferry schätzt, dass<br />
die Branche jedes Jahr weltweit mehr als<br />
2 Mrd. Passagiere befördert, wobei der<br />
elektrische Antrieb als bewährte Technologie<br />
gilt, um Emissionen zu reduzieren.<br />
Daten des Maritime Battery Forum<br />
zeigen, dass bereits über 130 batteriebetriebene<br />
Fähren in Betrieb und 90 weitere<br />
in Auftrag sind. Nach den Vorgaben<br />
der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation<br />
IMO sollen die jährlichen<br />
Emissionen der globalen Schifffahrt bis<br />
2<strong>05</strong>0 um mindestens 50 % gegenüber<br />
dem Stand von 2008 sinken.<br />
ABB hat nach eigenen Angaben neben<br />
dem Lissabon-Projekt in den vergangenen<br />
neun Monaten weitere Aufträge<br />
für vollelektrische Schiffe unter anderem<br />
von P&O Ferries, Washington State<br />
Ferries und der Busan Port Authority in<br />
Südkorea erhalten.<br />
RD<br />
© Astilleros Gondán<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
25
SCHIFFSTECHNIK<br />
Automatisiertes Laden per Induktion<br />
Studenten der Hochschule Konstanz (HTWG) haben ein innovatives System zur<br />
Stromversorgung der Autofähre zwischen Meersburg und Konstanz entwickelt. Während<br />
der Liegezeiten soll der Dieselgenerator künftig abgeschaltet werden<br />
Rund um die Uhr an sieben Tagen pro<br />
Woche pendeln Autofähren zwischen<br />
Konstanz und Meersburg über den<br />
Bodensee. In der Rushhour liegen sie<br />
8 min, nachts bis zu 45 min im Hafen von<br />
Meersburg oder Konstanz-Staad. Auch in<br />
dieser Zeit benötigen die Schiffe Energie,<br />
um die Instrumente auf der Brücke, die<br />
Beleuchtung an Deck, die WLAN-Versorgung<br />
und die Kaffeemaschine der<br />
Bordgastronomie in Betrieb zu halten.<br />
Derzeit wird der benötigte Strom noch<br />
von einem Dieselgenerator an Bord erzeugt.<br />
Studenten der HTWG haben auf<br />
Anregung der Stadtwerke Konstanz ein<br />
Konzept entwickelt, wie die Bordstromversorgung<br />
emissionsfrei per Induktion<br />
über die Fährbrücke erfolgen kann.<br />
»Das ist gut durchdacht, smart und hat<br />
uns absolut überzeugt«, sagt Christoph<br />
Witte, technischer Leiter der Stadtwerke-<br />
Fähren. Er kündigt an, das Konzept mit<br />
einer ersten Fähre umsetzen zu wollen.<br />
Derzeit werden noch die Fördergelder<br />
beantragt. »Es wird ein erster Baustein<br />
sein, um CO2-Emissionen im Fährbetrieb<br />
einzusparen«, erläutert er. Ziel<br />
seien vollelektrische Schiffe, bei denen<br />
während der kurzen<br />
Umschlagzeiten<br />
die Akkumulatoren<br />
automatisch<br />
nachgeladen<br />
werden.<br />
Bei jeder Einfahrt<br />
in den Hafen<br />
senkt sich der Landungssteg<br />
auf das<br />
Deck des Schiffes ab. Wenn nun auf der<br />
Fährbrücke und auf dem Deck jeweils eine<br />
Induktionsplatte angebracht wird,<br />
kann die kontaktlose Stromversorgung<br />
direkt über den Landungssteg selbst von<br />
der Anlandung bis zur Abfahrt erfolgen.<br />
Eine Stromversorgung ohne offenliegende<br />
elektrische Kontakte sei die<br />
Ideallösung in einer den Witterungseinflüssen<br />
ungeschützt ausgesetzten Umgebung.<br />
Unabhängig vom Pegelstand passe<br />
sich die Fährbrücke dem Wasserstand an.<br />
Das Prinzip der drahtlosen Energieübertragung<br />
ist in der Elektrotechnik<br />
»Das Konzept ist gut durchdacht,<br />
smart und hat uns überzeugt«<br />
Christoph Witte,<br />
Technischer Leiter der Stadtwerke-Fähren<br />
Über Induktionsplatten im Landungssteg und an Deck der Fähre soll künftig Strom fließen<br />
schon seit langem bekannt. Magnetische<br />
Felder transportieren dabei die Energie<br />
von einer Sendespule zur Empfängerspule.<br />
Magnetisch gekoppelte Systeme finden<br />
sich bereits in vielen Bereichen des<br />
täglichen Lebens wie bei elektrischen<br />
Zahnbürsten, induktiven Kochfeldern<br />
und dem drahtlosen Aufladen von<br />
Smartphones oder<br />
Autoschlüsseln.<br />
Acht Studenten<br />
der HTWG der Fakultäten<br />
Maschinenbau<br />
sowie Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
haben das Konzept<br />
entwickelt. Zunächst<br />
wurden auch Photovoltaikzellen<br />
auf dem Fährdach in Erwägung gezogen,<br />
diese sind jetzt eher als Ergänzung der<br />
Stromversorgung vorstellbar.<br />
Die Autofähre »Meersburg« wurde als<br />
Versuchsträger für den Dauertest ausgesucht.<br />
Die Energieversorgung dieser<br />
Fähre ist modular aufgebaut. Sie verfügt<br />
über zwei getrennte Stromkreisläufe bzw.<br />
Dieselgeneratoren. So könne der Generator,<br />
der nicht mit dem Hauptantrieb verbunden<br />
ist, während der Liegezeit abgestellt<br />
werden. Jetzt soll in Zusammenarbeit<br />
mit einem Industriepartner eine<br />
Die Bodensee-Fähre »Meersburg« soll als<br />
Versuchsträger genutzt werden<br />
geeignete Induktionsplatte entwickelt<br />
werden. Sie könnte zunächst an einer<br />
Fährbrücke in Staad angebracht werden,<br />
später eine weitere auch in Meersburg.<br />
»Wenn wir den Stromgenerator während<br />
der Liegezeit im Kursbetrieb durch<br />
Landstrom ersetzen, können wir täglich<br />
bis zu 50 % des Dieselverbrauchs einsparen«,<br />
rechnet Daniel Kirch vor, Projektleiter<br />
bei den Stadtwerken Konstanz.<br />
Das wären bei einem Verbrauch von<br />
25 kW und zwei Überfahrten pro Stunde<br />
mit je 15 min Liegezeit rund 20 l Diesel<br />
pro Fähre und Tag, was wiederum im<br />
Jahr bis zu 20 t CO2 pro Fährschiff einsparen<br />
würde.<br />
Das Konzept ließe sich weiter ausbauen.<br />
So könnte über eine im Automobilbau<br />
erprobte Batterie der Dieselgenerator<br />
an Bord während der Überfahrt<br />
komplett ersetzt werden, der Fährbetrieb<br />
wäre am Ende komplett elektrisch. RD<br />
© HTWG<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Abwasserreinigung in der Miniversion<br />
Das niederländische Unternehmen PureBlue Water hat eine Miniversion seiner Abwasserreinigungsanlage<br />
InnoPack++ entwickelt. Die InnoPack Mini ist speziell für die Bedürfnisse<br />
und Anforderungen auf Frachtschiffen ausgelegt. Von Anna Wroblewski<br />
Das niederländische Unternehmen<br />
PureBlue Water hat 2015 seine erste<br />
Abwasserreinigungsanlage InnoPack++<br />
in Betrieb genommen und zwar an Bord<br />
des Passagierschiffes »William Shakespeare«.<br />
Mittlerweile befindet sich die<br />
Anlage in vierter Generation auf Passagierschiffen<br />
im Einsatz. In diesem Jahr<br />
bringt das Unternehmen nun eine verkleinerte<br />
Version für die Frachtschifffahrt<br />
auf den Markt. Es handelt sich dabei<br />
um die InnoPack Mini. Diese ist nicht<br />
wie die große »Schwester«-Anlage auf<br />
hohe Passagierzahlen, sondern auf ca.<br />
zehn Personen ausgelegt.<br />
Erste Installation auf »Ab Initio«<br />
Was PureBlue Water dazu bewogen hat,<br />
eine »Downsize« seiner Inno-<br />
Pack++-Anlage zu entwickeln, erläuterte<br />
Sven Wittiber, Sales Account Manager, der<br />
Binnenschifffahrt. »Der Stein des Anstoßes<br />
war ein Auftrag, den wir Anfang 2020 bekommen<br />
haben«, so Wittiber. »Und zwar<br />
für einen Neubau der Rotterdamer STC<br />
Group. Für dieses Trainingsschiff sollten<br />
wir eine Anlage mit einer Kapazität von 30<br />
bis 40-Personen entwerfen.« Die Abwasserreinigungsanlage<br />
des Neubaus, der<br />
auf der Werft Concordia Damen entsteht<br />
und im nächsten Jahr unter dem Namen<br />
»Ab Initio« in Fahrt kommen soll, war<br />
quasi ein Zwischenschritt auf dem Weg zu<br />
einer noch kleineren Version.<br />
Anlage für Frachtschifffahrt<br />
Vor diesem Hintergrund habe sich das<br />
Team von PureBlue Water vorgenommen,<br />
die Anlage auch für die Frachtschifffahrt<br />
zu entwickeln. »Für Tanker-, Containerschiffe<br />
etc. sind Abwasserreinigungssysteme<br />
auf dem Markt derzeit nicht vorhanden.<br />
Sie müssen das Abwasser noch<br />
immer sammeln, speichern und Land abgeben.<br />
Hier soll InnoPack Mini Abhilfe<br />
schaffen.« Es gebe zwar noch keine Vorschriften,<br />
die solche Anlagen an Bord von<br />
Frachtschiffen fordern. Nach Einschätzung<br />
von Wittiber werden sie aber langfristig<br />
kommen, um die Qualität der Binnengewässer<br />
weiter zu verbessern. Unter<br />
anderem deshalb ist InnoPack Mini technisch<br />
gesehen eine verkleinerte Version<br />
des Vorgängermodells und erfüllt somit<br />
»Wir führen schon die<br />
ersten Gespräche mit<br />
Reedereien und Werften«<br />
Sven Wittiber<br />
die Anforderungen der Zertifikate, die die<br />
InnoPack++-Anlage aufweist. »Bei Inno-<br />
Pack Mini wurde technisch nichts weggelassen,<br />
sondern lediglich verkleinert. Die<br />
Tanks sind kleiner, die Leistung der Pumpen<br />
auch. Auf diese Weise erfüllt die Anlage<br />
die Zertifikate der großen ›Schwester‹«,<br />
sagt Wittiber.<br />
© PureBlue Water<br />
Die Abwasserreinigungsanlage InnoPack++ wurde für Passagierschiffe entwickelt. Mit der kleineren<br />
Version wird die Reinigung von Abwasser auch auf Frachtschiffen möglich sein<br />
Mitglied im Green Award Netzwerk<br />
Mit ein Grund für die Entwicklung war<br />
nicht zuletzt auch, dass PureBlue Water<br />
seit Ende 2020 Mitglied des Green Award<br />
Netzwerks und damit ein Green Award<br />
Incentive Provider ist. Das Zertifizierungsprogramm<br />
zielt darauf ab, umweltfreundliche<br />
Technologien für die maritime<br />
Branche zu fördern. »Das hat uns<br />
ebenfalls zur Entwicklung des InnoPack<br />
Mini motiviert«, so der Sales Account<br />
Manager.<br />
Dass dieser Schritt richtig war, zeigt<br />
auch die Resonanz aus dem Markt: »Obwohl<br />
sich InnoPack Mini noch Prototypstadium<br />
befindet, führen wir schon die<br />
ersten Gespräche mit Reedereien und<br />
Werften«, so Wittiber. Ende dieses Jahres<br />
soll das fertige Produkt auf den Markt<br />
kommen.<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
27
SCHIFFSTECHNIK<br />
STAPELLAUF BEI DAMEN<br />
»E-Motion Ship« für A-Rosa hat Wasser unter dem Kiel<br />
© Damen<br />
Bei Concordia Damen ist der Rumpf des<br />
kommenden Flaggschiffes für die Rostocker<br />
Kreuzfahrtreederei A-Rosa vom Stapel<br />
gelaufen. In der nächsten Bauphase<br />
wird der Rumpf mit dem Schwergutschiff<br />
»Yacht Express« zu Damen Shipyards Gorinchem<br />
transportiert, wo Ausrüstung<br />
und Ausstattung erfolgen sollen. Die Ablieferung<br />
soll im Frühjahr 2022 zum Start<br />
der nächsten Saison stattfinden.<br />
Bei einer Länge von 135 m und einer Breite<br />
von 17,7 m wird das Schiff auf vier<br />
Decks über 140 Kabinen verfügen und<br />
wird das größte Schiff seiner Art auf dem<br />
Rhein.<br />
Einen besonderen Fokus legt die Rostocker<br />
Reederei bei dem »E-Motion Ship«<br />
auf einen innovativen Hybrid-Antrieb inklusive<br />
eines emissionsfreien Batterieantriebs.<br />
Für die Fahrt wird ein Dieselmotor verwendet,<br />
beim Ein- und Auslaufen in den<br />
Hafen schaltet das Schiff auf einen Elektromotor<br />
um, der von der Batterie gespeist<br />
wird und so für einen emissionsfreien Betrieb<br />
sorgt. Das Schiff soll zudem Landstrom<br />
beziehen. Darüber hinaus sei der<br />
Schiffsrumpf auf minimalen Widerstand<br />
optimiert worden, zudem gebe es ein<br />
Energierückgewinnungssystem. <br />
SCHOTTEL LIEFERT<br />
Ruderpropeller für<br />
neuen Saugbagger<br />
Bei der niederländischen Kooiman Marine<br />
Group befindet sich derzeit der Saugbagger<br />
»Hegemann V« im Bau. Die Ruderpropeller<br />
für den sogenannten Trailing<br />
Suction Hopper Dredger liefert das<br />
Spayer Unternehmen Schottel. Durch<br />
»die relativ geringe Länge von rund<br />
75,9 m in Kombination mit den Ruderpropellern<br />
ist das Schiff auch in engeren<br />
Passagen gut manövrierbar«, so Schottel.<br />
Das Antriebssystem des Schiffes besteht<br />
aus zwei Ruderpropellern Typ<br />
SRP 270 (je 840 kW) mit Festpropellern<br />
mit einem Durchmesser von 1,85 m. Die<br />
rundum steuerbaren Antriebe werden<br />
durch dieselelektrische Systeme betrieben.<br />
Die »Hegemann V« wurde von Kooiman<br />
Engineering (Teil der Kooiman Marine<br />
Group) in enger Zusammenarbeit<br />
mit Hegemann Dredging entwickelt. Mit<br />
einem Saugrohr auf Steuerbordseite und<br />
einer innenliegenden Baggerpumpe ist<br />
das Schiff in der Lage, den 1500 m3 großen<br />
Laderaum mit Schlick oder Sand zu<br />
füllen. Beim Entladen durch eine Reihe<br />
von Bodentüren kann das Material von<br />
einer oder zwei in Reihe geschalteten<br />
Baggerpumpen bewegt werden. Dies geschieht<br />
entweder mit Entladeanschlüssen<br />
auf beiden Seiten des Schiffs oder über einen<br />
Buganschluss.<br />
Der Saugbagger ist für den weltweiten<br />
Einsatz auf 24/7/365-Basis ausgelegt und<br />
wird von einer achtköpfigen Besatzung<br />
geführt. Die Übergabe soll im Juli 2022<br />
erfolgen.<br />
<br />
© Kooiman Marine<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Premiere für Stufe-V-Motor von Volvo<br />
Erstmals hat der Motorenhersteller Volvo Penta ein Binnenschiff mit einem D13-Motor<br />
ausgerüstet, der die EU-Abgasnorm der Stufe V erfüllt. Auch die kleineren D8-Aggregate<br />
sind verfügbar<br />
Volvo Penta hat für seine D8– und<br />
D13-Motorenpakete die Stage-<br />
V-Zertifizierung für den Einsatz in der<br />
Marine erhalten. Die »Zuiderdiep« ist das<br />
erste Binnenschiff in Europa, das einen<br />
emissionsarmen Marinemotor erhält.<br />
Im November vergangenen Jahres hatte<br />
Volvo Penta die Einführung von 8–<br />
und 13-l-Motoren angekündigt, die die<br />
Anforderungen der neuen EU-Stufe V<br />
für die Binnenschifffahrt (IWW) erfüllen.<br />
Inzwischen stehe die ganze Palette<br />
in den Leistungsklassen von 210 PS bis<br />
400 PS sowie für Generatorensets bis<br />
300 kW zur Verfügung, heißt es.<br />
Der niederländische Volvo-Partner<br />
Lemmen Diesel Engines hat jetzt im Zuge<br />
einer Remotorisierung erstmals zwei D13<br />
in dem Trockenfrachter »Zuiderdiep«<br />
verbaut. »Damit starten wir die Auslieferung<br />
unseres gesamten Stage-<br />
V-Angebots«, heißt es beim Hersteller.<br />
Weitere Lieferungen seien bereits in Vorbereitung.<br />
Künftig mit Stufe-V-Motoren unterwegs: die »Zuiderdiep«<br />
Bewährtes Konzept<br />
Sowohl die D8– als auch die D13-Motorenbaureihe<br />
erfüllt die EU-Normen, indem<br />
sie die bewährte IMO-Tier-III-<br />
Technologie von Volvo Penta nutzt. Dabei<br />
ist ein SCR-Abgasreinigungssystem<br />
(Selective Catalytic Reduction) nachgeschaltet.<br />
Nach mehr als 65.000 Teststunden<br />
wurde die SCR-Lösung noch<br />
einmal angepasst.<br />
Das System ist so konstruiert, dass es<br />
mit einem hohen Schwefelgehalt von<br />
1.000 ppm im Kraftstoff zurechtkommt<br />
und einen hohen Gegendruck aushält,<br />
während die Effizienz und die Fahrleistungen<br />
des Motors erhalten bleiben. Das<br />
SCR-Paket sorge außerdem für einen leiseren<br />
Betrieb mit einem um 35 dBA reduzierten<br />
Lärmpegel, heißt es.<br />
»Dies ist ein großer Schritt zu mehr<br />
Nachhaltigkeit«, erklärt Jan-Willem Vissers,<br />
Direktor Marine Commercial Europe<br />
bei dem schwedischen Motorenhersteller.<br />
»Wir helfen unseren Kunden,<br />
komfortabel und effizient mit der Zeit zu<br />
gehen.«<br />
Zertifiziert und bei Lemmen Diesel Engines bereit zum Einbau: ein D13-Motor von Volvo Penta<br />
Lemmen ist ein unabhängiger Anbieter,<br />
der sich auf das Repowering und die<br />
Überarbeitung von Motoren spezialisiert<br />
hat. Das Unternehmen ist ein Volvo-<br />
Penta-Spezialist, der eng mit der zu Volvo<br />
Penta gehörenden Haisma Scheeps & Industriemotoren<br />
zusammenarbeitet, die<br />
ihrerseits diese Motoren geliefert hat. »Im<br />
Laufe der Jahre haben wir viele Volvo-<br />
Penta-Motoren erfolgreich in allen Arten<br />
von Schiffsanwendungen installiert«, sagt<br />
Gijs Lemmen, Chef des Unternehmens.<br />
Bei der »Zuiderdiep« handelt es sich<br />
um ein bereits 1961 bei Bodewes gebautes,<br />
70 m langes und 9 m breites Gütermotorschiff<br />
mit 971 t Tragfähigkeit<br />
des niederländischen Partikuliers C.<br />
Klink. »Ich habe Angebote von vier verschiedenen<br />
Motorenherstellern erhalten,<br />
aber das Angebot von Volvo Penta war<br />
das attraktivste Angebot in Bezug auf<br />
Preis und Gesamtpaket.«<br />
Die Lieferung besteht aus zwei D13<br />
MH mit je 400 PS bei 1800 U/min. Der<br />
Einbau der Zwillingsanlage sei denkbar<br />
einfach, heißt es bei Volvo Penta. Die<br />
SCR-Lösung biete einen kompletten Systemansatz<br />
mit mehreren Anschlussmöglichkeiten<br />
für eine flexible Installation<br />
und eine optimale Raumausnutzung<br />
im Maschinenraum. Die<br />
gesamte Antriebssystem könne künftig<br />
vom Steuerhaus aus überwacht werden,<br />
über jeweils ein Display pro Motor. RD<br />
© Volvo Penta<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
29
SCHIFFSTECHNIK<br />
© Flotte Hamburg<br />
Seit Dezember 2020 liegt der Werkstattlieger wieder im Rugenberger Hafen<br />
Hitzler modernisiert Werkstattlieger<br />
Sie wurde vor rund 109 Jahren gebaut, zählt dennoch nicht zum alten Eisen, im Gegenteil:<br />
Nach einem umfangreichen Umbau auf der Hitzler Werft ist die ehemalige Dampffähre<br />
»Fährschiff 2« ein moderner Werkstattlieger der »Serviceeinheit Rugenbergen«<br />
Einst verband die 35 m lange und 16 m<br />
breite »Fährschiff 2« die Hamburger<br />
Stadtteile Neuhof und Waltershof. Dort<br />
transportierte sie Pkw, Lkw und Eisenbahnwaggons,<br />
bis sie 1975 außer Dienst<br />
gestellt wurde. Ein Jahr zuvor war die<br />
Köhlbrandbrücke fertiggestellt und in<br />
Betrieb genommen worden. Sie stellt seitdem<br />
die Hauptverbindung zwischen den<br />
beiden Hafenstadteilen dar.<br />
Das damalige Amt für Strom- und Hafenbau,<br />
eine Vorgängerorganisation der<br />
heutigen Hamburg Port Authority<br />
(HPA), hat die dann nicht mehr im<br />
Dienst befindliche »Fährschiff 2« zum<br />
Werkstattschiff umfunktioniert. Für ihre<br />
Aufgaben als Werkstattlieger der »Serviceeinheit<br />
Rugenbergen« ist die einst bei<br />
der Stettiner Vulcan Werft gebaute<br />
Dampffähre umgebaut worden. So hat sie<br />
unter anderem neue Aufbauten erhalten,<br />
Wir wünschen der<br />
»RUGENBERGE«<br />
allzeit gute Fahrt!<br />
Industriestraße 10 | D-49733 Haren/Ems<br />
Tel. +49(0)5932 - 99 77-0 | Fax -20 | info@wessels.com<br />
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TISCHLEREI UND ALUBAU<br />
SCHIFFSAUSBAUTEN<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
in denen Werkstätten untergebracht waren.<br />
Im vergangenen Jahr hat die HPA<br />
beschlossen, den Lieger erneut umzubauen<br />
und umfangreich zu modernisieren.<br />
Mit diesen Aufgaben wurde die<br />
Hitzler Werft in Lauenburg beauftragt.<br />
Der Lieger sollte neben einer Werkstatt<br />
neue Aufenthaltsräume, ein Büro und Sanitärbereiche<br />
für die Mitarbeiter vor Ort<br />
bekommen. Vor dem Umbau bestand die<br />
»Serviceeinheit Rugenbergen« aus insgesamt<br />
drei Einheiten: dem Werkstattlieger<br />
mit Tischlerei, dem Soziallieger mit<br />
Aufenthaltsräumen und einem Ponton<br />
für Ölwechsel. Der in die Jahre gekommene<br />
Soziallieger wurde aus der Serviceeinheit<br />
herausgenommen und es wurde<br />
beschlossen, die Sozialräume in den<br />
Werkstattlieger zu integrieren.<br />
Dort, wo sich heute die Liegestelle der Serviceeinheit Rugenbergen befindet, war früher der Werkstattlieger<br />
als »Fährschiff 2« zwischen den Stadtteilen Neuhof und Waltershof im Einsatz<br />
© HPA/Andeas Schmidt-Wiethoff<br />
Umbaumaßnahmen<br />
Im Rahmen der Umbaumaßnahmen auf<br />
der Hitzler Werft wurde zunächst eine<br />
Gefahrstoffbeseitigung im bestehenden<br />
Gebäude gemäß Schadstoffgutachten<br />
durchgeführt. Im Anschluss erfolgte der<br />
Rückbau des bestehenden Gebäudes bis<br />
auf wesentliche Teile des Stahlhaupt -<br />
tragwerkes.<br />
Nachdem dies abgeschlossen war,<br />
stellten die Werftmitarbeiter unter Deck<br />
die Fundamente für den Hochbau her<br />
und setzten, wo nötig, die Stahldecksoberfläche<br />
instand. Darauf entstand die<br />
neue Werkhalle, unter Verwendung des<br />
verbliebenen Haupttragwerkes. In Holzbauweise<br />
wurden dann die neuen Sozialgebäude<br />
errichtet. Zum Arbeitsumfang<br />
gehörten des Weiteren die Herstellung<br />
eines einseitigen Gitterrostumlaufes<br />
auf Stahlkonsolen sowie Elektroarbeiten,<br />
der Innenausbau, Tischlerund<br />
Dacharbeiten.<br />
Mit dem Bau Stahlhallen sowie dem Innenausbau<br />
des Sozialtrakts, inklusive Bodenaufbauten,<br />
Fenstern und Türen, war<br />
die Tischlerei Wessels aus Haren beauftragt.<br />
Das Unternehmen ist seit mehreren<br />
Jahren im Schiffsausbau tätig und mit den<br />
neuesten Binnenschifffahrtsverordnungen<br />
bei Neu- und Umbauten vertraut.<br />
Wieder im Dienst<br />
Nach der Fertigstellung der Baumaßnahmen<br />
wurde der Werkstattlieger an<br />
seinen festen Platz im Rugenberger Hafen<br />
geschleppt, wo er wieder als Serviceeinheit<br />
seine Aufgaben wahrnimmt. Insgesamt<br />
sind dort vier Mitarbeiter der<br />
Flotte Hamburg tätig. Sie kümmern sich<br />
um kleinere Reparaturen, Materialversorgung<br />
und um Ölwechsel für die Flotte<br />
Hamburg. Für ihre Arbeiten steht ihnen<br />
eine modernisierte, kleine Tischlerei sowie<br />
eine Schlosserei zur Verfügung. Auch<br />
ein Rettungswestenprüfraum befindet<br />
sich an Bord.<br />
RD<br />
<br />
<br />
Marc Cordes<br />
Tel. 040/72003-126 | E-Mail: marc.cordes@akzonobel.com<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
31
SCHIFFSTECHNIK<br />
Drohnen-Inspektion »made in Hamburg«<br />
Das Hamburger Unternehmen Stein Maritime Consulting will die Inspektion von Schiffen<br />
mit autonom operierenden ROVs effizienter machen. Dafür bekam es jetzt grünes Licht<br />
von den Klassifikationsgesellschaften Lloyd’s Register (LR) und Bureau Veritas (BV)<br />
Man habe erfolgreich belegen könnent,<br />
dass unbemannte Unterwasserinspektionen<br />
mittels ROV (Remotely<br />
Operated Vehicle) den Anforderungen<br />
der Klassifikationsgesellschaften<br />
in definiertem Rahmen gerecht<br />
werden, bestätigte Stein Maritime Consulting<br />
gegenüber der Binnenschifffahrt. Man<br />
sei damit das erste deutsche Unternehmen,<br />
das unbemannte Inspektionen anbiete<br />
und die entsprechenden Klassezertifikate<br />
erhalten habe, wie LR und BV unabhängig<br />
voneinander bestätigten.<br />
Dieser Schritt stellt nach Ansicht der<br />
Entwickler einen bedeutsamen Meilenstein<br />
in der Digitalisierung der Schifffahrt<br />
und der Entwicklung unbemannter<br />
Inspektionswege dar. Auf der Hamburger<br />
»PortPIC«-Konferenz Ende 2020 hatte<br />
Michael Stein bereits eine Studie mit dem<br />
Titel »Remote Vessel Inspections with an<br />
ROV using Livestreaming« vorgestellt. In<br />
einer Live-Übertragung konnten die Zuschauer<br />
eine ROV-Inspektion im Hafen<br />
von Trondheim verfolgen.<br />
Unbemannte Inspektionen böten klare<br />
Vorteile: »Wir reduzieren sowohl die<br />
Kosten für Unterwasserinspektionen als<br />
auch die Inspektionszeit um mehr als<br />
50 % und rechnen dabei noch konservativ«,<br />
sagt Stein.<br />
ROVs benötigten keine Sicherungen,<br />
kein Einsatzteam und kaum Vorbereitung<br />
auf einen Einsatz. »Dadurch<br />
machen wir es für Reeder, Charterer und<br />
Dienstleister interessant, Schiffe öfter als<br />
alle 2,5 Jahre zu inspizieren.« Das ermögliche<br />
völlig neue Ansätze für planbare Instandhaltungen<br />
unter dem Stichwort<br />
»predictive maintenance«.<br />
Für Hafenbetreiber seien unbemannte<br />
Inspektionen ebenfalls vorteilhaft, um<br />
sich ein Lagebild von ihrer Infrastruktur<br />
zu verschaffen. Für das Vorhersagen von<br />
Parametern würden Daten benötigt, die<br />
Remotely Operated Vehicles<br />
Stein Maritime Consulting operiert im Markt für sogenannte Micro-ROVs und<br />
setzt dabei auf den Einsatz des Systems Blue ROV2 (USA) und Blueye Pro (Norwegen),<br />
wobei gerade letzteres im Preis-Leistungs-Verhältnis und durch die Software<br />
überzeugt. Das gerade einmal 9 kg schwere und 50 cm lange ROV stellt sich als echtes<br />
Arbeitstier seiner Klasse dar. Mit einer Geschwindigkeit bis zu 3 kn, einer<br />
Tauchtiefe bis über 300 m und einer Batterielaufzeit von ca. 4 h bei Full-HD-Videoqualität<br />
erfüllt das Blueye Pro alle Anforderungen der maritimen Wirtschaft.<br />
Mit der nur 9 kg schweren und 50 cm langen Drohne sind Unterwasser-Inspektionen möglich<br />
Die Drohne liefert Bilder in Full-HD-Qualität<br />
Forschung und Praxis<br />
Michael Stein ist gelernter Schifffahrtskaufmann<br />
mit abgeschlossenem<br />
Studium »Shipping,<br />
Trade & Transport« (B.A.) und<br />
Management (M.Sc.). Neben seiner<br />
Tätigkeit als Geschäftsführer<br />
der Stein Maritime Consulting<br />
forscht Stein am Hapag-Lloyd<br />
Zentrum für Schifffahrt und Globale<br />
Logistik (CSGL) im Haus der<br />
Kühne Logistics University.<br />
künftig mit der Unterwassertechnik<br />
»schnell, günstig und klassifiziert« erhoben<br />
werden könnten, heißt es.<br />
Mit der Klassifikationsakzeptanz kann<br />
Stein Maritime Consulting nach eigenen<br />
Angaben nun sogar Inspektionen für Barges,<br />
Schlepper und weitere Inlandsschiffe<br />
in Absprache mit den Gesellschaften<br />
durchführen. Mit dem Einsatz von Unterwasser-Drohnen<br />
seien kosteneffiziente<br />
Inspektionen mit einem deutlichen Mehrwert<br />
für die Branche verbunden. Die volle<br />
Klassifizierung von Seeschiffen mittels<br />
Drohne zu realisieren, sei jetzt ein Stück<br />
greifbarer geworden. Es werde bereits an<br />
Lösungsansätzen gearbeitet, um dies zeitnah<br />
zu ermöglichen, sagt Stein. <br />
© Stein Maritime Consulting<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Eisbrecher bekommen nötige Reparatur<br />
Nach dem Wintereinsatz auf der Oder werden die Eisbrecher auf der Neuen Oderwerft<br />
in Eisenhüttenstadt wieder instandgesetzt. Noch ist die Auslastung gut, doch weitere<br />
Neubau-Aufträge wären durchaus willkommen. Von Christian Knoll<br />
Die fast fertige Klappschute noch auf der Helling der Neuen Oderwerft<br />
Die Eisbrecher »Hohensaaten« und »Oderberg« am Ausrüstungskai<br />
© NOW Habermann<br />
Deutsche und polnische Eisbrecher<br />
waren im kurzen, aber heftigen<br />
Winter im Dauereinsatz, um auf der<br />
Oder das Eis zu brechen. Sie haben den<br />
harten Einsatz ohne Ausfälle überstanden,<br />
doch es gab Verschleiß an den<br />
Antriebsanlagen. »Nun haben wir sie alle<br />
bei uns an der Werft, um die Schäden zu<br />
beheben«, sagt Elke Ruchatz, Geschäftsführerin<br />
der Neuen Oderwerft (NOW).<br />
Aber auch andere Instandhaltungsarbeiten<br />
an allen Schiffstypen stünden<br />
auf der Werft an, obwohl die anhaltende<br />
Corona-Pandemie zu einer etwas abgeflauten<br />
Auftragslage geführt habe.<br />
Es gibt derzeit auch weniger Ausschreibungen<br />
als in »normalen« Zeiten. momentan<br />
hat die Werft laut Ruchatz daher<br />
nur einen Neubau im Auftragsbuch. Für<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA)<br />
Elbe, Bereich Lauenburg, wird eine<br />
Klappschute mit einer Kapazität von<br />
170 m3 gefertigt.<br />
Noch aber kommt der Traditionsbetrieb<br />
gut durch die Krise. »Wir mussten<br />
bislang noch keine Kurzarbeit anmelden«,<br />
berichtet Werftchefin Ruchatz. Die<br />
Arbeit reiche aus, um alle 18 Mitarbeiter<br />
voll zu beschäftigen«.<br />
Mit dem WSA Oder-Havel hat die<br />
Werft einen zuverlässigen Auftraggeber<br />
und Kunden, der nicht nur die Eisbrecher<br />
reparieren lässt, sondern auch weitere<br />
Fahrzeuge oder Bereisungsboote.<br />
Das ehemalige Fürstenberg/Oder, heute<br />
ein Ortsteil von Eisenhüttenstadt, ist<br />
seit 1896 ein Schiffbaustandort. Insgesamt<br />
drei Werften teilten sich bis zum<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs die Aufträge.<br />
1945 legte die sowjetische Militäradministration<br />
alle drei Standorte zusammen<br />
und machte aus ihnen die So -<br />
wjetische Oderschifffahrts Aktiengesellschaft<br />
(SOAG), die neben einer Reederei<br />
eben jene drei Werften am Ufer der Oder<br />
einschloss.<br />
Deren Aufgabe lautet zunächst, im Zuge<br />
der von Deutschland zu leistenden<br />
Reoparationsleistungen die in Frage<br />
kommenden Schiffe für den Transport<br />
über die Ostsee herzurichten. Die SOAG<br />
firmiert noch bis 1952 als Reederei, bevor<br />
sie aufgelöst und ihre Flotte in die damalige<br />
Deutschen Schiffahrtsunion (DSU)<br />
in Berlin eingegliedert wurde.<br />
Die drei Schiffbaubetriebe wurden als<br />
VEB Schiffswerft Fürstenberg/Oder zu<br />
einem Staatsbetrieb der damaligen DDR.<br />
Bis 1990 wurden insgsamt 2.407 Einheiten,<br />
zumeist Schubleichter verschiedener<br />
Größen, im Taktverfahren gebaut.<br />
Nach der Privatisierung 1992 folgten<br />
sogar der Tanker »Thüringen« und 1996<br />
das Fahrgastschiff »Hansestadt Stralsund«,<br />
das auch heute noch in Boddengewässern<br />
um Rügen verkehrt. 1999 allerdings<br />
ging die Werft in die Insolvenz.<br />
Als ehemals leitende Mitarbeiterin kaufte<br />
Elke Ruchatz 2010 die Werft und führt sie<br />
erfolgreich bis heute weiter.<br />
<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
33
Der »große Grüne«<br />
Die Danubia Speicherei im österreichischen<br />
Ennshafen setzt auf einen wahren Umschlag-<br />
Giganten: Der Sennebogen 895 ist der größte<br />
Umschlagbagger der Welt<br />
Fahrer Peter Streimelweger ist<br />
überzeugt, dass er den schönsten<br />
Arbeitsplatz im Hafen hat<br />
© Sennebogen<br />
Mit der Abfahrt von der nahegelegenen<br />
Bundesstraße eröffnet sich der<br />
Ausblick auf das Hafengelände im österreichischen<br />
Enns: Mit 3,5 Mio. m2 und<br />
rund 2.500 m Kailänge ist der Donauhafen<br />
einer der bedeutendsten Binnenhäfen<br />
Zentraleuropas. Dank der Investition der<br />
Danubia Speicherei ist er jetzt um ein<br />
Wahrzeichen reicher.<br />
Mit dem Umschlagbagger 895 aus der<br />
E-Serie von Sennebogen hat modernste<br />
Umschlagtechnik bei der Danubia Speicherei<br />
Einzug gehalten: »Wir waren auf<br />
der Suche nach der perfekten Lösung für<br />
unseren Betrieb, und zwar ohne Kompromisse«,<br />
sagt Georg Dobesberger, Geschäftsführer<br />
der Danubia Speicherei.<br />
Die bisherige Lösung mit zwei seilbetriebenen<br />
Hafenkranen war zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits in die Jahre gekommen,<br />
die Ersatzteilversorgung aufgrund des Alters<br />
immer aufwändiger und das Umschlagvolumen<br />
am Kai kontinuierlich gestiegen.<br />
Mittlerweile werden jährlich rund<br />
950.000 t Material aller Art, von Getreide<br />
über Düngemittel bis hin zu Salz und<br />
Georg Dobesberger,<br />
Geschäftsführer Danubia Speicherei<br />
Stückgütern bewegt. Das Besondere ist jedoch,<br />
dass die Kaimauern, je nach Wasserstand,<br />
relativ hoch sind – und nur der<br />
Sennebogen-Kran 895 mit seinen Ausmaßen<br />
sämtliche Anforderungen hinsichtlich<br />
Reichweite, Reichtiefe und Geschwindigkeit<br />
erfüllen konnte.<br />
Zusammen mit dem Vertriebspartner<br />
Ascendum Baumaschinen wurden die<br />
Überlegungen konkretisiert: Ein auf die<br />
Spurbreite der vorhandenen Schienen<br />
angepasstes Schienenportal, 35 m Reichweite,<br />
eine um 7 m hoch- und runterfahrbare<br />
Hafenkabine, ein durchdachtes Aufstiegskonzept<br />
sowie eine Stromversorgung<br />
über 300 m Fahrstrecke hinweg.<br />
Der 895 arbeitet dabei nach Angaben<br />
Sennebogens doppelt sparsam. Denn<br />
neben dem Elektroantrieb sei modernste<br />
Rekuperationstechnik verbaut, mit der<br />
sich ein Maximum an Energie einsparen<br />
lasse. Sennebogens »Green Hybrid-<br />
System« arbeitet demnach nahezu ohne<br />
Kraftverlust entlang des gesamten Zylinderwegs.<br />
Aufgrund des großen Systemvolumens<br />
der beiden Hydraulikzylinder<br />
am Ausleger in Kombination mit den<br />
Stickstoff- und Kolbenspeichern neben<br />
dem Ausleger-Anlenkpunkt bleibt die<br />
Kraft konstant und kompensiert das Eigengewicht<br />
des 54 t schweren Auslegers.<br />
Wie bei einer Feder wird durch das<br />
Senken des Auslegers und die Komprimierung<br />
von Gas überschüssige Energie<br />
gespeichert. Diese Energie nutzt das<br />
System anschließend für die nächste Hubaufgabe,<br />
wobei sich die Feder entspannt.<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Beim Heben sei daher ein »minimaler<br />
Kraftaufwand« nötig. Der Energiebedarf<br />
verringere sich um bis zu 55 %, heißt es.<br />
Da beim Umschlag sowohl Stückgüter<br />
als auch diverse Schüttgüter bewegt werden<br />
müssen, wurde ein Schnellwechselsystem<br />
eingeplant. »Die größte Flexibilität<br />
ergibt sich jedoch daraus, dass wir<br />
entlang des gesamten Kais Schiffe entladen<br />
können«, erklärt Dobesberger.<br />
Dazu wurde eine spezielle Stromzufuhr<br />
über eine spiralig-wickelnde<br />
Trommel am Schienenportal montiert,<br />
um den Elektro-Umschlagbagger bequem<br />
und einfach auf einer Gesamtstrecke<br />
von 300 m bewegen zu können.<br />
Die eigens für den Hafen entwickelte<br />
Großraumkabine Portcab ist schnell und<br />
bequem erreichbar. Von hier aus kann<br />
der Kranführer Schiffsentleerung sowie<br />
Lkw- und Zugbeladung aus der Vogelperspektive<br />
gleichzeitig vornehmen . »Ich<br />
höre jeden Tag von meinen Fahrern, dass<br />
die Kabine des 895 der schönste Arbeitsplatz<br />
des gesamten Hafens ist«, sagt Dobesberger.<br />
RD<br />
Aus der Großraumkabine hat der Baggerfahrer alle Vorgänge im Hafen jederzeit im Blick<br />
© Sennebogen<br />
Neutraler, trimodaler Umschlagplatz mit Lagermöglichkeit.<br />
Ihr Spezialist für lose Güter, schwierige Ladungen und nicht leicht handhabbare Güter.<br />
Industriehafenstr. 4<br />
4470 Enns, Austria<br />
Telefon: 07223 / 86 365<br />
Fax: 07223 / 86 365 - 11<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
info@danubia-speicherei.at<br />
www.danubia-speicherei.at<br />
35
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
ELBE<br />
Fahrrinnenanpassung: Ab sofort mehr Wasser unterm Kiel<br />
Die erste Stufe der Elbvertiefung ist erreicht.<br />
Die von den nautischen Dienststellen<br />
Hamburgs und des Bundes vorgenommene<br />
Freigabe der neuen Tiefgänge<br />
erfolgt in zwei Stufen: Mit der ersten<br />
Stufe können Containerschiffe die durch<br />
die Fahrrinnenanpassung gewonnenen<br />
Tiefgangsverbesserungen zu etwa 50 %<br />
ausnutzen. Je nach Größenklasse erhöhen<br />
sich die Tiefgänge um 0,3 m bis<br />
0,9 m.<br />
Die Fahrrinne von Unter- und Außenelbe<br />
wurde sowohl vertieft als auch bereichsweise<br />
verbreitert. Zwischen Wedel und<br />
Blankenese wurde in diesem Zusammenhang<br />
eine sog. Begegnungsstrecke geschaffen,<br />
in der sich besonders breite Seeschiffe<br />
begegnen können.<br />
»Ein guter Tag für den Hamburger Hafen,<br />
der endlich wieder seine Marktpotenziale<br />
voll ausschöpfen kann«, sagt<br />
Hamburgs Witrtschaftssenator Michael<br />
Westhagemann, »Und ein guter Tag für<br />
die deutsche Wirtschaft, da damit ein<br />
leistungsfähiger Zugang zu den Weltmärkten<br />
nachhaltig gesichert ist. Last but<br />
Begegnungsstrecke zwischen Wedel und Blankenese<br />
not least ein guter Tag für die Umwelt, da<br />
durch den Fahrrinnenausbau das Seeschiff<br />
als umweltverträgliches und klimaschonendes<br />
Verkehrsmittel eine deutliche<br />
Stärkung erfahren hat.«<br />
<br />
© HHM<br />
MSC<br />
Stauzuschlag für Hinterlandcontainer<br />
Der Transport je Box im Hinterlandverkehr verteuert sich bei MSC um 25 €<br />
Containertransporte von und zu den<br />
deutschen Seehäfen werden teurer. Aufgrund<br />
der angespannten Abfertigungssituation<br />
erhebt MSC künftig einen Stauzuschlag.<br />
Betroffen sind alle intermodalen<br />
Transporte von und nach Bremerhaven<br />
und Hamburg. Als Begründung führt<br />
MSC, zweitgrößte Linienreederei der<br />
Welt, die starke Auslastung der Seehafenterminals<br />
und der Depots als Folge der<br />
Corona-Pandemie an. Daher komme es<br />
weltweit zu Verspätungen und erheblichen<br />
Beeinträchtigungen der Lieferketten.<br />
Bei MSC verteuerte sich der Containertransport<br />
durch die neue »Intermodal<br />
Congestion Surcharge« mit Wirkung<br />
zum 15. Mai um 25 € je Box. Diese Zusatzgebühr<br />
werde »bis auf weiteres« für<br />
alle Hinterlandtransporte über Hamburg<br />
per Bahn und Lkw sowie über Bremerhaven<br />
(nur Lkw) erhoben. Die Maßnahme<br />
sei vorübergehend, man werde wir die Situation<br />
ständig überprüfen, um den Zuschlag<br />
»schnellstmöglich« wieder auszusetzen,<br />
heißt es bei MSC.<br />
<br />
© Scheer<br />
NPORTS<br />
Schneller anmelden<br />
mit »PortSpot«-App<br />
Vor rund zwei Jahren hat Niedersachsen<br />
Ports (NPorts) die »PortSpot«-App für die<br />
Anmeldung von Binnenschiffen gelauncht.<br />
Wie die Hafengesellschaft mitteilt,<br />
werde die digitale Lösung gut von<br />
den Nutzern angenommen. Rund 30 % aller<br />
Anmeldungen von Binnenschiffen erfolgten<br />
2020 in den Häfen Brake, Cuxhaven,<br />
Emden und Stade über die »Port-<br />
Spot«-App.<br />
Mit dieser digitalen Prozedur will<br />
NPorts eine nachhaltige Alternative für<br />
Binnenschiffer bieten, denn sie spare Zeit<br />
und Papier bei der Anmeldung. In wenigen<br />
Schritten seien Informationen zur<br />
Ankunft im Hafen, Aufenthaltsdauer, Ladung<br />
und Liegeplatz eingegeben. Besonders<br />
im Hafen Stade sei der Anklang<br />
groß – »hier laufen mittlerweile über<br />
80 % aller Binnenschiffsanmeldungen<br />
über die App«, so NPorts. Seit ihrer<br />
Markteinführung haben sich über 170<br />
Binnenschiffer dauerhaft registriert.<br />
Die App wurde einst zur Abfertigung<br />
von Binnenschiffen in Emden entwickelt.<br />
Als dort die Nesserlander Schleuse in den<br />
automatischen Betrieb genommen wurde<br />
und sich die Binnenschiffer nicht mehr<br />
beim Schleusenwärter melden konnten. <br />
36 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
HUNTE<br />
Neue Wendestelle<br />
An der Seeschifffahrtsstraße Hunte bei<br />
Oldenburg hat die Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsverwaltung des Bundes eine<br />
neue Wendestelle eröffnet worden. Diese<br />
hat einen Durchmesser von 165 m. Das<br />
ist die 1,5-fache maximale Schiffslänge<br />
eines Seeschiffes, das auf der Hunte verkehren<br />
kann, heißt es in einer Mitteilung<br />
der WSV.<br />
Wo bisher Schiffe, die im Osthafen<br />
oder im Oldenburger Stadtbereich Ladung<br />
umschlugen, teilweise Rückwärtsmanöver<br />
vollführen oder auf Brückenöffnungen<br />
warten mussten, können sie der<br />
WSV zufolge jetzt vor der Eisenbahnbrücke<br />
wenden, um dann Fahrt Richtung<br />
Weser aufzunehmen.<br />
Ausgehend von den Gefahren für die<br />
Schifffahrt infolge der Rückwärtsfahrten<br />
und den generell ungenügenden Wendebedingungen<br />
im Stadtgebiet Oldenburg<br />
Durch die Wendestelle können nun größere See- und Binnenschiffe den Oldenburger Hafen erreichen<br />
sei der Bau einer ausreichend bemessenen<br />
Wendestelle für die Sicherheit und Leichtigkeit<br />
des Schiffsverkehrs erforderlich<br />
gewesen. Mit der Fertigstellung der Wendestelle<br />
ist die Anpassung der unteren<br />
Hunte der WSV zufolge vorläufig abgeschlossen.<br />
Hierdurch werde nun die Erreichbarkeit<br />
der Oldenburger Häfen mit<br />
110 m langen See- und 135 m langen Binnenschiffen<br />
ermöglicht.<br />
<br />
© WSV<br />
We are hidden heroes.<br />
Und sorgen dafür, dass Ihre Maschinen<br />
und Güter in Bewegung bleiben.<br />
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terbergspezialfahrzeuge.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
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37
LOGISTIK<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
LOGISTIK<br />
Über den Frankfurter Osthafen wird die Baustellen-Logistik für die Großprojekte in der Mainmetropole abgewickelt<br />
Baustoffe im trimodalen Kreislauf<br />
Für die Unternehmensgruppe Blasius Schuster geht es um mehr als Logistik im<br />
Tagesgeschäft. Kernpunkte der auf die kommenden Jahre angelegten Strategie sind<br />
Nachhaltigkeit und Trimodalität. Von Krischan Förster<br />
Gegründet 1946 von Blasius Schuster<br />
als Spedition im Westerwald mit<br />
drei Lkw, ist die Unternehmensgruppe<br />
zuletzt stark expandiert und ist heute einer<br />
der führenden Anbieter in der Baustofflogistik<br />
und -entsorgung. Jedes<br />
7<br />
Standorte<br />
200<br />
Mitarbeiter<br />
Jahr werden mehrere Millionen n<br />
Tonnen bewegt, rund 5.000 t<br />
sind es jeden Tag. Zum angestammten<br />
Revier in Hessen<br />
und Rheinland-Pfalz<br />
sind seit 2018 vier Standorte<br />
hinzugekommen – unter<br />
anderem in Nordrhein-Westfalen<br />
und in Bayern.<br />
Größter Umschlagplatz ist der<br />
Frankfurter Osthafen, Blasius Schuster<br />
war und ist in gleich drei Großprojekte<br />
der hessischen Metropole einbezogen –<br />
die neue Zentrale der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB), in den Bau von »The<br />
Four«, von vier neuen Wolkenkratzern<br />
inmitten des Bankenviertels, sowie in den<br />
Bau der U-Bahn. Per Schiff, Bahn und<br />
Lkw werden Bodenaushub und Bauabfälle<br />
bei Blasius Schuster angeliefert oder<br />
abtransportiert, teilweise auch aufbereitet.<br />
Dazu zählen auch rund<br />
120.000 t an altem Gleisschotter, wie er<br />
bei der Erneuerung von Bahnstrecken im<br />
33.500 km langen Trassennetz der<br />
Deutschen Bahn anfällt. Koordiniert<br />
wird die anspruchsvolle<br />
Logistik zwischen 32<br />
Entsorgungsanlagen von<br />
der Unternehmenstochter<br />
G+S aus Stuttgart.<br />
Die in der Wirtschaftsbranche<br />
viel beschworene,<br />
aber noch selten gelebte Kreislaufwirtschaft<br />
ist bei dem Unternehmen,<br />
das sein 75-jährige Firmenjubiläum<br />
feiert, bereits tägliche Praxis. Bla sius<br />
Schuster nimmt tonnenweise Material in<br />
vier Hafenstandorten an und bereitet es<br />
überwiegend auf. Die Recycling-Produkte<br />
können und sollen zum Großteil wieder<br />
der Bauwirtschaft zugeführt werden – vor<br />
Ort, aber auch in anderen Regionen.<br />
Transportiert wird natürlich trimodal, al-<br />
Paul Schuster<br />
Daniel Imhäuser<br />
© Blasius Schuster<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
39
LOGISTIK<br />
Binneschiffe spielen beim Transport für Blasius Schuster eine wichtige Rolle<br />
© Blasius Schuster<br />
so über alle Verkehrsträger. Vorrang haben<br />
in der Unternehmensstrategie aber<br />
Bahn und Schiff. »Wir kommen nicht ohne<br />
den Lkw aus, gerade bei der Baustellenbedienung<br />
vor Ort«, sagt<br />
Geschäftsführer Daniel Imhäuser,<br />
»aber wir wollen so viel<br />
wie möglich Ladung von der<br />
Straße holen.«<br />
Imhäuser leitet die Unternehmensgruppe<br />
an der<br />
Seite von Paul Schuster. Der<br />
Firmenpatriarch hat vor 47<br />
Jahren das Erbe angetreten, das<br />
die Vorfahren hinterlassen haben.<br />
Schuster, inzwischen 75 Jahre alt, hat die<br />
einstige Spedition mit der Keimzelle im<br />
Westerwald in der Baustofflogistik erst<br />
groß gemacht. Zur Jahrtausendwende<br />
ging es nach Frankfurt, seit dem vergangenen<br />
Jahr ist Aschaffenburg am<br />
bayerischen Main in Betrieb.<br />
Die Großbaustellen in Frankfurt sorgen für den<br />
Großteil des Umschlags im Osthafen<br />
>250<br />
Binnenschiffe<br />
pro Jahr<br />
Das Rhein-Main-Gebiet ist heute der<br />
Hauptmarkt, doch inzwischen gibt es<br />
auch Schuster Nordwest in Dinslaken/<br />
Duisburg als Vertriebsstandort für<br />
die Verwertung von Baurestmassen<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
und Niedersachsen. Ein<br />
weiterer Ausbau der Aktivitäten<br />
sei auch künftig<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Wenn sich eine gute Gelegenheit<br />
bietet, »sind wir<br />
auch bereit, diese zu nutzen.«<br />
So sei es in Frankfurt gewesen<br />
und auch in Aschaffenburg. »Wir haben<br />
das Potenzial gesehen, das im Hafenumschlag<br />
steckt oder aber in der Erweiterung<br />
unseres Einzuggebiets in Richtung<br />
Bayern, Baden-Württemberg und<br />
Nordrhein-Westfalen.« Und so werde<br />
man es auch künftig halten.<br />
Eine mögliche Expansion<br />
diene aber nie dem Selbstzweck,<br />
»wir machen das<br />
nur, wenn wir darin eine<br />
Chance sehen, unsere Ziele<br />
zu erreichen.« Nach den<br />
letzten Akquisitionen gehe<br />
es jetzt erst einmal darum, das<br />
Kerngeschäft zu stabilisieren.<br />
So habe das Unternehmen in den<br />
größten Liebherr-Bagger in Deutschland<br />
als Ersatz für einen alten Mantinsen-Bagger<br />
investiert, um die Umschlagleistung<br />
im Frankfurter Osthafen auf bis zu<br />
1.000 t pro Stunde zu steigern und den<br />
Energiebedarf gleichzeitig um 10 % zu<br />
verringern.<br />
Baustellen sind von einer Reihe von<br />
Faktoren abhängig, aber je größer das<br />
Projekt ist, umso mehr steht und fällt es<br />
7.500<br />
Bahnwaggons<br />
pro Jahr<br />
mit der Logistik. Bei »The Four« in<br />
Frankfurt müssen mehrere 100.000 t Bodenaushub<br />
taktgenau abtransportiert<br />
werden, an manchen Tagen sind es mehr,<br />
an manchen weniger. Mit nur einem Verkehrsträger<br />
ist das nicht zu schaffen. Der<br />
Lkw fährt auf den kurzen, stadtnahen<br />
Wegen, für die langen Strecken »setzen<br />
wir auf die Schiene und die Wasserwege<br />
über Rhein und Main«, erklärt Imhäuser.<br />
Einer der wichtigsten Partner ist die<br />
Duisburger Binnenschifffahrtsgenossen -<br />
schaft DTG, die einen Großteil der jährlich<br />
rund 250 Transporte auf dem Wasser<br />
übernimmt. Die Schiffe fahren von Hessen,<br />
Baden-Württemberg und Bayern bis<br />
nach Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen<br />
oder bis in die Niederlande. Blasius<br />
Schuster sorgt wiederum für 15 % der<br />
transportierten Tonnage und ist damit<br />
inzwischen der größte Kunde<br />
der DTG. »Wir können<br />
und wollen gar nicht alles<br />
allein machen«, sagt Imhäuser,<br />
»sondern setzen<br />
auf eine gut funktionierende<br />
Zusammenarbeit<br />
in unserem Netzwerk.«<br />
So funktioniert es auch bei<br />
den Bahnverkehren. Ein Zug mit 33<br />
Waggons für jeweils 68 t an Schüttgut ist<br />
langfristig gemietet und dreimal in der<br />
Woche unterwegs – mit Sand und Kies in<br />
die eine Richtung und mit Füllmaterial<br />
für die Baustellen im Rhein-Main-Gebiet<br />
in die andere. In Sachen Transportvolumen<br />
steht ein Güterzug einem<br />
Schiff kaum nach: Rund 2.300 t kann ein<br />
Zug im Schnitt laden – auch das entspricht<br />
fast 100 Lkw-Fahrten. Mehr als<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
LOGISTIK<br />
Dinslaken<br />
Duisburg<br />
Gehlert<br />
Koblenz<br />
Lahn<br />
Limburg<br />
Frankfurt<br />
Main<br />
Aschaffenburg<br />
Rhein<br />
Neckar<br />
Stuttgart<br />
Aus alt mach neu: Rezyklierter Split vermischt mit Sand wird im Straßenbau verwendet<br />
7.500 Waggons verlassen pro Jahr die<br />
Verladestellen.<br />
Bau-Abfälle machen den<br />
größten Stoffstrom in<br />
Deutschland aus. Deshalb<br />
hat man bei Blasius Schuster<br />
neben den wirtschaftlichen<br />
Effekten auch<br />
die Klimabilanz und eine<br />
Verringerung des CO2-Austoßes<br />
und die Nachhaltigkeit des<br />
Geschäftsmodells im Blick. Durch<br />
den Einsatz von Bahn und Schiff werden<br />
pro Jahr heute bereits 150–200 Mio. Lkw-<br />
100.000<br />
Lkw-Ladungen<br />
pro Jahr<br />
Kilometer und die damit verbundenen<br />
CO2-Emissionen eingespart.<br />
Firmenchef Paul Schuster<br />
hat aber noch eine andere<br />
Devise ausgegeben: »Wir<br />
müssen dahin kommen,<br />
dass wir das Material nicht<br />
mehr über Hunderte von<br />
Kilometern wegfahren, sondern<br />
möglichst vor Ort für<br />
neue Bauprojekte verwerten.« Es<br />
gehe also darum, möglichst viel Abfälle<br />
wie Schutt einer Wiederverwertung<br />
zuzu führen, statt immer neue Rohstoffe<br />
zu verbrauchen, ergänzt Imhäuser. Noch<br />
besser gelänge das mit politischer Unterstützung,<br />
indem zum Beispiel über eine<br />
Rohstoffsteuer von 2 € pro Tonne Anreize<br />
gesetzt würden.<br />
Perspektivisch wird Blasius Schuster<br />
künftig also eher weniger Tonnen bewegen,<br />
auch mit Schiffen, und stattdessen in<br />
Recylinganlagen investieren, etwa in<br />
Frankfurt. Für Imhäuser ist das kein Widerspruch.<br />
Die Baubranche boomt bundesweit,<br />
und auch für die kommenden<br />
Jahre sieht er ausreichenden Bedarf, Baustoffe<br />
und Bauabfälle zu befördern. <br />
Auch eigene Bahnverkehre bringt Blasius Schuster inzwischen auf die Schiene<br />
© Blasius Schuster<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
41
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
STUDIE LIEFERT FAKTEN<br />
Osthafen erspart Frankfurt den Verkehrskollaps<br />
Eigentlich ist der Osthafen durch einen<br />
Beschluss des Magistrats der Stadt Frankfurt<br />
am Main aus dem Jahr 2013 als Gewerbegebiet<br />
bis 2<strong>05</strong>0 gesichert. Doch immer<br />
wieder weckt das Areal am Main Begehrlichkeiten,<br />
zum Beispiel für den<br />
Städtebau. Eine Verunsicherung der<br />
Hafenanlieger ist die Folge – mit Wirkung<br />
auf geplante Investitionen. Eine<br />
neue Studie untermauert jetzt die Bedeutung<br />
des Hafens für die Stadt Frankfurt.<br />
Rund 110 Unternehmen mit rund<br />
10.000 Beschäftigten haben im vergangenen<br />
Jahr 3,26 Mio. t verladen. Dabei entfiel<br />
gut ein Drittel (1,2 Mio. t) auf den<br />
wasserseitigen Umschlag und gut<br />
2 Mio. t auf die Bahn. Dazu zählen zeitsensible<br />
Güter wie zum Beispiel Beton,<br />
aber auch Metallwaren.<br />
Daher lautet die zentrale Erkenntnis:<br />
Ein Großteil der Anlieger ist zwingend<br />
auf Binnenschiffsverkehre und den<br />
Bahnanschluss angewiesen. »Ohne den<br />
Hafen würde jeden Monat rund 47.000<br />
Lkw zusätzlich durch die Stadt rollen«,<br />
sagt IHK-Präsident Ulrich Caspar. Das<br />
wäre »auch aus Klimaschutzgründen der<br />
falsche Weg.«<br />
Laut der Umfrage, die von der Hochschule<br />
Fulda im Auftrag der Gemeinschaft<br />
Frankfurter Hafenanlieger<br />
und der IHK Frankfurt am Main durchgeführt<br />
wurde, wird bis 2025 mit einem<br />
starken Wachstum der Transportmengen<br />
im Osthafen gerechnet – um 16 % (Em -<br />
pfang) und 20 % (Versand). Jedes zweite<br />
Unternehmen nutzt die Hafenanbindung<br />
täglich, 42 % mehrmals pro Woche. »Auf<br />
dem Weg zur klimaneutralen Stadt bis<br />
2<strong>05</strong>0 ist der Hafen für Frankfurt daher<br />
unverzichtbar«, sagt auch Christian Eichmeier,<br />
Chef der Contargo Rhein-Main<br />
und Vorstandsvorsitzender der Gemein -<br />
schaft Frankfurter Hafenanlieger.<br />
Ein Wirtschaftsfaktor ist der Hafen ohnehin.<br />
Rund 40 % der Unternehmen wollen<br />
bis 2<strong>05</strong>0 mindestens 10 Mio. € inves -<br />
tieren, auf alle 350 Hafenanrainer hochgerechnet<br />
wären das 94 Mio. € im Jahr<br />
bzw. 2,8 Mrd. € bis 2<strong>05</strong>0. Dazu kommen<br />
etwa 9 % mehr Arbeitsplätze bis 2025. KF<br />
Inbound - Transporte<br />
Outbound-Transporte<br />
402.272 Tonnen 400.295 Tonnen<br />
4.513 TEU 4.626 TEU<br />
52.190 Packstücke 46.355 Packstückeke<br />
© HFM / Hochschule Fulda / IHK<br />
HONECK WALDSCHÜTZ INVESTIERT IN INFRASTRUKTUR<br />
Kran und Bahn bringen mehr Ladung in den Mainhafen Wertheim<br />
Die Nachfrage im Schiffsumschlag steigt<br />
in Wertheim, dem einzigen Main-Hafen<br />
in Baden-Württemberg, stetig an. Investitionen<br />
des Eigentümers, des Zweckverbandes<br />
Mainhafen, zahlen sich aus.<br />
So wurde der Hafenkran im Jahr 2019<br />
von Grund auf saniert. Seitdem wurden<br />
rund 85.000 t allein an der Wasserseite<br />
umgeschlagen. Im multimodal aufgestellten<br />
Hafen mit seiner Freilagerfläche<br />
werden den langjährigen und auch neuen<br />
Kunden die besten Möglichkeiten geboten,<br />
ihre Aktivitäten zu entfalten.<br />
Die Anpassungsfähigkeit der Lagerfläche<br />
ist neben dem Kran und der geeichten Straßenwaage<br />
ein Garant für genormte Abläufe<br />
im Schiffs- und Landumschlag, heißt es<br />
beim Zweckverband. Die vorhandene<br />
Gleisanlage runde das Angebot ab.<br />
Gerade Bahntransporte wecken das Interesse<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet. Die<br />
Honeck Waldschütz Energie GmbH mit<br />
Hauptsitz in Singen ist Betreiber des Hafens<br />
und legt Wert darauf, dass der Endkunde<br />
von der Zwischenlagerung nichts<br />
merkt. Jegliche Ware, ob Dünger, Glas -<br />
mineralien oder Eisen, wird fachgerecht<br />
behandelt, gelagert und wiederverladen.<br />
»Wir sind in einer spannenden Zeit der<br />
Digitalisierung. Prozessoptimierung ist unser<br />
oberstes Gebot und für uns selbstverständlich«,<br />
sagt Geschäftsführer Udo Fürst.<br />
Der Mainhafen verändert sich, und er<br />
wächst mit der Zeit. Die Ausweitung des<br />
Angebotes im Bereich loser Splitte, Kiese<br />
und vieler Sorten Ziersteine bedient einen<br />
großflächigen Kundenstamm von Privatpersonen<br />
und Bauunternehmen. Das Material<br />
für den großflächigen Breitbandausbau<br />
im Main-Tauber-Kreis kommt teilweise<br />
aus dem Mainhafen Wertheim.<br />
»Unsere Kunden profitieren von unserem<br />
Standort und dem wachsenden Sortiment«,<br />
sagt Udo Fürst. »Die Nachfrage bestimmt<br />
unser Angebot. Und so machen<br />
wir auch weiter.«<br />
Einen Überblick über alle Häfen in Baden-<br />
Württemberg mit Schienennetzraster und<br />
Gewässernetz finden Interessierte unter<br />
www.kombinierterverkehr-bw.de<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Stabil nur mit Containern<br />
In den nordrhein-westfälischen Binnenhäfen wurden im Jahr 2020 rund 106,5 Mio. t<br />
umgeschlagen, ein Rückgang um 8 % gegenüber dem Vorjahr. Das Containervolumen<br />
sank um relativ moderate 1,5 %. Einige Standorte wurden besonders empfindlich getroffen<br />
In den nordrhein-westfälischen Binnenhäfen<br />
wurden im Jahr 2020 rund<br />
106,5 Mio. t Güter umgeschlagen. Laut<br />
einer Erhebung des Statistischen Landesamtes,<br />
lag die Gesamtmenge damit um<br />
8,0 % unter dem Ergebnis des Vorjahres<br />
und um 16,7 % niedriger als im Jahr 2017.<br />
Zwischen 2017 und 2020 sanken die<br />
Umschlagmengen in der Binnenschiffahrt<br />
in nahezu allen Güterabteilungen.<br />
Der Rückgang geht in diesem Zeitraum<br />
aber insbesondere auf die niedrigeren<br />
Tonnagen in den Güterabteilungen »Erze,<br />
Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse«<br />
(-7,2 Mio. t, -19,7%) und<br />
»Kohle, rohes Erdöl und Erdgas«<br />
(-6,6 Mio. t, -35,2%) zurück.<br />
Beim Containerumschlag gab es einen<br />
Rückgang auf rund 1.115.500 TEU<br />
(-1,5%). Der Empfang von Containern<br />
(rund 526.000 TEU) war dabei um -3,1%<br />
niedriger, der Containerversand blieb<br />
mit rund 589.400 TEU im Vergleich zum<br />
Jahr 2019 nahezu unverändert. Die in<br />
Containern beförderte Tonnage stieg<br />
hingegen um +7,0 %.<br />
Beim Blick auf die einzelnen Häfen<br />
entlang des Rheins und im westdeutschen<br />
Kanalgebiet zeigt sich ein differenziertes<br />
Bild mit zum Teil deutlichen<br />
Zugewinnen wie auch erheblichen Verlusten,<br />
je nach Ausrichtung und Lage des<br />
jeweiligen Standortes.<br />
Am Rhein gab es mit Ausnahme von<br />
Bonn und Spyck durchweg Einbußen.<br />
Den stärksten Rückgang musste mit -23%<br />
auf 24.000 t der Hafen in Rheinberg hinnehmen.<br />
Aber auch die größeren Häfen<br />
Duisburg (-10,7 %), Düsseldorf (-18,3%)<br />
oder Köln (-3,9%) haben an Umschlag<br />
verloren. Krefeld liegt mit einem Minus<br />
von -14,2% eher am unteren Rand. Bonn<br />
dagegen meldet gegen den Trend ein<br />
deutliches Wachstum um +38,7 % auf<br />
719.000 t. Unter dem Strich hat das<br />
Rheingebiet mehr gelitten als die beiden<br />
anderen Reviere in Nordrhein-Westfalen.<br />
Im Bereich Weser/Mittelandkanal haben<br />
die fünf Häfen zusammen ein Minus<br />
von glimpflichen -1,3% hinnehmen müssen.<br />
In Ibbenbüren war der Rückgang mit<br />
-11,3% am größten, Petershagen konnten<br />
GÜTERUMSCHLAG VON BINNENSCHIFFEN IN AUSGEWÄHLTEN HÄFEN NORDRHEIN-WESTFALENS<br />
Wasserstraße<br />
Wasserstraßengebiet / Hafen<br />
Gesamtumschlag (Empfang und Versand)<br />
2019<br />
2020 Veränderung %<br />
115.799.000 106.540.000<br />
– 8,0<br />
87.883.000<br />
80.517.000<br />
– 8,4<br />
Spyck<br />
1.7<strong>05</strong> 000<br />
1 867 000<br />
+ 9,5<br />
Emmerich<br />
1.045 000<br />
965 000<br />
– 7,6<br />
Wesel (Rhein)<br />
1.394 000<br />
1 166 000<br />
– 16,4<br />
Rheinberg<br />
317.000<br />
244 000<br />
– 23,0<br />
Duisburg (Rhein)<br />
47.133.000<br />
42 1<strong>05</strong>.000<br />
– 10,7<br />
Krefeld<br />
3.529.000<br />
3.029.000<br />
– 14,2<br />
Düsseldorf<br />
1.701.000<br />
1 390.000<br />
– 18,3<br />
Neuss<br />
6.991.000<br />
6 473.000<br />
– 7,4<br />
Dormagen<br />
1.300.000<br />
1 165.000<br />
– 10,4<br />
Leverkusen<br />
2.333.000<br />
2.077.000<br />
– 11,0<br />
Köln<br />
9.986.000<br />
9 598.000<br />
– 3,9<br />
Wesseling<br />
2.763.000<br />
2 660.000<br />
– 3,7<br />
Lülsdorf<br />
635.000<br />
559.000<br />
– 12,0<br />
Bonn<br />
518.000<br />
719.000<br />
+ 38,7<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheingebiet<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Rhein<br />
Weser- und Mittellandkanal<br />
Mittellandkanal<br />
Mittellandkanal<br />
Weser<br />
Mittellandkanal<br />
Weser / Mittellandkanal<br />
Westdeutsches Kanalgebiet<br />
Dortmund-Ems-Kanal<br />
Dortmund-Ems-Kanal<br />
Dortmund-Ems-Kanal<br />
Dortmund-Ems-Kanal<br />
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Rhein-Herne-Kanal<br />
Ruhr<br />
Ruhr<br />
Wesel-Datteln-Kanal<br />
Wesel-Datteln-Kanal<br />
Wesel-Datteln-Kanal<br />
Wesel-Datteln-Kanal<br />
Hille<br />
Ibbenbüren (MLK)<br />
Petershagen<br />
Lübbecke<br />
Minden<br />
Ibbenbüren (DEK)<br />
Dortmund<br />
Ladbergen<br />
Münster<br />
Bergkamen<br />
Hamm<br />
Lünen<br />
Bottrop<br />
Castrop-Rauxel<br />
Essen<br />
Gelsenkirchen<br />
Herne<br />
Recklinghausen,Stadthafen<br />
Duisburg (RHK)<br />
Mülheim an der Ruhr<br />
Dorsten<br />
Voerde<br />
Marl<br />
Wesel (WDK)<br />
dagegen, wenn auch auf niedrigem Niveau,<br />
den Umschlag um +411,3 % auf<br />
45.000 t steigern.<br />
Im westdeutschen Kanalgebiet (-7,2 %)<br />
ragt positiv der Duisburger Ruhrhafen<br />
2.143.000<br />
31.000<br />
553.000<br />
9.000<br />
413.000<br />
826.000<br />
25.773.000<br />
255.000<br />
1.083.000<br />
404.000<br />
625.000<br />
383.000<br />
2 826.000<br />
2 594.000<br />
3 778.000<br />
338.000<br />
1.291.000<br />
4.644.000<br />
329.000<br />
219.000<br />
94.000<br />
799.000<br />
326.000<br />
1.108.000<br />
3.367.000<br />
509.000<br />
2.116.000<br />
30.000<br />
491.000<br />
45.000<br />
383.000<br />
889.000<br />
23 907.000<br />
182.000<br />
1.091.000<br />
281.000<br />
642.000<br />
74.000<br />
2.699.000<br />
1 759.000<br />
3 115.000<br />
242.000<br />
1 460.000<br />
4.569.000<br />
213.000<br />
215.000<br />
117.000<br />
839.000<br />
302.000<br />
924.000<br />
3.211.000<br />
651.000<br />
– 1,3<br />
–.0,9<br />
– 11,3<br />
+ 411,3<br />
– 7,2<br />
+ 7,6<br />
– 7,2<br />
– 28,4<br />
+.0,7<br />
– 30,6<br />
+ 2,7<br />
– 80,6<br />
– 4,5<br />
– 32,2<br />
– 17,6<br />
– 28,5<br />
+ 13,1<br />
– 1,6<br />
– 35,2<br />
– 2,0<br />
+ 25,0<br />
+ 5,0<br />
– 7,4<br />
– 16,6<br />
– 4,6<br />
+ 28,0<br />
(RHK) mit +25 % und Wesel mit +28 %<br />
heraus. Deutliche Abschläge mussten unter<br />
anderem Ladbergen (-30,6%), Bergkamen<br />
(-80,6%), Lünen (-32,2%) und<br />
Herne (-35,2%) verkraften.<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
43
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Nordfrost nimmt Terminal in Betrieb<br />
Der Tiefkühllogistiker Nordfrost hat an seinem neuen Hafenplatz in Wesel am Niederrhein<br />
mit dem operativen Schiffsumschlag begonnen. Ein Mobilkran, eine 175 m lange Pier sowie<br />
eine rund 6.000 m2 große Fläche sollen Teil eines künftigen »Cool Corridor« werden<br />
Verladung des ersten Containers durch Nordfrost am<br />
unternehmenseigenen Hafenplatz in Wesel<br />
© Nordfrost<br />
Vor dem Start in Wesel hatte der Kühllogistiker<br />
Nordfrost in einen Hafenmobilkran<br />
von Liebherr investiert. Der LHM 180 wurde<br />
Anfang März ausgeliefert und vor Ort montiert.<br />
Nun kam er erstmals bei der Container -<br />
verladung zum Einsatz. Das erste Schiff war die<br />
unter belgischer Flagge fahrende »Amphira«.<br />
Sie brachte fünfzehn 45-Fuß-Container (FEU)<br />
zum neuen Nordfrost-Hafen.<br />
Diesem ersten Test sollen laut Nordfrost nun<br />
kontinuierlich weitere Schiffsumschläge folgen,<br />
bei denen auch die im regionalen Umfeld des<br />
Terminals befindlichen Kühlhäuser mit ihren<br />
Lagerkapazitäten eingebunden werden sollen.<br />
Parallel dazu wird der Betrieb eines Containerdepots<br />
inklusive Services wie Washing, Repairing<br />
und PTI-Checks gestartet. Mit Inbetriebnahme<br />
des Kühlhauses direkt auf dem Terminalareals<br />
soll künftig außerdem eine Containerbrücke<br />
zum Einsatz kommen. Die Kranbahnschienen<br />
dafür sind bereits verlegt.<br />
Der Hafen in Wesel ist mit täglichen Binnenschiffsverbindungen<br />
an die ARA-Häfen Antwerpen,<br />
Rotterdam und Amsterdam angebunden<br />
und bietet darüber hinaus Shortsea-<br />
Direktverkehre zu anderen europäischen Seehäfen.<br />
Auf der 16 ha großen Fläche sollen ein<br />
Tiefkühlhaus, Läger für Waren im plusgradigen<br />
Temperaturbereich und für General Cargo sowie<br />
Projektverladungshallen entstehen. Die<br />
Inbetriebnahme des Logistikcenters ist für den<br />
Jahresanfang 2023 vorgesehen. Eine dreistellige<br />
Anzahl an Reefer-Ladestationen soll beste<br />
Voraussetzungen bei der Abwicklung von<br />
Kühlverkehren bieten, heißt es bei Nordfrost.<br />
Wesel ist in den sogenannten Cool Corridor<br />
eingebunden, der auf eine Initiative des Port of<br />
Rotterdam und der DeltaPort Niederrheinhäfen<br />
zurückgeht. Temperaturgeführte<br />
Container werden derzeit in der Regel noch mit<br />
Kühlkoffer-Lkw an den Zielort im Hinterland<br />
gebracht. Künftig sollen die Kühlcontainer auf<br />
der langen Strecke mit den Verkehrsträgern<br />
Binnenschiff oder Bahn transportiert werden,<br />
um die Fernstraßen zu entlasten, die Effizienz<br />
der Transporte zu optimieren und die Klima -<br />
bilanz zu verbessern. Das neue Terminal von<br />
Nordfrost soll dabei eine wichtige Rolle spielen.<br />
Das familiengeführte Unternehmen aus<br />
Schortens (Niedersachsen) ist Deutschlands<br />
führender Tiefkühllogistiker mit einem Jahresumsatz<br />
von rund 450 Mio. € (2020). KF<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Mit einer Umschlagkapazität von jährlich 80.000 TEU soll das trimodale Containerterminal in Lauterburg starten<br />
Haeger & Schmidt expandiert am Rhein<br />
Unter Beteiligung des Duisburger Logistikunternehmens startet in Lauterburg der Betrieb<br />
eines neuen trimodalen Containerterminals. Auch Schwergutverladungen sind möglich.<br />
Der neue Standort soll in das bestehende Netzwerk eingebunden werden<br />
Damit erhält die Region zwischen<br />
Straßburg und Karlsruhe eine zusätzliche<br />
Umschlagkapazität von<br />
80.000 TEU jährlich für den Aufbau von<br />
multimodalen Logistikketten. Zusätzlich<br />
seien auch Schwergutverladungen möglich,<br />
teilte Haeger & Schmidt Logistics<br />
(HSL) jetzt mit.<br />
Das Duisburger Logistikunternehmen<br />
gehört der Betreibergesellschaft Lauterbourg<br />
Rhine Terminal (LRT) an, die anderen<br />
sind Paris Terminal, die Reederei<br />
Compagnie Fluviale de Transport (CFT),<br />
der Port Autonome de Strasbourg. Der<br />
Vertrag hat zunächst eine Laufzeit von<br />
fünf Jahren und kann in Abhängigkeit<br />
von den vertraglich zugesicherten Investitionen<br />
auf maximal 15 Jahre verlängert<br />
werden.<br />
»Das ausgebaute Terminal verfügt über<br />
ideale Voraussetzungen für den trimodalen<br />
Umschlag und ist eine strategische<br />
Erweiterung unser Präsenz in der Oberrhein-Region«,<br />
erklärt Heiko Brückner,<br />
Geschäftsführer bei HSL.<br />
Über Schiffsverbindungen sowie den<br />
Bahn-Shuttle »Alsace-Rotterdam-Ex -<br />
press« werden bereits mehrmals pro<br />
© HSL<br />
Woche das Terminal ETK Kehl und das<br />
RET Terminal in Strasbourg bedient. Der<br />
im Jahr 2015 gestartete Bahnexpress ist<br />
eine Initiative der C3C-Kooperation zwischen<br />
der Danser Group, Haeger &<br />
Schmidt Logistics und Ultra-Brag. Derzeit<br />
gibt es drei Umläufe pro Woche.<br />
»Lauterbourg eröffnet uns nun noch bessere<br />
Möglichkeiten, Transporte auch in<br />
nördlicher gelegene Standorte auf beiden<br />
Seiten des Rheins anzubieten«, sagt<br />
Brückner. »Mit einem wirtschaftlich starken<br />
Hinterland in Deutschland und im<br />
Elsass stellt der nördlich gelegene Standort<br />
eine gute Ergänzung dar«.<br />
Neben dem Containerumschlag soll in<br />
Lauterbourg auch das Schwergut-<br />
Geschäft entwickelt werden, heißt es weiter.<br />
Beides seien Kernkompetenzen für<br />
H&S. Für Projektladungen steht am LRT<br />
neben einer RoRo-Rampe auch ein<br />
Schwergutkran mit einer Tragfähigkeit<br />
von 200 t bereit.<br />
Die erst kürzlich modernisierte Anlage<br />
verfügt wasserseitig über einen Portalkran<br />
mit einer Leistung von bis zu 29<br />
Containern pro Stunde. Für die Bahnabfertigung<br />
stehen zwei Halbzuggleise<br />
mit je 400 m bereit. Zwei neue Reach<br />
Stacker übernehmen die Be- und Entladung<br />
der Lkw.<br />
KF<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
BLG investiert in neues Autoregal<br />
Die Bremer BLG Logistics baut im Donau-Hafen Kelheim ein drittes Autoregal und<br />
erweitert damit die Lagerkapazität für den Hersteller Kia Motors. Die Fahrzeuge kommen<br />
per Bahn aus dem Werk im slowakischen Zilina und werden europaweit verteilt<br />
Die Grundpfeiler sind gesetzt: Auf<br />
dem 547.000 m2 großen BLG Auto-<br />
Terminal Kelheim entsteht für den Kunden<br />
Kia Motors Deutschland das dritte<br />
Autoregal. Auf sieben Ebenen bietet das<br />
neue Autoregal überdachte Stellfläche für<br />
5.368 Kia-Fahrzeuge. Im Zuge dieser Kapazitätserweiterung<br />
in die Höhe schließt<br />
die BLG-Gruppe auch einen langfristigen<br />
Am BLG-Terminal in Kelheim wird ein drittes Autoregal gebaut<br />
Vertrag über die weitere Zusammenarbeit<br />
mit dem Automobilproduzenten.<br />
Seit der Eröffnung des Kia-Werks im<br />
slowakischen Zilina 2006 arbeitet der<br />
BLG-Standort in der Nähe von Regensburg<br />
für den südkoreanischen Automobilhersteller.<br />
In zwei Autoregalen<br />
konnten bisher 27.000 Pkw auf dem Terminal<br />
gelagert werden.<br />
Die Neufahrzeuge für den deutschen<br />
Markt erreichen den Kelheimer Terminal<br />
per Bahn, dann erfolgt die technische<br />
Aufbereitung inklusive Sondereinbauten<br />
und die Lagerung. Die BLG verteilt die<br />
Fahrzeuge an den Handel. Das Volumen<br />
für Kia Motors Deutschland liegt bei<br />
rund 35.000 Fahrzeugen pro Jahr.<br />
»Kelheim ist für uns ein wichtiger<br />
Standort in unserem internationalen<br />
Automobillogistiknetzwerk. Mit dem Bau<br />
des neuen Autoregals stärken wir diesen<br />
trimodal angebundenen Inlandter minal«,<br />
sagt Andrea Eck, Vorstand für den Geschäftsbereich<br />
Automobile bei der BLG-<br />
Gruppe mit Hauptsitz in Bremen.<br />
Mit einer Länge von 155 m, einer Breite<br />
von 84 m und einer Höhe von 23 m<br />
wird das neue Autoregal das größte auf<br />
dem Kelheimer Terminal sein. Künftig ist<br />
dann Platz für 32.000 Pkw, davon 13.000<br />
auf überdachten Stellplätzen.<br />
»Das neue Autoregal sorgt für eine<br />
noch effizientere Wegnutzung und wird<br />
nach den neuesten Baustandards errichtet«,<br />
so Eck. Verkehre zu bestehenden<br />
Außenlagern seien bald nicht mehr nötig.<br />
LED-Beleuchtung, Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge<br />
sowie eine Photovoltaik -<br />
anlage auf dem Dach sind integriert.«<br />
Das Investitionsvolumen für das neue<br />
Autoregal liegt bei rund 24 Mio. €. Die<br />
Inbetriebnahme ist bis zum Jahresende<br />
geplant.<br />
KF<br />
BLG AutoTerminal Kelheim<br />
Die BLG ist seit 1995 im Hafen<br />
Kelheim im Automobilumschlag<br />
aktiv. Die Fahrzeuge kommen per<br />
Binnenschiff aus Ungarn, per<br />
Lkw aus den süddeutschen Automobilwerken<br />
oder per Bahn aus<br />
der Slowakei und Tschechien,<br />
werden am Terminal zwischengelagert,<br />
kommissioniert und an<br />
Händler bundesweit und bis in<br />
die Benelux-Länder verteilt. 2019<br />
haben die rund 200 Mitarbeiter<br />
etwa 220.000 Autos abgefertigt.<br />
Die BLG transportiert Neufahrzeuge mit einer eigenen Binnenschiffen über Donau und Rhein<br />
© BLG<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Kelheim hält sich stabil in der Krise<br />
Trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat der Hafen Kelheimkaum<br />
Umschlag verloren und sogar mehr Erlöse erwirtschaftet. Der neue Geschäftsführer<br />
Tobias Schlauderer setzt auf den Automobil- und Holzumschlag sowie auf Projektladung<br />
Der Hafen Kelheim-Saal mit der Güterlände<br />
in Riedenburg hat das vergangene<br />
Jahr mit einem Gewinn von<br />
496.000 € abgeschlossen. Die Umschlagzahlen<br />
lagen nahezu stabil bei<br />
404.104 t, das waren trotz der schwierigen,<br />
von der Pandemie beeinflussten Situation<br />
nur 2.000 t weniger als im Jahr<br />
zuvor. »Wir haben trotz Corona unser<br />
Ziel erreicht«, erklärte Geschäftsführer<br />
Tobias Schlauderer.<br />
Er tritt seit April als Geschäftsführer in<br />
die Fußstapfen von Herbert Engl, der<br />
nach 28 Jahren beim Hafenzweckverband<br />
in den Ruhestand verabschiedet worden<br />
ist. Engl sei »Gesicht und Stimme des Hafens«<br />
gewesen, sagte Landrat Martin bei<br />
der Verabschiedung. Schlauderer ist bereits<br />
seit Juli 2019 in der Geschäftsleitung<br />
beschäftigt, »insofern hatte ich eine gute<br />
Einarbeitungszeit.« Unterstützt wird er<br />
künftig von Sarina Knoll, die ihm als<br />
Stellvertreterin folgt.<br />
Erstmals wieder Holzumschlag<br />
Geschäftsführer Tobias Schlauderer<br />
Erstmals seit 15 Jahren wurde in Kelheim<br />
wieder Holz umgeschlagen<br />
Neben der Großinvestition der BLG<br />
Logistics (siehe Beitrag auf Seite 42), die<br />
den Autoumschlag weiter steigern soll,<br />
hat der Hafen Kelheim erstmals seit 15<br />
Jahren wieder beträchtliche Mengen an<br />
Holz im Auftrag der Bayerischen Staatsforsten<br />
umgeschlagen. »Wir hoffen darauf,<br />
dass wir daraus ein dauerhaftes Geschäft<br />
generieren können«, sagt der neue<br />
Geschäftsführer.<br />
Auch beim Umschlag von Schwer -<br />
gütern verzeichne man ein Plus. So wurden<br />
für ein Unternehmen aus Schrobenhausen<br />
große Kabeltrommeln auf Schiffe<br />
verladen und nach Großbritannien transportiert,<br />
dazu kommen Turbinen und<br />
Reaktoren, die über die Kaikante verladen<br />
werden.<br />
In diesem Segment sieht Schlauderer<br />
noch einiges Potenzial, »wir haben viele<br />
Anfragen vorliegen.« Große Teile Bayerns<br />
bis nach München gehörten zum<br />
Einzugsbereich des Hafens. Beim Bahnbetrieb<br />
in Kelheim-Saal gab es eine geringe<br />
Steigerung um 3.000 t auf 71.000 t. Im<br />
Kranbetrieb wurden 298.000 t umgeschlagen.<br />
Daraus resultierten Einnahmen<br />
von 262.000 €. An der Riedenburger<br />
Güterlände waren es 42.600 t.<br />
Der Hafenzweckverband hatte in den<br />
vergangenen drei Jahren steigende Erlöse<br />
vermeldet. Für 2020 waren es ziemlich<br />
genau 3 Mio. €, nach 2,6 Mio. € im Jahr<br />
2018 und 2,78 Mio. € im Jahr 2019. Allerdings<br />
verdient der Hafenzweckverband<br />
knapp 80 % seiner Erlöse mit der Vermietung<br />
von Immobilien, insgesamt sind<br />
548.000 m2 genutzt. Damit sind die Hafenflächen<br />
komplett ausgelastet. Die Ausgaben<br />
liegen bei gut 2,5 Mio. €, die Schulden<br />
sind durch eine weitere Tilgung von<br />
442.000 € auf 2 Mio. € geschrumpft.<br />
Für das laufende Jahr wurden vorsichtige<br />
Pläne gemacht, berichtet Schlauderer.<br />
Das liege vor allem an den zu befürchtenden<br />
Einflüssen der anhaltenden<br />
Corona-Pandemie. So werden rund<br />
350.000 t im Gesamtumschlag angepeilt.<br />
»Wenn es mehr werden sollte, hätten wir<br />
natürlich nichts dagegen.«<br />
KF<br />
Leistungsfähiges trimodales<br />
Güterverkehrszentrum an der<br />
Main-Donau-Wasserstraße<br />
Zweckverband Häfen<br />
im Landkreis Kelheim<br />
Hopfenbachweg 4<br />
93309 Kelheim<br />
Tel. 09441/6882-0 | Fax -10<br />
E-Mail: post@hafen-kelheim.de<br />
www.hafen-kelheim.de<br />
© Hafen Kelheim<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
47
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Über das Gateway zum Green Port<br />
Wegfallende Gütermengen und die Energiewende sind Herausforderungen für die<br />
Schweizerischen Rheinhäfen. Als Hafendirektor steuert Florian Röthlingshöfer künftig<br />
nicht nur Großprojekte wie das geplante Terminal Basel Nord. Von Krischan Förster<br />
In seine neue Aufgabe ist Florian Röthlingshöfer<br />
mit ordentlich Rückenwind<br />
gestartet. Seit dem 1. Januar ist er der neue<br />
Hafendirektor in den Schweizerischen<br />
Rheinhäfen (SRH) und kurz zuvor hatten<br />
die Bürger von Basel mehrheitlich für ein<br />
neues Hafenbecken 3 als Teil des geplanten<br />
Gateway Basel Nord votiert. Damit sind<br />
die Weichen für einen trimodalen Ausbau<br />
für die Containerverkehre des Standortes<br />
gestellt, und Röthlingshöfer ist künftig<br />
mittendrin im Geschehen.<br />
Der 43-Jährige folgt auf Hans-Peter<br />
Hadorn, der 15 Jahre lang bis zu seinem<br />
Wechsel in den Ruhestand die Geschicke<br />
des einzigen Schweizer Binnenhafens geleitet<br />
und das Großprojekt »Gateway« in<br />
die Wege geleitet hatte. Die bestehenden<br />
Kapazitäten im Containerumschlag sind<br />
ausgereizt, daher soll ein Betreiberkonsortium<br />
aus SBB, Hupac und Rhenus<br />
(Contargo) in Basel eine neue trimodale<br />
Florian Röthlingshöfer<br />
© Port of Switzerland<br />
Güterdrehscheibe schaffen, die Straße<br />
und Schiene mit der Rheinschifffahrt<br />
verbindet. Die Schweizerischen Rheinhäfen<br />
sorgen dabei für den öffentlichen Anschluss<br />
an die Wasserstraße. Gefördert<br />
von Kanton und Bund soll ab 2022 für<br />
310 Mio. CHF ein neues Container-<br />
Terminal gebaut werden, danach für weitere<br />
155 Mio. CHF das Hafenbecken 3<br />
auf dem Areal des früheren Rangierbahnhofs<br />
der Deutschen Bahn. »Das ist<br />
eine sehr spannende Aufgabe«, sagt<br />
Röthlingshöfer, »aber bei weitem nicht<br />
die einzige.«<br />
Der neue Hafendirektor ist jetzt gut<br />
viereinhalb Monaten im Amt. Die erste<br />
Zeit sei sehr intensiv und produktiv gewesen,<br />
berichtet er. Trotz den üblichen<br />
Einschränkungen durch die Corona-<br />
Pandemie, die wie überall das Netzwerken<br />
erschwert habe. Er habe dennoch<br />
viele Gespräche führen können und außerdem<br />
ein gut aufgestelltes Unternehmen<br />
und ein Team von engagierten Mitarbeiter<br />
übernommen, sagt er. Bislang sei<br />
kein Tag wie der andere gewesen. »Ich<br />
freue mich darauf, mehr zu entdecken<br />
und mehr gestalten zu können.«<br />
»Wir müssen es schaffen, neue<br />
Transportkonzepte für die<br />
Binnenschifffahrt zu entwickeln«<br />
WELTWEIT VERNETZT<br />
Das Tor zur Schweiz I Knotenpunkt Güterverkehrskorridor<br />
Rotterdam-Basel-Genua I Jährlich 6 Millionen Tonnen Güter<br />
134 000 Container-TEU I 10 Prozent aller Schweizer Importe<br />
80 Unternehmen I 3 000 Arbeitsplätze<br />
Schweizerische Rheinhäfen<br />
Basel I Birsfelden I Muttenz<br />
www.port-of-switzerland.ch<br />
Röthlingshöfer ist allerdings alles andere<br />
als »der Neue«. Schon seit 2003 arbeitet<br />
der gebürtige Süddeutsche in der<br />
Schweiz, vor knapp zehn Jahren kam er<br />
zu den Rheinhäfen in Basel, wo er zuletzt<br />
Mitglied der Geschäftsleitung war und<br />
den Bereich Großprojekte und Hafenbahn<br />
geleitet hatte. »Die Themen hier<br />
sind mir also nicht fremd.«<br />
Nun aber sitzt der studierter Bau- und<br />
Wirtschaftsingenieur im Chefsessel und<br />
in einem Unternehmen, das eine zentrale<br />
Rolle im Verkehrs- und Logistikkonzept<br />
der Schweiz spielt. Über den Hafen am<br />
Ende des Verkehrskorridors Rhein laufen<br />
nicht nur lebenswichtige Importe. Mit einer<br />
Wertschöpfung von geschätzt mehr<br />
als 510 Mio. CHF im Jahr und gut 3.000<br />
Vollzeitstellen ist der Standort im Nordwesten<br />
der Alpenrepublik ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor. Laut Prognosen soll<br />
der Containertransport bis 2030 um 40 %<br />
in der Binnenschifffahrt zunehmen.<br />
Dass ein Teil dieser Mengen auch in<br />
Basel ankommt und das »Gateway« da-<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
© Port of Switzerland<br />
Ein Blick auf das geplante trimodale Terminal Gateway Basel Nord mit dem Hafenbecken 3. Der Containerumschlag soll bis 2030 um rund 40 % steigen<br />
her gebraucht wird, steht außer Frage.<br />
Und dennoch wurde jahrelang um das<br />
Projekt gestritten, von Seiten des Naturschutzes,<br />
aber auch innerhalb der Wirtschaft.<br />
So hatte der Terminalbetreiber<br />
Swissterminal Beschwerde beim Schweizerischen<br />
Bundesgericht eingereicht, weil<br />
es keine öffentliche Ausschreibung für<br />
den Betrieb des Terminals gegeben hatte.<br />
Swissterminal geht dagegen an und engagiert<br />
sich zudem parallel mit DP World<br />
im nahegelegenen Mulhouse auf der<br />
französischen Rheinseite.<br />
Röthlingshöfer sieht das Vorhaben in<br />
Basel ungeachtet der Widerstände auf einem<br />
guten Weg. Diese Einschätzung<br />
wird auch nicht durch die jüngsten Umschlageinbußen<br />
getrübt. Allein beim Mineralöl<br />
gab es einen Rückgang von -18 %.<br />
Der Containerumschlag hatte nicht nur<br />
im gesamten vergangenen Jahr Einbußen<br />
(-6 %) erlitten, der Rückgang setzte sich<br />
auch im ersten Quartal <strong>2021</strong> fort.<br />
27.309 TEU nach drei Monaten bedeuten<br />
ein Minus von 5,3 % gegenüber dem<br />
Vorjahr (28.835 TEU). Die Gütermenge<br />
für das Gesamtjahr 2020 im Vergleich<br />
mit einem starken Vorjahr um -15,5 %<br />
auf 5,1 Mio. t ab. »Das ist aber weitestgehend<br />
auf die Folgen der Corona-<br />
Pandemie zurückzuführen«, sagt Röthlingshöfer.<br />
Er weiß allerdings auch, dass auch im<br />
Hafen mittel- und langfristig eine Zeitenwende<br />
ansteht. Traditionell große Ladungsmengen<br />
wie Mineralöl werden absehbar<br />
ausbleiben, »das werden wir nicht<br />
alles in Tonnen kompensieren können«,<br />
sagt Röthlingshöfer. Der Hafen müsse<br />
daher neue Entwicklungspotenziale erschließen,<br />
ohne das angestammte Geschäft<br />
zum Beispiel im Agrarsektor oder<br />
mit Baustoffen zu vernachlässigen. Die<br />
Energiewende sei die Chance, die Rheinhäfen<br />
als »Green Port« zu positionieren.<br />
Wasserstoff als ein künftiger Energieträger<br />
sei schließlich in aller Munde.<br />
»Wir müssen es schaffen, neue Transportkonzepte<br />
für die Binnenschifffahrt<br />
und für die Energieströme im Land zu<br />
entwickeln.« Und der Plattform-<br />
Gedanke müsse weiter gestärkt werden.<br />
Auch ein erweitertes Landstrom-<br />
Angebot spiele eine Rolle. »Für die Fahrgastschifffahrt<br />
haben wir das bereits, jetzt<br />
müssen wir auch die Güterschiffe versorgen.<br />
Auch an einer verbesserten Kreislaufwirtschaft<br />
in der Region könnten die<br />
Rheinhäfen mitwirken. Ein erstes Projekt<br />
zur Verwertung von Schrott im nahe gelegenen<br />
Stahlwerk gebe es bereits. Statt wie<br />
bislang auf der Straße wollen SBB Cargo,<br />
Ultra-Brag und das Recycling-Unter -<br />
nehmen Stahl Gerlafingen AG jährlich bis<br />
zu 100.000 t von der Straße holen und auf<br />
Abruf per Schiene aus dem Hafen direkt<br />
ins Werk liefern. »Solche Konzepte wollen<br />
wir noch stärker fördern.«<br />
Wie viele andere Binnenhäfen müssen<br />
auch die Rheinhäfen ambitionierte städteplanerische<br />
Entwicklungen mitgestalten.<br />
»Der Hafen ist nicht nur ein<br />
Wirtschaftsstandort«, sagt Röhtlingshöfer.<br />
In der dicht besiedelten Region<br />
rund um Basel gehe es immer auch um<br />
Naturschutz, Freizeit und Wohnen.<br />
»Mein Ziel und Auftrag ist es, für einen<br />
Ausgleich und ein gutes Miteinander zu<br />
sorgen.«<br />
Die Position des Hafendirektors ist unbefristet<br />
besetzt, für Röhtlingshöfer<br />
könnte es eine Anstellung bis zum Ruhestand<br />
sein. »Aber so weit denke ich<br />
nicht«, sagt er. »Mit all den Aufgaben und<br />
Herausforderungen liegen erst einmal<br />
zehn sehr spannende Jahre vor uns.<br />
Danach sehen wir weiter.«<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
49
© Theo Grötschel<br />
Das DBR-Schubschiff »2640« brachte zwei große Brauerei-Tanks von 30 m Länge und einem Gewicht von 120 t von Decin nach Hamburg, von wo die Ladung<br />
weiter mit Ziel USA verschifft wurde<br />
Wasser fällt, Schwerlasten gehen zu Tal<br />
Die zahlreichen Niederschläge in den Mittelgebirgen führten in den ersten Monaten des<br />
Jahres zu guten Tauchtiefen und beflügeln die Schifffahrt auf der Elbe. Vor allem<br />
Schwerlasten und Kaskotransporte sorgen für Aufmerksamkeit. Von Christian Knoll<br />
Der April zeigte sich als der erste Monat<br />
mit nur geringen Niederschlägen,<br />
was sich sofort in einem Rückgang<br />
der zuvor guten Wasserstände bemerkbar<br />
machte. In Dresden fiel der<br />
Wasserstand von 164 cm auf 122 cm, am<br />
Pegel Magdeburger Strombrücke von<br />
154 cm auf 142 cm. Dort konnte immerhin<br />
noch vollschiffig gefahren werden.<br />
Reeder und Spediteure nutzten die Gelegenheit,<br />
um vor allem Schwerlasten zu<br />
transportieren.<br />
oder einem der flachgehenden Schubschiffe<br />
der Deutschen Binnenreederei<br />
(DBR) übernommen werden. Meist<br />
bleibt eine tschechische Einheit als »Bugstrahlruder«<br />
an der Spitze des Verbandes.<br />
Die Kaskos haben meist die Abmessungen<br />
von 85 x 11,40 m oder<br />
110 x 11,40 m. Jährlich gehen zwischen<br />
zwei und vier Kaskos die Elbe hinunter<br />
bis nach Hamburg. Dort werden sie von<br />
niederländischen Seeschleppern erwartet<br />
und um die friesischen Inseln herum in<br />
die Niederlande geschleppt. Für diese<br />
Sondertransporte müssen bestimmte Bedingungen<br />
beachtet werden.<br />
Bei der Durchfahrt durch Dresden<br />
müssen die Bogenbrücken Albert- und<br />
Marienbrücke wegen ihrer geringen Breite<br />
und Höhe bei einem möglichst niedrigen<br />
Wasserstand von etwa 1,50 m<br />
durchfahren werden, damit die Schiffe<br />
mit ihren hohen Decksaufbauten ohne<br />
Berühren der Brückenbögen passieren<br />
können. Hier ist oft Zentimeterarbeit ge-<br />
Kasko-Transporte<br />
Die tschechischen Werften in Melnik,<br />
Děčín-Kresice und Chvaletice versorgen<br />
die heimische Schifffahrt und die Wasserstraßen<br />
und Schifffahrtsverwaltung<br />
ihres Landes mit Neubauten und reparierten<br />
Schiffen. Ihre Kapazitäten sind<br />
aber so groß ausgelegt, dass sie zusätzlich<br />
auch Kaskos von Binnentankern oder sogar<br />
Küstenmotorschiffen für die Niederlande<br />
bauen.<br />
Normalerweise schieben tschechische<br />
Schubeinheiten die Kaskos bis zur tschechisch-deutschen<br />
Grenze, wo sie dann<br />
von einem deutschen Schubschiff, entweder<br />
von der »Edda« der Reederei Ed Line<br />
Das kann nur die Binnenschifffahrt: Ein Doppeltandem-Schubverband der DBR transportierte in nur<br />
drei Tagen große Komponenten für eine Fabrik in China aus Thüringen über die Elbe nach Hamburg<br />
© Theo Grötschel<br />
50 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
fragt. Auch die Magdeburger Hubbrücke<br />
oberhalb der Strombrücke ist nur ab<br />
mittleren oder niedrigeren Tauchtiefen<br />
zu durchfahren. Alle anderen Brücken<br />
sind problemlos zu passieren.<br />
Viel Verkehr auf der Elbe<br />
So florieren besonders Schwertransporte<br />
aus den SBO-Häfen in Lovosice und<br />
Decin in Tschechien sowie ausgehend<br />
vom SBO-Alberthafen in Dresden, vom<br />
Hafen Aken, vom Hanse-Terminal im<br />
Magdeburger Hafen und bei der UHH in<br />
Haldensleben.<br />
Am Dresdner Alberthafen können mit<br />
einem Derrick von Liebherr Stückgüter<br />
bis 600 t in Binnenschiffe verladen werden,<br />
meist Transformatoren oder Siemensturbinen<br />
aus Görlitz und zahlreiche<br />
andere schwere Güter. Bis Mitte Mai wurden<br />
37 Schwerlasttransporte mit einem<br />
Gewicht von 10 t–215 t auf Binnenschiffe<br />
oder Lkw verladen. Zu 80 % handelte es<br />
sich dabei um Trafos und Turbinen sowie<br />
um Motoren, Kühler, Pressen etc. Die<br />
kleinen Güter gehen in der Regel auf den<br />
Lkw, die großen aufs Schiff.<br />
Im Hafen Aken traf Ende April per Sattelzug<br />
ein 500 t schwerer Transformator<br />
aus Erfurt ein, der nach Übersee verschifft<br />
werden sollte. Außerdem gingen<br />
seit Beginn des Jahres bis Ende April zwei<br />
Trafos mit 107 t und 150 t, etwa 100 Anlagenteile<br />
mit insgesamt 1.323 t, 17 Kranteile<br />
mit 1.180 t sowie zehn Generatoren<br />
von 1.444 t und diverse große Kisten mit<br />
noch einmal 498 t über die Kaikante. Die<br />
Kranteile wurden nach Völklingen und<br />
Duisburg, die Anlagenteile nach Antwerpen<br />
sowie die Generatoren und Kisten<br />
nach Hamburg verschifft.<br />
<br />
Bei der Durchfahrt der Dresdner Marienbrücke ist nicht viel Platz<br />
Eine Turbine mit 150 t Gewicht wird am<br />
SBO-Alberthafen in ein Binnenschiff verladen<br />
Schubverband »Edda« mit Kasko auf der Elbe auf dem Weg nach Hamburg<br />
Ein Transformator kam aus Erfurt nach Aken<br />
und wurde mit einem Mobilkran umgeladen<br />
© Lars Funke<br />
© SBO / Hafen Aken<br />
© Theo Grötschel<br />
Schiffswerft Hermann<br />
Barthel GmbH<br />
Die Werft ist<br />
Schweißbetrieb im<br />
Schiffbau mit Zulassung<br />
durch den<br />
Germanischen Lloyd<br />
Wir leisten für Sie:<br />
• Instandsetzung von Binnenschiffen und technischen Fahrzeugen<br />
• Konstruktion und Neubau bis 60 m Länge,<br />
Slipkapazität bis 60 m Länge und 600 t Eigengewicht<br />
• diverse Stahlbauarbeiten, schiffstheoretische Berechnungen<br />
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Tel.: (03 93 49) 2 58 • Fax: (03 93 49) 5 18 95 • www.barthelwerft.de<br />
E-Mail: info@barthel-werft.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
51
1.250 t Spundbohlen hat ArchelorMittal für die neue Fischaufstiegsanlage geliefert. Im Hintergrund laufen die Ufersanierungen im Unteren Vorhafen<br />
© WNA Berlin<br />
Ersatzneubau der Staustufe Steinhavel<br />
Mit einer Bauzeit von fünf Jahren und einem Investitionsvolumen von 25 Mio. €<br />
werden seit November 2019 die wasserbaulichen Anlagen an der Staustufe Steinhavel<br />
erneuert. Dazu kommt eine Fischaufstiegsanlage. Von Christian Knoll<br />
Schleuse Steinhavel<br />
Die Schleuse Steinhavel befindet<br />
sich bei km 64,60 der Oberen<br />
Havel-Wasserstraße, nordwestlich<br />
von Fürstenberg. Eine Schleuse<br />
existiert bereits seit 1840 in der<br />
sogenannten Steinhavel, einem<br />
wenig verbauten Abschnitt der<br />
Havel zwischen Menowsee und<br />
Röblinsee. Heute ist sie das brandenburgische<br />
Ausgangstor nach<br />
Norden in die Wassertourismusgebiete<br />
Mecklenburg-Vorpom -<br />
merns oder weiter über die Elde-<br />
Müritz-Wasserstraße zur Elbe.<br />
Weit über 50.000 Sportboote,<br />
selbstfahrende Hausboote und<br />
Fahrgastschiffe werden von Ende<br />
April bis Mitte Oktober jährlich<br />
geschleust. Das brandenburgische<br />
und mecklen burg-vorpommer -<br />
sche Fluss- und Seengebiet gilt als<br />
das größte Europas.<br />
Die Bauarbeiten in der Regie des Wasserstraßen-Neubauamt<br />
Berlin sind<br />
bereits in vollem Gange. Die Verkehrsfunktion<br />
der Oberen Havel-Wasserstraße<br />
soll damit auch für die Zukunft gewahrt<br />
und gleichzeitig eine ökologische Durchgängigkeit<br />
der Staustufe hergestellt werden.<br />
Denn die Anlage ist betagt und muss<br />
erneuert werden. Dabei sollen der<br />
Schleusenbetrieb automatisiert und die<br />
Situation an den Wartestellen verbessert<br />
werden.<br />
Im Zuge des ersten Bauloses wurde eine<br />
neue Wehrgrabenüberführung für die<br />
Baustellen- und Betriebsgeländezufahrt<br />
errichtet. Durch diese Arbeiten war der<br />
Schiffsverkehr nicht beeinträchtigt. Mit<br />
einem zweiten Baulos sollten im Winter<br />
2020/21 umfangreiche Bauarbeiten in<br />
den beiden Vorhäfen ausgeführt werden.<br />
An den Projekten werde weiter intensiv<br />
gearbeitet, heißt es.<br />
In Abstimmung mit dem Wasserstraßen-<br />
und Schifffahrtsamt Oder-Havel<br />
(Eberswalde) wurde die Schleuse Steinhavel<br />
vom 26. Oktober 2020 bis 30. April<br />
<strong>2021</strong> für den Schiffsverkehr gesperrt. In<br />
diesem Zeitfenster erfolgten dann in beiden<br />
Vorhäfen gleichzeitig Arbeiten zur<br />
Hangsicherung, den Ersatz der Ufereinfassungen<br />
und Wartestellen sowie Nassbaggerarbeiten<br />
zur Herstellung des Sollprofils<br />
im Gewässerbett.<br />
»Wie schon beim Ersatzneubau der<br />
Schleuse Fürstenberg/Havel in den Jahren<br />
2009/10 liegt unsere oberste Priorität<br />
darauf, die unvermeidbaren Schleusensperrzeiten<br />
einzuhalten«, erklärte Rolf<br />
Dietrich als Leiter des WNA Berlin. Aufgrund<br />
des umfangreichen Baugeräte -<br />
einsatzes an den Vorhäfen sei entschieden<br />
worden, den Ersatzneubau für<br />
die Schleuse selbst erst im Winterhalbjahr<br />
<strong>2021</strong>/22 auszuführen. Denn ein<br />
gleichzeitiges Arbeiten in den beiden<br />
Vorhäfen und am Ersatzneubau der<br />
Schleuse sei aufgrund des beengten Baufeldes<br />
nicht möglich, sagt Dietrich.<br />
Zuletzt wurde die südliche Begrenzungsspundwand<br />
für die neue Fisch-<br />
52 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
© WNA Berlin<br />
Neue fertige Wartestelle im Unteren Vorhafen der Schleuse Steinhavel<br />
aufstiegsanlage eingebaut. Diese Bauleistung<br />
wurde unter Vollsperrung des<br />
oberen Vorhafens der Schleuse ausgeführt<br />
und war ursprünglich erst in<br />
der nächsten Sperrzeit vom September<br />
<strong>2021</strong> bis Mai 2022 vorgesehen. Bevor<br />
die eigentliche Fischaufstiegsanlage errichtet<br />
werde, dient die Stahlspundwand<br />
zunächst als Einfassung für<br />
die benötigte Baugrube für den Ersatz<br />
des Mühlenwehres.<br />
»Dadurch vermeiden wir eine nochmalige<br />
Baustelleneinrichtung mit<br />
schweren schwimmenden Baugeräten<br />
und reduzieren ganz erheblich die Risiken<br />
für die Einhaltung der Schleusensperrzeit<br />
im Winterhalbjahr <strong>2021</strong>/22«,<br />
erklärte Andreas Meister als Baubevollmächtigter<br />
des WNA Berlin.<br />
Die neue Fischaufstiegsanlage ist den<br />
Angaben zufolge der bundesweit erste<br />
planfestgestellte Neubau einer bundeseigenen<br />
Anlage, seitdem der Gesetzgeber<br />
dem Bund die Herstellung der<br />
ökologischen Durchgängigkeit an den<br />
Bundeswasserstraßen als gesetzliche<br />
Aufgabe übertragen hat.<br />
Aufstieg für Welse<br />
Die Anlage ist auf ausgewachsene Welse<br />
mit einer Länge von 160 cm ausgelegt.<br />
Als Bauart wurde ein beckenartiger<br />
Fischpass mit vertikal durchgehenden<br />
Schlitzen gewählt. Der Fischpass werde<br />
über 19 Becken mit Abmessungen von<br />
5,83 m x 4,37 m (Länge x Breite) und einer<br />
Schlitzweite von 72 cm verfügen.<br />
Aufgrund der geringen Fallhöhe von<br />
etwa 1,82 m zwischen dem Ober- und<br />
Unterwasser des Wehres könne der<br />
Fischabstieg über die Anlage erfolgen.<br />
Der Weiterbau der Fischaufstiegsanlage<br />
könne jedoch erst nach dem Ersatz des<br />
Mühlenwehres erfolgen. Ihre Inbetriebnahme<br />
sei daher für das Frühjahr 2024<br />
vorgesehen, heißt es.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
53
HTG-INFO<br />
Veranstaltungen <strong>2021</strong><br />
31.<strong>05</strong>. WorkingGroup Junge HTG<br />
10.06. Forum HTG<br />
22.07. WorkingGroup Junge HTG<br />
01.–<br />
03.09. HTG Kongress<br />
21.09. WorkingGroup Junge HTG<br />
30.09. Forum HTG<br />
20.10. Workshop Consulting<br />
04.11. Forum HTG<br />
10.11. WorkingGroup Junge HTG<br />
18.11. Workshop Korrosionsschutz<br />
02.12. Kaimauerworkshop<br />
09.12. Weihnachtsmarkt Junge HTG<br />
Anmeldungen unter:<br />
www.htg-online.de/veranstaltungen<br />
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Forum HTG »Auf dem Weg<br />
zu null Emissionen in der Nassbaggerei«<br />
Online Veranstaltung am 10. Juni <strong>2021</strong>, 18:00 Uhr<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Eine der größten Aufgaben weltweit ist es, dem drohenden Klimawandel<br />
wirksam zu begegnen. Dabei müssen wir uns alle – privat<br />
und beruflich – auf teilweise drastische Veränderungen zum<br />
Schutz des Klimas einstellen. Das gilt auch für die Schifffahrtsindustrie<br />
und damit die Nassbaggerei.<br />
Im Forum HTG wollen wir am 10. Juni mit Ihnen über den richtigen<br />
Weg zu null Emissionen in der Nassbaggerei diskutieren und<br />
dabei versuchen, Antworten auf die folgenden Fragen zu finden:<br />
• Welche Änderungen des rechtlichen Rahmens können wir für<br />
eine emissionsarme Zukunft der Schifffahrt in Europa erwarten?<br />
• Welche Auswirkungen wird die nachhaltige Regulierung auf<br />
Schiffbauarbeiten bzw. Baggerarbeiten haben?<br />
Die richtige Antwort auf dem Weg zu einem nachhaltigen und<br />
wirtschaftlichen Geschäftsmodell wird voraussichtlich eine breite<br />
Palette von Techniken sein, die von Emissionsminderungstechniken<br />
bis zu alternativen Kraftstoffen und Antriebssystemen<br />
reicht. Es wird keine Ideallösung geben, die sofort alle Anforderungen<br />
erfüllt, aber z. B. die ULEV-Technologie in Kombination<br />
mit auf Biomasse basierenden Schiffskraftstoffen wie Biodiesel<br />
und Methanol, bildet einen guten Ausgangspunkt. Der falsche<br />
Weg wäre wohl, tatenlos auf marktreife Wasserstoffantriebe oder<br />
andere emissionsfreie Kraftstoffe zu warten.<br />
Referent an diesem Abend ist Michel Deruyck von der Jan de Nul<br />
Group. Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten.<br />
Anmeldemodalitäten: Anmeldungen bitte online unter<br />
https://www.htg-online.de/veranstaltungen/.<br />
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040 / 428 47–52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Tel. 040 / 428 47–21 78, service@htg-online.de<br />
54 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
HTG-INFO<br />
Fachausschuss<br />
Seeschifffahrtsstraßen, Hafen und<br />
Schiff der HTG und STG<br />
Vorsitzender: Dipl.-Ing. Thomas Rosenstein,<br />
c/o Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt<br />
Am Propsthof 51, 53121 Bonn,<br />
Tel.: 0228 42968–2430,<br />
Fax: 0228 42968–1155,<br />
E-Mail: thomas.rosenstein@wsv.bund.de<br />
1. Zielsetzung (Aufgabenstellung)<br />
Der gemeinsame Ausschuss der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft (HTG) und der<br />
Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG)<br />
erörtert Fragen des Betriebs, der Unterhaltung<br />
und des Ausbaus von Seeschifffahrtsstraßen<br />
und Häfen unter Berücksichtigung<br />
der Erfordernisse für die sichere<br />
und leichte Fahrt von Seeschiffen<br />
in engen Fahrrinnen sowie deren Manöver<br />
in den Fahrrinnen und Häfen.<br />
Zur Dimensionierung der verkehrsgerechten<br />
Breite und Tiefe von Fahrrinnen<br />
ist die Kenntnis über das tatsächliche<br />
Bewegungsverhalten großer Schiffe<br />
unter örtlichen Revierbedingungen<br />
wichtig.<br />
Von großer Bedeutung bei Ausbau- und<br />
Unterhaltungsmaßnahmen sowie der<br />
Seeschifffahrt sind heute auch wasserwirtschaftliche<br />
und ökologische Fragestellungen<br />
sowie der Einsatz moderner,<br />
technischer Navigationsunterstützungsdienste.<br />
2. Angaben zum Fachausschuss<br />
2.1 Mitglieder<br />
Der Ausschuss zählt gegenwärtig 17 Mitglieder.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
– Vertreter aus Bundes- und Landesorganisationen,<br />
– Vertreter der Hafenwirtschaft, Consultingfirmen<br />
und Versuchsanstalten,<br />
– Vertreter des Verbands Deutscher Reeder,<br />
des Germanischen Lloyds, des<br />
Deutschen Nautischen Vereins und des<br />
Bundesverbandes der See- und Hafenlotsen.<br />
2.2. Kooperation mit Dritten<br />
Kooperationen mit Dritten sind seitens<br />
des Fachausschuss gegenwärtig nicht vorgesehen.<br />
3. Ergebnisse der Ausschussarbeit<br />
3.1 Sitzungen des Fachausschusses im<br />
Berichtszeitraum<br />
Der Fachausschuss trifft sich üblicherweise<br />
jährlich zu zwei Sitzungsterminen.<br />
Der Ausschuss ist sehr stark von einem<br />
direkten, persönlichen Austausch geprägt.<br />
Im Jahr 2020 konnten daher aufgrund<br />
der Corona-Situation keine regulären<br />
Sitzungen durchgeführt werden.<br />
Die für den 18./19. März 2020 geplante<br />
und bereits vorbereitete 73. Sitzung bei<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co KG,<br />
musste abgesagt werden. Mehrere Ausweichtermine<br />
mussten immer wieder<br />
verschoben werden.<br />
Entsprechend der derzeitigen Entwicklung<br />
der Corona-Situation ist geplant, die<br />
73. Sitzung im Herbst dieses Jahres am<br />
selben Ort mit den gleichen Themen und<br />
Referenten durchzuführen. Das Thema<br />
der 73. Sitzung behandelt die Entwicklung<br />
von Fahrzeuggrößen in Bezug auf<br />
die Grenzen der Infrastruktur.<br />
Unabhängig dessen wurden die 2019 im<br />
Rahmen eines Positionspapiers festgehaltenen<br />
Ergebnisse zum Thema Anforderung<br />
an die Wasserstraßen- und<br />
Hafeninfrastruktur im Zeitalter der Digitalisierung<br />
im Jahr 2020 weitergetragen.<br />
Die Themen Digitalisierung, Netzverfügbarkeit<br />
und Autonome Schifffahrt wurden<br />
innerhalb des Beirates der HTG erörtert<br />
und als Zukunftsthemen identifiziert.<br />
Das BMVI hat die Anforderungen<br />
der Netzabdeckung an Wasserstraßen inzwischen<br />
aufgegriffen und u.a. auch im<br />
Masterplan Binnenschifffahrt platziert.<br />
– Allgemeine Themen für den Fachausschuss<br />
Der Fachausschuss konnte drei Interessenten<br />
für eine zukünftige Mitgliedschaft<br />
gewinnen und ist weiterhin um Nachwuchs<br />
bemüht. In dem Zusammenhang<br />
werden zukünftig auch die Belange der<br />
Hafenwirtschaft an der Ostsee vertreten<br />
sein. Insgesamt sieht sich der Ausschuss<br />
damit auf dem guten Weg einer stabilen<br />
und generationsübergreifenden Zukunft.<br />
Eine Mitgliedschaft in der HTG oder<br />
STG ist dabei Voraussetzung für eine<br />
Mitgliedschaft in einem Fachausschuss<br />
(neue Geschäftsordnung der HTG).<br />
Positionspapiere werden im Fachausschuss<br />
»Seeschifffahrtsstraßen, Hafen<br />
und Schiff« in Zukunft ein wichtiges Medium<br />
hinsichtlich der Außenwirkung<br />
sein.<br />
3.2 Weiteres Arbeitsprogramm<br />
Für das Jahr <strong>2021</strong> ist eine Fachausschusssitzung<br />
(Herbstsitzung) in Wilhelmshaven<br />
geplant.<br />
3.3 Durchgeführte Veranstaltungen<br />
Der Fachausschuss hat im Berichtsjahr<br />
2019 keine Veranstaltungen durchgeführt.<br />
3.4 Geplante Veranstaltungen<br />
Der Fachausschuss wird sich mit einem<br />
Vortrag beim geplanten HTG-Fachausschusstag<br />
(Termin noch offen) beteiligen.<br />
3.5 Veröffentlichungen des Fachausschusses<br />
Der Fachausschuss hat unter seinem Namen<br />
im Jahr 2020 keine Veröffentlichungen<br />
vorgenommen.<br />
Fragen zu den behandelten Themen können<br />
an den Fachausschuss über die<br />
E-Mail-Adresse (johannes.drolshagen@wsv.<br />
bund.de) herangetragen werden. Weitere<br />
Informationen zum Fachausschuss sind<br />
auf der Internetseite der HTG (www.htgonline.de)<br />
zu finden.<br />
Gez.<br />
Dipl.-Ing. Thomas Rosenstein<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
55
HTG-INFO<br />
Fachausschuss für Küstenschutzwerke<br />
der HTG und DGGT<br />
Vorsitzender: Dr.-Ing. Karsten Peters,<br />
Kontaktadresse: Ramboll Deutschland<br />
GmbH, Jürgen-Töpfer-Str. 48,<br />
22763 Hamburg, Tel.: 040 / 328 18–168,<br />
E-Mail: karsten.peters@ramboll.com,<br />
Internet: www.ramboll.de<br />
1. Zielsetzung<br />
Der Fachausschuss für Küstenschutzwerke<br />
(FAK) besteht seit 1972. Seine Aufgabe<br />
ist die Erarbeitung von Empfehlungen<br />
für Bauwerke des Küstenschutzes an<br />
Nord- und Ostsee sowie Erfahrungsaustausch<br />
und Diskussion unter den Mitgliedern.<br />
2. Angaben zum FAK<br />
Der FAK besteht aus Kollegen von den<br />
Küstenschutzverwaltungen der Länder,<br />
der Wasser – und Schifffahrtsverwaltung<br />
des Bundes, von Baufirmen und Ingenieurbüros.<br />
Der FAK hat zurzeit 29<br />
Mitglieder.<br />
3. Ausschussarbeit im Berichtsjahr<br />
3.1 Sitzungen<br />
Der FAK hat sich im Berichtszeitraum<br />
2020 zweimal zu einer Sitzung am<br />
06.<strong>05</strong>.2020 und 09.09.2020 getroffen.<br />
Corona bedingt fanden diese Sitzungen<br />
im digitalen Format statt.<br />
3.2 Arbeitsprogramm<br />
Der FAK ist für die Vertreter der Küstenländer<br />
eine sehr wichtige Plattform des<br />
länderübergreifenden fachlichen Austausches,<br />
um über aktuelle Bauvorhaben,<br />
Planungen, Ziele oder Entwicklungen im<br />
Küstenschutz zu sprechen. Dementsprechend<br />
wird Letzterem stets ausreichend<br />
Zeit im FAK eingeräumt. So<br />
wird dieser fachliche Austausch von den<br />
Mitgliedern auch in besonderer Weise<br />
wertgeschätzt und auch gezielt genutzt,<br />
um Themen anzusprechen und Lösungen<br />
nachzufragen. Dieses Format hat<br />
sich im FAK etabliert.<br />
Im Mai 2020 hat sich der FAK Corona<br />
bedingt erstmalig im digitalen Format<br />
zusammengefunden. Neben dem fachlichen<br />
Austausch unter den Kollegen<br />
lag der Schwerpunkt auf der Diskussion<br />
im Zuge der Vorbereitung des geplanten<br />
Sprechtages »50 Jahre FAK« in<br />
2022.<br />
In der weiteren zeitlichen Folge wurde<br />
der Sprechtag und dessen Programm<br />
durch eine kleinere Arbeitsgruppe und<br />
zugehörige digitale Besprechungen inhaltlich<br />
weiter untersetzt. Im August<br />
2020 wurden die Räumlichkeit mit dem<br />
Hotel Hafen Hamburg für den geplanten<br />
Sprechtag und der Termin (25.08.2022)<br />
reserviert und festgelegt. Diese Ergebnisse<br />
wurden dem FAK dann in der zweiten<br />
Sitzung am 09.09.2020 präsentiert.<br />
Der FAK beschäftigt sich weiterhin mit<br />
der Fortführung von Arbeiten zu Themen<br />
des Küsteningenieurwesens mit<br />
dem Ziel, resultierende Ergebnisse in<br />
Form von Statusberichten oder Empfehlungen<br />
zu veröffentlichen. Die folgende<br />
Tabelle gibt einen Überblick der Arbeitsgruppen<br />
und deren Status.<br />
3.3 Weiteres Arbeitsprogramm und<br />
Ausblick<br />
Der FAK wird auch weiterhin versuchen,<br />
den verschiedenen Themen und Zielsetzungen<br />
gerecht zu werden. Dafür werden<br />
immer wieder neue Wege gesucht.<br />
Auch auf der Mitgliederseite haben sich<br />
in 2020 wieder Veränderungen ergeben.<br />
Die Tatsache, dass mit dem FAK eine Informationsplattform<br />
von Fachkollegen<br />
aus unterschiedlichen Bereichen von der<br />
Verwaltung, über die Wirtschaft bis zur<br />
Forschung besteht und gepflegt wird, ist<br />
grundsätzlich als großer Erfolg zu bewerten.<br />
Arbeitsgruppe Status Grad der Fertigstellung<br />
AG 1 – Sickervorgänge im Deich<br />
Achmus, Pohl, Schüttrumpf, Temmler,<br />
Infiltrationsbedingte Prozesse in der Abdeckung<br />
von See- und Ästuardeichen und deren Einfluss<br />
auf die Standsicherheit, Die Küste, Heft 87 (2020) 100%.<br />
AG 2 – Bemessung und Unsicherheit In Bearbeitung 75%<br />
AG 3 – Küstenschutzstrategien<br />
Küstenschutzstrategien, Bericht einer<br />
FAK-Arbeitsgruppe, Die Küste, Heft 76 (2009) 100%<br />
AG 4 – Hochwasserschutzwände<br />
(Ausführungsbeispiele) In Bearbeitung 40%<br />
AG 6 – Deichverteidigung bei und nach Sturmflut In Bearbeitung 10%<br />
AG 7 – Deichvorland<br />
Bearbeitung wurde zurückgestellt<br />
AG 8 – Dünen als Hochwasserschutz In Bearbeitung 10%<br />
Neben der Arbeit in den Arbeitsgruppen befasst sich der FAK mit der Novellierung der EAK, die eine modulare Grundstruktur<br />
mit einem neuen übergeordneten Leitartikel erhalten wird. Die Bearbeitung läuft.<br />
56 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
JOBBÖRSE<br />
Duisport schafft 50.000 Arbeitsplätze<br />
In Duisburg sind rund 15 % aller Arbeitsplätze dem Hafen zuzurechnen. Daraus generiert<br />
sich jährlich eine Wertschöpfung in Höhe von knapp 1,9 Mrd. € für die Stadt. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine aktuelle Studie<br />
Der Duisburger Hafen (duisport)<br />
zählt zu den größten Arbeitgebern<br />
in der Rhein-Ruhr Region. duisport ist<br />
laut eigenen Angaben nicht nur wichtigster<br />
Hinterland-Hub und zentrale Logistikdrehscheibe<br />
Europas, sondern schreibt<br />
seit Jahrzehnten bedeutende Entwicklungsgeschichte<br />
in der Region. In regelmäßigen<br />
Abständen lässt duisport die<br />
Einflüsse des Binnenhafens auf den Arbeitsmarkt-<br />
und Wirtschaftscharakters<br />
der Stadt Duisburg und der Region im<br />
Detail erheben.<br />
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie<br />
des Berliner Marktforschungsinstitut Regionomica<br />
GmbH würden zeigen, wie der<br />
Duisburger Hafen seine kontinuierlich<br />
positive Entwicklung der vergangenen<br />
Jahre konstant halten und noch weiter<br />
ausbauen konnte.<br />
»Die nun veröffentlichten Studienergebnisse<br />
verdeutlichen eindrucksvoll,<br />
welch rasante Weiterentwicklung der<br />
Duisburger Hafen in den letzten Jahren<br />
vollzogen hat. Die Fakten sprechen für<br />
sich. Unserer duisport-Mannschaft, unseren<br />
langjährigen Kunden, mehr als 100<br />
Neuinvestoren in den letzten 20 Jahren<br />
sowie vielen mit dem Hafen verbundenen<br />
Dienstleistern gebührt mein ausdrücklicher<br />
Dank«, erklärte der duisport-Vorstandsvorsitzende<br />
Erich Staake.<br />
Zahlen im Detail<br />
Konkret sind nach den aktuellen Untersuchungsergebnissen<br />
insgesamt 51.580<br />
(2018: 46.510) Beschäftigte dem Duisburger<br />
Hafen direkt oder indirekt zuzuordnen.<br />
Im Jahr 1998 lang diese Zahl<br />
bei knapp 19.000.<br />
Allein in der Stadt Duisburg können<br />
26.760 Arbeitsplätze dem Duisburger<br />
Hafen zugerechnet werden. Das entspricht<br />
ca. 15 % aller Arbeitsplätze in der<br />
Stadt und einer absoluten Steigerung von<br />
12 % seit 2018, so die Studie. Ein langfristiger<br />
Vergleich zum Ende der 1990er Jahre<br />
zeige einen Zuwachs der Beschäftigtenverhältnisse<br />
um 150 %.<br />
Eine ebenfalls sehr erfreuliche Entwicklung<br />
weise die Wertschöpfung des<br />
Der Duisburger Hafen ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Metropolregion<br />
Als eine der ältesten Binnenreedereien im<br />
südwestdeutschen Raum suchen wir<br />
ab dem 3. Quartal <strong>2021</strong> einen<br />
selbstständig agierenden Unternehmer,<br />
der im Sinne von § 2 BinSchG als Charterer<br />
und Ausrüster mit einem unserer Trockengütermotorschiffe<br />
(Großtonnage: ca. 1.800-2.600 Tonnen, Länge 1<strong>05</strong> Meter)<br />
Binnenschifffahrt betreiben möchte.<br />
Eine partnerschaftliche und langfristige<br />
Zusammenarbeit wird angestrebt.<br />
Duisburger Hafens auf. In <strong>2021</strong> seien<br />
nach aktuellen Ergebnissen 3,6 Mrd. € erzielt<br />
worden (2018: 3,1 Mrd. €). Davon<br />
fallen knapp 1,9 Mrd. € auf die Stadt<br />
Duisburg, ein überproportionaler Zuwachs.<br />
»50.000 hafenabhängig Beschäftigte,<br />
das war eine vor Jahren geäußerte,<br />
persönliche Zielmarke. Ich bin<br />
sehr dankbar, dass es uns gelungen ist,<br />
dies zu erreichen«, so Erich Staake. RD<br />
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62 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
RECHT<br />
Passivlegitimation<br />
und Verjährung bei<br />
Schiffshavarien<br />
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Der Kläger trägt die Darlegungs- und Beweislast dafür, dass der in Anspruch genommene Beklagte Schiffseigner oder Ausrüster des<br />
Schiffes iSd §§ 1–3 BinSchG ist, dessen Besatzung die Havarie schuldhaft verursacht haben soll. Obwohl die Ausrüstereigenschaft auf<br />
Tatsachen und nicht auf einer formalen Rechtsposition beruht, gelten Grundsätze des Anscheinsbeweises hier nicht.<br />
Der Charterer kann gemäß § 5c Abs. 1 Nr. 1 BinSchG einem Ausrüster gleichzusetzen sein, dies gilt regelmäßig aber nur, wenn er Schiffsverwender<br />
ist und der Schiffsführer in seinen Diensten steht, also von ihm abhängig ist und seinem Direktionsrecht unterliegt. Eine<br />
Haftung als Schein-Ausrüster gibt es im rechtsgeschäftlichen Bereich, nicht aber im Bereich der deliktischen Haftung.<br />
Versäumt es der Kläger, sich Auskünfte zu den Rechtsverhältnissen am gegnerischen Schiff geben zu lassen, ist es den Interessenten des<br />
Schiffes nicht nach Treu und Glauben verwehrt, sich auf mangelnde Passivlegitimation zu berufen<br />
Die Verjährung wird durch Klageerhebung nur gehemmt, wenn eine wirksame Zustellung alsbald erfolgt. Es ist Sache des Klägers und<br />
nicht des Gerichtes, die Klage von vornherein rechtzeitig und sorgfältig auf Schreibfehler zu überprüfen und die gewünschte Zustellungsart<br />
mitzuteilen, um eine demnächst erfolgende Klagezustellung zu ermöglichen.<br />
Urteil des Schiffahrtsgerichtes Bremen<br />
vom 12. März <strong>2021</strong>, Az. 11 C 1/20, nicht<br />
rechtskräftig.<br />
… hat das Amtsgericht Bremen … für<br />
Recht erkannt:<br />
Die Klage wird abgewiesen.<br />
Aus dem Tatbestand<br />
Die Klägerin macht Schadensersatzansprüche<br />
… des Eigners der Motoryacht<br />
»Midnight Mover« … aus einem behaupteten<br />
Anfahrschaden geltend, der während<br />
der Liegezeit der Yacht an ihrem<br />
Stammliegeplatz in der Lesum bei der<br />
Bootswerft W. entstanden und am 13. oder<br />
14.06.2018 bemerkt worden sein soll. Verursacher<br />
soll das niederländische Baggerschiff<br />
M/S »Arie Cornelis« gewesen sein.<br />
Die Klägerin behauptet, Eignerin der<br />
»Arie Cornelis« sei die Beklagte zu 1) gewesen,<br />
Schiffsführer der Beklagte zu 2).<br />
Jedenfalls habe die Beklagte zu 1) sich<br />
vorgerichtlich hinsichtlich ihrer Passivlegitimation<br />
rügelos eingelassen sowie ihre<br />
Haftung ausdrücklich anerkannt und<br />
hafte schon deshalb. Zudem sei es die<br />
Beklagte zu 1) gewesen, die vom Sportamt<br />
Bremen [Streitverkündete] mit Baggerarbeiten<br />
im Bereich des Sportboothafens<br />
Grohn beauftragt gewesen sei, die<br />
hierzu das Schiff gechartert habe und<br />
deshalb Ausrüsterin sei. Schließlich hafte<br />
sie auch vertraglich aufgrund des mit der<br />
Streitverkündeten abgeschlossenen Vertrages<br />
nach den Grundsätzen des Vertrages<br />
mit Schutzwirkung für Dritte.<br />
An der Motoryacht seien äußerlich<br />
Schleifspuren an der Steuerbordseite<br />
festgestellt worden ... Die Beschädigungen<br />
seien nach den polizeilichen Ermittlungen<br />
und den eigenen Feststellungen<br />
des von der Beklagten zu 1) beauftragten<br />
Sachverständigen durch eine Anfahrung<br />
durch das Baggerschiff »Arie Cornelis«<br />
im backbord-seitigen Heckbereich am<br />
12.06.2018 um 0:43 Uhr verursacht worden.<br />
Die Anfahrung habe der Beklagte zu<br />
2) zugegeben, auch seien am Baggerschiff<br />
korrespondierende Abrieb-/Unfallspuren<br />
festgestellt worden. Zudem habe<br />
der durch den Versicherer der Beklagten<br />
zu l) beauftragte Sachverständige S die<br />
Schadensverursachung gleichfalls festgestellt<br />
…<br />
Die Klägerin beantragt,<br />
die Beklagten als Gesamtschuldner zu<br />
verurteilen, an sie 70.490,13 EUR nebst<br />
Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten<br />
über dem Basiszinssatz seit 13.11.2019 zu<br />
zahlen.<br />
Die Beklagten und die Nebenintervenientinnen<br />
beantragen,<br />
die Klage abzuweisen.<br />
Die Beklagten bestreiten, dass Baggerschiff<br />
»Arie Cornelis« die Motoryacht stillliegend<br />
angefahren hat. Die Anfahrspuren<br />
an der Motoryacht stammten auch<br />
nicht von der »Arie Cornelis«; zudem<br />
müsse bestritten werden, dass diese<br />
nicht bereits vor dem 11. Juni 2018 vorhanden<br />
waren …<br />
Eigentümerin der »Arie Cornelis« sei die<br />
HIS B.V. [Nebenintervenientin zu 1)], der<br />
das Schiff gehöre im Sinne des § 2 Abs. 1<br />
BinSchG. Zur Binnenschifffahrt verwendet<br />
werde das Schiff durch HI B.V. [Nebenintervenientin<br />
zu 2)], die das Schiff bemanne<br />
und Ausrüster sei. Das Schiff sei weiter<br />
versichert über HIM B.V.. Die genannten<br />
Gesellschaften seien selbständige Gesellschaften<br />
mit beschränkter Haftung, die<br />
nicht mit der Beklagten zu 1) identisch seien.<br />
Die Schadensverursachung sei weder<br />
ausdrücklich, noch durch allgemeine Erklärungen<br />
oder Hinweise auf Versicherungen,<br />
oder durch eine Schadenaufnahme<br />
durch einen verantwortlich gestellten Versicherer<br />
oder aber die vorgerichtliche anwaltliche<br />
Vertretungsanzeige »für die Interessenten<br />
des Kranschiffs »Arie Cornelis«<br />
anerkannt worden. Die Schadenaufnahme<br />
stehe stets unter dem Vorbehalt »soweit<br />
eine Haftung dem Grunde nach bestehe«,<br />
die Vertretungsanzeige beinhalte<br />
keine Zugeständnisse zu Eignerschaft,<br />
Ausrüstereigenschaft, Schiffsführer. Die<br />
Fehlbezeichnung des Beklagten zu 2) in<br />
der Klage (»I Fun S«) müsse die sich allein<br />
die Klägerin zurechnen.<br />
Schließlich seien Ansprüche gegen den<br />
Schiffsführer I van S und den Ausrüster<br />
HI B.V. seit 14.06.2020 verjährt, hätte es<br />
die behauptete Anfahrung gegeben …<br />
Aus den Entscheidungsgründen<br />
Die zulässige Klage ist nicht begründet.<br />
Die Klägerin hat keine Schadensersatzansprüche<br />
gegen die Beklagten aus überge-<br />
(Sammlung Seite 2700)<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
63
RECHT<br />
gangenem Recht des Geschädigten des<br />
behaupteten Schiffsunfalles vom Juni<br />
2018.<br />
I. Es bedarf deshalb keiner weiteren Aufklärung<br />
über Einzelheiten, Folgen und<br />
Ausmaß der behaupteten Anfahrung der<br />
Motoryacht »Midnight Mover« durch das<br />
Baggerschiff »Arie Cornelis«, weil die geltend<br />
gemachten Ansprüche schon aus<br />
Rechtsgründen nicht bestehen …<br />
II. Die Klägerin hat keine Schadensersatzansprüche<br />
gegen die Beklagte zu 1).<br />
Schadensersatzansprüche sind nicht gemäß<br />
§ 92b BinSchG begründet. Danach<br />
ist der Schiffseigner im Falle eines durch<br />
Verschulden der Besatzung herbeigeführten<br />
Schadens zum Schadensersatz verpflichtet.<br />
Die Beklagte zu 1) ist aber nicht Schiffseignerin.<br />
Das hat die Klägerin zwar in der Klage<br />
noch unter Beweisantritt von Zeugenbeweis<br />
und unter Bezugnahme auf die Ermittlungsakte<br />
der Wasserschutzpolizei<br />
behauptet. Die angebotenen Beweise<br />
sind allerdings ungeeignet. Die benannten<br />
Zeugen können offensichtlich über<br />
die Eigentumsverhältnisse nichts aussagen,<br />
die Ermittlungsakte enthält nur Kopien<br />
des Schiffszertifikats der beschädigten<br />
Motoryacht. Nach dem von der Beklagten<br />
vorgelegten niederländischen Registerblatt<br />
ist die Eignerin des Baggerschiffs<br />
die Nebenintervenientin zu 1). So<br />
hat es die Beklagte auch durchweg im<br />
Rechtsstreit vorgetragen und die Klägerin<br />
zuletzt auch nicht mehr bestritten.<br />
Die Beklagte zu 1) ist für die behaupteten<br />
Schäden aber auch nicht deshalb haftbar<br />
zu machen, weil sie, wie die Klägerin<br />
meint, sich hinsichtlich der Passivlegitimation<br />
vorgerichtlich rügelos eingelassen<br />
hätte. Die vermeintliche rügelose Einlassung<br />
kann zum einen keinen Anspruch<br />
begründen …<br />
Die Beklagte zu 1) haftet auch nicht als<br />
Ausrüster i.S. von § 2 BinSchG wie ein<br />
Schiffseigner. Nach § 2 Abs. 1 BinSchG<br />
wird derjenige Dritten gegenüber als<br />
Schiffseigner behandelt, der ein ihm nicht<br />
gehöriges Schiff zur Binnenschifffahrt verwendet<br />
und es entweder selbst führt oder<br />
die Führung einem Schiffer anvertraut.<br />
Die Beklagte hat mit hinreichender Begründung<br />
ausgeführt, dass nicht sie, sondern<br />
die Nebenintervenientin zu 2) das<br />
Baggerschiff zur Binnenschifffahrt verwendet,<br />
indem sie u.a. das Schiff bemanne<br />
…<br />
Die Darlegungs- und Beweislast für alle<br />
Umstände, die die Ausrüstereigenschaft<br />
begründen, trägt aber grundsätzlich derjenige,<br />
der einen Ausrüster als solchen in<br />
Anspruch nimmt. Die Beurteilung der<br />
Ausrüstereigenschaft richtet sich dabei<br />
zwar nicht nach einer formalen Rechtsposition,<br />
sondern nach der tatsächlichen<br />
Verwendung des Schiffs zur Binnenschifffahrt<br />
gleich einem Schiffseigner. Grundsätze<br />
des Beweises des ersten Anscheins<br />
gelten hier aber nicht. (OLG Karlsruhe,<br />
Urteil vom 1. 2. 2008 – 22 U 1/07 <strong>BS</strong>ch, ZfB<br />
2008, Sammlung Seite 1985 f.). Die Klägerin<br />
(ergänze: »hat« d.Red.) aber keinerlei<br />
Tatsachen vorgetragen.<br />
Soweit die Klägerin behauptet, die Beklagte<br />
zu 1) habe das Schiff gechartert,<br />
fehlt jeder begründende Tatsachenvortrag<br />
oder Nachweis. Zwar kann der Charterer<br />
gemäß § 5c Abs. 1 Nr. 1 BinSchG dem<br />
Ausrüster gleichzusetzen sein. Regelmäßig<br />
gilt aber, dass der Schiffsverwender<br />
nur dann Ausrüster ist, wenn der Schiffsführer<br />
in seinen Diensten steht, also von<br />
ihm abhängig ist und seinem Direktionsrecht<br />
unterliegt. (Koller, 10. Aufl. 2020 Rn.<br />
1, BinSchG § 5c Rn. 1) Dies zu belegen,<br />
wäre aber Sache der Klägerin gewesen,<br />
der sie nicht nachgekommen ist …<br />
Eine Haftung als »Schein-Ausrüster« gibt<br />
es nur im rechtsgeschäftlichen Bereich,<br />
kommt im Rahmen der Haftung aus unerlaubter<br />
Handlung, insbesondere für Havarieforderungen,<br />
jedoch nicht in Betracht<br />
(OLG Karlsruhe aaO.) …<br />
Die Beklagte zu 1) hat die Haftung für den<br />
behaupteten Anfahrungsschaden auch<br />
nicht durch Verweise auf einen Versicherer<br />
anerkannt. Weder ist hier vorgetragen,<br />
ob die Beklagte als Betreiberin des Schiffes<br />
auf die Versicherung verweist, oder<br />
im Namen der Betreiberin oder Eignerin.<br />
Darüber hinaus ersetzt der vorsorgliche<br />
und frühzeitige Verweis auf den Versicherer<br />
gerade nicht die Darlegungs- und Beweislast<br />
des Geschädigten.<br />
Der Beklagten zu 1) ist es auch nicht unter<br />
dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben<br />
gem. § 242 BGB verwehrt, im vorliegenden<br />
Rechtsstreit ihre mangelnde Passivlegitimation<br />
geltend zu machen. Daran<br />
ändert nichts, dass diese Frage vorgerichtlich<br />
offenbar noch keine Rolle spielte<br />
und die anwaltlich beratene Beklagte zu<br />
1) vorgerichtlich mit der Klägerin korrespondiert<br />
hat …<br />
Auch für eine Sachwalterhaftung der<br />
Beklagten zu 1) aufgrund des angeblich<br />
zwischen der Beklagten zu 1) und dem<br />
Sportamt Bremen geschlossenen Vertrag<br />
hat die Klägerin nicht hinreichend vorgetragen<br />
…<br />
III. Die Klägerin hat auch keine Schadenersatzansprüche<br />
gegen den Beklagten zu<br />
2) als verantwortlichem Schiffsführer zum<br />
Zeitpunkt der behaupteten Schädigung<br />
gemäß §§ 7, 92f BinSchG; sofern überhaupt<br />
Ansprüche bestanden haben, sind<br />
diese jedenfalls gemäß § 118 BinSchG<br />
verjährt …<br />
§ 118 Abs. 1 BinSchG ordnet eine besondere<br />
Verjährung der Ansprüche aus dem<br />
Zusammenstoß von Schiffen an. Sie verjähren<br />
mit einer Frist von zwei Jahren,<br />
beginnend mit dem Zusammenstoß, hier<br />
also spätestens am 14.06.2020.<br />
Die Verjährung ist nicht durch Klageerhebung<br />
gemäß § 204 BGB gehemmt worden.<br />
Gemäß § 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB hat die Erhebung<br />
der Klage auf Leistung oder auf<br />
Feststellung des Anspruchs die Hemmung<br />
der Verjährung zur Folge. Die Verjährungshemmung<br />
setzt grundsätzlich<br />
die wirksame Zustellung der Klage an<br />
den Beklagten voraus, wobei die rechtzeitige<br />
Einreichung der Klage bei Gericht vor<br />
Ablauf der Verjährungsfrist nur dann genügt,<br />
wenn die Zustellung »demnächst«<br />
erfolgt. Dabei hat der Kläger grundsätzlich<br />
alles ihm Mögliche zu tun, um die<br />
rechtzeitige Klagezustellung zu ermöglichen.<br />
Daran fehlte es vorliegend jedoch.<br />
Hier ist die Klage dem Beklagten zu 2)<br />
nämlich zu Händen des Prozessbevollmächtigten<br />
erst am 17.08.2020 und mithin<br />
deutlich nach Eintritt der Verjährung zugestellt<br />
worden, nachdem durch Beschluss<br />
vom 10.08.2020 die Fehlbezeichnung<br />
des Beklagten zu 2) in der ursprünglichen<br />
Klage berichtigt worden<br />
war.<br />
Dem steht auch nicht entgegen, dass<br />
auch die unrichtige Bezeichnung des Beklagten<br />
genügt hätte, wenn diesem die<br />
Klage rechtzeitig zugestellt worden wäre.<br />
Insofern kommt es für die Frage, wer<br />
Partei eines Rechtsstreites ist, richtigerweise<br />
nicht auf die richtige Schreibweise<br />
des Parteinamens oder die richtige Bezeichnung<br />
an, soweit erkennbar ist, wer<br />
verklagt werden sollte. Hier allerdings<br />
war es für das Gericht anhand der Klageschrift<br />
weder erkennbar, dass der Prozessbevollmächtigte<br />
auch für den<br />
Schiffsführer zustellungsbevollmächtigt<br />
sein könnte, denn die Klägerin hatte<br />
ausdrücklich die Bevollmächtigung nur<br />
für die Beklagte zu 1) angegeben. Dies<br />
gilt selbst noch für den Schriftsatz vom<br />
16.07.2020. Erst durch den Schriftsatz<br />
des Prozessbevollmächtigten der Beklagten<br />
vom 28.07.2020 ist die Zustellbevollmächtigung<br />
auch für den (richtig bezeichneten)<br />
Beklagten zu 2) mitgeteilt<br />
worden.<br />
Auch die Zustellung an den Beklagten zu<br />
2) persönlich war mit den in der Klage<br />
mitgeteilten Daten nicht möglich …<br />
64 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
(Sammlung Seite 2701)
RECHT<br />
Hier wäre es zweifellos an der Klägerin<br />
gewesen, der der richtige Name des Beklagten<br />
– im Gegensatz zu dem Gericht –<br />
bekannt war, die Klage von vorneherein<br />
rechtzeitig und sorgfältig auf Schreibfehler<br />
überprüft unter Mitteilung der gewünschten<br />
Zustellungsart einzureichen<br />
und damit eine »demnächst« erfolgende<br />
Klagezustellung zu ermöglichen. Die jetzt<br />
eingereichten Anlagen, die zweifellos bei<br />
rechtzeitiger Kenntnis eine reibungslose<br />
Zustellung ermöglich hätten, lagen dem<br />
Gericht erstmals mit Schriftsatz vom<br />
0l.03.<strong>2021</strong>, also lange nach eingetretener<br />
Verjährung vor, Ist die Zustellung unwirksam,<br />
kann Heilung wegen § 189 ZPO nur<br />
ex nunc eintreten.<br />
Die Verjährung ist auch nicht gemäß §<br />
203 BGB durch Verhandlungen gehemmt<br />
gewesen …<br />
Selbst bei weiter Auslegung des Begriffs<br />
des Verhandelns ist auch nach der seitens<br />
der Klägerin zuletzt zitierten Entscheidung<br />
des BGH (Urteil vom<br />
19.12.2013, IX ZR 120/11) ist es erforderlich,<br />
dass der Verpflichtete sich auf Erörterungen<br />
einlässt. Dabei ist dem Schreiben<br />
der Bevollmächtigten der Klägerin<br />
vom 29.10.2019 nichts Anderes zu entnehmen,<br />
als dass die Beklagtenseite sich<br />
gerade nicht (mehr) auf Erörterungen<br />
eingelassen hat, demnach gerade nicht<br />
verhandelt hat, sondern die Regulierung<br />
bis dato offenbar abgelehnt hatte …<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die Entscheidung referiert in zutreffender<br />
Weise die bisherige Rechtsprechung zur<br />
Schiffseigner/Schiffsausrüster-Eigenschaft.<br />
Das Gericht hat sich auch mit § 5c Abs. 1<br />
Nr. 1 BinSchG auseinandergesetzt, der<br />
nicht nur den Ausrüster (§ 2 Abs. 1<br />
BinSchG) dem Schiffseigner gleichstellt,<br />
sondern zugleich den Eigentümer und<br />
den Charterer, sowie in Ziffer 2 und 3<br />
den Berger und Personen, für die der<br />
Schiffseigner haftet. § 5c BinSchG ist<br />
erst lange nach den §§ 1–3 BinSchG in<br />
das Gesetz eingefügt worden und zwar<br />
in der Umsetzung des CLNI 1988 durch<br />
das Gesetz zur Änderung der Haftungsbeschränkung<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
vom 25. August 1998. Wie der Wortlaut<br />
des § 5c Abs. 1 S. 1 BinSchG unmissverständlich<br />
klarstellt, gilt diese Gleichsetzung<br />
mit dem Schiffseigner nur »bei der<br />
Anwendung der Vorschriften über die<br />
Haftungsbeschränkung«. Die §§ 1–3<br />
BinSchG sind aber keine Vorschriften<br />
über die Haftungsbeschränkung, sondern<br />
vielmehr Vorschriften über die Passivlegitimation<br />
bei Besatzungsverschulden,<br />
also die adjektizische Haftung des<br />
Schiffseigner/Ausrüsters, und sind deshalb<br />
Vorschriften über die Haftungsbegründung,<br />
respektive -zurechnung. Deshalb<br />
kann aus der Gleichsetzung des<br />
Schiffseigners mit dem Charterer in § 5c<br />
Abs. 1 S. 1 BinSchG nicht geschlossen<br />
werden, dass der Charterer auch<br />
Schiffseigner oder Ausrüster im Sinne<br />
der §§ 1 ff. BinSchG oder diesen gleichgestellt<br />
ist.<br />
Dieser Unterschied ist in der zitierten Entscheidung<br />
nicht sehr deutlich herausgearbeitet,<br />
im Ergebnis aber richtig stellt das<br />
Gericht fest, dass der Chartervertrag alleine<br />
nicht dazu führt, dass der Charterer<br />
zum Ausrüster wird, vielmehr müssen die<br />
Kriterien, die gemäß § 2 Abs. 1 BinSchG<br />
den Eigentümer zum Ausrüster machen<br />
auch für den Charterer vorliegen. Der<br />
Charterer wird nur zum Ausrüster des<br />
Schiffes, wenn er es zur Binnenschifffahrt<br />
verwendet und es entweder selbst führen<br />
oder die Führung einem Schiffer anvertraut,<br />
wie das Schifffahrtsgericht Bremen<br />
kurz aber zutreffend ausgeführt hat. (Dazu<br />
auch v.Waldstein/Holland, BinSchR, 5.<br />
Auflage,, § 2 BinSchG Rn. 5 f.).<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer<br />
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(Sammlung Seite 2702)<br />
Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
bis Sammlung S. 27<strong>05</strong><br />
65
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
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Big Brother is watching you …<br />
Seit längerem diskutieren wir auf europäischer<br />
Ebene, ob und wie die Arbeitszeiten<br />
in der Binnenschifffahrt künftig<br />
auf digitaler Basis aufgezeichnet und kontrolliert<br />
werden sollen – und das im Zusammenhang<br />
verschiedener Vorhaben.<br />
Zum einen gibt es die Initiative der<br />
EU-Kommission, digitale Tools zu etablieren,<br />
die auf dem Schiff Informationen<br />
aufzeichnen und Zugang zu diesen Informationen<br />
geben können. Coronabedingt<br />
wurde die Initiative »Digital Tools« aber<br />
erst vor kurzem wieder aufgegriffen. Neben<br />
Zeugnissen, Schifferdienstbüchern<br />
und Bordbüchern in digitaler Form, die<br />
eher unproblematisch sein dürften, enthalten<br />
einige der politischen Optionen<br />
den Vorschlag, auch die Arbeitszeit der<br />
Besatzungsmitglieder in Echtzeit digital<br />
aufzuzeichnen und ggf. auch Behörden<br />
der Zugriff darauf zu erlauben.<br />
Darüber hinaus geht es um die Erarbeitung<br />
einer europäischen Besatzungsordnung,<br />
über die an dieser Stelle<br />
bereits mehrfach berichtet wurde. Alle<br />
Beteiligten sind sich einig, dass Besatzungsregelungen<br />
gut und effektiv kontrollierbar<br />
sein müssen. Dies liegt auch<br />
im Interesse eines fairen Wettbewerbs<br />
und der Vermeidung von Missbrauch.<br />
Das, was vor allem von Seiten der ETF<br />
(Europäische Transportarbeiter Gewerkschaft)<br />
gefordert wird, geht aber weit darüber<br />
hinaus. Nach deren Vorstellungen<br />
soll eine automatische, digitale Erfassung<br />
der Arbeitszeit mit der Möglichkeit einer<br />
Fernkontrolle erfolgen.<br />
In der letzten Sitzung des Sozialen Dialoges<br />
wurde seitens der ETF zur Veranschaulichung<br />
ein entsprechendes System<br />
vorgestellt. Als Grundlage hierfür<br />
soll ein Safety Offshore System (SOS)<br />
dienen, das zur Auffindung von vermissten<br />
und möglicherweise über Bord<br />
gegangenen Personen eingesetzt wird.<br />
Um eine Person lokalisieren zu können,<br />
ist es erforderlich, dass diese einen kleinen<br />
Sensor irgendwo am Körper trägt,<br />
der Informationen in Echtzeit übermittelt.<br />
Das System basiert auf einem<br />
ständigen Datenaustausch. Wenn die<br />
Person im Bordsystem nicht mehr sichtbar<br />
ist, wird ein Alarm ausgelöst.<br />
Vorgestellt wurde es von Peter Acke,<br />
Inhaber einer belgischen Consulting Firma,<br />
der dieses System auf Arbeitszeiten<br />
an Bord eines Binnenschiffs für übertragbar<br />
hält. Seiner Auffassung nach<br />
könnte die Erfassung der Arbeitszeit an<br />
ein solches System gekoppelt werden.<br />
Wenn sich das Besatzungsmitglied in<br />
der Kabine befindet, hat es Ruhezeit,<br />
wenn es an Deck ist, hat es Arbeitszeit.<br />
In der Küche muss man dann mal schauen<br />
– alles könne mit Algorithmen festgelegt<br />
werden, sagt Acke. So einfach kann<br />
die Welt sein!<br />
Was auf Offshore-Plattformen oder<br />
Seeschiffen als Sicherheitssystem möglicherweise<br />
sinnvoll isz, eignet sich lange<br />
noch nicht als Arbeitszeiterfassungssystem<br />
in der Binnenschifffahrt.<br />
Weder geeignet noch angemessen<br />
Zunächst begegnet es ganz praktischen<br />
Problemen, denn der Aufenthaltsort eines<br />
Besatzungsmitgliedes sagt gar nichts<br />
darüber aus, ob gearbeitet wird oder<br />
nicht. Ein Besatzungsmitglied möchte in<br />
seiner Ruhezeit sicher nicht auf den Aufenthalt<br />
in der Wohnung eingeschränkt<br />
werden. Man bewegt sich an Deck, bei<br />
gutem Wetter wird vielleicht gegrillt, man<br />
trinkt einen Kaffee im Steuerhaus und<br />
unterhält sich. Viele Situationen sind vorstellbar,<br />
in denen über den Aufenthaltsort<br />
Arbeitszeit angezeigt würde, in Wirklichkeit<br />
aber Ruhezeit ist. Umgekehrt ist dies<br />
genauso möglich, wenn ein Besatzungsmitglied<br />
zum Beispiel das Schiff verlässt,<br />
um Material einzukaufen. Auch eine<br />
Koppelung an die Schiffsbewegung ist<br />
untauglich.<br />
Es wird immer wieder die Tatsache<br />
vernachlässigt, dass die Arbeit an Bord<br />
eines Binnenschiffs nicht mit einem Arbeitsplatz<br />
an Land zu vergleichen ist, den<br />
man eben nur zur Arbeit aufsucht und<br />
danach wieder verlässt. An Bord wird gearbeitet<br />
und gelebt, und auch der Arbeitsrhythmus<br />
ist ein anderer als bei einem<br />
klassischen Acht-Stunden-Tag. Dies<br />
lässt sich mit dem System nicht abbilden.<br />
Was aber wesentlich bedenklicher sein<br />
dürfte, ist die permanente Überwachung<br />
eines Besatzungsmitgliedes. Es basiert<br />
darauf, dass das betreffende Besatzungsmitglied<br />
einen Sensor am Körper trägt,<br />
zum Beispiel als Armband, über das es<br />
ständig nicht nur in einem entsprechenden<br />
Bordsystem sichtbar wäre,<br />
sondern seine Daten auch durch die<br />
überwachenden Behörden abrufbar wären-<br />
Big brother is watching you!<br />
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt,<br />
dass die Arbeitszeitrichtlinie für<br />
die Binnenschifffahrt in keiner Weise eine<br />
Rechtsgrundlage für ein solches Überwachungssystem<br />
darstellt und auch die<br />
Entscheidung des EuGH aus dem letzten<br />
Jahr zur Arbeitszeiterfassung keine derartige<br />
Überwachung fordert.<br />
Es ist schon erstaunlich, wie locker<br />
zum Teil über Fragen wie Mitarbeiterdatenschutz,<br />
Dauerüberwachung als<br />
Stressfaktor oder auch das Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
hinweggegangen wird. Für<br />
uns ist jedenfalls eine derartige Überwachung<br />
eine völlig absurde Vorstellung.<br />
Unser Committe Social & Education<br />
der IWT-Platform befasst sich schon seit<br />
längerem mit dem Thema und hat eigens<br />
eine Arbeitsgruppe gegründet, in der<br />
auch Partikulierunternehmen mitarbeiten.<br />
Es ist klar, dass eine vernünftige<br />
Erfassung von Arbeitszeiten und Ruhezeiten,<br />
die in Zukunft sicher digital erfolgen<br />
wird, notwendig ist – aber bitte mit<br />
Augenmaß und unter der Berücksichtigung<br />
der Interessen von Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber.<br />
Wichtig ist dabei eine ausreichende<br />
Transparenz für beide Seiten, die auch eine<br />
beiderseitige Kontrolle und Bestätigung<br />
ermöglicht, so wie es in der Arbeitszeitrichtlinie<br />
vorgesehen ist. Ein System,<br />
wie das im Sozialen Dialog vorgestellte,<br />
ist für uns nicht akteptabel.<br />
66 Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
ArcelorMittal Europe ............................................................................ 53<br />
BRAUER Maschinentechnik AG ........................................................... 6<br />
DANUBIA Speicherei Ges. m.b.H. ....................................................... 35<br />
DGzRS ...................................................................................................... 65<br />
EM Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ..................... 33<br />
Fischer Abgastechnik GmbH & Co. KG .............................................. 23<br />
Haeger & Schmidt Logistics GmbH .................................................... 11<br />
Hegemann GmbH – Werft .................................................................... 51<br />
HGK Shipping GmbH .............................................................................. 7<br />
HJS Emission Technology GmbH & Co . KG ..................................... 18<br />
Honeck Waldschütz Energie GmbH ...................................................... 3<br />
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ............................................ 31<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 20<br />
Jobbörse ................................................................................................... 57<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ................................................. U4<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH ................................................ 51<br />
Schweizerische Rheinhäfen .................................................................. 48<br />
Sennebogen GmbH ............................................................................ Titel<br />
Shell Deutschland Oil GmbH ............................................................. U2<br />
TEHAG Deutschland GmbH ................................................................ 21<br />
TERBERG Spezialfahrzeuge GmbH ..................................................... 37<br />
Volvo Penta Central Europe GmbH ..................................................... 19<br />
VSV VEREINIGTE SCHIFFS-VERSICHERUNG V.A.G. ................ 17<br />
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />
Wessels GmbH ....................................................................................... 30<br />
Wittig GmbH ............................................................................................. 5<br />
Zweckverband Häfen im Landkreis Kelheim ...................................... 47<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
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Prof. Peter Tamm †<br />
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
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Geschäftsführung<br />
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Redaktion<br />
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
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Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
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Redaktionsbeirat<br />
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Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V., Hamburg;<br />
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Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
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Binnenschifffahrt <strong>05</strong> | <strong>2021</strong><br />
67
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